Titel: Entscheidungen des Herzens - Teile 1 - 4
Autor: Eldalia


1

Ein schönerer Tag hätte es nicht werden können. Die Sonne stand hoch inmitten ihrer blauen Gefilde. Sie hatte den letzten Nebel aus den Senken vertrieben und gab nun den Blick frei auf die weite Ebene Rohans. Es war nun einige Tage her, dass Legolas und Gimli sich von König Elessar verabschiedet hatten und den Weg zur Festung Helms Klamm einschlugen. Der Zwerg hatte in den letzten Tagen von nichts anderem gesprochen als den Glitzernden Grotten von Aglarond, und sein Herz schlug höher, je näher sie dem Ziel kamen. Allerdings wollte der Zwerg keine übertriebene Eile aufkommen lassen.

„Legolas, lass uns eine Rast einlegen.“ sagte Gimli, aber der Elb schüttelte mit dem Kopf. „Nein, mein Freund, ich will mich hier nicht länger aufhalten. Helms Klamm ist nicht mehr fern.“ Der Zwerg seufzte. Er wusste, was Legolas so sehr antrieb. „Er wird da sein. Haldir wartet, er würde nie ohne dich irgendwo hingehen.“, sagte Gimli.

Der Elb blieb ein paar Schritte vor seinem Freund stehen und lächelte ihn an. „Ich hoffe es.“

„Nein, Legolas, du weißt es!“, antwortete Gimli, „Also quäle einen Zwerg nicht so sehr und lass uns rasten.“

Legolas seufzte gespielt und nickte.

So vergingen die Stunden, und am frühen Abend des folgenden Tages erreichten die beiden die alte Festung Rohans. Die Spuren der großen Schlacht vor nicht allzu lange Zeit prägten das Bild, was sich vor ihnen auftat. Der Elb ließ seine Augen über den Wall von Helms Klamm schweifen und ihm war, als hätte er erst gestern da oben gestanden, eine hoffnungslose Schlacht vor Augen.

Vor sich sah Legolas Menschen, von denen die meisten noch nie im Leben ein Schwert in der Hand gehalten hatten. Die Alten hatten durch lange Friedenszeit den Umgang mit der Klinge verlernt, oder vergessen? Und die Jungen? Legolas sah sich um. Sie waren so unschuldig, so unerfahren. Der Elb spürte ihre Angst. Die Angst aller. Sie hing über ihnen wie eine Rauchwolke, die alles vernebelte. Niemand auf dem Wall von Helms Klamm glaubte auch nur im geringsten daran, die kommenden Stunden zu überleben. Hier gab es keine Hoffnung , selbst in des Elben Herzen stand sie nicht mehr, so wie sonst. Er war unruhig hin und her gelaufen, aber nicht unbedingt des bevorstehende Kampfes wegen. Er war seit er Lorien verlassen hatte von einer inneren Unruhe, einer Sehnsucht befallen, die er nicht hatte erklären können. Erstaunt blickte Legolas von seinen düsteren Gedanken auf, als er den Klang eines Horns vernahm. Das Horn von Elben. Elben? Hier in Rohans Festung? Er eilte zur Brüstung und plötzlich spürte er Frieden in seinem Herzen. Haldir von Lorien führte ein Heer von Elben in den Kampf gegen das scheinbar unabwendbare Böse. Er blickte Haldir in die Augen und fand dort die Antwort auf seine Sehnsucht. Sein Herz wurde leichter und Hoffnung erfasste sein Innerstes. Der Elb aus Lorien hatte in Legolas etwas geweckt, was er verloren geglaubt hatte. Er würde diese Schlacht überleben, für Haldir. Für Haldir? Erstaunt über seine eigenen Gedanken ging er auf den ihm zugewiesenen Posten. Aber in diesem Moment erkannte der Elb aus dem Düsterwald, was ihm gefehlt hatte, ohne zu wissen, dass es seinem Gegenüber genauso ergangen war,
  kurz vor einer großen Schlacht in Helms Klamm.

Bei Einbruch der Nacht dann waren sie da. Ein Gewitter zog herauf und ein Blitz zerriss die schwarze Nacht. Legolas blickte auf ein Heer geschickt aus der Hölle. Die Furcht in der Festung war nun fast greifbar. Die Uruk-Hai Isengards verursachten einen Lärm, der den Wall zum Beben brachte. Und als würden das schwarze Meer dieser furchtbaren Kreaturen auch noch dies beeinflussen können, fing es an zu regnen. In wenigen Augenblicken drang das kalte Nass bis zur Haut, ungeachtet der dicken Schlachtkleidung, die jeder in Helms Klamm trug. Legolas fröstelte, als ihm das kalte Wasser den Nacken herab rann und er suchte in der Menge nach Haldir. Einem Zeichen, an dem er sich festklammern konnte, die andere Hälfte seiner Seele. Über das drohende Unheil hinweg trafen sich ihre Blicke. Haldir nickte Legolas aufmunternd zu und der Elbenprinz lächelte. Es war ein Moment der Ewigkeit, der grausamst unterbrochen wurde, denn mit einem Mal begann es. Die Heere Sarumans stürmten gegen den Steinwall, Pfeile hagelten auf sie nieder, aber jeder Uruk-Hai der fiel, wurde von drei neuen Kriegern ersetzt. Wie Insekten kamen sie die Leitern empor. Jeder Streich des Bündnisses von Helms Klamm schien wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Dieser Übermacht waren sie nicht gewachsen, dennoch kämpften die Rohirrim und Elben verbissen, unter ihnen Legolas und Haldir. Die beiden Elben hatten plötzlich einen Grund, diese Schlacht überleben zu wollen. Immer hatten sie ein Auge aufeinander, ohne dass der andere es bemerkte. Als das Signal zum Rückzug den Kampfeslärm zerriss, suchten Legolas Augen nach Haldir. Um ihn herum türmten sich gefallene Uruk-Hais, die Luft stand von dem Gestank der toten Kreaturen aus Sarumans Verliesen. Die Steine des Klammwalls waren blutgetränkt, und in den Mauern klaffte ein riesiges Loch, hineingesprengt durch irgendeinen teuflichen Zauber. Der Lärm um Legolas herum ließ ihn kaum einen klaren Gedanken fassen und der starke Regen verschleierte seinen Blick. Die Kleidung war so voll Wasser, dass sie wie Blei an seinem Körper hing. Der Elb wischte sich über die Augen und versuchte den Schleier vor ihm zu durchdringen, den das Wetter wie einen Zauberbann webte. Dann sah er Haldir. Er war ein ganzes Stück entfernt von ihm. Der Elb aus Lorien sammelte seine Männer, bemerkte nicht, wie einige Uruk-Hais sich näherten. Legolas zögerte nicht, den schon erhob der Feind die Axt zum finalen Schlag. Die Klinge leuchtete im Licht eines aufzuckenden Blitzes. Etwas sirrte knapp an Haldirs Ohr vorbei. Ein Pfeil. Ein Pfeil, der ihm das Leben rettete und sich tötlich in den Hals des Feindes bohrte. Alarmiert von diesem Ereignis, wurde Haldir der zweier anderer Gegner gewahr und brachte sie zur Strecke. Aber schon bauten sich neue Feinde vor ihm auf. Von einer anderen Stelle sah Aragorn die gefährlich Lage von Haldir. Der Krieger stürmte in seine Richtung, alle Gegner niederstreckend, die ihm in den Weg kamen. Sein Freund aus Lorien stand nun allein seinen zahlreichen Feinden gegenüber. Keiner seiner Elbenkrieger war noch am Leben. Gerade hatte er zwei Uruk-Hai niedergestreckt, da wurde er von den Beinen gerissen. Über ihm thronte der Feind, sicher dass ihm sein Opfer nicht entgehen würde. Legolas, der immer noch ein Stück entfernt den Weg durch gefallene Mitstreiter und Feinde suchte, sah ihn und schrie. Er sah den Mann seines Herzens schon fallen, als sich ein Messer durch den Hals des Uruk-Hais bohrte. Aragorn hatte Haldir im letzten Augenblick erreicht. Gemeinsam nun kämpften sie sich zu Legolas und dann Richtung Hornburg durch. Im vorübereilen fiel Haldirs Blick auf den Pfeil, der ihm als erstes das Leben rettete. Er erkannte ihn sofort wieder.

In der Hornburg trafen die drei auf den letzten kleinen Rest der Rohirrim, die verzweifelt versuchten das Tor zu verteidigen. Aragorn nahm König Theoden ins Gebet, als plötzlich golden die Sonne aufging und ein hoffnungsbringendes Licht in die steinerne Halle fiel. Pferde wurden gebracht, das Horn erschallte und alle noch vorhanden Männer machten sich bereit für ihren scheinbar letzten Weg. Haldir lief zu einem Pferd neben Legolas. Sie saßen auf, und als das Angriffssignal ertönte, trafen sich ihre Blicke. „Ich liebe dich...“ sagte Haldir, nicht sicher ob der Elb neben ihm es über den Lärm überhaupt gehört hatte
  und dann preschten die Reiter aus der Halle. Schnell war jeder von ihnen von Feinden umringt, als die Reiter von Rohan mit Gandalf erschienen und das Blatt sich zu wenden begann. Legolas, einen Moment unaufmerksam, wurde aus dem Sattel gerissen. Zwei der Uruh-Hais, die ihn bedrängten konnte er abwehren, aber den dritten sah er zu spät. Er spürte schon beinahe die kalte Klinge in seinem Körper, als sein Gegner selbst in diese Situation kam. Haldir war in der Nähe gewesen, als Legolas in die Massen des Feindes fiel und nun stand er hinter dem zusammenbrechenden Uruk-Hai. Sein Schwert war blutgetränkt, das Haar zerzaust und verschmirrt, die Augen wild und aufmerksam, doch in diesem Augenblick lächelte er leicht. Ein Racheengel, zu schön für diese Welt. Er half Legolas schnell auf die Beine und mit vereinten Kräften schlugen sie alle Gegner nieder, die es wagten, in die Nähe ihrer Klingen zu kommen. Immer mehr lichteten sich die Reihen in Sarumans Heer und der Sieg gehörte den Rohirrim und ihren Mitstreitern.

Als der Kampf gewonnen war, stand Haldir inmitten seiner Krieger. Tränen füllten seine Augen. Keiner hatte überlebt, bis auf ihn, dank Aragorn und Legolas. ‚Legolas’...in seinem Kopf formten sich Lieder, die ihm aber in keiner Weise gerecht wurden. Als der Elb aus Lorien sich umsah, schaute er unvermittelt in die Augen seines Traumes.

„Unser Volk hat schwer geblutet.“ sagte Legolas.

Es wäre ein weitere Elb unter ihnen, hättest du ihn nicht gerettet.“, antwortete Haldir.

„Auch du hast mir das Leben gerettet..“, erwiderte Legolas und lächelte sein Gegenüber an. Dieser kam auf den Elben aus dem Düsterwald zu und nickte.

 „Danke...“ Dann warf Haldir alle Bedenken aus seinem Herzen, trat ganz nah zu Legolas und küsste ihn sanft. Plötzlich wurde ihm klar was er tat und löste sich hastig von ihm. „Verzeih...“

„ Nein, entschuldige dich nicht...dafür habe ich gekämpft....“

Haldirs Herz machte einen Sprung. Hatte er das wirklich gesagt? Aber die Blicke seines Gegenübers ließen keine Zweifel offen. Voller Liebe und Sehnsucht schaute Legolas’ Augen in die seinen...


„Legolas!“

„..Herr Elb..“

Die Stimme von Gimli riss den Elben fast grausam aus seinen Erinnerungen. Dieser war ihm um einige Meter voraus. So kurz vor den Grotten gab es für seinen Zwergenfreund kein Halten mehr. Lächelnd folgte Legolas ihm nach Aglarond.

Wenig später schloss Fels sie ein. Gimli ging voran und begann sofort mit einer Höhlenführung nach Zwergenart. Legolas hingegen fühlte sich sofort beengt. Die Luft war abgestanden und die Feuchtigkeit der Luft schlug sich auf den Steinwänden nieder. Dennoch musste der Elb zugeben, dass die Grotten tatsächlich ansatzweise sehenswert waren. Edelstein- und Erzadern zogen glitzernd und farbenfroh in Bändern durch den kahlen, rauen Fels. Für die Zwerge mussten sie einen unheimlichen Reichtum darstellen, umso mehr war Legolas überrascht aber auch beeindruckt und stolz, dass sein Freund gegen jegliche Schürfarbeiten an diesem Ort war. Tiefer in den Grotten erreichten die beiden einen etwas breiteren Gang. Die Wände waren leicht unterteilt durch mehr oder weniger tiefe Nischen. Legolas ging zu einem dieser Einlässe im Fels. Sein Finger glitten fast zärtlich über die Rückwand des Ganges und auf seinem Gesicht zeichnete sich ein verträumtes Lächeln ab. Gimli, der vorangegangen war, blieb stehen und blickte auf seinen Elbenfreund. Als der Zwerg näher kam, schien es, als würde Legolas aus tiefen Gedanken aufschrecken. Gimli schaute ihn entschuldigend an, legte seine Hand auf die seines Freundes und lächelte.

„Selbst ein Elb kann unter Erde Glück finden.“, sagte er.

„Du hast recht, mein Freund.“, antwortete Legolas, „Aber lass uns weitergehen. Mich sehnt es nach dem Anblick des Himmels.“

„Es gibt eine besondere Stelle hier in Aglarond.“, entgegnete der Zwerg, „Ich würde sie gern wiedersehen und wäre froh, wenn du mich dahin begleitest.“

Legolas lächelte und nickte.

„Ein Elb hält sein Versprechen, Gimli. Gern möchte ich erblicken, was ein Zwergenauge als schön beschreibt.“

Ihr Weg führte sie immer tiefer in die Glitzernden Grotten hinein. Legolas den Weg, den sie gingen, genau einzuprägen. So tief unter der Erde konnte sogar ein Elb die Orientierung verlieren, und um nichts in der Welt wollte er hier länger verweilen, als unbedingt nötig.

Gimli brachte es zudem nicht fertig, den Weg zu seinem Lieblingsplatz schweigend über die Runden zu bringen. Jede Kleinigkeit wurde haargenau beschrieben und immer stärker musste Legolas ein Seufzen unterdrücken. Ein Zwerg konnte die Geduld eines Elben schon sehr strapazieren, aber Legolas sagte nichts dagegen. Und dann waren sie angekommen. Vor ihnen tat sich eine natürliche Steinhalle auf. Das Gewölbe erstreckte sich weit über ihnen, so dass der Schein ihrer Fackeln es kaum ausleuchten konnten. Die Wände waren breit durchzogen von Edelsteinen aller Arten und Formen. Der Schein der Fackeln ließ sie erstrahlen, und das Licht wurde in alle Facetten gebrochen, die man sich vorstellen konnte. Gimlis Augen leuchteten, aber nicht vor Habgier, sondern eher vor Staunen, was die Erde alles hervorbrachte. Selbst Legolas war beeindruckt von der Gewalt des Felsens gepaart mit der Schönheit von Farben und Formen. Lange standen die zwei Freunde schweigend inmitten der großen Halle und ließen den Anblick tief in ihrem Inneren wirken. Der Elb fand zuerst seine Sprache wieder.

„Froh bin ich, dass ich dir hierher gefolgt bin. Nun weiß ich, dass nicht nur auf der Erde, sondern auch unter der Erde Vollkommenheit herrscht. Ich danke dir, mein Freund.“

Gimli schaute auf und lächelte. „Ich bin froh, diesen Moment mit dir teilen zu können. Nun bin ich bereit, dir in die Tiefen Fangorns zu folgen, auch wenn mir nicht wohl bei diesem Gedanken ist.“

„Vielleicht findest du dort ähnlich überraschendes und schönes, wie ich an diesem Ort hier.“ entgegnete der Elb.
„Davon gehe ich nicht aus.“, brummte Gimli. Legolas konnte nur lächelnd mit dem Kopf schütteln, als sie Aglarond verließen.


2

Gimli, Sohn des Gloin, war ein Zwerg, das bedeutet, er hielt seine Versprechen. So war es auch mit dem Versprechen, das er dem Elben gegeben hatte. Einem Elben, dass musste man sich mal vorstellen. Ein Elb und ein Zwerg, die gemeinsam unter den uralten Bäumen des Fangorn wanderten.

„Wie konnte ich mich darauf nur einlassen?“, grummelte Gimli in seinen Bart. Dieser Wald hatte ihm schon bei ihrem ersten Besuch nicht gefallen.

„Du wolltest doch nach Aglarond und ich bin mit dir gegangen, weil du versprachst, mit mir zum Fangorn zu kommen, Gimli.“, antwortete der Elb, der ein ganzes Stück weg unter den Bäumen gestanden hatte und sich jetzt lächelnd umdrehte. Geschmeidig wie es den Elben eigen war, bewegte sich der Elbenprinz auf seinen Zwergenfreund zu.

„Es gefällt dir hier nicht?“, stellte er die rhetorische Frage. „Nein, Zwergen gefällt es im Wald wohl einfach nicht.“

Bevor Gimli protestieren konnte fuhr er fort: „Aber keine Sorge mein Freund, wir machen uns noch heute auf den Weg raus aus diesem Wald."

Gimli strahlte ihn an, meinte dann aber: „Es stimmt nicht, Herr Elb, das ich keine Wälder mag. Es gibt einen Wald, den ich sogar sehr mag.“

Legolas legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ja, Gimli, es gibt wenige, die dem Zauber Loriens wiederstehen können.“

„Es ist ein Traum“, gab Gimli zu und strich sich den Bart.

„Es scheint wie ein Traum, ja, die Blätter, silbern und schimmernd im Wind treiben zu sehen, dass Licht das Lorien umstrahlt auf seiner Haut zu fühlen und zu spüren, wie es bis in dein Herz vordringt, um dort Ruhe einkehren zu lassen.“

Ein Schweigen senkte sich zwischen die beiden und man sah, wie sie ihren Gedanken nachhingen. Der Zwerg dachte seelig lächelnd an die Zeit an diesem wundervollen Ort zurück, an den Beginn der ungewöhnlichen Freundschaft mit Legolas und vor allem an die Schönheit Galadriels. Er hatte Nachrichten vernommen, die Herrin des Waldes wolle sich in den Westen zurückziehen. Alles was ihm von ihr blieb, waren die Strähnen ihres Haares, die er immer nah am Herzen trug.

„Bewirkt wirklich Galadriel all diese Wunder?“, fragte Gimli.

„Nicht nur der Wald scheint dir sehr gut gefallen zu haben.“, zwinkerte der Elb.

Der Zwerg grummelte etwas vor sich hin.

„Aber um deine Frage zu beantworten, ja, sie und Nenya“, antwortete Legolas und packte seinen Sachen zusammen.

Gimli tat es ihm gleich und sie wanderten weiter, zu den Grenzen Fangorns. Gimli grinste seinen Freund an.

„Aber ich scheine nicht der einzige zu sein, den in Lorien etwas verzaubert hat.“

Der Elb errötete bis zu den spitzen Ohren.

„Du brauchst nicht rot werden mein Freund. Liebe ist doch etwas ganz natürliches, auch wenn sie so ungewöhnlich ist, wie die eure.“

„Ich wäre am liebsten im Boden verschwunden, als du uns erwischt hast.“, murmelte der Elb.

„Ich auch.“, antwortete Gimli.

Verträumt blickte Legolas vor sich hin und erinnerte sich zurück.

Lachend nahm Haldir ihn bei den Händen und zog ihn tiefer in die Grotten. Lange nachdem ihnen die letzten Menschen begegnet waren, blieben sie erst stehen, und zogen sich in eine Nische des Ganges zurück, in dem sie standen.


Haldir hatte seine Arme um Legolas gelegt und ihn angelächelt.

„Es hat lange gedauert.“

„Viel zu lange“, flüsterte Legolas und strich eine silbrig-blonde Strähne aus dem geliebten Gesicht.

„Wir haben Zeit, so viele Jahrtausende gemeinsam.“, hauchte Haldir, doch er sah wie ein Schatten über das schöne Gesicht seines Geliebten huschte.

„Mein Vater wird unsere Beziehung nie dulden, und Galadriel?...“

Schnell legte der Elb aus Lorien Legolas einen Finger auf die Lippen. „Shhh, lass uns nicht über die Zukunft nachdenken, wir haben jetzt.“

Bevor Haldir seinen Finger zurückzog, küsste Legolas ihn sanft. „Ja, wir haben jetzt.“

Sie sahen einander an und Haldir zog ihn näher zu sich. Und dann, ja dann küssten sie sich. Lange und zärtlich, als wollten sie einander nie mehr loslassen.

Ein Räuspern schreckte sie auseinander und entsetzt fiel der Blick der beiden Elben auf Gimli. Legolas grinste, er war sich nicht mehr so sicher, wer von ihnen verlegener gewesen war.

„Es tut mir leid, wenn ich störe Legolas, aber Aragorn und Theoden schicken nach dir“, Gimlis Blick fiel auf Haldir, „und auch nach euch, Haldir von Lorien.“

„Wir kommen gleich nach. Ich danke dir, Gimli, Gloins Sohn“, antwortete Haldir, der die Fassung schneller wieder gefunden hatte als Legolas. Als der Zwerg verschwunden war, hatte das Lachen der Elben in den Grotten geschallt. Was für eine peinliche Situation.

Plötzlich legte sich eine Hand auf die Schulter des Elben. Er schreckte auf und sah vor sich das freundliche Gesicht von Gimli.

„Komm, mein Freund, lass uns gehen. Wir haben uns lange genug an diesem Ort aufgehalten.“, meinte der Zwerg und Legolas nickte. So machten sich die beiden Freunde auf den Weg nach Lothlorien.

Die Sonne stand schon tief im Westen als sie eine Rast machten. Sie waren etwa 5 Wegstunden nördlich von Fangorn, und Legolas roch schon die Luft Loriens, die der Wind zu ihnen zu wehen schien, allerdings war er die ganze Zeit, seit sie an den Grenzen des alten Waldes von ihm und Haldir gesprochen hatten, sehr ruhig gewesen. Unsicherheit hatte sich im Gesicht des Elben breit gemacht und sie schien zu wachsen, je näher sie Lorien kamen. Gimli betrachtete ihn mit Sorge.

Du wirst ihn sehr bald wiedersehen, du musst keine Angst haben, dass er nicht mehr da ist.“, sagte er, in der Hoffnung, seinem Freund zu helfen. Aber Legolas schüttelte den Kopf. „Das ist es nicht, was mich beschäftigt. Es ist vielmehr eine Sache, die ich Haldir in Aglarond sagte. Vorhin fiel es mir wieder ein. Es geht....“ Der Elb brach ab, er war sich nicht sicher, ob er mit Gimli, ausgerechnet mit ihm, über die Probleme reden sollte, die sein Vater mit Galadriel hatte. Das machte Legolas das Herz schwer, weil er wusste, dass sein Vater nie dulden würde, dass sein Sohn mit jemandem vom Volke Loriens zusammen ist. Und dabei war noch gar nicht beachtet, dass es sich auch noch um einen Elben handelte, und nicht um eine Elbin.

Gimli wartete gespannt darauf, was sein Freund zu sagen hatte. Dass dieser stockte, sagte dem Zwerg, das den Elben etwas schwer belastete. Gimli schwankte zwischen seiner normalen Vorgehensweise, d.h. sich nicht einzumischen und dem Verlangen, Legolas helfen zu wollen. Er setzte sich näher zu dem Elb und dieser holte tief Luft.

„Es ist mein Vater.“, sagte Legolas. „Er würde es niemals gutheißen, dass ich Haldir liebe und mit ihm zusammen sein will.“

Gimli schaute seinen Freund ernst an. „Warum bleibt ihr beide nicht in Lorien? Thranduil würde es nie erfahren.“

Der Elb schüttelte den Kopf. „Nein, ich...“ Der Zwerg spürte nun genau, wie es Legolas innerlich zerriss. „Mein Freund..“ sagte Gimli, wurde aber sofort wieder unterbrochen.

„Ich kann das nicht. Meine Mutter ist nicht mehr am Leben und meine Brüder haben diese Gefilde bereits verlassen. Mein Vater ist doch das letzte bisschen Familie, das mir noch geblieben ist. Aber...“

„...du liebst Haldir.“ warf der Zwerg betroffen ein.

Legolas nickte schwach.

„Aber warum sollte er deine Liebe nicht dulden? Sollte einem Vater nicht daran liegen, dass sein Sohn glücklich ist?“ fragte Gimli. „Zugegeben, eure Liebe ist ungewöhnlich, aber sie ist wahr.“

Der Elb lächelte seinen Freund an, aber kurz darauf zog wieder ein Schatten über sein schönes Gesicht.

„Ich glaube...ich meine Haldir...er ist ein Elb. Es würde meinem Vater das Herz brechen, denn ich weiß, er wünscht sich einen Erben seines Geschlechtes...und ich bin der Einzige, der dafür hier noch in Frage kommt...“

Gimli sah vor sich seinen Freund, in dem zwei Gefühle miteinander kämpften. Der Zwerg seufzte, dennoch, irgendwie belastete Legolas noch etwas anderes, er hatte ihm nicht alles erzählt. Etwas wovor der Elb sich scheute, darüber mit Gimli zu reden. Er legte seinem Freund die Hand auf die Schulter. Dieser blickte auf und blickte in verständnisvolle aber auch besorgte Augen. Legolas hatte in dem Zwerg einen wahren Freund gefunden und er konnte nichts mehr gegen das Bedürfnis machen, ihm einfach alles zu erzählen.

„Aber....das ist nicht alles, was meinen Vater sehr missfallen könnte.“, sagte der Elb. „Nicht nur, dass ich einen Elben liebe, nein, ich liebe einen Elben aus Lothlorien. Das erträgt mein Vater erst recht nicht.“

Gimli machte ein verkniffenes Gesicht. „Thranduil hat etwas gegen Lorien??“

„Nicht gegen Lorien. Einst waren die Völker Freunde, mein Vater und Celborn sind miteinander verwandt,.. bis...“, Legolas stockte, aber der Zwerg ließ sich nun nicht mehr ablenken. „Bis was?“

„Bis Galadriel nach Lorien kam und dort eine Heimat fand. Seitdem brach mein Vater jeden Kontakt nach Lorien ab...“

„.WAAAAAS??????:::“ Gimli war nun richtig in Fahrt.

„Gimli....bitte...hör mir zu..“, warf Legolas ein und der Zwerg kämpfte um seine Beherrschung.

„Warum...was hat Thranduil gegen die Herrin des Waldes?“, fragte er mühsam ruhig.

„Das ist eine Geschichte aus längst vergangener Zeit, aber mein Vater kann sie nicht vergessen, geschweige denn verzeihen.“, antwortete Legolas.

„Erzähl sie mir bitte.“, verlangte der Zwerg.

Der Elb schaute zu seinem Freund und nickte.

„Galadriel ist eine Noldor. Dieses Volk war eher praktisch veranlagt. Sie wollten es dem Schöpfer gleichtun und Dinge von eigenem Leben erschaffen, an Natur lag ihnen nicht sehr viel. Einer ihrer Schöpfungen waren die Silmaril, ihr größtes Werk. Darin fingen sie das Licht der ersten Tage ein, um es für immer zu bewahren. Melkor stahl ihnen die Steine und die Noldor machten die Valar dafür mitverantwortlich, weil Melkor einer von ihnen war. Feanor, Finwes Sohn, der seinerzeit erster König des Volkes war, führte die Noldor aus Valinor fort, um die Silmaril zurückzugewinnen und dafür war ihm jedes Mittel recht. Sie metzelten die Teleri nieder, um deren Schiffe zu bekommen. Dies war der erste Gewaltakt, den Elben gegen Elben taten. Und es war nicht der letzte. Immer wieder kam es von Seiten der Noldor zu Übergriffen, vor allem gegen Doriath. Erst nach der Niederwerfung Morgoths am Ende des zweiten Zeitalters wurde ihnen verziehen und sie durften nach Aman zurückkehren. Aber einige blieben, eine davon ist Galadriel. Mein Vater kann den Noldor nicht vergeben und kann Galadriel nicht ausstehen. Und alle Elben Loriens behandelt er mit der gleichen Abneigung.“

Gimli hatte aufmerksam zugehört, konnte aber nur noch mühsam an sich halten. Ihm war es egal, was in der Vergangenheit passiert war.
„Ich glaube ich sollte dem König der Waldelben mal Respekt beibringen.“. Mit diesen Worten sprang er auf und schwang demonstrativ seine Axt. Legolas schaute ihn überrascht an. Es hatte bisher kaum einer gewagt, sich mit Thranduil anzulegen. Der Elb stand auf und legte seinem Freund beruhigend die Hand auf die Schulter. „Gimli, halte ein. Mein Vater macht dich einen Kopf kürzer, bevor du um Hilfe rufen kannst. Und ich will nicht, dass ich auf diese Weise einen so guten Freund verliere.“ Der Zwerg sah auf und erblickte wieder den Schmerz und die Verzweiflung im Gesicht von Legolas. Gimli nickte und ließ sich wieder neben dem Elben nieder. Schweigend saßen sie nebeneinander, jeder seinen Gedanken und Gefühlen nachhängend, bis ein goldener Streifen im Osten den neuen Tag ankündigte.


3

Mit dem erwachenden Tag brachen Gimli und Legolas  ihr Lager ab. Lothlorien war nicht mehr fern. Ein dementsprechendes Tempo legte nun der Elb an den Tag. Er wollte so kurz vor dem Ziel keine unnötige Zeit mehr verlieren. Gimli konnte seinem Schritt kaum folgen.

„Legolas! Du weißt doch, querfeldein sind wir Zwerge nicht zu gebrauchen.“, sagte er. „Hab ein Einsehen!“

Der Elb blieb stehen und drehte sich um. Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein Lächeln ab.

„Komm schon, Gimli, Lothlorien wartet!“, rief er seinem Freund zu, der schon mächtig schwer atmete.

So vergingen die nächsten Stunden. Legolas duldete nur kurze Pausen, während Gimli seinen wachsenden Unmut in sich verbarg, und versuchte, seinem Freund so gut es ging zu folgen.

Plötzlich hielt der Elb abrupt an. Sie waren auf einer leichten Erhöhung. Die nun schon sehr tief im Westen stehende Sonne tauchte alles um sie herum in ein warmes, goldenes Licht. Vor ihnen eröffnete sich der Wald Lothloriens. Legolas’ Augen bekamen den Glanz von Jahrhunderten, sein Herz schlug wie wild und er hatte das Gefühl, nach Hause zu kommen. Gimli betrachtete ebenfalls verträumt das vor ihm liegende Land. Aber im Gegensatz zu seinem Freund neben ihm, hatte der Zwerg nichts mehr, was er in Lothlorien finden könnte. Galadriel, so hieß es, hatte sich in den Westen aufgemacht. Der Zwerg betrachtete den Elben. Auf seinem Gesicht fand er nichts weiter als Frieden. Aber ihr Abschied war nun nah.

„Dein Weg liegt nun offen vor dir, mein Freund.“, sagte Gimli.

„Du hast recht. Die Zeit unserer Trennung ist gekommen.“, antwortete Legolas. „Aber es ist nur ein Abschied auf Zeit. Wir werden uns wiedersehen.“

Der Zwerg nickte und beide gaben sich die Hand. Gimli, der seine Trauer über diesen Moment zu verbergen versuchte, straffte sich plötzlich und nahm seine Axt fest in beide Hände.

„So, Herr Elb, nun sage mir , in welcher Richtung der Düsterwald liegt.“, sagte er selbstbewußt. „Ich glaube, ich muss noch ein Wörtchen mit König Thranduil reden!“

Legolas wusste nicht, ob er lachen oder sich ernsthaft Sorgen machen sollte. Der Elb trat auf seinen Freund zu und kniete sich vor ihn, damit er Gimli gerade in die Augen schauen konnte.

„Dies ist nicht deine Aufgabe. Das ist eine Sache zwischen meinem Vater und mir. Aber sei unbesorgt, ich werde Galadriel in deinem Namen verteidigen.“

Der Zwerg schaute zunächst etwas verkniffen, nickte dann aber.

„Sollte Thranduil allerdings nicht zur Vernunft kommen, so werde ich mich noch einmal bei ihm sehen lassen.“, sagte er. „Sag ihm das!“

Legolas lächelte. „Das werde ich tun, wenn es die Situation erfordert.“

Dann reichten sie sich ein letztes Mal die Hände, bevor jeder seine eigenen Wege einschlug. Als Gimli sich nach einigen Metern noch einmal umsah, war sein Freund bereits im Schatten der Mallornbäume Lothloriens verschwunden.

Es versprach ein ruhiger Tag zu werden, als Haldir sich auf den Weg zu seinem angestammten Wachflett machte. Der Morgen war zwar noch kühl, aber in der Luft hingen schon die ersten Vorboten des nahenden Sommers. Seit dem Ende des Ringkrieges hatten die Elben Lothloriens nur noch kleinere Orktrupps aufgespürt und ihnen ein Ende gemacht. Als Haldir seinen Posten erreichte war es bereits zwei Stunden nach Sonnenaufgang. Er stieg auf sein Flett, lehnte sich an den Stamm des Mallornbaumes auf dem es errichtet war und ließ den Blick über den Wald vor ihm streifen. Seinen Augen fehlte es allerdings an absoluter Aufmerksamkeit, denn mit den Gedanken war er weit weg von Lothlorien. Haldir dachte an Legolas, wie eigentlich immer. Der Elb erinnerte sich genau daran, wie es ihn zerriss, als sich ihre Wege in Helms Klamm trennten. Aber sie hatten einander versprochen, sich wiederzusehen.

Als Haldir aus Rohan zugekehrt war, brach auch in seiner Heimat das Chaos aus. Immer wieder wurde Lothlorien von Orks angegriffen, wie vielerorts in Mittelerde auch. Es waren harte und verlustreiche Kämpfe gewesen. Der Elb hatte in dieser Zeit oft mit Sorge an Legolas gedacht und jedes mal wurde ihm der Magen flau, wenn ein Bote aus dem Süden den Wald Lothloriens erreichte. Haldir hatte Angst, dass eines Tages ein Bote mit der Nachricht von Legolas’ Tod zu ihm kam, aber nichts dergleichen geschah. Es war fast noch schlimmer, denn es kamen überhaupt keine Botschaften von oder über den Elben aus dem Düsterwald. Diese Ungewissheit trieb Haldir in den Wahnsinn, und das tat sie auch jetzt, an diesem wunderschönen Tag. Viele andere hatten Lothlorien aus südlicher Richtung bereits passiert, aber wo war Legolas? Er war längst überfällig. Was hielt ihn auf? War sein Geliebter jemand anderem begegnet? Hatte Haldir umsonst gewartet und gehofft? Hätte er vor einiger Zeit mit Galadriel und vielen anderen seines Volkes in den Westen gehen sollen? Aber Legolas hatte es doch versprochen, hatte Haldir gesagt, dass er ihn über alles liebt. War das alles eine Lüge gewesen?

Erschöpft von seinen aufgewühlten Gedanken lehnte sich Haldir an einen Baum. Er erinnerte sich wie er Legolas gehen lassen musste, und welche Angst er gehabt hatte, und wie der Elbenprinz ihn getröstet hatte. „Ich komme wieder, lirimaer (lovely one). Warte auf mich an den Grenzen von Lorien.“, hatte er gesagt. „Ich werde warten Nin bain (my beautiful one). Aber es ist so schwer dich gehen zu lassen.“ Legolas hatte ihn angelächelt, ihn an sich gezogen und leidenschaftlich geküsste, das er meinte die Sinne müssen ihm schwinden. „Ich verspreche dir, dass diese Trennung unser Wiedersehen nur um so süßer machen wird!“ Legolas lies den Satz in der Luft hängen und Haldir konnte sich denken, was er meinte. Er spürte wie seine Wangen glühten. „Warte auf mich, ich werde kommen.“

Und er hatte gewartet. Er hatte jetzt schon so lange gewartet. Weder Nachricht noch Legolas selbst waren gekommen. Hatte der Elbenprinz ihn zum Narren gehalten??? Langsam lies sich Haldir zu Boden gleiten. Er hätte mit Galadriel in den Westen ziehen sollen. ‚Was bist du doch für ein Narr Haldir!’ dachte er sich. ‚Er wird nicht zurückkehren und du wirst hier warten, bis sich die Welt gewandelt hat und sich kein anderer Elb mehr in Mittelerde aufhält. Und dann? Was tust du dann? Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn Legolas es ernst gemeint hätte. Aber warum sollte er auch gerade ihn lieben? Welch ein unsinniger Gedanke.’ Ein schmerzliches Szenario formte sich in seinem Kopf. ‚Ungeliebt!!’, schrie es in ihm und der Elb wollte weinen, so elend fühlte er sich.

Haldir schaute traurig auf die Bäume vor ihm. Dann schüttelte er den Kopf und stand demonstrativ auf. Nein, so etwas durfte er nicht denken. Noch hatte er nicht aufgehört, zu hoffen.

Der Tag schritt voran und wie zu erwarten gewesen war, passierte rein gar nichts. Der Elb Lothloriens beschloss, etwas zu essen, als ein leises Rascheln ihn aufhorchen ließ.

‚Ein anderer Wachmann kann es nicht sein, dieser würde sich durch ein spezielles Zeichen zu erkennen geben.’, dachte Haldir.

Irgendein Fremder schlich durch den Wald, und wer immer das sein mochte, er verstand etwas davon. Der Elb hatte Schwierigkeiten den Geräuschen zu folgen. Nach einigen Mühen schaffte er es dann aber doch, den Eindringling zu erreichen. Mit gespanntem Bogen trat Haldir aus seiner Deckung.

„Halt!“, rief er in einem scharfen Ton.

Vor sich erkannte der Wachmann Loriens ein Elben. Er stand mit dem Rücken zu ihm. Haldir entspannte sich etwas, hielt aber weiterhin seinen Bogen auf ihn gerichtet.

„Wer seid ihr und was wollt ihr im Reich Lothlorien?“, fragte er mit fester Stimme.

Der Elb vor ihm hatte die Hände gehoben, als Zeichen, dass er nicht vorhatte, seine Waffen zu gebrauchen. Langsam drehte er sich herum.

Haldir ließ den Bogen fallen.

„Legolas!..“

Dieser strahlte heller als alles, was der Wachmann Lothloriens bisher gesehen hatte. Er trat auf den Elbenprinzen zu und zog ihn schnell in seine Arme. Er wollte Legolas einfach nur festhalten. Haldir schwor sich, seinen Geliebten nie wieder aus den Händen zu geben. Innerlich lachte der Elb über sich selbst. Wie dumm war er doch gewesen, zu denken, der Prinz aus dem Düsterwald würde sich nicht an sein Wort halten.. Dieser schmiegte sich ganz nah an Haldir. Lange standen sie so da, rührten sich nicht und schienen miteinander zu verschmelzen. Dann hob Legolas den Kopf und presste seine Lippen auf die seines Gegenübers. Wie sehr hatte er sich danach gesehnt. Sie schienen sich ewig zu küssen, als wollten sie all die Zeit, die beide getrennt hatten verbringen müssen, in einem Augenblick nachholen. Der Elbenprinz löste sich sanft von Haldir und lächelte.

„Ich muss zugeben, du hast mir kurz einen Schrecken eingejagt.“, flüsterte er zärtlich.

Der Wachmann Loriens schaute etwas betroffen auf seinen Liebsten.

„Es tut mir leid!“, antwortete der Elb, “aber..“

In diesem Moment legte ihm Legolas einen Finger auf den Mund. „Dina! (sei still)“, hauchte er, zog seine Hand zurück und küsste Haldir erneut.

Beide waren gefangen in der Ewigkeit.

Der Elb aus Lorien löste sich von den süßen Lippen seines Gegenübers und strich ihm zärtlich über das Gesicht.

„Lange habe ich auf dich warten müssen“, sagte er, „aber du hattest recht. Die Trennung macht das Wiedersehen umso schöner.“

Legolas drückte sich ganz fest an seinen Geliebten.

„Ja, aber ich hätte es keinen Tag länger ohne dich ausgehalten!“, antwortete dieser sanft. „Selbst eine weitere Minute würde mich umbringen!“

Haldir lächelte und nahm das schöne Gesicht des Elbenprinzen zärtlich in beide Hände.

„Ich werde dich auch ganz sicher nie wieder gehen lassen!“


4

Gemeinsam hatten sie Haldirs Wache beendet und als Orophin kam, um seinen Bruder abzulösen, lächelte dieser schon wissend. Doch weder Haldir noch Legolas sahen es, sie waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Sie konnten kaum die Finger voneinander lassen. „Würdest du mir beweisen was du damals gesagt hast?“ flüsterte Haldir seinem Geliebten ins Ohr, als sie die Leiter zu seinem Flett empor klommen. „Was? Dass eine Trennung unser Wiedersehen um so schöner machen würde?“, meinte Legolas lächelnd und sah wie Haldir leicht errötete.

„Würdest du es mir beweisen? Heute Nacht?“

Legolas schob einen Finger unter Haldirs Kinn und hob seinen Kopf, so das er ihn anschaute: „Alles für Lirimaer, wenn du es nur willst.“

Haldir strahlte und stahl sich einen Kuss von den Lippen seines Geliebten, bevor er ihn hinter sich in seine Wohnung zog. Das war Legolas Antwort genug. Kaum hatte sich die Tür hinter den beiden geschlossen, hingen ihre Lippen aneinander in einem leidenschaftlichen Kuss, Hände gingen auf Wanderschaft und nur wenig später fiel das erste Kleidungsstück zu Boden. Haldirs Mantel folgte der von Legolas.

„Wir haben so viel Zeit verloren.“, seufzte dieser.

„Aber wir haben alle Zeit der Welt das wieder aufzuholen“ meinte Haldir als er seine Finger in Legolas Schnürung verhackten. Doch als der Elb aufblickte, sah er, wie ein Schatten das Gesicht seines Geliebten verdunkelte. Schnell küsste er die dunklen Wolken weg.

„Denke nicht darüber nach, was sein wird, nin bain. Nicht heute Nacht“ flehte er.

Legolas lächelte ihn an. „Du hast recht, diese Nacht gehört nur uns, und würde Mittelerde in sich zusammenstürzen, ich würde bei dir bleiben.“

Haldir strahlte und küsste den Elbenprinzen so lange, bis keine düsteren Gedanken mehr in dessen Kopf herumschwirrten und Legolas leise aufstöhnte. Ungeduldig zerrte dieser an Haldirs Obergewand und lies seine Hände schließlich über die weiße Haut gleiten. Der Elb aus Lorien erschauderte. Woher wusste der Prinz nur, wie sehr es ihm gefiel, wenn federleichte Berührungen über seine Seite strichen. Langsam öffnete er die Schnürung von Legolas Hemd und küsste liebevoll die freigelegte Haut. Dieser zitterte und ein leises Stöhnen entwich den Lippen des Elbenprinzen. Lächelnd nahm Haldir seinen Geliebten hoch und trug ihn zum Bett. Sanft legte er den Elben nieder und richtete sich auf, um den atemberaubenden Anblick der sich ihm bot in sein Gedächtnis aufzunehmen. Da lag sein Geliebter, die goldenen Haare um sich gebreitet wie ein Kranz aus Licht, das Gesicht leicht gerötet, die Augen halb geschlossen und die Lippen nur das kleinste aber so verführerische bisschen geöffnet. Eine Vision. Mit dem Unterschied, dass diese Vision lebendig war, denn sie streckte die Arme nach ihm aus. Glücklich lies sich Haldir zu Legolas in die Kissen sinken und bald hatten sie sich auch schon der letzten Kleidungsstücke entledigt. Der Elbenprinz dachte er müsste verglühen bei dem Gefühl der nackten Haut seines Geliebten auf seiner. Dennoch scheute er ein wenig zurück, was Haldir sofort bemerkte. „Was ist lirimaer?“ fragte er und blickte Legolas fragend an. Doch diesmal war er an diesem, zu erröten und den Blick zu senken. Plötzlich traf Haldir die Erkenntnis wie ein Schlag. Dass er da nicht früher dran gedacht hatte.

„Du hast noch nie einen Elben geliebt, oder?“ fragte er. Legolas errötete noch ein bisschen mehr, nickte und wich Haldirs Blick aus. Doch dieser drehte das Gesicht seines Geliebten so, dass sie sich ansahen.

„Ich werde die zeigen, wie es sich anfühlt.“, sagte er sanft, „Alles für dich nin bain.“

Der Elbenprinz lächelte glücklich und zog Haldir zu einem leidenschaftlichen Kuss zu sich. Dieser löste sich nach einer kleinen Ewigkeit von Legolas Lippen, um dessen Körper zu erkunden. Seine Lippen glitten sanft zunächst über den Hals und wenig später über die Brust und den Bauch des Elbenprinzen. Derweil fanden auch Haldirs Hände sanft ihren Weg über die sanfte Haut von Legolas. Dieser atmete heftigst und bald wurde Haldirs Tun zu einer süßen Qual. Immer wieder stöhnte der Elb des Düsterwaldes auf, wenn seines Geliebten Lippen oder geschickte Finger eine besonders empfindliche Stelle fanden, während er selbst den Körper seines Geliebten erforschten. Zufrieden stellte Legolas sehr bald fest, dass seine Berührungen sein Gegenüber genauso aus der Fassung brachten. Sie pressten sich gegen den anderen und ließen ihre Zungen miteinander spielen, nur unterbrochen von immer heftiger werdenden Stöhnen.

„Erlöse mich..“, presste Legolas hervor.

Haldir lächelte, spürte aber, wie der Elbenprinz scheu zurückschreckte, als seine harte Männlichkeit dessen zarte Öffnung berührten. Legolas ganze Körper verkrampfte schlagartig. Der Elb aus Lorien schlang seine Arme um seinen Geliebten und fuhr mit seinen Lippen spielerisch über dessen Hals. Sehr bald bemerkte Haldir, wie sich sein Geliebter unter diesen Berührungen entspannte, so dass er den Weg in Legolas Inneres ohne Probleme und ohne seiner Liebe wehzutun, fand. Dieser stöhnte auf, als er seinen Geliebten so nah spürte wie nie zuvor. Haldir genoss es für einen Augenblick bewegungslos, ein Teil von Legolas zu sein. Wenig später verlor er die Kontrolle, die Welt verschwamm um sie. Legolas wand sich lustvoll unter den Stößen des Elben aus Lorien. Haldirs Hände glitten über die bebenden Muskeln des Elbenprinzen, bis er dessen harte Männlichkeit ergriff, um sie mit heftigen Bewegungen zu massieren. Legolas war in einem Rausch gefangen und krallte sich am Bett fest. Haldir spürte wenige Augenblicke darauf, wie sein Geliebter unter seinen Händen mit einem lauten Stöhnen den Höhepunkt erreichte. Der Elb aus Lorien stieß heftiger zu und heiße Wellen liefen durch seinen nun verschwitzt glänzenden Körper. Dann war er mit einem Aufschrei genau dort, wo Legolas kurz zuvor gewesen war.

Die beiden Elben sanken erschöpft auf die Kissen. Während Haldir noch nach atmen rang, spürte er bei seinem Geliebten ein leichtes Zittern. Schnell zog er ihn ganz nah zu sich.

„Alles in Ordnung, nin bain?“, fragte er ihn flüsternd.

Legolas nickte und schaute in die wunderschönen Augen von Haldir. Dann küsste er seinen geliebten sanft und lächelte.

„Ich liebe dich..“, seufzte der Elbenprinz seelig, „Du bist wundervoll...“

Haldir stich eine Haarsträhne aus Legolas Gesicht.

„Ich liebe dich mehr.“

Bevor Legolas etwas dagegen sagen konnte, verschloss ihm der Elb aus Lorien mit seinen Lippen den Mund. Dann verwöhnte Haldir seinen Geliebten mit tausend kleinen Küssen, die der Elbenprinz glücklich erwiderte und zurückgab.


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