Titel: Entscheidungen des Herzens - Teil 9 - 12
Autor: Eldalia


9

Der König war kein Elb großer Einleitungsworte, und so kam er gleich zum Punkt.

“Sie ist eine wahre Schönheit, mein Sohn. Du wirst sie sofort lieben, wenn du sie siehst.“, schwärmte Thranduil.

“Du willst mich mit jemandem verheiraten, den ich nicht einmal kenne? Ich verstehe das nicht.“, entgegnete sein Sohn ruhig.

“Du wirst sie kennen und lieben lernen, das verspreche ich dir!? gab der König des Waldlandreiches zurück.

“Und was, wenn ich sie nicht lieben lernen will. Vater, ich will nicht heiraten!“. Legolas schaute seinen Vater bittend an.

“Du wirst heiraten, sie trifft übermorgen hier ein!“, entgegnete Thranduil streng, der mittlerweile dabei war die Geduld zu verlieren. Seit Tagen schob sein Sohn alles hinaus.

„Ich will aber nicht!“, entgegnete Legolas genauso barsch und verzog das Gesicht. Haldir stand neben ihm und musste sich ein grinsen verkneifen. Er kannte Legolas Sturheit nur zu gut und er liebte es ihn schmollen zu sehen. Er musste der Versuchung widerstehen, den Prinzen an sich zu ziehen und zu küssen. Thranduil würde einen Herzinfarkt kriegen.

“Du wirst heiraten mein Sohn. Es ist deine Pflicht als Prinz für Thronerben zu sorgen!“

“Ach, und meine Brüder hatten diese Pflicht nicht?“

“Doch, sie hatten sie, nur sind sie schon nach Valinor zurückgekehrt.“

“Ja, und gerade weil ich der einzige bin, der den Fehler gemacht hat hier zu bleiben, muss ich jetzt jemanden ehelichen, den ich nicht liebe?!“.

Legolas war sichtlich verärgert.

Thranduil aber wurde nun richtig zornig.

“Du wirst heiraten, weil ich es so will!“

“Weil du es so willst Vater? Ich bin alt genug, um selbst entscheiden zu dürfen, was ich tue und was nicht!“

Haldir seufzte leise. Jetzt ging der Streit schon wieder los.

“Warum weigerst du dich so vehement dagegen, heiraten zu wollen mein Sohn?“, fragte Thranduil mühsam beherrscht.

“Weil ich nicht bereit dazu bin. Schon gar nicht ,wenn es jemand ist, den ich nicht liebe.“

“Bei Eru, woher willst du denn wissen, dass du sie nicht liebst?“, wetterte Thranduil, „Du hast sie doch noch nicht einmal gesehen.“

“Eben, ich habe sie noch nicht einmal gesehen und du willst mich mit ihr vermählen. Was wenn ich sie nicht lieben kann?“

“Du versuchst es ja nicht einmal.“

“Ich will nicht heiraten!“, machte Legolas seinen Standpunkt klar und er blickte kurz Haldir an, der schon ziemlich unter dem Streit litt.

“Du wirst heiraten und zwar in genau einer Woche. Die Vorbereitungen sind bereits getroffen.“

Geschockt blickte Legolas seinen Vater an und verstand im ersten Moment gar nicht, dass Haldir den Thronsaal verlies. Damit hatte er bei den Valar nicht gerechnet.

“Vater, das kannst du nicht machen. Du kannst mich nicht gegen meinen ausdrücklichen Wunsch vermählen!“

“Oh doch, dass kann ich, und das werde ich!“

“Aber...!“, setzte Legolas wütend an.

“Nichts aber! In zwei Tagen wird deine Braut hier sein und Du wirst ihr den Hof machen! Das wir uns verstanden haben.“

“NEIN; das werde ich nicht tun!!“, brüllte Legolas und stürmte ebenfalls aus dem Thronsaal. Thranduil stand auf. Die Diskussion war noch nicht beendet.

Erstaunt sprangen die Palastwachen des Königs auseinender, als Haldir an ihnen vorbeistürmte. Verstörte und entsetzte Blicke folgten dem Elben aus Lorien, denn sie spürten deutlich den Schmerz und die Verzweiflung die von ihm ausgingen. Er bewegte sich mit unglaublicher Geschwindigkeit, als würde er vor etwas davonlaufen, oder jemandem.

Kurze Zeit später wurden die Wachen ein zweites Mal auseinander geschreckt. Der Prinz von Düsterwald verließ wutschnaubend den Thronsaal. Doch als er draußen vor dem Palast stand wandelte sich sein Zorn sehr schnell in Besorgnis.

„Wo ist er?“, fragte er die äußere Palastwache.


“Wer mein Prinz?“, kam die verwirrte Gegenfrage.

“Haldir von Lorien. Der Elb der mich begleitete.“, antwortete Legolas ungeduldig.

“Wo er ist kann ich nur vermuten, denn er rannte als wäre der dunkle Herrscher persönlich hinter ihm her.“

“Welche Richtung?“, fragte Legolas nervös. Er ahnte schlimmes.

“Geradeaus mein Prinz.“

Kaum hatte man ihm die Antwort gegeben war der Elb schon losgesprintet. Immer wieder rief er Haldirs Namen, blieb stehen und lauschte. Doch er bekam keine Antwort.

Haldir hörte ihn nicht. Seine Gedanken wirbelten durcheinander. Im laufen wischte der Elb aus Lorien sich die Tränen aus den Augen. Er hatte es einfach nicht mehr ertragen, Thranduil redete nur noch davon das Legolas endlich seine Prinzessin heiraten musste. Sein Geliebter sollte heiraten. Auch wenn Legolas sich weigerte das zu tun, so konnte das nicht weitergehen. Haldir ertrug es nicht mehr, seine Liebe verstecken zu müssen. Es zerriss ihn innerlich. Er sehnte sich danach, Legolas küssen zu dürfen, wann er wollte. Er wollte ihn im Arm halten. Der ganzen Welt erzählen, dass er den Prinzen liebte, und das auch Legolas ihn liebte. Seine Gedanken stockten. Tat er das auch wirklich? Liebte Legolas ihn überhaupt. Ruckartig blieb er stehen. Der Weg war zu Ende und ein Abgrund tat sich vor ihm auf. Er hatte nun zwei Möglichkeiten: Einmal konnte er die Klippe hinunter springen, auf der er stand und damit Legolas frei geben, die zweite Möglichkeit wäre, zurückzugehen und seinem Schicksal ins Auge zu sehen. Doch hatte er die Kraft dazu?

Legolas hingegen wurde immer panischer. Er bekam keine Antwort auf seine verzweifelten Rufe. So musste der Elb sich auf sein Gefühl verlassen und folgte seinem Herzen. Schließlich fand er was er suchte. Haldir stand mit dem Rücken zu ihm, am Rande einer Klippe. Wie angewurzelt blieb Legolas einen Meter vor ihm stehen. Er musste nur die Hand nach ihm ausstrecken. „Haldir!“, krächzte Legolas, denn plötzlich schnürte ihm die Angst die Kehle zu.

“Wenn ich hinunter springen würde, wärst du frei.“, flüsterte der Elb aus Lorien ohne sich umzudrehen.

“Nein, ich würde dir in den Tod folgen.“, entgegnete Legolas. Haldir drehte sich um. Sein schönes Gesicht war tränen überströmt.

“Ich weiß. Vermutlich habe ich es deshalb noch nicht getan, aber vielleicht sollte ich springen...“.

“Nein!“, schrie Legolas verzweifelt. Die Tränen liefen ihm über die Wangen. „Wenn du springst, springe ich hinterher. Lieber folge ich dir in Mandos Hallen, wo wir zusammen sein können, als dass ich hier langsam und von Trauer zerrissen dahinschwinde.“

“Aber ich ertrage es nicht mehr. Die heimlichen Küsse, die ständige Angst gesehen zu werden, die Heimlichtuerei über unsere Liebe, die Streit mit deinem Vater! Ich liebe dich, aber ich kann einfach nicht mehr, und ich möchte nicht, dass du leidest!“ Haldirs Stimme brach ab und er wurde von Tränen geschüttelt. Er schwankte und fiel auf die Knie.

„Bei den Valar. Warum ist unsere Liebe eine solche Schande?“

Legolas sank ebenfalls auf die Knie und zog Haldir ins seine Arme. Er fühlte wie sich der Elb wehren wollte, doch einfach nicht die Kraft und nicht den Willen dazu hatte. Beruhigend wiegte er Haldir im Arm, auch wenn ihm selbst noch immer Tränen über die Wangen rannen.

„Ich liebe dich. Mehr als mein Leben. Ich kann es nicht mehr verheimlichen. Ich will es nicht mehr.“, flüsterte Legolas und küsste Haldir auf die Stirn. „Warum musste es erst so weit kommen bis ich mich dazu durchringen kann?“

Haldir schaute auf. Seine ozeanblauen Augen blickten ihn voller Liebe und Verständnis an.

„Weil du ein Prinz bist. Weil du Pflichten hast.“

“Und wenn ich der König der Welt werden könnte und mich zwischen dir, der Liebe meines ewigen Lebens, die ich jetzt zweimal beinahe verloren hätte, und der Krone entscheiden müsste, ich würde mich für dich entscheiden. Es ist mein Schicksal, dich zu lieben, und das Schicksal kann und soll man nicht umgehen. Ich will es auch gar nicht.“

“Dein Vater wird es nicht verstehen!“, wandte Haldir schwach ein und schmiegte sich dichter an den Elbenprinzen.

“Nein, dass wird er nicht, denn er hat aus Pflicht geheiratet, nicht aus Liebe. Doch ich will dich nicht verlieren. Ich würde es nicht überleben.“ Unsicher blickte er seinen Liebsten an. Haldir war von seinen Gefühlen so überwältigt, dass er kein Wort herausbrachte. Stattdessen küsste er Legolas. Erst zärtlich und zustimmend, dann verzweifelt und leidenschaftlich.

“Wir stehen das gemeinsam durch!“, flüsterte Legolas.

“Ja, wie wir alles durchgestanden haben.“, antwortete Haldir und lächelte schwach. Der Elb aus Lorien lies sich ganz ins Gras sinken und zog Legolas zu sich herunter. Sein Blick war fiebrig als er seinen Geliebten zu einem Kuss herabzog. Verzweifelt zerrten sie an der Kleidung des anderen, nur unterbrochen von hungrigen Küssen. Schon kurze Zeit später lagen sie nackt auf dem weichen Boden. Beide waren von einem Fieber ergriffen, das von der Angst vor dem kam, das auf sie zukommen würde, und von der gesammelten Verzweiflung und Sehnsucht, die sie fühlten. Hände glitten über Haut, Lippen über bebende Muskeln. Es war, als wollten beide jeden Zentimeter des anderen erkunden, das Stöhnen hören, das die Leidenschaft bestätigte. Sie wollten einander zeigen, wie sehr sie sich brauchten. Beide zitternden vor Erregung, als Haldir sich von Legolas samtigen Lippen losriss.

„Ich will dich in mir mein Prinz. Ich will das du ein Teil von mir bist.“, hauchte Haldir heißer. Legolas kam seinen Wunsch augenblicklich nach und Haldirs Herz wurde erstmals wieder leicht, als er spürte, wie Legolas Seele und seine eigene wie ihre Körper eins wurden. Unter ihnen schien die Erde zu beben, und über ihnen war der Himmel zum greifen nah. Sie vergaßen ihre Umgebung, ihren Schmerz. Es gab nur sie beide, nichts weiter, als über ihnen die Lichter der Welt explodierten.

Erschöpft ließen sie sich ins Gras sinken und tauschten zärtliche Küsse aus. Haldir genoss es, nach so langer Zeit endlich wieder in Legolas Armen zu liegen. Er hatte es genauso vermisst wie der Prinz des Düsterwaldes. Plötzlich kicherte Haldir fröhlich.

„Wenn dein Vater uns so sehen würde.“

Legolas lachte herzhaft. „Das würde ihm ganz und gar nicht gefallen.“

“Nein, dass tut es nicht!“ Eine schneidende Stimme brachte sie grausamst zurück in die Realität. Erschrocken fuhr das Paar herum und blickte in Thranduils wütendes Gesicht.


10

„Vater!“, entsetzt sah Legolas seinen Vater an.

“Nenne mich nicht Vater. Du bist eine Schande.“ Thranduil funkelte Legolas mehr als nur wütend an.

“Lass dir erklären!“, versuchte der Elbenprinz einzugreifen.

“Was willst du mir erklären? Ich habe genug gesehen!“ Der König spuckte ihm ins Gesicht. Haldir, der bis jetzt kein Wort gesagt hatte, sondern nur geschockt da saß, fragte sich, wie viel er wohl wirklich gesehen hatte.

“Nein Vater, du verstehst nicht. Ich liebe Haldir. Ich kann nichts dagegen tun.“

“Was weißt du schon von der Liebe? Du willst mir weiß machen, dass du einen Elben einer Elbin vorziehst? Er hat dich behext! Ich wusste schon immer, dass den Elben Loriens nicht zu trauen ist. Ich hätte ihn nie an meinen Hof lassen sollen!“. Thranduil redete sich in rage und der Elb aus Lorien wurde immer kleiner neben Legolas.

“Nein, das stimmt nicht. Ich habe Haldir schon geliebt, bevor er die Grenzen des Waldlandreiches überhaupt jemals überschritten hatte!“ Der Prinz stand auf und baute sich jetzt ebenfalls wütend vor seinem Vater auf. „Ich liebe ihn und wenn es sein muss, werde ich dafür alles aufgeben.“

Haldir sah, wie Thranduil zurückzuckte. Damit hatte er nicht gerechnet. Er sah, wie die Wut kurzzeitig etwas anderem wich, doch er konnte nicht sagen, was es war. Er wagte einfach das Wort zu ergreifen.

„Mein König, wir lieben uns, und wir können nichts dafür. Es war Schicksal das wir uns begegnet sind. Legolas hat mir mehr als einmal das Leben gerettet!“

“Und dafür hast du ihn zu dir ins Bett gezerrt!“, unterbrach ihn der Elbenkönig barsch. Haldir wurde rot und verstummte. Legolas hingegen wurde nur noch wütender.

“Nein, das hat er nicht. Ich hab nichts von allem was passiert ist, gegen meinen Willen getan, und ich bereue nichts. Ich liebe ihn, und ich werde ihn nicht aufgeben. Ich werde NICHT die Prinzessin heiraten, die DU für MICH ausgesucht hast. Ich werde Haldir nicht verstoßen, bloß weil du und deine verstaubten Ansichten von Tradition und Pflicht es so wollen. Ich will dein Leben nicht!!“ Das letzte hatte Legolas geschrien, ohne dass er es gemerkt hatte. Haldir hatte ihm schon beschwichtigend die Hand auf die Schulter gelegt. Dankbar für dieses Zeichen der Unterstützung küsste der Elbenprinz die Finger, die auf seiner nackten Haut lagen. Das war zu viel für Thranduil.

“Bei den Valar, wie komme ich zu so einem Sohn? Du bist eine Schande für dieses Reich. Geh!!“

Legolas blickte erstaunt zu seinem Vater auf. Hatte er richtig gehört?

„Aber..“

“Ich sagte, GEH! Ich verbanne dich aus dem Reich Düsterwald, das unter MEINER Herrschaft steht. Noch vor Sonnenuntergang musst du die Grenzen des Reiches überschritten haben, oder du wirst sie mit deinem Geliebten..“, bei diesem Wort spuckte er ihm mit Abscheu vor die Füße, „..nicht lebend verlassen.“

Thranduil drehte sich um. Er ging gebeugt, als hätte er eine schwere Last zu tragen, oder wäre um Jahre gealtert. Verblüfft blickte Legolas seinem Vater hinterher, damit hatte er nicht gerechnet. Dann vernahm er Haldirs schwache Stimme. Es war kaum mehr als ein Flüstern.

„Meint er das ernst?“

Legolas drehte sich um. „Ja, er meint es ernst.“

Thranduil kochte vor Wut und es war wohl gut, dass dies ein sehr abgelegener Teil seines Reiches war. Er konnte es nicht fassen, was er gesehen hatte? Sein Sohn, der Prinz des Düsterwaldes, der Erbe dieses Reiches, trieb es mit einem Elben und als ob das nicht schon schlimm genug war, mit einem Elben aus Lorien, aus Galadriels Reich. Oh, er hatte es geahnt, dass es nur Unglück bringen würde, diesen Haldir hier leben zu lassen. Doch seine Freundlichkeit hatte gesiegt, denn sein Sohn schien diesem Elben zu vertrauen und ihn zu mögen. Thranduil schnaubte verächtlich.

„Ja, zu mögen, wer konnte denn ahnen das MEIN Sohn so ein liebestoller Narr ist.“

Thranduil verschwand zornig in seinem Thronsaal, die Palastwachen anweisend, niemanden, wirklich niemanden einzulassen.

Der König lies sich auf seinen Thron fallen, und plötzlich traf ihn die Erkenntnis wie einen Schlag. Er stützte den Kopf, der plötzlich so unglaublich schwer schien, in seine Hände. Was hatte er getan? Thranduil wollte schreien, so sehr tat seine Seele weh als er realisierte, was eben geschehen war. Er hatte ihn verstoßen, den einzigen, der von seiner Familie noch geblieben war, die Person, die er über sein Leben liebte. Wie war es nur so weit gekommen? Ja, er wollte schreien, doch er war nicht fähig dazu. Es schien, als hatte jegliche Form der Sprache seinen Geist verlassen. Aber er konnte die Verbannung jetzt nicht mehr rückgängig machen, oder? Er musste es doch tun, um sein Gesicht zu wahren. Er hatte ihn doch nur verheiraten wollen, um Legolas zu zeigen, welche Freude eine Ehe bringen konnte, selbst wenn sich die Parteien noch nicht kannten. Doch war dies wirklich der Grund gewesen. Hatte er tatsächlich deswegen auf die Vermählung bestanden? Schmerzhafte Erinnerungen überfluteten seine Gedanken.

Thranduil sah seinen eigenen Vater vor sich, am Tage seiner Vermählung. Auch er hatte bedenken gehabt, eine völlig unbekannte Elbin zu heiraten. Aber als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, war alles anders gewesen. Sie war der Grund gewesen, warum er lebte. Wie sehr hatte Thranduil seine Frau geliebt. Wie glücklich war er, als sie ihm drei Söhne schenkte, auf die er immer stolz sein konnte. Sie waren eine vollkommene Familie gewesen, bis zu jenem dunklen Tag im Düsterwald. Ein ganzes Heer von Orks fiel über die Elben her. Viele Leben hatte dieser Kampf gekostet und Thranduils Preis für den seinen Sieg war sehr hoch gewesen. Die Angreifer hatten ihm das Liebste genommen. Er sah seine Frau vor sich, als wäre es gestern gewesen. Ihr Gesicht im Schrecken und in Angst verzerrt und ihr Körper durchbohrt von 4 Orkpfeilen. Es hatte den
König zerrissen. Thranduil hatte in der darauffolgenden Zeit nicht auf den Schmerz seiner Söhne geachtet. Er trank, isolierte sich und wenn er einmal mit einem seiner Kinder sprach, dann waren es harte Worte gewesen. Vor allem Legolas litt sehr unter dem Tod seiner Mutter und der Ignoranz seines Vaters. Dabei war sein jüngster Sohn die einzige Verbindung Thranduils zur Schönheit seiner geliebten Frau. Er sah ihr so ähnlich. Manchmal, wenn der Prinz schlief, schlich der König in sein Zimmer, setzte sich neben sein Bett und betrachtete sein Gesicht die ganze Nacht, nur um sie zu sehen. Aber in anderen Augenblicken, in den Momenten, in denen der Schmerz zu groß war, hasste er seinen Sohn dafür, dass er allein durch sein Auftauchen die alten Wunden aufriss. Dennoch war es genau Legolas, der blieb, als seine älteren Brüder den Düsterwald verließen, weil sie Thranduils Launen nicht mehr ertrugen. Der Prinz harrte aus, trotz der Trunkenheit und des immer wiederkehrenden Jähzorns seines Vaters. Er hatte den König nicht aufgegeben und half ihm, seinen Hang zur Selbstzerstörung zu überwinden. Und dann? Dann musste Thranduil seinen Sohn nach Rivendell schicken und nachfolgend die größten Sorgen und Ängste ausstehen, die ein liebender Vater haben kann.

Aber Legolas war zurückgekehrt, zwar mit einem Elben aus Lorien, aber er war wieder zu Hause. Thranduil wollte ihn nicht wieder ziehen lassen. Dies war der Hauptgrund gewesen, warum er hatte Haldir an seinem Hofe wohnen lassen. Nein, er wollte Legolas nicht wieder hergeben, er wollte keine Nächte durchwachen und Ängste ausstehen. Er sollte heiraten und an der Seite des Königs im Düsterwald bleiben.

Thranduil fiel auf die Knie. Er wollte seinen Sohn doch nur halten, deswegen die Hochzeit, er konnte ihn doch nicht auch noch verlieren.

Was hatte er nur getan. Er hatte ihn VERBANNT!!!

Dieses Worte hallte in seinem Kopf wieder. „Verbannt...!“

Der König schlug die Hände vor sein im Kummer verzerrtes Gesicht. Er weinte, vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben, denn beim Tod seiner Frau war er so leer gewesen, dass er damals nicht einmal Tränen hatte vergießen können. Aber jetzt hatte er Tränen. Die Verzweiflung schüttelte ihn. Er hatte Legolas verloren.


11

Legolas vernahm Haldirs schwache Stimme, es war kaum mehr als ein Flüstern. „Meint er das ernst?“

„Ja, er meint es ernst.“ Bestätigte er und blickte seinem Vater grimmig hinterher. Dann wandte er sich Haldir zu, der entsetzt mit ansah, wie die grimmige Fassade des Prinzen bröckelte und etwas vollkommen anderem wich. Schmerz, ja Schmerz über allem und Verzweiflung. Legolas stand sehr wackelig auf seinen Füßen und Haldir eilte auf ihn zu um ihn zu stützen. Fest hielt er ihn im Arm und spürte, wie die Tränen des Prinzen über seine noch immer nackte Haut liefen. „Er hat mir alles genommen, was in seiner Macht stand“ schluchzte Legolas. Er verstand jetzt erst das ganze Ausmaß dieser Verbannung.

„Shh. Alles wir sich zum guten wenden“ versuchte Haldir hilflos seinen Geliebten zu beruhigen. Er war kein Elb großer Worte. Legolas schaute auf und seien so unglaublich blauen Augen schwammen in einem Meer aus Tränen. „Er hat mir alles genommen. Mein zu Hause, meine Freunde…“ das schluchzen unterbrach ihn wieder und Haldir hatte alle Mühe den zitternden Elben auf den Beinen zu halten. Haldir suchte nach Worten. Schließlich beruhigte sich Legolas ein klein wenig und Haldir nahm sein Gesich in beide Hände und zwang ihn so ihn anzusehen. Zärtlich wischte er ihm die Tränen aus dem Gesicht. „Aber dass, was er am allermeisten wollte hat er nicht geschafft Liebling, uns auseinander zu bringen.“ Über Legolas Gesicht huschte ein schwaches Lächeln.

„Das wird er auch nicht schaffen. Dafür habe ich zu lange schon gekämpft.“

Haldir küsste Legolas zärtlich auf die Stirn, er war noch nicht fertig. „Ich weiß nicht warum Legolas, aber ich glaube dein Vater wird sich das mit der Verbannung noch mal überlegen. Ich denke das war noch nicht das Ende dieser Geschichte.“

Erstaunt blickte Legolas ihn an. „Kannst du die Zukunft sehen?“

Haldir nickte leicht. „Gelegentlich. Aber es kann auch sein, dass ich einfach ein Optimist bin.“ Er grinste Legolas an und der lächelte zurück. Haldirs Blick glitt an Legolas Körper hinunter und sein Grinsen wurde noch breiter. „Aber ich glaube, bevor wir uns zu unseren Gemächern aufmachen um zu Packen sollten wir uns etwas anziehen. Oder willst du zum Abschied noch einen Skandal verursachen?“

Legolas blickte an sich herunter und musste lachen. „Ein kleiner Skandal wäre schon interessant, doch ich glaube das würde schon unter „Staatsaffäre“ laufen“

Haldir lachte glücklich. Legolas hatte seinen Humor wieder gefunden. Geschwind suchten sie ihre Kleider zusammen und machten sich schließlich kommplett angezogen, aber Hand in Hand, auf den Weg.

Thrandiul stand mühsam auf und trat zu einem der unzähligen Fenster seines Thronsaales. Als er hinaus blickte, sah der König seinen Sohn, der gerade zum Palast zurückkam, um seine Sachen zu packen. An seiner Seite war der Elb aus Lothlorien. Thranduil trat zurück, er wollte nicht mit ansehen, wie Legolas das Reich verließ - für immer.

Der Prinz ging so schnell wie möglich zu seinen Privaträumen, während Haldir das ihm zugewiesene Zimmer aufsuchte. Sehr bald waren alle wichtigen Sachen verstaut. Auf dem Weg nach draußen trafen die beiden auf Narion. In Legolas Augen spiegelte sich noch immer das Entsetzen über das gerade geschehene.

„Mein Prinz, ihr wollt uns schon wieder verlassen?“, fragte der Bedienstete sichtbar traurig.

„Ich...ich muß gehen, mein Freund.“, antwortete dieser bedrückt. Und leise, fast nicht hörbar fügte er hinzu: „Mein Vater...der König hat uns aus dem Reich verbannt.“

Narion glaubte, sich verhört zu haben.

„Was??????...Aber....warum?“, presste er mühsam hervor.

Haldir senkte den Blick.

„Meinetwegen....“, begann er, wurde aber vom Prinzen unterbrochen, der heftig mit dem Kopf schüttelte.

„Ich liebe Haldir!“, sagte er ohne Umschweife. „Und er liebt mich.“, fügte der Elb schnell hinzu.

„Vater hat es herausgefunden, auf einem Weg, auf dem er es nicht erfahren sollte. Er hat uns befohlen zu gehen und nie wieder zu kommen.“

Narions Gesichtsausdruck war ein völlig anderer, als die zwei Elben erwartet hatten. Da stand kein schockierter oder enttäuschter Diener des Königshauses. Vielmehr waren Vorahnung und Bestätigung in sein Antlitz geschrieben.

„Ich weiß, Legolas.“, meinte der Elb lächelnd.

„Du weißt..??? Woher..??“, fragte der Prinz sehr überrascht.

„Ich habe Haldirs Blick gesehen, als ich sagte, ihr seid etwas besonderes.“

Der Elb aus Lothlorien lächelte Narion an. Er hatte ihn liebgewonnen. Der Bedienstete war der Einzige gewesen, der Haldir hier mit Wohlwollen behandelt hatte. Durch ihn war die Zeit in Thranduils Haus ein wenig erträglicher gewesen.

Narion nahm Legolas und seinen Geliebten beiseite, nachdem er sich versichert hatte, dass die drei allein waren.

„Geht zur nord-westlichen Grenze. Dort ist ein Unterschlupf.“, sagte er leise. „Es ist nicht mehr als eine Scheune, aber der Ort ist versteckt und gechützt. Wartet dort auf mich.“

„Narion, ziehe du nicht auch noch Thranduils Unmut auf dich...“, protestierte der Prinz, aber sein Freund war unbeirrbar.

„Ihr werdet Verpflegung brauchen. Ich schaue, was ich entwenden kann. Wartet dort auf mich.“

Legolas nickte schließlich. Zum Reden war auch keine Zeit mehr. Die Sonne stand schon weit im Westen und wenig später waren die zwei Elben auf ihren Pferden unterwegs in Richtung Nordwesten.

Sie sahen nicht zurück, zu schwer war es für den Prinzen. Die Wachposten schauten ihnen verwirrt hinterher und Haldir spürte den Kampf seines Geliebten.

Thranduil saß zu diesem Zeitpunkt zusammengesunken in seinem Thronsaal.

Sein Sohn war gegangen.

Er war allein.


12

Die Sonne war fast untergegangen, als Legolas und Haldir die Nord-West-Grenze erreichten. Es würde ein weiter Umweg auf ihrer Reise nach Lothlorien werden, aber Narion zuliebe taten sie es. Als die Elben die Wachen passiert hatten, begann es zu regnen. Legolas führte sein Pferd abrupt in den dichten Wald zurück, sobald die Grenzposten außer Sichtweite waren. Trotz des kurzen Weges waren die zwei Elben bis auf die Haut durchnässt, als sie Narions Unterschlupf erreichten. Es war tatsächlich nicht mehr als eine Scheune. Der Boden war mit Stroh bedeckt, und alles deutete daraufhin, dass diese Hütte früher einmal als Pferdestall diente. Haldir schaute sich um. Das Dach war alt und überall taten sich Löcher auf, so dass er etwas suchen musste, um eine trockene Stelle zu finden.

Legolas stand etwas verloren an der Tür und beobachtete seinen Geliebten eine ganze Weile. Seine Gedanken kreisten um die Ereignisse der letzten Stunden. Erschöpft von seinen seelischen Kämpfen ließ er den Kopf sinken. Der Elb aus Lothlorien spürte erst den Blick, dann die Gefühle des Prinzen und sah auf. Er wusste, wie schwer das alles für ihn gewesen war.

„Es tut mir so leid...es ist alles meine Schuld.“, sagte Haldir leise.

„Nein....“, erwiderte Legolas, der den Kopf abrupt hob.

„Doch...ich hatte geglaubt, alles würde gut werden, ich hatte gedacht, ich könnte das Wohlwollen deines Vaters gewinnen...“, gab der Wachmann bitter zurück.

Legolas schaute seinen Geliebten hilflos an.

„Du hattest recht, nin bain.“, fuhr Haldir traurig fort. „Ich bin dafür verantwortlich, dass du kein zu Hause mehr hast.“

Der Prinz schüttelte heftig mit dem Kopf und trat ganz nah an den Wachmann Loriens heran, auf dessen Gesicht sich Tränen abzeichneten.

„Es war mein Willen.“, sagte er sanft. „Ich habe mich für dich entschieden, weil ich ohne dich nicht leben kann. Mein zu Hause bist du.“

Er strich die Tränen aus dem schönen Gesicht vor ihm und küsste seinen Geliebten zärtlich.

„Ich brauche dich.“, hauchte Legolas, nachdem sich ihre Lippen getrennt hatten.

Haldir lächelte verliebt, nahm die Hand des Prinzen und führte ihn in den hinteren und trockeneren Teil des Unterschlupfes.

Der Wachmann ließ sich auf das Stroh fallen, um den Prinzen gleich darauf zu sich herabzuziehen.

Ihre Lippen verschmolzen zu einem leidenschaftlichen Kuss. Legolas Hände gingen sofort zu den Schnüren, die das Obergewand seines Geliebten zusammenhielten. Doch Haldir war schneller und schälte den Prinzen aus dem regennassen Oberteil. Allerdings hielt er das Kleidungsstück so, dass Legolas Arme hinter dessen Rücken fixiert waren. Bewegungsunfähig sank dieser seinem Geliebten entgegen. Die heißen Lippen des Wachmannes kosteten jeden Zentimeter des wundervollen Körpers in seinen Armen. Legolas Atem ging bei jeder Berührung heftiger. Seine aufgezwungene Untätigkeit machte ihn wahnsinnig. Er wollte seine Hände über sein Gegenüber wandern lassen. Als Haldirs Zunge den Bauchnabel des Geliebten umkreiste, entwich diesem ein wohliges Stöhnen. Der Elb aus Lorien ließ den Prinzen los und nur Sekunden später fiel auch sein Oberteil ins Stroh. Sofort schloss sich Legolas Mund um die Brustwarzen seines Gegenübers und saugte an ihnen, so dass Haldir unkontrolliert aufstöhnte. Seine Hose wurde unangenehm eng, als die Zunge des Prinzen spielerisch seinen Körper hinab tanzte. Wenig später war der Elb aus Lothlorien von seiner lästigen Kleidung befreit und Leolas lächelte beim Anblick seines erregten Geliebten. Haldir dachte, er würde gleich den Verstand verlieren, als er spürte, wie Legolas Mund und Zunge seine Erektion in Besitz nahmen. Genüsslich kostete der Prinz alles, was sich ihm bot. Sein Geliebter wand sich heftig stöhnend unter den Berührungen. Kurz vor dessen Höhepunkt, ließ aber der Elb aus dem Düsterwald von ihm ab. Den Protest erstickte Legolas mit einem leidenschaftlichen Kuss. Mit geschickten Händen entledigte er sich schnell seiner verbliebenen Kleidung. Haldir nutzte das sofort und schloss seine schlanken Finger um den harten Stab seines Geliebten, um ihn mit leichtem Druck zu massieren. Legolas stöhnte auf und stieß immer wieder reflexartig in die Hand die ihn verwöhnte. Währenddessen suchten Haldirs noch untätige Finger sanft aber bestimmt nach der engen Öffnung des Prinzen. Ohne von der Erektion seines Geliebten abzulassen, drang der Elb aus Lorien in Legolas ein. Dieser sog hörbar die Luft ein, als ein zweiter und schließlich ein dritter Finger ihren Weg in ihn fanden. Für ein paar Sekunden verharrte Haldir so, bis die bittenden Blicke seines Gegenübers ihre Wirkung taten. Der Wachmann wusste genau, was seinen Geliebten aus der Fassung brachte. Mit immer schnelleren und härteren Bewegungen brauchte er den Prinzen unter seinen Händen an einem Punkt, an welchen sich Legolas nur noch Erlösung wünschte. Sein Blut kochte und alle klaren Gedanken waren aus seinem Kopf ausradiert. Immer wieder vernahm der Elb aus Lorien ein gepresstes ‚Oh...Haldir..’, aber als er spürte, wie sich im Körper seines Geliebten ein Höhepunkt aufbaute, hörte Haldir abrupt auf. Legolas hatte das Gefühl, es zerreisse ihn. Mit ungläubigen Augen starrte er seinen Liebsten an, doch bevor er etwas sagen konnte, legte dieser ihm einen Finger auf den Mund.

„Jetzt sind wir quitt.“, hauchte der Wachmann Loriens mit einem verschmitzten Grinsen, und der Prinz kam nicht umhin, ebenfalls zu lächeln, als Haldir sich aufrichtete und ihn auf sich hob.

Legolas schloss genüsslich die Augen, als sein eigenes Gewicht dafür sorgte, dass sein Geliebter ihn in Besitz nahm. Nie hatten sie sich einander so nah gefühlt, als Legolas begann, sich zunächst langsam und dann immer schneller auf Haldir auf und ab zu bewegen. Jedes Mal, wenn sein Geliebter sein Innerstes berührte, stöhnte der Prinz heftig auf. Haldir lehnte sich zurück, um ihm alle Bewegungsfreiheit zu geben, die der Elb aus dem Düsterwald brauchte. Der Wachmann genoss es, von Legolas verwöhnt zu werden. Lustvoll und hungrig wand er sich unter den Bewegungen des Prinzen. Beide schrien den Namen des anderen, als sie fast gleichzeitig kamen. Überwältigt von seinen Gefühlen, ließ sich Legolas kurz darauf auf Haldirs Brust fallen. Sein Blut rauschte in seinen Ohren und in seinem Kopf hallte jeder einzelne Herzschlag seines Geliebten wider. Dessen Arme schlossen sich um den Körper des Prinzen, um ihn ganz nah zu halten.

Eine halbe Ewigkeit verharrten sie bewegungslos in dieser Position, bis Legolas den Kopf hob, um seinem Gegenüber in die Augen zu sehen.

„Ich gehöre dir.“, flüsterte er. „Für alle Zeiten.“

Haldir strich sanft über das wunderschöne Gesicht vor ihm.

„Ich liebe dich, Legolas.“, gab der Elb aus Lorien sanft zurück. „Nichts wird uns jemals trennen!“

Ihre Lippen trafen sich in einem tiefen Kuss, bevor sie sich eng aneinander kuschelten.

Der Elbenprinz hatte sich noch nie so sicher und geborgen gefühlt, so dass er sehr bald in einen friedlichen Schlaf fiel. Haldir betrachtete noch lange das Anlitz seines Liebsten, bis auch er den Kampf gegen die Erschöpfung verlor und Legolas lächelnd in Reich der Träume folgte.


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