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Titel:
Ein kostbares Andenken Autor: FaramirsWife
Kapitel 1
Faramir saß in der ehemaligen Schreibstube seines Vaters und
bereitete alles für die Krönungszeremonie vor. Der Erbe Isildurs sollte in
wenigen Wochen in Minas Tirith gekrönt werden. Nachdenklich kaute Faramir an dem
Federkiel herum. Er kannte Aragorn eigentlich kaum. Sicher, er war der Mann, der
ihn geheilt hatte, aus der Dunkelheit zurückgeholt hatte. Doch dann hatte
Aragorn mit dem Heer Gondors und Rohans zum Schwarzen Tor eilen müssen, um
Sauron herauszufordern. Sauron und sein Ring waren vernichtet worden und Aragorn
war siegreich nach Minas Tirith zurückgekehrt. Das war nun auch schon wieder
etliche Tage her. Faramir hatte kaum ein privates Wort mit dem zukünftigen König
bisher wechseln können. Sie hatten nur über die Amtsgeschäfte gesprochen. Der
ehemalige Waldläufer des Nordens hatte überhaupt keine Ahnung von dem ganzen
Papierkrieg, der ihn erwartete. Auch Faramir tat sich schwer, denn man hatte ihn
stets fern von den Regierungsgeschäften in Minas Tirith gehalten. Boromir war
der Mann gewesen, der in die Fußstapfen seines Vaters treten sollte und auf die
Regierung Gondors vorbereitet worden war.
Boromir! Bei dem Gedanken an
seinen verstorbenen Bruder traten Faramir die Tränen in die Augen. Er konnte es
immer noch nicht fassen, dass Boromir von ihm gegangen war. Bisher war keine
Zeit zum Trauern gewesen. Mitten im Ringkrieg hatte Faramir vom Tode seines über
alles geliebten Bruders erfahren müssen. Er hatte diese schreckliche Vision
gehabt von dem Elbenboot, das über den nächtlichen Anduin glitt. In diesem Boot
war Boromir aufgebahrt gewesen. Bald darauf hatte man das geborstene Horn am
Flussufer gefunden. Und Faramirs ahnungsvoller Traum hatte sich erfüllt. Doch
über die genauen Umstände seines Todes hatte er noch nichts erfahren. Vor kurzem
hatte er den Elb Legolas in der Zitadelle getroffen und ihn nach Boromirs
Sterben befragt.
„Ihr müsst mit Aragorn sprechen, Faramir,“ hatte der
Elb nur geantwortet. „In seinen Armen ist Euer Bruder gestorben.“ Diese
Antwort hatte Faramir einen Stich versetzt. Ausgerechnet in den Armen des
künftigen Königs war also Boromir verschieden. Dann wusste nur Aragorn, was
Boromir in den letzten Minuten seines Lebens gesprochen hatte. Es klopfte an
der Tür. Rasch wischte sich Faramir die Tränen vom Gesicht und bat den Anklopfer
herein. Es war Éowyn, seine künftige Gattin. „Faramir, wo steckst du nur den
ganzen Tag?“ fragte sie mit gespielter Entrüstung. „Es tut mir leid,
Liebste,“ erwiderte Faramir bedrückt und gab ihr einen leichten Kuss auf die
Wange. „Diese Amtsgeschäfte sind zeitraubend. Ich wünschte, man hätte mich
besser auf so eine Aufgabe vorbereitet.“ „Eigentlich ist es ja Aragorns
Aufgabe,“ meinte Éowyn ungehalten. „Als König sollte er sich selbst um seine
Regierungsgeschäfte kümmern.“ „Noch regiere ich dieses Land,“ seufzte
Faramir bekümmert. „Leider!“ „Trotzdem: du hast genug für heute gearbeitet,“
beharrte die schöne Schildmaid. „Komm mit mir in den Garten und genieße mit mir
diesen lauen Frühlingsabend.“ Sie nahm ihn an der Hand, um ihn vom
Schreibpult wegzuziehen. Lachend gab er schließlich nach und folgte ihr in den
Garten.
Kaum hatten die Beiden das Gebäude
verlassen, betrat Aragorn die Schreibstube. Er hatte eine Karaffe mit Wein und
zwei Gläser dabei. Endlich einmal hatte er mit Faramir ein paar private Worte
wechseln wollen, und ausgerechnet jetzt war der junge Mann nicht da. Aragorn
ließ sich seufzend auf den großen Lehnstuhl nieder und sah auf den Papierstapel,
der vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Lustlos blätterte er ihn mit einer Hand
kurz durch. Er las irgendetwas von Steuern und neuen Gesetzen. Rasch schob er
die Papiere wieder beiseite. Resignierend fuhr er sich durch das dunkle Haar.
Das war nicht seine Welt. Eigentlich war er Waldläufer und das Leben in der
Wildnis gewohnt.
Mit diesem Papierkrieg würde er sich nie anfreunden
können. Dafür brauchte er unbedingt Faramir, der sein künftiger Statthalter
werden würde. Aragorn stand auf und blickte zum Fenster hinaus. Dort sah er
Faramir und seine Braut, wie sie im Garten umhertollten. Sie wirkten wie
übermütige Kinder. Aragorn beobachtete den jungen Mann: er sah Boromir sehr
ähnlich. Die gleiche rotblonde Haarfarbe, die ausgeprägte Nase und dieses
Lächeln. Doch Faramir hatte ein weitaus sanftmütigeres Wesen als sein Bruder.
Und dann waren da diese blauen Augen, die so viel Schwermut und Traurigkeit
ausdrückten. Augen, in denen man sich verlieren konnte.
Rasch verdrängte
Aragorn diese merkwürdigen Gedanken und versuchte sich auf Arwen zu
konzentrieren. Er hatte gerüchteweise gehört, dass eine Delegation aus Bruchtal
unterwegs war nach Minas Tirith, um an den Krönungsfeierlichkeiten teilzunehmen.
Er hoffte sehnlichst, dass auch Arwen sich unter dieser Delegation befand. Aber
er wusste überhaupt nichts von ihr: Elrond hatte ihm in Dunharg erzählt, dass
sie im Sterben lag. Bei dem Gedanken daran erschauderte Aragorn. Vielleicht war
sie ja doch nach Valinor gegangen mit den anderen Leuten ihres Volkes.
Aragorn blickte wieder zum Fenster hinaus: diesmal fiel sein Blick auf
Éowyn. Für eine kurze Zeit hatte er sogar erwägt, sie zu ehelichen. Es war
dieser Abend in der Goldenen Halle gewesen, als Éowyn mit dem Kelch zu ihm
gekommen war. Nie hatte sie schöner und strahlender ausgesehen als an diesem
Abend. Damals hatte er sich zum ersten Mal vorstellen können, Éowyn als Gemahlin
zu erwählen. Doch dann hatte Elrond ihn in Dunharg aufgesucht und Aragorn hatte
erfahren, dass Arwen noch in Mittelerde weilte. An diesem Abend hatte der
künftige König für immer mit dem Thema Éowyn abgeschlossen. Diese junge Frau
hatte es nicht verdient, länger hingehalten zu werden. Es war schmerzvoll
gewesen, sie ein für alle Mal zurückweisen zu müssen. Doch dannach hatte er sich
endlich besser gefühlt. Und nun war sie auf dem besten Weg, wieder glücklich
zu werden. Lächelnd beobachtete Aragorn, wie sich Faramir und Éowyn nun im
Garten küssten. Schnell wandte er sich wieder ab. Er wollte die beiden nicht
länger beobachten.
Kapitel 2
Die Tage vergingen und die Krönung rückte immer näher.
Aragorn saß in seinen Privatgemächern in der Zitadelle und trank ein Glas Wein.
Nachdenklich blickte er in das Kaminfeuer. Er war diese ganze höfische Umgebung
noch nicht gewohnt und wünschte, er wäre irgendwo in den Wäldern an einem
nächtlichen Lagerfeuer. Ein Klopfen an der Tür schreckte ihn aus seinen
Gedanken. Sicher war es wieder der Schneider, der ihm noch einmal die Robe für
die Krönung zum Anprobieren bringen wollte.
„Herein!“ seufzte Aragorn
laut. Faramir betrat verlegen das Kaminzimmer. Diese Räume hatten einst
seinem Vater gehört und er fühlte sich sichtlich unbehaglich darin. Doch Aragorn
schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Sei gegrüßt, Faramir. Was gibt es?“
„Ich wollte mit Euch über Boromir reden, mein Herr,“ erwiderte der junge
Mann schüchtern. „Ich würde mich freuen, wenn du mich nicht so förmlich
anreden würdest, mein Freund,“ sagte Aragorn schief grinsend. „Dieses ganze
Hofzeremoniell ist für mich – wie soll ich sagen – sehr ungewohnt.“ „Also
gut, Aragorn,“ sagte Faramir und lächelte.
„Was wolltest du genau über
Boromir wissen?“ fragte der ehemalige Waldläufer freundlich und bot Faramir
Platz auf einem der Sessel an, die vor dem Kamin standen. Als der junge
Truchsess bequem saß und auch einen Kelch, gefüllt mit Rotwein aus Süd-Gondor,
in den Händen hielt, setzten sie ihre Unterhaltung fort. „Ich wollte etwas
bestimmtes von dir wissen, Aragorn,“ begann Faramir zögernd. Es fiel ihm
nicht leicht, über die Tatsache zu sprechen, dass Boromir tot war. Doch der
künftige König blickte ihn erwartungsvoll an, und Faramir war gezwungen,
weiterzusprechen. „Du warst doch dabei, als Boromir, als er....“
Faramirs Stimme wurde brüchig, er konnte jetzt nicht weiterreden.
Doch Aragorn wusste nun, was Faramir auf dem Herzen hatte. „Ja, ich
war dabei, als dein Bruder starb,“ sagte er langsam. „Boromir ist in meinen
Armen verschieden. Ich habe seine letzten Worte vernommen.“ Faramirs Augen
füllten sich mit Tränen. „Ich möchte alles genau wissen, Aragorn,“ sagte er
leise. „Du bist sehr aufgewühlt, mein Freund,“ meinte dieser besorgt.
„Boromirs Tod hat mich auch sehr mitgenommen. Er starb als Held. Bis zum letzten
Atemzuge hat er Meriadoc und Pippin vor den Uruk-Hai verteidigt.“ „Ja, das
kann ich mir gut vorstellen,“ erwiderte Faramir mit versagender Stimme. „Er war
im Leben stets ein Held gewesen. Und so ist er wohl auch gestorben.“ Aragorn
sah, dass der junge Mann seine Tränen kaum mehr zurückhalten konnte. Er stellte
seinen Weinkelch hin und ergriff tröstend Faramirs Hände. „Ich glaube, ich
sollte besser heute nicht mehr weitersprechen,“ meinte er bedrückt.
„Bitte, Aragorn,“ flehte Faramir fast. „Du musst mir alles genau
erzählen. Es ist für mich ein ungeheuerer Trost, dass du dabei warst, als er
starb.“ Aragorn ließ jetzt Faramirs Hände los und stand auf. Die
Erinnerungen an Boromirs Tod waren jetzt wieder da: er konnte genau vor sich
sehen, wie der tapfere Gondorianer am Parth Galen lag, durchbohrt von unzähligen
Uruk-Pfeilen. Wie das Blut aus seinem Mundwinkel tropfte und wie er verzweifelt
versuchte, Luft zu holen. Aragorn spürte, wie ihm selbst Tränen in die Augen
traten. „Es tut mir leid, Faramir, aber ich möchte heute nicht mehr darüber
weiterreden. Ich verspreche dir jedoch, dass ich dir alles von Boromir erzählen
werde, wenn ich mehr Abstand gewonnen habe.“
Faramir nickte schweigend.
Als er aufstand, sah Aragorn, dass er sich Tränen aus dem Gesicht wischte.
Tröstend nahm er Faramir in die Arme und zog ihn an sich. Sanft fuhr er dem
jungen Mann durch die roten Locken, während er sich an seiner Schulter
ausweinte. Der künftige König spürte plötzlich, dass er Faramir mehr geben
wollte als nur Trost. Er fühlte, dass er eine gewaltige Errektion bekam.
Irritiert ließ er den jungen Mann los. „Verzeih mir, Faramir,“ murmelte er
und fuhr sich über das Gesicht. „Ich möchte jetzt alleine sein.“ Faramir
nickte schweigend und verließ traurig das Zimmer. Aragorn sah ihm nach. Dem
ehemaligen Waldläufer fiel auf, wie gut der junge Truchseß gebaut war. Ein
strammer Hintern zeichnete sich durch die enganliegende Tunika ab. Aragorn
verspürte ein immer stärkeres Ziehen in den Lenden und er verfluchte seinen
Körper, der offenbar anderes wollte als sein Verstand.
Rasch ging er in
sein Schlafgemach zu seinem Bett. Er zog die Bettvorhänge zu. Niemand sollte
sehen können, wie er sich Erleichterung verschaffte. Aragorn legte sich auf das
Bett, schob die Tunika nach oben und öffnete seine Hose. Fest umschloß er sein
hartes, heißes Geschlecht und mit wenigen Strichen brachte er sich zum
Höhepunkt. Obwohl er es nicht wollte, weilten dabei seine Gedanken bei Faramir.
Er hatte sich sogar versucht vorzustellen, wie der Gondorianer nackt aussah.
Kapitel 3:
Mit Unbehagen legte Aragorn das enge
Kettenhemd und die dazugehörige Rüstung mit dem königlichen Wappen an. Er hasste
diese unbequeme Kleidung. Er beschloß, sie künftig nur bei offiziellen Anlässen
zu tragen. Schließlich war er dann König und konnte eigentlich anziehen, was er
wollte. Grinsend stellte er sich vor, wie er in seiner abgenutzten Kleidung auf
dem Thron saß. Was würden die feinen Leute aus Gondor wohl dazu sagen? Er
hatte gar nicht gemerkt, dass Faramir in sein Gemach getreten war. „Du hast
mein Klopfen nicht gehört, Aragorn,“ sagte der junge Mann entschuldigend. „Es
wird Zeit, alle warten schon auf dich.“ Aragorn drehte sich lächelnd zu
Faramir um. Dieser trug heute ebenfalls eine edle Rüstung, und einen prächtigen,
blauen Mantel darüber, der mit einer silberbestickten Borte verziert war. Sein
Haar schimmerte rotgolden in der Morgensonne, die zum Fenster hereinschien.
„Ich denke, du würdest auch einen guten König abgeben,“meinte Aragorn
anerkennend. „Jedenfalls vom äußeren Erscheinungsbild her,“ ergänzte er
schnell, als er Faramirs bestürzte Miene sah. Beide verließen die Zitadelle.
Der riesige Hof war mit tausenden von Menschen gefüllt, die alle nur auf Aragorn
warteten. Faramir nickte dem künftigen König zu und stellte sich zu seiner Braut
Éowyn in die vorderste Menschenreihe. Gandalf stand auf der Treppe vor dem
Portal, welches heute Blumenschmuck trug. Gimli brachte die Krone auf einem
Kissen. Die Menge hielt den Atem an, als Gandalf die Krone vom Kissen hob und
schließlich Aragorn aufs Haupt setzte. Der frischgekrönte König seufzte
leise: nun war es entgültig vorbei mit seinem früheren Leben. Aber er hatte
diesen Weg gewählt, um Gondor zu retten. Die Krone saß zentnerschwer auf
seinem Haupt – jedenfalls bildete er sich das ein. Mit bedächtigen Schritten
ging Aragorn – nunmehr König Elessar – an der Menschenmenge vorbei. Er sah
Faramir, der ihn anlächelte und sich tief verneigte. Bei diesem Lächeln wurde
Aragorn ganz warm ums Herz. Er wünschte sich zusammen mit Faramir ganz weit weg,
an einen Ort, wo beide ungestört wären. Aber das war nur ein vergebliches
Sehnen. All diese Gedanken jagten durch seinen Kopf während er auf die
Elben-Gesandtschaft aus Bruchtal zuschritt. Ganz vorne stand der Prinz des
Düsterwaldes in seinem prächtigsten Gewand und mit einem Diadem auf dem Kopf und
lächelte ihn an. Aragorn erkannte hinter ihm Glorfindel und die Söhne Elronds.
Auch Elrond selbst war gekommen. Und da war dann noch diese geheimnisvolle
Gestalt, die sich hinter dem Banner verbarg. Der König legte Legolas die
Hand auf die Schulter und bedankte sich auf elbisch. Doch der Prinz erwiderte
nichts. Im Gegenteil, er begann ungewohnt verschmitzt zu grinsen. Aragorn
verstand nicht und sah ihn ungläubig an. Aber dann wurde das Banner
beiseitegeschoben und Arwens Gesicht erschien. Freude und Entsetzen zugleich
durchfuhr den König. Die schöne Elbin begann zu lächeln und schritt langsam auf
ihren Geliebten zu. Aragorn konnte es kaum glauben, wer da vor ihm stand.
Automatisch fuhren seine Hände über ihr Gesicht. Ja, sie war es wirklich. Arwen
blickte ihn erwartungsvoll an. Aragorn wusste, was er zu tun hatte. Er küsste
seine langjährige Braut vor all den Menschen. Und während sich seine Lippen auf
die von Arwen legten, seine Zunge in ihren Mund drang, dachte er an niemand
anderen als Faramir.
Während der anschließenden Feier wurde Aragorn mit
Arwen vermählt. Elrond und Gandalf hielten die Zeremonie und legten den beiden
die Hände ineinander. So wurde nun Arwen die Königin von Gondor.
Kapitel 4
Faramir war normalerweise ein ziemlich geduldiger Mensch.
Doch Aragorns Versprechen ließ ihm keine Ruhe. Nun waren bereits zwei Monate
seit der Krönung vergangen. Er selbst war inzwischen mit Éowyn in Rohan
verheiratet worden und würde nun bald mit seiner Gemahlin nach Emyn Arnen
ziehen, wo zur Zeit das alte Fürstenhaus restauriert wurde. Er traf zwar
fast täglich den König, weil es wichtiges über die Regierungsgeschäfte zu
besprechen und zu erklären gab, doch die beiden waren nie alleine. Immer waren
irgendwelche Berater oder Soldaten dabei, die in die Besprechungen miteinbezogen
werden mussten. Allmählich verlor Faramir auch den Mut, Aragorn zu fragen. Er
wollte dem König nicht auf die Nerven gehen. Und trotzdem: er musste einfach
wissen, was Boromir in seinen letzten Minuten gesagt hatte und wie er genau
gestorben war. Eines Morgens hatte Faramir schließlich Glück: Aragorn befand
sich alleine im Thronsaal. Gelangweilt schlich der König um den Thron. Er kam
sich vor wie in einem goldenen Käfig. Seine Liebe zu Arwen war ziemlich
abgekühlt, wie er in den letzten Wochen entsetzt festgestellt hatte. Seine
ehelichen Pflichten erfüllte nur noch mit Widerwillen. Zum Glück schien Arwen
davon nichts zu merken. Er hatte keine Ahnung, wie lange er diese Fassade noch
aufrecht erhalten konnte. „Guten Morgen, Aragorn!“ Faramirs Stimme hallte
durch den Thronsaal. Aragorn drehte sich um und lächelte: vielleicht hatte
er den jungen Statthalter endlich einmal einige Minuten alleine für sich.
Freundschaftlich legte er den Arm um Faramirs Schultern. Aragorn genoß es, den
jungen Mann zum ersten Mal seit langem wieder berühren zu können. „Was gibt
es, mein Freund? Für heute ist doch gar keine Besprechung angesetzt, oder?“
„Nein, tatsächlich nicht, mein König,“ erwiderte Faramir verlegen.
„Bitte nenne mich auch weiterhin Aragorn, wenn wir unter uns sind. Nun, was
gibt es?“ „Du hast mir doch vor geraumer Zeit versprochen, mehr von Boromirs
Tod zu erzählen,“ rückte Faramir endlich mit der Sprache heraus. Aragorn
lächelte gequält. Er erinnerte sich noch gut an sein Versprechen. Es würde ihm
höchstwahrscheinlich immer noch schwer fallen, darüber zu reden. Gleichzeitig
aber sah er die Gelegenheit, mit Faramir einen Abend ganz alleine zu verbringen.
Seine Gemahlin würde er zu Éowyn schicken. Die beiden Frauen verstanden sich
sowieso überraschend gut. „Komm heute abend zu mir, Faramir,“ sagte Aragorn
schließlich. „Arwen wird in dieser Zeit Éowyn besuchen. Ich hoffe, du bist damit
einverstanden.“ Faramir blickte den König erfreut an. „Auf dieses
Gespräch habe ich so lange gewartet. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich
diesen Abend herbeisehne.“ Er verabschiedete sich hastig von Aragorn. Der
König sah ihm nach und wieder einmal blieb sein Blick an Faramirs Hinterteil
haften.
Die Stunden zogen sich dahin wie Ewigkeiten. Faramir saß am
Nachmittag in der Schreibstube des Königs und erledigte noch einigen Papierkram
für Aragorn. Das war ein Abkommen, das sie getroffen hatten, denn dem ehemaligen
Waldläufer graute es vor dem Schreibtisch. Faramir hatte sich inzwischen ganz
gut eingearbeitet und die Bewältigung der Schreiberei ging ihm rasch von der
Hand. Doch heute hielt er immer wieder inne und dachte daran, was Aragorn ihm
wohl von Boromir berichten würde. Er hoffte so sehr, dass der Tod seines Bruders
nicht zu qualvoll gewesen war. Sich vorzustellen, dass Boromir langsam am Parth
Galen verblutet war, trieb ihm Tränen der Trauer in die Augen. Als die Sonne
untergegangen war, nahm Faramir mit Éowyn ein einfaches Nachtmahl ein. Sie war
aufgekratzt und freute sich schon auf Arwens Besuch. Der junge Truchseß dagegen
verspürte jetzt Furcht vor dem Gespräch. War es wirklich so gut für ihn, wenn er
Details über Boromirs Tod erfuhr? Er verabschiedete sich von Éowyn mit einem
innigen Kuß und ging hinüber zur Zitadelle, wo das Königspaar hauste.
Unterwegs begegnete ihm Arwen, die gerade zu ihrer Freundin Éowyn eilte. Sie
wirkte ebenfalls gutgelaunt. Faramir grüßte sie und sah ihr bedauernd nach: die
beiden Frauen würden einen netten Abend miteinander verbringen. Und was
erwartete ihn?
Kapitel 5
Aragorn hatte zwei Gläser und eine Karaffe mit Rotwein
hergerichtet. Er konnte Faramirs Ankunft kaum erwarten. Immer wieder spähte er
zum Fenster hinaus, ob der junge Mann bereits im Hof auftauchte. Endlich sah er
ihn. Erleichtert lächelte Aragorn und zündete sich eine Pfeife an. Er setzte
sich in den einen freien Sessel vor dem prasselnden Kaminfeuer und erwartete
Faramirs Klopfen. Wenige Minuten später stand der junge Mann im Kaminzimmer.
Aragorn begrüßte ihn schulterklopfend und führte ihn zu einem der Sessel.
„Mach es dir erst einmal bequem, mein Freund,“ sagte er einladend.
Faramir nahm Platz und Aragorn begann mit einem belanglosen Gespräch über
den Wildbestand in den Wäldern Ithiliens. „Aragorn, deswegen bin ich aber
nicht gekommen,“ wandte Faramir schließlich vorsichtig ein. Der König
seufzte und nahm einen tiefen Schluck aus dem Weinkelch. „Ich weiß, wir
wollten über Boromir reden.“
Aragorn stand plötzlich auf und ging auf
eine große Truhe zu. Er öffnete sie und holte einen länglichen Gegenstand
heraus, der in ein Tuch eingewickelt war. Faramir sah ihm erstaunt zu. Was
sollte dies nun bedeuten? Ein weiteres Ablenkungsmanöver des Königs? Aragorn
setzte sich nun wieder hin und begann den Gegenstand vorsichtig auszupacken.
Faramir starrte entsetzt auf den Dolch, den er nun wiedererkannte. „Er
gehörte Boromir!“ entfuhr ihm erschrocken. „Wo hast du ihn her?“ „Boromir
gab ihn mir, bevor er die Augen für immer schloß,“ sagte Aragorn leise. Es
schmerzte ihn sichtlich, darüber zu reden. Doch er hatte Faramir ein Versprechen
gegeben und er war gewillt, es zu halten. Faramirs Finger fuhren langsam
über die glatte Schneide des Dolches. „Es war ein Geschenk von mir,“
flüsterte er aufgewühlt. „Ich schenkte Boromir den Dolch an seinem 30.
Geburtstag. Ich weiß noch, dass er sich darüber gefreut hatte. Er trug ihn stets
bei sich.“ „Dann soll er jetzt dir wieder gehören, mein Freund,“ sagte
Aragorn traurig. „Ich habe kein Anrecht darauf. Ich wusste nicht, dass er einst
von dir stammte.“
Er drückte den Dolch in Faramirs Hände. Seine Finger
berührten dabei flüchtig die von Faramir. Er fühlte, dass ihm plötzlich heiß
wurde und er zuckte unwillkürlich zurück. Der junge Mann beobachtete ihn mit
großen Augen. Aragorn lockerte den Kragen seiner Tunika etwas. Er stand
erneut auf.
„Ich erzähle dir jetzt von Boromirs Tod,“ sagte er jetzt.
„Als ich von Amon Hen herabkam in den Wald, war dein Bruder bereits von drei
Pfeilen durchbohrt worden. Ich sah sofort, dass er diese Verletzungen nicht
überleben würde. Aber er lag nicht am Boden. Er kniete und sah diesem riesigen
Uruk-Hai, der ihn den Rest verpassen wollte, tapfer in die widerliche Fratze.
Ich habe mich auf den Unhold gestürtzt. Es war ein harter Kampf. Lurtz war der
größte und kräftigste Uruk, den ich je gesehen habe. Aber schließlich gelang es
mir ihn zu besiegen. Ich selbst hatte auch einige kleinere Blessuren
davongetragen. Ich spürte sie jedoch kaum, denn Boromir lag jetzt im Gras und
ich wusste, dass sein letztes Stündlein geschlagen hatte. Ich beugte mich über
ihn, um ihm die letzten Minuten zu erleichtern. Das Blut tropfte aus seinem
Mund, er konnte kaum noch sprechen. Trotzdem redete er sich von der Seele, dass
er Frodo verraten hatte. Ich wollte es nicht glauben, aber Boromir sprach hastig
weiter. Er erzählte von der Weißen Stadt und dass er Angst um Gondor hatte. Ich
versicherte ihm, dass unser Volk nicht untergehen würde.“ Aragorn hielt
jetzt inne. Seine Stimme wurde brüchig. Faramir liefen bereits offen die Tränen
über das Gesicht.
„Weiter, erzähl’ weiter,“ flüsterte der junge Mann
atemlos. Aragorn schluckte und fuhr fort. „Boromir lächelte, als er
diese Worte von mir hörte: unser Volk. Er nannte mich dann seinen Bruder,
Hauptmann und König. Er drückte mir den Dolch in die Hand und starb .“
Faramir begann zu schluchzen. Sein Körper wurde von einem Weinkrampf
geschüttelt.
Aragorn konnte nicht anders: er nahm den jungen Truchseß
tröstend in die Arme. Lange saßen sie so da. Faramirs Weinen wurde schwächer.
Aragorn war jedoch ganz benommen von der Nähe Faramirs. Sein Haar roch so
gut. Zärtlich fuhr seine Hand über den Rücken des jungen Mannes und durch die
roten Locken. Faramirs Tränen waren versiegt und er hob erstaunt den Kopf. Doch
er sagte nichts. Wortlos ließ er geschehen, was Aragorn mit ihm machte.
Kapitel 6:
Die Berührungen des Königs waren sehr sanft. Faramir merkte,
wie er die Nähe des ehemaligen Waldläufers genoß. Sein Körper reagierte bereits
auf die streichelnden Hände. Zu seiner Überraschung bekam der junge Truchseß
eine deutliche Erektion. Das konnte und durfte nicht sein! Er war doch ein
glücklich verheirateter Mann, der seine Frau über alles liebte. Warum um alles
in der Welt fühlte er sich plötzlich so zu Aragorn hingezogen? Die Hände des
Königs berührten jetzt sein bärtiges Gesicht. Faramir erschauerte unter den
Bewegungen. Warum waren die Zärtlichkeiten von Éowyn nicht so erregend wie die
von Aragorn? Der König merkte, dass Faramir nicht ablehnend auf seine
Berührungen reagierte. Er beschloß, weiter zu gehen. Langsam näherte sich sein
Gesicht dem von Faramir. Der junge Truchseß schreckte nicht zurück. Er schloß
sogar erwartungsvoll die Augen. Aragorns Lippen legten sich auf die weichen,
vollen Lippen des jungen Mannes. Vorsichtig zog er Faramirs Körper näher zu
sich. Seine Zunge suchte vorsichtig ihren Weg durch die Zahnreihen des jungen
Mannes. Es dauerte nur Sekunden, bis Faramir willig seinen Mund öffnete und
Aragorns Zunge einließ. Ein leidenschaftlicher Kuß folgte nun, bis sich der
junge Truchseß schweratmend von seinem König löste. „Mein
König...Aragorn..“, stammelte der rotblonde Mann verwirrt. Doch dieser legte
ihm lächelnd den Zeigefinger auf den Mund, um ihm zu bedeuten still zu sein.
Faramir wurde wieder ruhiger. Aragorns Hände glitten an Faramirs Hals
entlang bis zum Kragen seiner Tunika. Vorsichtig begann der König an den
Verschlüssen des Gewandes zu nesteln. Faramirs Hände verkrallten sich in die
Stuhllehnen. Er begann Aragorn zu begehren, so wie er noch nie jemanden in
seinem Leben begehrt hatte. Für den jungen Mann war die Liebe zwischen Männern
nichts Neues: Wie oft hatte er sich in den einsamen Nächten von Henneth Annûn
einen jungen, attraktiven Waldläufer zu sich unter seine Decke geholt! Trotzdem
hatte er Hemmungen, den Mann, der schließlich sein König war, zu berühren.
Langsam streifte Aragorn die Tunika über Faramirs Schultern. Sanft fuhr sein
Mund am Hals des jungen Mannes entlang und schließlich über die Brust in tiefere
Regionen. Faramir zog scharf die Luft durch die Nase ein. Ungeschickt tasteten
seine Hände an Aragorns Gewand entlang. Dieser machte es ihm leicht: mit einer
raschen Bewegung zog er sich die Tunika über den Kopf. Dann legte sich der König
plötzlich auf den weichen Teppich. „Leg dich zu mir, Faramir!“ forderte er
den jungen Mann leise auf. Faramir tat, wie ihm der König geheißen hatte und
ließ sich zögernd auf den Teppich nieder. „Schließe deine Augen, so wie
vorhin“, bat ihn der ehemalige Waldläufer des Nordens. Wieder wanderten
seine Hände über den halbentblößten, behaarten Körper des Gondorianers. Eine
kreisende Bewegung um Faramirs Nabel sorgte für weitere Lust-Schauer. Faramir
hielt es nicht mehr aus. Schweratmend führte er Aragorns Hände zu seinem Gürtel,
damit er diesen löste. Aragorn lächelte: er wusste nun, dass der junge Mann
dasselbe wollte wie er. Er öffnete den Gürtel und zog rasch die Hose nach unten.
Das prall aufgerichtete Geschlecht Faramirs schlug gegen seine Hand. Der König
beugte sich hinunter und seine Zunge fuhr über die rote Eichel, aus der bereits
einige Lusttränen quollen. Ein lautes Stöhnen des Gondorianers war die Antwort.
Nun umschloß der Mund des Königs völlig die Eichel und er begann zu saugen.
Faramirs Hände fuhren unwillkürlich durch die schwarzen Haare Aragorns und
krallten sich schließlich dort fest. Sein Stöhnen wurde immer lauter. Ein
unglaublicher Orgasmus schüttelte seinen Körper schließlich durch und ihm
entfuhr ein gedämpfter Schrei.
Kapitel 7
Aragorn lächelte den jungen Mann an und strich ihm liebevoll
das verschwitzte Haar aus der Stirn. Faramir starrte ihn mit glasigen Augen an
und schnappte nach Luft. „Was habe ich getan?“ murmelte er tonlos. Rasch
entzog er sich aus der Umarmung Aragorns und stand auf. Schnell streifte er
seine Hose über. Erstaunt und enttäuscht zugleich beobachtete ihn der König.
„Hat es dir nicht gefallen, Faramir?“ Faramir nahm seine Tunika vom
Boden hoch und ließ sich in den Sessel fallen. „Ich muß zugeben, dass es mir
gefallen hat. Doch ich bin verheiratet und ich liebe meine Frau. Ich dachte, bei
dir sei das ebenso.“ Aragorn stand auf und wanderte mit gerunzelter Stirn
hin und her. Faramir zog nun auch wieder seine Tunika über und erhob sich.
„Ich glaube, ich sollte jetzt besser gehen“, meinte der junge Truchseß
kopfschüttelnd. „Natürlich liebe ich Arwen, meine Frau“, sagte Aragorn
plötzlich. „Doch ich liebe sie auf eine andere Weise als dich.“ „Nein, so
etwas darfst du nicht sagen“, erwiderte Faramir entsetzt und wich zurück.
„Liebst du mich denn gar nicht?“ fragte der König direkt. Faramir sah
ihn völlig verdattert an. Er wollte Aragorn jetzt nicht kränken. Der König war
sein Freund, sein Heiler und er war Boromirs Waffengefährte gewesen. „Ich
verehre und ich achte dich, Aragorn“, sagte der junge Mann langsam. „Ja,
vielleicht ist das auch eine Art Liebe. Und vorhin habe ich dich körperlich
begehrt. Doch das darf nie wieder vorkommen. Du hast mich auf deine Weise
getröstet. So sehe ich diese Sache.“ Er wandte sich zum Gehen. „Du
willst jetzt tatsächlich weg?“ fragte Aragorn enttäuscht. „Verzeih“, sagte
Faramir leise. „Aber ich möchte mich zurückziehen.“ Er verabschiedete sich
kurzangebunden vom König.
*
Seufzend ließ sich Aragorn in den
Sessel fallen und fuhr sich verzweifelt durch die Haare. Es war alles
schiefgegangen: hätte er nur mehr Beherrschung bei Faramir gezeigt. Warum hatte
er sich nur so gehen lassen! Jetzt hatte er alles vermasselt. Sein Blick
fiel auf Boromirs Dolch, der auf dem kleinen Tisch bei den Weinkelchen lag.
Faramir hatte vergessen, ihn mitzunehmen. Aragorn lächelte, während er mit dem
Finger sacht über die Schneide fuhr. Boromirs Bruder würde zurückkommen, um ihn
zu holen.
*
Éowyn und Arwen saßen im Kaminzimmer des
Gebäudetrakts, das der Truchsessfamilie zustand. Ihr Gelächter und Geschnatter
war schon von weitem zu hören. Faramir lächelte wehmütig. Er wollte die beiden
Frauen nicht stören und zog sich in das Schlafgemach zurück. Langsam zog er
sich aus und legte sich in das breite Ehebett. Er ließ sich noch einmal den
Abend mit Aragorn durch den Kopf gehen: alles hatte so harmlos angefangen. Doch
dann hatte der König von Boromirs Tod erzählt und diesen Dolch geholt. Der
Dolch! Faramir durchfuhr es siedendheiß: er hatte ihn bei Aragorn vergessen. Er
seufzte tief. Bei nächster Gelegenheit würde er einen Botenjungen schicken, der
den Dolch für ihn holen sollte. Doch halt, nein: das war zu unhöflich.
Schließlich hatte er ja keinen Streit mit Aragorn.
*
Éowyn war
erstaunt, als sie ins Schlafgemach kam, und Faramir grübelnd im Bette liegend
vorfand. „Du bist schon zurück?“ fragte sie verwundert. „Du hast dich doch
nicht etwa mit Aragorn gestritten?“ „Nein, nein“, entgegnete Faramir hastig.
„Es war alles in Ordnung. Es hat mich nur sehr aufgewühlt, was er mir von
Boromirs Sterben erzählt hat.“ Er war froh, dass ihm schnell diese Ausrede
einfiel. „Ach, du Ärmster!“ sagte Éowyn bedauernd und streichelte ihm über
die Wange. „Das muß ja ein sehr trauriger Abend gewesen sein.“ „In der Tat,
das war er“, murmelte Faramir bereits im Halbschlaf.
*
Aragorn
dagegen fand keine Ruhe. Auch als Arwen längst zurück war, zog es ihn nicht ins
eheliche Bett. Schon lange hatte er mit ihr den Beischlaf nicht mehr vollzogen
und es gelüstete ihm auch ganz und gar nicht danach. Viele Jahre hatte er die
Elbin nur von der Ferne geliebt. Geliebt konnte man eigentlich nicht sagen: er
hatte sie verehrt, wie man eben ein höheres Wesen verehrt. Und das war sie in
der Tat. Elrond hatte ihn stets vor der Ehe mit seiner Tochter gewarnt, doch
Aragorn hatte immer geglaubt, dass die Eifersucht des Vaters da mitspielte.
„Sie ist wie eine Birke und du nur ein Sämling neben ihr“. Hart waren diese
Worte gewesen, aber der Elbenfürst hatte recht behalten sollen. Aragorn konnte
es nicht ertragen, dass seine Ehefrau umso vieles weiser und älter war als er.
Kapitel 8
Nach einer schlaflosen Nacht erhob sich Aragorn schon bald
aus dem Bett. Er trat auf den Balkon. Von dort aus konnte er bis hinüber in den
Flügel sehen, wo Faramir und Éowyn wohnten. Die Sonne war gerade über dem
Schattengebirge aufgegangen und eine frische Brise wehte von Osten her. Der
Fensterladen vor dem Schlafgemach Faramirs sprang auf. Neugierig blieb der König
stehen. Er hatte jetzt eine gute Aussicht in das Zimmer. Das junge Paar befand
sich gerade beim Liebesakt: zwei verschwitzte Körper, die gerade miteinander
verschmolzen. Aragorn spürte, wie es ihm selbst heiß wurde. In seiner
Leibesmitte regte sich etwas. Rasch fuhr seine Hand unter die Tunika und er nahm
sein hartes Geschlecht in der Hand. Er sah zu, wie sich das Liebespaar immer
heftiger bewegte. Schwer atmend verstärkte er auch seine Bewegungen. Jetzt
konnte er einen unterdrückten Schrei hören, von Éowyn ausgestoßen. Endlich
erreichte auch er seinen Höhepunkt, während sich drüben bereits das Paar wieder
voneinander löste. Zu spät merkte Aragorn, dass Faramir unbekleidet an das
Fenster getreten war, um den Laden wieder zu schließen. Die Blicke der beiden
Männer trafen sich. Aragorn starrte auf Faramir, der ihn wiederum ungläubig
ansah.
Schnell rückte der König wieder seine Tunika zurecht und verließ
den Balkon. Als er das Zimmer betrat, stand Arwen vor ihm und sah ihn
vorwurfsvoll an. Sie trug ihr Nachtgewand und einen Umhang darüber. Ihr
schwarzes Haar hing offen bis zu den Hüften herab. Er sah sie ganz erschrocken
an. „Elessar, ich möchte wissen, was mit dir los ist“, sagte sie ernst.
„Schon seit Wochen liegst du nicht mehr bei mir im Bett. Mache ich irgendetwas
falsch?“ In ihre großen blauen Augen traten Tränen. Aragorn schluckte: er
konnte einfach nicht sehen, wenn seine Gemahlin weinte. Betreten blickte er zu
Boden.
„Es ist nicht deine Schuld“, murmelte er leise. „Für mich ist das
alles ein bisschen viel: du weißt, dass ich nie König werden wollte. Aber ich
bin nun mal Isildurs Erbe. Außerdem hätte ich dich nie heiraten dürfen, wenn ich
nicht mein Erbe angetreten hätte. Du musst mir Zeit geben: ich war einst ein
unbeschwerter Waldläufer, doch jetzt lastet die schwere Bürde der Krone auf
meinen Schultern.“ Aber Arwen gab sich nicht mit dieser Antwort zufrieden.
Sie blieb stehen und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Aragorn biß sich auf
die Unterlippe. Er wusste, dass sie tief in die Herzen anderer sehen konnte.
Natürlich würde sie seiner dummen Ausrede nicht glauben. Wie lange noch würde er
seine Liebe zu Faramir vor ihr verheimlichen können?
„Ich weiß, dass es
noch einen anderen Grund gibt, dass du nicht zu mir ins eheliche Bett steigst“,
fuhr Arwen verbittert fort. „Ich habe es von einer Magd aus Rohan gehört. Du
hast Éowyn schöne Augen gemacht. Wahrscheinlich empfindest du immer noch etwas
für sie. Und sie soll auch sehr in dich verliebt gewesen sein. Vielleicht ist
sie es noch.“ „Ich habe niemals etwas mit Éowyn gehabt“, beteuerte Aragorn
fast erleichtert, dass sie ihm nicht auf die Schliche gekommen war. „Sie ist
eine sehr schöne Frau. Ich denke, es gibt keinen Mann, der sich nicht nach ihr
umdrehen würde.“ „Aber du warst stets mit mir verbunden!“ rief Arwen empört.
„Du hattest nicht das Recht, dich nach einer anderen Frau umzudrehen.“
„Vergiß nicht, dass wir auf Geheiß deines Vaters die Verlobung gelöst
hatten, damit du nach Valinor segeln konntest“, entgegnete Aragorn jetzt
gelassen. „Manchmal wünschte ich, dass ich tatsächlich fortgesegelt wäre!“
meinte Arwen erschüttert. „Du bist doch mit Éowyn befreundet“, fuhr nun
Aragorn etwas liebevoller fort. „Du müsstest doch wissen, dass sie jetzt mit
Faramir glücklich ist.“ „Ihr Menschen seid ein seltsames Volk“, erwiderte
Arwen bitter lächelnd. „Ihr könnt euch schnell jemand anderem zuwenden. Wir
Elben lieben nur ein Mal in unserem langen Leben.“ Mit diesen Worten ließ
sie ihren Gemahl stehen und verließ das Zimmer.
Kapitel 9
Während sich Éowyn im Bett wohlig räkelte, entging es ihr
trotzdem nicht, dass ihr Gatte aus dem offenen Fenster starrte. „Was ist
denn da draußen? Uns hat doch nicht etwas jemand dabei zugesehen?“ kicherte sie
belustigt. Rasch machte Faramir den Fensterladen zu und dreht sich um. Seine
Wangen waren hochrot. Éowyn setzte sich ruckartig im Bett auf. „Uns hat
jemand dabei zugesehen, stimmt’s?“ „Ich sah eine Gestalt kurz auf dem
gegenüberliegenden Balkon“, sagte Faramir verlegen. „Dort liegen doch die
Räume des Königspaars“, überlegte Éowyn laut. „Uns wird doch nicht etwa Aragorn
zugesehen haben.“ „Ich weiß nicht, wer es war“, entgegnete Faramir
ungehalten, während er seine Hose anzog. „Vielleicht war es auch die Königin,
oder am Ende nur ein Diener.“ Éowyn lachte laut auf. „Vielleicht wollte
das Königspaar ja sich ein paar Anregungen holen. Wußtest du, dass das eheliche
Bett der Beiden seit Wochen erkaltet ist? Der König liegt nicht mehr bei seiner
Gemahlin.“ Faramir starrte seine Frau entsetzt an. Wieviel wusste Éowyn
eigentlich? „Wer....wer hat dir das erzählt?“ stieß er mühsam hervor.
„Du weißt doch, dass gestern abend Arwen bei mir war. Sie hat mir so einiges
erzählt. Die gute Elbin ist höchst eifersüchtig. Dabei habe ich gar nichts davon
erwähnt, dass ich mal in Aragorn verliebt war. Das hätte das Fass wohl zum
Überlaufen gebracht. Ich habe fast das Gefühl, dass der König nun doch mehr für
mich empfindet, als er damals zugestehen wollte.“
Faramir setzte sich
völlig durcheinander auf das Bett. Die Situation wurde immer verzwickter.
Anscheinend dachten beide Frauen, dass Aragorn ein Auge auf Éowyn geworfen
hatte. Dabei wusste er es besser. Éowyn schlang die Arme um ihren Gemahl.
„Du bist ja völlig durch den Wind, Liebster. Du brauchst wirklich keine
Angst zu haben, dass ich mich nun Aragorn zuwende. Du musst immer wissen, dass
ich nur dich liebe.“ Faramir streichelte geistesabwesend ihre Arme. „Und
ich liebe auch nur dich“, murmelte er leise. Allmählich wurde es Zeit, etwas
zu klären.....
• *
Nach dem Frühstück beschloß Faramir den König
aufzusuchen. Er wollte sich einerseits den Dolch holen und andererseits ein
ernstes Wort mit ihm reden.
Aragorn saß in seiner Schreibstube und
starrte bedrückt auf die Papierberge. Arwen hatte vorhin angekündigt, dass sie
in Kürze nach Bruchtal abreisen würde. Sie könne seine Nähe nicht länger
ertragen. Wenn das in Minas Tirith bekannt wurde, dann würde es einen Eklat
geben. So kurz nach der Hochzeit ging eine Königin nicht alleine auf Reisen,
selbst wenn sie eine Elbin mit Heimweh war. „Verdammt!“ fluchte der König
und fegte mit einer Handbewegung die Papiere von seinem Schreibpult. In
diesem Moment klopfte es an der Tür. Bevor Aragorn etwas sagen konnte, war
Faramir auch schon eingetreten. „Du hast mir gerade noch gefehlt“, stöhnte
der König auf. „Warum musstest du uns heute morgen auch beobachten“, sagte
Faramir vorwurfsvoll. „Auch Éowyn ahnt jetzt etwas. Allerdings denkt sie, dass
du etwas für sie empfindest.“ „Arwen will gehen“, stieß Aragorn leise
hervor. „Sie denkt auch, ich habe etwas mit Éowyn.“ „Sie will zurück nach
Bruchtal?“ fragte Faramir entsetzt. „Das darf nicht geschehen! Das Volk Gondors
würde dir zürnen. Du würdest dein Vertrauen verlieren. Wir müssen das beenden,
hast du verstanden?“ Aragorn kam jetzt um den Schreibtisch herum und ergriff
Faramirs Hände. „Du weißt, dass ich dich liebe, Faramir. Ich würde so gerne
mein Leben mit dir zusammen verbringen. Ist das nicht auch dein Wunsch?“
Faramir ließ die Hände des Königs so abrupt los, als wenn er sich verbrannt
hätte. „Nein, Aragorn. Ich kann nicht. Ich liebe Éowyn. Das ist mir heute
nacht klargeworden. Ich schäme mich dafür, dass ich sie betrogen habe – mit dir.
Ich bin heute nur zu dir gekommen, um dir das zu sagen, und um den Dolch meines
Bruders zu holen.“ In Aragorns Augen schimmerten Tränen. Er hatte jetzt
alles verloren: nicht nur Arwen, sondern auch Faramir. „Du musst versuchen,
Arwen zurückzuhalten“, sagte Faramir sanft zu ihm. „Noch ist sie nicht
abgereist. Sie glaubt, du und Éowyn habt etwas miteinander. Ich werde zusammen
mit Éowyn zu ihr gehen und ihr sagen, dass dies nicht so ist. Das Übrige ist
dann deine Aufgabe."
Kapitel 10
Éowyn sah Faramir empört an, als er ihr sein Vorhaben
schilderte. „Ich werde alleine zu Arwen gehen und mit ihr reden“, sagte sie
aufgebracht. „Wie sieht das denn aus, wenn wir zu zweit zu ihr gehen? Sie muß
doch dann tatsächlich denken, dass Aragorn und ich....“ Sie mochte gar nicht
weitersprechen, so wütend war sie. Faramir hob beschwichtigend die Hände.
„Es war ja nur ein Vorschlag“, sagte er verzweifelt. „Vermutlich könnt ihr
Frauen besser miteinander reden, wenn kein Mann dabei ist.“ „Das meine ich
aber auch!“ schnaubte Éowyn. Als sie ihn so anfunkelte mit ihren grüngrauen
Augen, dachte Faramir einen Moment daran, dass sie mit diesem Blick
wahrscheinlich auch auf den Hexenkönig losgegangen war, um ihn zu köpfen.
Unwillkürlich machte er einen vorsichtigen Schritt zurück.
*
Arwen sah gerade mit verschränkten Armen dabei zu, wie ihre Dienerinnen
die Truhen packten. Ihre Züge wirkten unbeweglich. Plötzlich wirkte sie nicht
mehr wie eine lebendige Elbin, sondern wie zu einer Marmorfigur erstarrt. Erst
als Éowyn in ihren Gemächern auftauchte, regte sie sich wieder. „Was ist
los?“ fragte Éowyn ihre Freundin bestürzt. Die Königin wedelte rasch mit
einer Handbewegung alle Dienerinnen aus dem Gemach. Dann wandte sie sich der
Fürstin zu. „Dass du dich überhaupt noch herwagst!“ rief Arwen eifersüchtig.
„Du hast Aragorn schöne Augen gemacht! Gib es zu!“ „Natürlich gebe ich es
zu“, erwiderte Éowyn gelassen. „Aragorn ist ein gutaussehender Mann. Das kannst
du ja nicht verleugnen, oder? Aber das ist alles lange her - bevor ich Faramir
kannte. Außerdem redete Aragorn immer davon, dass du mit deinem Volk nach
Valinor segeln würdest.“ „Ich möchte jetzt genau wissen, was zwischen dir
und Aragorn ist!“ beharrte Arwen mit zorngeröteten Wangen. „Es war nie etwas
zwischen uns – leider“, gab Éowyn bitter lächelnd zu. „Ich hätte Aragorn gerne
geehelicht, aber er war dir immer treu. Er wahrte stets eine Distanz zu mir, die
ich nicht wahrhaben wollte. Oh, wie ich diesen Abendstern, den er Tag und Nacht
um den Hals trug, hasste!“ „Und warum meidet er seit Wochen das eheliche
Bett und sieht euch frühmorgens beim Beischlaf zu?“ fragte Arwen den Tränen
nahe. „Bei Eru!“ stieß Éowyn entsetzt hervor. „Er sah uns zu? Und Faramir
wusste es. Er sah nämlich zum Fenster hinaus. Für meinen Geschmack ein wenig zu
lange. Er hatte nämlich nichts an. Ich denke, dass er genau wusste, wer da auf
dem Balkon gegenüber stand.“ „Aragorn hat sich auf dem Balkon selbst Lust
verschafft, als er euch zusah“, sagte Arwen schief lächelnd. „Meinst du, es
war wegen Faramir?“fragte Éowyn ebenso bestürzt. „Aragorn und Faramir“,
murmelte die Elbin tonlos. „Was geht zwischen euch beiden vor?“ „Nein,
Faramir ist kein Lustknabe“, behauptete die ehemalige Schildmaid völlig
durcheinander. Oder war er es doch? Sie wusste nicht, was sie noch glauben
sollte. „Ist Faramir ein guter Liebhaber?“ fragte Arwen plötzlich. Éowyn
errötete ob dieser indiskreten Frage. Über so etwas hatte sie noch nie gewagt zu
sprechen. „Ich bin zufrieden“, entgegnete sie knapp. „Was heißt
zufrieden?“ bohrte die Elbin weiter. „Er bemüht sich, mir höchste
Lustgefühle zu verschaffen“, erwiderte Éowyn etwas genervt. „Und? Gelingt es
ihm?“ Arwens Wangen bekamen vor Aufregung rote Flecken. „Manchmal schon,
aber nicht immer“, sagte Éowyn schließlich ehrlich. „Immerhin etwas“,
erwiderte die Elbin kühl. „Aragorn versteht nichts von der Liebe. Jedenfalls
nichts von der Liebe zu Frauen. Ich habe gehofft, dass es irgendwann besser
wird, aber dann kam er überhaupt nicht mehr zu mir. Wahrscheinlich hatte er sich
da schon mit Faramir amüsiert.“ „Ich wüsste nicht, wann“, sagte Éowyn
kopfschüttelnd. Sie wollte nicht glauben, dass ihr Gatte ein Verhältnis mit
dem König hatte.
Arwen rief jetzt wieder ihre Dienerinnen herbei.
„Was wirst du tun?“ fragte die Fürstin resignierend. „Ich werde
bleiben“, erwiderte die Elbin gelassen. Éowyn starrte sie verblüfft an.
„Ich werde nicht zulassen, dass mein lieber Gatte auch noch euere Ehe
zerstört“, fuhrt Arwen bitter lächelnd fort.
Kapitel 11
Aragorn war ziemlich nervös. Er saß immer noch in seiner
Amtsstube und konnte an nichts anderes denken als an das Gespräch, das zwischen
Arwen, Éowyn und Faramir gerade stattfinden sollte. Er hoffte, dass es Faramir
und Éowyn gelingen würde, die Wogen zu glätten. Er starrte auf den Papierberg
vor sich und schob ihn von einer Seite des Tisches zur anderen. Vielleicht würde
es ihn sogar ein wenig ablenken, wenn er sich mit den Papieren beschäftigen
würde. Oder sollte er sie wieder vom Tisch fegen, wie er es heute morgen schon
getan hatte? Doch er wusste, dass sich dadurch seine Probleme nicht lösen
würden, ebenso wenig wie die Papiere nicht von selbst verschwanden.
Plötzlich klopfte es an der Tür. „Herein“, murmelte Aragorn mit
heiserer Stimme. Arwen trat ein. Sofort sprang er auf. Er wollte irgendetwas
sagen: dass er froh war, weil sie ja nun doch bleiben würde. Aber ihre düstere
Miene sprach Bände und die Worte blieben ihm im Hals stecken. „Ich werde
bleiben“, sagte sie mit frostiger Stimme. „Ich werde nicht nach Bruchtal reisen.
Vorerst jedenfalls nicht. Ich bin Gondors Königin und bin meinem Volk dies
schuldig. Ja, ich werde bleiben und dafür sorgen, dass die Linie der Könige
fortbesteht. Ich werde meine Pflicht erfüllen.“ „Arwen, ich bin so...“,
begann Argorn erleichtert. Doch die blauen Augen der Elbin blickten ihn so
kalt an wie nie zuvor und ließen ihn rasch wieder verstummen. „Wenn ich
meine Pflicht erfüllt habe und dir einen Thronfolger geschenkt habe, dann werde
ich gehen“, erklärte sie schließlich. Aragorn sank vor ihr reumütig auf die
Knie. „Bitte verlaß mich nicht, Arwen“, flehte er sie entsetzt an. „Jetzt
nicht und auch später nicht.“ „Was hält mich hier noch?“ fragte sie kühl.
„Du hast mich betrogen, und dann noch mit einem Mann dazu. Ist es neuerdings bei
den Menschen Sitte, dass der Mann dem Manne zugetan ist, auch wenn er
verheiratet ist?“ Aragorn setzte jetzt alles auf eine Karte: er musste
bluffen und Arwen aus der Reserve locken, wenn er noch eine winzige Chance haben
wollte. „Warst du mir denn in all den langen Jahren treu, als du auf mich
warten musstest?“ Er stand bei diesen Worten auf und sah ihr forschend in
die Augen. Zu seinem Erstaunen senkte Arwen plötzlich den Blick. Aragorn hielt
den Atem an, als er merkte, dass er einen wunden Punkt bei seiner Gemahlin
getroffen hatte. Arwen sah ihn verlegen an. Sie sah jetzt aus wie ein
kleines Mädchen, das von einer verbotenen Frucht gekostet hatte. „Nun?
Sprich!“ forderte Aragorn sie erregt auf. Die Elbin holte tief Luft, bevor
sie zu sprechen begann. „Du warst zwanzig Jahre spurlos verschwunden“, sagte
sie mit brüchiger Stimme. „Ich saß in Bruchtal, während du bei den Herren Rohans
und Gondors unter den Namen Thorongil gedient hast. Ich hatte keine Nachricht
von dir. Zwanzig Jahre sind selbst für Elben eine lange Zeit. Die Tage zogen
sich endlos dahin und ich verging vor Sehnsucht nach dir. Und dann kam sie:
Niphredil aus dem Düsterwald. Eine Base von Prinz Legolas. Sie war das schönste
Wesen, das ich je erblickt hatte. Ihr goldenes Haar reichte fast bis zum Boden,
wenn sie es offen trug. Wir freundeten uns sehr schnell an. Wir ahnten fast,
dass wir seelenverwandt waren. Auch Niphredil war verlobt und wartete auf die
Rückkehr ihres Geliebten. Irgendein Hauptmann des Düsterwaldes, dessen Name ich
schon längst vergessen habe. Eines Nachts geschah es dann: ein noch nie
gekanntes Unwetter suchte Imladris heim und ich verging fast vor Furcht. Es war,
als ob die Valar zornig auf uns seien. Der Donner dröhnte in meinen Ohren und
ich lag zitternd unter meiner Bettdecke. Da ging die Türe auf und Niphredil trat
ein. Ihr weißes, durchsichtiges Gewand liebkoste ihren wunderbaren Körper. Sie
fragte mich, ob ich auch Angst hätte. Und schon lag sie unter meiner Decke. In
dieser Nacht geschah etwas, was nicht geschehen hätte dürfen: wir liebten uns.“
Aragorn starrte sie entsetzt an. Mit so einem Geständnis hatte er ganz und
gar nicht gerechnet. „Wärst du denn lieber mit einer Frau im Bett als mit
einem Mann?“ fragte er neugierig, nachdem er sich einigermaßen gefangen hatte.
„Ich hatte nie zuvor geliebt und dannach auch nicht – bis zu unserer
Hochzeitsnacht“, erklärte Arwen errötend. „Es war wirklich schön mit Niphredil.
Als du mit mir den ehelichen Beischlaf vollzogst, hoffte ich, du würdest mir die
gleichen Lustgefühle bereiten. Aber du wusstest nicht, welche Stellen an meinen
Körper du berühren musstest. Dann bist du immer seltener zu mir gekommen.“
„Ich hatte stets nur Männer geliebt“, murmelte Aragorn schuldbewußt.
„Frauenkörper waren mir fremd, bis ich dich in der Hochzeitsnacht sah. Ich war
so unsicher, meine Liebe. Und als ich merkte, dass es dir keine Freude machte,
befiel mich die Furcht, versagt zu haben. Diese Furcht trieb mich in Faramirs
Nähe. Ich wusste genau, was ich tun musste, um ihm höchste Lustgefühle zu
verschaffen. Zu oft hatte ich das schon für einen anderen Mann getan.“ „Wie
soll es jetzt weitergehen?“ fragte Arwen zaghaft. Ihr Blick war wärmer
geworden: Aragorn entdeckte fast so etwas wie Verständnis in ihren Augen. Er
nahm sie zärtlich an der Hand. „Ich würde dir jetzt gerne die Lustgefühle
bereiten, die so vermißt hast. Laß uns einen neuen Anfang machen!“ Arwen
lächelte und das Eis war endgültig geschmolzen. Bereitwillig ging sie mit
Aragorn in das eheliche Schlafgemach.
*
Faramir sah bedrückt aus
dem Fenster. Er hatte seiner Gemahlin ein umfassendes Geständnis abgelegt. Die
erzürnte Schildmaid hatte ihn daraufhin aus dem Schlafgemach geworfen. Es würde
einige Zeit dauern, bis sich das wieder einrenkte. Das Einzige, was ihm momentan
geblieben war, war Boromirs Dolch. Ein wirklich kostbares Andenken, dachte
der junge Truchseß zynisch.
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