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Titel:
Aufgabe oder Erfahrung Autor: Eldalia
1
Celeborns POV
Allein. Die Zeit der Elben ist vorüber.
Seit tausenden von Jahren wandle ich nun schon in diesen Gefilden und noch
bin ich nicht bereit zu gehen. Doch was ist es, das mich hier hält. Eine
Aufgabe? Eine Erfahrung? Aber wo soll ich die letzte meiner Bestimmungen
finden? Lothlorien ist am Schwinden und Imladris ist verlassen von
Meinesgleichen. Doch an einem Ort ist das Feuer vergangener Tage noch nicht
erloschen. Ithilien. Die Niederlassung von Legolas, Sohn von Thranduil.
Dahin werde ich gehen. Mein vorletzter Weg, bevor die See mich nimmt und
geleitet nach Valinor. Wärme umfängt mein Herz bei den Gedanken an die
Geschichten und Lieder meines Volkes. Tief berührt mich die Vorfreude. Ist es
das, was fehlte? Einen letzten Steifzug durch das Zeitalter der Elben, ein
letzter Blick auf mein Leben in Mittelerde? Der Verstand will es glauben, aber
die Seele verneint. Was führt mich hierher? Schon erblicken meine scharfen
Augen die Hügel von Emyn Arnen im Südosten, Heimstätte des Fürsten von Ithilien.
Es scheint mir, als hätte es den Ringkrieg nie gegeben. Das Land ist
erblüht. Die Hände der Elben aus dem Düsterwald haben Boden, Wasser und Luft
aufs neue gereinigt, und in der Ferne strahlt die weiße Stadt wie ein Juwel
dieser Zeit. Ich bin müde. Ein Gefühl, das ich in meinem langen Dasein noch
nie in solch einer Stärke gespürt habe, doch mein Weg ist nicht mehr weit. Der
Wald Ithiliens liegt vor mir wie ein grüner Teppich. Stärke ergreift mein Herz
und meine Füße. Zu groß ist die Sehnsucht nach dem Geruch und den Stimmen unter
Bäumen. Kaum trete ich in den kühlen Schatten hoher Buchen, spüre ich die
Kraft der Zeitalter. Auf sicheren Wegen führen mich die Valar zur letzten
Ansiedlung von Elben. Die Wachen dieser kleinen Oase ewigen Lebens empfangen
mich freundlich. Ihre Aufgabe in diesen Zeiten des Friedens ist nicht mehr der
Schutz, sondern vielmehr die Kunde über Besucher. Schnell breitet sich die
Nachricht über meine Ankunft bis zum Herren des Reiches aus, so dass ich bereits
erwartet werde. „Willkommen in Ithilien, Celeborn, Herr von Lothlorien.“,
begrüßt mich Legolas in der ewigen Sprache der Unsterblichen, und Freude
ergreift mein Herz. Hungrig nehme ich alle Erzählungen und Lieder in mich
auf, wie ein Dürstender nach einer langen Reise durch die Wüste. Und doch
flüstert meine Seele, dass dies nicht der Ort meiner letzten Bestimmung ist.
Als die Sterne ihr Angesicht auf den Himmel schreiben und kühle Nachtluft
mich umgibt, richtet sich mein Blick ohne Absicht und unbändigen Willen nach
Südosten, zu den Emyn Arnen, dem Herzen des Fürstentums Ithilien. Zum ersten Mal
seit langem bin ich im Einklang mit der Welt und meinem Inneren. Dieser ferne
Ort ist nun mein Ziel. Und als die ersten Sonnenstrahlen den Boden unter meinen
Füßen berühren, breche ich auf, nicht wissend was mir begegnet.
2
Faramirs POV
Erschreckt fahre ich von meiner Schlafstätte
hoch. Die Schatten längst vergangener Tage holen mich wieder und wieder ein. Der
Tod meines geliebten Bruders und die letzten Worte meines Vaters. Jeden Morgen
bin ich auf neue zurückversetzt in die Halle des Stadthalters an jenem schwarzen
Tag. Damals war ich sicher, es würde meine letzte Reise, als ich Minas
Tirith verließ, den übermächtigen Gegner vor Augen. Wie sehr hatte sich mein
Vater damals gewünscht, ich wäre an der Stelle seines Erstgeborenen gewesen.
Tief waren die Schnitte in meiner Seele, tiefer noch, als alle Liebe meiner
Frau hätte jemals heilen können.
‚Hatte er mich wenigstens einen kleinen
Moment in seinem Leben geliebt?‘
Mit diesen Gedanken, die immer schwerer
auf meiner Seele lagen, trete ich zum Fenster meines Schlafgemachs. Draußen
beginnt ein goldener Morgen, der mein Reich in ein warmes Licht taucht, aber all
diese Schönheit bleibt mir verborgen. Wie von selbst richtet sich mein Blick
nach Westen. Meine Heimatstadt scheint das Glänzen der Sonne zu erwidern. In
Minas Tirith ist der Schatten des Krieges gegangen, Gondor hat wieder einen
König und die Menschen sind glücklich. Aber warum kann ich die Schatten
nicht aus meinem Herzen vertreiben? Ist nicht alles so geworden, wie ich es
mir immer erträumt hatte? Das Volk Ithiliens vertraut mir, und alle lächeln,
wenn mein Weg den ihren kreuzt. An meiner Seite steht zu jeder Zeit die Frau,
die ich liebe. Doch anstelle der Freude hält mich schwarze Nacht umfangen.
Ich weiß nicht mehr ein noch aus. Nichts wünsche ich mir mehr als
Erlösung und die Chance auf ein glückliches Leben.
Ein leises Klopfen an
der Tür zerreißt den Nebel vor meinen Augen. Der Hauptmann der Weißen Schar,
meiner treuen Leibwache, winkt mich aus dem Schlafgemach. „Was wünscht Ihr,
Beregond?“, frage ich ihn abwesend. „Soeben hat Celeborn von Lorien, die
Stadt betreten, und er bittet um Audienz.“, teilt mir mein Gegenüber atemlos
mit. „Celeborn, der Herr des Goldenen Waldes?“, hake ich nach, ohne Absicht,
die Überraschung in meiner Stimme zu verbergen. Etwas unsicher nickt mein
langjähriger Freund. Ich weiß nicht warum, aber die Worte meines Gegenübers
erfüllen mich mit Freude und Hoffnung. Hoffnung, an die ich lange nicht mehr
zu glauben wagte. Meiner Stellung entsprechend gekleidet gehe ich dem
unbekannten Besucher entgegen. Im Empfangssaal erwartet mich die
Offenbarung. Lord Celeborn steht vor mir und meine Seele scheint neu gestärkt.
Aber im nächsten Moment ergreift mich Furcht. Mir ist bewusst, dass dieser
Elb alles in mir lesen kann. Sofort fühle ich mich durchleuchtet, aber der
Besuch des Herren von Lothlorien soll nicht gestört werden durch meine törichten
Träume und Ängste. Die Stille zwischen uns kann man fast hören. „Seid
gegrüßt, Herr von Lorien.“, höre ich meine Stimme wie aus großer Ferne. Das
Lächeln, welches meine Augen erblicken, ist wie die Antwort auf alle Fragen.
Soll ich mich ihm öffnen?
3
Celeborns POV
Er sieht mich an. Oder doch nicht? Ich
erinnere mich an die Krönung des neuen Königs von Gondor. Damals waren seine
Augen erleuchtet. Sein Herz hatte Hoffnung, gebunden an die Frau neben ihm.
Heute liegen Schatten auf des Fürsten Gemüt. Düstere Träume verdunkeln die
sternenklaren Nächte von Ithilien. Er scheint verwundert, ja fast schockiert,
dass ich in seinen Hallen stehe. Eine unangenehme Stille beherrscht den
Raum. Der Mann, der mir gegenüber steht, fechtet einen Kampf aus, den ich nicht
verstehe. Fast steif bittet er mich in eines der hinteren Zimmer seines zu
Hauses, bietet mir Speisen und Trank an. Ich nehme an, nur um die Situation zu
entspannen und dem Fürsten die Ehrfurcht zu nehmen. Oder ist es Furcht?
Vergessen habe ich die Wälder und Wiesen Ithiliens. Ich kann mich nicht
mehr erinnern, warum ich dieses Land betrat. Zu sehr wird mein Geist und mein
Herz damit beschäftigt, zu verstehen, warum ein Mann in diesen Zeiten des
Aufbruchs und der Erneuerung dabei war, zu zerbrechen. Um das Schweigen zu
brechen, beginne ich ein belangloses Gespräch, über das Leben der Menschen und
die Nachbarschaft zu den Elben des Düsterwaldes. Er beantwortet alle meine
Fragen, aber mit jedem Wort, dass seine Lippen verlässt, werden die Mauern um
seine Seele mächtiger und undurchdringlicher. Meinen Blicken weicht er aus, nur
vorsichtig, aber dennoch erkennbar für geübte Augen. Was ist das Geheimnis
der Wolken über dem Herrscherhaus Ithiliens? Ist es die Fürstin? Darauf
angesprochen, antwortet mein Gegenüber in einer Art, die keine Zweifel zulassen,
dass meine Vermutung falsch ist. Wieder suchen meine Augen die seinen.
Es scheint mir, als sei er ebenso einsam wie ich. Er, gefangen in
Dunkelheit, ich, Teil eines schwindenden Volkes. Tief in mir wächst der
Wunsch, die Schatten zu vertreiben. Ich sehe klarer. Jetzt weiß ich,
warum mein Weg mich nach Ithilien führte.
4
Faramirs POV
Fragen verwirren meine Gedanken, die ohnehin
schon im Chaos versinken. Ich stehe neben ihm, rede mit ihm, und doch
verschließe ich alles in mir. Seine Augen, ständig suchend nach den Meinen.
Ich weiche aus. Und dennoch habe ich das Gefühl, der Elb durchdringt
mich. Offen wie ein Buch liegen meine Gedanken vor meinem Gast. Verzweifelt
versuche ich es zu verhindern und den Schein des schönen Ithiliens nicht mit
meiner Angst vor vergangenen Tagen zu verdunkeln. Das Licht der
Erstgeborenen setzt Funken der Hoffnung in mein Herz, doch Trauer und Schmerz
löschen sie genauso so schnell, wie sie mein Inneres erreichen. Erleichtert
atme ich auf, als der Herr von Lothlorien mein Angebot annimmt, sich zur Ruhe zu
begeben, denn wie im Flug vergeht ein Tag, wenn man selbst alles daran setzt,
sich zu verstecken. Mit einem freundlichen Nicken nehmen wir Abschied für
die Nacht. Ich wage es, ihn anzuschauen. Er durchdringt mich. Und ich weiß,
nichts bleibt diesem Elben verborgen. Fast überhastet gehe ich. Es ist eine
Flucht...vor mir selbst.
Tage vergehen, geprägt von oberflächlichen
Gesprächen, während ich ihm das Land zeige, welches ich verwalten darf. Der Herr
von Lorien hört mir aufmerksam zu, und ich fühle wieder einen Sinn in meinem
Dasein. Immer mehr gerät meine Seele in seinen Bann, sucht mein Herz die
Wärme im ewigen Licht der Unsterblichen. Fast ertappt gehe ich abends zu Bett
und schaue auf das liebliche Gesicht meiner Frau. Alles würde ich ihr geben,
wenn ich nur frei wäre. Doch nun bin ich nicht mehr verzweifelt.
Ungeduldig erwarte ich nun schon die ersten Strahlen der Sonne, die mir den
Weg zu seinem Geist zeigen, den er so offen preisgibt. Erzählungen von den
Zeitaltern der Welt, traurig und hoffnungslos scheinend, aber immer irgendwie in
neuer Stärke endend. Ein Teil dieser Welt zu sein, erfüllt mich nicht mehr mit
Angst sondern mit Mut. Meine dunklen Erinnerungen werden kleiner, auch wenn sie
nicht verschwinden.
Zu schnell vergeht die Zeit, und heute offenbart er
mir, dass dies der letzte Abend seines Aufenthaltes in meinem Haus ist. Wie
erstarrt stehe ich in meinen Privatgemächern. Dampf steigt aus der Wanne mit
heißem Wasser, die sich in Gestalten meines Lebens verwandeln. Drohend schlagen
sie über zusammen, als mein Körper ins Wasser sinkt, so als warten die Geister
nur auf den Moment, mich wieder ins Dunkel zu stürzen. Doch plötzlich
streift ein Windhauch über meine Haut, und der Nebel vor meinen Augen löst sich
langsam auf. Ich drehe mich herum, nur um Bestätigung für meine Vermutungen zu
erlangen. Da ist er. In nichts gehüllt, als in ein silbernen Mantel. Wie
ein Engel thront er über mir, seine Gesichtszüge entspannt, und der Mund
umspielt von einem lächeln. Ich sollte eigentlich schockiert sein, meine
Blöße bedecken, aber in diesem Moment erkenne ich, das dies keinen Sinn hat. Der
Herr von Lorien kennt bereits alles von mir, ich habe nichts, was er nicht schon
gesehen hätte. Zu weit habe ich die Tore zu meiner Seele geöffnet, ohne Furcht.
Ich weiß, er wird mir nicht wehtun. Er ist hier, um mich zu retten.
Er ist mein Engel, mein Befreier.
5
Celeborns POV
Sorgen hatte ich, heute abend zum Fürsten zu
gehen. Groß war meine Furcht, er würde wütend werden, mich wegschicken oder
selbst fliehen. Nichts davon geschieht. Ich stehe vor dem Herren von
Ithilien, und seine Augen liegen ruhig auf meinem Antlitz. Zum ersten Mal, seit
ich in diesem Land weile, schaut mich Faramir wirklich an und ich weiß, es war
kein Fehler ihn hier aufzusuchen. Langsam wandert sein Blick an mir hinab,
und ein wohliges Kribbeln erfasst meinen Körper, voller Erwartung und Sehnsucht,
das Licht der Eldar in den Fürsten zu setzen. Fast lautlos fällt mein dünnes
Gewand zu Boden. Dem Fürsten entflieht ein Keuchen, aber nicht aus Angst,
sondern vielmehr entstanden aus Lust. Ohne eine Wort, beuge ich mich zu ihm und
verschließe seinen Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss. Ich kann den Fürsten
schmecken, die rauhe Haut des sterblichen Volkes. Meine Hände gleiten über sein
Gesicht, zeichnen jede Linie nach, die die Zeit in diesem Antlitz hinterlassen
hat. Mich verlangt es, sein Inneres zu erforschen. Er stöhnt auf, als meine
suchenden Finger die empfindlichste Stelle finden. Die Augen geschlossen genießt
Faramir, alles was ich tue und sein Körper verrät die bebender Erregung, die ihn
erfasst hat. Ich lasse von ihm ab, und sofort schauen mich enttäuschte Augen an,
um im nächsten Moment zu erkennen, dass ich nun die ganze Nähe des Menschen
suche. Willig macht mir der Fürst Platz, als ich mich ins nun schon abgekühlte
Wasser gleiten lasse. Mein Gegenüber merkt die Kälte nicht, denn die Hitze des
Verlangens hält ihn gefangen und gleich werden meine Arme das gleiche tun.
Ohne eine Aufforderung ist der Fürst mir plötzlich ganz nah, kommt mir
entgegen, mir zeigend, dass mein Verlangen auf seine Zustimmung stößt. Ich
berühre nun das pure Leben, alle meine Sinne richten sich auf Faramir. Keine
Furcht oder Unsicherheit trübt diese wertvollen Momente der Verbindung zweier
Völker, beide an einem wichtigen Punkt im Kreislauf der Welt.
Sehnsuchtsvolle Lippen kosten jeden Zentimeter seines Körpers, entdecken
jede Narbe. Mein Weg über den Fürsten begleitet er mit immer unkontrollierteren
Lauten der Verzückung und ich möchte mehr hören. Als ich mich nah an den
Menschen dränge, fühle ich seine Erregung. Heiß regt sich mir seine Männlichkeit
entgegen, Aufmerksamkeit fordernd, die ich ihm gern schenke. Fordernd ergreife
ich Faramirs Erektion, und löse damit ein wohliges Stöhnen aus, das mir fast
alle Sinne raubt. Seine Hände krallen sich in meinen Körper, rauh und doch
sinnlich. Schmerzhaft zieht es in meinen Lenden, nach Erlösung suchend.
Langsam tasten meine Finger nach dem Tor zu Faramirs Innersten und
bereitwillig ebnet er mir den Weg. Ich spüre nur noch Verlangen. Ich will
ein Teil eines Volkes sein, dessen Zeit gerade begonnen hat, auch wenn es nur
ein paar unwiederbringliche Augenblicke sind. Diese Momente sollen erfüllt
sein mit ewig währenden Licht, für jetzt und für alle Zeiten. Ich will ein
Teil Ithiliens sein. Ein Teil von Faramir.
6
Faramirs POV
Ich bin wie elektrisiert, nicht einen Moment habe
ich Angst. Langsam erfasst mein Geist, dass meiner Seele etwas ganz besonderes
zuteil wird. Alles möchte ich in mir aufnehmen, jede Berührung, jeden Hauch, aus
Furcht, alles ist nur ein Traum und ich könnte plötzlich aufwachen.
Celeborns Körper ist gottesgleich, die Zeitalter haben kaum Spuren
hinterlassen. Der sonst so zurückhaltende Elb aus Lothlorien zeigt sich mir
jetzt fordern, verlangend und keine Gegenwehr duldend. Ich bin wie im Rausch,
als seine schlanken Finger in mich eindringen. Mit meiner Kontrolle ist es in
diesem Augenblick gänzlich vorbei und ohne Gedanken stöhne ich auf und dränge
mich der Hand entgegen, die mein Inneres so verwöhnt. Flehend zeigen meine
Augen ihm, dass ich den Elben ganz in mir spüren möchte und er zögert nicht. Mit
einer fließenden Bewegung nimmt er mich in Besitz und mir schwinden die Sinne.
Nur entfernt dringen elbische Worte an mein Ohr, unter seufzen und stöhnen
geflüstert. Ihre Bedeutung bleibt mir verborgen, denn ich selbst bin zu keinem
klaren Gedanken mehr fähig. Ungeduldig und immer schneller trifft der Elb
wieder und wieder ins Zentrum meiner Lust, treibt mich höher und höher. Ich
verliere alle Kontrolle, als ein harter Stoß mich in Sphären abheben läßt, die
ich noch nie sah. Heiß durchflutet mich Celeborns Höhepunkt, der die Mauern
niederreißt, die meine Träume gefangen halten. Nichts als Licht umgibt mich und
ich sehe klarer, nun in die Zukunft und nicht mehr zurück. Meine Augen
öffnen sich langsam und treffen die seinen. Der Herr von Lothlorien sieht einmal
mehr in meine Seele, doch diesmal zeichnet sich ein Lächeln auf seinem
ebenmäßigen Gesicht ab. „Hannon le.“, ist alles, was ich in diesem
Augenblick hervorbringen kann und er nickt mir freundlich zu. Dann verläßt
sein Körper den meinen, und doch spüre ich keine Kälte. Die Wärme der
vergangenen Minuten ist tief in mir verankert, und dort wird sie immer sein.
Still ist unser Abschied in dieser Stunde, denn Worte sind nicht nötig.
Lange schaue ich auf die Tür, die sich fast lautlos hinter Celeborn
geschlossen hat. Ich weiß, dass ich ihn nicht wiedersehen werde. Langsam
begebe ich mich in mein Schlafgemach, wo das sanfte Licht des Mondes einer
schwindenden Nacht das Antlitz meiner geliebten Frau in Licht hüllt. Glücklich
und endlich frei lege ich mich zu ihr. Und kurz bevor Schlaf mich nimmt,
höre ich die Tür meines Heimes. Celeborn mag diese Gefilde für immer
verlassen, aber sein Geschenk wird dieses Haus für alle Zeiten erhellen.
Durch ihn habe ich ein neues Leben und der Elb aus Lothlorien für immer
seinen Platz im Herzen von Ithilien.
7
Celeborns POV
Die Tür des Hauses fällt hinter mir zu. Ich
schau mich nicht um. Mein Herz ist erfüllt. Ich habe das Gefühl am Ende
einer langen Reise zu stehen, auf der ich alles gesehen habe. Wieder
schweift mein Blick über das weite Land, erfasst die Wälder Ithiliens, doch
diesmal ohne Sehnsucht nach den Stimmen der Elben. Alles ist getan, alles
ist gelernt. Die Zeit der Elben ist vorüber, meine Zeit hier ist es auch.
Als ich meinen Fuß auf den letzten aller Wege setze, erhellen die ersten
Sonnenstrahlen das Herz Ithiliens. Das Land erwacht in neuem Leben, und es hat
keinen Platz mehr für mich. Doch dieser Gedanke, der mich vor einigen Tage
noch in Verzweiflung zu stürzen drohte, erfüllt mich jetzt mit Freude. Ich wurde
gerettet, von einem Menschen, und nun habe ich keine Sorgen mehr um die Zukunft
Mittelerdes. Sie liegt in guten Händen. Langsam aber unaufhaltsam lasse ich
mich vom Licht des Himmels führen, das mir noch einmal die Welt zeigen möchte.
Auf meine Reise begegnet mir niemand, so als wollten mir alle die Chance geben,
in Ruhe Abschied zu nehmen
Tage und Nächte vergehen wie im Flug, während
meine Füße mich zu den großen Elbenschiffen tragen. Meine Augen richten sich nur
nach vorn. Ich sehe den Lauf der Sonne, das Erscheinen von Sternen und Mond, und
ein letztes Mal sehe ich mein Reich. Ohne die Hand der Elben nagt nun die Zeit
an ihm. Noch nie ist mir Vergänglichkeit so klar geworden, wie in diesem
Augenblick. Doch die Trauer wird getilgt durch immer lauter werdende Stimmen.
Aus der Ferne hört mein Herz meinesgleichen, die mich nach Hause rufen.
Als das Schiff lautlos den Hafen von Mithlond verlässt und Mittelerde
langsam aus meinem Blick entschwinden, schweifen meine Gedanken ein letztes mal
zurück nach Ithilien. Tief in mir spüre ich das pulsierende Leben im Hause der
Fürsten. Die Schatten sind gegangen. Die Träume des Herren von Ithilien
zeigen sich nun so schön wie der Morgen, der über dem Reich liegt, wenn er die
Augen nach langer Ruhe wieder aufschlägt. Und so war meine letzte Bestimmung
Aufgabe und Erfahrung zugleich. Ich danke dir, Faramir. Jetzt ist mein
Herz bereit für die letzte Reise.
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