Titel: Waldspaziergang 2 - Die Suche
Autor: AnimA


Der Abend senkte sich langsam auf den Düsterwald. König Thranduil hatte bis eben gearbeitet. Nun strich er sich müde über die Augen. Er stand auf, streckte sich, und verließ seine Bibliothek, in der er sich am liebsten  aufhielt, wenn er Papiere, Bittgesuche und Berichte seiner Grenzwachen durchlesen musste.

Vieles nahmen ihm seine Berater ab, aber Thranduil wollte selber gerne auf dem Laufenden bleiben. Jedoch für heute hatte er genug getan. Er steuerte seine Privatgemächer an. Dort wollte er auch zu Abend essen. Wie oft in letzter Zeit würde Legolas ihm Gesellschaft leisten. Er freute sich auf die Gespräche mit seinem Sohn. Sein Jüngster war nach dem Ringkrieg verändert zurückgekehrt. Erwachsener war er geworden.

Speziell um diesen Sohn hatte er sich immer Sorgen gemacht. Vielleicht lag es daran, dass er seiner Mutter so ähnlich war. Nicht nur sein Äußeres, nein sein ganzes Wesen erinnerte ihn an seine geliebte Frau, die seit Ewigkeiten in Mandos Hallen weilte, und eine nie verheilte Wunde in seinem Herzen zurück gelassen hatte.

Beständig hatte er Angst, Legolas, die einzige Verbindung zu seiner Frau, die ihm geblieben war, zu verlieren. Als Legolas sich damals für diesen Menschen als Lebenspartner entschieden hatte, war er gegen die Verbindung gewesen.

Thranduil hatte seine Räume erreicht. Er wunderte sich, dass Legolas noch nicht da war. Allerdings blieb ihm nicht viel Zeit sich darüber Gedanken zu machen, denn es wurde energisch an die Tür geklopft. Auf sein Zeichen hin trat Lirin, sein engster Vertrauter ein.

„Ein Grenzwächter ist eben eingetroffen. Er berichtet, dass eine Horde Orcs im süd- westlichen Teil unserer Grenzen durchgebrochen sind. Unsere Grenzwachen haben die Eindringlinge verfolgt. Die meisten wurden getötet. Aber eine kleine Gruppe konnte entkommen.“

 Das geheimnisvolle Waldreich lockte immer noch die verdorbenen Kreaturen an. Obwohl nach der Vernichtung des dunklen Herrschers führerlos, waren sie immer noch gefährlich.

„Mein Sohn, er ist heute morgen in den Wald gegangen, und bis jetzt nicht wieder zurückgekehrt!!“ Thranduil unterdrückte den Impuls, alles liegen und stehen zu lassen, um nach Legolas zu suchen. Ihm konnte Schreckliches geschehen, würde er in die Hände dieser Bestien fallen. Schaudernd dachte er an das Schicksal, das Elronds Frau erlitten hatte

Lirin beugte sich zu ihm. „ Herr, lasst mich nach dem Prinzen suchen. Ich glaube ich weiß, wohin er gegangen ist“. Der dunkelhaarige Elb lächelte seinen König zaghaft an. Thranduil war es nicht verborgen geblieben, dass sein Vertrauter beim Anblick seines Sohnes regelmäßig glänzende Augen bekam.

„Gut, nehme dir soviel Krieger mit, wie du brauchst. Beeilt euch. Viel Glück“ rief er dem schmalen, großgewachsenen Elben hinterher.

Die Stunden vergingen quälend langsam. Thranduils Sorge um seinen Sohn wurde mit jedem Moment, der ereignislos verstrich größer.

Aber er konnte nur warten und darauf hoffen, dass Lirin seinen Sohn wohlbehalten zurückbrachte. Der König seufzte. Nein, noch ein geliebtes Wesen zu verlieren, würde er nicht ertragen.

Lirin wusste um den Lieblingsplatz des Prinzen. Unzählige Male hatte er ihn heimlich beobachtet, wie er sich auf der Lichtung am Bach ausgestreckt hatte. Nach einem Bad in dem eisigen Wasser seinen begehrenswerten Körper von der Sonne trocknen ließ, und sich manchmal auf eine sehr erregende Art mit sich selbst beschäftigte.

Trotz der Sorge, die Lirin um den Prinzen hatte, musste er an einen ganz bestimmten Nachmittag denken. Über sein Gesicht schlich sich ein verträumtes Lächeln. Er hatte Legolas dabei beobachtet,....

Als er Legolas damals beobachtet hatte, war der zwar kein Kind mehr gewesen, aber ein entscheidendes Erlebnis trennte ihn noch vom Erwachsensein.

Die Begabung des Prinzen im Bogenschießen konnte man bereits erahnen. Voller Begeisterung übte Thranduils jüngster Sohn jeden Tag. Die Unterrichtsstunden in dieser Kunst waren ihm bald nicht mehr genug. Er verschwand mit Pfeilen und seinem Bogen, um ungestört weiter üben zu können.

Lirin entdeckte zufällig den Platz, der für Legolas zu einem der bevorzugten Rückzugsorte werden sollte. In diesen längst vergangenen Zeiten konnten die Elben weitaus sorgloser durch den Düsterwald streifen.

Der engste Berater des Königs genoss es, ganz für sich alleine durch dieses geheimnisvolle Reich zu wandern. Denn seinem ureigensten Wesen nach war Lirin ein Einzelgänger, für den das Hofzeremoniell oftmals eine lästige Angelegenheit war.

Lirins feines Gehör hatte das Surren der Bogensehne wahrgenommen. Neugierig geworden, schlich er in die Richtung aus der das  Geräusch kam. Da stand Legolas, mit entblößtem Oberkörper und schoss auf einen alten, halbvermoderten Baumstamm. Etliche Pfeile steckten dicht an dicht in dem toten Holz, arrangiert zu einem kunstvoll geschlungenen Ornament. Gebannt beobachtete der dunkelhaarige Elb den Prinzen. Als alle Pfeile verschossen waren, war aus dem Ornament eine Rosenblüte geworden. Legolas begutachtete zufrieden sein Werk, dann legte er den Bogen beiseite, und wandte sich dem Bach zu. Mit beiden Händen goss er sich das kalte Wasser über den Kopf, und ließ es über Gesicht und Oberkörper rinnen. Das in der Sonne silberglitzernde Nass bahnte sich seinen Weg über den sehnigen Körper hinunter, bis auch die Beinkleider nass wurden.

Der Prinz stieß einen Laut des Unwillens aus. Lirin zog sich weiter in die Schatten der Bäume zurück. Noch gerade rechtzeitig, wie er bemerkte, denn Legolas schaute sich prüfend um. Hatte er etwas gehört? Gespannt verharrte der ältere Elb bewegungslos in seinem Versteck. Aber anscheinend fühlte sich Legolas unbeobachtet, denn nach einem kurzen Zögern zog er sich völlig aus.

Lirin stockte der Atem, denn so schön war ihm  der Prinz noch nie erschienen. Zum ersten Mal sah er den jungen Elben bewusst an. Bald würde in Legolas das Verlangen erwachen. Wie begehrenswert erschien dem älteren Elben bereits jetzt diese goldene Schönheit.  Lirin verfluchte seine Stellung bei Hofe. Nie und nimmer könnte er den Sohn des Königs für sich gewinnen, selbst wenn er sich darum bemühen würde. Und lächerlich wollte er sich nicht machen. Gebannt, nicht mehr fähig die Augen von diesem Traum zu wenden, beobachtete er, wie sich Legolas mit den flachen Händen über die Haut rieb, um das Wasser ab zu streifen. Unschlüssig verharrte der Jüngling, dann trat er auf einen der uralten Bäume zu, legte die Hände an den Stamm, und nickte dem Baum, der ihn erwählt hatte, zu. Ohne noch länger zu zögern, ließ sich der junge Elb in einer fließenden Bewegung zwischen zwei mächtige, bizarr geformte Wurzeln gleiten, die ihn in eine Umarmung zu ziehen schienen.

Was für ein schönes Bild. Lirin wollte hier bleiben, bis die Bäume sich auch um ihn geschlossen hätten.

Legolas Augen wurden ausdruckslos, er schlief. Im Schlaf wand und drehte er sich in den Armen des Baumriesen, dessen Blätter eine Geschichte in die spitzen Ohren des Prinzen flüsterten. Zwar verstand der dunkelhaarige Elb die Sprache der Uralten, aber das Wispern war so leise, dass er nicht hören konnte was der Baum sagte. Aber an der Reaktion von Legolas konnte er ablesen, dass es eine höchst drastische Erzählung sein musste.

Ohne zu erwachen wand sich der schöne blonde Elb, mit jeder Bewegung, mit jeder Drehung, mit jedem Anheben seiner schmalen Hüften wurde seine Erregung sichtbarer.

Dann, als ob er die süße Tortur, die ihm der Baum bereitete, nicht länger ertragen könnte,  drehte sich Legolas auf den Bauch.

 Lirin sah am immer schneller werdenden Heben und Senken der kleinen, wohlgeformten Pobacken, dass dieser erotische Traum für den Prinzen der Beginn seines Erwachsenwerdens kennzeichnen würde. Der erste Erguss, und er, Lirin, durfte diesen besonderen Moment miterleben. Mit einem Schauer erkannte der Ratgeber, dass mit diesem Erlebnis sein Schicksal besiegelt war. Für alle Zeitalter würde sich sein Herz nun nach dem Einen, für ihn Unerreichbaren, verzehren.

Lirins Gedanken wurden unsanft in die Gegenwart zurückgeholt. Einer der Reiter, die zur Suchmannschaft gehörten, stieß einen kurzen Pfiff aus. Er deutete im zunehmenden Dämmerlicht in Richtung Bachlauf:   „Dort unter der alten Weide ist etwas.“

Lirin bedeutete seinen Leuten abzusitzen. Geräuschlos näherten sie sich der zusammengekauerten Form, die unter den überhängenden Zweigen der Weide kaum auszumachen war. Seltsam, dachte Lirin, der Baum stand auf eine schwer zu fassende Weise anders als sonst. Seine grauen Augen tasteten misstrauisch jede Einzelheit des Uralten und seiner Umgebung ab, um schließlich auf dem Wesen, das darunter versteckt lag, zu verweilen. Mit Handzeichen verteilte er die Krieger. Die Bogen gespannt, näherten sie sich lautlos der Form, um sich in einem Kreis darum aufzustellen.

Als Lirin erkannte, wen er da vor sich hatte,  erstarrte er vor Schreck. Dort lag sein geliebter Prinz. Nackt! Und er war nicht alleine. Halb war er auf einem Monster ausgestreckt, das, soviel zu erkennen war, ebenfalls nichts mehr anhatte, jedoch seine mächtigen Arme wie schützend um Legolas gelegt hatte. Das eigentlich erschreckende aber war, dass die Augen von Thranduils Sohn geschlossen waren. Genau wie diese entsetzliche Kreatur schien er zu schlafen.

Aber Elben schliefen nur während des Heilschlafes mit geschlossenen Augen. Beunruhigt trat Lirin näher. Er beugte sich über den Prinzen, gewahr, dass seine Leute jederzeit auf das Wesen schießen konnten, das Legolas in seinen Armen hielt. Behutsam legte er eine Hand auf die Schulter des jungen Elben. Er versuchte, ihn zu wecken. Nichts geschah.

So gut er es vermochte, suchte er den Körper des Prinzen nach Verletzungen ab, konnte aber nichts entdecken, das den Zustand des jungen Elben erklären würde.

„Wir müssen ihn aus dieser Umklammerung lösen. Tötet den Uruk, bevor er dem Prinzen etwas antun kann.“ Im Schlaf bewegte sich Legolas, rutschte beinahe auf den , nun unter ihm liegenden mächtigen Körper, und machte es somit unmöglich, den Uruk zu treffen, ohne ihn selber zu verletzen.

Nach etlichen Versuchen, den Prinzen zu wecken, richtete sich Lirin seufzend auf. „Es hat keinen Sinn, wir müssen eine Bahre bauen, damit wir Prinz Legolas, und wie es aussieht, auch den Uruk mitnehmen können.“ Denn Legolas klammerte sich inzwischen an diese abstoßende Kreatur, als ob sein Leben davon abhängen würde.

Während Lirin mit dreien seiner Leute damit beschäftigt war, aus langen, schmalen Stämmen junger Birken, und ihren Umhängen, eine Transportmöglichkeit zu bauen, erkundeten die anderen Bogenschützen die Gegend. Sie waren schnell wieder zurück. Ganz in der Nähe hatten sie die restlichen Orks gefunden, die den Grenzwachen am Vormittag entkommen waren.

„Viele sind durch die Pfeile des Prinzen getötet worden, aber einige muss der Uruk getötet haben, denn unser Herr hatte nur den Bogen dabei, soviel ich sehen kann“, der Spurensucher ihrer Gruppe deutete auf die Waffe, die an den Stamm der Weide gelehnt dastand. Lirins Augen suchten die nähere Umgebung ab. Am Bachufer lagen die Kleider des Prinzen, ebenso wie die schäbigen Fetzen, die anscheinend dem Uruk gehörten. Diese Spuren sprachen ihre eigene Sprache, aber Lirin konnte sich nicht vorstellen das DAS nach dem Kampf des Prinzen gegen die Orks geschehen war.

Das wurde immer seltsamer, fand Lirin. Aber hier würden sie wohl kaum das Rätsel lösen können.

Die zwei schlafenden Körper auf die Liege zu bekommen, stellte sich als erstaunlich einfach heraus. Denn es schien sich um nur ein Wesen zu handeln, das sie hochhoben, um es auf die Mäntel zu legen, die als Unterlage dienten.

Mit Seilen, und dem Zaumzeug der anderen Pferde war die Liege hinter das stärkste Tier gespannt, ein altes Schlachtross, das durch nichts aus der Ruhe zu bringen war. Das Tier war Lirins ganzer Stolz,  „Wolke“ hieß sie, benannt, nach der grau- weißen Fellzeichnung.

Sie würden langsam voran kommen, denn der Berater des Königs wollte sein Pferd selber führen. Er schickte den Spurensucher voraus, damit der König Nachricht erhielt, dass sein Sohn gefunden war, und die Heiler bei ihrer Ankunft bereit stünden.

Die Gruppe verließ die Waldlichtung, hinter ihnen rauschten die Blätter der alten Weide. “Als ob sie Lachen würde, uns auslachen würde“, dachte Lirin noch, dann konzentrierte er sich auf den Weg, um seine, wenigstens zum Teil, kostbare Last sanft nach Hause zu geleiten.

Thranduil schaute fassungslos auf die vor ihm ausgestreckt liegenden Gestalten seines geliebten Sohnes und dieser Kreatur der Dunkelheit. Beide lagen dicht beieinander auf einem großen Bett, nur von einem leichten Laken bedeckt. Es herrschte angespannte Stille in den Räumen der Heilung.  Seit Stunden hatten sich die besten Heiler bemüht, ein Lebenszeichen von dem Königssohn zu erhalten. Doch der einzige Effekt ihrer Mühen war, dass sich Legolas noch enger an den Uruk-Hai klammerte. Sein schmaler Körper zeichnete sich deutlich unter der Decke ab, und bildete einen scharfen Kontrast zu den Muskelbergen des Uruk-hai.  Thranduil musste gegen den Kloß in seinem Hals ankämpfen. Am liebsten hätte er gebrüllt, diese eklige Kreatur getötet, seinen Sohn gepackt, um ihm wieder Vernunft und Bewusstsein in die schlaffen Glieder zu schütteln. Aber nichts von alle dem tat er. Starr und stumm stand er da, fühlte sich hilflos, ein Zustand den er von Herzen verabscheute. Er durfte diesen Uruk nicht töten. Denn die Heiler konnten nicht mit Gewissheit sagen, ob sich nicht ein Band zwischen seinem Sohn und diesem Monster gebildet hatte. Sei es nun erzwungen oder freiwillig entstanden. Wie auch immer, sollte es bestehen, würde er seinen Sohn dem sicheren Tod überantworten, wenn er den Uruk dorthin sandte, wo er seiner Meinung nach hin gehörte, und das waren die schlimmsten Höllentiefen, die er sich ausdenken konnte.  

Der König wusste was er tun sollte, aber der Gedanke, Elrond aus Bruchtal um Hilfe zu bitten, widerstrebte ihm zu tiefst. Aber hier ging es um das Wohl seines Sohnes, er musste seinen Stolz beiseite lassen. Vielleicht war es an der Zeit, alte Zerwürfnisse in den Tiefen der Vergangenheit zu begraben. Vielleicht sollte das ein Neuanfang werden.

Thranduil streckte sich. „Lirin, setze einen Brief an Elrond auf, in dem du ihm alles schreibst, was du über Legolas Zustand weißt, wie und wo du ihn gefunden hast, und,“ Thranduil zögerte kurz,“ ich erbitte seinen Rat als Heiler. Eile dich, denn mir scheint wir haben hier wenig erreicht.“ Der König wandte sich ab. Langsam schlug er den Weg zu seinen Gemächern ein. Ein letztes Mal drehte er sich um. „Sagt mir sofort Bescheid, wenn sich am Zustand des Prinzen etwas ändert. Egal wann.“

Traurig blickte Lirin seinem König hinterher. Aber er hatte recht, es stand wirklich  schlecht um den Prinzen. Die einzige Hoffnung die ihnen noch blieb, war Hilfe von Bruchtal, von Elrond zu erhalten. Lirin setzte sich an seinen Schreibtisch. Nach kurzem Überlegen legte er sich einen Bogen Papier zurecht, tauchte die Feder in das Tintenfass und begann zu schreiben. In wenigen, knappen Worten berichtete er von den Ereignissen der letzten Stunden. Ob er seine Beobachtung die Weide betreffend schildern sollte, Lirin zögerte, Elrond könnte ihn für überspannt halten. Trotzdem, er würde es erwähnen, vielleicht war es wichtig.

Schnell wurde ein Bote auf den Weg nach Bruchtal geschickt. Selbst bei größter Eile, und falls Elrond sofort aufbrechen würde, müssten sie mindestens einen Mondlauf lang warten.

Während dieser Zeit änderte sich am Zustand der zwei Schlafenden nichts. Immer wieder versuchte abwechselnd Thranduil, Lirin, und die Heiler, den Schlafenden wenigstens ein bisschen Wasser oder einen Sud aus Heilkräutern zwischen die spröden Lippen zu träufeln.

Die erschreckendste Veränderung machte Thranduil durch. Denn gleich seinem Sohn aß er nichts mehr. Lirin wurde es mit jedem Tag der verstrich weher ums Herz. Seinen König so bleich und voller Sorgen zu sehen, verursachte ihm körperliche Schmerzen. Seit einigen Tagen stand der Herrscher des Düsterwaldes nur noch auf, um nach seinem Sohn zu sehen. Dann ging er mit langsamen, kraftlosen Schritten in seine  von ihm so geliebte Bibliothek. Doch er arbeitete nicht wie sonst an seinen Schriftstücken. Lirin hatte seinen Herrn schon ein paar Mal  angetroffen, auf seinem Stuhl zusammengekauert, mit ausdruckslosen Augen, die blicklos in eine nur für ihn zu sehende Zukunft zu blicken schienen.

Der dunkelhaarige Elb versuchte, zu seinem Herrn durchzudringen. Beruhigend legte er ihm eine Hand auf die Schulter. Eine Geste, die er sich nie angemaßt hätte, wenn es Thranduil besser gehen würde. Aber so erschien ihm dieser Beweis seines Mitgefühls richtig.

Thranduil seufzte auf. Mit einem tiefen Atemzug drehte er sich zu seinem Vertrauten um. “Nicht wahr, du spürst es auch, wir werden ihn verlieren, wenn nicht bald etwas geschieht. Wenn nicht bald Elrond kommt. Vielleicht bleibt er absichtlich aus. Nun hat er die Gelegenheit sich an mir zu rächen.“ Ein weiterer tiefer Atemzug hob die Brust des Königs. Lirin erkannte, dass sein Herr kurz davor stand, in Tränen aus zu brechen.

„Nein, das glaube ich nicht. Elrond hat selber Kinder, die er sehr liebt. Er wird wissen, wie Euch zu Mute sein muss. Es passt weder zu seiner Art, noch zu der Ehre eines Heilers Hilfe zu versagen. Er wird kommen, so schnell er kann.“ Lirin spürte, wie sich die Schulter unter seiner Hand lockerte.

„Ja, du hast recht.“ Thranduil drückte die Hand seines Vertrauten. Ein wenig getröstet stand er auf. „Komm, wir wollen nach den beiden sehen. Wir sollten die Hoffnung nicht aufgeben. Denn noch ist Leben in Legolas.“

„Und in dem Uruk.“ Fügte Lirin hinzu. Er war der einzige, der sich um das Wohl dieses Wesens zu kümmern schien. Er tat es nicht aus Mitgefühl, oder Fürsorge. Auch er verabscheute dieses Kreatur. Aber er liebte Legolas, den goldenen Prinzen. Wohl sah er, mit welcher Zuneigung sich der schöne Elb immer wieder der Bestie zuneigte. Egal, wie die schlafenden Körper gedreht wurden, innerhalb kürzester Zeit hatte Legolas seine Arme wieder um den Uruk-Hai geschlungen. Erst dann zeigte sich auf seinem Gesicht ein zufriedenes Lächeln. Ja, glücklich sah er aus.

Lirin wusste es schon seit langem, tief in seinem Innersten, dass er nicht von Legolas geliebt werden würde. Sie passten nicht zusammen, jedenfalls nicht auf diese Art wie es Lebenspartner sollten. Diese Erkenntnis hatte geschmerzt. Aber egal, ob sich der Elbenprinz nun verlieben würde, oder ob er für sich bliebe, für Lirin war nur der Platz des Freundes in Legolas Herzen. Lange hatte der dunkelhaarige Elb gebraucht, um das zu erkennen, und noch länger um es zu akzeptieren.

Seine Liebe hatte sich in ein warmes Gefühl der Zuneigung gewandelt. Er war froh darum, nicht von einem Feuer der unerwiderten Leidenschaft gequält und verbrannt zu werden.

Was er wollte, war, wenn schon für sich kein Glück, dann wenigstens für den Elben, der ihm am meisten bedeutete. Wenn nun Legolas eben dieses Wesen des dunklen Herrschers auserkoren hatte, würde er seine Gründe haben. Lirin würde dafür sorgen, dass diesem Auserwählten nichts geschah.

Wenigstens so lange nicht, bis Legolas wieder erwacht war, und seinen Willen kund tun konnte.

Thranduil und Lirin betraten den Saal der Heilung Seite an Seite. Unverändert lagen die Schlafenden beieinander.

Während Thranduil neben seinen Sohnes trat, stellte sich Lirin an die Bettseite, in der der Uruk-Hai lag. Lange betrachtete Lirin das grobknochige Gesicht. Was fand Legolas an dieser Kreatur? Er konnte es nicht begreifen.

Wie sehnte er sich danach, die Stimme des Prinzen wieder zu hören, und sei es nur, dass er ihm erklärte, was ihn an diesem Wesen faszinierte.

Lirin hob den Kopf. Seine feinen Ohren hatten, noch in weiter Ferne, eine Gruppe Reiter ausgemacht. Thranduil schien nichts zu bemerken.

Der Berater des Königs biss sich auf die Lippen. Nein, er würde nichts sagen, nicht zu früh Hoffnungen wecken, die dann zerstört werden konnten. Noch war er sich nicht sicher, wer sich da im vollen Galopp dem Hof näherte.

        

Lirins scharfe Sinne hatten ihn nicht getäuscht. Eine Gruppe Reiter sprengte kurz darauf heran, und ein Bediensteter meldete die Ankunft Elronds mit seinem Gefolge.

Zögerlich hob Thranduil den Kopf. „Dann werde ich unsere Gäste wohl willkommen heißen müssen.“ Es fiel ihm schwer, sich zu erheben. Mit schleppenden Schritten ging er Richtung Empfangshalle. Lirin folgte seinem König. Kurz bevor sie in die Halle traten, legte er Thranduil kurz die Hand auf die Schulter. Der dunkelhaarige Elb wollte seinem Herrn durch diese Geste Kraft und Zuversicht vermitteln.  „Alles wird gut, ganz sicher.“ Der König des Düsterwalds streckte sich, und ging seinen Gästen entgegen, in der Haltung die Lirin von ihm gewohnt war.

Mit zwei Schritten Abstand hinter seinem Herrscher trat Lirin in die Halle. Erstaunt sah er dass Elronds Reisegesellschaft kleiner war, als er angenommen hatte. Neben vier Kriegern, die sich respektvoll im Hintergrund hielten, wurde der Halbelb nur noch von einem Wesen begleitet, dass sich direkt neben dem Herrn von Bruchtal hielt.

Dicht vermummt in ein grau-grünes Reisecape, dessen Kapuze weit ins Gesicht gezogen war, konnte Lirin nicht erkennen, wie der Fremde wohl aussehen mochte. Elrond selber hatte sich in den Jahrzehnten, die er ihn nicht mehr gesehen hatte, kaum verändert. Das sonst so gleichmütige Gesicht zeigte nun einen Hauch von Sorge. Lirin meinte feinste Linien auf der Stirn des Heilers ausmachen zu können. Ein Erbe der menschlichen Seite, vermutete der Berater Thranduils.

Eine ungemütliche Stille breitete sich in der hohen Halle aus. Lirin räusperte sich. Thranduil schien aus einem Tagtraum zu erwachen. “Willkommen, Elrond aus Bruchtal. Lange haben wir uns nicht mehr gesehen. Wenn die Lage nicht so ernst wäre, hätte ich euch sicher nicht hierher bemüht.“ Thranduil merkte, wie ihm das Gespräch entglitt. Nichts konnte er weniger gebrauchen, als Elrond zu verärgern.

Aber der schien gar nicht zu bemerken, auf welch heiklem Boden sie beide sich befanden. Als ob sich zwischen ihm und Thranduil nie eine Kluft aufgetan hätte, als ob ihre Freundschaft nie gestört, zerstört worden wäre, durch unselige Ereignisse, über die beide nie sprachen, überwand der Halbelb die paar Schritte Entfernung zwischen sich und Thranduil. Völlig unbefangen nahm er den König des Düsterwalds in eine feste Umarmung, wie sie unter Waffenbrüdern und Gleichgestellten durchaus üblich war.

Thranduil, zuerst starr vor Erstaunen, überließ sich zögernd der wohltuenden Nähe des Heilers.

„Thranduil, ich bin so froh, dass du den Mut gefunden hast, dich an mich zu wenden. Wir werden einen Weg finden, deinen Sohn ins Leben zurück zu holen.“ Elrond lockerte die Umarmung, schob Thranduil ein wenig von sich fort, um ihn besser betrachten zu können. Ganz leise, für die anderen nicht hörbar, fragte er:“ Wie lange ist es her, dass du das letzte Mal gegessen hast? Mein Freund, denn das warst du immer für mich, zuerst, noch bevor ich nach Legolas sehen will, möchte ich mich um dich kümmern.“ Ein wenig lauter fügte er hinzu. “Ich möchte Dir Danuil vorstellen. Er hat sich bereit erklärt, mich zu begleiten. Er ist ein Heiler, der ein sehr feines Gespür auch für die ungewöhnlichsten Dinge hat. Von ihm erwarte ich noch Grosses.“

Zögernd, beinahe verlegen trat die vermummte Gestalt näher vor den König des Düsterwalds.

Sehr tief verbeugte sich Danuil. “Nimm deine Kapuze ab, damit ich dir ins Gesicht sehen kann“, Thranduils Stimme klang kräftig, und verriet nichts von seinem inneren Tumult, den Elronds Nähe in ihm ausgelöst hatte.

Danuil wandte sich fast flehend an Elrond. Lirin hörte ein Wispern:“ Muss ich denn?“ Elrond nickte knapp, woraufhin der fremde Elb sein Gesicht freigab .Lirin zog zischend die Luft ein. Was er sah, nahm ihm den Atem.

Thranduil bemerkte, wie er den Fremden beinahe ungebührlich anstarrte. Der Gestalt und auch den feinen Gesichtszügen nach war das da vor ihm eindeutig ein Elb. Aber noch nie hatte er einen Elben mit so dunkler Haut gesehen. Dunkel wie die Rinde der Mallornbäume glänzte sie in einem satten Bronzeton. Die riesigen Augen, die das schmale Gesicht beherrschten, waren genau so dunkel. Dicke Flechten schwarzen Haars reichten Danuil nur knapp bis auf die Schulten. Was aber Thranduil, und alle anderen Elben  mit  Schrecken auf dieses eigentlich schöne Gesicht  starren ließ, waren lange Narben, die senkrecht rechts und links der Wangen bis zum Hals verliefen. Danuil senkte beschämt den Kopf. Mit zitternden Fingern wollte er sich wieder verhüllen.

„Nicht“, Elrond legte seinem Begleiter eine Hand auf den Arm. „Danuil kommt aus den Südlanden. Er gehört zum Stamm der Melkurer. Sogar unter uns ist dieser Zweig unserer Art fast in Vergessenheit geraten. Nur noch wenige seiner Art weilen noch auf Arda. Vor etwa einem Jahrzehnt kam er nach Bruchtal, um dort seine Fertigkeiten als Heiler zu verfeinern. Dabei“ ein warmes Lächeln breitete sich bei diesen Worten auf Elronds Gesicht aus, “habe ich von ihm bei uns längst Vergessens kennen gelernt. So haben wir voneinander gelernt. Danuils Wunsch, war es, mich zu begleiten. Er möchte euch seine Hilfe anbieten.

Thranduil neigte leicht den Kopf vor dem Südlandelben. „Es ist uns eine Ehre, einen Melkurer hier willkommen heißen zu können. Eure Hilfe wollen wir gerne annehmen. Doch nun solltet ihr euch erst von der Reise, die bestimmt anstrengend war, erholen. Die Diener geleiten euch zu euren Räume. Falls ihr noch etwas wünscht, sagt es nur.“

Elrond hatte schon den Mund geöffnet, doch er kam nicht mehr dazu, seine Bemerkung vor zu bringen. Genau wie sein Begleiter sah er, wie sich die Augen Thranduils von einem Moment auf den anderen veränderten.

Danuil, der seine Blicke nicht von dem König des Düsterwalds hatte wenden können, glitt in einer geschmeidigen Bewegung auf  Thranduil zu, und fing ihn gerade noch in seinen Armen auf, bevor der Herrscher auf dem Boden zusammengebrochen wäre.

Mehrere Diener wollten ihm den Ohnmächtigen abnehmen. Aber Danuil schüttelte energisch den Kopf.“ Bitte, wo sind die Hallen der Heilung?“

Danuil beugte sich vor, schob eine Hand unter die Kniekehlen, die andere schlang er um die Schultern des blonden Elben, dann barg er den König in seinen Armen. Erschreckt bemerkte er, dass der Sindar viel zu leicht war.

Lirin hatte überlegt. „Es wäre besser, wir bringen den Herrn in seine Gemächer, dort ist alles was ihr braucht. Sollte doch etwas fehlen, werde ich es holen lassen. Wenn Thranduil wieder aufwacht und  seine gewohnte Umgebung sieht, dürfte ihn das beruhigen.“ Und er blickt nicht sofort auf seinen Sohn, das allerdings dachte der Vertraute Thranduils nur.

Lirin geleitete Elrond und Danuil, der seine kostbare Last dicht an sich gedrückt hielt, zu Thranduils Räumen. Dort angekommen, ließ Danuil den König behutsam auf dessen Lager gleiten. Besorgt beugten sich die beiden Heiler über die schmale Gestalt des Königs. Elrond glitt mit seinen Händen über Körper und Gesicht des Bewusstlosen. Besorgt hob er den Kopf. „Er ist ganz kalt“ Danuil wechselte mit Elrond einen wissenden Blick.

„Ich brauche Decken, heißes Wasser und Gerätschaften um Tee zubereiten zu können. Meinen Reisensack bitte hierher.“ Danuil wandte seinen Blick wieder zu Thranduil.

„Öffnet bitte die Fenster, damit die Sonne hereinkann. Dann,...“ hilfesuchend sah der Melkurer zu Elrond. Der nickte fast unmerklich. „Lirin, veranlasst du das Gewünschte bitte? Anschließend geleite mich  zu den Hallen der Heilung, ich möchte mir gerne Legolas und den Uruk-Hai ansehen. Auf dem Weg dorthin kannst du mir berichten, unter welchen Umständen ihr die zwei „Schlafenden“ gefunden habt.

Lirin zögerte. Er vertraute Elrond, aber seinen König alleine zu lassen mit diesem fremden Elben behagte ihm gar nicht. Aber Elrond würde seinen Gründe haben. Er warf  einen letzten Blick auf das Bett, auf dem Thranduil unbewegt lag. Dann verließ er mit Elrond den Raum.

Danuil atmete auf. Endlich alleine. Mit einem undeutbaren Ausdruck auf dem zerstörten Gesicht, beugte er sich über Thranduil.

Unterdessen strebte Lirin mit Elrond an seiner Seite den Hallen der Heilung entgegen. Als ob Elrond seine Sorgen erraten hätte, sagte er mit seiner ruhigen Stimme: “Thranduil ist bestens aufgehoben in Danuils Obhut.“ Scheinbar zusammenhanglos fragte er:“ Thranduil ist nun schon sehr lange alleine, nicht wahr?“

Traurig nickte Lirin. Er verstand sofort, was Elrond eigentlich fragen wollte. Denn die von allen geliebte Königin, die Mutter von Legolas, und die von Thranduil geradezu vergötterte Gefährtin  hatte  bereits kurz nach der Geburt des Letzten der Elbenkinder Arda verlassen.

Thranduil mangelte es nicht an Gesellschaft, auch nicht an Vertrauten und Freunden, aber sein Herz war seit langer Zeit verwaist. Schon viele Elben waren an einem gebrochenen Herzen gestorben. Sollte Thranduil nun auch schwinden? Lirin wurde kalt bei dem Gedanken, seinen Herrscher so verlieren zu müssen.

„Ist es möglich, dass Danuil unserem König helfen kann?“ Lirin musterte Elrond, der neben ihm herlief. Gerade hatten sie den Eingang zu den Hallen der Heilung erreicht. Elrond blieb stehen, und wandte sich Lirin zu.

„Wenn überhaupt jemand helfen kann, dann Danuil. Ich habe ihn schon wahre Wunder vollbringen sehen.“ Lirin zog skeptisch die Augenbrauen hoch. „Sich selber scheint er aber nicht heilen zu können.“ Ein trauriges Lächeln erschien auf Elronds vollen Lippen. Müde sieht er aus, dachte Lirin, als er den Herrscher von Bruchtal in den durch die hohen Hallenfenster schräg einfallenden Strahlen der Nachmittagssonne betrachtete.

„Du meinst die Narben in seinem Gesicht. Er hat nie darüber gesprochen, es muss ein Orküberfall gewesen sein, vor etwa fünf Jahren. Danuil war schon bei uns. Er war in die Wälder gegangen, weit über die Grenzen von Bruchtal hinaus, zum Kräutersammeln. Als er nicht zurückkam, ließ ich nach ihm suchen. Meine Krieger fanden ein fast zerstörtes Häufchen Haut und Knochen. Es dauerte fast ein Jahr, bis er sich so weit erholt hat, wie du ihn heute siehst. Aber seine Seele ist noch nicht genesen. Seine Narben werden erst verschwinden, wenn er im Innersten geheilt ist. Was auch immer die Bestien da mit ihm angestellt haben, es verhindert seine vollständige Genesung. Allerdings sind seine Heilerkräfte um ein vielfaches angewachsen, seit diesem Überfall. Als ob er seine ganze Energie in das Heil seiner ihm Anvertrauten setzen würde. Für ihn selber bleibt nichts an Kraft übrig.“ Elrond seufzte. Das Wohl dieses fremd wirkenden Elben schien Elrond sehr am Herzen zu liegen.

„Wollen wir nun zu Legolas und seinem Begleiter hineingehen?“ Wandte sich Elrond den Problemen zu, wegen denen er hierher gekommen war.

Lirin nickte, und bedeutete Elrond ihm zu folgen. Es herrschte Ruhe im großen Saal. In die Mitte war ein riesiges Bett gerückt. Von leichten Laken bedeckt lagen dort ,immer noch in tiefstem Schlaf, der Prinz des Düsterwalds, und der Uruk-hai.

Elrond trat nahe an das Bett, beugte sich zu den Schlafenden herab, und betrachtete sie beide lange. Dann ging er um das Bett herum, anscheinend um dem Uruk noch mehr Aufmerksamkeit schenken zu können. Dann strich er leicht mit seinen flachen Händen über die Oberkörper der Schlafenden. Fasziniert betrachtete Lirin die Hände Elronds. Auch hier in die Hallen der Heilung schienen die warmen Strahlen der Nachmittagssonne. Und in ihrem Schein sah Lirin feinste Härchen auf den Handrücken des Halbelben. Wie es wohl wäre, darüber zu streicheln? Lirin schreckte aus seinen Gedanken hoch. Wohin sollte das führen? Noch nie hatte er an Elrond in DIESER Art gedacht. Seltsam,.... Es stimmte, immer wenn er Elrond traf, und das war selten genug, über die Jahrhunderte verteilt ein paar Mal, ging es ihm gut. Der Halbelb hatte etwas an sich, so dass sich Lirin von allen Zwängen losgelöst fühlte. Mit Elrond konnte er sich unterhalten, wohl wissend, das ihn der Heiler völlig verstand. Aber „solche“ Gedanken, und dann in einer solch traurigen Zeit, Lirin befahl sich selber, sich zusammen zu nehmen. Zum Wohle seines Herrn, und des Prinzen.

Sein Herr, wie es ihm wohl jetzt ging? Vielleicht wäre es angebracht, einmal nachzusehen, ob der Melkurier irgend etwas brauchte. Mit einer flüchtigen Gruß verabschiedete er sich von Elrond.

Einen Bediensteten beauftragte er noch, den Heiler zu seinen Räumen zu geleiten, wann immer er das wünschte. Lirin war schon fast aus der Halle getreten, als er Elronds warme Stimme hinter sich hörte.

„Lirin, heute Abend?“ Elrond lächelte ihn an. Lirin verstand, sie würden sich an „ihrem“ Platz treffen. Er nickte kurz, dann ging er, mit einem verhaltenen Lächeln, im doch sonst so ernsten Gesicht.  

In Thranduils Räumen herrschte eine seltsame, zum pastellfarbenen Licht des Nachmittags passende, Ruhe. Lange hatte Danuil am Bett gestanden, und das Gesicht des Königs betrachtet. Noch nie hatte er einen seiner Art mit einem solchen Glanz gesehen. Das Haar, die Haut, die Nägel, alles schien mit glitzerndem Goldstaub überhaucht zu sein. Der Mund, in der Ohnmacht entspannt und mit edel geschwungenen Lippen, war heller, als alle Rosen, die Danuil je gesehen hatte, und das grün dieser Augen schien ihm klarer zu sein als die Edelsteine die die Zwerge aus ihren Höhlen brachen.

Er musste diesen Elben retten, und wenn es ihn sein Leben kosten würde. Schmerz durchfuhr seine Seele, schnitt durch ihn hindurch, wie die Messer der Orks, die sein Gesicht zerstört hatten. Sein Leben, dachte er bitter, war kaum noch etwas wert. Aber diesen Elben zu heilen, würde jedes Opfer rechtfertigen. Denn dieser goldene König war alles das, was er niemals mehr sein konnte.

Er beugte sich zu dem Schlafenden herab, und flüsterte in eines der edel geschwungenen Ohren: “Die Kälte werde ich aus deinem Leben vertreiben. Alles was in meiner Macht steht, werde ich unternehmen, um dich zurückzuholen. Denn du bist nicht für Mandos Hallen bestimmt.“

Der König bewegte sich. Er zitterte, und griff unbewusst nach seiner Decke. Danuil kam ihm zuvor, und wickelte den wärmenden Stoff enger um Thranduil.

Auf einem Tischen neben dem Bett hatte man ihm einen Krug mit heißem Wasser gestellt. Sein Reisesack lag in einem Sessel am Fußende des Bettes. Mit einem letzten Blick auf den blonden Elben, wandte sich Danuil dem Inhalt seines Beutels zu. Mit zielsicheren Griffen beförderte er einige Leinenbeutel aus den Tiefen hervor.

Aus den Beuteln mischte er Gräser und Blätter, die er in dem Krug zu einem Sud ansetzte. Aus dem Krug füllte er eine Tasse mit Tee ab, und setzte sich auf die Bettkante, um Thranduil etwas von dem heißen Getränk ein zu flößen. In einer Hand hielt er die Tasse, mit der anderen fuhr er dem immer noch anscheinend schlafenden  Elben unter den Nacken, um den Kopf anheben zu können. Behutsam setzte er Thranduil die Tasse an die Lippen.

Die Augen verloren etwas ihren trüben Ausdruck, und der König versuchte einige Schlucke zu trinken. „So ist es gut, König Thranduil, trinkt! Dieser Tee wird Euch wärmen. Bald wird es Euch besser gehen.“

Die grünen Augen richteten sich erstaunt auf ihn, und weiteten sich in ungläubigen Schrecken. Mit einer entsetzten Handbewegung schlug Thranduil dem Heiler die Tasse aus der Hand, um den über ihn gebeugten Elben von sich zu stoßen.

„Du Teufel, erst verhext du meinen Sohn, und nun kommst du zu mir. Nein, ich werde es nicht zulassen, dass Legolas sich mit dir verbindet.“ Erschöpft von diesem Ausbruch fiel Thranduil auf sein Lager zurück.

Erhält mich für den Uruk- Hai, dachte Danuil, und Tränen traten in seine dunklen Augen. Bin ich denn so abstoßend?

Der König hatte bei dem kurzen Aufbäumen die Decke von sich geworfen, und zitterte nun vor Schwäche und Kälte. Auch hatten die Augen jeglichen Glanz verloren, Thranduil befand sich wieder im Reich des Schlafes.

„Nein, ich darf dich nicht verlieren.“ Verzweifelt beugte sich Danuil über den König. Er kannte einen Weg, einen Schwindenden zu retten. Aber es war gefährlich. Und sollte es gelingen, so würde das Leben des Geretteten, und des Retters für immer miteinander verbunden sein. Nein, ohne die Einwilligung des Königs konnte er diesen Weg nicht gehen.

Aber es gab eine andere Möglichkeit, den Schwindenden wenigstens etwas Kraft zu kommen zu lassen. Ja, das könnte er versuchen. Danuil griff mit zitternden Fingern nach den Verschlüssen seiner Tunika. Er legte den schweren Stoff ordentlich zusammen, dann zog er seine Reisestiefel von den Füssen, und legte sie unter den Sessel, auf dessen Lehne seine Tunika lag.

Er war bereit. Und doch zögerte er. War es richtig was er tun wollte? Nie hatten ihn  Zweifel befallen, wenn es darum ging, einem Leidenden Linderung zu verschaffen. Aber das hier war etwas anderes. Denn hier wollte er so von ganzem Herzen, dass seine Kunst gelingen möge. Nie zuvor hatte er vor dem Versagen seiner Kräfte so viel Angst empfunden.

Er musste es versuchen. Danuil setzte sich auf das Bett, dann legte er sich neben den König nahm ihn in seine Arme, und zog die Decke über ihre beiden Körper.

Wärme, Leichtigkeit, Entspannung, Thranduil schwamm, um ihn her das sanfte Wiegen des Wassers. Ein Sonnenstrahl kitzelte seine Nase. Legolas war bei ihm. So lange schon hatten sie sich nicht mehr das Vergnügen gegönnt, im Fluss zu schwimmen, sich zu erfrischen. Den Hof und seine Zwänge weit hinter sich zu lassen. Thranduil spürte die schlanken Glieder seines Sohnes um sich. Warm und anschmiegsam, wie er als Kind gewesen war. Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Königs. Wie schön, Legolas endlich nur für sich zu haben. Thranduil hatte seinen Sohn alleine großgezogen. Zu niemand anders hatte er ein so enges Verhältnis, niemandem vertraute er mehr. Legolas war ein ernster junger Prinz geworden, aber wenn sie alleine warten, konnten sowohl er wie auch sein Sohn die würdige Maskerade fallen lassen, um einfach nur herum zu albern. Der blonde Elb kicherte....Legolas war kitzlig, ja,....Thranduils Fingerspitzen suchten nach einer bestimmten Stelle, ein erstauntes Quitschen gab ihm recht, er hatte die richtige Stelle getroffen. Legolas versuchte seinem Griff zu entkommen, Thranduil packte fester zu, und schlug die Augen auf.

Das war nicht Legolas!! Der Elb mit den fast schwarzen Augen, der sich da in seinen Armen wand, war eindeutig nicht sein Sohn.

„Raus aus meinem Bett!“ fauchte der König. Der dunkle Elb rutschte ein wenig an die Kante, blieb aber halb liegen, und musterte Thranduil. “Es freut mich, dass es euch wieder besser geht.“ Eine Stimme, wie das Wispern des Windes im Laub  alten Bäume. Thranduil warf dem Fremden einen misstrauischen Blick zu. Dann erinnerte er sich wieder. Wie hieß der Südlandelb noch mal, Danuil? Ja, Danuil war sein Name. Er war Heiler, und mit Elrond gekommen, um seinen Sohn aus dessen totengleichen Schlaf zu erwecken. Nun schien es beinahe so, als ob er selber von dieser mysteriösen Krankheit befallen worden wäre.

„Was machst du hier, Danuil? Ich würde es wirklich begrüßen, wenn du mich alleine lassen könntest.“

„Majestät, darf ich euch ein paar Fragen stellen?“ Thranduil nickte knapp. „Seit wann fühlt ihr die Kälte? Seit wann schlaft ihr am Tage ein, obwohl ihr der Nachts ausreichend geruht habt? Wie oft schweifen eure Gedanken ab, und es sind Stunden vergangen, bis ihr eure Umgebung wieder wahr nehmt....?“ Der König wurde blass. Er wusste genau, worauf diese Fragen abzielten. War es endlich so weit? Würde er schwinden, in Mandos Hallen Einlass finden? Dann sollte es so sein. Denn es gab niemanden, bis auf Legolas, der ihm so viel bedeutete, um ihn hier auf Arda zu halten. Thranduil schauerte unter den verbotenen Gedanken,...sein geliebter Sohn,....

„Majestät, bitte, ich kann euch helfen. Ihr spürt es,  ein wenig habt Ihr Ruhe gefunden, die schleichende Kälte hat Euch verlassen, und ihr konntet Kräfte sammeln.“

„Warum? Warum solltest du mir helfen wollen? Du kennst mich überhaupt nicht, und die Beziehungen die zwischen meinem Hof und Elronds Reich bestehen, kann man nicht gerade als herzlich bezeichnen.“

„Mit Elrond bin ich hier her gereist. Und was ich während meiner Reise gesehen habe, sagt mir, dass ihr ein weiser und gerechter Herrscher sein müsst. Aber was mich noch mehr dazu drängt, euch zu helfen, ist, dass ihr eurem Sohn und seinem Gefährten helfen wollt, obwohl der Erwählte eures Sohnes ein Uruk ist. Diese Großherzigkeit habe ich noch nie erlebt,....“ Danuil schien noch etwas sagen zu wollen, verstummte dann aber verlegen.

Thranduil starrte in das sich langsam mit einer dunklen Röte überziehende Gesicht des Heilers. Nein, so edel war er gar nicht, er wollte nur, dass sein Sohn wieder zu ihm zurück kam, aber er brachte es nicht über sich, diesen Irrtum des Melkuriers zu berichtigen.

„Spricht etwas dagegen auf zu stehen?“ Thranduil suchte sich aus seiner Decke zu befreien. Danuil lachte, das erste mal, dass der König diesen Laut aus dem Mund des dunkelhäutigen Elben vernahm. „Entschuldigt“ Danuil hielt die Hand vor seinen Mund,“ Aber ihr habt euch schrecklich verheddert. Gestattet, dass ich euch helfe.“ Danuil beugte sich über den König, dabei streiften einige Strähnen seiner Haare das Gesicht des Königs. Thranduil atmete den Duft nach etwas Schwerem, ihm Unbekannten ein. Ich muss ihn fragen, was für eine Pflanze so duftet, das waren die letzten Gedanken des Königs, bevor seine Augen wieder ausdruckslos wurden.

Danuil ordnete die verrutschte Decke sorgsam um den schmalen Körper des Königs, bevor er sich  der Länge nach neben den blonden Elben legte, einen Arm in einer beschützenden Geste um Thranduil geschlungen.  

Lirin klopfte leise an die Tür zu Thranduils Gemach. Kurze Zeit später öffnete ihm der Melkurier, um ihn mit einer einladenden Geste in das Zimmer zu winken. „Der König schläft noch. Aber, wenn ich euch um etwas bitten dürfte?“, fast ängstlich musterte Danuil den  größeren Elben. „Aber natürlich, was möchtet ihr denn?“ „König Thranduil sollte etwas essen, wenn er erwacht. Wäre es möglich aus der Küche Obst, Brot und Käse zu bekommen? Und heißes Wasser, damit ich dem König von meinem Tee zubereiten kann?“

„Aber natürlich, ich werde gleich ein Tablett mit dem Gewünschten hier her bringen lassen. Für euch das selbe, oder kann ich euch mit Kuchen verlocken? Unsere Küchenfee hat gerade heute gebacken.“ Ein kurzes Aufleuchten in den dunklen Augen verriet Lirin, dass er mit seinem Vorschlag richtig lag. „Ja, wenn es nicht zu viele Umstände macht, gerne.“

„Kann ich sonst noch etwas für euch tun?“ Danuil überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf. „Nein, wir müssen jetzt geduldig sein, Thranduil sollte so viel Ruhe bekommen, wie nur möglich. Der König hat durch die Angst um seinen Sohn eine gefährliche Entwicklung in seinem Körper in Gang gesetzt, und ich hoffe sehr, dass ich noch rechtzeitig gekommen bin, um ihn zu retten.“ Während Danuil über den König sprach, waren seine Augen liebevoll zu der schlafenden Gestalt gewandert. Er merkte nur am Rande, wie sich Lirin zurückzog, und leise die Tür hinter sich zu zog.

Lirin gab in der Küche den Auftrag ein üppig beladenes Tablett in die Gemächer des Herrschers bringen zu lassen. Dann eilte er in sein eigenes Zimmer. Schnell hatte er sich entkleidet  und erfrischt. Die Robe, die er den Tag über getragen hatte, festlich, und reich verziert, hängte er sorgfältig in den Schrank. Um anschließend mit einem erleichterten Seufzer in Hemd und Beinkleider zu schlüpfen. Weich schmiegte sich der edle Stoff an seine langen Glieder. Viel bequemer waren diese Sachen, als die offiziellen Roben, die er während des Tages zu tragen gezwungen war. Aber nun war es Abend, und er hatte noch etwas privates vor. Mit leichtem Schritt schlug er den Weg zum Rosengarten ein. Hier hatte er Elrond das erste Mal gesehen, hier hatten sie Freundschaft geschlossen, und hier trafen sie sich, wenn Elrond den Düsterwald besuchte.

Der Freund war bereits da, und ging ihm mit einem freudigen Lächeln entgegen. Jetzt, unbeobachtet von fremden Augen, umarmten sie sich herzlich, verharrten für einen Moment in der wohligen Wärme des Anderen, um sich dann mit einem Lachen zu trennen. „Was meinst du, Lirin, willst du mir die Stelle zeigen, an der du Legolas gefunden hast, oder ist das zu weit von hier?“

„Es ist schon ein gutes Stück Weg, aber es ist noch früh am Abend, und lieber Elrond, wenn du nicht zu erschöpft von der Reise bist, können wir wohl dort hin laufen.“ Elrond sah ihn mit einem Funkeln in seinen blau-grauen Augen an. „Hör mal, ich bin doch kein verweichlichter Stubenhocker, was du anscheinend anzunehmen scheinst. Los wir gehen!“ Elrond schubste Lirin spielerisch vor sich her. „Los, zeig mir den Weg, du ungehobelter Berater von einem Elb,...“ Lirin gab vor sich zu wehren, er sträubte sich, ließ sich ziehen und zerren, bis sowohl Elrond als auch Lirin vor Lachen und Necken ganz außer Atem waren.

„Gleich sind wir da. Siehst du, da vorne, diese uralte Weide. Hmm, ich könnte schwören, dass sie, als ich das letzte Mal hier war, näher am Ufer stand.“

„Komm, wir gehen zu dem Altehrwürdigen, und erweisen ihm unseren Respekt.“ Elrond hatte nach Lirins Hand gegriffen, der zögerlich stehen geblieben war. „Ich weiß nicht, irgend etwas ist hier merkwürdig. Irgend ein Zauber liegt über diesem Ort.“

„Aber natürlich tut er das. Deswegen sind wir hier. Ich will sehen, was Legolas und den Uruk-Hai in diesen seltsamen Schlaf versetzt hat. Vielleicht kann uns die ehrwürdige Weide helfen.“

Den immer noch widerstrebenden Lirin hinter sich her ziehend, näherte sich Elrond langsam dem Baumriesen. Plötzlich drehte sich der Herrscher von Bruchtal um, und sah Lirin irritiert an. „Seltsam, dass mir das noch nie aufgefallen ist,...“ murmelte er.

„Was ist dir noch nie aufgefallen?“ Lirin wand sich buchstäblich unter dem forschenden Starren, mit dem Elrond ihn musterte. „Aber natürlich, war ich denn die ganze Zeit blind?“ Elrond schien mehr zu sich, als zu dem gleich großen Elben vor sich zu sprechen. “Die Augen, die Haare, genau wie „Er“, die gleiche Art, sich meine Kümmernisse an zu hören. Ich fasse es nicht, jedes Mal, wenn ich in den Düsterwald kam, warst es Du, auf den ich mich am meisten gefreut habe. Unsere Gespräche, unsere Neckereien. Es ist so offensichtlich!!“ Elrond unterbrach sich. Plötzlicher Zweifel strich über seine edlen Züge. „Oder bilde ich mir das nur ein. Ist meine Sehnsucht zu übermächtig geworden, meine andere Hälfte wieder zu finden? Sag, Lirin, irre ich mich?“

Lirin schüttelte verwirrt den Kopf. „Elrond, ich weiß nicht, worauf du hinaus willst, aber ja, dieses Verstehen zwischen uns ist keine Einbildung, auch mir ist die Zeit, die ich mit dir verbringen kann, heilig.“

Elrond trat ganz nah an den Berater Thranduils heran. Leise murmelte er:“ Ichmöchtedichberühren“, so atemlos hervorgebracht, dass Lirin zuerst fast gar nicht die Bedeutung verstand. Doch dann huschte ein zaghaftes Lächeln über seine vollen Lippen. „Auch ich wünsche mir das schon lange, aber erst jetzt, da du es aussprichst, wird mir diese Sehnsucht bewusst. Über die feinen Härchen auf deinem Handrücken möchte ich streichen,-- das hört sich verrückt an, aber ich bin so neugierig, wie sich das anfühlt.“

„Lirin, die Valar haben mir gerade ein unfassbares Geschenk gemacht,... Dich!!“ Behutsam strich Elrond über Lirins Wange, strich die Kinnlinie entlang, verharrte mit dem Daumen unter Lirins Kinn. Er hob dessen Gesicht an, legte den schlanken Hals frei, beugte sich vor und hauchte einen feinen Kuss auf die zarte Haut. Lirin wurde rot. „Elrond, ich weiß nicht, ob wir das tun sollten.“ „Aber natürlich sollen wir, oder ist dir meine Nähe unangenehm?“

Heftig schüttelte Lirin den Kopf, seiner Stimme traute er nicht mehr, ein dicker Kloß hatte sich unerklärlicherweise in seinem Hals festgesetzt. In seinem Kopf wirbelten tausend Gedanken durcheinander, ihn schwindelte. Er griff nach Elrond, um Halt zu finden.

„Oh, mein Liebster, ich habe dich wieder!! Schhh, ich weiß ja, du erinnerst dich nicht. Denn eigentlich hast du die Sterblichkeit gewählt, und dürftest gar nicht mehr zu mir zurückkommen. Aber unser Band hielt auch der Trennung durch den Tod stand, und die Valar hatten ein Einsehen, meine andere Hälfte, mein Zwilling, mein Leben!!“

Lirin ließ sich von den Worten, die sanft in sein nur leicht gespitztes Ohr gemurmelt wurden, einlullen. Er genoss die Nähe Elronds, seine Wärme, seine leichte Umarmung, die Gewissheit, das alles gut war.

Plötzlich schob Elrond ihn ein Stückchen von sich. Er kicherte: “Du schnurrst ja, Lirin. Hmm, oder soll ich dich Elros nennen? Nein, ich glaube, das bleibt erst mal unser Geheimnis. Lirin, Du entflammst meine Fantasie. Wir sollten zurückgehen, in mein Zimmer. Dort werde ich dich ausziehen, langsam, Stück für Stück, erst das Hemd, damit ich deine haarlose Brust liebkosen kann. Ich will die Farbe deiner Nippel sehen, wenn ich sie zwischen meinen Händen massiere, bis sie hart werden,“ Elrond redete sich selber in eine Erregung, die mit jedem Satz stärker wurde, dabei deutete er mit seinen Händen an, was er Lirin antun wollte, hätte er ihn erst einmal in der Sicherheit seines Zimmers. „ Wenn du atemlos bist, durch meine Behandlung, entfessele ich den Gefangenen, der da so verzweifelt in deiner Hose um seine Befreiung kämpft.“

In der Tat hatte sich Lirin eng an Elrond gedrückt. Er presste sein nur durch Elronds Flüstern in diesen Zustand versetztes hartes Geschlecht an Elronds Schenkel, um so viel Reibung wie nur möglich zu erzielen. Elrond erwiderte den Druck, Schob seine Hand zwischen ihre eng aneinanderreibenden Körper, und massierte Lirins Glied. „Aber das ist alles nur ein Vorspiel, denn ich will dich ganz besitzen, mir zurückholen, was mir gehört. Ich will dich wieder ganz zu dem Meinen machen.“ Lirin stöhnte, alles, was Elrond wollte, würde er ihm mit Freuden geben. Noch nie hatten ihn alleine Worte so stark erregt. Mit einem unterdrückten Aufschluchzen erreichte Lirin seinen Höhepunkt. Elronds Augen wurden groß, auch er konnte den Orgasmus nicht mehr unterdrücken.

Elrond grinste Lirin an. „Wie die Elblinge, die noch keine Erfahrung haben. Schau doch nur, unsere Beinkleider sind ruiniert. Wir müssen zurück, um uns um zu ziehen.“ Lirin sah aus, als ob er das Gesicht und den Hals in Blut gebadet hätte. Elrond blickte in mit plötzlichen Verstehen an. „Du hast noch keine Erfahrungen, nicht wahr?“ Lirin nickte, schaute dann zu Boden. „Mach dir keine Sorgen deswegen. Du musst mir glauben, ich werde dir niemals weh tun. Hab Vertrauen in mich. Unser erstes Mal soll etwas Besonderes werden.“

Lirin hob den Blick wieder. Erleichtert lächelte er Elrond zaghaft an. „Gut, lass uns zurückgehen. Wir brauchen wirklich frische Kleidung.“ In friedlichem Nebeneinander waren sie bereits ein ganzes Stück gegangen, als Lirin der eigentlicher Grund ihres Spaziergangs wieder einfiel. „Wir sind dem Rätsel um den Schlaf des Prinzen noch keinen Schritt weiter gekommen, nicht wahr?“

Elrond blieb stehen: “Aber selbstverständlich sind wir weitergekommen, ich habe eine ziemlich genaue Vorstellung davon bekommen, wie den Beiden zu helfen ist.“  Mit einem selbstzufriedenen Lächeln setzte er seine Weg fort. Lirin wusste, dass im Augenblick nichts mehr von Elrond zu erfahren war. Also würde er sich gedulden müssen, auch wenn es schwer fiel.

Die dunkelste Stunde der Nacht hatte sich auch über den Düsterwald gelegt. Nichts rührte sich, die Zeit selber schien den Atem an zu halten.

Danuil war neben Thranduil in einen leichten Schlummer gesunken. Leises Wimmern riss ihn aus seinen Träumereien. Der König neben ihm rang ganz offensichtlich mit einem Nachtalb. Unruhig warf er den Kopf auf dem Kissen hin und her.

„Nein, nein, nicht Legolas, verschont ihn, nehmt mich,...“, Thranduils Atem kam kurz und abgehakt, ein entsetztes Aufbäumen, dann brach der König zusammen, Danuil konnte keinen Herzschlag mehr erspüren.

„Nein, nein, nur das nicht, kommt zurück, Thranduil!!“ Danuil packte den Bewusstlosen bei den Schultern, und drückte ihn an sich. Der Körper war von einer tödlichen Kälte. Verzweifelt presste Danuil den leblosen Körper an seinen eigenen, glühend heißen. Ihm blieb keine Wahl, er presste seine Lippen auf den in der Ohnmacht entspannten Mund, suchte ihn zu öffnen, und ließ seine Lebensenergie in Thranduils geschwächten Körper fließen. Keine Reaktion, Danuil verstärkte seine Bemühungen, sein Selbst, die Essenz seiner Existenz suchte nach Thranduils Seele, suchte vor Mandos Hallen, „Nein, du wirst dort noch nicht erwartet, komm zurück,...“ Nichts geschah,.... Danuil verlor sich in gestaltloser Dunkelheit, alles was ihn je berührt hatte, verlor seinen Bedeutung, warum Kämpfen, so zu fließen war wunderbar, schweben, nie mehr Schmerz,....da spürte er am Rande seines Selbst eine Berührung, etwas, nein, jemand griff nach ihm , nahm ihn gefangen, hüllte ihn ein, holte ihn zurück, zurück nach Arda,.... verwirrt blinzelte Danuil.

Immer noch die Lippen fest auf Thranduils Mund gepresst, lag er engumschlungen mit dem König des Düsterwalds in dessen Bett. Grosse, lebhafte Augen musterten ihn.

„Was machst du immer noch in meinem Bett, hab ich dich nicht rausgeworfen?? Noch nicht mal in Ruhe kann ich schlafen.“ Doch der ernste Sinn der Worte wurde durch die Wärme in Thranduils Stimme gemildert.

Erstaunt spürte Danuil eine zarte Berührung. /“Bleib hier, ich will dich gar nicht vertreiben“/, die Lippen Thranduils hatten sich nicht bewegt. Er ist in meinen Gedanken, das bedeutet, nein, das kann nicht sein, das wollte ich nicht, ich wollte ihn nur zurückholen,....

Verwirrt von dieser Nähe, die er zu Thranduil spürte, schloss Danuil die Augen.

Thranduil sah auf den Elben, den er in einer engen Umarmung an sich gedrückt hielt. Er musste sich eingestehen, dass er die Hitze des Körpers da an seiner Seite genoss./“ Thranduil, mein König, das wollte ich nicht, warum habt ihr nach mir gegriffen?“/, Thranduil erschrak, Danuils Gedanken in meinem Kopf, er hat sich an mich gebunden, als ich vor Mandos Hallen war, um mich zurück zu holen. Behutsam strich er eine dunkle Locke hinter Danuils Ohr.

„Weil es sich richtig angefühlt hat, Liebster“, Thranduil spürte, wie neue Kraft durch seinen Körper floss./“ Und der Gedanke, unsere Verbindung zu vollenden, gefällt mir ausgesprochen gut.“/ Zu Thranduils Erstaunen versteifte sich der Körper in seinen Armen.

„NEIN“, ein Schrei, so voller Horror entfuhr Danuil, dass der König ihn nur noch fester an sich zog, und ihn beruhigend in seinen Armen wiegte. „Sch, sch, ist doch gut, aber du weißt doch, dass zu unserer geistigen Vereinigung, damit der Bund richtig geschlossen werden kann, noch unsere Körper zu einander finden müssen.“

Danuil schluchzte: “Nur euch, Herr, wollte ich retten, ihr hättet mich zurück lassen sollen, ich kann das nicht,...bitte,...“

/“Was ist mit dir damals geschehen, Liebster, willst du es mir nicht sagen?“/, Thranduil strich beruhigend durch die kurzen Haare. Sehr kurze Haare für einen Elben. Sie reichten gerade mal bis zu den Schultern. Um ab zu lenken fragte er den Heiler, “Ist es bei euch Melkuriern üblich, die Haare auf diese Art zu tragen?“

Danuils Augen weiteten sich, starrten in eine Vergangenheit, die ihn bis ins Innerste verstörte. Ein heiseres Keuchen drang aus seinem Mund.

„Sie haben brennende Hozscheite an mein Haar gehalten, und gelacht, als ich in Flammen stand“ eine einzelne Träne rann über eine der Narben die Wange hinab. „Mein Haar war so lang wie das eure, bevor,...“

Thranduil erschrak, was hatte Danuil erleiden müssen? Sein Magen zog sich voller Mitgefühl zusammen. Dann spürte er, durch das Band, das sich zwischen ihm und Danuil gebildet hatte, dessen Erinnerungen an Tritte und Faustschläge. Vor seinem inneren Auge meinte er die riesigen Bestien zu erkennen, die Danuil eingekreist hatten, um ihr Spiel mit dem unbewaffneten Heiler zu spielen. Das waren keine Orcs, das war etwas größeres, noch brutaler, als die Bilwiss, oder Orcs, die sie schon so lange bekämpft hatten. Nein, das waren die neuesten Schöpfungen Sarumans gewesen, mit denen er versucht hatte, das Reich des Dunklen hier auf Mittelerde zu etablieren, die Uruk-Hais.

Aber  die Schläge waren nicht alles gewesen, sie hatten sich dem selbst für einen Elben zarten Danuil aufgezwungen, ihn wieder und wieder vergewaltigt, bevor ihn endlich die gnädige Ohnmacht erlöste.

/“Warum lebst du noch, Danuil, andere Elben wären innerhalb eines Jahres geschwunden.“/-- Oh, nein, das wollte er nicht denken, das klang wie ein Vorwurf, und er war mehr als froh, dass er den dunklen Elben in Armen halten durfte.

/“Diese Gedanken haben mich auch lange gequält. Aber, meine Aufgabe auf Arda ist noch nicht erfüllt, ich darf noch nicht gehen, so sehr ich mir das auch gewünscht habe.“/ Kurz blitzte vor Thranduils Geist die Faust eines Uruks auf, der das Geschlecht des Elben massierte, ihn  zwang, sich zu ergießen. Lust bei etwas zu empfinden, das ihn doch nur erniedrigte.

Danuil zitterte in den Armen des Königs, nicht mehr in der Lage, seine Bewegungen unter Kontrolle zu halten.

Thranduil zwang den Südlandelben, sich flach auf den Rücken zu legen. Selber legte er sich auf den vor Entsetzen verkrampften Körper. Er nagelte Danuil unter sich fest.

„Danuil, hör mich an. Hör auf meine Worte, Spürst du mich?“ Ganz leicht begann er, an den Armen des Zitternden auf und ab zu streicheln. Auf und ab, in einem langsamen, unveränderbaren Takt. Auf und ab,...“Spüre meine Berührung,... das bin ich,.. ich bin kein Uruk, ich bin an dich gebunden,...ich werde dir nie Schaden zufügen. Spüre meine Hände, denke nur an meine Berührungen, nichts anderes, nur meine Finger auf deiner Haut, nur die Finger hier, ... spürst du mich...?“

Danuils Zittern hatte merklich nachgelassen, mit einem verwirrten Ausdruck in den tief braunen Augen blinzelte er zu Thranduil auf.

„Ich spüre dich, mein König,...“

Thranduil richtete sich auf, um dem Südlandelben besser ins Gesicht sehen zu können. Seine Hände verweilten auf den Armen Danuils. „Ich möchte, dass du dich nur auf mich konzentrierst, nur auf meine Bewegungen achtest. Fühle meine Berührungen. Gib mir die Gelegenheit, dir zu zeigen, wie schön es sein kann, seine Zuneigung körperlich aus zu drücken. Nein, schließe nicht die Augen. Sieh mich an, sieh mir dabei zu, wie ich deinen Körper erforsche.“

Danuil folgte den Bewegungen auf seinen Armen mit ängstlichem Blick. Als aber nur dieses Auf -und Abstreichen anhielt, lockerte sich seine verkrampfte Haltung etwas. So also fühlten sich die streichelnden Hände eines anderen an. Er wagte es, Thranduil an zu sehen.

„Es,.. es fühlt sich gut an.“ Flüsterte er, beinahe mehr zu sich selber, voller Erstaunen, und weniger an Thranduil gewandt. Danuil hatte sich ebenfalls aufgesetzt, so konnte er in diese tiefgrünen Augen blicken, die ihn so faszinierten. Auge in Auge mit dem König fühlte er sich nicht ganz so verletzlich und ausgeliefert. Allerdings war es ihm behaglicher zu Mute, als noch wenige Momente zuvor. In Thranduils Augen war so viel Fürsorge und Zuneigung zu erkennen.  

Der König bemerkte die leichte Veränderung in Danuils Haltung, die von wachsendem Vertrauen sprach. Jetzt konnte er sich ein wenig weiter vorwagen. Behutsam ließ er seine Hände über die Schultern des Dunkelhaarigen gleiten, massierte dort verkrampfte Muskeln, gestattete es sich, ein wenig fester zu zupacken, berührte wie zufällig ab und an den Hals, um zu den Schultern zurück zu wandern, um weiter zu kneten. So lange, bis Danuil entspannt an seine Schulter sackte.

Thranduil konnte nicht widerstehen, er beugte sich zu seinem zukünftigen Geliebten, um dessen zarte Haut am Hals zu küssen. Leichte Küsse zuerst, dann knabberte er behutsam an der Haut. Bei jeder seiner Handlungen war er sich schmerzhaft bewusst, das nur eine einzige falsche Geste den Zauber, der sich zwischen ihnen aufgebaut hatte, zerstören konnte.

Aber Danuil lag inzwischen völlig hingegeben in den Armen des Königs, seine Aufmerksamkeit völlig auf die angenehmen Gefühle, die ihm Thranduils Hände und Mund bereiteten, konzentriert.

Der König glitt mit den Fingern spielerisch über den Hakenverschluss an Danuils Hemd. Eine feine Arbeit. Ja, in Imladris wussten die Handwerker sogar den Alltagsgegenständen eine ansprechende Form zu verleihen. Diese Haken, die seine Hände noch daran hinderten, die nackte Haut an Danuils Brust zu streicheln, waren geformt wie Blütenstängel.

Mit geübten Fingern gelang es dem König allerdings recht schnell den Verschluss zu öffnen.

Thranduil musste grinsen. Er besaß eine Festrobe, die ganz ähnlich gearbeitet war.

Der weiche, leichte Stoff, nun durch nichts mehr zusammen gehalten, glitt auseinander, und enthüllte eine haarlose wohl geformte Brust. Danuils erster Impuls war es, den Stoff zusammen zu raffen, denn er schämte sich, so nackt vor dem König zu liegen. Als er aber den enttäuschten Ausdruck in den grünen Augen sah, ließ er den Stoff zögerlich los, um sich nun selber zu entblößen.

Thranduil hielt den Atem an. Danuil sah so verführerisch aus. Halb entkleidet, mit vor Aufregung geröteten Wangen, einem scheu niedergeschlagenen Blick, und doch schon darauf bedacht, seinem König Freude zu bereiten.     

Danuil las in den Blicken des Königs Erstaunen, neben dem ganz offensichtlichen Verlangen ihn zu berühren. Der Südlandelb wand sich unter diesem Blick. „Stimmt etwas nicht, mein König?“

Thranduil bewunderte den schlanken, sehnigen Oberkörper, der von dem feinen Hemdenstoff eingerahmt, dem seines jüngsten Sohnes ähnelte. Nur die samtig dunkle Haut erinnerte ihn daran, dass nicht Legolas vor ihm lag. Thranduil räusperte sich. „Ich frage mich nur, wie ein Heiler zu dem Körper eines Kriegers kommt.“

Danuil kicherte amüsiert. Ein eigenartiges Geräusch, in dem stillen Raum. „ Majestät, die Pflanzen die ich für meine Kunst gebrauche, kommen nicht zu mir, ich muss sie sammeln. Eine der besten Heilpflanzen überhaupt, die“ Flugäste“ klammert sich in den obersten Spitzen der Mallornbäume fest. Die meiste Zeit verbringe ich nicht wohlbehalten in den Räumen der Heilung, wie ihr an zu nehmen scheint, sondern draußen, auf der Jagd. Denn das ist es oft, die Suche nach den seltenen, hochwirksamen Kräutern und Pflanzen..... Und genauso gefährlich.“ Fügte er, auf einmal wieder traurig geworden, hinzu.

Aber diese traurige Stimmung verschwnd so schnell, wie sie gekommen war, denn Danuil bemerkte, dass der König wieder begonnen hatte, ihn zu streicheln.

Thranduil hatte, noch während der dunkle Elb sprach, seine Hände erneut auf die Reise geschickt. Er erforschte Brust und Bauch, um bei Danuils Nabel zu verweilen. Um den kleinen Krater herum strich er langsame Kreise, so lange, bis sich die Augenlieder über den dunklen Augen halb senkten, und Danuil beinahe wimmerte vor Wohlbehagen. Erst dann wagte Thranduil mit einer Fingerspitze in Nabel zu stubsen, er wurde mit einem unterdrückten Kichern belohnt. Das war gut, der Südlandelb war also genau so empfindlich an dieser Stelle, wie Legolas. Mit einer Hand neckte er weiter den Nabel, mit der anderen strich er leicht an den Seiten des Elben entlang. Thranduil stellte fest, dass sein Ablenkungsmanöver funktionierte. Denn Danuil war nur noch darum bemüht, den streichelnden, kitzelnden, neckenden Fingern auszuweichen. Er  bemerkte erst, dass das Streicheln seiner Seiten seit einiger Zeit aufgehört hatte, als es Thranduil gelungen war, schon einen Teil der Verschnürung seiner Hose zu lösen.

Diesen jungen Elben vor sich ausgebreitet zu sehen, mit so offensichtlicher Bereitschaft, seine Zuwendungen zu genießen, erregte Thranduil, er merkte, wie er unter seiner Robe hart wurde.

Seine Rechte wurde kühner, er versuchte, die Beinkleider von Danuils Körper zu streifen. Er war begierig, den ganzen Körper seines Geliebten zu sehen, ihn zu berühren. Noch, das spürte er durch das feine Leder hindurch, war Danuil nicht erregt, sein Glied  lag entspannt in seinem Schoß.

Danuil stieß einen erstickten Schrei aus. Voller Panik sucht er den forschenden Händen zu entkommen. Er kroch soweit das Bett es erlaubte, von Thranduil weg. Zusammengekauert, das Bettuch an seinen Körper gepresst, starrte er den König aus vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen an.

„Nein, ich kann das nicht. Nicht anfassen!!“

Thranduil hob beruhigend die Hände. „Ganz ruhig, ich lasse dich in Ruhe, wenn du das möchtest. Siehst du, ich setze mich hier neben dich.“ Der blonde Elb brachte ein bisschen Abstand zwischen sich und dem zitternden Heiler. „ Willst du mir nicht sagen, was dir so große Angst einjagt? Du hast dich an mich gebunden. Wenn diese Verbindung stark werden soll, dann müssen wir uns gegenseitig vertrauen.“

Thranduil hielt den Atem an. Er erkannte, wie viel ihm der Südlandelb bedeutete, und das, obwohl er ihn erst eine so kurze Zeit kannte. Er wollte alles dafür tun, dass das Band von Danuil erschaffen, Bestand hatte.

In der Zwischenzeit waren Elrond und Lirin von ihrem Abendspaziergang zurückgekehrt. Verstohlen hatten sie sich an Wachen und Bediensteten vorbei gedrückt, um möglichst kein Aufsehen zu erregen. Denn den Herren von Bruchtal in einem so derangierten Zustand anzutreffen wäre für Elrond als Gast hier an Thranduils Hof mehr als peinlich, zumal für einen zufälligen Beobachter ganz offensichtlich wäre, mit wem sich Elrond vergnügt hatte. War doch sein Begleiter in einem ähnlich zerzausten Zustand wie er selber.

Lirin, mit den Gepflogenheiten des Hofes gut vertraut, schmuggelte Elrond mit unterdrücktem Gekicher in sein Zimmer. Kaum hatte er die Tür ins Schloß gedrückt, als ihn Elrond bei den Händen packte und in einem lautlosen Tanz durch das Zimmer wirbelte. Der Lord lachte. Geradezu ausgelassen und fröhlich war der sonst so reserviert wirkende Heiler, dass Lirin Mühe hatte, diesen neuen Elrond mit dem alten aus seinen Erinnerungen in Einklang zu bringen.

„Ich bin glücklich, mein Geliebter, einfach nur glücklich, und das zu einer Zeit, und an einem Ort, an dem ich es am wenigsten vermutete hätte.“

„Darf ich dich noch glücklicher machen“, in Lirins Augen blitze für einen kurzen Moment der Schalk auf. „Komm mit, hier nebenan habe ich ein eigenes kleines Bad. Dort kannst du dich frisch machen. Und ich suche dir neue Beinkleider.“ Ein abschätzender Blick traf Elrond. „Meine Sachen werden dir bestimmt passen. Auch wenn ich nicht so edle Teile habe, wie du wohl für gewöhnlich trägst.“

„Aber dafür ist es etwas von dir, und ich werde es sehr gerne tragen. Komm doch mit, und leiste mir Gesellschaft. Zu zweit badet es sich schöner. Ich werde dir auch den Rücken schrubben“ fügte Elrond hastig hinzu, als er sah, dass Lirin zögerte. Sein Bruder war immer ganz versessen darauf gewesen zusammen mit ihm zu baden, also musste doch auch Lirin Freude daran haben.

„Geht das denn? Mein Bad ist sehr klein, und die Wanne, aber sieh selber,...“ Lirin hatte die Tür zu dem benachbarten Zimmerchen auf gestoßen, und Elrond erkannte, dass die Möglichkeit, hier zusammen zu Baden von ihnen beiden artistische Fähigkeiten verlangen würde.

„Dann eben nacheinander, dann komme ich auch besser an deinen Rücken.“ Elrond lächelte anzüglich. In seinem Kopf bildete sich langsam ein Plan, wie er Lirin noch heute Nacht an sich binden konnte.

„Gut, ich werde heißes Wasser bringen lassen.“ Lirin huschte in den Gang, um sich auf die Suche nach einem dienstbaren Geist zu machen. Seine Badeleidenschaft war an Thranduils Hof legendär, und so würde es nicht weiter auffallen, wenn er wieder einmal mitten in der Nacht heißes Wasser für sein Bad verlangte.

Elrond sah sich inzwischen in dem schlicht aber geschmackvoll eingerichteten Raum um, in dem Lirin offensichtlich einen Grossteil seiner Freizeit verbrachte. Auf einem Beistelltisch stapelten sich Bücher, in einer Ecke lehnte ein Elrond unbekanntes Musikinstrument, auf dem Tisch davor waren einige Notenblätter in einem wilden Durcheinander verstreut, und auf dem Tischen neben Lirins Bett lag ein angefangener Brief.

Elrond schloss für einen kurzen Moment die Augen. Er atmete tief ein, sog den für Lirin typischen Duft tief in seine Lungen. Oh, wie sehnte er sich danach, den dunklen Elben in die Arme zu schließen. Elrond öffnete die Augen wieder. Er schalt sich im stillen selber. Wie sollte das denn weitergehen? Die erste Freude in Lirin die Wiedergeburt seines Zwillingsbruders entdeckt zu haben wich Ernüchterung. Lirin war Thranduils erster Ratgeber. Er selber, Elrond von Bruchtal würde, hätte er erst einmal seine Aufgabe hier erledigt, wieder zurück nach Imladris reisen. Und Lirin?? Lirin war hier zu hause. Konnte er von ihm verlangen, alles hinter sich zu lassen, um mit ihm in Bruchtal zu leben? Und selbst wenn Lirin dazu bereit wäre, würde Thranduil ihn gehen lassen?? Ein tiefer Seufzer entfuhr seinen Lippen, gerade als Lirin ins Zimmer trat.

Sofort war der Berater des Königs an seiner Seite. „Was ist mit dir, Elrond?“, besorgt legte Lirin einen Arm um die Schulter des gleich großen Elben, und drückte ihn leicht an sich.

„Es ist nichts“ Elrond verfluchte seine jahrtausendlang eingeübte Selbstbeherrschung,  niemals, unter keinen Umständen seine Gefühle zu zeigen. Aber Lirin ließ sich nicht täuschen.

„Aha, dann sag mir, was dieses Nichts ist, das dich bedrückt und so stöhnen lässt. Ich bin sicher, wir werden eine Lösung für das Problem finden. Schon vergessen, darin bin ich Spezialist?“

Elrond lächelte sein Halblächeln. „Genau, mein Geliebter, das könnte das Problem sein. Was, wenn Thranduil dich nicht gehen lässt, einmal vorrausgesetzt, du bist überhaupt dazu bereit, mit mir nach Bruchtal zu kommen.“ Elrond holte tief Luft: “Lirin, hiermit frage ich dich ganz formell, willst du dich an mich binden, so wie ich mich an dich binden will, willst du mit mir Freude und Leid teilen, und dich nicht mehr von mir trennen, so lange die Valar es erlauben?“

Lirin starrte den Herrn von Bruchtal sprachlos an. Elrond bereute sofort, so vorschnell auf den dunkelhaarigen Elben eingeredet zu haben. Das war sonst ganz und gar nicht seine Art. Aber seit dem er erkannt hatte, welches Wesen in Lirin weiterlebte, konnte er es kaum noch abwarten, diesen Elben fest an sich zu binden.

Ganz langsam, wie ein Sonnenaufgang an einem frostig-kalten Wintermorgen überzog ein Lächeln Lirins Gesicht. Der dunkelhaarige Elb schien von innen zu strahlen. Das Lächeln war nicht nur auf den schmalen Lippen, sondern ließ seine grauen Augen intensiv blau strahlen. Lirin machte den Mund auf, aber er brachte keinen Ton heraus. Er räusperte sich: “Ja, Elrond, ja ich will, mit allen Konsequenzen die sich daraus ergeben. Ich will an deiner Seite sein, denn wenn du in meiner Nähe bist, ist mein Leben reicher. Dann spüre ich, wie Arda um mich herum lebt, und atmet, ich sehe die Wunder dieser einmaligern Welt, es ist, als ob ich aus einer Betäubung aufwachen würde, sobald du in meiner Nähe bist.“ Elrond atmete hörbar auf. Ein kleines Stückchen schob er Lirin von sich, um ihn dann stürmisch zu umarmen.

„Ich bin so glücklich,... sagte ich das schon,..?.“ murmelte Elrond an Lirins Hals, sein warmer Atem streifte die empfindliche Haut des Nackens, und Lirin merkte zu seiner größten Verlegenheit, dass er sich wieder versteifte.

„Wenn das so weitergeht, werden wir uns nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigen können, werter Lord.“ Energisch befreite sich der Berater aus der Umarmung. „Um deine Bedenken zu zerstreuen, schlage ich vor, wir gehen gleich zu Thranduil. Du könntest nachsehen, wie erfolgreich Danuil mit der Behandlung des Königs ist, und ich werde, wenn es Thranduils Zustand zulässt, einen Vorschlag machen, den er kaum ablehnen wird.“ Lirin lächelte in sich hinein. Wenn er richtig beobachtet hatte, dürfte es für alle Beteiligten eine wunderbare Lösung geben.

„Hattest du nicht vorhin erwähnt, dass dir etwas eingefallen ist, wie du Legolas und den Uruk-hai aufwecken kannst? Wenn dir das gelingt, wird dir Thranduil sowieso keinen Wunsch abschlagen. Wollen wir gehen?“

Elrond zögerte:“ Jetzt mitten in der Nacht? Bist du dir sicher, das der Zeitpunkt gut gewählt ist?“

Lirin lachte, ein Laut, der in Elrond eindrang, und ihm weiche Knie bescherte. „Ich bin mir ganz sicher. Seine Majestät ist nachts meistens munter. In der letzten Zeit, als ihn die Sorge um Legolas verzehrt hat, hat er kaum noch geschlafen, und wenn er kurz wegdämmerte, war es mitten am Tag.“ Lirin seufzte. „Aber vielleicht ist das Dunkle auch bald vom Herrscher des Düsterwalds genommen. Ich wünsche es ihm, ich wünsche es ihm so sehr.“

„Du bist sehr um Thranduil besorgt,“ Elrond unterdrückte den Anflug von Eifersucht, der sich in ihm regte.

„Ja, das bin ich. Denn Thranduil ist nicht nur mein König, sondern ich habe ihn im Laufe der Jahrtausende zuerst schätzen und dann sogar lieben gelernt. Denn Thranduil ist warmherzig, bedacht, sein Volk zu schützen und dessen Wohlergehen zu erhalten. Und er ist für die, die sein Herz erobert haben, ein loyaler Freund.“

„Gut, dann lass uns gehen. Auch ich bin gespannt, was Danuil bis jetzt bewirken konnte.“

Thranduil betrachtete den dunkelhäutigen Elben, der ihn aus großen, angstvoll aufgerissenen Augen anstarrte. Der König des Düsterwalds war kein Heiler, aber das Band, das sich zwischen ihm und Danuil gebildet hatte, ließ ihn erkennen, dass nun alles von seiner eigenen Geschicklichkeit und seelischen Kraft abhing. Ihre Verbindung war noch zart, und ohne die körperliche Vereinigung würde sie vergehen. Mit plötzlicher Deutlichkeit erkannte Thranduil, dass er zwar gerettet war, aber Danuil würde sterben wenn ihre Verbindung nicht vollendet würde. All seine Kraft hatte der Südlandelb in  Thranduil fließen lassen, er selber war nur noch hier, weil ihn Thranduil von der Schwelle zu Mandos Hallen fortgerissen hatte, als er selber zurückkehren konnte.

Behutsam streckte der blonde Elb eine Hand nach Danuil aus, der in der von ihm am weitest entfernten Ecke des Bettes kauerte. Er wusste, er musste langsam vorgehen, und das obwohl die Zeit drängte. Schon spürte er, wie seine Verbindung zu Danuil schwächer wurde. Aber er wollte diesen Elben mit der dunklen Haut und den Narben im Gesicht nicht verlieren. Mit plötzlicher Deutlichkeit erkannte er, dass ihm dieser geheimnisvolle Fremde mehr bedeutete, als sein eigener Sohn. Thranduil schluckte nervös.

„Bitte, Danuil, nimm meine Hand. Ich will dir helfen, dich den schrecklichen Erinnerungen zu stellen, damit du mit mir zusammen ein neues Leben beginnen kannst.“

Dunkle Augen versenkten sich in seine. „Wie soll das gehen, nie werde ich vergessen können, was mir zugestoßen ist.“ „Du sollst auch gar nichts vergessen, nur brauchst du andere Erfahrungen, um zu erleben, dass auch dein Leben schön sein kann. Bitte, lass mich helfen.“

Zögernd rutschte Danuil etwas näher. Sobald er seine kalten, feuchten Finger in Thranduils Hände gelegt hatte, durchströmte ihn eine seit langem nicht mehr gekannte Wärme. Erstaunt hob er seinen Blick und sah in das lächelnde Gesicht des Königs. „Besser?“ „Ja, viel besser.“ Nickte Danuil, und rutschte noch etwas näher.

Wärme, ein fester Halt, dennoch so leicht, dass er sich jederzeit aus dieser Umarmung zurückziehen könnte, das Fließen von Gelassenheit, Akzeptanz und Liebe von Thranduil zu ihm erstaunten den Heiler. Müsste nicht eher er dem noch vor kurzem schwindenden König Rückhalt bieten? Aber Danuil fühlte sich zum ersten Mal seit dem Uruküberfall rundum wohl, entspannt und glücklich, dass er nicht weiter nachdenken, sondern dieses Gefühl auskosten wollte.

Zunächst bemerkte er gar nicht, dass er begonnen hatte zu sprechen. Er sprach seine Gedanken, die so lange fest verschlossen in ihm gegärt hatten, laut aus. Seine Ängste, seine Trauer, sein Selbsthass, alles brach aus ihm heraus. Dabei klammerte er sich immer fester an Thranduil, der der einziger Anker im Sturm seiner Gefühle war. Und Thranduil hielt stand. Er verbiss sich den Hass auf die Kreaturen Sarumans, das Entsetzen dass in ihm hoch kroch, als Danuil noch einmal jede Einzelheit der Attacke der Uruks auf ihn unter Schluchzen schilderte, vor allem aber unterdrückte er das Verlangen, dem Südlandelben sofort das Gegenteil zu beweisen, als ihm Danuil gestand: “Ihr habt mir gesprochen von der endgültigen Vereinigung zwischen uns, um das Band für die Ewigkeit zu schließen. Wie gerne wollte ich darin einwilligen, aber ich kann nicht,...ich,... ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber ER,....“ dabei schaute er voller Kummer in seinen Schoß, „Ich kann keine Lust damit bereiten,...“ Danuil war von einer tödlichen Blässe und Thranduil hatte Angst, dass der dunkle Elb jeden Moment das Bewusstsein verlieren würde. Und dann begriff er. Der Elb, mit dem er sein restliches Leben verbringen wollte, war durch den Überfall so geschädigt, dass er keine Erektion mehr zustande brachte.

Thranduil atmete tief durch. „ Danuil, nichts auf Arda geht je verloren. Es war dir so wichtig, mich vor dem Schwinden zu bewahren, dass du dein eigenes Leben hingegen hättest, nur um mich zu retten. Nun lass mich dir zeigen, dass du durchaus in der Lage bist, Lust zu bereiten, aber noch viel mehr möchte ich dir zeigen, dass du selber in der Lage bist, Liebe und Lust zu genießen.“

„Warum seid ihr euch da so sicher,...? Ich,... ich... k.... ka... kann ... nicht!!!!“

„Schhh, doch du kannst. Schau mich an“, Thranduil hob das Kinn des Elben an, so dass ihn Danuil ansehen musste .“Denk daran, du bist hier bei mir in Sicherheit, du hast mich zurückgeholt, und du willst doch, dass meine Kräfte nicht wieder schwinden, wenn du dich von mir zurückziehst.“ Thranduil hoffte, indem er an Danuils Ehre als Heiler appellierte, dass dessen Zuneigung zu ihm die Oberhand über seine Ängste gewinnen würde.

„Erinnerst du dich, du bist da an einer ganz bestimmten Stelle kitzelig?“

Zuerst traf den blonden Elben ein erstaunter Blick, und dann begann Danuil sich in seinen Armen zu winden.“ Nein, Gnade, ich bin überhaupt nicht kitzelig“ Danuils Blick fiel zufällig auf das Tablett mit einem leichten Abendmahl, das Lirin ihm vor Stunden hatte bringen lassen. Er startete den Versuch, abzulenken. „Ich habe Hunger, wollen wir etwas essen?“   

„Das ist eine gute Idee. Ich mache dir einen Vorschlag. Du ziehst deine Beinkleider aus, und ich gebe dir anstatt dessen meine Robe, mir bleibt dann immer noch das Untergewand. Während du dich bequemer anziehst, werde ich das Tablett holen. Ich verspreche, ich sehe dir nicht beim Umkleiden zu, und drehe mich erst zu dir um, wenn du es gestattest. Was sagst du?“ Thranduil hielt unbewusst den Atem an. Zu seinem Erstaunen aber nickte Danuil sofort. So stand Thranduil auf, ließ seinen Übermantel auf dem Bett zurück und schritt zu dem Tisch auf dem das Tablett abgestellt war. Neugierig betrachtete der König die Köstlichkeiten. Kuchen, frisches Brot, Käse, eine Schale mit Waldbeeren, und ein Krug mit dickflüssiger Vanillecreme waren geschmackvoll um eine Kanne nun leider kalten Kräutertees arrangiert. Kleine Teller, Tassen und Besteck fanden sich ebenfalls auf dem Tablett. Unauffällig ließ Thranduil Löffel, Messer und Gabeln hinter einer Vase auf dem Tisch verschwinden.

„Ich bin fertig, ihr könnt Euch umdrehen.“ Thranduil griff das Tablett und wandte sich dem Bett zu. Bei dem Anblick der sich ihm bot, stockte dem König nicht zum ersten Mal in dieser Nacht der Atem. Danuil hatte sich in die Samtrobe gehüllt, so dass nur sein scharf geschnittenes Gesicht daraus hervorstach. Der blaue Stoff, in der Farbe von Thranduils Augen bildete einen bezaubernden Kontrast zu den dunklen Haaren und der samtig-braunen Haut des Südlandelben.

Der König ermahnte sich, seinen Gast nicht anzustarren. Anstatt dessen stellte er das Tablett auf das Bett neben Danuil, um sich dann dazu zu setzen.

Thranduil fischte eine Himbeere aus der Schale und hielt sie dem jungen Elben hin. „Koste, Danuil, diese Früchte sind köstlich.“ Zögernd beugte sich der dunkelhaarige Elb vor, und seine Lippen schlossen sich behutsam um die Frucht, mit den Fingerspitzen drückte der König die Beere in den sich unter seinem forschenden Finger weiter öffnenden Mund. Kaum hatte Danuil die Lippen um das Fruchtfleisch geschlossen zog er sich wieder zurück. Mit einem Stirnrunzeln blickte er auf die Geschirrteile vor sich. „Die Löffel fehlen, so können wir die Creme gar nicht probieren. Schade.“ Thranduil kämpfte hart mit sich, um ein Grinsen zu unterdrücken. Statt dessen gab er vor, ebenfalls das Tablett nach dem Fehlenden abzusuchen. „Tatsächlich, nicht da. Hmm, da müssen wir uns eben mit den Fingern bedienen.“ Er tauchte seinen Zeigefinger in die gelbliche Masse um sich mit einem Geräusch des Wohlbehagens den mit Creme dick beschmierten Finger langsam und genüsslich in den Mund zu stecken. Danuil schaute erst schüchtern zu, wie sich der König mit den Händen noch mehr Creme auf die Finger kleckerte, sich vom Kuchen Stückchen abbrach, und immer wieder einzelne Beeren aus der Schale fischte.

In unregelmäßigen Abständen fütterte er Danuil mit Beeren, und Kuchenkrümeln. Langsam verlor der Südlandelb seine Scheu. Auch er griff nun zu, und nach einer Ewigkeit wie es Thranduil erschien streckte sich ihm  dunkle Finger, die eine Brombeere hielten, entgegen. Der König pickte die Frucht von den Fingern ohne auch nur die Haut zu streifen. Kurz darauf folgte eine Kirsche, und Thranduil wagte seine Lippen an den Fingerspitzen vorbei gleiten zu lassen.

Dieses Spiel wurde mit viel Gelächter und Neckereien begleitet.

Und endlich geschah, worauf Thranduil gewartet hatte. Ein Finger dick in Vanillecreme gebadet streckte sich ihm sorglos entgegen. Der blonde Elb schob seine Zungenspitze vor und leckte von der süßen Flüssigkeit. Dann zog er sich zurück um Danuil in die Augen zu sehen. Doch der dunkle Elb sah ihn unbefangen an. Erneut beugte sich Thranduil vor, und nun nahm er den Finger in den Mund, saugte zart an der Haut, schleckte mit seiner Zunge jeden Tropfen der Creme auf. Schon als längst nichts mehr von der süßen Oberfläche vorhanden war, fuhr Thranduil fort, den Finger mit seinen Aufmerksamkeiten zu bedenken.

Immer wieder wanderte sein Blick zu Danuil, um in dessen Gesicht zu lesen. Der junge Elb hatte die Augen geschlossen. In seinem Zügen spiegelte sich Konzentration, Erstaunen und eine erwachende Lust. Der Elb schien mitten in der Bewegung erstarrt. Die eine Hand an Thranduils Gesicht, die andere aufgestützt auf dem Bett, leicht vorgebeugt, um den König gut zu erreichen. Der Mantel klaffte in der Mitte auf, und gestattete Thranduil einen ungehinderten Blick auf die wohlgeformte Brust, die sich immer heftiger hob und senkte. Vergessen schien der Drang, sich vor dem König zu verhüllen. Gebannt starrte Thranduil in das dunkle Dreieck im Schoß seines Geliebten. Ganz unzweifelhaft erhob sich dort stolz ein schlankes Geschlecht.

Thranduil griff mit einer Hand nach den Fingern, dessen einen  er mit voller Hingabe weiter verwöhnte. Zärtlich streichelte er die Hand und das Gelenk. Er drehte die Hand um den Finger noch tiefer in seine Mundhöhle aufnehmen zu können. Dann beugte er sich näher zu seinem Geliebten, hob dabei seine Hüften und den Hintern, um von Danuil unbemerkt mit seiner anderen Hand das Untergewand hoch zu schieben. Anschließend tauchte er zwei Finger in den Krug. Dick beschmiert führte er die Finger  an seine verborgene Pforte um sich vorzubereiten.

Danuil versank in diesen Empfindungen wie in einem Meer aus Freude. Wie wäre es, wenn er sich zurücksinken lassen würde? Sollte er sich auf dem Rücken ausstrecken? Dann könnte er sich in den Mantel kuscheln, der so weich und beschützend seinen geschändeten Körper einhüllte. Dessen Stoff so berauschend nach Thranduil roch. Der Südlandelb empfand die Wärme die ihn umgab nun endlich  auch wieder in seinem Innern. Ein Gefühl der Geborgenheit breitete sich von seinem Magen aus, floss in die Brust, machte das Atmen leicht, und entspannte seine Glieder.

Er legte sich auf den Rücken, erlaubte es sich selber, locker zu lassen, Thranduil zu vertrauen. Sich auf dessen Hände und die Lippen zu konzentrieren, schien auf einmal gar nicht mehr so schwer zu sein. Dass sein Finger im Mund des Königs steckte, erschien ihm richtig, gar nichts daran war unangenehm. Nein, es war sogar sehr schön, berauschende Gefühle breiteten sich in seinem ganzen Körper aus.... In seinem ganzen Körper!! Danuil unterdrückte gewaltsam den Impuls aufzuspringen, sich zu verstecken, zu verbergen, vor dem König und seiner eigenen Lust. Nein, nicht wieder davon laufen. Ausharren, zulassen, es fühlte sich gut an, und der Schmerz, auf den er wartete, kam nicht. Sondern sein Körper fühlte sich warm, lebendig, wollte sich den Zärtlichkeiten entgegenstrecken. Danuil hob sich dem blonden Elben entgegen, wollte mehr von diesen Berührungen, oh, da war eine Hand um sein Geschlecht! Erschrocken riss er seine Augen auf. Thranduil würde die Narben, die er auch dort trug, sehen. Und dann wäre es zu spät. Dann würde sich der König enttäuscht von ihm abwenden. Aber Thranduil schaute auf den dunklen Elben mit Augen, die Lust, Verlangen und Liebe widerspiegelten. Verwirrt, aber auf eine seltsame Art beruhigt schloss Danuil wieder die Augen, um sich besser auf die Berührungen konzentrieren zu können.

Seine Hüften hoben sich automatisch in dem Takt in dem Thranduil sein Geschlecht auf- und ab streichelte, es massierte. Etwas kühles, feuchtes umhüllte sein heißes Glied, und Danuil schrak etwas zusammen. Aber das streicheln, drücken, und massieren hörte nicht auf, wurde sogar fester, schneller. Als der dunkle Elb dachte, nun könnte er diese Aufmerksamkeiten keinen Moment länger ertragen, stieß er plötzlich mit seinen Hüften ins Leere. Eine Hand legte sich über seine Augen. „Nicht schauen, Danuil, fühle mich“. Und Danuil fühlte mit allen Fasern seines Körpers und seiner Seele. Sein vor Verlangen zitterndes Geschlecht wurde von der Spitze an umhüllt, in Wärme, in pulsierende, feuchte Wärme, Hitze. Ganz langsam wurde sein gesamter Schaft gebadet in diesem Wohlgefühl. Was war das??

Thranduils große Hand lag immer noch über seinen Augen, verhinderte seine Sicht. Dieser Hort in den er eintauchte gab ihm Geborgenheit. Etwas das er verloren geglaubt hatte, kam zu ihm zurück. Er fühlte sich von innen heraus Heilen, seine Narben füllten sich mit neuem Leben, blieben in ihm, aber waren nicht länger totes, abgeschottetes Fleisch. Danuil versuchte, sich zu bewegen. Die pulsierende Wärme um sein Geschlecht verengten sich, rieb ihn auf eine verrückt machende Art. Tiefer hinein wollte er, noch tiefer, hinein in diesen Schutz, in die Wärme, in die Zärtlichkeit. Nein, wieder hinaus, um wieder zustoßen zu können, um wieder die wunderbare Bewegung um sich zu spüren. Noch mal, und wieder, und schneller, und tiefer, er konnte plötzlich noch leichter, noch tiefer hineingleiten, Feuchtigkeit rann seine Schenkel entlang, über sich stöhnte Thranduil unterdrückt auf. Bitte, nicht aufhören, er wollte, er musste nur noch einmal zustoßen, Danuil floss über, spürte, wie er sich in die um ihn sich zusammenziehende Wärme ergoss. Endlich nahm Thranduil seine Hand von den dunklen Augen. Er keuchte, sein Gesicht war gerötet, die langen blonden Haare waren wild durcheinander und auf seinen Lippen lag ein entrücktes Lächeln. „Du bist ein Wunder, Danuil, so etwas Intensives habe ich noch nie gespürt.“

Vorsichtig hob sich der König von seinem Geliebten, um dessen entspanntes Geschlecht aus seiner Umklammerung zu entlassen. Danuils Augen weiteten sich. Voller Unglauben starrte er den blonden Elben an. Er musste zweimal schlucken, bevor er überhaupt einen Ton hervor brachte. “Habe ich euch nicht verletzt? Das wollte ich nicht, die Schmerzen,...“ und schon rollten die ersten Tränen glatte Wangen herunter.

Thranduil reagierte sofort. Er schlang seine Arme um den dunklen Elben. Wiegte ihn beruhigend in einer sanften Umarmung. “Ganz im Gegenteil Danuil, ganz im Gegenteil. Du hast mir so viel Lust geschenkt, dass ich mir Vorwürfe mache, mich so über dich hergemacht zu haben. Nein, Du hast nie die Gelegenheit gehabt, zu lernen, wie schön es sein kann, wenn sich zwei Wesen vereinigen, die sich zugeneigt sind. Aber, ich hoffe, du lässt mich gewähren, damit wir beide zusammen entdecken können, was uns Freude bereitet.“

„Es war nicht schrecklich für euch?“ Danuil schien unsicher. „Aber ihr habt doch gestöhnt?“

„Das hast du auch!! War es denn für dich schrecklich?“

Ganz entschieden schüttelte Danuil den Kopf. Er kuschelte sich an den König, dessen breite Schulter als Kopfkissen nutzend. „Ich glaube ich muss einiges überdenken, und es gibt wohl noch viel zu lernen für mich.“

Zufrieden für den Moment sank Danuil in einen leichten Schlummer, seine Augen verdunkelten sich. Seine tiefen Atemzüge verrieten Thranduil kurze Zeit später, dass sein Geliebter eingeschlafen war.

Ärgerlich, dass  gerade da leise an die Tür geklopft wurde.

Elrond meinte ein Geräusch jenseits der Tür zu hören. Vorsichtig öffnete er die Tür, um mit Lirin den Raum des Königs zu betreten. Elrond holte tief Atem. Was er roch, ließ ihn taumeln, und hinter sich nach Halt greifen. Schwer lehnte er sich an seinen wiedergefundenen Zwilling. Der schlang seine Arme um den Lord von Imladris, und wisperte ihm ins Ohr: “Keine Angst, Thranduil wird uns nicht den Kopf abreißen.“

„Aber riechst du das nicht?“ flüsterte Elrond genau so leise zurück. Dabei drehte er seinen Kopf  um Lirin in die Augen sehen zu können. Der nutze die Gelegenheit, um einen Kuss auf Elronds schlanken Hals zu hauchen. Mit einem Blick hatte er gesehen, dass Thranduil seine späten Gäste vom Bett aus beobachtete. Hier war die beste Gelegenheit, ohne viel Worte machen zu müssen, zu zeigen, wie es um ihn und Lord Elrond stand.

Der Berater des Königs sah mit einem Blick auf das Bett, in dem immer noch Danuil an den König gelehnt schlummerte, dass auch in diesem Zimmer eine Entwicklung ihren Lauf genommen hatte, die für die Zukunft aller Beteiligten das Beste vermuten ließ.

„Was soll ich riechen?“ hauchte Lirin in das Ohr des Heilers aus Bruchtal.

„Liebe,...“ Elrond errötete, denn eigentlich war der Raum von dem Duft nach purer Lust geschwängert. Aber so deutlich wollte er es nicht aussprechen.

Anstatt dessen betrachtete er seinen Schützling und Thranduil näher. Nichts war mehr von der Erschöpfung in den Gesichtszügen des Königs zu entdecken. Ganz im Gegenteil, der Herrscher strahlte eine Aura von Stärke und Glück aus. Am erstaunlichsten war allerdings die Wandlung, die Lirin durchgemacht hatte: Die tiefen Narben, die das schmale Gesicht verunziert hatten, waren verschwunden. Mit ihnen verschwunden war der traurige Ausdruck in den Augen. Der ganze Körper des Südlandelben schien von innen heraus zu strahlen.

„König Thranduil, es freut mich euch in besserer Verfassung vorzufinden. Anscheinend ist Danuil mit seiner Behandlung erfolgreich.“ Elrond gestattete sich ein Lächeln, als der Südlandelb mit einem kleinen, glücklichen Seufzer wach wurde, um erstaunt auf die späten Gäste zu sehen.

 „Lirin hier hat mir versichert, dass es noch nicht zu spät am Abend ist, um euch einen Besuch abzustatten. Euer Berater hat mich zu der Weide geführt, an der Legolas gefunden wurde. Nun, ich meine einen Weg gefunden zu haben, wie wir euren Sohn und dessen Gefährten wieder aufwecken können. Legolas und der Uruk-Hai müssen zurück unter die Weide gebracht werden. Je eher das geschieht, desto besser.“

Thranduil war aufgesprungen. „Ich bin froh, dass ihr sofort  zu mir gekommen seid. Ich werde  sofort alles Nötige für den Transport vorbereiten lassen.“ Thranduil wandte sich seinem Geliebten zu. Sein  Blick sprach von  Leidenschaft und Hingabe,  Gefühle die er verloren geglaubt hatte, die aber nun aufflammten, ungezügelt, für diesen speziellen, jungen Elben. „Das ist eine Nacht voller Wunder.“ Der König drehte sich wieder zu Elrond um. „Euer Heiler hat sich mir mit Leib und Seele gegeben, er hat mein Leben damit gerettet, und nun bringt ihr mir Hoffnung, mein Kind bald wieder in die Arme schließen zu können. Wie, Elrond, kann ich euch nur danken?“

Lirin verbarg das strahlende Lächeln, das sich auf seinem Gesicht auszubreiten drohte, hinter einem Hustenanfall. Trotzdem brachte er es noch fertig, Elrond einen sanften Stoß in den Rücken zu geben. Der Lord von Imladris fing sich gerade noch, und es gelang ihm, relativ elegant, zwei Schritte auf Thranduil zu zu machen.

„Da gibt es etwas, besser gesagt, jemanden, den ich von euch erbitten möchte.“ Bei den letzten Worten hatte Elrond die Augen niedergeschlagen. Er spürte sein Herz vor Anspannung hart gegen seine Rippen schlagen. Wie würde Thranduil auf seine Bitte reagieren, wenn er erst einmal begriff, dass Elrond von Lirin, seinem Berater und engen Freund sprach.  

Verwirrt starrte Thranduil auf Elrond. Hatte er richtig gehört? Der Herr über Imladris wollte SEINEN Lirin mitnehmen! Zorn wallte in ihm auf. Er hatte es gewusst. Elrond tat nichts umsonst. Aber so eine unverschämte Bitte! Eine Hand legte sich leicht von hinten auf seine Schulter. Ganz leise flüsterte ihm Danuil ins Ohr: “Ich würde mich so sehr für Elrond freuen, denn er erscheint mir, seit wir hier sind, glücklicher, als ich ihn jemals gesehen habe.“

Glück!!! Thranduil musste schlucken. Wer war er denn, Elrond das Glück zu versagen? Gerade er, der ein neues Glück gefunden hatte, zu einem Zeitpunkt, als er bereit war, in Mandos Hallen zu gehen, so wenig verlockend war ihm das Leben noch erschienen. Thranduil schüttelte den Kopf, um die üble Stimmung die ihn zu überwältigen drohte, ab zu schütteln. Er räusperte sich: “Dann, Elrond, schlage ich einen Tausch vor. Wenn Lirin einverstanden ist, kann er mit dir nach Bruchtal reisen, dafür soll Danuil hier bei mir im Düsterwald bleiben, wenn das sein Wunsch ist.“

Ein wenig verunsichert drehte er sich zu dem Südlandelben um, der ihm sofort ein Lächeln schenkte, dass an seiner Bereitwilligkeit nicht den geringsten Zweifel ließ. Um sein Einverständnis noch deutlicher zu machen, schlang er seine Arme um Thranduil, und hauchte in dessen Ohr: “Thranduil, wenn es dein Wunsch ist, mich in deiner Nähe zu haben, macht mich das sehr glücklich.“

Lirin hustete wieder, allerdings klang dieses Geräusch eher wie ein verhaltenes Lachen. „Nachdem wir das geklärt haben, schlage ich vor, wir bereiten alles vor, um gleich bei Tagesanbruch mit Legolas, und dem Uruk zu der Weide zu reisen. Ich werde die Heiler bitten, die beiden warm einzuhüllen. Der Stallmeister wird wissen, mit welchen Pferden wir den Transport am besten bewerkstelligen. Außer uns sollten noch sechs Berittene mitkommen, denn die Grenzen sind immer noch nicht absolut sicher.“ Thranduil nickte, mit einem belustigten Schmunzeln neckte er seinen Berater: “Wunderbar, Lirin, ich brauche gar nichts mehr zu sagen. Weiß Elrond auf was er sich da einlässt, wenn er dich an seiner Seite hat?“ Lirin wehrte sich, indem er in demselben Tonfall erwiderte: „Oh mein König, als Berater gehört das zu meinen Aufgaben...“ seine Augen suchte die des Halbelben: “Brauchen wir noch bestimmte Utensilien, Elrond?“

Elrond schreckte aus seinen Träumereien hoch, in denen er gerade dabei gewesen war, Lirin aus seinem Hemd, und der, gerade erst frisch gewechselten, sauberen Hose zu schälen. Bedauernd kehrte er in die Realität zurück. Es gab noch eine Aufgabe zu erledigen, bevor er sich ganz Lirin widmen konnte. Ein feines Lächeln bereitete sich auf seinen Lippen aus.

„Was ich brauche, habe ich in meinem Reisesack, das habe ich mit einem Griff beisammen.“

Lirin musterte ihn scharf. Er wusste diesen Blick, und das Lächeln zu deuten. Zu seinem Unbehagen merkte er, wie seine Wangen glühend heiß wurden.

Thranduil schien langsam seine gewohnte Autorität zurück zu erlangen. „Wunderbar. Dann sehen wir uns bei Tagesanbruch in der großen Halle. Doch nun, wünsche ich eine gute Nacht.“ Er wedelte mit einer Hand in Richtung Tür.

„Gute Nacht, Thranduil, schlaf gut, und du auch, Danuil.“ Elronds Blick glitt über die zwei Elben. Zufrieden stellte er fest, dass beide zwar müde, aber strahlend aussahen. Um diese Beiden braucht er sich keine Sorgen mehr zu machen.

„Komm, Lirin, begleite mich noch ein Stück, bevor ich in meine Gemächer gehe, will ich noch etwas mit Dir besprechen.“

Leise zog Elrond die Tür hinter sich ins Schloss. Ein letzter Blick hatte ihm gezeigt, dass es sich Thranduil mit dem Südlandelben an seiner Seite wieder auf dem großen Bett gemütlich gemacht hatte. Elrond wandte sich an Lirin. „Jetzt zu dir! Was meinte Thranduil da vorhin?? Ich glaube, ich muss ein ernstes Wort mit dir sprechen.“

Elrond hakte sich bei Lirin ein, und zog ihn in Richtung der Gästeunterkünfte.

Tatsächlich verwickelte Elrond seinen unerwartet in Lirin wiedergefundenen Zwilling in ein intensives Gespräch über die Feinheiten und Fallstricke die die Tätigkeit für einen Berater des Fürsten von Imladris bereithalten konnte. Die besonnenen Antworten die Lirin gab, freuten Elrond mehr, als er im Augenblick zu zeigen bereit war.

„Ja, dann hätte ich eigentlich nur noch eine Frage.“ Elrond blieb vor der Tür zu seinem Gästezimmer stehen. „Aber das möchte ich gerne mit dir bei einem Glas Wein besprechen. Kommst du noch mit herein?“

Lirin zögerte. Es war schon spät, und morgen früh wollten sie zur Weide aufbrechen. Andererseits, wenn Elrond morgen mit seinem Erweckungsversuch von Legolas und dem Uruk-Hai erfolgreich war, würde er bald nach Bruchtal zurück reisen wollen. Die Stunden die sie für sich alleine, vor der beschwerlichen Reise in Elronds Reich, miteinander verbringen könnten, würden knapp bemessen sein. Dazu kam dieses erwartungsvolle Glimmen in Elronds Augen. Nein, diesem Halbelben konnte er keinen Wunsch abschlagen!

„Gerne. Ich bin gespannt, was du mich nun  noch fragen willst! Du hast doch bereits sämtliche Raffinessen ins Feld geführt, um meine Tauglichkeit als Diplomat und Berater zu prüfen.“

„Ja?“ Elronds Augenbrauen wanderten in der ihm eigenen Art nach oben. Immer noch Lirin am Arm haltend, zog er den jungen Elben in sein Zimmer und verschloss die Tür sorgfältig hinter ihnen. Mitten im Raum ließ er Lirin los, wandte sich ganz zu ihm um, und begann, den schönen Dunkelhaarigen nicht aus den Augen lassend, sich zu entkleiden.

„Eine Sache wäre da allerdings noch zu klären. Wie du sicher weißt, habe ich eine ganze Menge ausgezeichneter Berater. Aber ich gedachte, dich zu meinem persönlichen Vertrauten zu machen, und da muss ich mich auch in delikateren Fragen auf dein Urteil verlassen können.

Lirin nickte zögerlich. Er wusste nicht so recht worauf Elrond hinaus wollte. Dass er sich, um seine Eignung zu prüfen, auszog, verwirrte den jungen Elben zusätzlich. Seine Augen wurden groß, als er Elrond völlig nackt vor sich stehen sah. Dieser Körper war der Körper eines Kriegers, nicht der eines Heilers, oder Herrschers.

Denn was die weiten Roben immer geschickt verborgen hatten, zeigte ihm sein Geliebter nun in ganzer Pracht. Die Figur des Halbelben war lange nicht so schmal, wie es die geschickt geschnittenen Gewänder suggerierten. Nein, ganz im Gegenteil, er war durchaus muskulös, und stämmiger gebaut als es Elben für gewöhnlich waren. Sicher ein Erbe seiner menschlichen Seite.

Lirin merkte, wie sein Mund trocken wurde. Er versuchte vergeblich zu schlucken.        

„Bitte, Elrond, das ist hinterhältig von dir!! Wenn ich dich so sehe, dann weiß ich nichts sinnvolles mehr zu sagen. Dann habe ich viel eher Lust, dich zu berühren. Und wenn ich dich erst berühre, wer weiß, wo das endet? So kann ich dir keinen vernünftigen Rat geben.“

Lirin war noch näher an Elrond getreten, und spürte die Körperwärme des Fürsten durch seine eigenen Stoffschichten dringen.

Er wunderte sich über seine eigene Kühnheit, als er seine Hände auf die wohl ausgearbeitete Brustmuskeln legte, und anfing, mit leichten, kreisenden Bewegungen, die feste Haut zu erforschen.

„Ja, Lirin, das wollte ich wissen! Wie du auf meinen Körper reagierst, und dessen für dich vielleicht erschreckenden Bedürfnisse. Was soll ich deiner Meinung nach hiermit machen?“

Elrond drehte mit einer schnellen Bewegung seine Hüften, so dass sein mächtiges Glied auf Lirins Hüften traf.

„Elrond, ich fühle mich geehrt, das du mich in so einer delikaten Frage um Rat fragst“, ging Lirin bereitwillig auf das Spiel ein, das Elrond begonnen hatte.

„Auf diesem Gebiet, mein werter Lord habe ich noch nicht viel Erfahrung sammeln können, aber wenn es euch genehm ist, will ich die nötigen Fertigkeiten gerne unter eurer Anleitung  erlernen.“ Ein freches Lächeln zeigte sich auf Lirins schön geschwungenen Lippen, als er seinen Geliebten mit dieser altmodischen formellen Sprache bedachte.

„Wenn ich selber in so einem Zustand bin, Elrond, weiß ich wohl, was zu tun ist, aber ob ich das dem Herrn von Imladris raten darf? Ich glaube nicht, dass ich das tun sollte, das wäre doch zu vermessen.“ Der dunkelhaarige Elb starrte vielsagend auf die beachtliche Erektion seines Angebeteten.

 Doch dann schlang Lirin seine Arme um Elronds Hals, und schmiegte sich an den nackten Körper. Aber es schien eher, als ob er Halt und Schutz suchen würde, und nicht, dass er darauf aus war, die eigene, und Elronds Erregung durch diesen engen Kontakt zu verstärken.

„Aber im Gegenteil, Lirin, ich will sehr gerne wissen, was du mit vorschlagen willst, denn  mit so einer Anspannung könnte ich keinesfalls zu einer Besprechung gehen, nicht wahr, das siehst du doch ein?“

Während Elrond immer weiter auf den Dunkelhaarigen in seinen Armen einsprach, hatte er begonnen, sich leicht hin und herzuwiegen. Das gefiel Lirin und nach einigen Momenten, in denen er sich spürbar entspannte, merkte er, dass Elrond mit ihm tanzte!

Dann vernahm er auch ein leises Summen an seinem Ohr, und das plötzliche Erkennen der Melodie und des Tanzes ließen ihn leise lachen.

„Das gefällt dir, mein Liebster, nicht wahr?“ Elrond tanzte zu dem einfachen Kinderlied einmal quer durch das ganze Zimmer, um sich in einer ausgelassenen Drehung zum krönenden Abschluss mit dem schlanken Elben in seinen Armen auf das breite Gästebett fallen zu lassen.

Beide lachten ausgelassen, einfach aus dem Grund weil sie endlich wieder zusammen sein konnten, dasselbe Lied liebten, und atemlos durch den am Schluss immer schneller gewordenen Tanz die Gegenwart des anderen genossen.  Sie lachten, und japsten nach Luft, bis sie langsam wieder ruhiger wurden, und Elrond mit neckenden Fingern an Lirins Hemdenverschlüssen zupfte.

„Ich kann mir nicht helfen, Lirin, ich finde, du hast zu viel an. Es ist unhöflich mehr als der Fürst von Imladris zu tragen. Dazu will mir scheinen, dass du mir vielleicht lieber mit deinem Körper zeigen willst, was du mir an Rat geben kannst, als dass du es in Worte zu fassen vermagst.“

Lirin brauchte keinen Finger zu rühren, Elrond hatte ihn aus seiner schlichten Kleidung gepellt, schneller als er sich vorhin selber ausgezogen hatte. Lirins einfaches Hemd, die Hosen und Fußbekleidung, alles landeten in einem weiten Bogen, von Elronds ungeduldiger Hand weggeschleudert auf dem Kleiderhaufen, den Elrond mit seinen eigenen Gewändern geschaffen, mitten im Zimmer liegen gelassen hatte.

„Lass dich ansehen, Lirin, mein Elros!“ der Halbelb schob den auf der Seite liegenden Dunkelhaarigen etwas von sich. Stumm, mit ernstem Gesicht streichelten die blau-grauen Augen, ihren Zauber entfaltend, über den überschlanken Körper, liebkosten jedes Detail, die haarlose Brust, die schlanken Arme, die feingliedrigen Finger, den flachen Bauch, die sehnigen Beine, die wohlgeformten Füße, und jedem Blick folgte die warme Hand des Heilers der Elrond ja auch war, mehr einem Handauflegen als einem Streicheln gleichend.

„Wie habe ich dich vermisst! Alles ist so, wie ich es in Erinnerung habe, was für ein Wunder! Warum ist mir das noch nie zuvor aufgefallen?“

„Das, Elrond, mein Geliebter, liegt daran, dass ich bis vor kurzem noch nicht so aussah, wie jetzt. Ich habe mich verändert, es war im mir, aber erst jetzt bin ich bereit, wieder zu dir zu kommen. Oh, Bruder, du machst mich wahnsinnig, mit deinen Liebkosungen, lass mich dich endlich spüren, so wie früher!“

Lirin erschrak, über das was er da sagte, und wie er es sagte! Seine Stimme war eine andere, tiefer, bestimmender, und er verspürte den Drang, Elrond an den Haaren zu sich heran zu ziehen. Noch zögernd streckte er eine Hand aus, fasste in die langen dunklen Strähnen der vorderen geknoteten Zöpfe. Ja, das fühlte sich richtig an. Er zog, und hielt plötzlich einen atemlos zu ihm aufschauenden Elrond in seinen Armen.

„Du willst meinen Rat, oder meine Hilfe, kleiner Bruder?“ plötzlich spürte er ein überwältigendes Gefühl der Verantwortung, der Liebe und des Besitzen-Wollens für dieses Wesen in seinen Armen über sich hinwegschwappen.

Wie selbstverständlich schlang sich sein Arm um Elrond, um ihn noch näher heranzuziehen. Seine freie Hand ergriff das unruhig zuckende mächtige Geschlecht des Halbelben und begann es zu liebkosen, mit einer Sicherheit, die Lirin noch vor kürzester Zeit für unmöglich gehalten hatte. Aber nun wusste er genau, was Elrond gefallen würde, wie er angefasst werden wollte. Und er wusste auch, was er unternehmen musste, damit dieses Vergnügen lange anhalten würde.

„Mein, endlich!!“ ein leises raues Geräusch, tief aus seiner Kehle kommend, ein Hauch, und doch verstand ihn Elrond.

Der Fürst von Imladris hatte Tränen in den Augen. Er drängte sich noch näher an seinen geliebten Zwilling. Auch seine Hand hatte sich besitzergreifend um das spitz zulaufende Elbengeschlecht Lirins gelegt, und streichelte im selben Takt wie der Elb, der ihn so sicher hielt.

„Und du bist mein, endlich wieder bei mir, Lirin, du bist mein Elros, zu mir zurückgekehrt!!“

Die beiden streichelten sich, sich gegenseitig eng umschlungen festhaltend, mit kundigen Fingerspitzen, Fingern und Händen, genau wissend, was der Andere ersehnte, so lange bis ein perlmuttfarbener Strahl aus ihren so verschieden geformten Geschlechtern hervorschoss und sie mit seiner heißen Süße überschwemmte, um ihre beiden zitternden, keuchenden Körper noch enger miteinander zu verbinden.

„Lirin, Elros, ich weiß nicht, wie ich dich nennen soll, Geliebter, bleib bei mir, diese Nacht, und alle folgenden Nächte, ich will nie mehr von dir getrennt sein.“

„Für dich bin ich beides, mein Elrond, für die anderen dort auf Arda werde ich Lirin sein. Aber du weißt nun, dass ich noch mehr bin, als nur Lirin alleine.“

Während Lirin noch sprach, wurde seine tiefe, eben noch beherrschende Stimme sanfter, weicher und leiser bis sie ganz und gar wieder der Stimme Lirins entsprach.

„Halte mich fest Elrond, nie wieder möchte ich von dir getrennt sein.“ Lirin kuschelte sich behaglich in Elronds beschützenden Arme.

Zusammen fielen die beiden Liebenden in einen tiefen, erholsamen Schlaf.

Die kleine Gruppe Reiter war bereits am frühen Morgen aufgebrochen. Und nun, da die Sonne immer mehr an Kraft gewann, waren die Reisenden froh, unter dem kühlenden Schatten der uralten Bäume ihren Weg fortführen zu können.

„Endlich sind wir da!! Lirin, der die Gruppe angeführt hatte, gab das Zeichen anzuhalten. „Dort drüben ist die Weide, unter der ich Prinz Legolas und den Uruk-hai gefunden habe.“

„Legt beide bitte wieder so hin, wie ihr sie gefunden habt.“ Elrond stieg von seinem Pferd, und nahm einen Beutel aus einer der Satteltaschen. Dann wandte er sich an die restlichen Elben der kleinen Gemeinschaft.

„Das folgende Zeremoniell muss ich im Geheimen ausführen. Deswegen bitte ich euch darum, mich mit den Schlafenden alleine zu lassen.“

Thranduil wollte schon protestieren, als ihm Danuil eine Hand auf den Arm legte. „Vertraue ihm, er weiß was er tut.“

Sehr zögerlich bedeutete der König seinen Leuten sich zurückzuziehen. Die sechs Bewaffneten, die zum Schutz mitgekommen waren, verschwanden lautlos zwischen den Bäumen. Wobei die Gruppe um König Thranduil sicher sein konnte, dass die Krieger nach wie vor wachsam die Umgebung im Auge behalten würden.

Elrond sah den dunkelhaarigen Elben bedauernd an, der so gar keine Anstalten machen wollte, ebenfalls zu gehen.„Das betrifft auch dich Lirin. So leid es mir tut. Ich muss mit den beiden, und der Weide alleine sein.“ Elrond sah seinen Zwilling bittend an. Lirin nickte verständnisvoll, und folgte mit einem letzten Blick zurück zu seinem Geliebten, Thranduil und Danuil.

Elrond verharrte noch eine ganze Weile in völliger Bewegungslosigkeit unter dem uralten, mächtigen Baum. Längst waren die leisen Geräusche der sich zurückziehenden Elben verstummt. Noch nicht einmal ihr Atmen konnte Elrond noch hören.

Endlich, wie aus einem Traum erwacht, bückte er sich zu dem kleinen Beutel, und holte daraus einen durchsichtigen, beinahe farblosen hauchfeinen Stoff hervor. Auf den Stoff streute er einige dunkle Erdkörner, die er in den Tiefen seiner Robe nahe am Herzen aufbewahrt hatte.

Dann schritt der Herr von Bruchtal zu dem nahegelegenen Wasser, um seine Hände mit dem kühlen Nass zu benetzen.

Die feuchten Hände hielt er nun über den Stoff, der zu Füssen der Weide ausgebreitet war. Etwas von dem Wasser tropfte auf das hauchfeine Material, vermischten sich mit der Erde, die daraufhin begann feine Rauchwolken in das Blätterdach zu verwirbeln.

 Dazu sprach Elrond den einzigen Spruch, der für diesen seltenen Zauber, den das mächtige Baumwesen den Liebenden gewährt hatte, angemessen war.

Die Luft für das Leben

Die Erde für die Macht

Das Wasser für die Kraft

Die Zukunft für die Liebenden

Elrond schloss die Augen und lauschte. Zunächst geschah anscheinend nichts. Vielleicht wurde der leichte Wind in den Blättern intensiver? Vielleicht bewegte sich die Erde unter Elronds Füssen ein bisschen stärker? Vielleicht floss das Wasser im nahen Bach schneller?

Es raschelte um Elrond, immer lauter. Aus dem Rascheln wurde ein Rauschen. Der Elbenlord öffnete die Augen. Die Weide wogte als ob sie inmitten eines verheerenden Sturmes stehen würde. Was besonders erschreckend wirkte, da alles andere außer diesem einen Baumriesen  in  völliger Ruhe in der Mittagshitze lag. Dann wirbelten die ersten kleinen Blättchen zu Boden. Immer mehr kamen dazu, bis die Weide, mitten im Sommer, all ihre Blätter verloren hatte,so als ob sie fröstelnd und schlafend in der Winterkälte stehen würde.

Zu ihren Füssen die Schlafenden waren nun vollständig mit diesen silbergrünen Blättern bedeckt, nichts mehr war von Legolas und seinem Geliebten zu sehen.

„Die Erde für die Macht“, flüsterte Elrond beschwörend. Als ob sich die riesigen, tief reichenden Wurzeln der Weide noch mehr in die Erde wühlen würden, um dort Nahrung zu finden, wellte sich das Erdreich um Elrond herum auf, schien zu leben, zu atmen, und in wenigen Augenblicken sprossen an kahlen Ästen und Zweigen die ersten feinen neuen Blätter.

Blätter, so frisch und voller Saft, als ob sich die Weide satt getrunken hätte am nahen Wasser des lustig vor sich hin plätschernden Baches. Alles an der Weide erstrahlte neu im klaren Licht des Mittags, und Elrond wagte zum ersten mal, seit er mit dem Zauber begonnen hatte,  tiefer zu atmen.

„Die Zukunft für die Liebenden“ Elronds Worte waren ein bloßes Wispern. Er starrte gebannt auf den Laubhaufen unter dem er Legolas und den Uruk-hai wusste. Es raschelte, die Blätter gerieten ins Rutschen, eine Hand, ein Arm arbeitete sich durch die lockere Decke aus Laub.

Nach Luft schnappend tauchte der blonde Kopf von Legolas zwischen grün-goldenen Blättchen auf.

 Dann geriet der ganze Laubhaufen in Bewegung, und der Uruk-hai stand in seiner ganzen Größe unter dem inzwischen wieder vollständig belaubten uralten Baumwesen. Der mächtige Uruk-hai schüttelte sich, um sich dann sofort zu Legolas herab zu beugen.

„Geht es dir gut, Legolas?“ Eine Stimme war das, wie sie Elrond noch nie von einem Diener des dunklen Herrschers gehört hatte. Er schaute genauer hin. Das war nicht länger ein Uruk-hai, so wie ihn Saruman gezüchtet hatte. Das war ein völlig anderes Geschöpf. Nicht ganz Elb, aber auch kein kämpfender Uruk-hai mehr.

Denn die Gesichtszüge des muskelbepackten Uruks waren feiner geworden, die Hauer, die diese Kreaturen so furchteinflössend und abstoßend gemacht hatten, waren verschwunden, ersetzt durch ein gleichmäßiges Gebiss, das es dem neuen Wesen, so wie ihn die Valar wohl auch ursprünglich erdacht hatten, das Sprechen erleichterte.

Legolas blinzelte ungläubig gegen die Sonne. „Ja, ich glaube mir fehlt nichts. Aber, was ist denn mit dir passiert, geht es dir  gut?“

Der Uruk-hai lachte. Elrond machte große Augen, das hatte er als allerletztes erwartete, einen  lachenden Uruk zu sehen.

„Aber, Legolas, siehst du das denn nicht, ich fühle mich wie befreit. Mein ganzer Körper fühlt sich leichter an, als ob Ketten von mir genommen wären. Komm, lass dich küssen, dann wirst du sehen, was ich meine.“

Das muskelstrotzende Wesen beugte sich zu dem Elben , half ihm schwungvoll auf die Beine, so dass Legolas zwangsweise in die Arme des Uruks gezogen wurde.

Eifrig schmiegte sich der Elbenprinz in die Umarmung, und erwiderte leidenschaftlich den Kuss den der große Uruk-Elb seinem Geliebten darbot.

Elrond wandte sich leise ab, um zwischen den Bäumen zu verschwinden. Er wollte diesen beiden einen kurzen Augenblick der Ruhe gönnen. Der Elbenlord wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit er mit dem Zauber begonnen hatte, aber sicher würde Thranduil bereits unruhig warten. Elrond war noch gar nicht weit gegangen, als sich vor ihm ein sorgenvoll aussehender Thranduil aufbaute.

„Und, Elrond, was ist mit meinem Sohn?“

„Gerade wollte ich nach euch suchen, ich denke, nun ist es sicher genug, also kommt mit und seht selbst.“ Elrond drehte sich um, um der kleinen Gemeinschaft voran, wieder auf die Lichtung zu treten, die die Weide vom Bachlauf trennte.

Legolas bestaunte gerade die veränderten Gesichtszüge seines Geliebten, sie zärtlich mit den Augen abtastend, als Elrond mit Thranduil an seiner Seite, gefolgt von Lirin und Danuil zu den immer noch eng umschlungen Stehenden trat.

„Ada!!“ Legolas strahlte seinen Vater an. Er machte sich aus den Armen des „Nicht- mehr- ganz- Uruk“ frei, um seinem Vater um den Hals zu fallen. “Sieh doch nur, ich habe IHN wieder gefunden! Ich bin so glücklich! Ada??“ Legolas betrachtete seinen Vater genauer. Erst jetzt fiel ihm das Strahlen in dessen Augen und um seine ganze Gestalt herum auf.

„Ada! Was ist mit dir geschehen?“ dann bemerkte der Prinz Danuil, der dicht neben den König getreten war, seine Hand wurde von der Thranduils besitzergreifend und beschützend gehalten.

Das Lächeln auf Legolas Lippen wurde noch strahlender.

„Dein Herz hat endlich wieder Liebe gefunden! Ich freue mich so sehr für dich.“

Elrond wandte sich an Lirin, umfasste dessen Taille, und zog sich mit seinem geliebten Zwilling in den Wald zurück. Die Zeit für eine große Feier würde später  kommen.

Nun sollten Thranduil und sein Sohn die Gelegenheit bekommen, alleine, ungestört von den anderen, die neuesten Ereignisse zu besprechen. Unter der Weide, die soviel Gutes bewirkt hatte, sollte sich die kleine Familie mit ihren neuen Mitgliedern zusammenfügen.

Elrond lächelte. Noch bevor Lirin anfangen konnte Fragen zu stellen, erstickte der Herr von Bruchtal Lirins erstes Wort mit einem leidenschaftliche Kuss.

Die Weide über dem Bach rauschte, und sang leise ihr uraltes Lied. Und wer es vermochte genau hinzuhören, konnte sie  lachen hören. Es war ein glückliches Lachen.


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