Titel: Faramirs Herz
Autor: AnimA


Der erste Tag

Die Sonne schien hell über die nun wieder weiße Stadt. Faramir stand am Rand des Festplatzes, hoch über Minas Tirith und ließ seine Blicke zufrieden über die Krönungs- und Hochzeitsgesellschaft gleiten.
In den letzten Wochen hatten seine Leute ungeheuerliches geschafft. Trümmer beiseite geräumt, die Toten verbrannt, und Ruß und Dreck weggewischt. Von allen entlegene Ecken des Landes war Hilfe gekommen. Sogar für die auf fünf Tage festgesetzten Feierlichkeiten war genügend an Essen, edlen Getränken, Feuerholz und von Gandalf spendiert, Feuerwerk, zusammen gekommen, um in aller Pracht die Krönung des neuen Königs und die Hochzeit mit Arwen der Elbenprinzessin abhalten zu können.
Tief atmete der junge Mann die reine Luft. Seit sein Vater sich als lebende Fackel von hier oben in den Tod gestürzt hatte, war eine Last von seinen Schultern und seinem Herzen genommen. Leichter fiel ihm das Atmen und das Befehlen. Ein inneres Feuer leuchtete aus den blauen Augen, das vormals nur ein zaghaftes Flimmern gewesen war.
 
Ja, endlich durfte er der sein, der er wirklich war. Endlich keine Alpträume mehr, endlich das Eingeständnis, auf seine innere Stimme vertrauen zu können. Sich selber eingestehen zu können, dass sein Herz die Wahrheit sprach. Hatte er nicht schon gewusst, dass sein geliebter Bruder tot war, lange bevor ihn die Träume gequält hatten? Noch vor ein paar Wochen konnte er den Gedanken nicht ertragen, mit dieser Hellsichtigkeit begabt zu sein. Noch etwas, das er ängstlich vor dem Vater verborgen hatte. Denn seine Andersartigkeit hatte der Vater schon zur Genüge gestraft.
 
Doch nun war alles anders. Seine Blicke gestatteten sich, für einen Moment auf seinem König zu verweilen. Gandalf setzte vorsichtig den goldenen Reif auf die Stirn Aragorns.
Faramir sah sich weiter um. Dort in einem glücklichen kleinen Pulk waren die Hobbits. Viele seiner eigenen Leute standen dich an dicht, schauten stolz auf ihren ehemaligen Heerführer, der sich in bitterer Stunde bewährt hatte.
In einer Gruppe etwas abseits waren die hochgewachsenen, stolzen Elben. Lord Elrond, mit seiner schönen Tochter, diverse hohe Würdenträger,....Faramir stockte der Atem. Ein scharfer Schmerz ließ sein Herz zusammen krampfen, sein linker Arm fühlte sich taub an, und er konnte keinen Finger der linken Hand bewegen, die sich zu einer Klaue verkrampft hatte.
Mit einem unterdrückten Keuchen fasste er nach Eowyn, die rechts neben ihm stand.
„Wer ist der blonde Elb, der neben Lord Elrond steht?“
Eowyn schaute erstaunt zu ihrem Freund auf. Denn genau das waren sie beide: Freunde. Egal, was andere von ihrer Beziehung hielten, sie verstanden einander und respektierten sich. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
„Sag bloß du kennst Glorfindel, den Balrogtöter nicht?“ Eowyn hatte sich auf Zehenspitzen gestellt, um Faramir ins Ohr zu flüstern. „Von dem hat mir schon der Onkel erzählt, als ich noch ganz klein war. Damals habe ich mir vorgenommen, genau so tapfer zu kämpfen, wie dieser Krieger.“
„Es ist dir wahrlich gelungen“ Faramir lächelte auf den blonden Schopf herunter. Sein Herz hatte sich beruhigt.
Er wagte einen erneuten Blick zu den Elben. Starrte den in edelste Gewänder gehüllten blonden Elben an, der selbst Elrond in seiner Pracht  überstrahlte. Konsequent ignorierte er das grausame Hämmern in seinem Brustkorb. Das durfte nicht wahr sein. Nicht ein Elb!
Faramirs Augen glitten zu Aragorn, der sich seinem Volk zugewandt hatte, um ein Lied der Uralten anzustimmen. Warum nicht er? Ein Mensch, dunkelhaarig, ruhig, besonnen, bescheiden. Ihm selber so ähnlich. Sein Herz verstummte.
Magisch angezogen, starrte er wieder zu Elrond und seinem Begleiter. Er wollte keinen Elben, keinen Blonden, und erst recht nicht ein Geschöpf, das dermaßen hochmütig auf die Menschen herabsah!! Faramirs Herz klopfte verlangend.
 
Fast ohne eigenes Zutun nestelte er aus seinem Lederwams einen Kohlestift und ein Stück Pergament. Die wenigen Sätze waren schnell geschrieben. Seine unverwechselbare Unterschrift, die Zutritt zu seinen Räumen gewährte, unter die abgehackten Worte setzend, winkte er einen Knappen zu sich.
Er faltete das Papier, beugte sich zu dem Jungen, und deutete auf Glorfindel. „Bring das dem Elben in der blauen Robe.“
Als der Junge in der Menge verschwand, atmete Faramir ruhiger. Das Schicksal würde nun seinen Lauf nehmen.
 
Erstaunt betrachtet Glorfindel das kleine Stück Pergament, das er in seinen langen, schlanken Fingern herumdrehte.
Sollte das ein schlechter Scherz sein? Immer wieder überflog er die wenigen Worte, dann blickte er hinüber, dort wo er Faramir stehen sehen konnte.
Was dachte sich dieser Mensch eigentlich?
Wusste er wie er aussah? In diesen bescheidenen Gewändern machte er seinem König wenig Ehre. Nichts an diesem Menschen war auch nur annähernd interessant.
Nein, er würde dem Ruf dieses Sohnes Gondors nicht folgen.
Glorfindel steckte das Papier nachlässig in sein Gewand. Dort lag das Pergament verknittert, in der Nähe seines Herzens, und wurde vergessen.
 
Der Abend senkte sich auf die weiße Stadt. Fackeln erhellten den Festplatz, und die Musikanten spielten leise Melodien.
Aragorn forderte seine zukünftige Königin, die Elbin, die er in zwei Tagen in einer höfischen Zeremonie zur Gattin nehmen würde, zum Tanz auf.
Bald gesellten sich andere Tanzende zu dem königlichen Paar. Glorfindel stand dicht bei seinem Lord, und beobachtete die Leute gelangweilt. Einen kurzen Moment beschienen die Fackeln  eine zierliche Frau mit glänzendem goldenen Haar, in den Armen eines Mannes, dessen Augen aufleuchteten in einem blau wie es Glorfindel noch nie gesehen hatte.
Faramir! Dessen unverschämtes Ansinnen fiel Glorfindel wieder ein. Vielleicht sollte er doch hingehen, nur um zu hören, was der Mensch von ihm wollte. Es könnte amüsant werden, ihm zu zeigen, was er von diesem dreisten Verhalten hielt.
 
Elrond zog sich nach einer weiteren musikalischen Darbietung zurück, und mit ihm Glorfindel. Er hatte sich entschlossen. Er würde Faramir aufsuchen. Einfach, um  diesen Mann in seine Schranken zu weisen. Es gehörte sich nicht, eine Elben derart zu belästigen.
Mit dem Papier in Händen passierte er ungehindert die Wachen, die trotz der erfolgreich geschlagenen Schlacht gegen das Böse, treu ihren Dienst versahen.
Nun, es gab immer eine Bedrohung, und insgeheim fand Glorfindel diese Vorsichtmaßnahmen umsichtig. Sieh an, der Sohn Denethors war doch nicht der Traumtänzer, als der er von vielen gesehen wurde.
Endlich stand er vor der Tür zu Faramirs Gemächern. Auch hier zeigte er das Pergament vor, worauf die Wache leise an die Tür klopfte.

Faramir hatte sich bereits vor einer guten Weile zurückgezogen. Er hatte für seinen  späten Besucher, wenn er denn überhaupt kommen sollte, und sein Herz sagte ihm er würde kommen!, noch einiges vorzubereiten. Gerade als er sich noch einmal prüfend umsah, hörte er das Klopfen an der Tür.
 
Schnell war Faramir an der Tür, um zu öffnen.
„Lord Glorfindel, bitte tretet ein. Es freut mich, dass ihr meiner Einladung gefolgt seid, ich habe Wichtiges mit euch zu besprechen. Aber bitte, nehmt doch Platz.“
Faramir deutete auf eine Sitzgruppe, bestehend aus zwei tiefen, gemütlich aussehenden Sesseln, die vor einen Kamin geschoben waren, in dem ein kleines Feuer gemütliche Wärme verbreitete.
Auf einem runden Tisch , der zwischen die Sitzmöbel gestellt war, standen eine bauchige Teekanne, und zwei Teetassen aus getriebenem Mythril.
 
Zögernd ließ sich Glorfindel auf dem angebotenen Sessel nieder.
„Ich wüsste nicht, was wir zwei zu besprechen hätten, Faramir von Gondor. Ich werde sicher nicht so lange bleiben, dass ihr den Aufwand für dieses Getränk hättet betreiben müssen. Sagt mir, was ihr zu sagen habt, damit ich mich zurückziehen kann.“
 
„Die Zeit für eine Tasse Tee aus Gondor wird gerade die richtige Zeitspanne abdecken, in der wir zwei reden werden.“ Faramir begann, das dampfende, dunkle Getränk einzuschenken.
Wie selbstbewusst dieser Mensch auftrat. Nun, das würde er ihm schon gleich austreiben. Glorfindel gedachte, nicht mehr als unbedingt nötig hier zu verweilen.
 
Faramir setzte sich dem blonden Elben direkt gegenüber, und betrachtete ihn ruhig eine ganze Zeit lang, ohne einen Ton zu sagen. Dann hob er seine Tasse an den Mund, um langsam einen kleinen Schluck zu trinken. Glorfindel hatte seine Tasse noch nicht angerührt.
 
Endlich begann der Gondorianer mit leiser, doch angenehmer Stimme zu sprechen: “Euer Aufenthalt hier wird sich auf die Feierlichkeiten beschränken, nehme ich an?“
Glorfindel neigte in einer bejahenden Geste den Kopf.
„Nun, dann bleibt uns nicht viel Zeit, uns kennen zu lernen.“
„Wieso sollte ich euch kennen lernen wollen, Mensch?“ Glorfindel ließ alle Verachtung die er für diese Rasse hegte, in seinen Worten mitschwingen. Jedoch Faramir fuhr ungerührt fort, so als ob er die Kälte in der Stimme des Elben nicht bemerkt hätte: “Weil ich euch zum Gemahl nehmen werde, Lord Glorfindel!“
„Was fällt euch ein! So etwas brauche ich mir nicht anzuhören.“ Glorfindel erhob sich halb aus seinem Sessel, um zu gehen, als ihn die weiche Stimme zurückhielt.
„Warum, Lord Glorfindel, seid ihr überhaupt hergekommen? Keiner hat euch dazu gezwungen, nicht wahr. Ich werde euch heiraten, noch in diesem Jahr. Bevor ihr abreist, werde ich mich mit euch verloben. Ihr wisst, was das bedeutet?“
Glorfindel starrte den Mann an, sagte aber nichts.
„Als erstes solltet ihr mit Lord Elrond sprechen. Er muss euch aus seinen Diensten entlassen. Denn ich habe Aufgaben  in Ithilien zu erfüllen. Und ihr, Glorfindel gehört an meine Seite. Überlegt euch, was alles an euch wichtigen Dingen in eure neue Heimat gebracht werden soll. Ich möchte, dass ihr euch wohl fühlt.“
 
Glorfindel wusste nicht ob er lachen oder toben sollte. Dieser Mensch konnte doch nicht allen Ernstes glauben, dass er , der Herr des Hauses der goldenen Blume, einen einfachen Sterblichen zum Gemahl nehmen würde. Das war vermessen!!
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, stand er auf, verneigte sich stumm vor Faramir, und verließ das Gemach, ohne sich noch einmal umzuwenden.
Allerdings konnte er die Stimme Faramirs nicht aussperren, die ihn ruhig und selbstsicher noch bis in seine Träume verfolgte: “Morgen Abend sprechen wir weiter, Glorfindel, ich freue mich auf ein Wiedersehen. Und vergesst nicht, ihr seid heute aus freien Stücken gekommen. Überlegt, warum das so war.“
 
Glorfindel wälzte sich schlaflos in seinem Bett herum. Ja, warum war er zu diesem Mann gegangen? Waren es die Augen, Augen von einer Farbe wie er sie noch nie gesehen hatte? Denn nichts sonst an diesem Mann war irgendwie herausragend. Nun, vielleicht die stolze Haltung, die erst auffiel, wenn Faramir begann zu sprechen? Oder war es nicht überhaupt diese Stimme? So sanft, und dennoch bestimmend. So verfänglich wie ein Spinnennetz. Kaum zu erkenne, und hatte man sich erst einmal darin verstrickt, gab es kein entrinnen mehr. Glorfindel stöhnte auf. Warum nur war er nicht gleich seinem Lord sofort zu Bett gegangen?  Auf jeden Fall würde er die nächste Nacht nicht wieder zu Faramir gehen. Nachdem er diesen  Vorsatz gefasst hatte, schlief er endlich ein.
 
 
Der zweite Tag
 
Elrond beobachtet seinen militärischen Berater aufmerksam. Es musste gestern etwas passiert sein, dass den blonden Elben so sehr beschäftigte, dass er ganz ungewöhnlich wortkarg war.
 
„Glorfindel, kann ich dir irgendwie helfen?“......“Glorfindel?!“
 
„Was? Entschuldigt, mein Fürst, ich war in Gedanken.“
 
„Ja, und das bereits den ganzen Tag. Was beschäftigt dich?“
 
„Was bedeutet „verloben“?“ platzte es aus dem blonden Elben heraus.
 
„Warum willst du das wissen?“ Elronds Interesse war mehr als nur ein bisschen geweckt.
 
„Gestern habe ich diesen Ausdruck gehört, und da ich nicht mit den menschlichen Gebräuchen vertraut bin, habe ich mich gefragt, was das sein könnte.“ Glorfindel versuchte so nah wie irgend möglich an der Wahrheit zu bleiben.
 
Elrond kicherte. “Es ist in der Tat ein menschlicher Brauch. Denn ganz im Gegensatz zu uns Elben scheinen sich die Menschen bei ihrer Partnerwahl nicht gar so sicher zu sein. Die Verlobungszeit dient dazu, sich kennen zu lernen, auch in körperlicher Beziehung, bevor das Paar eine endgültige Bindung eingeht. Es ist gleichzeitig ein Test, ob die Verlobten in der Lage sind, Nachkommen zu zeugen. Viele Ehen der Menschen werden erst geschlossen, wenn gesichert ist, dass Nachwuchs erwartet wird.“ Elrond hatte mit Erstaunen bemerkt, wie sich Glorfindels normalerweise heller Teint in ein dunkles Purpur verfärbt hatte. Noch bevor er weiter in seinen Berater dringen konnte, verabschiedete der sich hastig, mit einer äußerst fadenscheinigen Entschuldigung.
 
Glorfindel stürmte in sein Gästezimmer. Das war die Höhe! Eine Probezeit!! Wenn er diesen,...diesen,... Faramir jetzt vor sich hätte!!! Nein, er würde heute Abend nicht zu ihm gehen, auf gar keinen Fall!!!!
 
Andererseits, wenn er nicht hinginge, würde der Gondorianer ihn für feige halten. Glorfindel mochte eine Menge sein, aber feige war er nicht! Vielleicht sollte er doch am Abend zu diesem impertinenten Menschen gehen. Nur um ihm zu sagen, was er von seinem „Angebot“ hielt.
 
Wie ein Gefangener im dunklen Turm lief er in seinem Zimmer auf und ab, hin zum Fenster, zurück zum Bett, links herum zur Wand, rechts herum zum Schrank und wieder zurück. Entnervt warf er sich auf die weiche Schlafstatt, um kurz darauf seine nervöse Wanderung wieder auf zu nehmen.

Die blaue Stunde der Abenddämmerung wich dem hellen Grau eines Sommerabends, um sachte, beinahe unmerklich die Bühne für einen tiefschwarzen Himmel frei zu machen, an dem die Sterne ihren diamantenen Zierrat üppig zur Schau stellten.
 
Es war bereits eine geraume Zeit verstrichen, seit ein Diener die Kerzen in Glorfindels Gemach entzündet hatte.
Der blonde Elb fand sich vor dem Schrank wieder, in tiefer Überlegung versunken, was er anziehen sollte. Energisch zerrte er eine weinrote Robe, die üppig mit Mithrilfäden bestickt war, heraus. Das würde es tun. Es war sein Lieblingsstück, ein Gewand von dem er wusste, dass er darin unwiderstehlich aussah. Eigentlich ein Anblick der an den Menschen verschwendet war, aber hier ging es um ihn!! Und er würde sich nicht, nur wegen einem einfachen Menschenmann in Sack und Asche kleiden.
 
Mit seinem „Passierschein“, den er sofort in den Falten seiner blauen Robe wieder fand, schritt er die ihm nicht mehr ganz so unbekannten Gänge entlang.
 
Wie am Vorabend klopfte die Wache leise an die Tür nachdem er die Unterschrift seines Herren erkannt hatte, und genau wie am Abend zuvor öffnete Faramir selber die schwere Holztüre.
 
„Glorfindel, wie schön, komm herein!“
 
Der Elb verbeugte sich knapp, um dann an Faramir vorbei in das gemütliche Zimmer zu treten. Doch, in der Tat, der Mensch verstand es, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Diesmal standen auf dem runden Tisch hochstielige Gläser aus hauchdünnem Glas, eine Phiole  mit einem dunkelroten Inhalt, und eine Karaffe deren farbloser Inhalt Wasser sein musste.
 
„Setz dich doch bitte. Heute will ich dir ein besonderes Getränk kredenzen. Das ist ein Konzentrat aus den besten Früchten Gondors,“ Faramir ließ aus der Phiole dicke Tropfen quellen, bis die Gläser zu einem Viertel damit gefüllt waren, dann griff er, der immer noch vor dem Tisch  stand, nach der Karaffe. Während der junge Mann versuchte, gleichzeitig die Phiole abzustellen, und das Konzentrat mit der klaren Flüssigkeit aufzufüllen, drehte er sich zu dem Elben, der das alles sehr misstrauisch beobachtete.
„Das ist das reinste Wasser, das wir hier in der Gegend haben, ohhh,...“ die Karaffe rutschte unaufhaltsam aus den Händen Faramirs, fiel mit einem dumpfen Aufprall auf den Teppich und ergoss ihren gesamten Inhalt über Glorfindels Stiefel.
 
Der Noldo wollte empört aufspringen, wurde aber von erstaunlich energischen Händen wieder in den tiefen, bequemen Sessel gedrückt.
„Bleib sitzen, Glorfindel, ich bringe das in Ordnung.“ Faramir beugte sich hinunter, und mit einer Geschicklichkeit, die Glorfindel dem Menschen nicht zugetraut hatte, zog er ihm die durchnässten Wildlederstiefel aus.
Faramir griff unter den Sessel und hielt ein großes flauschiges Tuch in Händen. Neben dem Kamin, ebenfalls in Reichweite, stand ein kleiner Schemel, den Faramir heranzog, das Tuch darauf ausbreitete, um anschließend die nackten, nassen Füße des Elben behutsam darauf zu stellen.
 
Glorfindels Neugier war geweckt. So ungeschickt konnte noch nicht einmal ein Mensch sein. Die noch dazu „zufällig“ in Reichweite befindlichen Utensilien bestärkten den Elben in seiner Meinung, dass der Mann einen bestimmten Plan
 verfolgte.
 
Er konnte jederzeit gehen, wenn es ihm zu dumm würde. Aber eigentlich fing ihm dieses Spiel gerade an, zu gefallen. Glorfindel lehnte sich etwas entspannter in den Sessel. Den Gondorianer genau im Auge behaltend, konzentrierte er sich auf die ungewohnten Berührungen an seinen Füssen.
 
 Faramir spürte sein Herz. Er wunderte sich, dass der Elb sich nicht über die lauten Schläge beschwerte, die Faramirs ganzen Körper zum Beben brachten. Gewiss musste er es doch hören? Dieses Trommeln in seiner Brust.
Faramir starrte auf die Füße, die er begonnen hatte, abzutrocknen. Alles an diesem Mann war besonders. Denn wenigstens war es ein Mann, wenn auch ein Elb, für den sich sein Herz entschieden hatte. Sein Herz hatte ihn  noch nie betrogen.
Er nahm eine Ferse in die Hand, und begann mit der anderen Hand sanft die Fußsohle  zu massieren. Er ließ sich Zeit, bedachte jeden Zentimeter mit festen kreisenden Bewegungen, arbeitet sich zu den Zehen vor, drehte und streckte sie, um dann abschließend mit der flachen Hand über den Fußrücken zu streichen. Die selbe Aufmerksamkeit schenkte er dem zweiten Fuß. Mit jeder Berührung spürte er, wie Glorfindels gespannte Aufmerksamkeit schwand.

Gestern Abend hatte Faramir genügend Zeit gehabt, den stolzen Elben zu betrachten. Auf eine fremdartige Art war dieser hochgewachsene Krieger sehr anziehend. Gestern Abend war Faramir sich noch nicht ganz sicher gewesen, doch als Glorfindel beinahe fluchtartig seine Räume verlassen hatte, wusste er es mit absoluter Klarheit. Dieser Elb würde ihm bald angehören. Er wollte es nur noch nicht wahrhaben.
Faramir wusste, dass die wenigsten Wesen auf Arda, die Elben eingeschlossen, seine Gabe der Voraussicht, teilten. Bisher hatte sie ihm meist Kummer gebracht, aber nun durchflutete eine nie gekannte Freude seinen Körper. Er war sich so sicher wie noch nie zuvor in seinem Leben, direkt  vor sich das einzige Wesen auf ganz Arda zu haben , das ihm von den Göttern zugedacht war und das sein Lebensglück bedeutete.
Er war bereit, dieses Geschöpf von ganzem Herzen zu lieben. Auch wenn es ein Elb war, auch wenn er nicht wusste, wie er ihm Freude bereiten konnte, auch wenn er so gut wie gar nichts über dieses Volk wusste. Das würde er alles mit der Zeit herausfinden.
Nun galt es, den Auserkorenen zu gewinnen. Faramir hegte nicht den geringsten Zweifel, dass ihm das gelingen würde.
 
Glorfindel lag hingegossen in dem Sessel und genoss ganz offensichtlich die Aufmerksamkeiten, die ihm Faramir schenkte. Zeit, ein bisschen entschiedener auf das Ziel dieses Abends zuzusteuern dachte Faramir.

Glorfindel versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihm diese Zärtlichkeiten an seinen Füssen gefielen. Dort hatte ihn  noch nie jemand so berührt. Mit Erstaunen bemerkte er, wie sich seine Männlichkeit leicht zu rühren begann. Auf einmal war er hellwach. Faramir hatte sich wieder einen seiner Füße genommen, und strich überraschend mit der Zunge über den Spann.
Dann verschwand Glorfindels großer Zeh in einer warmen Mundhöhle und wurde leicht beknabbert. Eine heiße Zunge wand sich um den Zeh, sog ihn noch etwas tiefer in diesen Mund.
Glorfindel starrte wie gebannt auf den vor ihm knienden Prinzen, und konnte nicht glauben, dass diese einfachen Gesten eine solche Wirkung auf ihn hatten. Er war froh, dass sein Gewand die Wirkung dieser Zärtlichkeiten auf sein Geschlecht verbarg.
Energisch biss er sich auf die Lippen. Beinahe hätte er sein Wohlbehagen, nein, seine Erregung, laut heraus gestöhnt.
Enttäuscht musste er hinnehmen, dass Faramir den Fuß wieder auf den Schemel abstellte. Der andere Fuß bekam jedoch gleich darauf dieselbe Behandlung zugedacht. Glorfindel rutschte etwas im Sessel nach vorne, um es für seine Erektion leichter zu machen, sich an seine weichen Beinkleider zu schmiegen.
 
Aber nun hörte Faramir tatsächlich auf! Mit einer überraschenden Eleganz stand der junge Mann auf, ging ein paar Schritte zu einer niedrigen Truhe, und ergriff eine kleine Schachtel die dort lag.
 
Sofort kehrte er zu der Sitzgruppe zurück und kniete  sich wieder vor den Noldo.
 
„Lord Glorfindel, ich möchte euch heute zum Zeichen meiner Liebe diesen Ring schenken. Er soll das Symbol für den Beginn unserer Verlobungszeit sein.“
Faramir hatte die kleine Schachtel geöffnet, und holte einen schlichten, breiten und ungewöhnlich großen Ring hervor, der an einer Stelle offen war.
Behutsam bog er das Schmuckstück , das aus reinstem Mithril bestehen musste, auseinander, streifte es über den mittleren Zeh an Glorfindels rechtem Fuß, und bog solange, bis der Ring fest anlag.
 
Glorfindel folgte gebannt den Fingern Faramirs, eigentlich müsste er nun vehement protestieren. Aber anstatt dessen fühlte er, wie sich von seinem Fuß eine Wärme durch seinen Körper zog, die seltsam angenehm war. Den Ring konnte er jederzeit abnehmen. Also, warum ihn nicht eine kurze Zeit anbehalten, und dieses befremdlich schöne Gefühl auskosten.
 
Farmir angelte unter dem, anscheinend unerschöpfliche Schätze verbergenden Sessel, auf dem Glorfindel saß und den Fußring betrachtete, ein paar flache, hinten offene Schuhe hervor.
In silbernem Brokat, mit einem aufgestickten G auf dem Fußrücken, in demselben silbernen Ton gehalten, dass es schon scharfer Elbenaugen bedurfte, um diese Feinheit überhaupt zu würdigen, bildete diese fremdartig anmutende Fußbekleidung die ideale Ergänzung zu Glorfindels Robe. Fragend sah er Faramir an.
Der ergriff einen der schön geformten Elbenfüße und streifte langsam, den Fuß mit dem etwas steifen Material streichelnd, eine der silbernen Hüllen über. „Sie passen, nicht wahr?“ Der Sohn Denethors lächelte zu Glorfindel auf. „Ich hatte gehofft, dass du heute etwas mit Silber tragen würdest, denn es steht dir ausgezeichnet.“ Faramir starrte auf die Schuhe, deren zweiten er gerade seinem Verlobten anzog. „Ich fürchte, durch mein Missgeschick werden deine Stiefel sicher nicht vor morgen früh wieder getrocknet sein.“ Er warf eine scheinbar bedauernden Blick zu den vergessen vor dem Kamin zusammengesunkenen Lederstiefeln des Elben.
„In nassen Schuhen kann ich dich unmöglich zurück zu deinem Gemach geleiten.“ Faramir erhob sich, und reicht Glorfindel eine Hand.
 
Der Elb überlegte einen Moment, die dargebotenen Hand auszuschlagen. Dann jedoch legte er seinen eigene größere, aber schmalere Hand in die Faramirs. Wie überraschend gut sich die raue Handfläche des Mannes anfühlte, die sich  gegen seine feine Haut schmiegte.
Glorfindel wunderte sich, wie selbstverständlich er an der Seite Faramirs durch die Gänge schlenderte. “Wie Verliebte“, dachte der Elb verwirrt. Aber er liebte diesen unverschämten Mann nicht. Nein, er fand ihn unscheinbar, unbedeutend und unglaublich anziehend. Nein, das Letztere gerade hatte er nicht gedacht. Nichts war an diesem Mann, das er nicht bei einem seiner eigenen Art um vieles verfeinert finden konnte. Die Elben, die sich glücklich schätzen würden, ihn zum Gefährten zu haben, waren zahlreich.
Warum um der Valar willen sollte er sich für einen Menschen, einen Sterblichen, entscheiden?!
Überhaupt, in welche Richtung gingen denn seine Gedanken? Er hatte durchaus nicht vor, sich an irgend jemanden zu binden!
 
Während Glorfindel tief in Gedanken neben ihm schritt, betrachtete Faramir seinen Verlobten. Seit er ihn das erste Mal gesehen hatte, war mit dem Äußeren des Elben eine merkwürdige Veränderung vonstatten gegangen. Das lange, blonde Haar, das in weichen Wellen fast bis zur Taille reichte, erschien dem Gondorianer begehrenswerter als noch gestern Mittag, die himmelblauen Augen schienen einen besonderen Glanz zu haben, die feine, helle Haut unvergleichlich, die Lippen, gestern noch zu schmal für Faramirs Empfinden, schienen ihm plötzlich für leidenschaftliche Küsse wie geschaffen, die große, muskulöse Gestalt nicht mehr zu schmal, sondern sie schien ihn selber herauszufordern, sich mit ihm in einem Liebesduell zu messen, um unterworfen zu werden.
Faramir schluckte. Nein, am Äußeren des Elben hatte sich seit gestern nichts verändert. Sein eigener Blick auf den Elben war ein anderer, verlangender geworden. Morgen, morgen musste er ihn haben. Nein, noch nicht heute, einen Tag verlangte das Ritual, ein Tag sollte vergehen, an dem der Verlobte den Ring trug.
 
Während jeder der beiden seinen geheimen Gedanken nachhing, hatten sie Glorfindels Räume erreicht, und standen sich nun etwas verlegen gegenüber. Keiner, weder Elb noch Mensch wussten etwas zu sagen, jedenfalls nichts, was nicht gleichzeitig zu viel über den Tumult in ihrem Innern verraten hätte.
 
Glorfindel betrachtete den Mann der so dicht vor ihm stand, wie es noch kein Wesen dieser Rasse je gewagt hatte. Er sah feinste Linien, die von Kummer, Sorgen und Schmerzen sprachen, er sah die Augen die ihn an die See, eine trügerisch ruhige See, erinnerten, er sah den kurzen Bart.
Er wollte es wissen!! Wie fühlten sich diese Gesichtshaare an? Plötzlich beugte sich der Elb vor, und berührte kurz, oh nur einen winzigen Moment lang, mit seinen empfindsamen Lippen die bärtige Wange des Mannes, bevor er mit der Schnelligkeit, die nur den Elben zu eigen war, in seinen Räumen verschwand, einen Farmir vor der Tür stehen lassend, dessen Gesichtsausdruck Überraschung, aber auch ein sich langsam ausbreitende Freude zeigte.
 
 
Der dritte Tag
 
Faramir erwachte genauso wie er eingeschlafen war, glücklich!
Heute Abend würde Glorfindel zu ihm kommen, und dann würde er den Elben....nein, er hatte ihn überhaupt nicht eingeladen für diese, besondere, Nacht. Der Abschiedskuss war zu überraschend gekommen, und dann war Glorfindel schon hinter der dicken Tür verschwunden, bevor er sich noch mit ihm verabreden konnte.
 
Faramir setzte sich hinter seinen Schreibtisch, wühlte zwischen Papieren, bis er einen besonders schönen Bogen gefunden hatte, und begann seine Einladung zu verfassen, dieses mal gab er sich besondere Mühe, sogar eine kleine Zeichnung setzte er in die linke untere Ecke des Bogens, in die rechte kam seine schwungvolle Unterschrift. Erst nachdem er einen Boten zu Glorfindels Räumen geschickt hatte, begann er, sich für den Tag zu rüsten.
 
Dieses Mal drehte Glorfindel das zart nach Blüten duftende Papier nicht lange zwischen seinen Fingern, sondern erbrach das Siegel um schnell den Inhalt zu überfliegen. Unbewusst hatte sich ein kleines Lächeln auf die Lippen des Noldo gestohlen. Versonnen betrachtete er den Baum Gondors fein bis in die winzigsten Äste gezeichnet, in dem die stilisierte Blüte Gondolins ihr Wurzelwerk verwob.
In diesem Menschen war mehr als das Auge wahrnahm.
Als ob Glorfindel aus einer Trance erwachte schüttelte er plötzlich den Kopf. So ein  sentimentaler Blödsinn. Er würde sich nicht mit Faramir verloben. Gut, er würde zu ihm gehen heute Abend, aber nur um ihm den Ring zurück zu geben. Dann würde er sofort zurück in seine Gemächer gehen, und diese ganze alberne Geschichte vergessen. Aber, bis heute Abend konnte er den Ring noch am Fuß behalten. Das Gefühl, des nun warmen Metalls an seinem Zeh war zunächst befremdlich gewesen, doch inzwischen erinnerte ihn jeder Schritt den er mit dem Ring an seinem Fuß machte, an den überaus überraschenden Abend. Ein paar Stunden lang wollte er sich noch daran erfreuen, bevor er wieder er selber, der kühle und überlegen Glorfindel werden würde.
 
Faramir hatte eine geschäftigen Tag hinter sich. Lange würde es nun nicht mehr dauern, bis Glorfindel vor ihm stehen würde. Alles war vorbereitet, und als es wie in den voran gegangenen Abenden leise an die Türe klopfte, erstrahlte das Zimmer im Schein von unzähligen Kerzen.
 
Faramir öffnete und zog Glorfindel in den angenehm warmen Raum. Wie schon die Abende zuvor betrachtete der Mensch den Elben eine Zeit lang stumm, dann wandte er sich dem runden Tisch zu, auf dem heute nur eine große und eine kleine Schale standen. Letztere schwebte auf einem Gestell über einer winzigen Kerze, die dafür sorgte, dass die goldgelbe Flüssigkeit in der Schale warm gehalten wurde.
 
„Heute, Liebster, möchte ich, dass wir zusammen trinken.“ Faramir tauchte eine Löffel in die goldene Flüssigkeit, um anschließend den Inhalt in die große Schale tropfen zu lassen, die bis oben hin mit etwas rein weißem gefüllt war. Faramir rührte um, griff mit den Fingerspitzen in eine kleine Dose und streute eine Prise Zimt über die Mischung.
Mit beiden Händen umschloss er die Schale, nippte daran, wobei er den Elben ständig mit seinen seeblauen Augen zu streicheln schien und reichte das Gefäß anschließend Glorfindel, der dem Ritual neugierig zugesehen hatte.
Zögernd nahm er die Schale in seine Hände, eigentlich wollte er doch nur den Ring zurück geben, um dann sofort wieder zu gehen. Aber er konnte wenigstens so höflich sein, und eine Schluck probieren.
 
Erstaunt leckte er sich die Lippen. „Das schmeckt gut. Was ist das?“
 
„Das, Glorfindel, soll erst einmal mein Geheimnis bleiben. Vielleicht werde ich es dir später verraten. Doch nun, zieh dich aus!“
 
„Was?!! Nein, das werde ich ganz sicher nicht tun!“
 
„Willst du denn, dass ich dir deine wertvolle Kleidung vom Körper schneide? Denn ich bin ja nur ein Mensch, nicht vertraut mit den komplizierten elbischen Verschlüssen. Und ich bin barbarisch ungeduldig. Ich will meinen Verlobten nun so sehen, wie ihn die Valar geschaffen haben.“

Farmir hatte einen kleinen Dolch von der Truhe geholt, und strich damit über den üppigen blau-silbernen Stoff von Glorfindels Festtagsrobe, die er morgen zu Arwens Hochzeitsfeier mit dem König der Menschen tragen wollte.
 
„Nein!“
 
„Was nein? Soll ich deine Kleidung nicht zerschneiden?“ Faramir griff mit seiner freien Hand in Glorfindels Haar, um ihn noch näher an sich zu ziehen, “oder willst du mir gar den Anblick deines sicher sehr reizvollen Körpers verweigern?“
Faramir ließ die Schneide spielerisch unter einen der kunstvoll geschlungenen Verschlüsse gleiten, und zog leicht daran.
„Du trägst meinen Ring, und so hast du dich mir versprochen! Ein solches Versprechen darf nicht gebrochen werden!“
 
Der Ring! Glorfindel hatte ihn immer noch an seinem Zeh! Was hatte er sich nur gedacht? Er hatte ihn doch abstreifen wollen, bevor er hier her kam. Warum hatte er das vergessen?
Faramir sah ihn mit einem unergründlichen Blick an, dann legte er mit einem Schulterzucken den Dolch beiseite, nahm Glorfindel die Schale aus den Händen, an der sich der blass gewordene Elb geradezu festzuhalten schien, und schob ihn zum Bett. Sanft aber nachdrücklich drängte Faramir den blonden Noldo dazu, sich zu setzen. Behutsam setzte sich Faramir einen winzigen Abstand wahrend ebenfalls auf sein breites, mit zurückgeschlagenen Decken schon für die Nacht vorbereitetes Bett .
 
„Wovor hast du Angst, Glorfindel?“
 
„Wie kommt der Mensch darauf, dass ich Angst habe? Ich fürchte mich nicht vor dir!“
 
„Warum benimmst du dich dann wie eine verschreckte Jungfrau, die Orks in die Hände gefallen ist? Glorfindel, ich bin nicht naiv. Du hast ein Leben hinter dir, das meine Vorstellungskraft weit übersteigt, und darin war sicher mindestens ein Wesen, dass deinem Herzen, und deinem Körper nahe stand. Davon will ich nichts wissen. Das ist Vergangenheit, aber die Zukunft, Glorfindel gehört uns, dir und mir. Was vergangen ist, soll uns nicht beschäftigen, aber in Zukunft will ich derjenige sein, dem dein Herz gehört.“
Faramir beschrieb mit seinen Armen einen weiten Bogen, der sowohl das Zimmer, als auch Minas Tirith, und dazu noch ganz Gondor zu umfassen schien.
„Was mir gehört, wird mit Sorgfalt behandelt, also fürchte nicht um deine Zukunft, ich werde für dich da sein, und mich immer um dich kümmern!“
 
„Wohl kaum, du bist ein Mensch, du bist sterblich!“ Glorfindels Stimme war zu einem Flüstern herabgesunken.
 
„Das ist es, nicht wahr? Das quält dich!“ Farmir erhob sich, schritt durch das Zimmer und kam kurz darauf mit einem Spiegel wieder. Wie eben ließ er sich neben Glorfindel nieder, ein bisschen näher dieses mal.
 
„Schau! Siehst du uns? Sieh genau hin. Deine Augen sind wie der Himmel, und meine wie die See. Der Himmel wird, solange Arda besteht, immer da sein. Die See, die ihre Farbe vom Himmel bezieht wird anschwellen, wird schwinden, aufsteigen als Wolken, und zurück auf Arda als Regen fallen. Glorfindel, wenn die Valar es wollen, werden wir uns niemals ganz trennen müssen.“
 
Glorfindel starrte in den Spiegel, sah ihre beider Gesichter wiedergespiegelt, und wie bereits in den vorangegangenen Tagen, verlor er sich in einem Tagtraum. Sollte alles so einfach sein? Sollte er loslassen? Alle Vorurteile fallen lassen, allen Ängsten entsagen, und es wagen? Gegen alle Traditionen, gegen alle Wahrscheinlichkeit, gegen seine sich langsam verflüchtigende Überzeugung? Ein Bündnis mit einem Menschenmann?
 
Langsam begann Faramir Glorfindel zu streicheln. Federleicht glitten Fingerspitzen über bestickten Stoff. Zaghaft, vorsichtig, fragend, nur an den Armen entlang. Ein wenig weiter, über die Schultern, behutsam geisterte ein Nagel über den langen Hals, hoch zu den Ohren.
Eine zweite Hand gesellte sich dazu, fasste das Elbengesicht in den warmen Rahmen von schwieligen Handflächen, Finger strichen das goldene Haar hinter die edel geschwungenen Ohren.
„Ich möchte dich küssen“ Farmir beugte sich vor, und brachte sein Gesicht dicht an Glorfindels, „versprichst du mir, nicht gleich davon zu laufen?“, Faramirs Stimme so leise, dass sie nur für Glorfindel überhaupt noch zu hören war.
 
Glorfindel sah seeblaue Augen, spürte mehr, als dass er sie verstand, die neckenden Worte, die auf wundersame Weise eine Wirkung auf seinen Schoß ausübten. Zögernd nickte er.
 
Überraschend weiche Lippen legten sich auf seine, drückten nur einen Moment, zogen sich zurück, hauchten auf die Nase, zwischen die Augenbrauen, die Stirn, auf die Schläfen, auf die Wangenknochen,  auf den Hals samtige Küsse, und fanden schließlich die Ohrenspitzen. Zum ersten mal die Zunge einsetzend, neckte Faramir diese empfindsame Stelle der Elben.
 
Glorfindel suchte nach Halt . Seine Hände griffen nach Faramir und zogen den Menschen in eine enge Umarmung. Aber das führte nur dazu, dass er den Mann noch intensiver roch, spürte und begehrte.
„Glorfindel, bitte, zieh dich aus, ich möchte dich richtig berühren können.“ Die Worte, in sein Ohr gehaucht, ließen Glorfindel vor eigenem Verlangen zittern.
Farmir löste sich von dem Elben, und betrachtete anscheinend ruhig, wie der Noldo nun mit unsicheren Fingern die Verschlüsse an seiner Robe öffnete.
Mit einer fließenden Bewegung stand Faramir auf, und zog den Elben mit sich. Dann begann er Glorfindel zu entkleiden. Behutsam, Schicht für Schicht, immer wieder von streichelnden Händen und einem zärtlich küssenden Mund unterbrochen, fielen der dicke Stoff der Robe, das feine Hemd, die Schuhe, und die Beinkleider.
Als Glorfindel schließlich nackt vor dem Gondorianer stand, war kein Teil seines Körpers ohne eine Liebkosung geblieben.
 
„Du bist wunderschön, mein Geliebter!“ Faramir nahm den Elben bei der Hand und zog ihn wieder zum Bett.
„Leg dich auf den Bauch, nein, widerspreche mir nicht, ich weiß was ich tue.“ Die Worte, die eigentlich herrisch klingen müssten, wurde in des sensible Ohr geflüstert, begleitet von einem Zungenkuss, tief in die Ohrmuschel, so dass Glorfindel nur noch die erregende Stimme, aber nicht mehr deren Bedeutung wahrnahm.
Er blieb einfach so liegen, wie ihn Faramir bettete.
 
Es raschelte leise hinter ihm, als nächstes spürte der Elb etwas warmes an seinem Hintern. Bevor er noch protestieren konnte, legten sich zwei Arme fest um seinen Brustkorb und er wurde in eine sitzende Position gehoben.
Starke Arme hielten ihn. Allmählich wurde er auf eine heiße Härte gesenkt. Seine Spalte die den engen Muskelring bewachte, auf den es der Gondorianer offensichtlich abgesehen hatte, spreizte sich bereits.
 
„NEIN!“
 
„Du bist mein, denk dran, nie werde ich dich schlecht behandeln, ich werde immer gut für dich sorgen. Keine Angst, Geliebter, ich habe mich vorbereitet. Ich werde dir keine Schmerzen zufügen.“

Diese Stimme, immer dicht an seinem Ohr, der warme Atem, der seine empfindliche Haut reizte, die leisen Worte und die starken Arme, die ihn hielten,  ließen Glorfindel in eine Traumwelt gleiten, in der es keinen Schmerz, nur Lust gab. Unaufhaltsam glitt sein Körper, mit jedem Wort williger, weiter und aufnahmebereiter, auf Faramirs Geschlecht.
 
Schaukelnde, stoßende, immer wiederkehrende Bewegungen berührten eine Stelle in Glorfindel die seine Lust mit jedem weiterem Stoß vervielfachte. Bald war sein Körper von einer feinen, feuchten Schicht bedeckt. Der Atem des Noldo war nur noch ein Keuchen.
Farmir hatte das stolz angeschwollene Geschlecht seines Geliebten umfasst, und rieb es im Takt seiner immer ruckartiger werdenden Vorstöße.
 
„Mein, du bist mein!“ Faramir zwang sich dazu, jede kleinste Regung  Glorfindels aufzunehmen. Während ihn die Wellen seines Höhepunkts überschwemmten, blieb er dennoch wachsam. Später könnte er sich fallen lassen, aber nun,...er verstärkte  den Griff um das Geschlecht des Elben kurz und beinahe schmerzhaft, und der Noldo stöhnte unterdrückt auf. Glorfindel spürte seinen Höhepunkt brutal unterdrückt, die Wellen die sich beinahe ihren Weg gesucht hatten, wurden abgeblockt. Der Körper des Elben bewegte sich ganz ohne sein zutun weiter, wollte wieder den angenehmen Druck von Faramirs Hand spüren.
Tatsächlich begann dieser erneut mit seinen Liebkosungen, streichelte Glorfindel sanft, regelmäßig, intensivierte langsam Geschwindigkeit und Druck um das bereits wieder hart angeschwollene Geschlecht, bis er spürte, dass der Elb kurz vor seinem  Orgasmus war. Wieder drückte er zu, kurz, fest, um so dem Elben die Erfüllung zu verwehren.
Inzwischen zitterte Glorfindel am ganzen Körper. Stumm drängte er sich immer wieder, und immer dichter an den Mann, spürte weichen Stoff hinter sich, unterbrochen von glattem Leder. Beinahe unbewusst bemerkte Glorfindel erstaunt, dass Faramir noch vollständig bekleidet war. Dennoch war der Gondorianer tief in ihm versunken, glitt, obwohl nicht mehr erregt, nicht aus Glorfindels zuckendem Körper.
 
Glorfindel biss sich auf die Lippen. Nein, er würde nicht bitten. Er würde stumm bleiben. Er wollte das alles nicht. Aber eine leise Stimme in sein empfindsames Ohr gehaucht, die erfahrene Hand, die genau wusste, wie er gestreichelt, massiert, stimuliert werden wollte, seinen steigende Erregung, die Angst wieder um den ersehnten Höhepunkt gebracht zu werden, verrieten seine Absichten.
 
„Sag es, Glorfindel, sag mir, bist du mein?“ die Finger schlossen sich, immer enger, immer ein bisschen stärker,...NEIN, bitte nicht zu fest, Glorfindel wollte kommen, musste kommen, sein Körper wand sich in einer Qual, deren Höhepunkt und Erlösung sein gesamtes Denken bestimmte,....
 
Ein Hauch, ein Ausatmen, mehr war es nicht, und doch kam es tief aus der Seele des Elben --„dein“--, und die Hand streichelte weiter, der Atem in seinem Ohr wurde noch zärtlicher, die Arme, mit Stoff umhüllt, hielten ihn, und der Himmel stürzte in die See, und die weißen Schaumkronen der Gischt bezeugten die Lust des Elben -„dein“--.
 
Als Glorfindel erwachte, schien das erste Grau des Morgens in das Zimmer Faramirs.
Ein Gefühl des vollkommenen Wohlseins durchströmte den Elben. Dann sah er sich um. In seinen Armen lag der Mann, mit entspanntem Gesicht, in tiefem Schlaf.
In der Nacht hatten sie offensichtlich die Positionen getauscht. Denn nun lag Faramir mit dem Rücken an Glorfindels nackte Brust gekuschelt, und der Elb hatte seine Arme unbewusst um den muskulösen Körper seines Verlobten geschlungen.
Er erinnerte sich an alles. „Dein“, ja so war es. Aber er hatte noch zwei Tage, hier, am Hofe von Gondor, bevor er zurück mit Elrond reisen würde. Zwei Tage, an denen er den Mann zu dem seinen machen konnte. Denn nach elbischem Brauch war ihre Verbindung noch nicht vollständig vollzogen. Über Glorfindels Lippen huschte ein Lächeln. Faramir musste noch viel lernen. Am besten finge er gleich damit an, seinem Verlobten in elbisches Brauchtum einzuweihen.
 
Glorfindelks Gedanken fingen an, zu wandern. Ja, damit würde er beginnen


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