Titel: Ein kostbares Andenken
Autor: FaramirsWife



Kapitel 1

Faramir saß in der ehemaligen Schreibstube seines Vaters und bereitete alles für die Krönungszeremonie vor. Der Erbe Isildurs sollte in wenigen Wochen in Minas Tirith gekrönt werden. Nachdenklich kaute Faramir an dem Federkiel herum. Er kannte Aragorn eigentlich kaum. Sicher, er war der Mann, der ihn geheilt hatte, aus der Dunkelheit zurückgeholt hatte. Doch dann hatte Aragorn mit dem Heer Gondors und Rohans zum Schwarzen Tor eilen müssen, um Sauron herauszufordern. Sauron und sein Ring waren vernichtet worden und Aragorn war siegreich nach Minas Tirith zurückgekehrt. Das war nun auch schon wieder etliche Tage her. Faramir hatte kaum ein privates Wort mit dem zukünftigen König bisher wechseln können. Sie hatten nur über die Amtsgeschäfte gesprochen. Der ehemalige Waldläufer des Nordens hatte überhaupt keine Ahnung von dem ganzen Papierkrieg, der ihn erwartete. Auch Faramir tat sich schwer, denn man hatte ihn stets fern von den Regierungsgeschäften in Minas Tirith gehalten. Boromir war der Mann gewesen, der in die Fußstapfen seines Vaters treten sollte und auf die Regierung Gondors vorbereitet worden war.

Boromir! Bei dem Gedanken an seinen verstorbenen Bruder traten Faramir die Tränen in die Augen. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass Boromir von ihm gegangen war. Bisher war keine Zeit zum Trauern gewesen. Mitten im Ringkrieg hatte Faramir vom Tode seines über alles geliebten Bruders erfahren müssen. Er hatte diese schreckliche Vision gehabt von dem Elbenboot, das über den nächtlichen Anduin glitt. In diesem Boot war Boromir aufgebahrt gewesen. Bald darauf hatte man das geborstene Horn am Flussufer gefunden. Und Faramirs ahnungsvoller Traum hatte sich erfüllt. Doch über die genauen Umstände seines Todes hatte er noch nichts erfahren. Vor kurzem hatte er den Elb Legolas in der Zitadelle getroffen und ihn nach Boromirs Sterben befragt.

„Ihr müsst mit Aragorn sprechen, Faramir,“ hatte der Elb nur geantwortet. „In seinen Armen ist Euer Bruder gestorben.“
Diese Antwort hatte Faramir einen Stich versetzt. Ausgerechnet in den Armen des künftigen Königs war also Boromir verschieden. Dann wusste nur Aragorn, was Boromir in den letzten Minuten seines Lebens gesprochen hatte.
Es klopfte an der Tür. Rasch wischte sich Faramir die Tränen vom Gesicht und bat den Anklopfer herein. Es war Éowyn, seine künftige Gattin.
„Faramir, wo steckst du nur den ganzen Tag?“ fragte sie mit gespielter Entrüstung.
„Es tut mir leid, Liebste,“ erwiderte Faramir bedrückt und gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange.
„Diese Amtsgeschäfte sind zeitraubend. Ich wünschte, man hätte mich besser auf so eine Aufgabe vorbereitet.“
„Eigentlich ist es ja Aragorns Aufgabe,“ meinte Éowyn ungehalten. „Als König sollte er sich selbst um seine Regierungsgeschäfte kümmern.“
„Noch regiere ich dieses Land,“ seufzte Faramir bekümmert. „Leider!“
„Trotzdem: du hast genug für heute gearbeitet,“ beharrte die schöne Schildmaid. „Komm mit mir in den Garten und genieße mit mir diesen lauen Frühlingsabend.“
Sie nahm ihn an der Hand, um ihn vom Schreibpult wegzuziehen. Lachend gab er schließlich nach und folgte ihr in den Garten.

Kaum hatten die Beiden das Gebäude verlassen, betrat Aragorn die Schreibstube. Er hatte eine Karaffe mit Wein und zwei Gläser dabei. Endlich einmal hatte er mit Faramir ein paar private Worte wechseln wollen, und ausgerechnet jetzt war der junge Mann nicht da. Aragorn ließ sich seufzend auf den großen Lehnstuhl nieder und sah auf den Papierstapel, der vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Lustlos blätterte er ihn mit einer Hand kurz durch. Er las irgendetwas von Steuern und neuen Gesetzen. Rasch schob er die Papiere wieder beiseite. Resignierend fuhr er sich durch das dunkle Haar. Das war nicht seine Welt. Eigentlich war er Waldläufer und das Leben in der Wildnis gewohnt.

Mit diesem Papierkrieg würde er sich nie anfreunden können. Dafür brauchte er unbedingt Faramir, der sein künftiger Statthalter werden würde. Aragorn stand auf und blickte zum Fenster hinaus. Dort sah er Faramir und seine Braut, wie sie im Garten umhertollten. Sie wirkten wie übermütige Kinder. Aragorn beobachtete den jungen Mann: er sah Boromir sehr ähnlich. Die gleiche rotblonde Haarfarbe, die ausgeprägte Nase und dieses Lächeln. Doch Faramir hatte ein weitaus sanftmütigeres Wesen als sein Bruder. Und dann waren da diese blauen Augen, die so viel Schwermut und Traurigkeit ausdrückten. Augen, in denen man sich verlieren konnte.

Rasch verdrängte Aragorn diese merkwürdigen Gedanken und versuchte sich auf Arwen zu konzentrieren. Er hatte gerüchteweise gehört, dass eine Delegation aus Bruchtal unterwegs war nach Minas Tirith, um an den Krönungsfeierlichkeiten teilzunehmen. Er hoffte sehnlichst, dass auch Arwen sich unter dieser Delegation befand. Aber er wusste überhaupt nichts von ihr: Elrond hatte ihm in Dunharg erzählt, dass sie im Sterben lag. Bei dem Gedanken daran erschauderte Aragorn. Vielleicht war sie ja doch nach Valinor gegangen mit den anderen Leuten ihres Volkes.

Aragorn blickte wieder zum Fenster hinaus: diesmal fiel sein Blick auf Éowyn. Für eine kurze Zeit hatte er sogar erwägt, sie zu ehelichen. Es war dieser Abend in der Goldenen Halle gewesen, als Éowyn mit dem Kelch zu ihm gekommen war. Nie hatte sie schöner und strahlender ausgesehen als an diesem Abend. Damals hatte er sich zum ersten Mal vorstellen können, Éowyn als Gemahlin zu erwählen. Doch dann hatte Elrond ihn in Dunharg aufgesucht und Aragorn hatte erfahren, dass Arwen noch in Mittelerde weilte. An diesem Abend hatte der künftige König für immer mit dem Thema Éowyn abgeschlossen. Diese junge Frau hatte es nicht verdient, länger hingehalten zu werden. Es war schmerzvoll gewesen, sie ein für alle Mal zurückweisen zu müssen. Doch dannach hatte er sich endlich besser gefühlt.
Und nun war sie auf dem besten Weg, wieder glücklich zu werden. Lächelnd beobachtete Aragorn, wie sich Faramir und Éowyn nun im Garten küssten. Schnell wandte er sich wieder ab. Er wollte die beiden nicht länger beobachten.


Kapitel 2

Die Tage vergingen und die Krönung rückte immer näher. Aragorn saß in seinen Privatgemächern in der Zitadelle und trank ein Glas Wein. Nachdenklich blickte er in das Kaminfeuer. Er war diese ganze höfische Umgebung noch nicht gewohnt und wünschte, er wäre irgendwo in den Wäldern an einem nächtlichen Lagerfeuer. Ein Klopfen an der Tür schreckte ihn aus seinen Gedanken. Sicher war es wieder der Schneider, der ihm noch einmal die Robe für die Krönung zum Anprobieren bringen wollte.

„Herein!“ seufzte Aragorn laut.
Faramir betrat verlegen das Kaminzimmer. Diese Räume hatten einst seinem Vater gehört und er fühlte sich sichtlich unbehaglich darin. Doch Aragorn schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.
„Sei gegrüßt, Faramir. Was gibt es?“
„Ich wollte mit Euch über Boromir reden, mein Herr,“ erwiderte der junge Mann schüchtern.
„Ich würde mich freuen, wenn du mich nicht so förmlich anreden würdest, mein Freund,“ sagte Aragorn schief grinsend. „Dieses ganze Hofzeremoniell ist für mich – wie soll ich sagen – sehr ungewohnt.“
„Also gut, Aragorn,“ sagte Faramir und lächelte.

„Was wolltest du genau über Boromir wissen?“ fragte der ehemalige Waldläufer freundlich und bot Faramir Platz auf einem der Sessel an, die vor dem Kamin standen. Als der junge Truchsess bequem saß und auch einen Kelch, gefüllt mit Rotwein aus Süd-Gondor, in den Händen hielt, setzten sie ihre Unterhaltung fort.
„Ich wollte etwas bestimmtes von dir wissen, Aragorn,“ begann Faramir zögernd.
Es fiel ihm nicht leicht, über die Tatsache zu sprechen, dass Boromir tot war. Doch der künftige König blickte ihn erwartungsvoll an, und Faramir war gezwungen, weiterzusprechen.
„Du warst doch dabei, als Boromir, als er....“
Faramirs Stimme wurde brüchig, er konnte jetzt nicht weiterreden.

Doch Aragorn wusste nun, was Faramir auf dem Herzen hatte.
„Ja, ich war dabei, als dein Bruder starb,“ sagte er langsam. „Boromir ist in meinen Armen verschieden. Ich habe seine letzten Worte vernommen.“
Faramirs Augen füllten sich mit Tränen.
„Ich möchte alles genau wissen, Aragorn,“ sagte er leise.
„Du bist sehr aufgewühlt, mein Freund,“ meinte dieser besorgt. „Boromirs Tod hat mich auch sehr mitgenommen. Er starb als Held. Bis zum letzten Atemzuge hat er Meriadoc und Pippin vor den Uruk-Hai verteidigt.“
„Ja, das kann ich mir gut vorstellen,“ erwiderte Faramir mit versagender Stimme. „Er war im Leben stets ein Held gewesen. Und so ist er wohl auch gestorben.“
Aragorn sah, dass der junge Mann seine Tränen kaum mehr zurückhalten konnte. Er stellte seinen Weinkelch hin und ergriff tröstend Faramirs Hände.
„Ich glaube, ich sollte besser heute nicht mehr weitersprechen,“ meinte er bedrückt.

„Bitte, Aragorn,“ flehte Faramir fast. „Du musst mir alles genau erzählen. Es ist für mich ein ungeheuerer Trost, dass du dabei warst, als er starb.“
Aragorn ließ jetzt Faramirs Hände los und stand auf. Die Erinnerungen an Boromirs Tod waren jetzt wieder da: er konnte genau vor sich sehen, wie der tapfere Gondorianer am Parth Galen lag, durchbohrt von unzähligen Uruk-Pfeilen. Wie das Blut aus seinem Mundwinkel tropfte und wie er verzweifelt versuchte, Luft zu holen.
Aragorn spürte, wie ihm selbst Tränen in die Augen traten.
„Es tut mir leid, Faramir, aber ich möchte heute nicht mehr darüber weiterreden. Ich verspreche dir jedoch, dass ich dir alles von Boromir erzählen werde, wenn ich mehr Abstand gewonnen habe.“

Faramir nickte schweigend. Als er aufstand, sah Aragorn, dass er sich Tränen aus dem Gesicht wischte. Tröstend nahm er Faramir in die Arme und zog ihn an sich. Sanft fuhr er dem jungen Mann durch die roten Locken, während er sich an seiner Schulter ausweinte.
Der künftige König spürte plötzlich, dass er Faramir mehr geben wollte als nur Trost. Er fühlte, dass er eine gewaltige Errektion bekam. Irritiert ließ er den jungen Mann los.
„Verzeih mir, Faramir,“ murmelte er und fuhr sich über das Gesicht. „Ich möchte jetzt alleine sein.“
Faramir nickte schweigend und verließ traurig das Zimmer. Aragorn sah ihm nach. Dem ehemaligen Waldläufer fiel auf, wie gut der junge Truchseß gebaut war. Ein strammer Hintern zeichnete sich durch die enganliegende Tunika ab. Aragorn verspürte ein immer stärkeres Ziehen in den Lenden und er verfluchte seinen Körper, der offenbar anderes wollte als sein Verstand.

Rasch ging er in sein Schlafgemach zu seinem Bett. Er zog die Bettvorhänge zu. Niemand sollte sehen können, wie er sich Erleichterung verschaffte. Aragorn legte sich auf das Bett, schob die Tunika nach oben und öffnete seine Hose. Fest umschloß er sein hartes, heißes Geschlecht und mit wenigen Strichen brachte er sich zum Höhepunkt. Obwohl er es nicht wollte, weilten dabei seine Gedanken bei Faramir. Er hatte sich sogar versucht vorzustellen, wie der Gondorianer nackt aussah.


Kapitel 3:

Mit Unbehagen legte Aragorn das enge Kettenhemd und die dazugehörige Rüstung mit dem königlichen Wappen an. Er hasste diese unbequeme Kleidung. Er beschloß, sie künftig nur bei offiziellen Anlässen zu tragen. Schließlich war er dann König und konnte eigentlich anziehen, was er wollte. Grinsend stellte er sich vor, wie er in seiner abgenutzten Kleidung auf dem Thron saß. Was würden die feinen Leute aus Gondor wohl dazu sagen?
Er hatte gar nicht gemerkt, dass Faramir in sein Gemach getreten war.
„Du hast mein Klopfen nicht gehört, Aragorn,“ sagte der junge Mann entschuldigend. „Es wird Zeit, alle warten schon auf dich.“
Aragorn drehte sich lächelnd zu Faramir um. Dieser trug heute ebenfalls eine edle Rüstung, und einen prächtigen, blauen Mantel darüber, der mit einer silberbestickten Borte verziert war. Sein Haar schimmerte rotgolden in der Morgensonne, die zum Fenster hereinschien.
„Ich denke, du würdest auch einen guten König abgeben,“meinte Aragorn anerkennend.
„Jedenfalls vom äußeren Erscheinungsbild her,“ ergänzte er schnell, als er Faramirs bestürzte Miene sah.
Beide verließen die Zitadelle. Der riesige Hof war mit tausenden von Menschen gefüllt, die alle nur auf Aragorn warteten. Faramir nickte dem künftigen König zu und stellte sich zu seiner Braut Éowyn in die vorderste Menschenreihe.
Gandalf stand auf der Treppe vor dem Portal, welches heute Blumenschmuck trug. Gimli brachte die Krone auf einem Kissen. Die Menge hielt den Atem an, als Gandalf die Krone vom Kissen hob und schließlich Aragorn aufs Haupt setzte.
Der frischgekrönte König seufzte leise: nun war es entgültig vorbei mit seinem früheren Leben. Aber er hatte diesen Weg gewählt, um Gondor zu retten.
Die Krone saß zentnerschwer auf seinem Haupt – jedenfalls bildete er sich das ein. Mit bedächtigen Schritten ging Aragorn – nunmehr König Elessar – an der Menschenmenge vorbei.
Er sah Faramir, der ihn anlächelte und sich tief verneigte. Bei diesem Lächeln wurde Aragorn ganz warm ums Herz. Er wünschte sich zusammen mit Faramir ganz weit weg, an einen Ort, wo beide ungestört wären. Aber das war nur ein vergebliches Sehnen.
All diese Gedanken jagten durch seinen Kopf während er auf die Elben-Gesandtschaft aus Bruchtal zuschritt. Ganz vorne stand der Prinz des Düsterwaldes in seinem prächtigsten Gewand und mit einem Diadem auf dem Kopf und lächelte ihn an. Aragorn erkannte hinter ihm Glorfindel und die Söhne Elronds. Auch Elrond selbst war gekommen. Und da war dann noch diese geheimnisvolle Gestalt, die sich hinter dem Banner verbarg.
Der König legte Legolas die Hand auf die Schulter und bedankte sich auf elbisch. Doch der Prinz erwiderte nichts. Im Gegenteil, er begann ungewohnt verschmitzt zu grinsen. Aragorn verstand nicht und sah ihn ungläubig an. Aber dann wurde das Banner beiseitegeschoben und Arwens Gesicht erschien.
Freude und Entsetzen zugleich durchfuhr den König. Die schöne Elbin begann zu lächeln und schritt langsam auf ihren Geliebten zu. Aragorn konnte es kaum glauben, wer da vor ihm stand. Automatisch fuhren seine Hände über ihr Gesicht. Ja, sie war es wirklich. Arwen blickte ihn erwartungsvoll an. Aragorn wusste, was er zu tun hatte. Er küsste seine langjährige Braut vor all den Menschen. Und während sich seine Lippen auf die von Arwen legten, seine Zunge in ihren Mund drang, dachte er an niemand anderen als Faramir.

Während der anschließenden Feier wurde Aragorn mit Arwen vermählt. Elrond und Gandalf hielten die Zeremonie und legten den beiden die Hände ineinander. So wurde nun Arwen die Königin von Gondor.


Kapitel 4

Faramir war normalerweise ein ziemlich geduldiger Mensch. Doch Aragorns Versprechen ließ ihm keine Ruhe. Nun waren bereits zwei Monate seit der Krönung vergangen. Er selbst war inzwischen mit Éowyn in Rohan verheiratet worden und würde nun bald mit seiner Gemahlin nach Emyn Arnen ziehen, wo zur Zeit das alte Fürstenhaus restauriert wurde.
Er traf zwar fast täglich den König, weil es wichtiges über die Regierungsgeschäfte zu besprechen und zu erklären gab, doch die beiden waren nie alleine. Immer waren irgendwelche Berater oder Soldaten dabei, die in die Besprechungen miteinbezogen werden mussten. Allmählich verlor Faramir auch den Mut, Aragorn zu fragen. Er wollte dem König nicht auf die Nerven gehen. Und trotzdem: er musste einfach wissen, was Boromir in seinen letzten Minuten gesagt hatte und wie er genau gestorben war.
Eines Morgens hatte Faramir schließlich Glück: Aragorn befand sich alleine im Thronsaal. Gelangweilt schlich der König um den Thron. Er kam sich vor wie in einem goldenen Käfig. Seine Liebe zu Arwen war ziemlich abgekühlt, wie er in den letzten Wochen entsetzt festgestellt hatte. Seine ehelichen Pflichten erfüllte nur noch mit Widerwillen. Zum Glück schien Arwen davon nichts zu merken. Er hatte keine Ahnung, wie lange er diese Fassade noch aufrecht erhalten konnte.
„Guten Morgen, Aragorn!“ Faramirs Stimme hallte durch den Thronsaal.
Aragorn drehte sich um und lächelte: vielleicht hatte er den jungen Statthalter endlich einmal einige Minuten alleine für sich. Freundschaftlich legte er den Arm um Faramirs Schultern. Aragorn genoß es, den jungen Mann zum ersten Mal seit langem wieder berühren zu können.
„Was gibt es, mein Freund? Für heute ist doch gar keine Besprechung angesetzt, oder?“
„Nein, tatsächlich nicht, mein König,“ erwiderte Faramir verlegen.
„Bitte nenne mich auch weiterhin Aragorn, wenn wir unter uns sind. Nun, was gibt es?“
„Du hast mir doch vor geraumer Zeit versprochen, mehr von Boromirs Tod zu erzählen,“ rückte Faramir endlich mit der Sprache heraus.
Aragorn lächelte gequält. Er erinnerte sich noch gut an sein Versprechen. Es würde ihm höchstwahrscheinlich immer noch schwer fallen, darüber zu reden. Gleichzeitig aber sah er die Gelegenheit, mit Faramir einen Abend ganz alleine zu verbringen. Seine Gemahlin würde er zu Éowyn schicken. Die beiden Frauen verstanden sich sowieso überraschend gut.
„Komm heute abend zu mir, Faramir,“ sagte Aragorn schließlich. „Arwen wird in dieser Zeit Éowyn besuchen. Ich hoffe, du bist damit einverstanden.“
Faramir blickte den König erfreut an.
„Auf dieses Gespräch habe ich so lange gewartet. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich diesen Abend herbeisehne.“
Er verabschiedete sich hastig von Aragorn. Der König sah ihm nach und wieder einmal blieb sein Blick an Faramirs Hinterteil haften.

Die Stunden zogen sich dahin wie Ewigkeiten. Faramir saß am Nachmittag in der Schreibstube des Königs und erledigte noch einigen Papierkram für Aragorn. Das war ein Abkommen, das sie getroffen hatten, denn dem ehemaligen Waldläufer graute es vor dem Schreibtisch. Faramir hatte sich inzwischen ganz gut eingearbeitet und die Bewältigung der Schreiberei ging ihm rasch von der Hand. Doch heute hielt er immer wieder inne und dachte daran, was Aragorn ihm wohl von Boromir berichten würde. Er hoffte so sehr, dass der Tod seines Bruders nicht zu qualvoll gewesen war. Sich vorzustellen, dass Boromir langsam am Parth Galen verblutet war, trieb ihm Tränen der Trauer in die Augen.
Als die Sonne untergegangen war, nahm Faramir mit Éowyn ein einfaches Nachtmahl ein. Sie war aufgekratzt und freute sich schon auf Arwens Besuch. Der junge Truchseß dagegen verspürte jetzt Furcht vor dem Gespräch. War es wirklich so gut für ihn, wenn er Details über Boromirs Tod erfuhr? Er verabschiedete sich von Éowyn mit einem innigen Kuß und ging hinüber zur Zitadelle, wo das Königspaar hauste.
Unterwegs begegnete ihm Arwen, die gerade zu ihrer Freundin Éowyn eilte. Sie wirkte ebenfalls gutgelaunt. Faramir grüßte sie und sah ihr bedauernd nach: die beiden Frauen würden einen netten Abend miteinander verbringen. Und was erwartete ihn?


Kapitel 5

Aragorn hatte zwei Gläser und eine Karaffe mit Rotwein hergerichtet. Er konnte Faramirs Ankunft kaum erwarten. Immer wieder spähte er zum Fenster hinaus, ob der junge Mann bereits im Hof auftauchte. Endlich sah er ihn. Erleichtert lächelte Aragorn und zündete sich eine Pfeife an. Er setzte sich in den einen freien Sessel vor dem prasselnden Kaminfeuer und erwartete Faramirs Klopfen.
Wenige Minuten später stand der junge Mann im Kaminzimmer. Aragorn begrüßte ihn schulterklopfend und führte ihn zu einem der Sessel.
„Mach es dir erst einmal bequem, mein Freund,“ sagte er einladend.
Faramir nahm Platz und Aragorn begann mit einem belanglosen Gespräch über den Wildbestand in den Wäldern Ithiliens.
„Aragorn, deswegen bin ich aber nicht gekommen,“ wandte Faramir schließlich vorsichtig ein.
Der König seufzte und nahm einen tiefen Schluck aus dem Weinkelch.
„Ich weiß, wir wollten über Boromir reden.“

Aragorn stand plötzlich auf und ging auf eine große Truhe zu. Er öffnete sie und holte einen länglichen Gegenstand heraus, der in ein Tuch eingewickelt war. Faramir sah ihm erstaunt zu. Was sollte dies nun bedeuten? Ein weiteres Ablenkungsmanöver des Königs?
Aragorn setzte sich nun wieder hin und begann den Gegenstand vorsichtig auszupacken. Faramir starrte entsetzt auf den Dolch, den er nun wiedererkannte.
„Er gehörte Boromir!“ entfuhr ihm erschrocken. „Wo hast du ihn her?“
„Boromir gab ihn mir, bevor er die Augen für immer schloß,“ sagte Aragorn leise.
Es schmerzte ihn sichtlich, darüber zu reden. Doch er hatte Faramir ein Versprechen gegeben und er war gewillt, es zu halten.
Faramirs Finger fuhren langsam über die glatte Schneide des Dolches.
„Es war ein Geschenk von mir,“ flüsterte er aufgewühlt. „Ich schenkte Boromir den Dolch an seinem 30. Geburtstag. Ich weiß noch, dass er sich darüber gefreut hatte. Er trug ihn stets bei sich.“
„Dann soll er jetzt dir wieder gehören, mein Freund,“ sagte Aragorn traurig. „Ich habe kein Anrecht darauf. Ich wusste nicht, dass er einst von dir stammte.“

Er drückte den Dolch in Faramirs Hände. Seine Finger berührten dabei flüchtig die von Faramir. Er fühlte, dass ihm plötzlich heiß wurde und er zuckte unwillkürlich zurück. Der junge Mann beobachtete ihn mit großen Augen.
Aragorn lockerte den Kragen seiner Tunika etwas. Er stand erneut auf.

„Ich erzähle dir jetzt von Boromirs Tod,“ sagte er jetzt. „Als ich von Amon Hen herabkam in den Wald, war dein Bruder bereits von drei Pfeilen durchbohrt worden. Ich sah sofort, dass er diese Verletzungen nicht überleben würde. Aber er lag nicht am Boden. Er kniete und sah diesem riesigen Uruk-Hai, der ihn den Rest verpassen wollte, tapfer in die widerliche Fratze. Ich habe mich auf den Unhold gestürtzt. Es war ein harter Kampf. Lurtz war der größte und kräftigste Uruk, den ich je gesehen habe. Aber schließlich gelang es mir ihn zu besiegen. Ich selbst hatte auch einige kleinere Blessuren davongetragen. Ich spürte sie jedoch kaum, denn Boromir lag jetzt im Gras und ich wusste, dass sein letztes Stündlein geschlagen hatte. Ich beugte mich über ihn, um ihm die letzten Minuten zu erleichtern. Das Blut tropfte aus seinem Mund, er konnte kaum noch sprechen. Trotzdem redete er sich von der Seele, dass er Frodo verraten hatte. Ich wollte es nicht glauben, aber Boromir sprach hastig weiter. Er erzählte von der Weißen Stadt und dass er Angst um Gondor hatte. Ich versicherte ihm, dass unser Volk nicht untergehen würde.“
Aragorn hielt jetzt inne. Seine Stimme wurde brüchig. Faramir liefen bereits offen die Tränen über das Gesicht.

„Weiter, erzähl’ weiter,“ flüsterte der junge Mann atemlos.
Aragorn schluckte und fuhr fort.
„Boromir lächelte, als er diese Worte von mir hörte: unser Volk. Er nannte mich dann seinen Bruder, Hauptmann und König. Er drückte mir den Dolch in die Hand und starb .“
Faramir begann zu schluchzen. Sein Körper wurde von einem Weinkrampf geschüttelt.

Aragorn konnte nicht anders: er nahm den jungen Truchseß tröstend in die Arme. Lange saßen sie so da. Faramirs Weinen wurde schwächer.
Aragorn war jedoch ganz benommen von der Nähe Faramirs. Sein Haar roch so gut. Zärtlich fuhr seine Hand über den Rücken des jungen Mannes und durch die roten Locken. Faramirs Tränen waren versiegt und er hob erstaunt den Kopf. Doch er sagte nichts. Wortlos ließ er geschehen, was Aragorn mit ihm machte.


Kapitel 6:

Die Berührungen des Königs waren sehr sanft. Faramir merkte, wie er die Nähe des ehemaligen Waldläufers genoß. Sein Körper reagierte bereits auf die streichelnden Hände. Zu seiner Überraschung bekam der junge Truchseß eine deutliche Erektion. Das konnte und durfte nicht sein! Er war doch ein glücklich verheirateter Mann, der seine Frau über alles liebte. Warum um alles in der Welt fühlte er sich plötzlich so zu Aragorn hingezogen?
Die Hände des Königs berührten jetzt sein bärtiges Gesicht. Faramir erschauerte unter den Bewegungen. Warum waren die Zärtlichkeiten von Éowyn nicht so erregend wie die von Aragorn?
Der König merkte, dass Faramir nicht ablehnend auf seine Berührungen reagierte. Er beschloß, weiter zu gehen. Langsam näherte sich sein Gesicht dem von Faramir. Der junge Truchseß schreckte nicht zurück. Er schloß sogar erwartungsvoll die Augen. Aragorns Lippen legten sich auf die weichen, vollen Lippen des jungen Mannes. Vorsichtig zog er Faramirs Körper näher zu sich. Seine Zunge suchte vorsichtig ihren Weg durch die Zahnreihen des jungen Mannes. Es dauerte nur Sekunden, bis Faramir willig seinen Mund öffnete und Aragorns Zunge einließ. Ein leidenschaftlicher Kuß folgte nun, bis sich der junge Truchseß schweratmend von seinem König löste.
„Mein König...Aragorn..“, stammelte der rotblonde Mann verwirrt.
Doch dieser legte ihm lächelnd den Zeigefinger auf den Mund, um ihm zu bedeuten still zu sein.
Faramir wurde wieder ruhiger. Aragorns Hände glitten an Faramirs Hals entlang bis zum Kragen seiner Tunika. Vorsichtig begann der König an den Verschlüssen des Gewandes zu nesteln. Faramirs Hände verkrallten sich in die Stuhllehnen. Er begann Aragorn zu begehren, so wie er noch nie jemanden in seinem Leben begehrt hatte. Für den jungen Mann war die Liebe zwischen Männern nichts Neues: Wie oft hatte er sich in den einsamen Nächten von Henneth Annûn einen jungen, attraktiven Waldläufer zu sich unter seine Decke geholt! Trotzdem hatte er Hemmungen, den Mann, der schließlich sein König war, zu berühren.
Langsam streifte Aragorn die Tunika über Faramirs Schultern. Sanft fuhr sein Mund am Hals des jungen Mannes entlang und schließlich über die Brust in tiefere Regionen. Faramir zog scharf die Luft durch die Nase ein. Ungeschickt tasteten seine Hände an Aragorns Gewand entlang. Dieser machte es ihm leicht: mit einer raschen Bewegung zog er sich die Tunika über den Kopf. Dann legte sich der König plötzlich auf den weichen Teppich.
„Leg dich zu mir, Faramir!“ forderte er den jungen Mann leise auf.
Faramir tat, wie ihm der König geheißen hatte und ließ sich zögernd auf den Teppich nieder.
„Schließe deine Augen, so wie vorhin“, bat ihn der ehemalige Waldläufer des Nordens.
Wieder wanderten seine Hände über den halbentblößten, behaarten Körper des Gondorianers. Eine kreisende Bewegung um Faramirs Nabel sorgte für weitere Lust-Schauer. Faramir hielt es nicht mehr aus. Schweratmend führte er Aragorns Hände zu seinem Gürtel, damit er diesen löste.
Aragorn lächelte: er wusste nun, dass der junge Mann dasselbe wollte wie er. Er öffnete den Gürtel und zog rasch die Hose nach unten. Das prall aufgerichtete Geschlecht Faramirs schlug gegen seine Hand. Der König beugte sich hinunter und seine Zunge fuhr über die rote Eichel, aus der bereits einige Lusttränen quollen. Ein lautes Stöhnen des Gondorianers war die Antwort.
Nun umschloß der Mund des Königs völlig die Eichel und er begann zu saugen. Faramirs Hände fuhren unwillkürlich durch die schwarzen Haare Aragorns und krallten sich schließlich dort fest. Sein Stöhnen wurde immer lauter. Ein unglaublicher Orgasmus schüttelte seinen Körper schließlich durch und ihm entfuhr ein gedämpfter Schrei.


Kapitel 7

Aragorn lächelte den jungen Mann an und strich ihm liebevoll das verschwitzte Haar aus der Stirn. Faramir starrte ihn mit glasigen Augen an und schnappte nach Luft.
„Was habe ich getan?“ murmelte er tonlos.
Rasch entzog er sich aus der Umarmung Aragorns und stand auf. Schnell streifte er seine Hose über.
Erstaunt und enttäuscht zugleich beobachtete ihn der König.
„Hat es dir nicht gefallen, Faramir?“
Faramir nahm seine Tunika vom Boden hoch und ließ sich in den Sessel fallen.
„Ich muß zugeben, dass es mir gefallen hat. Doch ich bin verheiratet und ich liebe meine Frau. Ich dachte, bei dir sei das ebenso.“
Aragorn stand auf und wanderte mit gerunzelter Stirn hin und her. Faramir zog nun auch wieder seine Tunika über und erhob sich.
„Ich glaube, ich sollte jetzt besser gehen“, meinte der junge Truchseß kopfschüttelnd.
„Natürlich liebe ich Arwen, meine Frau“, sagte Aragorn plötzlich. „Doch ich liebe sie auf eine andere Weise als dich.“
„Nein, so etwas darfst du nicht sagen“, erwiderte Faramir entsetzt und wich zurück.
„Liebst du mich denn gar nicht?“ fragte der König direkt.
Faramir sah ihn völlig verdattert an. Er wollte Aragorn jetzt nicht kränken. Der König war sein Freund, sein Heiler und er war Boromirs Waffengefährte gewesen.
„Ich verehre und ich achte dich, Aragorn“, sagte der junge Mann langsam. „Ja, vielleicht ist das auch eine Art Liebe. Und vorhin habe ich dich körperlich begehrt. Doch das darf nie wieder vorkommen. Du hast mich auf deine Weise getröstet. So sehe ich diese Sache.“
Er wandte sich zum Gehen.
„Du willst jetzt tatsächlich weg?“ fragte Aragorn enttäuscht.
„Verzeih“, sagte Faramir leise. „Aber ich möchte mich zurückziehen.“
Er verabschiedete sich kurzangebunden vom König.

*

Seufzend ließ sich Aragorn in den Sessel fallen und fuhr sich verzweifelt durch die Haare. Es war alles schiefgegangen: hätte er nur mehr Beherrschung bei Faramir gezeigt. Warum hatte er sich nur so gehen lassen! Jetzt hatte er alles vermasselt.
Sein Blick fiel auf Boromirs Dolch, der auf dem kleinen Tisch bei den Weinkelchen lag. Faramir hatte vergessen, ihn mitzunehmen. Aragorn lächelte, während er mit dem Finger sacht über die Schneide fuhr. Boromirs Bruder würde zurückkommen, um ihn zu holen.

*

Éowyn und Arwen saßen im Kaminzimmer des Gebäudetrakts, das der Truchsessfamilie zustand. Ihr Gelächter und Geschnatter war schon von weitem zu hören. Faramir lächelte wehmütig. Er wollte die beiden Frauen nicht stören und zog sich in das Schlafgemach zurück.
Langsam zog er sich aus und legte sich in das breite Ehebett. Er ließ sich noch einmal den Abend mit Aragorn durch den Kopf gehen: alles hatte so harmlos angefangen. Doch dann hatte der König von Boromirs Tod erzählt und diesen Dolch geholt.
Der Dolch! Faramir durchfuhr es siedendheiß: er hatte ihn bei Aragorn vergessen. Er seufzte tief. Bei nächster Gelegenheit würde er einen Botenjungen schicken, der den Dolch für ihn holen sollte. Doch halt, nein: das war zu unhöflich. Schließlich hatte er ja keinen Streit mit Aragorn.

*

Éowyn war erstaunt, als sie ins Schlafgemach kam, und Faramir grübelnd im Bette liegend vorfand.
„Du bist schon zurück?“ fragte sie verwundert. „Du hast dich doch nicht etwa mit Aragorn gestritten?“
„Nein, nein“, entgegnete Faramir hastig. „Es war alles in Ordnung. Es hat mich nur sehr aufgewühlt, was er mir von Boromirs Sterben erzählt hat.“
Er war froh, dass ihm schnell diese Ausrede einfiel.
„Ach, du Ärmster!“ sagte Éowyn bedauernd und streichelte ihm über die Wange. „Das muß ja ein sehr trauriger Abend gewesen sein.“
„In der Tat, das war er“, murmelte Faramir bereits im Halbschlaf.

*

Aragorn dagegen fand keine Ruhe. Auch als Arwen längst zurück war, zog es ihn nicht ins eheliche Bett. Schon lange hatte er mit ihr den Beischlaf nicht mehr vollzogen und es gelüstete ihm auch ganz und gar nicht danach. Viele Jahre hatte er die Elbin nur von der Ferne geliebt. Geliebt konnte man eigentlich nicht sagen: er hatte sie verehrt, wie man eben ein höheres Wesen verehrt. Und das war sie in der Tat. Elrond hatte ihn stets vor der Ehe mit seiner Tochter gewarnt, doch Aragorn hatte immer geglaubt, dass die Eifersucht des Vaters da mitspielte.
„Sie ist wie eine Birke und du nur ein Sämling neben ihr“. Hart waren diese Worte gewesen, aber der Elbenfürst hatte recht behalten sollen. Aragorn konnte es nicht ertragen, dass seine Ehefrau umso vieles weiser und älter war als er.



Kapitel 8

Nach einer schlaflosen Nacht erhob sich Aragorn schon bald aus dem Bett. Er trat auf den Balkon. Von dort aus konnte er bis hinüber in den Flügel sehen, wo Faramir und Éowyn wohnten. Die Sonne war gerade über dem Schattengebirge aufgegangen und eine frische Brise wehte von Osten her. Der Fensterladen vor dem Schlafgemach Faramirs sprang auf. Neugierig blieb der König stehen. Er hatte jetzt eine gute Aussicht in das Zimmer. Das junge Paar befand sich gerade beim Liebesakt: zwei verschwitzte Körper, die gerade miteinander verschmolzen. Aragorn spürte, wie es ihm selbst heiß wurde. In seiner Leibesmitte regte sich etwas. Rasch fuhr seine Hand unter die Tunika und er nahm sein hartes Geschlecht in der Hand. Er sah zu, wie sich das Liebespaar immer heftiger bewegte. Schwer atmend verstärkte er auch seine Bewegungen. Jetzt konnte er einen unterdrückten Schrei hören, von Éowyn ausgestoßen. Endlich erreichte auch er seinen Höhepunkt, während sich drüben bereits das Paar wieder voneinander löste. Zu spät merkte Aragorn, dass Faramir unbekleidet an das Fenster getreten war, um den Laden wieder zu schließen. Die Blicke der beiden Männer trafen sich. Aragorn starrte auf Faramir, der ihn wiederum ungläubig ansah.

Schnell rückte der König wieder seine Tunika zurecht und verließ den Balkon.
Als er das Zimmer betrat, stand Arwen vor ihm und sah ihn vorwurfsvoll an. Sie trug ihr Nachtgewand und einen Umhang darüber. Ihr schwarzes Haar hing offen bis zu den Hüften herab. Er sah sie ganz erschrocken an.
„Elessar, ich möchte wissen, was mit dir los ist“, sagte sie ernst. „Schon seit Wochen liegst du nicht mehr bei mir im Bett. Mache ich irgendetwas falsch?“
In ihre großen blauen Augen traten Tränen. Aragorn schluckte: er konnte einfach nicht sehen, wenn seine Gemahlin weinte. Betreten blickte er zu Boden.

„Es ist nicht deine Schuld“, murmelte er leise. „Für mich ist das alles ein bisschen viel: du weißt, dass ich nie König werden wollte. Aber ich bin nun mal Isildurs Erbe. Außerdem hätte ich dich nie heiraten dürfen, wenn ich nicht mein Erbe angetreten hätte. Du musst mir Zeit geben: ich war einst ein unbeschwerter Waldläufer, doch jetzt lastet die schwere Bürde der Krone auf meinen Schultern.“
Aber Arwen gab sich nicht mit dieser Antwort zufrieden. Sie blieb stehen und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Aragorn biß sich auf die Unterlippe. Er wusste, dass sie tief in die Herzen anderer sehen konnte. Natürlich würde sie seiner dummen Ausrede nicht glauben. Wie lange noch würde er seine Liebe zu Faramir vor ihr verheimlichen können?

„Ich weiß, dass es noch einen anderen Grund gibt, dass du nicht zu mir ins eheliche Bett steigst“, fuhr Arwen verbittert fort. „Ich habe es von einer Magd aus Rohan gehört. Du hast Éowyn schöne Augen gemacht. Wahrscheinlich empfindest du immer noch etwas für sie. Und sie soll auch sehr in dich verliebt gewesen sein. Vielleicht ist sie es noch.“
„Ich habe niemals etwas mit Éowyn gehabt“, beteuerte Aragorn fast erleichtert, dass sie ihm nicht auf die Schliche gekommen war. „Sie ist eine sehr schöne Frau. Ich denke, es gibt keinen Mann, der sich nicht nach ihr umdrehen würde.“
„Aber du warst stets mit mir verbunden!“ rief Arwen empört. „Du hattest nicht das Recht, dich nach einer anderen Frau umzudrehen.“
„Vergiß nicht, dass wir auf Geheiß deines Vaters die Verlobung gelöst hatten, damit du nach Valinor segeln konntest“, entgegnete Aragorn jetzt gelassen.
„Manchmal wünschte ich, dass ich tatsächlich fortgesegelt wäre!“ meinte Arwen erschüttert.
„Du bist doch mit Éowyn befreundet“, fuhr nun Aragorn etwas liebevoller fort. „Du müsstest doch wissen, dass sie jetzt mit Faramir glücklich ist.“
„Ihr Menschen seid ein seltsames Volk“, erwiderte Arwen bitter lächelnd. „Ihr könnt euch schnell jemand anderem zuwenden. Wir Elben lieben nur ein Mal in unserem langen Leben.“
Mit diesen Worten ließ sie ihren Gemahl stehen und verließ das Zimmer.


Kapitel 9

Während sich Éowyn im Bett wohlig räkelte, entging es ihr trotzdem nicht, dass ihr Gatte aus dem offenen Fenster starrte.
„Was ist denn da draußen? Uns hat doch nicht etwas jemand dabei zugesehen?“ kicherte sie belustigt.
Rasch machte Faramir den Fensterladen zu und dreht sich um. Seine Wangen waren hochrot.
Éowyn setzte sich ruckartig im Bett auf.
„Uns hat jemand dabei zugesehen, stimmt’s?“
„Ich sah eine Gestalt kurz auf dem gegenüberliegenden Balkon“, sagte Faramir verlegen.
„Dort liegen doch die Räume des Königspaars“, überlegte Éowyn laut. „Uns wird doch nicht etwa Aragorn zugesehen haben.“
„Ich weiß nicht, wer es war“, entgegnete Faramir ungehalten, während er seine Hose anzog. „Vielleicht war es auch die Königin, oder am Ende nur ein Diener.“
Éowyn lachte laut auf.
„Vielleicht wollte das Königspaar ja sich ein paar Anregungen holen. Wußtest du, dass das eheliche Bett der Beiden seit Wochen erkaltet ist? Der König liegt nicht mehr bei seiner Gemahlin.“
Faramir starrte seine Frau entsetzt an. Wieviel wusste Éowyn eigentlich?
„Wer....wer hat dir das erzählt?“ stieß er mühsam hervor.
„Du weißt doch, dass gestern abend Arwen bei mir war. Sie hat mir so einiges erzählt. Die gute Elbin ist höchst eifersüchtig. Dabei habe ich gar nichts davon erwähnt, dass ich mal in Aragorn verliebt war. Das hätte das Fass wohl zum Überlaufen gebracht. Ich habe fast das Gefühl, dass der König nun doch mehr für mich empfindet, als er damals zugestehen wollte.“

Faramir setzte sich völlig durcheinander auf das Bett. Die Situation wurde immer verzwickter. Anscheinend dachten beide Frauen, dass Aragorn ein Auge auf Éowyn geworfen hatte. Dabei wusste er es besser.
Éowyn schlang die Arme um ihren Gemahl.
„Du bist ja völlig durch den Wind, Liebster. Du brauchst wirklich keine Angst zu haben, dass ich mich nun Aragorn zuwende. Du musst immer wissen, dass ich nur dich liebe.“
Faramir streichelte geistesabwesend ihre Arme.
„Und ich liebe auch nur dich“, murmelte er leise.
Allmählich wurde es Zeit, etwas zu klären.....

• *

Nach dem Frühstück beschloß Faramir den König aufzusuchen. Er wollte sich einerseits den Dolch holen und andererseits ein ernstes Wort mit ihm reden.

Aragorn saß in seiner Schreibstube und starrte bedrückt auf die Papierberge. Arwen hatte vorhin angekündigt, dass sie in Kürze nach Bruchtal abreisen würde. Sie könne seine Nähe nicht länger ertragen. Wenn das in Minas Tirith bekannt wurde, dann würde es einen Eklat geben. So kurz nach der Hochzeit ging eine Königin nicht alleine auf Reisen, selbst wenn sie eine Elbin mit Heimweh war.
„Verdammt!“ fluchte der König und fegte mit einer Handbewegung die Papiere von seinem Schreibpult.
In diesem Moment klopfte es an der Tür. Bevor Aragorn etwas sagen konnte, war Faramir auch schon eingetreten.
„Du hast mir gerade noch gefehlt“, stöhnte der König auf.
„Warum musstest du uns heute morgen auch beobachten“, sagte Faramir vorwurfsvoll. „Auch Éowyn ahnt jetzt etwas. Allerdings denkt sie, dass du etwas für sie empfindest.“
„Arwen will gehen“, stieß Aragorn leise hervor. „Sie denkt auch, ich habe etwas mit Éowyn.“
„Sie will zurück nach Bruchtal?“ fragte Faramir entsetzt. „Das darf nicht geschehen! Das Volk Gondors würde dir zürnen. Du würdest dein Vertrauen verlieren. Wir müssen das beenden, hast du verstanden?“
Aragorn kam jetzt um den Schreibtisch herum und ergriff Faramirs Hände.
„Du weißt, dass ich dich liebe, Faramir. Ich würde so gerne mein Leben mit dir zusammen verbringen. Ist das nicht auch dein Wunsch?“
Faramir ließ die Hände des Königs so abrupt los, als wenn er sich verbrannt hätte.
„Nein, Aragorn. Ich kann nicht. Ich liebe Éowyn. Das ist mir heute nacht klargeworden. Ich schäme mich dafür, dass ich sie betrogen habe – mit dir. Ich bin heute nur zu dir gekommen, um dir das zu sagen, und um den Dolch meines Bruders zu holen.“
In Aragorns Augen schimmerten Tränen. Er hatte jetzt alles verloren: nicht nur Arwen, sondern auch Faramir.
„Du musst versuchen, Arwen zurückzuhalten“, sagte Faramir sanft zu ihm. „Noch ist sie nicht abgereist. Sie glaubt, du und Éowyn habt etwas miteinander. Ich werde zusammen mit Éowyn zu ihr gehen und ihr sagen, dass dies nicht so ist. Das Übrige ist dann deine Aufgabe."


Kapitel 10

Éowyn sah Faramir empört an, als er ihr sein Vorhaben schilderte.
„Ich werde alleine zu Arwen gehen und mit ihr reden“, sagte sie aufgebracht. „Wie sieht das denn aus, wenn wir zu zweit zu ihr gehen? Sie muß doch dann tatsächlich denken, dass Aragorn und ich....“ Sie mochte gar nicht weitersprechen, so wütend war sie.
Faramir hob beschwichtigend die Hände.
„Es war ja nur ein Vorschlag“, sagte er verzweifelt. „Vermutlich könnt ihr Frauen besser miteinander reden, wenn kein Mann dabei ist.“
„Das meine ich aber auch!“ schnaubte Éowyn.
Als sie ihn so anfunkelte mit ihren grüngrauen Augen, dachte Faramir einen Moment daran, dass sie mit diesem Blick wahrscheinlich auch auf den Hexenkönig losgegangen war, um ihn zu köpfen. Unwillkürlich machte er einen vorsichtigen Schritt zurück.

*

Arwen sah gerade mit verschränkten Armen dabei zu, wie ihre Dienerinnen die Truhen packten. Ihre Züge wirkten unbeweglich. Plötzlich wirkte sie nicht mehr wie eine lebendige Elbin, sondern wie zu einer Marmorfigur erstarrt. Erst als Éowyn in ihren Gemächern auftauchte, regte sie sich wieder.
„Was ist los?“ fragte Éowyn ihre Freundin bestürzt.
Die Königin wedelte rasch mit einer Handbewegung alle Dienerinnen aus dem Gemach. Dann wandte sie sich der Fürstin zu.
„Dass du dich überhaupt noch herwagst!“ rief Arwen eifersüchtig. „Du hast Aragorn schöne Augen gemacht! Gib es zu!“
„Natürlich gebe ich es zu“, erwiderte Éowyn gelassen. „Aragorn ist ein gutaussehender Mann. Das kannst du ja nicht verleugnen, oder? Aber das ist alles lange her - bevor ich Faramir kannte. Außerdem redete Aragorn immer davon, dass du mit deinem Volk nach Valinor segeln würdest.“
„Ich möchte jetzt genau wissen, was zwischen dir und Aragorn ist!“ beharrte Arwen mit zorngeröteten Wangen.
„Es war nie etwas zwischen uns – leider“, gab Éowyn bitter lächelnd zu. „Ich hätte Aragorn gerne geehelicht, aber er war dir immer treu. Er wahrte stets eine Distanz zu mir, die ich nicht wahrhaben wollte. Oh, wie ich diesen Abendstern, den er Tag und Nacht um den Hals trug, hasste!“
„Und warum meidet er seit Wochen das eheliche Bett und sieht euch frühmorgens beim Beischlaf zu?“ fragte Arwen den Tränen nahe.
„Bei Eru!“ stieß Éowyn entsetzt hervor. „Er sah uns zu? Und Faramir wusste es. Er sah nämlich zum Fenster hinaus. Für meinen Geschmack ein wenig zu lange. Er hatte nämlich nichts an. Ich denke, dass er genau wusste, wer da auf dem Balkon gegenüber stand.“
„Aragorn hat sich auf dem Balkon selbst Lust verschafft, als er euch zusah“, sagte Arwen schief lächelnd.
„Meinst du, es war wegen Faramir?“fragte Éowyn ebenso bestürzt.
„Aragorn und Faramir“, murmelte die Elbin tonlos. „Was geht zwischen euch beiden vor?“
„Nein, Faramir ist kein Lustknabe“, behauptete die ehemalige Schildmaid völlig durcheinander. Oder war er es doch? Sie wusste nicht, was sie noch glauben sollte.
„Ist Faramir ein guter Liebhaber?“ fragte Arwen plötzlich.
Éowyn errötete ob dieser indiskreten Frage. Über so etwas hatte sie noch nie gewagt zu sprechen.
„Ich bin zufrieden“, entgegnete sie knapp.
„Was heißt zufrieden?“ bohrte die Elbin weiter.
„Er bemüht sich, mir höchste Lustgefühle zu verschaffen“, erwiderte Éowyn etwas genervt.
„Und? Gelingt es ihm?“ Arwens Wangen bekamen vor Aufregung rote Flecken.
„Manchmal schon, aber nicht immer“, sagte Éowyn schließlich ehrlich.
„Immerhin etwas“, erwiderte die Elbin kühl. „Aragorn versteht nichts von der Liebe. Jedenfalls nichts von der Liebe zu Frauen. Ich habe gehofft, dass es irgendwann besser wird, aber dann kam er überhaupt nicht mehr zu mir. Wahrscheinlich hatte er sich da schon mit Faramir amüsiert.“
„Ich wüsste nicht, wann“, sagte Éowyn kopfschüttelnd.
Sie wollte nicht glauben, dass ihr Gatte ein Verhältnis mit dem König hatte.

Arwen rief jetzt wieder ihre Dienerinnen herbei.
„Was wirst du tun?“ fragte die Fürstin resignierend.
„Ich werde bleiben“, erwiderte die Elbin gelassen.
Éowyn starrte sie verblüfft an.
„Ich werde nicht zulassen, dass mein lieber Gatte auch noch euere Ehe zerstört“, fuhrt Arwen bitter lächelnd fort.


Kapitel 11

Aragorn war ziemlich nervös. Er saß immer noch in seiner Amtsstube und konnte an nichts anderes denken als an das Gespräch, das zwischen Arwen, Éowyn und Faramir gerade stattfinden sollte. Er hoffte, dass es Faramir und Éowyn gelingen würde, die Wogen zu glätten. Er starrte auf den Papierberg vor sich und schob ihn von einer Seite des Tisches zur anderen. Vielleicht würde es ihn sogar ein wenig ablenken, wenn er sich mit den Papieren beschäftigen würde. Oder sollte er sie wieder vom Tisch fegen, wie er es heute morgen schon getan hatte? Doch er wusste, dass sich dadurch seine Probleme nicht lösen würden, ebenso wenig wie die Papiere nicht von selbst verschwanden.

Plötzlich klopfte es an der Tür.
„Herein“, murmelte Aragorn mit heiserer Stimme.
Arwen trat ein. Sofort sprang er auf. Er wollte irgendetwas sagen: dass er froh war, weil sie ja nun doch bleiben würde. Aber ihre düstere Miene sprach Bände und die Worte blieben ihm im Hals stecken.
„Ich werde bleiben“, sagte sie mit frostiger Stimme. „Ich werde nicht nach Bruchtal reisen. Vorerst jedenfalls nicht. Ich bin Gondors Königin und bin meinem Volk dies schuldig. Ja, ich werde bleiben und dafür sorgen, dass die Linie der Könige fortbesteht. Ich werde meine Pflicht erfüllen.“
„Arwen, ich bin so...“, begann Argorn erleichtert.
Doch die blauen Augen der Elbin blickten ihn so kalt an wie nie zuvor und ließen ihn rasch wieder verstummen.
„Wenn ich meine Pflicht erfüllt habe und dir einen Thronfolger geschenkt habe, dann werde ich gehen“, erklärte sie schließlich.
Aragorn sank vor ihr reumütig auf die Knie.
„Bitte verlaß mich nicht, Arwen“, flehte er sie entsetzt an. „Jetzt nicht und auch später nicht.“
„Was hält mich hier noch?“ fragte sie kühl. „Du hast mich betrogen, und dann noch mit einem Mann dazu. Ist es neuerdings bei den Menschen Sitte, dass der Mann dem Manne zugetan ist, auch wenn er verheiratet ist?“
Aragorn setzte jetzt alles auf eine Karte: er musste bluffen und Arwen aus der Reserve locken, wenn er noch eine winzige Chance haben wollte.
„Warst du mir denn in all den langen Jahren treu, als du auf mich warten musstest?“
Er stand bei diesen Worten auf und sah ihr forschend in die Augen. Zu seinem Erstaunen senkte Arwen plötzlich den Blick. Aragorn hielt den Atem an, als er merkte, dass er einen wunden Punkt bei seiner Gemahlin getroffen hatte.
Arwen sah ihn verlegen an. Sie sah jetzt aus wie ein kleines Mädchen, das von einer verbotenen Frucht gekostet hatte.
„Nun? Sprich!“ forderte Aragorn sie erregt auf.
Die Elbin holte tief Luft, bevor sie zu sprechen begann.
„Du warst zwanzig Jahre spurlos verschwunden“, sagte sie mit brüchiger Stimme. „Ich saß in Bruchtal, während du bei den Herren Rohans und Gondors unter den Namen Thorongil gedient hast. Ich hatte keine Nachricht von dir. Zwanzig Jahre sind selbst für Elben eine lange Zeit. Die Tage zogen sich endlos dahin und ich verging vor Sehnsucht nach dir. Und dann kam sie: Niphredil aus dem Düsterwald. Eine Base von Prinz Legolas. Sie war das schönste Wesen, das ich je erblickt hatte. Ihr goldenes Haar reichte fast bis zum Boden, wenn sie es offen trug. Wir freundeten uns sehr schnell an. Wir ahnten fast, dass wir seelenverwandt waren. Auch Niphredil war verlobt und wartete auf die Rückkehr ihres Geliebten. Irgendein Hauptmann des Düsterwaldes, dessen Name ich schon längst vergessen habe. Eines Nachts geschah es dann: ein noch nie gekanntes Unwetter suchte Imladris heim und ich verging fast vor Furcht. Es war, als ob die Valar zornig auf uns seien. Der Donner dröhnte in meinen Ohren und ich lag zitternd unter meiner Bettdecke. Da ging die Türe auf und Niphredil trat ein. Ihr weißes, durchsichtiges Gewand liebkoste ihren wunderbaren Körper. Sie fragte mich, ob ich auch Angst hätte. Und schon lag sie unter meiner Decke. In dieser Nacht geschah etwas, was nicht geschehen hätte dürfen: wir liebten uns.“
Aragorn starrte sie entsetzt an. Mit so einem Geständnis hatte er ganz und gar nicht gerechnet.
„Wärst du denn lieber mit einer Frau im Bett als mit einem Mann?“ fragte er neugierig, nachdem er sich einigermaßen gefangen hatte.

„Ich hatte nie zuvor geliebt und dannach auch nicht – bis zu unserer Hochzeitsnacht“, erklärte Arwen errötend. „Es war wirklich schön mit Niphredil. Als du mit mir den ehelichen Beischlaf vollzogst, hoffte ich, du würdest mir die gleichen Lustgefühle bereiten. Aber du wusstest nicht, welche Stellen an meinen Körper du berühren musstest. Dann bist du immer seltener zu mir gekommen.“
„Ich hatte stets nur Männer geliebt“, murmelte Aragorn schuldbewußt. „Frauenkörper waren mir fremd, bis ich dich in der Hochzeitsnacht sah. Ich war so unsicher, meine Liebe. Und als ich merkte, dass es dir keine Freude machte, befiel mich die Furcht, versagt zu haben. Diese Furcht trieb mich in Faramirs Nähe. Ich wusste genau, was ich tun musste, um ihm höchste Lustgefühle zu verschaffen. Zu oft hatte ich das schon für einen anderen Mann getan.“
„Wie soll es jetzt weitergehen?“ fragte Arwen zaghaft.
Ihr Blick war wärmer geworden: Aragorn entdeckte fast so etwas wie Verständnis in ihren Augen. Er nahm sie zärtlich an der Hand.
„Ich würde dir jetzt gerne die Lustgefühle bereiten, die so vermißt hast. Laß uns einen neuen Anfang machen!“
Arwen lächelte und das Eis war endgültig geschmolzen. Bereitwillig ging sie mit Aragorn in das eheliche Schlafgemach.

*

Faramir sah bedrückt aus dem Fenster. Er hatte seiner Gemahlin ein umfassendes Geständnis abgelegt. Die erzürnte Schildmaid hatte ihn daraufhin aus dem Schlafgemach geworfen. Es würde einige Zeit dauern, bis sich das wieder einrenkte. Das Einzige, was ihm momentan geblieben war, war Boromirs Dolch.
Ein wirklich kostbares Andenken, dachte der junge Truchseß zynisch.


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