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Titel:
Kriegerische Weihnacht Autor: Lomearni
Aufgeregt lief Legolas in seinem Zimmer auf und ab.
Endlich war es soweit – Heiligabend.
Ob er wohl das Geschenk bekommen würde, das er sich schon
seit 3 Jahren wünschte?
Jedes Jahr hatte er gehofft es endlich unter dem
Weihnachtsstern zu finden, doch bisher hielten ihn seine Eltern für zu jung
dafür.
Dabei war er doch schon ein großer Krieger!
Sogar Belegithron, der Berater seines Vaters, flüchtete vor
ihm, wenn er sein edles Schwert Maeglam zog.
Gut, er musste zugeben, dass dieser beim Wegrennen eher lachte
als ein erschrecktes Gesicht zu machen und Maeglam war, da es sich um ein
Holzschwert handelte, wohl doch nicht ganz so scharf, wie es sein Name vermuten
ließ, aber jeder Krieger hat einmal klein angefangen.
Unruhig zupfte der kleine Elbenprinz an seiner
mitternachtsblauen Festtagsrobe.
Das man sich zu Festen aber auch immer so fein anziehen
musste und dann auch noch diese lange Wartezeit!
Bestimmt würde er hier noch vor Ungeduld sterben, wenn sein
Vater ihn nicht bald holen würde!
Ein Geräusch von draußen ließ ihn herumfahren.
Neugierig drückte er seine Nase an den Holzläden platt, die
sein Zimmer vor dem Herabfallenden Schnee schützten und warf einen Blick durch
die schmalen Schlitze, die die einzelnen schmalen Querplatten trennten, welche
zusammen die Läden formten.
Ein erfreutes Jauchzen entwich seiner Kehle, als er zwischen
den mit Schnee bedeckten Bäumen eine Gestalt auf einem weißen Pferd bemerkte,
dessen roter Umhang sich deutlich von der hellen Umgebung abhob.
Doch nicht nur einen Reiter hatte der Schimmel zu tragen,
auf seinem Rücken war ein großer brauner Sack befestigt worden, der nun die
Aufmerksamkeit des kleinen Beobachters in Anspruch nahm.
Ob da wohl sein ersehntes Geschenk drinnen war?
Nun mussten seine Eltern ihn aber doch bald rufen, so lange
hatte er ja noch nie warten müssen.
Jedes Jahr schien die Warterei länger zu dauern, was dem
kleinen Prinzen ganz und gar nicht gefiel!
Wussten seine Eltern denn nicht, dass man einen großen
Krieger wie ihn am Heiligabend nicht so lange warten lassen durfte?
Er überlegte einen Moment ob er sich einfach rausschleichen
und mal nachschauen sollte was die Erwachsenen im Thronsaal so anstellten, doch
die Entscheidung wurde ihm abgenommen.
Ein helles Glockenleuten schallte durch die Räume und bereits
beim ersten Klang lief Legolas aus seinem Zimmer und folgte den sanften Klängen
zu seinem Ursprung, dem Thronsaal.
Vor der großen Tür blieb er schlitternd stehen, zupfte seine
Robe noch einmal zurecht und betrat gesittet, wie es sich für einen kleinen Prinzen
und großen Krieger gehörte, den Saal.
Staunend blieb er stehen und schaute sich in dem Saal um, der,
wie jedes Jahr zu Weihnachten, auch diesmal nicht wieder zu erkennen war.
Auf dem Boden und an den Wänden waren Zweige und Blätter
befestigt worden, die durch ihre Farbenpracht den Anschein erweckten es
herrsche immer noch Herbst.
Da gab es gelbe, rote und gesprenkelte Blätter, die sich
sanft in der Luft bewegten.
Doch am schönsten war ein kleines Nest aus Zweigen, in die dünne Fäden aus Gold und Silber
eingeflochten worden waren, die im Kerzenlicht, das als einzige Lichtquelle
diente, geheimnisvoll glänzten und funkelten.
In diesem Nest lag etwas Großes, das in ein wunderschönes
tannengrünes Tuch gewickelt worden war, damit man es nicht sofort erkannte.
Neugierig trat Legolas einen Schritt näher und blickte seine
Eltern dann fragend an.
Diese nickten im lächelnd zu und der kleine Prinz kam der
Aufforderung mit leuchtenden Augen nach.
Vorsichtig wickelte er sein Geschenk aus und seine Augen
strahlten umso heller, als er endlich erkennen konnte was dort vor ihm lag.
Ein Bogen, er hatte endlich seinen eigenen Bogen bekommen!
Jubelnd stand er auf und fiel abwechselnd seinem Vater und
seiner Mutter um den Hals.
Diese lächelten nur wissend, hatten sie doch in den letzten
Jahren bemerkt wie sehnsüchtig der Blick ihres kleinen Sohnes wurde, wenn er
den Kriegern draußen beim Bogenschießen zusah.
In diesem Moment öffnete sich, leise knarrend, die Tür und
eine, in einem roten Umhang gekleidete, Gestalt trat ein.
Irritiert musterte ihn der Prinz.
Der Ainu war doch schon da gewesen und hatte ihm seinen
Bogen gebracht, warum kam er denn jetzt noch einmal?
Doch als die Gestalt die schneebedeckte Kapuze abnahm
erkannte Legolas seinen Irrtum und lief strahlend mit dem Bogen auf sie zu.
„Schau mal Onkel Elrond, ich habe einen eigenen Bogen
bekommen!
Jetzt bin ich wirklich ein richtig großer Krieger und wenn
ich fleißig übe bin ich bestimmt bald besser als Onkel Glorfindel, nicht wahr?“
Um Zustimmung bittend sah der kleine Prinz seinen
Lieblingsonkel an und dieser konnte ihm nach einem Blick in die leuchtenden
Augen einfach nicht widersprechen.
„Oh, da bin ich ganz sicher!
Übe du nur schön, dann bist du bald der beste Bogenschütze
von ganz Mittelerde“, erwiderte dieser mit sanfter Stimme und wuschelte dem
kleinen Wildfang liebevoll durch die Haare.
„Aber sag mal Legolas, willst du denn mein Geschenk gar
nicht sehen?“
Schmunzelnd beobachteten Lord Elrond und Legolas Eltern, wie
der junge Prinz ganz große Augen bekam und aufgeregt auf und ab hüpfte.
„Doch, doch, das möchte ich auch gerne sehen… wenn ich denn
darf“, fügte er nach kurzem hinzu, als er den tadelnden Blick seines Vaters
bemerkte.
„Na, dann wollen wir mal sehen ob wir das passende für einen
großen Krieger wie dich gefunden haben!“
Zwinkernd griff Lord Elrond in den großen Sack, den er neben
der Tür abgestellt hatte und holte sein Geschenk für Legolas hervor.
Dieses war nicht ganz so groß wie das seiner Eltern, aber
mehr als doppelt so dick und in ein samtweiches, dunkelblaues Tuch eingewickelt.
Erneut blickte er fragend zu seinen Eltern, diese erlaubten
ihm stumm auch dieses Geschenk zu öffnen und näherten sich ihrem Sohn nun
neugierig, da ihnen Lord Elrond bis heute nicht verraten wollte was er für
Legolas besorgt hatte.
Etwas ungerecht fand Thranduil das schon, denn seine Frau
und er hatten ihm das Geschenk für Legolas gezeigt.
Eine gute Entscheidung, wie sich nun herausstellte, denn der
kleine Prinz wickelte nichts anderes als einen wunderschönen Köcher mit Pfeilen
aus.
Dieser war, genau wie der Bogen, in einem hellen, fast
weißen, Braunton und dünne, funkelnde Goldfäden bildeten elbische Muster im
weichen Leder.
Die dazugehörigen Pfeile waren ebenfalls aus dem hellen Holz
des Bogens gefertigt worden und die grün-braunen Federn am Ende rundeten das
Ganze ab.
Da sich Legolas, als großer, jedoch unerfahrener Krieger,
nicht verletzen sollte, hatte Lord Elrond die Pfeilspitzen aus Holz und nicht,
wie bei „richtigen“ Pfeilen üblich, aus Eisen anfertigen lassen.
Doch diese kleine Abweichung bemerkte Legolas nicht, er war
überglücklich endlich einen eigenen Bogen zu besitzen und wollte ihn, sehr zum
Leidwesen seiner Eltern, auch sofort ausprobieren.
„Aber Legolas“, meinte sein Vater lächelnd, „willst du dich
denn nicht erst einmal stärken bevor du mit deinem neuen Bogen in den Krieg
ziehst?
Mit leerem Magen kann man doch überhaupt nicht gut kämpfen
und schau mal, Maefaer hat extra für dich ganz viele Schokoplätzchen als
Nachtisch gebacken!“
Zögernd betrachtete der junge Prinz abwechselnd den
reichlich gedeckten Tisch und seinen neuen Bogen.
Er würde ja zu gerne sofort ein paar Schießübungen machen,
aber dafür auf seine Lieblingsplätzchen verzichten?
Nein, das ging dann doch nicht!
Und so setzte er sich brav mit Lord Elrond und seinen Eltern
an den Tisch, wobei er seinen Bogen und den Köcher jedoch direkt neben sich auf
den Stuhl legte und beim Essen immer wieder zu den Beiden hinunterschielte.
Natürlich blieb das den anderen nicht verborgen und nachdem
Legolas ein wenig gegessen hatte, wobei der größte Teil dabei natürlich aus
Schokoplätzchen und nicht aus dem extra vorbereiteten Festessen bestand, gab
sein Vater seufzend nach und entließ den kleinen Krieger, damit dieser mit
seinen Schießübungen anfangen konnte.
Neugierig, wie Eltern nun einmal sind, wenn es um die
Fähigkeiten ihrer Kinder geht, schlichen sich Thranduil und Anorloth, dicht
gefolgt von Lord Elrond, auf den Balkon des Thronsaales und beobachteten ihren
Sohn, der konzentriert und feinfühlig einen Pfeil nach dem anderen in Richtung
der runden Zielscheiben schickte.
Natürlich traf er nicht, immerhin waren dies seine ersten
Versuche.
Doch schon da war die große Begabung des Prinzen zu erkennen
und staunend murmelte Lord Elrond, mehr zu sich selbst:
„Wer weiß, wenn er fleißig übt wird er vielleicht wirklich
eines Tages ein besserer Bogenschütze als Glorfindel.“
ENDE
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