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Titel:
Entscheidungen des Herzens - Teile 1 - 4 Autor: Eldalia
1
Ein schönerer Tag hätte es nicht
werden können. Die Sonne stand hoch inmitten ihrer blauen Gefilde. Sie hatte
den letzten Nebel aus den Senken vertrieben und gab nun den Blick frei auf die
weite Ebene Rohans. Es war nun einige Tage her, dass Legolas und Gimli sich von
König Elessar verabschiedet hatten und den Weg zur Festung Helms Klamm
einschlugen. Der Zwerg hatte in den letzten Tagen von nichts anderem gesprochen
als den Glitzernden Grotten von Aglarond, und sein Herz schlug höher, je näher
sie dem Ziel kamen. Allerdings wollte der Zwerg keine übertriebene Eile
aufkommen lassen.
„Legolas, lass uns eine Rast
einlegen.“ sagte Gimli, aber der Elb schüttelte mit dem Kopf. „Nein, mein
Freund, ich will mich hier nicht länger aufhalten. Helms Klamm ist nicht mehr
fern.“ Der Zwerg seufzte. Er wusste, was Legolas so sehr antrieb. „Er wird da
sein. Haldir wartet, er würde nie ohne dich irgendwo hingehen.“, sagte Gimli.
Der Elb blieb ein paar Schritte
vor seinem Freund stehen und lächelte ihn an. „Ich hoffe es.“
„Nein, Legolas, du weißt es!“,
antwortete Gimli, „Also quäle einen Zwerg nicht so sehr und lass uns rasten.“
Legolas seufzte gespielt und
nickte.
So vergingen die Stunden, und am
frühen Abend des folgenden Tages erreichten die beiden die alte Festung Rohans.
Die Spuren der großen Schlacht vor nicht allzu lange Zeit prägten das Bild, was
sich vor ihnen auftat. Der Elb ließ seine Augen über den Wall von Helms Klamm
schweifen und ihm war, als hätte er erst gestern da oben gestanden, eine
hoffnungslose Schlacht vor Augen.
Vor sich sah Legolas Menschen,
von denen die meisten noch nie im Leben ein Schwert in der Hand gehalten
hatten. Die Alten hatten durch lange Friedenszeit den Umgang mit der Klinge
verlernt, oder vergessen? Und die Jungen? Legolas sah sich um. Sie waren so
unschuldig, so unerfahren. Der Elb spürte ihre Angst. Die Angst aller. Sie hing
über ihnen wie eine Rauchwolke, die alles vernebelte. Niemand auf dem Wall von
Helms Klamm glaubte auch nur im geringsten daran, die kommenden Stunden zu
überleben. Hier gab es keine Hoffnung , selbst in des Elben Herzen stand sie
nicht mehr, so wie sonst. Er war unruhig hin und her gelaufen, aber nicht
unbedingt des bevorstehende Kampfes wegen. Er war seit er Lorien verlassen
hatte von einer inneren Unruhe, einer Sehnsucht befallen, die er nicht hatte erklären
können. Erstaunt blickte Legolas von seinen düsteren Gedanken auf, als er den
Klang eines Horns vernahm. Das Horn von Elben. Elben? Hier in Rohans Festung?
Er eilte zur Brüstung und plötzlich spürte er Frieden in seinem Herzen. Haldir
von Lorien führte ein Heer von Elben in den Kampf gegen das scheinbar
unabwendbare Böse. Er blickte Haldir in die Augen und fand dort die Antwort auf
seine Sehnsucht. Sein Herz wurde leichter und Hoffnung erfasste sein Innerstes.
Der Elb aus Lorien hatte in Legolas etwas geweckt, was er verloren geglaubt
hatte. Er würde diese Schlacht überleben, für Haldir. Für Haldir? Erstaunt über
seine eigenen Gedanken ging er auf den ihm zugewiesenen Posten. Aber in diesem
Moment erkannte der Elb aus dem Düsterwald, was ihm gefehlt hatte, ohne zu
wissen, dass es seinem Gegenüber genauso ergangen war, kurz vor einer großen Schlacht in Helms
Klamm.
Bei Einbruch der Nacht dann
waren sie da. Ein Gewitter zog herauf und ein Blitz zerriss die schwarze Nacht.
Legolas blickte auf ein Heer geschickt aus der Hölle. Die Furcht in der Festung
war nun fast greifbar. Die Uruk-Hai Isengards verursachten einen Lärm, der den
Wall zum Beben brachte. Und als würden das schwarze Meer dieser furchtbaren
Kreaturen auch noch dies beeinflussen können, fing es an zu regnen. In wenigen
Augenblicken drang das kalte Nass bis zur Haut, ungeachtet der dicken
Schlachtkleidung, die jeder in Helms Klamm trug. Legolas fröstelte, als ihm das
kalte Wasser den Nacken herab rann und er suchte in der Menge nach Haldir. Einem
Zeichen, an dem er sich festklammern konnte, die andere Hälfte seiner Seele.
Über das drohende Unheil hinweg trafen sich ihre Blicke. Haldir nickte Legolas
aufmunternd zu und der Elbenprinz lächelte. Es war ein Moment der Ewigkeit, der
grausamst unterbrochen wurde, denn mit einem Mal begann es. Die Heere Sarumans
stürmten gegen den Steinwall, Pfeile hagelten auf sie nieder, aber jeder
Uruk-Hai der fiel, wurde von drei neuen Kriegern ersetzt. Wie Insekten kamen
sie die Leitern empor. Jeder Streich des Bündnisses von Helms Klamm schien wie
ein Tropfen auf den heißen Stein. Dieser Übermacht waren sie nicht gewachsen,
dennoch kämpften die Rohirrim und Elben verbissen, unter ihnen Legolas und
Haldir. Die beiden Elben hatten plötzlich einen Grund, diese Schlacht überleben
zu wollen. Immer hatten sie ein Auge aufeinander, ohne dass der andere es
bemerkte. Als das Signal zum Rückzug den Kampfeslärm zerriss, suchten Legolas
Augen nach Haldir. Um ihn herum türmten sich gefallene Uruk-Hais, die Luft
stand von dem Gestank der toten Kreaturen aus Sarumans Verliesen. Die Steine
des Klammwalls waren blutgetränkt, und in den Mauern klaffte ein riesiges Loch,
hineingesprengt durch irgendeinen teuflichen Zauber. Der Lärm um Legolas herum
ließ ihn kaum einen klaren Gedanken fassen und der starke Regen verschleierte
seinen Blick. Die Kleidung war so voll Wasser, dass sie wie Blei an seinem
Körper hing. Der Elb wischte sich über die Augen und versuchte den Schleier vor
ihm zu durchdringen, den das Wetter wie einen Zauberbann webte. Dann sah er
Haldir. Er war ein ganzes Stück entfernt von ihm. Der Elb aus Lorien sammelte
seine Männer, bemerkte nicht, wie einige Uruk-Hais sich näherten. Legolas
zögerte nicht, den schon erhob der Feind die Axt zum finalen Schlag. Die Klinge
leuchtete im Licht eines aufzuckenden Blitzes. Etwas sirrte knapp an Haldirs
Ohr vorbei. Ein Pfeil. Ein Pfeil, der ihm das Leben rettete und sich tötlich in
den Hals des Feindes bohrte. Alarmiert von diesem Ereignis, wurde Haldir der
zweier anderer Gegner gewahr und brachte sie zur Strecke. Aber schon bauten
sich neue Feinde vor ihm auf. Von einer anderen Stelle sah Aragorn die
gefährlich Lage von Haldir. Der Krieger stürmte in seine Richtung, alle Gegner
niederstreckend, die ihm in den Weg kamen. Sein Freund aus Lorien stand nun
allein seinen zahlreichen Feinden gegenüber. Keiner seiner Elbenkrieger war
noch am Leben. Gerade hatte er zwei Uruk-Hai niedergestreckt, da wurde er von
den Beinen gerissen. Über ihm thronte der Feind, sicher dass ihm sein Opfer
nicht entgehen würde. Legolas, der immer noch ein Stück entfernt den Weg durch
gefallene Mitstreiter und Feinde suchte, sah ihn und schrie. Er sah den Mann
seines Herzens schon fallen, als sich ein Messer durch den Hals des Uruk-Hais
bohrte. Aragorn hatte Haldir im letzten Augenblick erreicht. Gemeinsam nun
kämpften sie sich zu Legolas und dann Richtung Hornburg durch. Im vorübereilen
fiel Haldirs Blick auf den Pfeil, der ihm als erstes das Leben rettete. Er
erkannte ihn sofort wieder.
In der Hornburg trafen die
drei auf den letzten kleinen Rest der Rohirrim, die verzweifelt versuchten das
Tor zu verteidigen. Aragorn nahm König Theoden ins Gebet, als plötzlich golden
die Sonne aufging und ein hoffnungsbringendes Licht in die steinerne Halle
fiel. Pferde wurden gebracht, das Horn erschallte und alle noch vorhanden
Männer machten sich bereit für ihren scheinbar letzten Weg. Haldir lief zu
einem Pferd neben Legolas. Sie saßen auf, und als das Angriffssignal ertönte,
trafen sich ihre Blicke. „Ich liebe dich...“ sagte Haldir, nicht sicher ob der
Elb neben ihm es über den Lärm überhaupt gehört hatte und dann preschten die Reiter aus der Halle. Schnell war jeder
von ihnen von Feinden umringt, als die Reiter von Rohan mit Gandalf erschienen
und das Blatt sich zu wenden begann. Legolas, einen Moment unaufmerksam, wurde
aus dem Sattel gerissen. Zwei der Uruh-Hais, die ihn bedrängten konnte er
abwehren, aber den dritten sah er zu spät. Er spürte schon beinahe die kalte
Klinge in seinem Körper, als sein Gegner selbst in diese Situation kam. Haldir
war in der Nähe gewesen, als Legolas in die Massen des Feindes fiel und nun
stand er hinter dem zusammenbrechenden Uruk-Hai. Sein Schwert war blutgetränkt,
das Haar zerzaust und verschmirrt, die Augen wild und aufmerksam, doch in
diesem Augenblick lächelte er leicht. Ein Racheengel, zu schön für diese Welt.
Er half Legolas schnell auf die Beine und mit vereinten Kräften schlugen sie
alle Gegner nieder, die es wagten, in die Nähe ihrer Klingen zu kommen. Immer
mehr lichteten sich die Reihen in Sarumans Heer und der Sieg gehörte den
Rohirrim und ihren Mitstreitern.
Als der Kampf gewonnen war,
stand Haldir inmitten seiner Krieger. Tränen füllten seine Augen. Keiner hatte
überlebt, bis auf ihn, dank Aragorn und Legolas. ‚Legolas’...in seinem Kopf formten
sich Lieder, die ihm aber in keiner Weise gerecht wurden. Als der Elb aus
Lorien sich umsah, schaute er unvermittelt in die Augen seines Traumes.
„Unser Volk hat schwer
geblutet.“ sagte Legolas.
Es wäre ein weitere Elb unter
ihnen, hättest du ihn nicht gerettet.“, antwortete Haldir.
„Auch du hast mir das Leben
gerettet..“, erwiderte Legolas und lächelte sein Gegenüber an. Dieser kam auf
den Elben aus dem Düsterwald zu und nickte.
„Danke...“ Dann warf Haldir alle Bedenken aus seinem Herzen, trat
ganz nah zu Legolas und küsste ihn sanft. Plötzlich wurde ihm klar was er tat
und löste sich hastig von ihm. „Verzeih...“
„ Nein, entschuldige dich
nicht...dafür habe ich gekämpft....“
Haldirs Herz machte einen
Sprung. Hatte er das wirklich gesagt? Aber die Blicke seines Gegenübers ließen
keine Zweifel offen. Voller Liebe und Sehnsucht schaute Legolas’ Augen in die
seinen...
„Legolas!“
„..Herr Elb..“
Die Stimme von Gimli riss den
Elben fast grausam aus seinen Erinnerungen. Dieser war ihm um einige Meter
voraus. So kurz vor den Grotten gab es für seinen Zwergenfreund kein Halten
mehr. Lächelnd folgte Legolas ihm nach Aglarond.
Wenig später schloss Fels sie
ein. Gimli ging voran und begann sofort mit einer Höhlenführung nach
Zwergenart. Legolas hingegen fühlte sich sofort beengt. Die Luft war
abgestanden und die Feuchtigkeit der Luft schlug sich auf den Steinwänden
nieder. Dennoch musste der Elb zugeben, dass die Grotten tatsächlich
ansatzweise sehenswert waren. Edelstein- und Erzadern zogen glitzernd und farbenfroh
in Bändern durch den kahlen, rauen Fels. Für die Zwerge mussten sie einen
unheimlichen Reichtum darstellen, umso mehr war Legolas überrascht aber auch
beeindruckt und stolz, dass sein Freund gegen jegliche Schürfarbeiten an diesem
Ort war. Tiefer in den Grotten erreichten die beiden einen etwas breiteren
Gang. Die Wände waren leicht unterteilt durch mehr oder weniger tiefe Nischen.
Legolas ging zu einem dieser Einlässe im Fels. Sein Finger glitten fast
zärtlich über die Rückwand des Ganges und auf seinem Gesicht zeichnete sich ein
verträumtes Lächeln ab. Gimli, der vorangegangen war, blieb stehen und blickte
auf seinen Elbenfreund. Als der Zwerg näher kam, schien es, als würde Legolas
aus tiefen Gedanken aufschrecken. Gimli schaute ihn entschuldigend an, legte
seine Hand auf die seines Freundes und lächelte.
„Selbst ein Elb kann unter Erde
Glück finden.“, sagte er.
„Du hast recht, mein Freund.“,
antwortete Legolas, „Aber lass uns weitergehen. Mich sehnt es nach dem Anblick
des Himmels.“
„Es gibt eine besondere Stelle
hier in Aglarond.“, entgegnete der Zwerg, „Ich würde sie gern wiedersehen und
wäre froh, wenn du mich dahin begleitest.“
Legolas lächelte und nickte.
„Ein Elb hält sein Versprechen,
Gimli. Gern möchte ich erblicken, was ein Zwergenauge als schön beschreibt.“
Ihr Weg führte sie immer tiefer
in die Glitzernden Grotten hinein. Legolas den Weg, den sie gingen, genau
einzuprägen. So tief unter der Erde konnte sogar ein Elb die Orientierung
verlieren, und um nichts in der Welt wollte er hier länger verweilen, als
unbedingt nötig.
Gimli brachte es zudem nicht
fertig, den Weg zu seinem Lieblingsplatz schweigend über die Runden zu bringen.
Jede Kleinigkeit wurde haargenau beschrieben und immer stärker musste Legolas
ein Seufzen unterdrücken. Ein Zwerg konnte die Geduld eines Elben schon sehr
strapazieren, aber Legolas sagte nichts dagegen. Und dann waren sie angekommen.
Vor ihnen tat sich eine natürliche Steinhalle auf. Das Gewölbe erstreckte sich
weit über ihnen, so dass der Schein ihrer Fackeln es kaum ausleuchten konnten.
Die Wände waren breit durchzogen von Edelsteinen aller Arten und Formen. Der
Schein der Fackeln ließ sie erstrahlen, und das Licht wurde in alle Facetten
gebrochen, die man sich vorstellen konnte. Gimlis Augen leuchteten, aber nicht vor
Habgier, sondern eher vor Staunen, was die Erde alles hervorbrachte. Selbst
Legolas war beeindruckt von der Gewalt des Felsens gepaart mit der Schönheit
von Farben und Formen. Lange standen die zwei Freunde schweigend inmitten der
großen Halle und ließen den Anblick tief in ihrem Inneren wirken. Der Elb fand
zuerst seine Sprache wieder.
„Froh bin ich, dass ich dir
hierher gefolgt bin. Nun weiß ich, dass nicht nur auf der Erde, sondern auch
unter der Erde Vollkommenheit herrscht. Ich danke dir, mein Freund.“
Gimli schaute auf und lächelte.
„Ich bin froh, diesen Moment mit dir teilen zu können. Nun bin ich bereit, dir
in die Tiefen Fangorns zu folgen, auch wenn mir nicht wohl bei diesem Gedanken
ist.“
„Vielleicht findest du dort
ähnlich überraschendes und schönes, wie ich an diesem Ort hier.“ entgegnete der
Elb.
„Davon gehe ich nicht aus.“, brummte Gimli. Legolas konnte nur lächelnd
mit dem Kopf schütteln, als sie Aglarond verließen.
2
Gimli, Sohn des Gloin, war ein
Zwerg, das bedeutet, er hielt seine Versprechen. So war es auch mit dem
Versprechen, das er dem Elben gegeben hatte. Einem Elben, dass musste man sich
mal vorstellen. Ein Elb und ein Zwerg, die gemeinsam unter den uralten Bäumen
des Fangorn wanderten.
„Wie konnte ich mich darauf nur
einlassen?“, grummelte Gimli in seinen Bart. Dieser Wald hatte ihm schon bei
ihrem ersten Besuch nicht gefallen.
„Du wolltest doch nach Aglarond
und ich bin mit dir gegangen, weil du versprachst, mit mir zum Fangorn zu
kommen, Gimli.“, antwortete der Elb, der ein ganzes Stück weg unter den Bäumen
gestanden hatte und sich jetzt lächelnd umdrehte. Geschmeidig wie es den Elben
eigen war, bewegte sich der Elbenprinz auf seinen Zwergenfreund zu.
„Es gefällt dir hier nicht?“,
stellte er die rhetorische Frage. „Nein, Zwergen gefällt es im Wald wohl
einfach nicht.“
Bevor Gimli protestieren konnte
fuhr er fort: „Aber keine Sorge mein Freund, wir machen uns noch heute auf den
Weg raus aus diesem Wald."
Gimli strahlte ihn an, meinte
dann aber: „Es stimmt nicht, Herr Elb, das ich keine Wälder mag. Es gibt einen
Wald, den ich sogar sehr mag.“
Legolas legte ihm eine Hand auf
die Schulter. „Ja, Gimli, es gibt wenige, die dem Zauber Loriens wiederstehen
können.“
„Es ist ein Traum“, gab Gimli zu
und strich sich den Bart.
„Es scheint wie ein Traum, ja,
die Blätter, silbern und schimmernd im Wind treiben zu sehen, dass Licht das
Lorien umstrahlt auf seiner Haut zu fühlen und zu spüren, wie es bis in dein
Herz vordringt, um dort Ruhe einkehren zu lassen.“
Ein Schweigen senkte sich zwischen
die beiden und man sah, wie sie ihren Gedanken nachhingen. Der Zwerg dachte
seelig lächelnd an die Zeit an diesem wundervollen Ort zurück, an den Beginn
der ungewöhnlichen Freundschaft mit Legolas und vor allem an die Schönheit
Galadriels. Er hatte Nachrichten vernommen, die Herrin des Waldes wolle sich in
den Westen zurückziehen. Alles was ihm von ihr blieb, waren die Strähnen ihres
Haares, die er immer nah am Herzen trug.
„Bewirkt wirklich Galadriel all
diese Wunder?“, fragte Gimli.
„Nicht nur der Wald scheint dir
sehr gut gefallen zu haben.“, zwinkerte der Elb.
Der Zwerg grummelte etwas vor
sich hin.
„Aber um deine Frage zu
beantworten, ja, sie und Nenya“, antwortete Legolas und packte seinen Sachen
zusammen.
Gimli tat es ihm gleich und sie
wanderten weiter, zu den Grenzen Fangorns. Gimli grinste seinen Freund an.
„Aber ich scheine nicht der
einzige zu sein, den in Lorien etwas verzaubert hat.“
Der Elb errötete bis zu den
spitzen Ohren.
„Du brauchst nicht rot werden
mein Freund. Liebe ist doch etwas ganz natürliches, auch wenn sie so
ungewöhnlich ist, wie die eure.“
„Ich wäre am liebsten im Boden
verschwunden, als du uns erwischt hast.“, murmelte der Elb.
„Ich auch.“, antwortete Gimli.
Verträumt blickte Legolas vor
sich hin und erinnerte sich zurück.
Lachend nahm Haldir ihn bei
den Händen und zog ihn tiefer in die Grotten. Lange nachdem ihnen die letzten
Menschen begegnet waren, blieben sie erst stehen, und zogen sich in eine Nische
des Ganges zurück, in dem sie standen.
Haldir hatte seine Arme um
Legolas gelegt und ihn angelächelt.
„Es hat lange gedauert.“
„Viel zu lange“, flüsterte
Legolas und strich eine silbrig-blonde Strähne aus dem geliebten Gesicht.
„Wir haben Zeit, so viele
Jahrtausende gemeinsam.“, hauchte Haldir, doch er sah wie ein Schatten über das
schöne Gesicht seines Geliebten huschte.
„Mein Vater wird unsere
Beziehung nie dulden, und Galadriel?...“
Schnell legte der Elb aus
Lorien Legolas einen Finger auf die Lippen. „Shhh, lass uns nicht über die
Zukunft nachdenken, wir haben jetzt.“
Bevor Haldir seinen Finger
zurückzog, küsste Legolas ihn sanft. „Ja, wir haben jetzt.“
Sie sahen einander an und
Haldir zog ihn näher zu sich. Und dann, ja dann küssten sie sich. Lange und
zärtlich, als wollten sie einander nie mehr loslassen.
Ein Räuspern schreckte sie
auseinander und entsetzt fiel der Blick der beiden Elben auf Gimli. Legolas
grinste, er war sich nicht mehr so sicher, wer von ihnen verlegener gewesen
war.
„Es tut mir leid, wenn ich
störe Legolas, aber Aragorn und Theoden schicken nach dir“, Gimlis Blick fiel
auf Haldir, „und auch nach euch, Haldir von Lorien.“
„Wir kommen gleich nach. Ich
danke dir, Gimli, Gloins Sohn“, antwortete Haldir, der die Fassung schneller
wieder gefunden hatte als Legolas. Als der Zwerg verschwunden war, hatte das
Lachen der Elben in den Grotten geschallt. Was für eine peinliche Situation.
Plötzlich legte sich eine Hand
auf die Schulter des Elben. Er schreckte auf und sah vor sich das freundliche
Gesicht von Gimli.
„Komm, mein Freund, lass uns
gehen. Wir haben uns lange genug an diesem Ort aufgehalten.“, meinte der Zwerg
und Legolas nickte. So machten sich die beiden Freunde auf den Weg nach
Lothlorien.
Die Sonne stand schon tief im
Westen als sie eine Rast machten. Sie waren etwa 5 Wegstunden nördlich von
Fangorn, und Legolas roch schon die Luft Loriens, die der Wind zu ihnen zu
wehen schien, allerdings war er die ganze Zeit, seit sie an den Grenzen des
alten Waldes von ihm und Haldir gesprochen hatten, sehr ruhig gewesen.
Unsicherheit hatte sich im Gesicht des Elben breit gemacht und sie schien zu
wachsen, je näher sie Lorien kamen. Gimli betrachtete ihn mit Sorge.
Du wirst ihn sehr bald
wiedersehen, du musst keine Angst haben, dass er nicht mehr da ist.“, sagte er,
in der Hoffnung, seinem Freund zu helfen. Aber Legolas schüttelte den Kopf.
„Das ist es nicht, was mich beschäftigt. Es ist vielmehr eine Sache, die ich
Haldir in Aglarond sagte. Vorhin fiel es mir wieder ein. Es geht....“ Der Elb
brach ab, er war sich nicht sicher, ob er mit Gimli, ausgerechnet mit ihm, über
die Probleme reden sollte, die sein Vater mit Galadriel hatte. Das machte
Legolas das Herz schwer, weil er wusste, dass sein Vater nie dulden würde, dass
sein Sohn mit jemandem vom Volke Loriens zusammen ist. Und dabei war noch gar
nicht beachtet, dass es sich auch noch um einen Elben handelte, und nicht um
eine Elbin.
Gimli wartete gespannt darauf,
was sein Freund zu sagen hatte. Dass dieser stockte, sagte dem Zwerg, das den
Elben etwas schwer belastete. Gimli schwankte zwischen seiner normalen
Vorgehensweise, d.h. sich nicht einzumischen und dem Verlangen, Legolas helfen
zu wollen. Er setzte sich näher zu dem Elb und dieser holte tief Luft.
„Es ist mein Vater.“, sagte
Legolas. „Er würde es niemals gutheißen, dass ich Haldir liebe und mit ihm
zusammen sein will.“
Gimli schaute seinen Freund ernst
an. „Warum bleibt ihr beide nicht in Lorien? Thranduil würde es nie erfahren.“
Der Elb schüttelte den Kopf.
„Nein, ich...“ Der Zwerg spürte nun genau, wie es Legolas innerlich zerriss.
„Mein Freund..“ sagte Gimli, wurde aber sofort wieder unterbrochen.
„Ich kann das nicht. Meine Mutter
ist nicht mehr am Leben und meine Brüder haben diese Gefilde bereits verlassen.
Mein Vater ist doch das letzte bisschen Familie, das mir noch geblieben ist.
Aber...“
„...du liebst Haldir.“ warf der
Zwerg betroffen ein.
Legolas nickte schwach.
„Aber warum sollte er deine Liebe
nicht dulden? Sollte einem Vater nicht daran liegen, dass sein Sohn glücklich
ist?“ fragte Gimli. „Zugegeben, eure Liebe ist ungewöhnlich, aber sie ist
wahr.“
Der Elb lächelte seinen Freund
an, aber kurz darauf zog wieder ein Schatten über sein schönes Gesicht.
„Ich glaube...ich meine
Haldir...er ist ein Elb. Es würde meinem Vater das Herz brechen, denn ich weiß,
er wünscht sich einen Erben seines Geschlechtes...und ich bin der Einzige, der
dafür hier noch in Frage kommt...“
Gimli sah vor sich seinen Freund,
in dem zwei Gefühle miteinander kämpften. Der Zwerg seufzte, dennoch, irgendwie
belastete Legolas noch etwas anderes, er hatte ihm nicht alles erzählt. Etwas
wovor der Elb sich scheute, darüber mit Gimli zu reden. Er legte seinem Freund
die Hand auf die Schulter. Dieser blickte auf und blickte in verständnisvolle
aber auch besorgte Augen. Legolas hatte in dem Zwerg einen wahren Freund
gefunden und er konnte nichts mehr gegen das Bedürfnis machen, ihm einfach
alles zu erzählen.
„Aber....das ist nicht alles, was
meinen Vater sehr missfallen könnte.“, sagte der Elb. „Nicht nur, dass ich
einen Elben liebe, nein, ich liebe einen Elben aus Lothlorien. Das erträgt mein
Vater erst recht nicht.“
Gimli machte ein verkniffenes
Gesicht. „Thranduil hat etwas gegen Lorien??“
„Nicht gegen Lorien. Einst waren
die Völker Freunde, mein Vater und Celborn sind miteinander verwandt,..
bis...“, Legolas stockte, aber der Zwerg ließ sich nun nicht mehr ablenken.
„Bis was?“
„Bis Galadriel nach Lorien kam
und dort eine Heimat fand. Seitdem brach mein Vater jeden Kontakt nach Lorien
ab...“
„.WAAAAAS??????:::“ Gimli war nun
richtig in Fahrt.
„Gimli....bitte...hör mir zu..“,
warf Legolas ein und der Zwerg kämpfte um seine Beherrschung.
„Warum...was hat Thranduil gegen
die Herrin des Waldes?“, fragte er mühsam ruhig.
„Das ist eine Geschichte aus
längst vergangener Zeit, aber mein Vater kann sie nicht vergessen, geschweige
denn verzeihen.“, antwortete Legolas.
„Erzähl sie mir bitte.“,
verlangte der Zwerg.
Der Elb schaute zu seinem Freund
und nickte.
„Galadriel ist eine Noldor.
Dieses Volk war eher praktisch veranlagt. Sie wollten es dem Schöpfer gleichtun
und Dinge von eigenem Leben erschaffen, an Natur lag ihnen nicht sehr viel.
Einer ihrer Schöpfungen waren die Silmaril, ihr größtes Werk. Darin fingen sie
das Licht der ersten Tage ein, um es für immer zu bewahren. Melkor stahl ihnen
die Steine und die Noldor machten die Valar dafür mitverantwortlich, weil
Melkor einer von ihnen war. Feanor, Finwes Sohn, der seinerzeit erster König
des Volkes war, führte die Noldor aus Valinor fort, um die Silmaril
zurückzugewinnen und dafür war ihm jedes Mittel recht. Sie metzelten die Teleri
nieder, um deren Schiffe zu bekommen. Dies war der erste Gewaltakt, den Elben
gegen Elben taten. Und es war nicht der letzte. Immer wieder kam es von Seiten
der Noldor zu Übergriffen, vor allem gegen Doriath. Erst nach der Niederwerfung
Morgoths am Ende des zweiten Zeitalters wurde ihnen verziehen und sie durften
nach Aman zurückkehren. Aber einige blieben, eine davon ist Galadriel. Mein
Vater kann den Noldor nicht vergeben und kann Galadriel nicht ausstehen. Und
alle Elben Loriens behandelt er mit der gleichen Abneigung.“
Gimli hatte aufmerksam zugehört,
konnte aber nur noch mühsam an sich halten. Ihm war es egal, was in der
Vergangenheit passiert war.
„Ich glaube ich sollte dem König der Waldelben mal Respekt beibringen.“.
Mit diesen Worten sprang er auf und schwang demonstrativ seine Axt. Legolas
schaute ihn überrascht an. Es hatte bisher kaum einer gewagt, sich mit
Thranduil anzulegen. Der Elb stand auf und legte seinem Freund beruhigend die
Hand auf die Schulter. „Gimli, halte ein. Mein Vater macht dich einen Kopf
kürzer, bevor du um Hilfe rufen kannst. Und ich will nicht, dass ich auf diese
Weise einen so guten Freund verliere.“ Der Zwerg sah auf und erblickte wieder
den Schmerz und die Verzweiflung im Gesicht von Legolas. Gimli nickte und ließ
sich wieder neben dem Elben nieder. Schweigend saßen sie nebeneinander, jeder
seinen Gedanken und Gefühlen nachhängend, bis ein goldener Streifen im Osten
den neuen Tag ankündigte.
3
Mit dem erwachenden Tag brachen Gimli und Legolas ihr
Lager ab. Lothlorien war nicht mehr fern. Ein dementsprechendes
Tempo legte nun der Elb an den Tag. Er wollte so kurz
vor dem Ziel keine unnötige Zeit mehr verlieren.
Gimli konnte seinem Schritt kaum folgen.
„Legolas!
Du weißt doch, querfeldein sind wir Zwerge nicht
zu gebrauchen.“, sagte er. „Hab ein Einsehen!“
Der Elb
blieb stehen und drehte sich um. Auf seinem Gesicht
zeichnete sich ein Lächeln ab.
„Komm schon,
Gimli, Lothlorien wartet!“, rief er seinem Freund zu,
der schon mächtig schwer atmete.
So vergingen
die nächsten Stunden. Legolas duldete nur kurze
Pausen, während Gimli seinen wachsenden Unmut in
sich verbarg, und versuchte, seinem Freund so gut es
ging zu folgen.
Plötzlich
hielt der Elb abrupt an. Sie waren auf einer leichten
Erhöhung. Die nun schon sehr tief im Westen stehende
Sonne tauchte alles um sie herum in ein warmes, goldenes
Licht. Vor ihnen eröffnete sich der Wald Lothloriens.
Legolas’ Augen bekamen den Glanz von Jahrhunderten,
sein Herz schlug wie wild und er hatte das Gefühl,
nach Hause zu kommen. Gimli betrachtete ebenfalls verträumt
das vor ihm liegende Land. Aber im Gegensatz zu seinem
Freund neben ihm, hatte der Zwerg nichts mehr, was er
in Lothlorien finden könnte. Galadriel, so hieß
es, hatte sich in den Westen aufgemacht. Der Zwerg betrachtete
den Elben. Auf seinem Gesicht fand er nichts weiter
als Frieden. Aber ihr Abschied war nun nah.
„Dein Weg
liegt nun offen vor dir, mein Freund.“, sagte Gimli.
„Du hast
recht. Die Zeit unserer Trennung ist gekommen.“, antwortete
Legolas. „Aber es ist nur ein Abschied auf Zeit. Wir
werden uns wiedersehen.“
Der Zwerg
nickte und beide gaben sich die Hand. Gimli, der seine
Trauer über diesen Moment zu verbergen versuchte,
straffte sich plötzlich und nahm seine Axt fest
in beide Hände.
„So, Herr
Elb, nun sage mir , in welcher Richtung der Düsterwald
liegt.“, sagte er selbstbewußt. „Ich glaube, ich
muss noch ein Wörtchen mit König Thranduil
reden!“
Legolas
wusste nicht, ob er lachen oder sich ernsthaft Sorgen
machen sollte. Der Elb trat auf seinen Freund zu und
kniete sich vor ihn, damit er Gimli gerade in die Augen
schauen konnte.
„Dies ist
nicht deine Aufgabe. Das ist eine Sache zwischen meinem
Vater und mir. Aber sei unbesorgt, ich werde Galadriel
in deinem Namen verteidigen.“
Der Zwerg
schaute zunächst etwas verkniffen, nickte dann
aber.
„Sollte
Thranduil allerdings nicht zur Vernunft kommen, so werde
ich mich noch einmal bei ihm sehen lassen.“, sagte er.
„Sag ihm das!“
Legolas
lächelte. „Das werde ich tun, wenn es die Situation
erfordert.“
Dann reichten
sie sich ein letztes Mal die Hände, bevor jeder
seine eigenen Wege einschlug. Als Gimli sich nach einigen
Metern noch einmal umsah, war sein Freund bereits im
Schatten der Mallornbäume Lothloriens verschwunden.
Es versprach
ein ruhiger Tag zu werden, als Haldir sich auf den Weg
zu seinem angestammten Wachflett machte. Der Morgen
war zwar noch kühl, aber in der Luft hingen schon
die ersten Vorboten des nahenden Sommers. Seit dem Ende
des Ringkrieges hatten die Elben Lothloriens nur noch
kleinere Orktrupps aufgespürt und ihnen ein Ende
gemacht. Als Haldir seinen Posten erreichte war es bereits
zwei Stunden nach Sonnenaufgang. Er stieg auf sein Flett,
lehnte sich an den Stamm des Mallornbaumes auf dem es
errichtet war und ließ den Blick über den
Wald vor ihm streifen. Seinen Augen fehlte es allerdings
an absoluter Aufmerksamkeit, denn mit den Gedanken war
er weit weg von Lothlorien. Haldir dachte an Legolas,
wie eigentlich immer. Der Elb erinnerte sich genau daran,
wie es ihn zerriss, als sich ihre Wege in Helms Klamm
trennten. Aber sie hatten einander versprochen, sich
wiederzusehen.
Als Haldir
aus Rohan zugekehrt war, brach auch in seiner Heimat
das Chaos aus. Immer wieder wurde Lothlorien von Orks
angegriffen, wie vielerorts in Mittelerde auch. Es waren
harte und verlustreiche Kämpfe gewesen. Der Elb
hatte in dieser Zeit oft mit Sorge an Legolas gedacht
und jedes mal wurde ihm der Magen flau, wenn ein Bote
aus dem Süden den Wald Lothloriens erreichte. Haldir
hatte Angst, dass eines Tages ein Bote mit der Nachricht
von Legolas’ Tod zu ihm kam, aber nichts dergleichen
geschah. Es war fast noch schlimmer, denn es kamen überhaupt
keine Botschaften von oder über den Elben aus dem
Düsterwald. Diese Ungewissheit trieb Haldir in
den Wahnsinn, und das tat sie auch jetzt, an diesem
wunderschönen Tag. Viele andere hatten Lothlorien
aus südlicher Richtung bereits passiert, aber wo
war Legolas? Er war längst überfällig.
Was hielt ihn auf? War sein Geliebter jemand anderem
begegnet? Hatte Haldir umsonst gewartet und gehofft?
Hätte er vor einiger Zeit mit Galadriel und vielen
anderen seines Volkes in den Westen gehen sollen? Aber
Legolas hatte es doch versprochen, hatte Haldir gesagt,
dass er ihn über alles liebt. War das alles eine
Lüge gewesen?
Erschöpft
von seinen aufgewühlten Gedanken lehnte sich Haldir
an einen Baum. Er erinnerte sich wie er Legolas gehen
lassen musste, und welche Angst er gehabt hatte, und
wie der Elbenprinz ihn getröstet hatte. „Ich komme
wieder, lirimaer (lovely one). Warte auf mich an den
Grenzen von Lorien.“, hatte er gesagt. „Ich werde warten
Nin bain (my beautiful one). Aber es ist so schwer dich
gehen zu lassen.“ Legolas hatte ihn angelächelt,
ihn an sich gezogen und leidenschaftlich geküsste,
das er meinte die Sinne müssen ihm schwinden. „Ich
verspreche dir, dass diese Trennung unser Wiedersehen
nur um so süßer machen wird!“ Legolas lies
den Satz in der Luft hängen und Haldir konnte sich
denken, was er meinte. Er spürte wie seine Wangen
glühten. „Warte auf mich, ich werde kommen.“
Und er hatte
gewartet. Er hatte jetzt schon so lange gewartet. Weder
Nachricht noch Legolas selbst waren gekommen. Hatte
der Elbenprinz ihn zum Narren gehalten??? Langsam lies
sich Haldir zu Boden gleiten. Er hätte mit Galadriel
in den Westen ziehen sollen. ‚Was bist du doch für
ein Narr Haldir!’ dachte er sich. ‚Er wird nicht zurückkehren
und du wirst hier warten, bis sich die Welt gewandelt
hat und sich kein anderer Elb mehr in Mittelerde aufhält.
Und dann? Was tust du dann? Es wäre ja auch zu
schön gewesen, wenn Legolas es ernst gemeint hätte.
Aber warum sollte er auch gerade ihn lieben? Welch ein
unsinniger Gedanke.’ Ein schmerzliches Szenario formte
sich in seinem Kopf. ‚Ungeliebt!!’, schrie es in ihm
und der Elb wollte weinen, so elend fühlte er sich.
Haldir schaute
traurig auf die Bäume vor ihm. Dann schüttelte
er den Kopf und stand demonstrativ auf. Nein, so etwas
durfte er nicht denken. Noch hatte er nicht aufgehört,
zu hoffen.
Der Tag
schritt voran und wie zu erwarten gewesen war, passierte
rein gar nichts. Der Elb Lothloriens beschloss, etwas
zu essen, als ein leises Rascheln ihn aufhorchen ließ.
‚Ein anderer
Wachmann kann es nicht sein, dieser würde sich
durch ein spezielles Zeichen zu erkennen geben.’, dachte
Haldir.
Irgendein
Fremder schlich durch den Wald, und wer immer das sein
mochte, er verstand etwas davon. Der Elb hatte Schwierigkeiten
den Geräuschen zu folgen. Nach einigen Mühen
schaffte er es dann aber doch, den Eindringling zu erreichen.
Mit gespanntem Bogen trat Haldir aus seiner Deckung.
„Halt!“,
rief er in einem scharfen Ton.
Vor sich
erkannte der Wachmann Loriens ein Elben. Er stand mit
dem Rücken zu ihm. Haldir entspannte sich etwas,
hielt aber weiterhin seinen Bogen auf ihn gerichtet.
„Wer seid
ihr und was wollt ihr im Reich Lothlorien?“, fragte
er mit fester Stimme.
Der Elb
vor ihm hatte die Hände gehoben, als Zeichen, dass
er nicht vorhatte, seine Waffen zu gebrauchen. Langsam
drehte er sich herum.
Haldir ließ
den Bogen fallen.
„Legolas!..“
Dieser strahlte
heller als alles, was der Wachmann Lothloriens bisher
gesehen hatte. Er trat auf den Elbenprinzen zu und zog
ihn schnell in seine Arme. Er wollte Legolas einfach
nur festhalten. Haldir schwor sich, seinen Geliebten
nie wieder aus den Händen zu geben. Innerlich lachte
der Elb über sich selbst. Wie dumm war er doch
gewesen, zu denken, der Prinz aus dem Düsterwald
würde sich nicht an sein Wort halten.. Dieser schmiegte
sich ganz nah an Haldir. Lange standen sie so da, rührten
sich nicht und schienen miteinander zu verschmelzen.
Dann hob Legolas den Kopf und presste seine Lippen auf
die seines Gegenübers. Wie sehr hatte er sich danach
gesehnt. Sie schienen sich ewig zu küssen, als
wollten sie all die Zeit, die beide getrennt hatten
verbringen müssen, in einem Augenblick nachholen.
Der Elbenprinz löste sich sanft von Haldir und
lächelte.
„Ich muss
zugeben, du hast mir kurz einen Schrecken eingejagt.“,
flüsterte er zärtlich.
Der Wachmann
Loriens schaute etwas betroffen auf seinen Liebsten.
„Es tut
mir leid!“, antwortete der Elb, “aber..“
In diesem
Moment legte ihm Legolas einen Finger auf den Mund.
„Dina! (sei still)“, hauchte er, zog seine Hand zurück
und küsste Haldir erneut.
Beide waren
gefangen in der Ewigkeit.
Der Elb
aus Lorien löste sich von den süßen
Lippen seines Gegenübers und strich ihm zärtlich
über das Gesicht.
„Lange habe
ich auf dich warten müssen“, sagte er, „aber du
hattest recht. Die Trennung macht das Wiedersehen umso
schöner.“
Legolas
drückte sich ganz fest an seinen Geliebten.
„Ja, aber
ich hätte es keinen Tag länger ohne dich ausgehalten!“,
antwortete dieser sanft. „Selbst eine weitere Minute
würde mich umbringen!“
Haldir lächelte
und nahm das schöne Gesicht des Elbenprinzen zärtlich
in beide Hände.
„Ich werde
dich auch ganz sicher nie wieder gehen lassen!“
4
Gemeinsam
hatten sie Haldirs Wache beendet und als Orophin kam,
um seinen Bruder abzulösen, lächelte dieser
schon wissend. Doch weder Haldir noch Legolas sahen
es, sie waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
Sie konnten kaum die Finger voneinander lassen. „Würdest
du mir beweisen was du damals gesagt hast?“ flüsterte
Haldir seinem Geliebten ins Ohr, als sie die Leiter
zu seinem Flett empor klommen. „Was? Dass eine Trennung
unser Wiedersehen um so schöner machen würde?“,
meinte Legolas lächelnd und sah wie Haldir leicht
errötete.
„Würdest
du es mir beweisen? Heute Nacht?“
Legolas
schob einen Finger unter Haldirs Kinn und hob seinen
Kopf, so das er ihn anschaute: „Alles für Lirimaer,
wenn du es nur willst.“
Haldir strahlte
und stahl sich einen Kuss von den Lippen seines Geliebten,
bevor er ihn hinter sich in seine Wohnung zog. Das war
Legolas Antwort genug. Kaum hatte sich die Tür
hinter den beiden geschlossen, hingen ihre Lippen aneinander
in einem leidenschaftlichen Kuss, Hände gingen
auf Wanderschaft und nur wenig später fiel das
erste Kleidungsstück zu Boden. Haldirs Mantel folgte
der von Legolas.
„Wir haben
so viel Zeit verloren.“, seufzte dieser.
„Aber wir
haben alle Zeit der Welt das wieder aufzuholen“ meinte
Haldir als er seine Finger in Legolas Schnürung
verhackten. Doch als der Elb aufblickte, sah er, wie
ein Schatten das Gesicht seines Geliebten verdunkelte.
Schnell küsste er die dunklen Wolken weg.
„Denke nicht
darüber nach, was sein wird, nin bain. Nicht heute
Nacht“ flehte er.
Legolas
lächelte ihn an. „Du hast recht, diese Nacht gehört
nur uns, und würde Mittelerde in sich zusammenstürzen,
ich würde bei dir bleiben.“
Haldir strahlte
und küsste den Elbenprinzen so lange, bis keine
düsteren Gedanken mehr in dessen Kopf herumschwirrten
und Legolas leise aufstöhnte. Ungeduldig zerrte
dieser an Haldirs Obergewand und lies seine Hände
schließlich über die weiße Haut gleiten.
Der Elb aus Lorien erschauderte. Woher wusste der Prinz
nur, wie sehr es ihm gefiel, wenn federleichte Berührungen
über seine Seite strichen. Langsam öffnete
er die Schnürung von Legolas Hemd und küsste
liebevoll die freigelegte Haut. Dieser zitterte und
ein leises Stöhnen entwich den Lippen des Elbenprinzen.
Lächelnd nahm Haldir seinen Geliebten hoch und
trug ihn zum Bett. Sanft legte er den Elben nieder und
richtete sich auf, um den atemberaubenden Anblick der
sich ihm bot in sein Gedächtnis aufzunehmen. Da
lag sein Geliebter, die goldenen Haare um sich gebreitet
wie ein Kranz aus Licht, das Gesicht leicht gerötet,
die Augen halb geschlossen und die Lippen nur das kleinste
aber so verführerische bisschen geöffnet.
Eine Vision. Mit dem Unterschied, dass diese Vision
lebendig war, denn sie streckte die Arme nach ihm aus.
Glücklich lies sich Haldir zu Legolas in die Kissen
sinken und bald hatten sie sich auch schon der letzten
Kleidungsstücke entledigt. Der Elbenprinz dachte
er müsste verglühen bei dem Gefühl der
nackten Haut seines Geliebten auf seiner. Dennoch scheute
er ein wenig zurück, was Haldir sofort bemerkte.
„Was ist lirimaer?“ fragte er und blickte Legolas fragend
an. Doch diesmal war er an diesem, zu erröten und
den Blick zu senken. Plötzlich traf Haldir die
Erkenntnis wie ein Schlag. Dass er da nicht früher
dran gedacht hatte.
„Du hast
noch nie einen Elben geliebt, oder?“ fragte er. Legolas
errötete noch ein bisschen mehr, nickte und wich
Haldirs Blick aus. Doch dieser drehte das Gesicht seines
Geliebten so, dass sie sich ansahen.
„Ich werde
die zeigen, wie es sich anfühlt.“, sagte er sanft,
„Alles für dich nin bain.“
Der Elbenprinz
lächelte glücklich und zog Haldir zu einem
leidenschaftlichen Kuss zu sich. Dieser löste sich
nach einer kleinen Ewigkeit von Legolas Lippen, um dessen
Körper zu erkunden. Seine Lippen glitten sanft
zunächst über den Hals und wenig später
über die Brust und den Bauch des Elbenprinzen.
Derweil fanden auch Haldirs Hände sanft ihren Weg
über die sanfte Haut von Legolas. Dieser atmete
heftigst und bald wurde Haldirs Tun zu einer süßen
Qual. Immer wieder stöhnte der Elb des Düsterwaldes
auf, wenn seines Geliebten Lippen oder geschickte Finger
eine besonders empfindliche Stelle fanden, während
er selbst den Körper seines Geliebten erforschten.
Zufrieden stellte Legolas sehr bald fest, dass seine
Berührungen sein Gegenüber genauso aus der
Fassung brachten. Sie pressten sich gegen den anderen
und ließen ihre Zungen miteinander spielen, nur
unterbrochen von immer heftiger werdenden Stöhnen.
„Erlöse
mich..“, presste Legolas hervor.
Haldir lächelte,
spürte aber, wie der Elbenprinz scheu zurückschreckte,
als seine harte Männlichkeit dessen zarte Öffnung
berührten. Legolas ganze Körper verkrampfte
schlagartig. Der Elb aus Lorien schlang seine Arme um
seinen Geliebten und fuhr mit seinen Lippen spielerisch
über dessen Hals. Sehr bald bemerkte Haldir, wie
sich sein Geliebter unter diesen Berührungen entspannte,
so dass er den Weg in Legolas Inneres ohne Probleme
und ohne seiner Liebe wehzutun, fand. Dieser stöhnte
auf, als er seinen Geliebten so nah spürte wie
nie zuvor. Haldir genoss es für einen Augenblick
bewegungslos, ein Teil von Legolas zu sein. Wenig später
verlor er die Kontrolle, die Welt verschwamm um sie.
Legolas wand sich lustvoll unter den Stößen
des Elben aus Lorien. Haldirs Hände glitten über
die bebenden Muskeln des Elbenprinzen, bis er dessen
harte Männlichkeit ergriff, um sie mit heftigen
Bewegungen zu massieren. Legolas war in einem Rausch
gefangen und krallte sich am Bett fest. Haldir spürte
wenige Augenblicke darauf, wie sein Geliebter unter
seinen Händen mit einem lauten Stöhnen den
Höhepunkt erreichte. Der Elb aus Lorien stieß
heftiger zu und heiße Wellen liefen durch seinen
nun verschwitzt glänzenden Körper. Dann war
er mit einem Aufschrei genau dort, wo Legolas kurz zuvor
gewesen war.
Die beiden
Elben sanken erschöpft auf die Kissen. Während
Haldir noch nach atmen rang, spürte er bei seinem
Geliebten ein leichtes Zittern. Schnell zog er ihn ganz
nah zu sich.
„Alles in
Ordnung, nin bain?“, fragte er ihn flüsternd.
Legolas
nickte und schaute in die wunderschönen Augen von
Haldir. Dann küsste er seinen geliebten sanft und
lächelte.
„Ich liebe
dich..“, seufzte der Elbenprinz seelig, „Du bist wundervoll...“
Haldir stich
eine Haarsträhne aus Legolas Gesicht.
„Ich liebe
dich mehr.“
Bevor Legolas
etwas dagegen sagen konnte, verschloss ihm der Elb aus
Lorien mit seinen Lippen den Mund. Dann verwöhnte
Haldir seinen Geliebten mit tausend kleinen Küssen,
die der Elbenprinz glücklich erwiderte und zurückgab.
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