|
Titel:
Stille
Nacht in Mittelerde Autor: Boromirs
Bride
Das weite Land liegt verhüllt unter
einer weißen Winterdecke. Stille herrscht gar überall. Komm, ich nehm dich mit
auf eine kleine Reise durch Mittelerde. Denn es ist schwerlich zu erzählen von
der Weihnachtszeit, du musst es sehen. Nimm meine Hand und schon geht es los...
****
Sieh dort, in Hobbingen, wo die vielen bunten Lichter in
den mit Eisblümchen bedeckten Fenstern tanzen. Aus den Schornsteinen wehen
duftende Wolken durch die abendliche kalte Winterluft. In jeder Höhle gehen die
Hobbits der Beschäftigung nach, auf die sie sich das ganze Jahr über freuen. Sie
backen Weihnachtskringel, Lebkuchenherzen und herrliche Weihnachtskuchen.
Komm, lass uns durch ein Fenster in eine Höhle schauen. Siehst du das
lustige Treiben? Die Hobbitkinder, über und über mit Mehl bestreut, tanzen um
ihre Mutter herum, während sie von einem großen Kochlöffel etwas Teig ablecken.
Die Mutter singt alte Weihnachtsweisen und schiebt ein neues Backblech in den
Ofen, nachdem sie gerade eine Portion wohlduftender Kekse aus der Glut geholt
hat, die nun zum Abkühlen auf einem Regal liegen.
Papa Hobbit sitzt
derweil in seinem gemütlichen Sessel und liest seiner Familie alte
Weihnachtsgeschichten vor. Natürlich steht neben ihm auf einem kleinen Tischlein
ein großer Teller bunter Kekse, die er nebenher genüsslich verzehrt.
Lass uns noch ein wenig in andere Fenster schauen. - Siehst du, überall
wird gebacken, gegessen und gesungen.
Ja, es ist
Weihnachtszeit in Hobbingen.
*****
Sieh dort, in Bruchtal, wo
die edlen Behausungen der Elben mit vielen mattweißen Laternen geschmückt sind.
Und hörst du wie aus weiter Ferne den feinen Gesang? Diese wunderschöne Sprache
verleiht den Melodien einen unwirklichen Zauber.
Überall stehen feine
Schneekunstwerke, die eigentlich unmöglich herzustellen sind. Doch die Elben
haben ein Kunstgeschick, wie man es sonst nirgends zu finden vermag. Hier siehst
du einen kunstvoll geschwungenen Torbogen, ganz aus Schnee und Eis geschnitzt,
dort siehst du ein edles Pferd, das so wirklich anmutet, dass man sich
hinaufschwingen und losreiten möchte. Und dort drüben, siehst du es? Dort kannst
du sie beobachten, wie sie gerade an einem neuerlichen Kunstwerk beschäftigt
sind. Aber leise, wir wollen sie nicht stören. Wir wollen sie in Ruhe ihr Werk
beenden lassen.
Hier und da sieht man kleine Gruppen von Elben
flanieren, alle in festliche Gewandung gehüllt und jeder Elb mit einem Lampion
in der Hand. Sie summen leise ihre alten Lieder. Bestimmt spürst auch du die
angenehme Ruhe, die von ihnen ausgeht.
Ja, es ist Weihnachtszeit in
Bruchtal.
****
Sieh dort, auf der Wetterspitze, wo die Trolle um
ihr Feuer hocken. Dicht zusammengerückt sitzen sie da und schauen voller
Vorfreude auf den Braten, der auf einem Spieß über dem Feuer sich dreht.
Horch - sogar die Trolle summen in ihrer tiefen Stimmlage fremde Lieder.
Und langsam schunkeln sie im Takt zu ihrem Singsang, der für unsere Ohren nicht
wirklich melodiös anmutet, doch die Hauptsache ist doch, dass es ihnen Freude
macht.
Da, einer erhebt sein Trinkhorn und spricht zu den anderen und
schon sind sie dabei, die Hörner zu leeren. Siehst du, auch die Trolle feiern
so, wie sie es vermögen.
Ja, es ist Weihnachtszeit auf der Wetterspitze.
****
Sieh dort, in Lórien, wo die Waldelben diesen Abend
beschaulich in ihren Behausungen hoch droben in den großen alten Bäumen begehen.
Die "Stadt der Bäume" ist erleuchtet unter abertausenden funkelnden Lichtern,
die überall aus den alten dichten Geästen ihr warmes Leuchten verbreiten. Und
auch hier kannst du herrlichen Gesang vernehmen. Spürst du, wie er dich in
seinen Bann zieht?
Schau, dort kannst du in weiße Gewänder gehüllte
Elben sehen, die umhüllt von zauberhaften Lichterscheinen zwischen den Bäumen
umherwandeln. Es scheint, als würden sie eine Geschichte spielen, doch tun sie
das mit solcher Anmut, dass sie keiner Worte bedürfen. Ihr Schreiten gleicht
mehr einem Tanz.
Siehst du, wie sie behende über den Waldboden zu
schweben scheinen? Ihre leichten wallenden Stoffe umspielen ihre Körper bei
jeder Bewegung. Mal strecken sie ihre Arme gen Himmel, mal suchend nach vorn.
Ich würde gern wissen, um welche Geschichte es sich handelt.
Ja, es ist
Weihnachtszeit in Lórien.
****
Sieh dort, im Fangornwald, wo die
Ents seit Tagen die ersten Takte eines Weihnachtsliedes summen. Hörst du,
wieviel Freude und gleichzeitig Traurigkeit darin steckt? Hör´ nur genau hin,
dann weißt du, was ich meine.
Und an manchen Ästen hängen bunte Kugeln.
Sie haben sich geschmückt zur Feier dieser festlichen Zeit. Wohl aber werden sie
gerade jetzt ihre vor so langer Zeit verschwundenen Entfrauen vermissen. So ist
also diese Zeit für manche auch mit Schmerz verbunden, wie es bei den Ents der
Fall sein dürfte.
Doch es ist auch Hoffnung zu spüren, nicht wahr?
Hoffnung auf ein Wiedersehen, so es auch erst in weit entfernter Zukunft sein
mag. Und diese uralten Wesen haben alle Zeit der Welt. Für sie bedeutet ein Tag
so viel wie für uns eine Minute.
So wollen wir ihnen wünschen, dass ihre
Hoffnung sie nicht enttäuschen möge.
Komm, lass uns weitergehen und uns
von ihrem Gesang begleiten.
Ja, es ist Weihnachtszeit im Fangornwald.
****
Sieh dort, in Isengart, wo Sarumans Turm durch den Palantîr
hoch droben in buntes Licht gehüllt ist. Und dort unten am Fuße des Turms,
siehst du die Urûk-hai dort andächtig hocken? Und inmitten sitzt Saruman, etwas
erhöht auf einem großen hölzernen Stuhle, und liest aus einem alten Buche vor.
Du magst es glauben oder nicht.
Ja, es ist Weihnachtszeit in
Isengart.
****
Sieh dort, in Edoras, wo die Goldene Halle in
festlichem Licht erstrahlt. Lass uns rasch einen Blick durch eines der großen
Fenster tun. Schau nur, die fröhliche Runde, die sich um die große Tafel
versammelt hat.
Die Menschen sitzen beieinander mit gebratenen Äpfeln
und duftendes Tannengrün schmückt den Tisch. In der Ecke dort hinten, siehst du
den Tannenbaum? Er ist geschmückt mit vielen bunten Leckereien für die Kinder,
die sich verdächtig nahe an dem Baume niedergelassen haben, gerade, dass sie mit
ihren Ärmchen die Äste erreichen können. Und die Erwachsenen erfreuen sich an
den roten Bäckchen und strahlenden Augen der Kleinen. Es gibt für sie nichts
schöneres, als die Kinder glücklich zu sehen.
Ja, es ist Weihnachtszeit
in Edoras.
****
Sieh dort, in Minas Tirith, wo auf dem großen
Platz im oberen Ring der Weiße Baum in einem Lichtermeer den Glanz der
Weihnachtszeit verkündet. Drumherum stehen die Menschen, die einem Chor
lauschen. Hier können wir den Liedern aus uralten numenórischen Tagen lauschen.
Schau dir die Menschen an, wie andächtig und fröhlich sie sind. Kinder
toben umher und die Erwachsenen laben sich an warmen Getränken und leckerem
Weihnachtsgebäck. Dieserlei Dinge bekommen sie an den Marktständen, die etwas
weiter am Rande aufgebaut sind.
Und alle blicken sie betend und hoffend
zu dem festlich leuchtenden Weißen Baum und in ihrer Phantasie, das kann ich
ganz genau erkennen, steht er in vollem Leben und die Menschen fühlen sich durch
ihn gestärkt und bekommen von ihm alle Hoffnung auf eine friedliche Zukunft.
Ja, es ist Weihnachtszeit in Minas Tirith.
****
Sieh
dort, in Mordor, wo Sauron ein festliches Gelage gibt. Sauron Mund erzählt von
Heldentaten seines Herrn, während die Orkheere sich genüsslich den Bauch
vollschlagen mit den merkwürdigsten Speisen.
Doch lass uns nicht länger
hier verweilen, mir ist´s unheimlich hier.
Ja, es ist Weihnachtszeit in
Mordor.
****
Die kleine Reise ist nun beendet. Ich hoffe, du
hast sie genossen und wirst genauso eine schöne Weihnachtszeit haben wir all die
Wesen hier in Mittelerde.
Doch horch... Hörst du den leisen Klang von
Glöckchen dort in der Ferne? Schau hinauf und du wirst bald erkennen, dass es
der Weihnachts-Gandalf ist, getragen auf den Schwingen seines Ren-Adlers, der
vollgepackt mit Geschenken für alle Wesen Mittelerdes Einzug hält.
Wenn
du dich beeilst, schaffst du es noch rechtzeitig nach Hause, bis der
Weihnachts-Gandalf auch dich besucht.
Gehab dich wohl und FROHE
WEIHNACHT!
ENDE
|
|
|