Titel: Zwei Hälften
Autor: Alienne


Halbo strich sich mit dem frischen Farnblatt über die Innenseite seines Armes und schloss genießerisch die Augen
Tatsächlich. Beinahe so sanft wie eine Feder, lächelte er. Sam hatte recht.


Oh ja, Sam. Halbo hatte ihn nach langer Zeit wiedergetroffen. Es hatte ihn nach Auenland verschlagen, weil er dort auf Gandalf treffen sollte. Er war beauftragt, von Avadíl zu berichten und davon, was aus dessen Liebe zu Navëus geworden war. Nicht, dass Gandalf das nicht sowieso wusste, aber der Weiße hielt gerne Kontakt zu seinen Helfern im Taur-min-Emair.
Halbo seufzte. Eigentlich war er immer für jede Abwechslung dankbar. Und insgeheim sehnte er sich auch danach, von Gandalf wieder zurückberufen zu werden. Es war einfach langweilig im Taur-min-Emair. Und ihm fehlten seine Gefährten. Oder jemand, der für ihn da war wie Avadíl für Navëus . Wie Navëus für Avadíl. Und wie... Er seufzte erneut.

Wenn er sagte, er habe Sam getroffen, so stimmte das nur halb.
Er war seines Wegs gegangen, hatte plötzlich seltsame Laute aus dem Unterholz gehört. Seufzen und eine Art...Schmatzen. War jemand in Not?, hatte er sich gefragt und vorsichtig einen Weg durch das Dickicht gebahnt um der Geräuschquelle näher zu kommen.
Als er schließlich die Blätter des Gebüschs auseinander drückte, hinter dem er die Herkunft der Laute vermutete, fiel sein Blick auf zwei kleine Wesen, ähnlich seiner eigenen Statur.
Die beiden lagen auf dem Boden. Zwei ineinander verwobene Gestalten, die kaum voneinander zu unterscheiden waren. Als eine der beiden ihr Gesicht wandte, erkannte er, wer es war. Sam! Fast hätte er seinen Namen gerufen, so überrascht war er. Aber da hatte Sam seinen Kopf schon wieder weggedreht und sich dem anderen Hobbit zugewandt. Denn das waren sie, Hobbits. So wie er selbst!

Sam begann die Augenlider des anderen zu küssen und verfolgte dann mit den Lippen einen unsichtbaren Weg Richtung Ohr. Den anderen konnte er immer noch nicht erkennen, er war größtenteils von Sam vor ihm verborgen. Aber er konnte sehen, dass dieser seine Augen geschlossen hielt, und seinem Mund entströmten wieder und wieder genüssliche Seufzer, die in lautes Atmen übergingen, als Sam seine Zunge um die Ohrmuschel kreisen ließ und dort nasse Spuren hinterließ. Er schien etwas zu flüstern, auf das der andere reagierte, indem er seine Arme noch fester um Sam legte und ihn fast in sich hineinzuziehen schien. Er griff mit beiden Händen in Sams Haar, zog sein Gesicht dicht an das eigene, presste seine Lippen auf Sams und küsste ihn zunächst leicht, dann herzhaft, inniger, sinnlicher. Sam wand sich vor Wohlbehagen und drückte seinen Körper an ihn.

Halbos Augen wurden groß wie Teller!
Sicher, er hatte die Liebesspiele von Avadíl und Navëus gesehen, er gab es zu, er hatte sie mehrfach heimlich beobachtet, aber dass Sam, den er doch von klein auf kannte.......!!!
Wer wohl der andere war?

Halbo war neugierig, aber auch taktvoll. Fand er. Oder war er einfach nur in Eile, weil er doch mit Gandalf eine Verabredung hatte?
Wie dem auch sei, er zog sich zurück. Sehr darauf bedacht, ebenso lautlos zu verschwinden wie er sich genähert hatte.

Einige Tage später sah er Sam wieder. Es war einer dieser lauen Spätsommerabende. Halbo bummelte durch die Straßen des kleinen Dörfchens um noch ein wenig Luft zu schnappen ehe er sich in sein Quartier begeben wollte. Die Unterredung mit Gandalf am Morgen war zufriedenstellend verlaufen, wenn auch Halbo nicht den Mut gefunden hatte, Gandalf darum zu bitten, von seiner Aufgabe im Taur-min-Emair entbunden zu werden. Schließlich war es eine Ehre, dass der Weiße ihm dieses Vertrauen entgegen brachte, und Halbo wollte ihn nicht enttäuschen.

Nun gut, dachte er bei sich, für morgen hat er mich ja noch einmal zu sich bestellt, vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit, das Thema doch noch anzusprechen.Und wenn nicht... Er seufzte. Immerhin sind mir Avadíl und Navëus so ans Herz gewachsen, dass es mir schwer fiele, sie verlassen zu müssen.

Plötzlich erblickte Halbo Sam. Er saß vor der Taverne des Dorfes an einem der groben Holztische, trank aus einem der typischen grünbraunen irdenen Becher Met, von dem er einen großen Krug auf dem Tisch stehen hatte, und versuchte sich an einem Lied. Es klang furchtbar!

Halbo hielt sich lachend die Ohren zu und näherte sich dem einstigen Gefährten.

„Hey! Sam!“ Er griff dem Hobbit an seine kräftigen Oberarme und schüttelte ihn leicht.

„W-w-w-aaa-ss loo-ss...“ Sam sah ihn aus glasigen Augen an. Es sah nicht so aus als ob er ihn erkannte.
„Sss-e-sss dich.“ Mit einer fahrigen Bewegung deutete er auf die aus einem halben Baumstamm bestehende Bank neben sich.

Als Halbo Platz genommen hatte, schob Sam sein Gesicht dicht vor dessen Nase und blickte ihn aus zusammengekniffenen Augenschlitzen an.
„Kkkk-e-nnich dich?“

Halbo hielt ihn auf Armeslänge von sich.
„Oh oh, du hast ja ganz schön zugelangt! Und eine Fahne hast du! Meine Güte!“ Er zog die Nase kraus und seinem Mund entwich ein lang gezogenes „Puuuuuuuuh!“ Dann fügte er hinzu: „Ich glaube, du kannst was zum Ausnüchtern gebrauchen.“

Sam sah nicht so aus als könnte er noch allein nach Hause gehen, zudem brachte Halbo nicht aus ihm heraus, wo er denn eigentlich wohnte. Selbst der Wirt, den er um die Rechnung bat und dann nach Sams Wohnsitz fragte, zuckte mit den Schultern.
„Ich bin noch nicht lange hier“, sagte er uninteressiert. Er wischte seine Hände an der Schürze vor seinem dicken Bauch ab, nahm das Geld entgegen und verzog sich wieder in die Schankstube.

Halbo hatte Mühe Sam auf die Beine zu bekommen. Er legte seinen rechten Arm um die Taille des Hobbit, hob dann dessen linken Arm über seine linke Schulter und hielt die Hand fest.
„Rutsch mir bloß nicht weg“, befahl er, „und schön einen Fuß vor den anderen setzen.“
Obwohl Halbo versuchte Sam dazu zu bringen ruhig zu sein, lallte er lauthals das vor sich hin, was er Gesang nannte.
„Aaaaaach iich fühlsss, ess iss vaschwundn,
ewiiich hiin dea Liiiebee Glüüüück!
Nimmaa kommtiia, Wonnesschtunn
Meiem Heeeazn meeea ßurüüück....“

Halbo kannte das Lied, konnte es aber nicht zuordnen. Auf jeden Fall klang es herzzerreißend, und nicht nur, weil es so schauderlich schräg gegrölt wurde.

„Weisssu“, sagte Sam plötzlich, „Weisssu alless isss sssooo fuuuuachbaaa...“

Halbo sprach beruhigend auf ihn ein.
„Es wird schon werden. Schlaf deinen Rausch erst mal aus und du wirst sehen, alles sieht dann schon viel besser aus.“
So wie dieses Häuflein Unglück vor ihm wirkte, konnte Halbo sich kaum vorstellen, dass es derselbe Sam war, den er noch vor ein paar Tagen im Liebestaumel im Gebüsch entdeckt hatte. Er schüttelte den Kopf und gab Sam, dem eben die Beine wegrutschten, einen leichten Knuff.
„Nun aber, reiß dich zusammen, es ist nicht mehr weit.“

Als er ihn endlich in sein Quartier buxiert hatte und –bekleidet wie er war- ins Bett gestopft, war er heilfroh. Und auch fix und fertig, denn einer der leichtesten war Sam gerade nicht.

Da lob ich mir doch das Fliegengewicht eines Elben, dachte er.
Er rumorte in einem seiner Gepäckstücke herum und tauchte alsbald mit einer Flasche auf, die mit einer grün-braunen Flüssigkeit gefüllt war, und trat damit ans Bett. Doch Sam war bereits fest eingeschlafen, und so stellte er das Fläschchen auf die kleine Nachtkommode, legte sich ein paar der Felle bereit, die in einer Ecke des Raumes lagen für den Fall, dass es kälter werden könnte, und baute sich daraus eine Lagerstatt auf dem Fußboden. Auch er behielt seine Kleidung an, und kaum dass er sich hingelegt hatte, schlief er bereits.

In den frühen Morgenstunden, es dunkelte noch, wurde Halbo durch lautes Schnarchen geweckt. Im ersten Moment wusste er nicht, was los war. Er spürte die Härte des Bodens, die sich über Nacht schmerzhaft in seinen Gliedern ausgebreitet hatte und sah sich verwirrt um. Dann erblickte er Sam in seinem Bett, und sofort fiel ihm ein, warum er so unbequem gelegen hatte. Halbo überlegte, ob er Sam wecken und nach Hause schicken sollte, dann hätte er sein weiches gemütliches Bett noch ein paar Stunden für sich. Aber da hörte das Schnarchen von einer Sekunde auf die andere auf und Sam begann sich laut gähnend zu recken und zu strecken.

„Na, wach?“

Sam schreckte hoch, saß starr und aufrecht im Bett und blickte mit großen Augen um sich.

„Keine Panik“, sagte Halbo grinsend, „du warst ganz schön abgefüllt. Da hab ich dich besser mit zu mir genommen. Du hast ja fast ganz Auenland zusammengegrölt.“
Er übertrieb natürlich, aber Sam hatte sicher sowieso keine Erinnerung mehr an den Abend zuvor. Immerhin schien er schon wieder so klar zu sein, dass er erkannte wer ihn da „abgeschleppt“ hatte.

„Halbo? Bei den Valar, dich hab ich ja schon ewig nicht mehr gesehen!“, rief er freudig aus, fasste sich dann aber mit beiden Händen an den Kopf und verzog schmerzvoll das Gesicht.
„Oh je, brummt mir der Schädel.“ Er kniff die Augen zusammen. „Oder bist du’s gar nicht? Es wird doch nicht dein Geist sein? Man weiß ja nie, was im Taur-min-Emair so passiert.“

Als er Halbos fragendes Gesicht sah, fügte er hinzu: „Ich hab natürlich von deinem Amt gehört.“

„Doch doch, ich bin’s. Hatte ein Rendezvous mit Gandalf.“
Er schmunzelte, als er Sams Gesichtsausdruck sah.
„Berichterstattung natürlich“, setzte er fort. „Hab ihm ein bisschen vorgejammert, wie schrecklich langweilig es im Taur ist, vielleicht gönnt er mir ja einen kleinen Urlaub.“
Er wurde wieder ernst.
„Sag mal, was hat dich bloß veranlasst, dermaßen heftig in den Becher zu gucken! Ich kann mich nicht erinnern, dich früher je in einem solchen Zustand gesehen zu haben!“

„Stimmt“, Sam verzog gequält sein Gesicht. „Dabei habe ich gar nicht viel getrunken. Nur bekommen ist mir auch das Wenige nicht. Wahrscheinlich, weil ich es nicht gewohnt bin.“

Er sah Halbo an und plötzlich liefen Tränen über sein Gesicht. „Ich trinke wirklich nie. Aber gestern...“

Halbo wartete in Ruhe ab bis Sam sich einigermaßen gefangen hatte und weitersprach. Er stand auf, holte die Flasche, die er am Abend zuvor auf die Kommode gestellt hatte und bedeutete Sam, einen Schluck davon zu nehmen.
„Kräuter“, sagte er aufmunternd, „gegen jedes und alles.“

„Gegen den Kummer, den ICH habe, wohl kaum“, seufzte Sam, nahm aber einen Schluck.
„Mmm“, sagte er dann, „schmeckt ja besser als ich dachte.“
Er lehnte sich zurück in die üppigen großen Daunenkissen und starrte vor sich hin.

„Welcher Art ist dein Kummer denn?“, fragte Halbo nach einer Weile. „Kann man da gar nichts machen?“
„Nicht gegen MEINEN Kummer.“ Sam wurde leise. „Ich bin eben verliebt.“

Oh, dachte Halbo, also kein reines Abenteuer, was ich da im Gebüsch gesehen hab. Oder es war zunächst eines, Sam hat sich mehr erhofft, und der andere Kerl will nicht? Aber ist das wohl kein Grund sich zu besaufen?

„Frodo... Wir haben gestritten...“, kam es matt aus den Federn.

Was? Halbo wurde hellhörig. Frodo? Der andere dort im Gebüsch war Frodo? Wenn Halbo jemanden nicht leiden konnte, dann war das Frodo! Frodo, dem alles in den Schoß gefallen war! Frodo, der dann auch noch auserwählt wurde um den Ring zu vernichten. Und es geschafft hatte!

Was nur hatte Frodo Sam angetan, dass dieser hier lag wie ein Häufchen Elend!? Mitgefühl hüllte ihn ein wie ein Mantel, und ehe er sich versah, saß er bei Sam auf der Bettkante und griff liebevoll nach dessen Hand.
„Es wird sich sicher einrenken“, sagte er leise und behutsam und gab sich Mühe Sam nicht spüren zu lassen, dass er seine Zweifel hatte.
„Wie lange.. ich meine...“, er wusste nicht, ob ihm zustand Fragen zu stellen, entschloss sich dann aber dennoch. „Seid ihr schon lange zusammen?“

Als keine Antwort kam, bemerkte er, dass Sam eingeschlafen war. Seine Augenlider flatterten, sein Mund war leicht geöffnet, sein Atem ging ruhig.

Halbo schaute ihm eine Weile zu, strich sanft mit der Kuppe seines Zeigefingers über Sams Stirn und dachte an die Szene im Gebüsch.
„Und wieder ist das Glück mit Frodo“, dachte er. „Warum immer er...“ Er seufzte tief.
Wie es wohl ist, wenn... Noch ehe er den Gedanken zu Ende dachte, hatte er sich über Sam gebeugt und berührte dessen Lippen mit den seinen. Sams Atem war noch immer voll des Mets, aber die Sanftheit seiner Lippen ließ Halbo verweilen und schickte dann die Spitze seiner Zunge auf Wanderschaft. Auf der trockenen Oberlippe hinterließ sie eine feuchte Spur.

„Es ist nicht anders als bei einer Frau“, dachte er und die Erinnerung an etwas, das er lange vermisst hatte, ließ aus der behutsamen Berührung eine fordernde werden. Und plötzlich befand sich Sams Unterlippe zwischen seinen Zähnen und er saugte daran.

Er war überwältigt von dem Gefühl, das sich in ihm ausbreitete. Am liebsten hätte er seine Zunge tief in Sams Mund gesteckt um die Höhle zu erforschen, ebenso wie er am liebsten die Arme um Sam geschlungen hätte und sich an ihn gedrückt. So weich war sein Körper, duftend, verlockend.

Gerade als er sich zurückziehen wollte, fühlte er seinen Kuss erwidert. Sams kräftige Hände wanderten über seinen Rücken, schoben sich unter sein Hemd, strichen langsam die Wirbelsäule hinab und über seinen Po.
Halbo schloss die Augen und gab wohlige Laute von sich. Er fühlte sich wie eine Katze, die auf der Ofenbank lag, die Wärme genoss und schnurrte.
Irgendwo, tief in seinem Innersten wollte ihm eine Stimme sagen, dass das, was gerade passierte, nicht richtig war. Dass Sam nur auf der Suche nach Trost war und seine Annäherungen keinerlei Bedeutung hatten.
Gleichzeitig jedoch war er so gefangen in diesen Sinnesabenteuern, dass er eine ganze Bandbreite von Entschuldigungen parat hatte, warum er geschehen lassen durfte,
was seinen Lauf nahm.

Er blinzelte um zu sehen, ob Sam überhaupt mitbekommen hatte, wer da in seinen Armen lag. Sams Augen waren offen, er MUSSTE also wissen, was vor sich ging.

Halbo ergab sich.
Schnell waren beide ihrer Kleider entledigt, Hände, Lippen, Zunge fanden ihren Weg und hinterließen pulsierende Pfade auf bloßer Haut. Hitze stieg in die Körper, brachte Schweißperlen hervor. Lautes Atmen, Stöhnen verließ ihre Münder. Als Halbos Mund auf seiner Wanderung Sams hartes, steil aufgerichtetes Glied erreichte, glitt es wie selbstverständlich zwischen seine Lippen und ließ sich verwöhnen.
Er leckte, saugte daran wie an der köstlichsten Zuckerstange auf der alljährlichen Kirmes. Seine Ohren jubelten darüber, Laute zu hören, die sie lange nicht mehr wahrgenommen hatten, wenngleich sie tiefer und kehliger waren, und nicht die spitzen hellen einer Frau.

Während er die samtene Härte Sams Schwanzes unter seiner Zunge genoss, löste sich dessen Hand aus seinem Haar, das er zuvor wild gekrallt hatte, zog sich ein Kissen über das Gesicht und erstickte sein lautes Stöhnen, als er seinen heißen salzigen Saft tief in Halbos Mund spritzte.

Halbo war erstaunt. Einen Moment hatte er gezögert, ob er Geschmack finden würde an dem, was sich ergab. In das ER sich ergab.
Für eine Sekunde hatte er sein Lippen- und Zungenspiel unterbrochen.

Aber da war es schon geschehen, und es blieb ihm nichts übrig als zu schmecken. Und oh ja! Es schmeckte!!
Nachdem die Quelle längst versiegt war, saugte er noch, in der Hoffnung auf einen weiteren Tropfen.
Sams Stöhnen missdeutete er als Lust und war enttäuscht, als dieser ihn zu sich herauf zog und an sich kuschelte. Liebesgeräusche hingen noch in seinem Ohr, Liebesgeruch noch in der Luft, all das hüllte ihn ein wie eine große warme flauschige Decke.
Ohne dass er es wollte, kullerte eine Träne über sein Gesicht. Er verbarg seinen Kopf an Sams Brust in der Hoffnung seine Gefühle verbergen zu können.

„Wurde dir schon einmal mit einem frischen Farnblatt über die Innenseite deines Unterarms gestrichen?“, flüsterte Sam in Halbos Ohr. „Es ist so sanft wie mit einer Feder.“

Halbo schüttelte den Kopf.
„Ich habe Federn“, sagte er, wischte verstohlen mit dem Handrücken über die Augen und fühlte dann nach dem Tischchen neben dem Bett. Beinahe hätte er die Flasche mit dem Kräutertrunk umgeworfen, als er , ohne hinzusehen, nach einer der Federn fischte, die dort lagen. Vorsichtig strich er damit über Sams nackte Brust und die harten Brustwarzen.

„Mmmm...schöööön“, Sam lächelte. Er zwinkerte Halbo zu und nahm ihm die Feder aus der Hand. „Schließ die Augen.“

Halbo tat wie ihm geheißen, war sich aber nicht ganz wohl in seiner Haut. Zum einen, weil er nicht gerne im Ungewissen darüber war, was ihn erwartete, zum anderen meldete sich sein Gewissen inzwischen heftig zu Wort. Es war ihm unbegreiflich! ER hatte Sam verführt! Sam, der sich wegen Frodo betrunken hatte und geweint!

Aber noch war Sam der VERFÜHRTE. Und er, Halbo der Verführer. War es nicht etwas ganz anderes, wenn Sam zum Verführer wurde?! Halbo seufzte.

Sam hatte begonnen die Feder über die Innenseite seines Unterarms zu streichen. Dabei berührte er nicht die Haut, sondern lediglich die Spitzen seiner vielen Härchen, die sich unter der Berührung aufstellten und ihn mit Gänsehaut überzogen. Und noch etwas anderes begann sich aufzurichten. Halbo konnte ein leises Stöhnen nicht unterdrücken.

Sam hielt inne.

Halbo öffnete seine Augen. Seine Begierde nach einem weiteren erotischen Erlebnis war groß. Wenngleich er die Lust, die ihn überfallen hatte, als er Sam befriedigte, genossen hatte, war er doch erpicht darauf zu erleben, wie es sich am EIGENEN Körper anfühlte.

Die Vernunft jedoch siegte über sein Verlangen.
„Es ist nicht richtig“, sagte er zu Sam. „Nicht das, was wir getan haben, und erst recht nicht, wenn wir es wiederholen.“ In Gedanken fügte er hinzu: So sehr ich es auch bedaure.

Sam nickte.
„Wir haben furchtbar gestritten“, sagte er plötzlich in die entstandene Stille. „Nichts kann ich ihm mehr recht machen. Was immer ich anpacke, ich mache es verkehrt. Selbst an den Speisen, die ich ihm bereite seit wir zusammen fortgingen, den Ring zu vernichten, hat er etwas auszusetzen. Dabei bin ich doch immer für ihn da. Bin immer für ihn da gewesen. Wer hat ihm denn dazu verholfen, dass er schaffen konnte, seine Aufgabe zu erfüllen??“
Erneut schob sich eine Träne in die Augenwinkel.
„Ich hab ihn angeschrieen!“, brach es verzweifelt aus ihm heraus. „Wie soll er mir je verzeihen?“

Natürlich, dachte Halbo, Frodo, der Nehmer! GIBT er eigentlich jemals?

Er begann leise beruhigend auf Sam einzureden und streichelte dabei seine Hand.
„Es wird schon werden“.
Er bemerkte, welche Floskel er von sich gegeben hatte und ergänzte deshalb: „Ich weiß, das ist kein Trost, aber für MICH bist du etwas ganz Besonderes.“

Als er feststellte, dass Sam nun erst recht zu schluchzen begann, sagte er schnell: „Und das bist du für Frodo sicher auch.“

Jedenfalls hoffe ich das, dachte er. Aber wahrscheinlich ist Frodo ja ganz anders als ich ihn sehe. Schließlich wird Sam nicht umsonst einen Narren an ihm gefressen haben.

„Meinst du?“ Sam sah Halbo an. „Aber nun vielleicht nicht mehr...“

„Von mir wird er nichts erfahren.“ Halbo schwang die Beine aus dem Bett. „Du entscheidest, ob du ihm davon erzählen willst oder nicht. Ich verrate niemandem ein Wort. Ich habe dich bei mir schlafen lassen, weil ich dich, so betrunken wie du warst, nicht allein nach Hause gehen lassen konnte. Das war’s. Und das stimmt ja auch.“

Unter Bedauern schickte er sich an in seine Kleidung zu steigen.
„Ich habe eine letzte Verabredung mit Gandalf einzuhalten“, sagte er, „danach reise ich ab. Wenn du möchtest, kannst du noch liegen bleiben bis es dir besser geht. Ich gebe dem Wirt unten Bescheid.“

Sam lächelte ihn an. „Danke“, sagte er, „für alles.“

„Ich habe DIR zu danken.“
Halbo ging zur Tür, hob grüßend die Hand und verließ den Raum.


Auf dem Weg zum Treffpunkt kam er an der Taverne vorbei.
Seltsamerweise war er gar nicht erstaunt, als er Frodo erblickte, der nun statt Sam dort saß und traurig in seinen Becher starrte.

Halbo sah zu, dass er schnell vorbei kam ohne erkannt zu werden. Sehnsucht überfiel ihn. Er spürte noch immer die Wärme, das Wohlbehagen, ja, das Glück, das er empfunden hatte, als er in Sams Armen lag. Wehmütig wurde ihm klar, dass Sam und Frodo zwei Hälften eines Ganzen waren. Egal wie oft sie streiten würden!

So ist es wohl manchmal, dachte er. Die einen finden ihre zweite Hälfte, andere sind ewig auf der Suche. Ob ICH wohl jemals meine zweite Hälfte finden werde?


Zurück im Taur-min-Emair fand er zu seiner Überraschung einen riesigen Korb voller Leckereien auf den Stufen zu seinem Häuschen.. Avadíl und Navëus hatten an ihn gedacht! Woher sie wohl wussten, dass er heute zurückkam? Da hat sicher Gandalf seine Finger im Spiel, dachte er und ein Lächeln stahl sich in sein Gesicht.

Er nahm den Korb, setzte sich am Rande der kleinen Lichtung ins weiche üppige Moos und machte sich über das Picknick her.

Da sah er plötzlich in unmittelbarer Nähe kräftige Büschel Farnkraut, die eben dabei waren ihre neuen grünen Triebe zu entrollen.
Er lächelte erneut. Dann suchte er sich ein schönes frisches Blatt aus, brach es vorsichtig heraus und strich damit über die Innenseite seines Arms....


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