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Titel:
Feuer
und Eis Autor: Haldir
o Lorien
Er glaubte nicht an Liebe und Nähe, nicht für sich. Und doch existierte dieser
Wunsch in ihm, Tief versunken, wie, um nie an die Oberfläche gespült zu werden.
Lange Zeit lebte er so und spürte nie, was ihm fehlte. Er war weder glücklich
noch unglücklich. Mit der ihm eigenen Zähigkeit erfüllte er seine Pflichten
und wurde in seinem Volke hoch angesehen. Unnahbar und verschlossen wirkend,
wussten nur wenige, die er seine Freunde nannte, dass ihm eine angeborene
Freundlichkeit zu Eigen war. Viele einsam verbrachte Stunden ließen ihn ruhig
und nachdenklich erscheinen. Doch an manchen Tagen brodelte es in ihm und
unruhig sehnte er sich nach etwas, wovon er nicht wusste, ob es das gab. Seine
Brüder Rumil und Orophin waren die einzigen, die tiefer in seine Seele blicken
konnten, aber nicht tief genug. Während Orophin bald aufgab, über Haldir
nachzudenken, beobachtete Rumil seinen Bruder genau, ohne sich aber zu nähern,
denn die Zeit war noch nicht gekommen. Haldir weilte schon viele Jahre in
Mittelerde und es traf ihn unvorbereitet. Einem kleinen Funken gleich,
spürte er ein unbekanntes Gefühl in sich. Noch undefinierbar, nicht zu greifen
und es versetzte ihn in Unruhe. Ein Wesen trat in sein Leben, körperlos und
voller Liebe für ihn. Schleichend glomm der Funke in ihm, fand Nahrung in dem
ungestillten Sehnen und einer Begierde, die ihm fremd war. Ein Wesen
wünschte seine Liebe. Stolz und Freude durchzog ihn. Mit wohlgesetzten
Worten drang das Wesen in Haldirs Seele. Sein Verstand wehrte sich. „Es darf
nicht mehr werden“, sagte die Vernunft, „ du würdest dich aufgeben müssen“.
Aber der Funke wollte nicht verlöschen, fraß an den unterdrückten Gefühlen
und wurde zur Flamme, die an den Eingeweiden züngelte. Es schmerzte nicht, es
kribbelte und flatterte Das Wesen flüsterte ihm liebevolle Worte ins Herz
und Haldir lauschte gebannt. Langsam begann er zu ahnen, wie viel Liebe er
diesem einen Wesen geben könnte. Die Flamme schoss empor und brannte sich in
sein Herz. Noch nie gehörte Worte erreichten sein Ohr. Der verschlossene Geist
öffnete sich und fing das zärtliche Wesen in sich ein, bis seine Gedanken voll
von ihm waren. Sein Mund flüsterte Worte, von denen er nie geglaubt hatte,
sie jemals aussprechen zu können. Die Flamme war zum Feuer geworden und
erfasste den ganzen Körper, hob alle versunkenen Gefühle an die Oberfläche. Es
erreichte seine Augen. Ihm war, als hätte er in tiefer Dunkelheit gelebt und
nun sah er die Welt, mit anderen Augen. Rumil bemerkte die Veränderung in
seinem Bruder und er freute sich. Haldir konnte sich nicht zurückhalten und
wollte das, was ihn so tief berührte, am liebsten jedem mitteilen. Aber es
war unmöglich, denn leiser Zweifel meldete sich an. Hatte er soviel Glück, um
seiner selbst willen geliebt zu werden, verdient? Konnte er dieses Glück halten?
Er wagte es, sich Rumil anzuvertrauen, der ihm näher stand, als jeder andere
Elb. Rumil freute sich über die neue Kraft, über das Strahlen in den Augen
seines Bruders. Bis dieser dann mehr erzählte über das Wesen, welches ihm soviel
Liebe gab. Je mehr Rumil hörte, desto trauriger wurde er, aber er zeigte es
nicht. Er, als Außenstehender sah mehr, er sah das, was nicht sein würde. Doch
er schwieg und gönnte seinem Bruder ein kleines Stückchen Glück. Haldir
träumte, Tag und Nacht, und in seinen Gefühlen erwachten Lust und Begehren. Er
wollte die Hingabe des Wesens spüren und sich unter den zärtlichen Händen des
anderen in eine andere Welt fallen lassen. Ich dürstete nach den süßen Lippen,
nach tastenden Händen unter denen er sich wand. Und er wollte dem Wesen geben,
was immer es verlangte. Er war bereit, sich aufzugeben, nur um die Leere in sich
zu füllen. Aber er spürte, etwas stimmte nicht, das Wesen entzog sich dem
Drängen des Wächters. Wie körperlos umschwebte es den Geist Haldirs, flüsterte
und wisperte poetische Worte, die das Glück und das Feuer immer wieder
entfachten.
Zweifel, Unsicherheit und Verwirrung
wechselten mit Glückseligkeit. Nicht zu erfassen war die Seele des geliebten
Wesens, doch immer wieder gelang es diesem, den Wächter zu trösten und die
Hoffnung Haldirs war stärker als die Vernunft. Er erfüllte weiter seine
Pflichten, abwesend, den Blick in die Ferne gerichtet und die Gedanken voller
Sehnsucht nach dem nie erlebten. Er wollte das Glück festhalten und spürte mit
jedem Tag mehr, wie es ihm durch die Finger rann. Traurigkeit wechselte mit
Euphorie sobald er die Nähe des Wesens spürte, und es flüsterte, wie sehr es ihn
liebte, dass er der einzige ist und es immer bleiben würde. Haldir glaubte,
klammerte sich an die liebevollen Worte, und hoffte. Er hatte soviel Liebe
zu vergeben für dieses eine Wesen, dass sich zurückzog, wann immer es wollte,
nicht achtend der Qualen des Loriers und wiederkam, um liebend und neckend die
Pein zu vertreiben. Das Feuer in Haldir brannte heiß, zu heiß für das Wesen,
vielleicht glaubte es, zu verbrennen. Es senkte kleine Splitter von Eis in das
Herz des Elben, und schürte doch im gleichen Augenblick das Feuer. Hitze
wechselte mit Eiseskälte und ließ seine Kräfte erlahmen. Seine Seele verbrannte
in der Kälte und fror im Feuer. Hilflos sah Rumil das Schwinden seines Bruders.
Seine Worte drangen nicht mehr in Haldirs Ohr. Der Wächter war gefangen in einem
Schauer aus Feuer und Eis. Wieder kam das Wesen, ein letztes Mal, körperlos und
voller Mitleid für die Qual des einst verschlossenen Elben. „Ich bin nicht gut
genug“, sprach es,“ du verdienst besseres als mich.“ Haldir konnte und wollte
nicht begreifen, er verstand es nicht. Mit tränenerstickter Stimme sagte er:
„mein Herz gab ich dir“.“ Ich gebe es Dir zurück, nimm und bewahre es für einen,
der dich verdient. Du weißt jetzt, was Liebe ist, eines Tages wirst du sie
wieder finden.“ Er nahm es zurück, widerstrebend und etwas in ihm zerriss. Das
erkaltete Herz schlug nun in seiner Brust, von tausend Rissen durchzogen und
kämpfte gegen das Feuer in ihm. Lang dauerte der Kampf. Haldir versuchte das
Wesen wieder zu finden, irgendwo, er konnte nicht vergessen, er musste die Leere
in sich wieder füllen, als er begriff, wie viel Liebe er zu vergeben hatte. Die
Sprünge im Herzen sogen das Feuer auf, erstickten es, doch die Glut konnten sie
nicht löschen. Sie schwelte und hielt die Sehnsucht fest, nach etwas, wovon er
wusste, dass es das gibt. Rumil verstand ihn, umarmte ihn und gab ihm Trost,
doch das, was er wollte, konnte er ihm nicht geben. Und der Wächter erfüllte
seine Pflichten, abwesend, den Blick in die Zukunft gerichtet und die Gedanken
voller Sehnsucht nach dem einmal Erlebten.
Sehnsucht brennt wie ein
Feuer in mir. Ein Feuer, von dir entfacht. Erfüllung ist wie, als
verbrenne ich mit dir Von deinen leidenschaftlichen Flammen verzehrt
Sehnsucht ist wie ein Sturm in mir Ein Sturm von Gefühlen, von dir
erzeugt Linderung nur deine Nähe mir bringt
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