Titel: Verbotene Liebe (Het)
Autor: Eldameldis


Cassandra, die Heiler – Priesterin des Stammes blickte von ihrer Arbeit auf und runzelte die Stirn. Was war das für eine Aufregung auf dem Dorfplatz? Cassandra verschloss die Teegefäße, die sie gerade nachgefüllt hatte und ging nach draußen. Ah, die Jägerinnen waren wieder zurück gekehrt. Aber – 2 Tage zu früh, und statt Beute schienen sie eine Gefangene mit zu bringen. Die anderen Frauen bildeten eine Gasse, als Cassandra zur Mitte des Platzes schritt, um die Gruppe der Jägerinnen dort zu erwarten. Als sie genauer hinsah, erkannte sie ihren Irrtum: Lange, blonde Haare, ja, aber schmale Hüften. Zweifellos keine Frau, sondern ein Mann. Cassandra nickte im Geiste, als sie die Beweggründe der Frauen verstand. Der Amazonenstamm  brauchte mal wieder frisches Blut. Aber nach Körper- und Kopfhaltung zu urteilen, war er verletzt. Hatten sie das nicht vermeiden können? Nun musste sie ihn erst mal wieder gesund pflegen, bevor sie versuchten, ihn zu „überreden“ beim Stamm für Nachwuchs zu sorgen, ehe er wieder seiner Wege zog. Natürlich, nachdem Cassandra ihm die Erinnerung an alles Geschehene genommen hatte. Wozu war sie schließlich Priesterin? Die beiden Jägerinnen mit dem Gefangenen zwischen sich waren jetzt bei Cassandra angekommen und ließen den Gefangenen los, um die Hände zum rituellen Gruß frei zu haben. Der Mann sank vor Schwäche auf die Knie. Cassandra erwiderte den Gruß. Dann sah sie die beiden Frauen an. „Musste das sein? Konntet ihr ihn nicht unverletzt einfangen? 5 Amazonen –  Jägerinnen gegen einen Mann?“ Die übrigen drei Frauen waren auch zu ihnen getreten, eine antwortete: „Tut uns leid, Herrin, aber er hat sich tapfer gewehrt und 2 von uns auch verletzt. Da mussten wir etwas grob werden. Aber ich denke, es war die Mühe wert.“ Sie grinste. „Das werden wir dann feststellen.“ Erwiderte die Priesterin.  Er war ja offensichtlich ganz gut gebaut. Aber das war schließlich nicht alles. Hoffentlich war der Rest auch einigermaßen passabel...  Cassandra bückte sich, um den Kopf des Gefangenen an zu heben und ihm ins Gesicht zu schauen. Dabei glitt sein langes Haar nach hinten auf den Rücken. Cassandra sah zwei spitz zulaufende Ohren und zog scharf den Atem ein. Ein Elb! „Ihr Närrinnen habt einen Elben gefangen genommen! Darüber reden wir später noch! - Camilla!“ Ein etwa 15 jähriges Mädchen trat zu Cassandra. „Hilf mir, ihn in mein Haus zu bringen!“ Sie wechselte zur gemeinsamen Sprache: „Kannst du mich hören, Elbenherr?“ Der Elb nickte schwach. „Wir können dich nicht tragen, versuche zu gehen, es ist nicht weit, wir werden dich stützen.“

Camilla und Cassandra schoben ihre Schultern unter seine Achseln und hoben ihn vorsichtig auf. Der Elb stöhnte leise, setzte aber gehorsam einen Fuß vor den anderen. Sie führten ihn in Cassandras Haus und legten ihn vorsichtig auf das Bett. Cassandra brauchte nicht lange nach der Verletzung zu suchen: an der linken Hüfte war seine Kleidung blutdurchtränkt. Camilla kam schon mit einer Schüssel voll Wasser und Tüchern. Cassandra weichte den Stoff seiner Kleidung ein, um ihn von der Wunde zu lösen. Dann legte sie die Verletzung frei. Ah! Ein böser Schnitt, ohne Zweifel vom Schwert einer Amazone. Ziemlich tief. Da würde sie wohl nähen müssen. Sie blickte dem Patienten ins Gesicht. Die Augen waren geschlossen, der Atem ging flach und hastig. Er war ohnmächtig, um so besser. Sie verständigte sich mit einem Blick mit Camilla. Beide gingen an verschiedene Regale und holten Salben und Nähzeug. Cassandra öffnete zwei Krüge, tauchte zuerst ihre Finger in Öl und dann in die Betäubungssalbe, die sie auf den Wundrändern verteilte. Dann wusch sie sich die Hände und griff zu Nadel und Faden. Mit einigen geschickten Stichen nähte sie den Schnitt. Sie war gerade fertig damit, die Heilsalbe auf zu tragen, als der Elb leise seufzte, die Augen aufschlug und sich drehen wollte. Cassandra verhinderte dies durch einen schnellen Griff mit einer Hand an seiner Taille, mit der anderen auf der unverletzten Hüfte. „Bleibe noch ein paar Minuten still liegen, bis die Heilsalbe fest geworden ist. Danach darfst du dich auf setzen.“ Der Elb gehorchte, Cassandra spürte, wie er sich entspannte, und ließ los. Nach einer Weile prüfte sie die Festigkeit der Salbe mit der Fingerspitze, fand sie zufrieden stellend und sagte: „Nun kannst du versuchen, dich auf zu setzen.“ Aber das schaffte er allein nicht. Cassandra beugte sich über ihn und sagte: „Lege deine Arme um meinen Nacken.“ Das tat er, sie schob ihre Arme unter den seinen durch auf seinen Rücken und indem sie sich langsam aufrichtete, zog sie ihn mit nach oben in sitzende Position. Sein Kopf ruhte dabei an ihrer Schulter und er konnte ihren Frischen Duft nach Wiese und Kräutern wahrnehmen. Er ließ seinen Kopf einen Moment länger, als nötig, an ihrer Schulter ruhen. Und als sie ihn los ließ, streiften ihre Lippen wie zufällig über seine Stirn.

Camilla trat ein, einen dampfenden Becher in den Händen. Auf Cassandras fragenden Blick hin erklärte sie: „Bitterklee, Holunderblüten, Erdbeerstücke und 5 Tropfen Fellissaft.“ Cassandra nickte. „Gut gemacht.“ Sie nahm den Becher und hielt ihn dem Elben an die Lippen. „Trink. Das wird den Schmerz lindern und den Blutverlust ausgleichen.“ Er nahm einen tiefen, durstigen Schluck und sprach dann zum erstenmale mit weicher, angenehmer Stimme: „Ich danke dir, Lady....?“  -- „Cassandra. Dies ist meine Schülerin Camilla.“ Er nickte und wollte noch etwas sagen, aber da fielen ihm die Augen zu und er schlief ein. Cassandra nickte befriedigt. „Der Fellissaft wirkt immer wieder zuverlässig.“ Die beiden Priesterinnen brachten den Elben wieder in liegende Position. Dann zogen sie ihm die Reste der zerrissenen und schmutzigen Kleider aus, deckten ihn zu und verließen leise den Raum.

* * * * * *

In den folgenden Tagen geschah genau das, was Cassandra befürchtet hatte: Der Elb bekam Wundfieber. Cassandra widmete sich völlig seiner Pflege und überließ die übrigen Pflichten  dem Stamm gegenüber allein Camilla.

Um das Fieber zu senken, legte sie kalte Wadenwickel an, und mehrmals am Tage rieb sie seinen gesamten Körper mit kühlen, feuchten Tüchern ab. Manchmal küsste sie dabei zärtlich seine Stirn, seine Lippen.... Drei Tage und drei Nächte wachte Cassandra an seinem Lager und kämpfte gegen das Fieber. Zum Glück entzündete sich die Wunde nicht. Am Morgen des vierten Tages war das Fieber gesunken, und der Elb schlug die Augen auf. Cassandra war vor Erschöpfung neben dem Bett im sitzen eingedöst. Er betrachtete sie lange und lächelte schließlich warm. Als habe sie seinen Blick gespürt, schreckte Cassandra hoch und sah ihn an. „Du bist wach.“ Eine zarte Hand verweilte kurz auf seiner Stirn. „Das Fieber ist gesunken. Wie fühlst du dich?“
  ----   „Ziemlich schwach. Und ich...“ Er errötete. Cassandra hätte ihn in diesem Moment am liebsten in die Arme geschlossen. Statt dessen lächelte sie. „Ich verstehe schon.“ Sie reichte ihm einen leichten Hausmantel und drehte sich schicklich um. Als ihr ein kleiner, hilfloser Laut von ihm verriet, daß er nicht alleine aufstehen konnte, drehte sie sich zurück. Er hatte es geschafft, den Mantel über zu streifen, aber nun saß er auf der Bettkante und hatte keine Kraft mehr. Sie setzte sich neben ihn, legte einen Arm um seine Taille und stand, ihn dabei stützend, wieder auf. Er legte einen Arm um ihre Schultern und langsam gingen sie gemeinsam zur Tür, über einen kurzen Flur, bis zu einer weiteren Tür. Dort blieb sie stehen. „Den Rest musst du nun allein erledigen. Ich warte hier. Wenn du Probleme haben solltest, ruf nach mir.“  Sie ließ ihn los, und langsam, sich an der Wand abstützend, betrat er den Raum. Cassandra wartete vor der Tür, falls er Hilfe benötigen würde. Aber das war nicht der Fall. Nach einer Weile trat  er wieder zu ihr auf den Gang. Sie fasste ihn wieder unter und führte ihn zurück ins Schlafgemach, zu einem Sessel. „Setz dich für ein paar Minuten hier her, während ich das Bett richte.“ Er setzte sich und sah ihr dabei zu, wie sie die Kissen aufschüttelte und das Laken glattstrich. Dann half sie ihm zurück ins Bett. Er war froh, sich wieder ausstrecken zu können. „Ruh dich jetzt ein wenig aus. Bist du durstig?“ ---  „Ja, sehr!“  Sie goss aus einem Krug etwas in einen hohen Becher und reichte ihn dem Elben. Aber er war so schwach, daß er ihn nicht allein halten konnte, und so half sie ihm. „Du bist so schwach wie ein frisch geschlüpftes Küken.“ Er lächelte. „Ich denke, das nächste Mal werde ich im Ei drin bleiben.“ Sie lachte leise, es klang wie silberne Glöckchen.  „Nun ruhe ein wenig, später werde ich dir dann etwas zu essen bringen.“ Kaum hatte Cassandra den Raum verlassen, da fielen ihm auch schon wieder die Augen zu.

Als er erwachte sah er als erstes Camilla, die mit einer Handarbeit an seinem Bett saß. Sie blickte auf. „Oh, du bist wach. Cassandra hat Anweisung gegeben, sie sofort zu holen, sobald du auf wachst. Ich gehe zu ihr.“ Und weg war sie. Kurz darauf trat Cassandra ein, in den Händen ein kleines Tischchen, auf dem eine Schale stand, von der ein verführerischer Duft aufstieg. Sein Magen meldete sich laut und deutlich. „Da brauche ich dich ja wohl gar nicht erst zu fragen, ob du Hunger hast....“ sie stellte das Tischchen ab und half ihm, sich auf zu setzen. Dann placierte sie das kleine Tablett über seinen Knien, so daß er bequem essen konnte. Wenn er denn in der Lage gewesen wäre, auch nur den Löffel zu halten.... Also nahm sie ihm den Löffel wieder aus der Hand und begann, ihn wie ein Kind zu füttern. Es war eine kräftige Brühe, mit klein geschnittenem Gemüse und Reis. So groß sein Hunger gewesen war, er schaffte nicht mehr als ein paar Löffel. Cassandra nahm das Tablett wieder weg, und er lehnte sich erschöpft zurück. „Leg dich wieder hin. Auf den Bauch, wenn das geht, ohne daß du die Suppe wieder ausspuckst.“
  Er verstand zwar den Sinn dieser Anweisung nicht, folgte aber. Sie zog die Decke von seinen Beinen empor bis zur Hüfte, dann schien sie zu zögern. Als er den Kopf wandte, sah er, daß sie aus einer kleinen Flasche eine Flüssigkeit auf ihre Hand gab und mit der anderen verrieb. „Was tust du da?“ fragte er. „Du wirst ziemlich lange liegen müssen, und ich möchte durch Massagen verhindern, daß deine Muskeln schwach werden. “Sprach’s und begann, mit sanften, aber kräftigen Strichen seine Wadenmuskeln zu massieren. Dann die Oberschenkel. Danach deckte sie seine Beine wieder zu und dafür Rücken und Schultern auf, um ihre Massage dort fort zu setzen. Er war in seinem Leben noch nie massiert worden, aber er empfand es als äußerst angenehm. Nachdem sie fertig war, half sie ihm, sich wieder auf den Rücken zu legen, versprach ihm, später noch einmal nach ihm zu sehen, und ließ ihn mit seinen Gedanken allein. Kurze Zeit später schlief er schon wieder.

Dieser Tagesablauf wurde bald zur Gewohnheit. Cassandra kümmerte sich um ihn, brachte ihm zu essen und zu trinken, massierte ihn, und wenn es ihre übrigen Pflichten gestatteten, blieb sie nachmittags bei ihm sitzen und beantwortete seine Fragen nach dem Leben eines Amazonenstammes. Warum die Frauen ihn ursprünglich gefangen genommen hatten, erklärte sie ihm allerdings nie. Eines Nachmittags, nach der Massage, deckte sie ihn nicht wieder zu, sondern im Gegenteil weiter auf und sagte: „Ich muss mir deine Wunde ansehen.“ Mit leichten Fingern tastete sie die Umgebung der Wunde ab, ohne jedoch den Salbenverband zu lösen. „Willst du mir nicht deinen Namen nennen, damit ich Dich nicht ständig mit ‘Herr Elb‘ anreden muss?“ fragte sie so nebenher. „Gerne, das hätte ich längst tun sollen, verzeih mir bitte meine Unhöflichkeit. Ich heiße Legolas.“ Ihr Kopf ruckte hoch. „Legolas, Thranduils  Sohn?“ flüsterte sie. Er nickte. „Ja.“  Cassandra atmete tief durch, beendete ihre Untersuchung und erhob sich. „Ruht jetzt ein wenig, mein Prinz, ich werde später noch einmal nach Euch sehen.“ Sie neigte den Kopf und verließ den Raum. Er sah ihr verdutzt nach

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In den nächsten Tagen sah er Cassandra kaum. Camilla brachte ihm das Essen, richtete das Bett, massierte ihn (längst nicht so sanft, wie Cassandra das getan hatte) und half ihm nach draußen. Cassandra kam nur zwei mal und sah nach seiner Wunde. Aber sie untersuchte ihn nur kurz, plauderte nicht wie vorher, und war schnell wieder verschwunden. Er verstand das nicht. Nach weiteren 10 Tagen war er soweit gekräftigt, daß er alleine aufstehen konnte. An einem Morgen, Camilla hatte ihm erlaubt, sich nach dem Frühstück auf die Terrasse in die Sonne zu setzen, trat plötzlich Cassandra zu ihm. „Ihr seht schon viel besser aus.“  -- -- „Danke, ich fühle mich auch mit jedem Tag kräftiger.“ -- --  „Glaubt Ihr, ein Stück gehen zu können?“ -- -- „Das denke ich schon. Wo soll es denn hingehen?“ -- --  „Nun, ich dachte mir, nach der langen Zeit im Bett sehnt Ihr Euch vielleicht nach einem Bad.“ -- -- „Sehr taktvolle Umschreibung dafür, daß ich eines nötig habe. Aber die Antwort ist ein großes JA!“

Der Weg erwies sich als weiter, als er angenommen hatte, und nach ¾ der Strecke (aber das wusste er nicht) legte sie wieder den Arm um seine Taille, um ihn zu stützen. Als vor ihnen ein Höhleneingang zu sehen war, brach Cassandra plötzlich das Schweigen:  „Ich muss Euch etwas fragen, Hoheit: wie ist es mit dem Schamgefühl der Elben bestellt?“ -- --  „Ich verstehe diese Frage nicht...“ -- -- „Nun, wie es aussieht, haben wir Beide Eure Kräfte etwas überschätzt. Ich fürchte, wenn ich Euch allein baden lasse, ertrinkt Ihr.“ In diesem Moment betraten sie die Höhle, und er verstand. Das war keine normale Badewanne. Das war auch keine etwas größere Badewanne. Das war ein kleiner See.

„Der Weiher wird von einer warmen Quelle im Boden gespeist. Dort hinten, an der Höhlenwand ist der Abfluss.“
  erklärte Cassandra. „Also, wie lautet Eure Antwort?“ -- -- „Nun, ganz einfach. Du hast mich lange genug gepflegt, und das bestimmt nicht mit geschlossenen Augen. Es wäre wohl mehr als albern, sich plötzlich zu genieren. Außerdem möchte ich wirklich gerne baden.“ Sprach’s, streifte den Hausmantel ab und ging auf das Wasser zu. Cassandra löste eine Nadel an ihrem Gewand, ließ es zu Boden fallen und folgte ihm. Vom Rande des Weihers nahm sie ein kleines Säckchen, öffnete es und schüttete von dem Inhalt etwas auf ihre Hand. Dann gab sie das Säckchen an Legolas weiter. „Seifenkraut.“  Aha. Das erklärte ja so ziemlich alles. Ohne recht zu wissen, warum, tat er es ihr nach.(Er kannte nur Badeöle, die man dem Wasser beimischte. Aber das ging ja hier wohl schlecht...) Sie vermischte das Pulver in ihrer Hand mit etwas Wasser, und es schäumte auf. Den Schaum verteilte sie auf Gesicht und Körper, rubbelte sich ab und tauchte dann unter, um alles wieder ab zu spülen. Seifenkraut! Jetzt verstand er. Nachdem er sich ebenfalls abgeschrubbt hatte, drehte er sich wieder zu Cassandra um und erstarrte. Er hatte sie niemals anders als mit zu einem Zopf geflochtenen und am Kopf festgestecktem Haar gesehen. Nun hatte sie den Zopf gelöst, und das Haar fiel ihr wie ein schwarzer Schleier bis beinahe zu den Hüften. Sie bemerkte seinen Blick nicht, denn sie drehte ihm den Rücken zu und war eben damit beschäftigt, die letzten Seifenreste aus dem Haar zu spülen. Jetzt war sie fertig und drehte sich zu ihm um. „Am Rande des Weihers ist unter Wasser sowas wie eine Bank angebracht. Wenn Ihr Euch dort hinsetzen wollt, kann ich Euch das Haar auch waschen, ohne daß Ihr dabei ertrinkt.“  Er ging und setzte sich an die angegebene Stelle. Cassandra kam und setzte sich hinter ihn. Dann zog sie seinen Kopf sanft nach hinten, an ihre Brust und befeuchtete sein Haar. Gab Seifenkraut dazu und massierte mit kräftigen Fingern seine Kopfhaut, bis sie prickelte. Er stöhnte wohlig auf. Vorsichtig, um kein Wasser in seine Augen kommen zu lassen, spülte sie die Seife wieder aus. „Bleibt nun bitte noch eine Weile sitzen, mein Prinz, wenn es geht so, daß die Wunde unter Wasser bleibt.“ Er tat, wie sie gesagt hatte, und sie fügte erklärend hinzu: „Ich muss den Salbenverband entfernen. Und das geht besser und mit weniger Schmerz für Euch, wenn er vorher eingeweicht wurde.“ -- --  „Wie lange wird das dauern?“ -- -- „Nur wenige Minuten. Warum, geht es Euch nicht gut, Hoheit?“ -- -- „Doch, doch, ich wollte es nur wissen...“ In Wahrheit sehnte er sich danach, daß sie ihn wieder in ihre Arme nähme.... Sie setzte sich neben ihn und tastete mit leichten Fingern über den Verband. An einer Stelle löste er sich. „Das könnte jetzt etwas unangenehm werden.“ Mit einem leichten Ruck entfernte sie die Salbe. Legolas biss die Zähne zusammen, um nicht auf zu stöhnen. „Jetzt kommt bitte aus dem Wasser.“ Sie stützte ihn dabei, griff sich aber im vorbeigehen ein großes Handtuch und wickelte sich darin ein. Ein zweites, kleineres wand sie ihm unterhalb der Verletzung um die Hüften. Sie führte ihn zu einer Steinbank und bat: „Legt Euch bitte hin, damit ich mir die Wunde ansehen kann.“ Als er es getan hatte, setzte sie sich neben ihn und tastete sanft die verheilende Wunde und deren Umgebung ab. Es war beinahe wie ein Streicheln. Ihr Haar war nach vorne gefallen und kitzelte ihn auf der Brust. Legolas spürte, wie er immer stärker auf ihre Nähe zu reagieren begann. Er hob die Hand und streichelte sanft die Rundung ihrer Schulter. Sie fuhr zurück. „Bitte, tut das nicht, Hoheit.“ -- -- „Aber warum denn nicht, magst du es nicht?“ -- --  „Doch, viel zu sehr!“  Mit diesen Worten sprang sie auf und lief nach draußen.

* * * * * *

Durch die immer noch etwas schmerzende Wunde leicht behindert, stand er nicht ganz so schnell auf und folgte ihr. Man brauchte kein Fährtenleser wie Aragorn zu sein, um ihr zu folgen, denn ihre noch nassen Füße hatten im trockenen Gras deutliche Abdrücke hinterlassen. Ebenso wie die Tropfen, die aus ihrem feuchten Haar zu Boden gefallen waren. Er brauchte nicht weit zu gehen. Ihr Haus stand am Rande des Dorfes, dahinter erstreckte sich der Wald. Er fand sie auf einer Lichtung, einen Arm an einen Baum gelegt, das Gesicht auf dem Unterarm und mit bebenden Schultern. Leise trat er hinter sie. „Cassandra...“ Sie drehte sich um, wollte erneut weg laufen. Aber diesmal war er darauf vorbereitet, und hielt sie sanft, aber energisch an den Schultern fest. „Lauf doch nicht wieder weg. Ich möchte mit dir reden.“  An ihren Augen sah er, daß sie geweint hatte. „Ihr solltet nicht so lange stehen, Hoheit.“ Sie ließ sich ins Gras fallen, und zog ihn mit sich. „Nun, mein Prinz, worüber wollt Ihr reden?“ -- -- „Darüber zum Beispiel: du hast mich nach meinem Namen gefragt, und ich habe ihn dir gesagt. Aber du hast mich noch nicht einmal mit Namen angeredet. Du sagst immer nur ‚Hoheit‘ und ‚mein Prinz‘. Warum?“ -- -- „Aber Ihr seid doch nun einmal ein Prinz.“ -- -- „Als du das noch nicht wusstest, hast du dich ganz anders benommen. Seit ich meinen Namen nannte, ist sowas wie eine Wand zwischen uns. Cassandra! Während des Fiebers hatte ich immer mal wieder lichte Momente, und da glaubte ich, deine Lippen zu spüren, hier“ er nahm ihre Hand und führte sie zu seiner Stirn, „hier,“ zu seinem Mund, „und einmal – hier.“ Er legte die Hand über das Badetuch, an die Stelle, wo darunter seine Männlichkeit lag. „Habe ich das alles nur geträumt, Cassandra?“ Sie senkte die Augen. „Nein, das habt Ihr nicht.“ flüsterte sie. „Warum ist dann jetzt auf einmal alles so anders?“ -- -- „Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.“ -- -- „Bitte.... Cassandra....“ seine Stimme klang hilflos. Sie hob den Kopf und er sah die Verzweiflung in ihren Augen. „Legolas, versteh‘ doch! Du bist vom schönen Volk, unsterblich, von königlichem Blut. Ich bin nur eine Sterbliche. Eine kleine, unwichtige Priesterin. Es darf nicht sein! Legolas, ich habe dich geliebt, vom ersten Moment an, als ich in deine Augen blickte. Und ich begehre dich. Mein ganzer Körper schreit danach, dich zu fühlen, zu berühren, zu liebkosen....“ stöhnend legte sie den Kopf an seine Schulter. „Aber es darf nicht sein, es darf nicht! Darum habe ich Distanz gewahrt...“

„Cassandra, aber ich liebe dich doch auch! Was sollte uns hindern, den Bund...“ -- -- „Nein!“ Sie schrie es beinahe und verschloss ihm mit ihrer Hand den Mund. Was er dazu ausnutzte, ihre Finger zu küssen. „Nein! Wirf die dir geschenkte Unsterblichkeit nicht einfach so weg! Nicht wegen mir, tu es nicht! Aber gewähre mir eine Gunst: Lass mich dich einmal nur berühren....“ Wortlos schloss er sie in seine Arme, und ihre Lippen trafen sich. Ihre Hände streichelten seinen Rücken, wanderten dann nach vorne, über seine Schultern, seine Brust, sie ließ ihre Lippen den Händen folgen, Knabberte sanft an seinen Brustwarzen, liebkoste sie mit der Zunge.... Er stöhnte dunkel auf.
  Seine Hände lösten das Handtuch um ihren Körper, begannen nun sie zu erkunden... Seine Schwäche vergessend, stand er auf, sie mit sich ziehend, ihre beiden Körper eng an einander geschmiegt. Streichelnd, liebkosend, glitten ihre Hände langsam tiefer, näherten sich gefährlich seiner Männlichkeit. Sanft hielt er sie fest. „Cassandra, nein.“ Sie schaute ihn mit fragenden Augen an. „Du kennst wahrscheinlich nur menschliche Männer...“  Sie antwortete nicht. Genau genommen, kannte sie überhaupt keinen Mann, jedenfalls nicht so, wie er das im Moment meinte. Aber das verriet sie nicht. Er fuhr fort: „ich bin da etwas anders, ich kann nicht so lange....“ er senkte verlegen den Blick. Dass sie ihre Jungfräulichkeit der Göttin geweiht hatte, bedeutete nicht, daß Cassandra keine Ahnung von der Sache an sich hatte. Die Amazonen pflegten ihre Töchter frühzeitig und gründlich auf zu klären. Zwar war Cassandra auf der heiligen Insel Avalon erzogen worden, aber der Unterschied war nur, daß dort die Unterweisung noch etwas gründlicher ausfiel. Aber das alles konnte Legolas nicht wissen.  Und so glaubte er, sie habe ihn falsch verstanden, als sie vor ihm auf die Knie sank, und ihre Lippen genau dahin legte, wo sie es während seines Fiebers schon einmal getan hatte. „Cassandra...“  aber sie konnte ihm jetzt nicht antworten, und für die nächsten Minuten bestand die Welt für ihn nur noch aus ihren Händen, ihren Lippen und ihrer Zunge. Auf dem Höhepunkt der Ekstase wollte er sich ihren Liebkosungen entziehen, aber mit sanfter Härte hielt sie ihn fest, und so ergoss er sich in ihren Mund, und sie trank von ihm. Dann überkam ihn die Schwäche, aber eine wohlige diesmal, und er sank zu Boden. Sie fing ihn auf, bettete seinen Kopf an ihrer Schulter, strich ihm sanft das Haar aus dem erhitzten Gesicht und bedeckte seine Augen, Wangen und Lippen mit kleinen, gehauchten Küssen. Nach einer Weile öffnete er die Augen. „Cassandra, so meinte ich das nicht. Du..“ -- --  „Psst...“  sie legte zwei Finger auf seine Lippen. „Hat es Dir nicht gefallen?“ -- -- „Wie kannst Du nur so fragen! Natürlich! Aber du....“  -- -- „Ich bin glücklich, wenn du es bist, mein Geliebter. Außerdem kannst du dich ja revanchieren...“ Er grinste lausbübisch. „Das werde ich. Verlas dich darauf.“  Sie lächelte versonnen. „Aber nicht hier und nicht jetzt. Schau, die Sonne geht unter. Wir sollten hineingehen, ehe es kühl wird.“ Seufzend musste er ihr recht geben. Aber – aufgeschoben war nicht aufgehoben. Ah, wie er diese Frau liebte! Und wie sehr er sie begehrte, jetzt noch mehr als vorher....

* * * * * *

Sie verwandelte sich und null Komma nichts wieder in eine Heilerin, half ihm aufstehen, bedeckte ihre und seine Blöße und stützte ihn auf dem Weg zurück ins Haus. „Leg dich bitte schon mal aufs Bett, ich komme auch gleich. Nein,“ lachte sie, „nicht, was du jetzt denkst. Ich muss deine Wunde zu Ende behandeln, mein Prinz.“  Überrumpelt von soviel Fachkompetenz legte er sich hin. Nach ein paar Minuten kam sie zurück: Sie hatte sich wieder ein Kleid angezogen, und ihr Haar aufgesteckt. Er lag nackt auf dem Bett, und sie setzte sich auf den Rand des Selben. Ihre Fingerspitzen tasteten, wie am morgen schon einmal, über die Wunde. „In Ordnung, ich kann die Fäden ziehen. Es könnte sein, daß das nicht ganz ohne Schmerz für dich abgeht. Wenn du es nicht aushalten kannst, geniere dich nicht, sag‘ es mir, dann gebe ich ein wenig Betäubungssalbe darauf.“ -- --  „Ist es dieses Zeug, von dem ich immer müde geworden bin?“  Sie lachte leise. „Nein, das war der Fellissaft, aber den brauchst du jetzt nicht mehr.“  Sie nahm ein kleines Messer, daß sie an einem Lederriemen um den Hals trug, und trennte die Stiche damit vorsichtig auf. Dann zupfte sie die losen Fadenenden aus seiner Haut. Er biss die Zähne zusammen, um nicht zu zucken. Um keinen Preis hätte er zugegeben, daß es weh tat. Aber er konnte nicht verhindern, daß alles Blut aus seinem Gesicht wich und ihm Schweiß auf der Stirn perlte. Als sie fertig war, nickte sie ihm anerkennend zu. „Das war sehr tapfer von dir. Ich habe starke Männer bei dieser Prozedur wie kleine Kinder schreien gehört.“ Sie küsste zärtlich seine Stirn. Dann erhob sie sich, wusch ihre Hände und kam mit der Heilsalbe wieder, um seine Wunde erneut damit ein zu streichen. Als sie fertig war und die Hände an einem Tuch abwischte, wollte er sich aufrichten, um sie an sich zu ziehen, aber wie an jenem ersten Abend hinderte sie ihn durch einen schnellen Griff an seine Taille und die unverletzte Hüfte. „Liegenbleiben! Weist du es schon nicht mehr?“  Aber sie lächelte dabei.  „Ich bin, so scheint mir, in deiner Gewalt...“   -- --  „ts,ts, doch nur zu deinem Besten...“  Und dann konnten sie Beide nicht mehr an sich halten und lachten laut los.

Sie wurde schnell wieder ernst. „du musst dir etwas anziehen, und heute Abend
  mit nach draußen kommen. Es wird eine Gerichtsverhandlung geben.“ -- -- „Warum soll ich dabei sein?“ -- -- „Weil es um dich geht. Die Frauen, die dich gefangen genommen haben, werden, wenn es nach mir geht, nicht straflos davon kommen.“ Ihre Augen blickten kalt und grimmig. So kannte er sie gar nicht. Sie hatte ihm eine Tunika und eine Hose aus weich gegerbtem Leder mitgebracht, und er zog sich an. Dann gingen sie gemeinsam zum Dorfplatz. Ein Feuer war entzündet worden, im Halbkreis darum herum saßen auf Holzklötzen etliche ältere Amazonen. Zwei Klötze in der Mitte waren noch frei, und dorthin führte Cassandra Legolas, und flüsterte ihm zu, sich zu setzten. „Die Verhandlung wird in unserer Sprache geführt werden, aber Camilla ist da, und wird für dich übersetzten.“  Und wirklich, als er sich umdrehte, sah er Camilla hinter sich stehen. Die fünf Frauen, die ihn gefangen hatten, wurden in die Mitte des Kreises geführt. Die Stammesälteste, eine wirklich uralte Frau, mit dünnem weißen Haar, sprach sie in der kehligen Sprache der Amazonen an. Camilla übersetzte getreulich jedes Wort. „Ihr seid heute Abend hier vor uns geführt worden, weil ihr euch eines schweren Vergehens schuldig gemacht habt. Ihr habt einen Elbenkrieger nicht nur gefangen genommen, sondern dabei auch lebensgefährlich verwundet. Was habt ihr zu eurer Verteidigung vor zu bringen?“  Die fünf Frauen sahen sich kurz an, dann trat eine vor. „Nur dies, Herrin: Wir wussten, daß der Stamm mal wieder einen kräftigen Mann brauchte, und die Gelegenheit war günstig. Dass wir einen Elben erwischt hatten, wussten wir nicht, das hat uns erst die Herrin Cassandra gesagt, als wir mit ihm hier eintrafen.“ Die Älteste wandte sich an Cassandra: “Entspricht das den Tatsachen?“ -- --  „Nun, ob sie ihn wirklich nicht als Elben erkannten, kann ich nicht sagen. Ich habe euch allen jedenfalls oft genug am Feuer vom schönen Volk erzählt, und auch beschrieben, wie die Elben aussehen. Wahrscheinlich haben sie nicht richtig zu gehört.“ -- -- „Das hast du in der Tat. Selbst ich erinnere mich an deine Geschichten.“ Eine andere Frau warf dazwischen: „Aber halten wir ihnen zu Gute, daß sie es für das gehalten haben, was Ihr eben sagtet: Geschichten. Wir glaubten alle bis vor wenigen Tagen, die Elben hätten Mittelerde schon lange alle verlassen.“ -- -- „Was sagt der Betroffene dazu?“ Sie wechselte zur gemeinsamen Sprache und wandte sich an Legolas: „Was ist Euer Wunsch, Herr, wie wir diese törichten Frauen bestrafen sollen?“  Legolas schluckte, damit hatte er nicht gerechnet. „Mir ist nichts geschehen.  Lady Cassandra hat mich aufopfernd gepflegt. Ich bin auf dem Wege der Genesung. Wenn es nach mir geht, braucht Ihr diese Frauen nicht weiter zu bestrafen. Ich denke, der Schreck über das Geschehene, und Lady Cassandras Strafpredigt an jenem Abend ist genug.“ -- -- „Ihr seid sehr gnädig, Herr. – Cassandra, wie lautet dein Urteil?“  Legolas griff verstohlen nach Cassandras Hand und drückte sie leise. Sie blickte auf. „Nehmt ihnen für 40 Tage ihren Status als Jägerinnen, und lasst sie im Garten und in der Küche arbeiten.“  Legolas atmete erleichtert auf. Er hatte Schlimmeres erwartet. „Gut gesprochen, Cassandra. So soll es sein.“ Die Älteste erhob sich und beendete damit die Verhandlung. Cassandra half Legolas auf, und gemeinsam gingen sie zurück zu ihrem Haus. „Das war ein anstrengender Tag für dich, mein Geliebter. Leg dich nun hin, und ruhe dich aus.“  Er gab es nicht zu, aber sie hatte recht. Er streckte sich auf dem Bett aus, und Cassandra setzte sich zu ihm. Er streckte seinen Arm aus und strich ihr mit der Hand über das Haar. „Warum hast du es wieder aufgesteckt? Du sahst so wunderschön aus, mit gelöstem Haar.“  -- -- „Weil es mir nur im Wege wäre. Außerdem tragen bei den Amazonen nur die ganz kleinen Mädchen das Haar offen. Wenn sie dann ihren Beruf gewählt haben, wird es geflochten und aufgesteckt, nur geflochten, oder abgeschnitten.“ -- -- „Abgeschnitten?“ -- -- „Ja. Für die Jägerinnen und Kriegerinnen wäre es lästig, jeden Tag aufs Neue lange Haare bürsten und flechten zu müssen. Abgesehen davon, daß ein Zopf sich bei einem Kampf lösen könnte, und der Feind es wahrscheinlich für eine gute Idee hielte, einen daran fest zu halten.“  -- -- „Das sehe ich ein. Aber alle anderen tragen ihr Haar so lang wie du?“  Sie wandte das Gesicht ab. „Ja.“  Das klang eher wie ein ‚nein‘. „Gibt es noch eine dritte Variante?“ Sie seufzte. „Nun gut, du hast mich gefragt und ich sollte dir alles sagen. Wenn eine Amazone sich – was selten vorkommt – entschließt, den Stamm zu verlassen, um für immer bei einem Mann zu leben, wird ihr von der Stammesältesten zum Zeichen ihrer Ehrlosigkeit das Haar bis auf Schulterlänge abgeschnitten.“ -- -- „Das heißt, ihr heiratet nie?“ -- -- „Nie. Wir suchen uns einen Mann aus, der unsere Tochter zeugt und dann verlassen wir ihn wieder und kehren zum Stamm zurück. Oder, wenn er eine Zeitlang bei uns gelebt hat, wird ihm seine Erinnerung an das, was passiert ist, genommen, und er wird verjagt.“ -- -- „Die Erinnerung genommen? – Wer kann denn so etwas?“  Sie flüsterte die Antwort so leise, daß nur seine scharfen Elbenohren sie hören konnten: „Jede Priesterin.“  Er schluckte schwer. Jetzt ergaben die Worte der Jägerin vorhin plötzlich einen Sinn. „War es das, was ihr mit mir vor hattet?“  Tränen liefen über ihre Wangen. „Bitte, hasse mich jetzt nicht dafür. Ja, das war es. Aber bei einem Elben funktioniert die Sache nicht. Ihr seid immun gegen unsere Kräfte... Bitte, Legolas, glaube mir. Ich....“ Er zog sie in seine Arme, bedeckte ihr Gesicht mit Küssen, streichelte sie sanft. „Ich glaube dir ja, Cassandra, ich glaube dir. Und ich liebe dich viel zu sehr, um dir böse zu sein. Aber weil ich dich so sehr liebe, möchte ich dich auch nicht entehrt sehen. Dennoch wünsche ich mir, daß du den Bund mit mir eingehst... Gibt es denn keine ehrenvolle Lösung?“  Sie löste sich von ihm und setzte sich auf. „Ich habe dir gesagt, daß ich nicht zulassen werde, daß du deine Unsterblichkeit für mich aufgibst. Doch, es gibt einen Weg. Keinen ehrenvollen, fürchte ich, aber es gibt ihn. Nimm mich mit dir. Der Stamm wird meine Entscheidung akzeptieren, und Camilla ist weit genug ausgebildet, um meinen Platz ein zu nehmen. Bezeichne mich als deine Lustsklavin, fessele mich mit einer Kette an deinen Thron oder an dein Bett, wenn dir das lieber ist. Nicht, daß ich fliehen würde, dafür liebe ich dich viel zu sehr. Aber um allen Anderen meine Kaste zu verdeutlichen. Ich werde immer für dich da sein. Dich immer lieben. Und wenn ich alt und hässlich geworden bin, und du meiner überdrüssig bist, dann nimm deinen Dolch und erlöse mich.“ Er sah sie entsetzt an. Das konnte doch nicht ihr ernst sein! „Cassandra, so etwas würde ich dir niemals antun!“ -- --  „Dann gibt es nur eine Alternative: Schenke du  mir die Tochter, die ich der Göttin schulde. Dann geh deiner Wege, und vergiss mich. Ich allerdings werde dich niemals vergessen.“ Sie schluchzte laut auf und vergrub ihr Gesicht in den Decken. Er zog sie in seine Arme und wiegte sie wie ein Kind, um sie zu beruhigen. „Cassandra“ flüsterte er hilflos „Cassandra...“

* * * * * *

Langsam beruhigte sie sich wieder. Inzwischen war es völlig dunkel geworden, und der Mond war auf gegangen. Da fand plötzlich ein Mondstrahl seinen Weg durch das geflochtene Blätterdach, berührte den Boden und verbreiterte sich. Legolas machte Cassandra darauf aufmerksam und staunend sahen sie, wie aus dem Strahl plötzlich eine wunderschöne Frau mit langen, blonden Haaren auf sie zu trat. Cassandra sank auf die Knie. „Göttin!“ Flüsterte sie. Und gleichzeitig Legolas: „Elbereth!“  Die Frau war nun deutlich zu sehen, ihr Gewand flatterte in einem unirdischen Wind. „Ja, meine Kinder. Ich habe deine Verzweiflung gespürt, Cassandra, meine Priesterin, und die deine, Legolas. Und ich bin gekommen, um zu sehen, ob euch zu helfen ist.“ Cassandra hörte die Stimme der Göttin in ihrem Kopf weiter sprechen: „Wenn ich dir die Wahl überließe, meine Tochter, unsterblich zu werden, wie er, oder aber ihn für dich sterblich zu machen, wie würde deine Entscheidung lauten?“  Cassandra antwortete: „Göttin, DU kennst meinen Wunsch, ihm seine Unsterblichkeit zu erhalten. Aber es wäre vermessen von mir, meinerseits um diese Gnade bitten zu wollen...“  Die Göttin wandte sich zu Legolas, und Cassandra konnte nicht hören, was sie ihn fragte, und auch nicht, was er antwortete, denn er sprach nur in Gedanken, so wie sie zuvor. Dann sagte sie: „Nun, meine Kinder, so sei euch dieser Wunsch gewährt. Unter einer Bedingung: Geht nicht für immer zurück in den Düsterwald. Wandert durch Mittelerde. Du, Cassandra, heilend und lehrend. Denn zu viel von der Kunst des Heilens ist bereits verloren gegangen. Und du, Legolas, sie beschützend, denn diese Welt ist voller Gefahren, selbst für eine Amazone. Die Last der von dir bereits durchlebten Jahrtausende soll von deinen Schultern genommen werden, Legolas. Nicht aber die Erfahrung, die du gesammelt hast. Nutzt eure gemeinsame Zeit gut. Und wenn ihr eines Tages in ferner Zukunft dieser Welt müde geworden seid, wird Mandos euch in seinen Hallen erwarten. Beide.“ Legolas war längst auch auf die Knie gesunken. Die Göttin legte ihnen Beiden je eine Hand auf den Kopf. Und Beide spürten sie, wie ein Schauer sie durchrieselte. Dann verblasste das Bild der Göttin, der Mondstrahl zog sich zurück, und die Beiden knieten allein auf dem Boden vor dem Bett.

Cassandra rührte sich als Erste wieder. Sie stand auf und half auch Legolas wieder auf die Füße. Schweigend und noch wie benommen setzten sie sich nebeneinander auf das Bett. Cassandra wandte ihren Blick Legolas zu und ihre Augen weiteten sich. Mit flinken Fingern öffnete sie die Verschlüsse seiner Tunika, streifte sie ihm ab, danach auch noch die Hose...
  „Legolas, sieh doch nur!“ Er sah an sich hinunter, dann sah er sie an. Und versuchte hastig, ihr das Gewand zu öffnen. Er kam nicht gleich mit den Verschlüssen zurecht, aber bald standen sie vor einander und schauten sich nur an. Ihrer Beider Körper schienen von innen heraus zu leuchten. Es war wie eine silberne Aura. „Also hat SIE es getan. SIE  hat meinen Wunsch wirklich erfüllt.“ Flüsterte Legolas. „Und den meinen. Hast du dir denn Unsterblichkeit gewünscht?“ erwiderte Cassandra. „Nicht für mich, das wäre ja auch unnötig. Aber um was hast du gebeten, meine Liebste?“ -- -- „Ich habe nicht gewagt, meinen Wunsch aus zu sprechen. Aber die Göttin kennt die Wünsche IHRER Kinder.“ Sie lächelte glücklich und schmiegte sich in seine Arme. Gemeinsam sanken sie rückwärts auf das Bett. Er hauchte zärtliche Küsse auf ihr Ohrläppchen, ihren Hals, liebkoste mit seiner Zungenspitze die weiche Haut unterhalb ihrer Kehle. Sie seufzte wohlig, als er seine Lippen tiefer gleiten ließ, ihre Brüste mit Küssen bedeckte. Als er begann, ihre steil aufgerichteten Brustwarzen mit der Zunge zu streicheln, grub sie ihre Hände in sein Haar und begann, seine Kopfhaut sanft zu massieren. Das machte ihn beinahe rasend vor Verlangen, aber eisern hielt er sich zurück und erkundete ihren Körper weiter mit Lippen und Händen. Seine Zunge tauchte in ihren Bauchnabel, zog eine warme, feuchte Spur immer tiefer hinab..

Als er sanft seine Hände zwischen ihre Schenkel schob, öffneten diese sich bereitwillig. Seine Lippen fanden ihre geheimste Stelle und während er sie liebkoste, begann sie zu stöhnen und sich zu winden, als versuche sie, ihm zu entkommen. Plötzlich spannte sich ihr gesamter Körper an. Mit dem Handballen auf ihrem Mund unterdrückte sie einen spitzen Schrei. Dann entspannte Cassandra sich völlig und lag ganz still. Legolas lächelte zärtlich, als sein Kopf wieder neben dem ihren ruhte und er sah, wie sie unbewusst ihren Handballen rieb, auf dem die Abdrücke ihrer Zähne zu sehen waren. Cassandra öffnete die Augen und sah ihn an. „Legolas...“ -- -- „Ich bin hier, meine Liebste.“ -- -- „Ich... ich möchte ganz dein sein...“ Er schloss sie in die Arme, wiegte sie sanft. „Lass‘ es für heute genug sein. Nicht gleich alles auf einmal. Wir haben noch so viele gemeinsame Nächte vor uns.“ Sie seufzte ergeben. „du hast natürlich Recht. Ich sollte nicht wie ein gieriges Kind ständig noch mehr verlangen.“ Sie kuschelte sich in seine Arme, und eng umschlungen schliefen sie ein.

* * * * * *

Legolas erwachte, drehte sich zu Cassandra um und öffnete seine Augen. Um fest zu stellen, daß er allein im Bett lag. Sie war fort. Oder hatte er das alles nur geträumt? Nein, das konnte nicht sein. In diesem Moment hörte er draußen Schritte und Cassandra trat ein. „Ein Notfall, mit dem Camilla nicht alleine fertig wurde. Du schliefst so schön, ich wollte dich nicht wecken.“ Sie hatte einen Korb am Arm getragen, aus dem sie nun kleine Dosen und Krüge in die Regale zu räumen begann. „Sagtest du nicht, Camilla sei fertig ausgebildet?“ -- -- „Nun, nicht ganz fertig. Die letzten Geheimnisse wird sie erst an dem Tag erfahren, an dem sie meinen Platz einnimmt.“ Cassandra streckte sich.  „Was sagst du zu einem Bad vor dem Frühstück?“ Mit einem Satz war er aus dem Bett. „Genialer Einfall! Au!“ Mit zwei Schritten stand Cassandra neben ihm. „Was ist? Die Wunde?“ -- --  „Schon wieder vorbei!“ -- -- „Nichts da, lass‘ mich sehen!“ Gehorsam legte er sich wieder hin. Sie tastete die Umgebung der Wunde ab und runzelte die Stirn. „Der Salbenverband muss noch mal ab. Nun, wir hatten ja ohnehin schon beschlossen, zu baden.“  Diesmal seiften sie sich gegenseitig ein. Danach saßen sie eng aneinander geschmiegt im warmen Wasser. Legolas spielte mit Cassandras offenem Haar und immer wieder küssten sie sich lange und zärtlich. Diesmal wartete Cassandra so lange, bis die Salbe völlig weich geworden war und beinahe von allein abfiel. Sie tupfte die Stelle vorsichtig und sehr sorgfältig trocken und betrachtete sie dann kritisch, ohne ihn jedoch zu berühren. „Hm. Ich denke, ich werde dich nur noch mit einem Tuch verbinden, damit die Kleidung nicht scheuert. Die Heilung verläuft gut. Wahrscheinlich war nur der Salbenverband etwas zu stramm. Was du jetzt brauchst, ist Sonne.“ Sie wickelten sich wieder in Handtücher und gingen nach draußen, auf ‚ihre‘ Lichtung. Im Vorbeigehen nahm Cassandra aus einer Nische einen Kamm. Draußen angekommen, setzte sie sich auf eine Baumwurzel und begann, leise vor sich hin singend, ihr Haar zu kämmen. Legolas trat hinter sie. „Lass‘ mich das tun, ja?“ Sie reichte ihm lächelnd den Kamm. Aber als er das Haar von ihrem Nacken hob, konnte er nicht anders, als die weiche Haut zu küssen. Und kurze Zeit später lagen sie im Gras, streichelten und küssten sich und flüsterten sich all die kleinen Dinge zu, die Liebende sich schon seit Tausenden von Jahren zuflüstern.

Die Sonne näherte sich ihrem höchsten Stand, als Cassandra sich sanft aus Legolas‘ Armen löste. „Ich würde gern den ganzen Tag hier mit dir verbringen, aber wie du weist, habe ich noch ein paar Pflichten. Bleibe du ruhig hier in der Sonne liegen. Sobald ich kann, komme ich wieder, für deine Massage.“ -- -- „Glaubst du, das ist noch nötig, wo ich doch wieder aufstehen kann?“ Sie lächelte schelmisch. „Eigentlich nicht. Aber es macht mir Spaß...“ Seine Augen strahlten. „Und ich genieße es, wenn
du mich massierst...“ Aber erst einmal musste sie weg.

* * * * * *

Die Sonne war in ihrem Tagesbogen ein gutes Stück weiter gewandert, als Cassandra auf die Lichtung zurück kehrte. Legolas lag noch dort und träumte mit offenen Augen. Mit liebevollen Küssen holte Cassandra ihn in die Wirklichkeit zurück. Als sie das Fläschchen mit dem Massageöl öffnete, drehte er sich gehorsam auf den Bauch und sie begann, ihn zu massieren. Allerdings hörte sie diesmal nicht bei den Schultern auf, sondern drehte ihn wieder auf den Rücken und setzte ihre Massage bei seinen Brustmuskeln fort. Nur, das war schon kaum mehr Massage, sondern eher ein Streicheln, Liebkosen. Sie kniete neben ihm. Er hob die Hände, griff sanft ihre Schultern und zog sie neben sich zu Boden. Seine Hände glitten in ihr Mieder, und als er zärtlich Ihre Brüste umfasste, verrieten ihm ihre Brustwarzen Cassandras Erregung. Langsam, mit den Lippen den Händen folgend, so, wie am Abend zuvor, entkleidete er sie. Sie fuhr fort, ihn zu streicheln, zu küssen, und er spürte seine eigene Erregung ständig stärker werden. Fest drückte er sie an sich, und seine steil aufgerichtete Männlichkeit lag heiß und pulsierend zwischen ihnen. Cassandras Atem ging stoßweise. „Komm“ flüsterte sie an seinem Ohr. „Komm zu mir.“ Er zögerte, hielt sich mit aller Selbstbeherrschung zurück. „Bist du sicher, daß du das wirklich möchtest?“ -- -- „Ja...“ Sie drehte sich auf den Rücken. Zog ihn über sich. Mit sanften Händen öffnete er ihre Schenkel. Unendlich vorsichtig begann er, in sie ein zu dringen. Als er auf die Barriere ihrer Jungfräulichkeit stieß, hielt er erschrocken inne. Damit hatte er nicht gerechnet. Sie stöhnte auf. „Komm!“ eine kleine Bewegung ihrer Hüfte fegte seine Selbstbeherrschung beiseite. Er durchstieß das Hindernis und drang vollständig in sie ein. Für einen Moment blieb er regungslos liegen, um das Gefühl, von ihrer wunderbaren Enge umschlossen zu sein, zu genießen. Als er dann begann, sich langsam in ihr zu bewegen, entlockte ihr dies ein kleines, verzücktes „Oooh..!“  Er erkannte, daß er sie führen musste, und mit sanften Händen an ihren Hüften lehrte er sie, seinen Bewegungen zu folgen. Sie lernte schnell und er begann langsam, das Tempo zu steigern. Wie am Abend zuvor spannte sie sich am ganzen Körper an, als sie sich dem Höhepunkt näherte. Als sie auch diesmal wieder die Hand auf ihren Mund pressen wollte, zog er sie sanft beiseite. „Tu dir nicht selber weh.“ Flüsterte er ihr zu. „Lieber mir.“ Er drückte ihren Kopf gegen seine Brust, sie legte die Arme um seinen Nacken und ihre Lippen sogen sich an ihm fest. Für einen Augenblick verhielt sie so, dann sank sie entspannt zurück. Legolas spürte seinen eigenen Höhepunkt nahen und steigerte noch einmal unmerklich das Tempo. Ihre Hände glitten von seinem Nacken über den Rücken abwärts und streichelten zärtlich seine Lenden. Er konnte nur noch „Cassandra!“ flüstern, dann explodierte er in ihr und sank kraftlos zusammen.

Nach einer Weile wagte er, den Kopf zu heben, ohne Angst zu haben, ohnmächtig zu werden. Er sah ihr in die Augen. Sie strahlten vor Glück. Er küsste sie lange und zärtlich und zog sich vorsichtig, um sie nicht zu erschrecken, aus ihr zurück.

Entspannt lagen sie nebeneinander, Cassandras Kopf auf seiner Schulter. Träge zeichnete sie mit der Fingerspitze die Linie seiner Brustmuskeln nach. Er wandte den Kopf und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. „Verzeih mir, bitte.“ Erstaunt hielt sie inne. „Was denn?“ -- -- „Ich habe dir weh getan. Aber ich verspreche dir, daß es nie wieder weh tun wird.“
  Sie stützte sich auf die Ellenbogen, und begann, seine empfindlichen Ohrspitzen, Stirn, Augen und Wangen mit kleinen Küssen zu bedecken. „du hast mir nicht sehr schlimm weh getan. Und ich weis doch, daß du mir niemals absichtlich weh tun würdest.“ Und zu seinem Erstaunen verfiel sie in seine Sprache: „Milin cen, Legolas, milin cen.“ *

* ich liebe Dich, Legolas, ich liebe Dich

* * * * * *

Die Sonne war untergegangen, und die Abendkühle zwang Cassandra und Legolas, die Lichtung zu verlassen und zum Haus zurück zu kehren. Während der Abendmahlzeit, am Feuer gemeinsam mit den anderen Amazonen, verließ Cassandra ihren Platz an Legolas‘ Seite, um zur Ältesten zu gehen, und leise mit ihr zu reden. Selbst mit seinen scharfen Elbenohren konnte Legolas nur Bruchstücke verstehen, die aber für ihn keinen Sinn ergaben: Er beherrschte die Amazonensprache noch nicht gut genug.

Sie setzte sich wieder zu ihm und beendete ihre Mahlzeit ohne ein Wort der Erklärung. Nach dem Essen blieb sie aber nicht, wie sonst, noch am Feuer sitzen, um Geschichten zu erzählen, sondern erhob sich und ging mit Legolas, der ihr folgte, zurück in ihr Haus. „Es wird heute Abend noch eine Zeremonie stattfinden, wenn du magst, kannst du zu sehen. Aber bitte versprich mir, daß du im Hintergrund bleibst, und egal was geschieht, dich nicht einmischst.“ Er ergriff ihre Hand und küsste leicht ihre Fingerspitzen.
„Be iest lin.*   Sie zog einen Vorhang beiseite und er sah schwere Stoffe dahinter. Sie legte sich einen tief dunkelblauen Mantel um die Schultern, setzte ein Diadem in ihr Haar und legte das Lederband mit dem kleinen Messer daran um ihren Hals. Dann wandte sie sich um, ging nach draußen, und überließ es ihm, ihr zu folgen.  Er konnte es nicht wissen, aber er war der erste und einzige Mann, ausgenommen die höchsten Druiden, der je eine Priesterin der heiligen Insel in ihrer zeremoniellen Robe sah. Nur ihre tiefe Liebe und ihr Vertrauen zu ihm hielten Cassandra davon ab, ihn, wie es der Brauch verlangt hätte, gefesselt und mit verbundenen Augen im Haus zurück zu lassen.

Auf dem Dorfplatz hatten sich die Frauen im Halbkreis aufgestellt. In ihrer Mitte, in einem weißen Gewand, Camilla. „Camilla, meine Tochter und Schülerin, bist du bereit und Willens, meinen Platz ein zu nehmen?“ -- -- „Ja, Cassandra, meine Mutter und Herrin, ich bin bereit.“ Cassandra löste den Lederriemen von ihrem Hals und hängte ihn Camilla um. „In deine Hände lege ich meine besonderen Pflichten der Göttin gegenüber.“ Sie nahm den Mantel ab und legte ihn um Camillas Schultern. „Auf deine Schultern meine Verantwortung gegenüber den Sterblichen.“ Dann setzte noch sie das Diadem in Camillas Haar. „Von Geist zu Geist die letzten Geheimnisse.“ Sie legte ihre Fingerspitzen an Camillas Schläfen, diese tat bei Cassandra das Gleiche und so verharrten die beiden Priesterinnen für Minuten reglos. Dann wandte Camilla sich um, hob die Arme, und die anderen Frauen verneigten sich vor ihr. Sie wandte sich zu Cassandra. „Ich danke dir, meine Mutter und Herrin. Gehe in Frieden.“ Dann trat die Älteste vor. „Hast du eine Schülerin gewählt, Camilla?“ -- --
  „Ja, das habe ich. – Deoris?“ Ein ungefähr 6jähriges Mädchen trat vor. „Du willst eine Priesterin der Göttin werden. Dieser Schritt ist unwiderruflich. Hast du ihn wohl bedacht? Und willst du ihn aus eigenen freien Stücken tun?“ -- -- „Ja, das habe ich, und ich will.“ -- -- „So will ich dich als meine Tochter und Schülerin annehmen, die eines Tages die Last von meinen Schultern nimmt, wenn die Göttin dich als IHRE Priesterin an erkennt. Und nach altem Brauch sollst du ab heute den Namen Caellan tragen.“ Die Frauen begannen, ein fröhliches Lied zu singen.

Aber die Zeremonie war noch nicht zu Ende. Die Älteste zog Cassandra, die unter dem Mantel ein völlig schwarzes Kleid getragen hatte, in die Mitte.
  „Cassandra, bis heute Priesterin unseres Stammes, du hast dich entschlossen, Dein Amt nieder zu legen, und das ist dein Recht als Priesterin. Aber du hast dich ebenso entschlossen, dir selber und allen Amazonen Schande zu machen, indem du den Stamm verlässt, um einem einzigen Manne zu folgen.“ Die Frauen begannen zu wehklagen. „Ja, meine Mutter und Herrin, das habe ich getan. Ich liebe diesen Mann mehr als mein Leben, und ich werde ihm folgen, wo immer er auch hingeht und egal, was daraus entstehen mag.“ -- -- „Du hast schon bei ihm gelegen und er erinnert sich?“ -- -- „Ja, Herrin, das habe ich. Und ich werde ihm die Erinnerung auch nicht nehmen.“ -- -- „So ist es geschehen, und uns bleibt nichts, als eine geliebte Schwester zu verstoßen.“ Das Wehklagen ging in lautes Jammern über. Die Alte nahm das Messer, das auch sie an der Kehle trug, und durchtrennte die Träger an Cassandras Kleid. Es fiel zu Boden, und nackt und zitternd stand sie in der Kälte der Nacht. Legolas musste sich mit aller Macht sein Versprechen ins Gedächtnis zurückrufen, nicht ein zu greifen, egal was passierte. Wie gerne hätte er seine Geliebte da heraus geholt, in seinen Mantel gehüllt und fort getragen! Aber das durfte er nicht. Die Älteste löste Cassandra Zopf, und schnitt ihr ein Stück von ihren Haaren ab. Nicht bis auf Schulterlänge, wie Cassandra Legolas erzählt hatte. Sie machte es gnädig, und schnitt nur am unteren Rand ein bisschen ab. Dann drehte sie Cassandra den Rücken zu, und alle Frauen am Feuer taten es ihr gleich. Im Chor sagten sie: „Du bist verstoßen.“  Cassandra verließ das Feuer und trat in die Dunkelheit zu Legolas. Er hüllte sie fürsorglich in seinen Mantel, und gemeinsam gingen sie zurück in Richtung auf Cassandras Haus.

L
egolas spürte, wie Cassandra trotz seines Umhangs in der Nachtkühle zitterte. Kurz entschlossen hob er sie auf und trug sie mit langen Schritten zu ihrem Haus, legte sie aufs Bett und sich selbst neben sie. Er nahm sie in seine Arme, drückte sie an sich und versuchte, ihr von seiner Körperwärme soviel wie möglich ab zu geben. Sanft massierte er ihre Lenden, küsste die kalten Lippen, nun völlig ohne Begehren, das hatte sich ganz weit zurück gezogen. Zitternd klammerte Cassandra sich an ihn. In seiner Stimme war keinerlei Vorwurf, nur Kummer und Sorge, als er leise fragte: „Meine Geliebte, warum hast du das getan? Diese furchtbaren Frauen, sie haben dir so weh getan. Hätte ich dir nicht vorher mein Wort gegeben, ich wäre dazwischen gesprungen, um dich aus ihren Händen zu reißen!“ Sie streifte den Mantel ab, zog ihm die Tunika aus, griff nach der Bettdecke, breitete diese über sie Beide und kuschelte sich eng an ihn, bevor sie antwortete: „Ich wusste, daß ich deinem Wort vertrauen konnte. Hättest du es nicht gehalten, und dich eingemischt, die anderen Frauen hätten dich in Stücke gerissen.“ Er streichelte zärtlich ihren Nacken. „Aber warum, Cassandra, warum hast du zugelassen, daß diese Frauen dich so erniedrigen?“  Sie lächelte in der Dunkelheit.  „So schlimm war das gar nicht. Ich habe nur ganz erbärmlich gefroren, aber langsam wird es besser. Und du wirst bemerkt haben, daß Calinda mein Haar nicht wirklich abgeschnitten hat, nur symbolisch. Sie akzeptieren meine Entscheidung, aber dem Brauch musste Genüge getan werden.“ -- -- „Calinda, Caellan, Camilla, Cassandra...  beginnen eigentlich alle Amazonen – Namen mit ‚Ca...’?“ -- -- „Nein, nur die der Priesterinnen.“ -- -- „Dann ist diese Calinda auch eine Priesterin?“ -- -- „Sie war es. Sie war meine Vorgängerin, bis ich die Bürde von ihren Schultern nahm, so wie heute Camilla von den meinen.“ Sie löste die Bänder seiner Hose, ihre Hand glitt hinein und begann zärtlich, ihn zu liebkosen. „Es ist vorbei. Sprich nicht mehr davon. Komm, liebe mich.“  Zu seinem Erstaunen und Entzücken zeigte sie ihm mit Händen und Lippen, wie sehr sie ihn begehrte. Ihre Liebkosungen weckten auch in ihm aufs Neue das Verlangen und er erwiderte ihre Zärtlichkeiten, bis sie Beide vor Lust stöhnten. Da drehte Legolas sich auf den Rücken, und hob Cassandra auf seinen Schoß. Zuerst war sie etwas hilflos, aber dann verstand sie, und nahm ihn in sich auf. Begeistert stellte Legolas fest, daß sie die Führung übernahm und passte sich bereitwillig ihrem Rhythmus und Tempo an.  Plötzlich hielt Cassandra mitten in der Bewegung inne. Legolas sagte nichts, schaute sie aber erstaunt und fragend an. „Wir könnten noch mehr als dies teilen, wenn du mir vertraust, und keine Angst davor hast.“ -- -- „Ich vertraue dir, meine Geliebte, und ich habe vor nichts, das du tun könntest Angst, denn ich weis, du würdest mir ebenso wenig weh tun, wie ich dir.“ Sie lächelte zärtlich. „Versuche, deinen Geist zu öffnen...“ Cassandra hauchte einen zarten Kuss auf seine Stirn, zwischen die Augenbrauen. Als Elb war ihm die Telepathie nicht ganz unbekannt, aber was nun geschah, überwältigte ihn beinahe. Cassandra öffnete ihren Geist für ihn, und er spürte, was sie spürte, nahm ihr Entzücken wahr, ihn in sich zu fühlen, ihr Verlangen nach ihm und ihre unendliche Liebe für ihn. Als sie schließlich die Bewegung wieder aufnahm, erlebte er ihren Höhepunkt mit, als wäre es sein eigener. Und irgendwie wusste er, als sie ihre Zähne in seine Brust grub, um einen Schrei zu unterdrücken, daß sie diesen lustvollen kleinen Schmerz ebenso fühlte, wie er. Und genau so wie er den ihren, fühlte Cassandra Legolas‘ Höhepunkt, sah wie er helle Sterne kreisen, ehe auch er sich entspannte. Legolas drehte sich leicht auf die Seite, Cassandra glitt wieder neben ihn und bettete seinen Kopf an ihre Schulter. „Wie hast du das gemacht?“ -- -- „Mein Geheimnis. Ich bin eine Tochter der heiligen Insel, schon vergessen?“ Er lachte. Wieder ernst werdend sagte er: „Was ich dich in dem Zusammenhang fragen wollte... “ Im Spaß stöhnte sie auf. „Noch mehr Fragen?“ -- -- „Verzeih, wenn meine Neugier dir lästig wird...“ -- -- „Nun frag‘ schon...“ -- --  „Du hast Camilla als deine Tochter bezeichnet, aber du warst doch noch...“ -- -- „Unberührt. Ja. Als Camilla meine Schülerin wurde, habe ich sie auch als Pflegetochter angenommen. Außerdem sind alle Frauen unter dem Mantel der Göttin meine Mutter, Schwester oder Tochter.“ -- -- „Aha. Nun erzähle mir noch, warum du manchmal dieses kleine Messer um den Hals trägst, ich habe das auch bei Calinda gesehen...“ -- -- „Ich glaube, ich hätte dir doch wieder Fellissaft in den Wein mischen sollen...  Also gut, dieses Messer bekommt jede Priesterin bei der Weihe, um sich, wenn es nötig sein sollte, damit zu verteidigen. Wir schwören, daß wir lieber töten werden, als uns mit Gewalt nehmen zu lassen. Den Mann, wenn wir können. Uns selbst, wenn wir es nicht können.“ Er schüttelte sich. „Hast auch du das geschworen?“ -- -- „Ja, aber wie du sehen kannst, habe ich das Messer abgelegt.“ -- -- „Ich würde dir auch niemals Gewalt antun... “ -- -- „Das weis ich doch, mein Geliebter. Schlafe nun.“ Sie kuschelten sich an einander und waren bald darauf selig eingeschlafen.

* „wie Du wünschst.“

* * * * * *

Legolas hatte geglaubt, mit Cassandras Ausschluss aus dem Stamm ändere sich alles. Aber dem war nicht so. Cassandra versorgte weiterhin ihre Patientinnen, stand Camilla mit Rat und Tat zur Seite und wurde von allen mit großem Respekt behandelt. Die Zeremonie des Verstoßens war eben eher symbolisch zu verstehen. Die Frauen dachten da praktisch: Cassandra wurde gebraucht.

So vergingen ein paar mal zehn Tage und Legolas‘ Verletzung war so weit verheilt, daß Cassandra sagte: „Am Ende dieser 10 Tage bist du reisefähig.“ Und er setzte den Tag ihres gemeinsamen Aufbruchs in den Düsterwald fest. Zwei Abende vorher sollte für die beiden Liebenden ein großes Abschiedsfest veranstaltet werden. Cassandra und Legolas hatten sich für die Stunde vor Sonnenuntergang am Badeweiher verabredet. Sie waren am Nachmittag auf ‚ihrer‘ Lichtung gewesen, hatten sich geliebt, wie so oft während dieser herrlichen Tage und Nächte. Mit Bedauern war Cassandra schließlich gegangen. Sie musste eine Klasse 11 und 12jähriger Mädchen in Kräuterkunde unterrichten. Legolas blieb noch in der Sonne liegen, um später direkt von der Lichtung zur Badehöhle zu gehen. Er war auf halbem Wege dorthin, als er plötzlich von hinten gepackt und von vier Händen fest gehalten wurde. Drei Amazonen traten vor ihn, zwei hielten ihn von hinten fest. Es waren die fünf, die ihn von nunmehr über 40 Tagen verletzt und gefangen genommen hatten.

„Na, was haben wir denn da?“ fragte eine böse grinsend. „Das ist doch dieser Elb, dem wir es zu verdanken hatten, daß wir 40 Tage lang Gemüse putzen und Unkraut jäten durften!“ -- -- „Genau“ warf eine zweite ein. „Und diese ausgestoßene Priesterin hat den ganzen Spaß mit ihm!“ --
  -- „Ja, aber das werden wir jetzt mal ändern!“ -- -- „Kannst ruhig um Hilfe rufen, kleiner Elb, hier wird dich niemand hören!“ -- -- „Ach, er wird schon noch Spaß haben – und wir auch!“ -- -- „Cassandra kann ja dann haben, was wir von ihm übrig lassen!“ Unter solchen und ähnlichen gemeinen Reden zerrten sie den total entsetzten Legolas vom Weg ab, in den Wald. Was sollte er nur tun? Er hatte keine Waffe bei sich, und außerdem wollte er nicht schon wieder gegen Frauen kämpfen müssen.

Mitten im Unterricht zuckte Cassandra plötzlich zusammen. Eine fremde und doch vertraute Präsenz war in ihrem Geist. Legolas! Er war in Not! Sie spürte seinen Zorn und seine wachsende Verzweiflung. Schnell nahm sie Kontakt zu ihm auf.
„Geliebter! Beruhige dich! Was ist geschehen?“ -- -- „Cassandra!“ Sie spürte sein erleichtertes Aufatmen. „Ich bin unweit unserer Lichtung, und ich fürchte, ich brauche Hilfe.“ -- -- „Halte durch, ich bin schon unterwegs!“ Mit einer Handbewegung entließ Cassandra die Mädchen, machte sich gar nicht erst die Mühe, ihre Utensilien zusammen zu packen, und rannte nicht sehr damenhaft los. Die gedankliche Verbindung zu Legolas lose aufrecht erhaltend, fand Cassandra mühelos den Weg zu ihm. Das Bild, daß sich ihr bot, weckte den gesamten Zorn einer Priesterin. Legolas war von fünf Amazonen eingekreist. Zwei hielten ihn erbarmungslos fest, während die andern drei rücksichtslos an seiner Kleidung und seinem Haar zerrten. „HALT!“ Cassandra hatte die Befehlsstimme eingesetzt. Nicht jede Priesterin beherrschte sie und sie wurde auch nur äußerst selten benutzt. Ein mit dieser besonderen Stimme erteilter Befehl musste von dem, der ihn hörte, zwingend befolgt werden. Selbst Legolas erstarrte mitten in der Bewegung. Cassandra berührte seinen Geist und befreite ihn so aus dem Zwang. Dann gingen sie gemeinsam ins Dorf zurück und holten die Älteste. Die fünf durch Cassandras Befehl gebannten Frauen konnten sich selber nicht befreien. Die Älteste hörte Cassandras und Legolas‘ Bericht an und ging dann mit hinaus in den Wald, um selber zu sehen. Sie nahmen noch andere Amazonen als Zeuginnen mit. Die fünf wurden gefesselt, ehe Cassandra sie aus dem Bann entließ. Und so fand an diesem Abend statt einer Abschiedsfeier eine weitere Gerichtsverhandlung statt. Denn bei den Amazonen stand auf das, was diese fünf getan hatten, die Höchststrafe: Verbannung in die Erzbergwerke. Keine Amazone aus dem Dorf sprach für Gnade. Und so wurden die fünf Frauen noch am selben Abend fort gebracht. Man hörte nie wieder von ihnen.

* * * * * *

Als Cassandra und Legolas an diesem Abend zurück in ihr Haus gingen, fragte er sie, wie sie das am Nachmittag gemacht habe, und sie erklärte es ihm. „Da muss ich ja aufpassen, was du zu mir sagst“ versuchte er zu scherzen, aber sie antwortete völlig ernst: „Nein, es gibt strenge Vorschriften, die das Einsetzen der Befehlsstimme regeln. In Wahrheit habe ich sie heute zum ersten mal seit der Ausbildung angewandt. Und das eher unbewusst, weil ich so zornig war.“ -- -- „Und dabei sollte doch dieser Abend etwas ganz Besonderes für uns werden...“ -- -- „Einmal abgesehen davon, daß jeder Abend mit dir etwas Besonderes ist – das wird er noch, ich verspreche es dir!“

Im Hause angekommen, bat Cassandra: „Mach‘ es dir schon mal gemütlich, ich komme gleich wieder.“ Und verschwand im Nebenraum. Er nahm sie beim Wort – zog sich aus und legte sich aufs Bett. Dann kam sie zurück. In mehrere Schichten aus durchsichtigem Schleierstoff gekleidet und an jedem Handgelenk eine kleine Trommel, begann sie für ihn zu tanzen. Schlangengleich und geschmeidig bewegte sie sich im Rhythmus der Trommeln, wobei ein Schleier nach dem anderen fiel. Gebannt und mit wachsender Erregung folgte er ihren verführerischen Bewegungen mit den Blicken. Bis nur noch ein breiter, undurchsichtiger Streifen ihre Lenden bedeckte. Da nahm sie die Trommeln von ihren Handgelenken ab, trat mit einer fließenden Bewegung zu ihm ans Bett, löste auch diesen letzten Stoffstreifen und ehe er sich’s versah, hatte sie ihm damit die Augen verbunden. Vor Erstaunen wehrte er sich nicht, als sie ihn rückwärts in die Kissen drückte. Sie hielt seine Hände in den ihren. „Wirst du mir vertrauen, und die Augenbinde nicht abnehmen, auch wenn ich dich nicht fessele?“ Er zog seine Hände, und damit auch ihre, an die Lippen. „Ich vertraue dir, meine Geliebte.“ Sie gab seine Hände frei, und er lag völlig ruhig da. Plötzlich spürte er, wie etwas feuchtes, leicht klebriges, auf seine rechte Schulter tropfte. Dann auf die linke. Auf die Brust, den Bauch und so fort, bis zu seiner Männlichkeit. Er erschauerte, weil er nicht wusste, was das war. Und dann spürte er Cassandras Zunge, die das, was sie über ihn gegossen hatte (es war schwerer, roter Wein) sanft wieder ableckte. Von oben nach unten. Sie nahm sich sehr viel Zeit dafür, legte zwischendurch immer wieder Pausen ein, zum Beispiel, um an seinen Brustwarzen zu knabbern, seine Rippen jede einzeln zu küssen, mit der Zunge seinen Nabel zu erforschen... Als sie schließlich nach langen, zärtlichen Liebkosungen seine empfindlichste Stelle erreichte, war seine Erregung ins Unermessliche gestiegen. Sanft leckte sie auch dort den Wein ab. „Cassandra,“ stöhnte er, „wenn dies eine spezielle Form der Amazonen – Folter ist, dann ist sie äußerst wirksam! Oh!“ Sie lachte ihr silberhelles Lachen, daß er so sehr liebte, hörte plötzlich auf, nahm ihm die Augenbinde ab und flüsterte dicht an seinem Ohr: „Dann räche dich – jetzt!“ Sie nahm seine Hand und führte sie zwischen ihre Schenkel. Gleichzeitig öffnete sie ihren Geist für ihn, und er
wusste, daß sie genau so erregt war, wie er, und daß sie ihn wollte. Beinahe heftig nahm er sie. Und kam fast gleichzeitig mit ihr zu einem Höhepunkt, wie er ihn so machtvoll noch nie erlebt hatte.

* * * * * *

Zwei Tage später brachen sie auf. Für den langen Ritt wählte Cassandra die Selbe Kleidung, wie Legolas: lange, lederne Hosen, eine weiche Stofftunika und darüber einen ledernen Überwurf. Die warmen Umhänge waren vorerst noch zusammen mit den Decken hinter dem Sattel befestigt. Ebenso wie Legolas trug auch Cassandra Bogen, Köcher und Pfeile. Auf ein Schwert verzichtete sie: damit könne sie so wie so nicht umgehen. Ihr ganzes Gepäck bestand aus zwei Satteltaschen mit Heiltees und fertigen Salben und Ölen. „Denn,“ so sagte sie „der Herbst ist da, die Zeit zum Kräutersammeln ist vorüber und der Winter ist lang.“ Außerdem nahm sie noch zwei Gewänder mit. Legolas‘ Pferd trug außer ihm noch ein paar Vorräte, falls ihnen unterwegs einmal kein Jagdglück beschert sein sollte. Frühmorgens, das Gras war noch feucht vom Tau der Nacht, machten sie sich, begleitet von den Segenswünschen des gesamten Stammes, auf den Weg.

Die Reise verlief angenehm. Zwar färbte sich das Laub der Bäume schon bunt, doch die Tage waren noch sonnig und warm. Nachts breiteten sie ihre Decken unter sich aus und benutzten die beiden übereinandergelegten Umhänge als Zudecke, unter der sie sich aneinander kuschelten und einer den anderen wärmten. Eines Nachts, sie hatten sich unter den Sternen geliebt und lagen nun in seliger Erschöpfung aneinander geschmiegt da, flüsterte Legolas zärtlich: „milin cen, Cassandra, a milithon cen urieb! *.“  Sie küsste ihn und antwortete dann: „milin cen ada, Legolas, a ú-lavathon milin cen **.“  Er stützte sich auf einen Ellenbogen, überschüttete sie mit Küssen und flüsterte: „Oh meine Geliebte! Mit diesen Worten haben wir soeben den Bund besiegelt!“ Das hatte sie nicht gewusst. Die Wahl ihrer Worte war Zufall gewesen. Oder hatte die Göttin sie beeinflusst? Cassandra wusste es nicht. Aber es war geschehen.

*
Ich liebe dich, Cassandra, und ich werde dich ewig lieben.

** Ich liebe dich auch, Legolas, und ich werde nicht damit aufhören.


Anm. der Autorin: Also,
das konnte ich mir jetzt einfach nicht verkneifen...

* * * * * *

Nach langem, aber ereignislosem Ritt kamen sie im Düsterwald an. König Thranduil war glücklich, daß sein Sohn endlich eine Gefährtin gewählt hatte. Und mit ihrem liebenswerten Wesen und ihrer Fröhlichkeit hatte Cassandra ihn schnell bezaubert. Außerdem schätzte er ihr Wissen um die Kunst des Heilens, und als am Anfang des Winters ein schweres Lungenfieber ausbrach, rettete Cassandra vielen Elben das Leben.

Aber nicht alle im Düsterwald waren mit Legolas‘ Wahl einverstanden. Da waren ein paar Elbenjungfrauen, die auf eine Verbindung mit dem Hause Thranduil gehofft hatten und diese Hoffnung nun zerstört sahen.
  An Legolas selber hatten sie im Grunde kein Interesse, aber sie konnten keine Niederlage einstecken. Sie umschwirrten Legolas wie Schmetterlinge. Er allerdings nahm keine Notiz von ihnen. Und sie machten Cassandra das Leben schwer. Mit kleinen Sticheleien und Gemeinheiten. Cassandra ertrug es tapfer, ihr Amazonenstolz ließ nicht zu, daß sie sich beklagte. Legolas bemerkte zwar an Cassandra eine Veränderung, aber er konnte sich nicht erklären, woran das lag. Bis eines Tages, eine der Elbinnen hatte Cassandra besonders übel mitgespielt, sie in den Stall ging, ihr Pferd sattelte und einfach davon ritt. Sie hatte nicht vor, ihren Geliebten zu verlassen, aber sie hielt das auch nicht mehr länger aus. Eigentlich ohne es zu wollen, lenkte sie ihr Pferd in Richtung Avalon. Cassandra war noch genügend Priesterin, um die Nebel zu rufen. So floh sie nach Avalon und war verschwunden.

Beim Abendessen fiel Legolas die Abwesenheit von Cassandra auf. Als sie nicht im gemeinsamen Schlafgemach war und bis zum nächsten Morgen nicht wieder auftauchte, begann er, sich Sorgen zu machen. Er durchsuchte die Burg seines Vaters vom Dachboden bis zu den Verliesen, ohne Ergebnis. Schließlich bemerkte er das seltsame Verhalten einiger Elbenmädchen, er wurde misstrauisch und unterzog sie einer genauen Befragung. Da kam alles ans Licht, wie und warum sie Cassandra vergrault hatten. „Oh meine Geliebte!“ rief er aus „warum nur hast Du Dich allein damit herumgeschlagen, wärest Du doch nur zu mir gekommen!“ Er stieg auf sein Pferd und begann, nach der Geliebten zu suchen. Abends öffnete er seinen Geist und rief in Gedanken nach ihr. Aber er erhielt nie eine Antwort.

Der Frühling wich dem Sommer, die Blätter färbten sich, fielen ab, der Winter kam und ging, und noch immer ritt Legolas, inzwischen fast völlig verzweifelt und beinahe ohne Hoffnung, kreuz und quer durch Mittelerde und suchte nach Cassandra. Seine ungebrochene Liebe zu ihr ließ ihn nicht aufgeben, selbst als beinahe alle anderen Elben zu den grauen Anfurten wanderten und Mittelerde verließen. Manchmal sah er Cassandra im Traum an einem Teich sitzen und weinen, weinen...

Cassandra war auf Avalon wieder in die Reihen der Priesterinnen aufgenommen worden, aber sie war nicht glücklich dort und sie sehnte sich nach Legolas. Nur ihre Furcht, daß das grausame Spiel von vorne beginnen würde, hielt sie davon ab, nach Düsterwald zurück zu kehren. Manchmal sah sie in Visionen Legolas, wie er durch Wälder und über Felder ritt, glaubte aber, ihn auf der Jagd zu sehen. Die Nebel um die heilige Insel verhinderten einen telepathischen Kontakt.

Da, eines Nachts, Legolas lag halb wachend und halb schlafend, auf alle Fälle frierend und sich nach Cassandra sehnend, am Feuer, da erschien ihm zum zweiten Male in seinem Leben Elbereth und forderte ihn auf:
„Legolas, Thranduils Sohn, setze dich morgen früh auf dein Pferd und reite in Richtung Sommersee. Sei in vier Tagen, im Morgengrauen, am Ostufer. Deine Suche hat eine Ende... !“

Drei Tage später hatte Cassandra eine Vision, in der ihr die Göttin erschien. „Cassandra, meine Tochter, hast du vergessen, zu welchem Preis ICH dir Unsterblichkeit gewährt habe? Im nächsten Morgengrauen rufe die Barke und begib dich durch die Nebel zum Ostufer des Sommersees, um deine Bestimmung zu erfüllen!“

Und als im Morgengrauen, am vierten Tag nach seinem Traum, Legolas an der angegebenen Stelle auf seinem Pferd hielt, sah er aus den Nebeln über dem See eine Barke kommen, an deren Bug eine schwarz gekleidete Priesterin stand. Cassandra erkannte ihren Geliebten schon von Weitem: Sie hätte ihn unter 10000den erkannt. Kaum hatte die Barke das Ufer erreicht, ging sie von Bord, schickte mit einer Handbewegung das kleine Boot zurück nach Avalon und lief auf Legolas zu, wobei sie den Schleier, der ihr Gesicht bedeckt hatte, fallen ließ. Nun erkannte auch Legolas seine Geliebte, sprang vom Pferd und lief ihr entgegen. Als sie sich trafen, prallten sie so heftig auf einander, daß sie Beide das Gleichgewicht verloren, und ins Gras stürzten. „Cassandra!“ -- -- „Legolas, mein geliebter Legolas!“ -- --  „Warum nur hast du das getan! Warum nur bist du nicht zu mir gekommen?“ -- -- „Ach, mein Liebster, mein dummer Stolz ließ es nicht zu. Dabei wollten wir uns doch niemals trennen!“ -- --  Das werden wir auch niemals wieder, das verspreche ich Dir!“

Der Rest ihrer Unterhaltung wurde nicht mehr mit Worten geführt.

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Epilog


Am nächsten Morgen machten sich die Beiden auf, den Willen der Göttin zu erfüllen.

Und wenn euch heute, irgendwo, vielleicht in einem kleinen Dorf, eine schöne Frau mit langem, schwarzen Haar und bei ihr ein blonder, gut aussehender Mann, der den Einruck macht, als wolle er sie vor allen und Jedem beschützen, begegnet, dann wisst ihr: Cassandra und Legolas sind der Welt und sich selber noch immer nicht müde geworden und wandern weiter kreuz und quer durch Mittelerde.

ENDE.


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