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Titel: Zu
nah am Feuer Autor: FaramirsWife
FEUER! ÜBERALL FEUER! RINGSUM ZÜNGELN FLAMMEN, DIE IMMER NÄHER KOMMEN.
DIE HITZE WIRD UNTERTRÄGLICH.
"Nein, nein!" schrie Faramir und
schlug wild um sich. Éowyn, die neben ihm in dem breiten Bett schlief, fuhr
erschrocken hoch. Sie sah, dass Faramir wieder einen Albtraum hatte. Sein Atem
ging stoßweise. Schweißperlen standen auf seiner Stirn, während er seinen Kopf
wild hin- und herbewegte und mit den Armen um sich schlug. Rasch weckte
Éowyn ihren Gemahl auf. „Faramir, wach auf! Das ist nur ein Traum. Faramir!“
Endlich schlug der junge Fürst von Ithilien die Augen auf. Éowyn sah die
Angst und die Qual in ihnen. Langsam beruhigte sich sein Atem und er ergriff
dankbar die Hand seiner Frau. „Ich hatte wieder...diesen Traum,“ sagte er
leise. Éowyn strich ihm das verschwitzte Haar aus der Stirn. „Es ist
alles gut,“ flüsterte sie beruhigend. „Ich bin bei dir.“ Faramir lächelte
und zog seine Frau zärtlich an sich. Während er schnell wieder einschlief, blieb
Éowyn wachliegen. So konnte es nicht weitergehen. Faramir hatte in letzter Zeit
immer öfters Albträume. Selbst tagsüber schienen sie ihn neuerdings zu
verfolgen. Als kürzlich das Feuer im Kamin durch einen Windstoß zu heftig
aufgeflackert war, hatte Faramir mit einem Aufschrei das Zimmer verlassen. Sie
war ihm nachgeeilt und hatte ihn schließlich im Schlafgemach gefunden, wo er
heftig schluchzend auf dem Bett gesessen war. „Das Feuer...ich hatte Angst,
es würde mich verbrennen,“ hatte er gestammelt.
*
Éowyn seufzte
leise. Sie konnte ihm nicht helfen. Ihre Liebe und Fürsorge für Faramir schienen
einfach nicht auszureichen, um den Schaden an der Seele, den er erlitten hatte,
zu heilen. Es gab nur einen Ausweg. Im Morgengrauen, als alles noch
schlief, schlich sich Éowyn zu den Stallungen des Fürstenhaus von Emyn Arnen,
und sattelte ihre Stute Windfola. Dann ritt sie los. Sie wollte nach Minas
Tirith – zum König.
*
Gegen Mittag erreichte sie die Zitadelle.
Aragorn staunte nicht schlecht, als Éowyn alleine zu ihm kam und ihn sprechen
wollte. Unter vier Augen noch dazu! „Laß uns in meine Amtsstube gehen,“
sagte er schließlich. Als sie endlich dort saßen, begann Éowyn zu erzählen.
Sie schüttete dem König ihr ganzes Herz aus. „Und wie kann ich euch beiden
helfen?“ fragte er mit einem gequälten Lächeln. „Mit deinen heilenden
Händen,“ erwiderte Éowyn fast flehend. „Wenn du damit körperliche Schmerzen
lindern kannst, dann kannst du auch Seelenqualen heilen.“ Aragorn sah
zweifelnd auf seine Hände. „Vergiß nicht, dass auch das Athelas damals bei
euch beiden seine Wirkung tat.“ „Warum sollte Athelas in diesem Fall nicht
helfen?“ fragte Éowyn energisch. Aragorn seufzte. „Also gut, du hast
mich überredet. Ich werde versuchen, Faramir zu helfen. Versprechen kann ich
allerdings nichts.“
*
Faramir hatte sich Sorgen um seine Gemahlin gemacht. Sie war so plötzlich
verschwunden, hatte ihm keine Nachricht hinterlassen. Ob sie meiner
überdrüssig geworden ist? Fragte er sich im Stillen traurig. Was ich bin nur
für ein Ehemann, dachte er bedrückt. Ich bereite meiner Frau nur Kummer und
Qualen mit meinem eigenen Leid. Kein Wunder, dass sie weg ist. Doch dann
kündigte Beregond, der Wächter von Emyn Arnen, die Ankunft von Éowyn und dem
König an. Faramir verstand jetzt überhaupt nichts mehr: warum kehrte sie
zusammen mit Aragorn zurück? Ausgerechnet mit Aragorn. Faramir respektierte ihn
als König und als den Mann, der seine Verletzungen geheilt hatte, aber
andererseits nagte in ihm eine leise Eifersucht, denn einst hatte Éowyn ihn
geliebt. Deswegen war Faramir skeptisch, als er die beiden heranreiten sah.
Er begrüßte seine Frau und Aragorn ungewohnt frostig. Doch Éowyn versuchte nicht
zu zeigen, wie sehr ihr Faramirs Verhalten weh tat. „Liebster, ich habe den
König mitgebracht, damit er dir hilft,“ sagte sie gefasst. Faramir sah sie
entsetzt an. Es war ihm peinlich, dass Aragorn über seine seelischen Qualen
Bescheid wusste. „Bitte, ich möchte das nicht,“ sagte er leise zu Éowyn.
Doch Aragorn hatte ihn bereits sanft an den Schultern gepackt. „Kommt
mir mir, mein Freund,“ sagte er freundlich. „Ich werde jetzt versuchen, Eueren
Schmerz zu lindern.“ Zögernd stimmte Faramir schließlich zu. Éowyn schloß
für einen Moment erleichtert die Augen. Sie führte die zwei Männer in das
Kaminzimmer. Aragorn verlangte nach einer Schale mit siedendem Wasser. Dann bat
er die junge Fürstin, ihn und Faramir alleine zu lassen. Auf Geheiß des
Königs nahm Faramir in einem Sessel nahe an der Feuerstelle Platz. Aragorn
entzündete das Reisig, das dort auf den Holzscheiten aufgeschichtet war. Er sah,
wie Faramirs Hände sich so fest an die Stuhllehne klammerten, dass die Knöchel
weiß hervortraten. Schweißperlen bildeten sich auf der Stirn des jungen Fürsten.
Aragorn legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. Dann warf eine Handvoll
Athelas-Blätter in das siedende Wasser. Sofort durchzog ein aromatisch-würziger
Duft das Zimmer. „Schließt die Augen und atmet tief durch, Faramir,“ sagte
Aragorn mit leiser, monotoner Stimme. „Erzählt mir von Euerem Albtraum,“
forderte er den jungen Mann auf. „Es ist immer der gleiche Traum,“ begann
Faramir mit belegter Stimme. „Ich liege da, unfähig mich zu bewegen. Doch das
Feuer kommt immer näher. Ich spüre die Hitze und wie die Flammen bereits über
meine Kleidung lecken. Dann höre ich die Stimme meines Vaters: ‚ Er brennt, er
brennt schon. Das Haus seiner Seele stürzt ein.’ Und dann schlagen die Flammen
über mich zusammen. Es gibt kein Entrinnen mehr.“ Faramirs Stimme war bei
den letzten Sätzen brüchig geworden. Aragorn ergriff seine Hände. „Laßt es
heraus, lasst Eueren Tränen freien Lauf,“ sagte er mit sanfter Stimme.
Faramir wurde jetzt von einem Weinkrampf geschüttelt, doch die Hände
Aragorns, welche die Seinigen immer noch umklammert hielten,spendeten ihm neue
Kraft, neuen Lebensmut. Es dauerte, bis sich Faramir wieder beruhigt hatte.
„Wie geht es Euch jetzt?“ fragte der König leise. Faramir wischte sich
die Tränen aus dem Gesicht. „Besser, viel besser.“ Er sah zum
aufflackernden Feuer hin. Er verspürte plötzlich keine Angst mehr. Faramir stand
auf und ging ganz nahe zu der Feuerstelle hin. Er lächelte. Dann wandte er sich
wieder dem König zu. „Es ist vorbei! Ich bin gesund,“ sagte er strahlend.
Aragorn lächelte auch. „Von nun an wird es keine Albträume mehr geben,
mein Freund. Ihr habt die Vergangenheit endlich hinter Euch gelassen. Schaut nun
mit neuem Lebensmut in die Zukunft.“ „Ich weiß nicht, wie ich Euch danken
soll, mein König,“ sagte Faramir demütig. „Wieder einmal wart Ihr mein Retter
und Heiler.“ „Ich bin froh, dass ich Euch helfen konnte, Faramir,“ meinte
Aragorn erleichtert und klopfte ihm noch einmal auf die Schultern. Éowyn
durfte jetzt wieder in das Zimmer treten. Sie bemerkte sofort, dass die große
Traurigkeit aus Faramirs Augen verschwunden war. Glücklich umarmte sie ihren
Gemahl.
Der Schatten der Vergangenheit war nun entgültig von Faramir
abgefallen und er konnte jetzt endlich sein Glück mit Éowyn richtig genießen.
Bald schon wurde ihre Liebe gekrönt mit der Geburt des ersten Kindes.
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