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Titel:
Die Hände eines Kriegers Autor: Lady
of Gondor
Prolog
Es ist dunkel um mich herum, als ich erwache. Doch
viel bedrückender ist die Stille, die mich erwartet
und die hier und da nur von dem Fallen eines einzelnen
Wassertropfens auf den kalten Stein unterbrochen wird.
Und noch bevor sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen
können, weiß ich, dass ich alleine bin. Ich
riskiere einen tiefen Atemzug und erschauere, denn ein
stechender Schmerz durchzieht meine Schulter. Zögernd
will ich meine Hand heben, doch nicht einmal das vermag
ich. Erst jetzt verspüre ich den Druck, der auf
meinen Handgelenken herrscht und im blassen Mondlicht,
das von irgendwoher kommt, erkenne ich die stählernen
Ketten, die mich binden. Längst haben sie sich
in die zarte Haut meiner Handgelenke gegraben, doch
ich spüre diesen Schmerz nicht.
Müdigkeit überkommt mich und ohne es wirklich
zu wollen, fallen mir die Augen zu. Mein ganzer Körper
fühlt sich so erschöpft und zerstört
an, dass ich den Willen gegen den Schlaf anzukämpfen,
aufgebe. Nicht für einen Augenblick denke ich darüber
nach, wo ich bin und warum ich hier festgehalten werde.
All meine Gedanken sind auf den heilsamen Schlaf gerichtet,
und ich hoffe zutiefst, dass er auch schmerzlindernd
sein würde.
Doch plötzlich schrecke ich hoch, denn meine
Ohren haben Schritte vernommen... näher kommende
Schritte. Helles Licht schmerzt in meinen empfindlichen
Augen, als es durch die Dunkelheit bricht und nach mir
greift. Es wird jedoch Sekunden später durch das
sanfte Licht einer Kerze ersetzt. "Hat unser hoher
Besuch ausgeschlafen?" Die tiefe Stimme ist voller
Hohn und ich kann die Umrisse eines kräftigen Mannes
sehen. Er tritt näher und zwingt mich durch einen
Griff an mein Kinn dazu, ihn anzusehen. Abschätzend
gleiten eisig blaue Augen an mir hinab und an dem ärgerlichen
Aufblitzen erkenne ich, dass etwas nicht zu seiner Zufriedenheit
ist. "Wer hat ihn so zugerichtet?" Sein Griff
weicht und er fährt wütend herum, wo ich noch
Andere vermute.
"Das waren die Orks", kommt auch die unvermittelte,
aber doch ängstliche Antwort. "Wir fanden
ihn in der Nähe des Flusses. Weit und breit kein
Hinweis auf seine Freunde, die wohl während des
Kampfes ohne ihn geflüchtet sind." Ich höre
bei diesen Worten auf und frage mich, ob er die Wahrheit
spricht, ob ich wirklich von Freunden in der Hand des
Feindes zurückgelassen wurde. Sekunden später
werde ich jedoch aus meinen Gedanken gerissen, denn
der Mann vor mir tastet über meinen Körper
und belächelt meine Versuche, das zu unterbinden.
"Die Menschen in Gondor werden für diesen
Schönling sehr viel zahlen. Vielleicht sollte ich
ihn selbst für den Handel mit der Lust behalten."
Bei diesen Worten lacht der Mann bedeutsam und greift
mir in den Schritt. Auch hinter ihm entbrennt nun ein
entwürdigendes Lachen und ich spüre Wut wie
glühende Lava durch meine Adern fließen.
"Lass Deine dreckigen Finger von mir, Menschenbastard!"
Meine Worte bleiben natürlich nicht unbestraft,
denn einen Augenblick später wird mein Kopf mit
Kraft gegen den Felsen geschlagen und das letzte, was
ich höre, ist das laute Lachen der Menschen. Dann
umgibt mich Dunkelheit.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
POV Glorfindel
Erschrocken sehe ich auf das Antlitz meines Schützlings
und atme tief ein. Was hatten sie ihm nur angetan?
Aus seiner Schulter ragt immer noch der Schaft eines
Orkpfeils, der wahrscheinlich mit dem Gift dieser Kreaturen
versetzt ist. Die vollen, schön geschwungenen Lippen
sind aufgeplatzt und von getrocknetem Blut gezeichnet.
Auch sein Gesicht zeugt von einem Kampf, ist es doch
mit vielen kleineren und größeren Kratzern
übersät. Selbst in der Dunkelheit kann ich
sehen, dass seine Handgelenke von den schweren Ketten
geschunden sind. Doch am meisten Sorgen bereitet mir
das getrocknete Blut, das auf eine Kopfverletzung schließen
lässt.
Nur langsam gehe ich auf ihn zu und betrachte ihn
von der Nähe. Es schmerzt mich im Herzen, ihn so
zu sehen. Einst war er so stolz und stark, ein Augenöffner
für jeden, der mit seinem Blick den Glauben an
Schönheit schon verloren hatte. Doch nun gleicht
er einem hilflosen Elbling, der in der Dunkelheit alleine
gelassen wurde.
Ein leises Seufzen entweicht meinen Lippen und ich
streiche vorsichtig eine Haarsträhne aus seinem
Gesicht. Schuldgefühle überwältigen mich,
denn eine Auseinandersetzung mit mir hatte ihn dazu
veranlasst, den Schutz seines Heimes zu verlassen. Und
nun finde ich ihn hier... von Menschenhand gefangen
und beinahe wie ein Tier auf dem Markt angeboten.
"Lord Glorfindel... wir müssen diesen Ort
verlassen."
Beinahe ist meine Erwiderung nur von Wut beherrscht,
denn ich weiß selbst, dass wir die Höhlen
der Menschen verlassen müssen. Mein Schützling
braucht einen Heiler, obwohl er selbst in der Kunde
der Heilung belesen ist. Mit geübten Handgriffen
und dem richtigen Schlüssel löse ich die schweren
Eisenketten und reagiere blitzschnell, als der leblose
Körper zusammen bricht. Sicher fange ich ihn auf
und halte ihn in meinen Armen, wie schon so oft. Er
stöhnt leise auf und Wörter in unserer Sprache
kommen über seine Lippen. Doch sie sind wirr, so
dass ich deren Sinn nicht verstehe.
Vorsichtig nehme ich ihn hoch und trage ihn, beschützt
von einem Dutzend Wachen, aus der Höhle der Menschen
hinaus. Unseren Weg säumen Leichen, den niemand
ist unserer Wut entkommen...niemand, der diese Höhle
bewohnt hatte.
Erst in der Freiheit außerhalb der Höhle
kümmere ich mich um den Pfeil, der immer noch in
seiner Schulter steckt. Schnell ist ein Teil des Pfeilschaftes
abgebrochen und was ich nie tun wollte, ist nun meine
Aufgabe. Ich muss ihm Schmerzen zufügen, die er
selbst in der tiefen Bewusstlosigkeit spüren wird.
Und so ist es auch, denn ein schmerzvoller Schrei hallt
durch die Stille, als ich den Pfeil aus der Wunde entferne.
Doch er erwacht davon nicht und wimmert nur leise, als
ich die Verletzung notdürftig versorge.
Wir kommen nur langsam voran, da ich unbedingt vermeiden
will, dass ich ihm noch mehr Schmerzen zufüge.
Er ruht immer noch in meinen Armen und je weiter die
Zeit voranschreitet, je mehr Sorgen bereitet mir sein
Zustand. Schuldgefühle plagen mich und ich mache
mir Gedanken darüber, was Elrond sagen wird, wenn
ich ihm seinen Sohn so zurückbringe... bewusstlos
und bezwungen von Menschen. Denn immer noch ist es einzig
der schwache Atem und das leise Stöhnen, das mir
von dem Lebenshauch in ihm berichtet. Und zum ersten
Mal in meinem langen Leben verfluchte ich es, dass ich
der Heilkunde so abgeneigt war.
Die Nacht bricht herein und wir sind gezwungen, eine
Pause einzulegen. Die Pferde benötigen ein wenig
Ruhe und uns würde eine Rast ebenfalls nicht schaden.
Trotzdem würde ich gerne weiter reiten, denn das
Leben meines Schützlings liegt in meinen Händen
und ich könnte mir ein Versagen nicht verzeihen. Vorsichtig bette ich ihn Sekunden später auf
dem weichen Untergrund des Waldes. Mein Umhang wärmt
seinen Körper, während eine weitere Decke
als Stütze für seinen Kopf dient. Erst jetzt
wage ich es, im Schein des Feuers seine Verletzungen
zu betrachten. Eine nahe Quelle spendet sauberes Wasser,
mit dem ich sanft die Wunden in seinem schönen
Gesicht reinige. Mir ist es dabei egal, was meine Gefährten
denken oder was hinter vorgehaltener Hand geflüstert
wird. Ich ignoriere ebenfalls die Blicke, die auf uns
ruhen, während ich beinahe zärtlich die Verletzungen
an seinen Lippen mit der Blütenfrucht der Malengor
bestreiche. Sie wächst hier überall und ist
ein wirkungsvolles Mittel gegen Schrammen und Kratzer,
wie ich selbst oft genug erfahren habe. Das ist die
einzige Hilfe, dich ich ihm entgegenbringen kann.
~ * ~
Ein Tropfen auf dem heißen Stein, wie ich weiß,
wenn ich meinen Blick über seine Gestalt gleiten
lasse. Seine Haut ist unnatürlich blass und doch
tobt das Feuer des Fiebers in ihm. Das Gift breitet
sich immer weiter aus und ich bin von Hilflosigkeit
gefesselt. "Lord Glorfindel... wir haben Athelas
gefunden, es könnte die Vergiftung aufhalten."
Ich sehe auf und blicke direkt in die blauen Augen von
Eanos, einer meiner jüngsten Wachen. Er hält
ein Bündel unscheinbar wirkende Kräuter in
der Hand und zum ersten Mal an diesem furchtbaren Tag
entweicht mir ein Lächeln. "Hab Dank Eanos.
Gönn Dir ein wenig Ruhe." Ich nehme die Kräuter
entgegen und bemerke erst dann, dass er eine Schüssel
mit heißem Wasser neben mich gestellt hat. Dankend
nicke ich ihm zu und lege die einzelnen Blätter
in das Wasser. So würde sich die Wirkung schneller
entfalten.
Es dauert einen Augenblick und das angenehme Aroma
verbreitet sich um uns herum. Behutsam öffne ich
währenddessen seine Tunika und halte erschrocken
den Atem an. Die Vergiftung ist tatsächlich weit
vorangeschritten, das bemerke sogar ich, der keine Ahnung
im Gebiet der Heilkunst hat. Wieder stöhnt er leise
auf und verkrampft sich, als ich die nassen Kräuterblätter
auf die Wunde lege. Zusätzlich tauche ich meinen
Zeigefinger in das noch warme Wasser und benetze damit
seine Lippen. Langsam suchen sich die Tropfen einen
Weg in sein Inneres, um zu heilen, was so wertvoll.
Dies wiederhole ich ein paar Mal und alte Sehnsüchte
wachsen wieder in mir.
Wie oft habe ich davon geträumt, diese vollen
Lippen zu berühren und nun tue ich es, aber es
erfüllt mich nicht mit Freude. Denn es geschieht
nur zu Deinem besten und nicht aus dem Bedarf heraus,
Sehnsüchte zu stillen.
Seufzend lehne ich mich gegen einen Baumstamm und
betrachte ihn im flackernden Licht des Feuers. Oft habe
ich mir gewünscht, über seinen Schlaf zu wachen
und seine Züge in meine Erinnerung aufzunehmen.
Doch nie wollte ich dies unter solchen Umständen.
Erneut frage ich mich, warum ich ihm nie offenbart habe,
was ich für ihn empfinde. Ich der Balrogschlächter,
der tapfere Krieger hatte Angst davor, meine Gefühle
offen auszusprechen. Und plötzlich muss ich daran
denken, dass ich vielleicht nie wieder die Möglichkeit
dazu bekommen könnte.
Eine Bewegung reißt mich aus meinen Gedanken
und ich beuge mich leicht über ihn, erkenne die
Zeichen, dass er langsam zu sich kommt. Ein Lächeln
legt sich auf meine Züge, schürt das doch
meine Hoffnungen. Und dann öffnet er seine Augen.
Wunderschön wie der klare Nachthimmel treffen sie
auf die meinen. Doch wo ich Freude und Erleichterung
erwartet habe, erkenne ich Furcht und Verwirrung. Beruhigend
will ich meine Hand auf seinen Arm legen, aber er weicht
vor mir zurück. Mit schmerzverzerrtem Gesicht versucht
er aufzustehen und reagiert auf jedes kleine Geräusch
panisch.
Doch das Gift hat ihm jedwege Kraft genommen und
ehe er nur einen Schritt tun kann, bricht er zusammen.
Bevor er jedoch auf dem Boden aufschlägt, erretten
ihn meine Arme. "Shhhhht... Du bist hier in Sicherheit
mellon nin." Meine Worte beruhigen ihn nicht, sie
scheinen ihn noch mehr zu verwirren und ein angsterfüllter
Schrei löst sich von seinen Lippen.
Dieser weckt meine Mitstreiter, deren Stimmengewirr
und die plötzliche Nähe ihn völlig verstören.
Trotz der Schmerzen, die er haben muss, schlägt
er um sich und versucht sich gegen meinen stützenden
Griff zu wehren. Ich gebe nicht nach, sondern lasse
ihn sanft auf das weiche Moos sinken. Schützend
legt er seine Hände über seinen Kopf und sein
schmaler Körper zittert unkontrolliert.
~ * ~
Es schmerzt mich, ihn so zu sehen und ich gehe neben
ihm in die Hocke. In all der Zeit, in der er mein Schüler
war, hatte ich ihn nie so erlebt. Nicht einmal beim
Abschied seiner Mutter, und so ist es Angst, die meine
Kehle zuschnürt... Angst, dass das Gift seinen
Verstand verdunkelt hat. Meine Stimme ist leise und
beruhigend, als ich ihn Sekunden später anspreche.
"Elladan, Du bist in Sicherheit und Dir wird nichts
mehr geschehen... glaub mir bitte." Er reagiert
nicht auf meine Worte, tut es auch nicht, als ich ihn
das zweite Mal anspreche. Das Zittern wird stärker,
als ich den dunkelhaarigen Elben sanft berühre
und ihn dazu zwinge mich anzublicken. "Elladan..."
Ich verstumme, denn in seinen Augen spiegelt sich Unverständnis
und Verwirrung. Für einen Moment atme ich tief
durch, denn eine böse Ahnung beschleicht mich und
ich wage es nicht, diese mit einer einzigen Frage bestätigt
zu wissen.
"Weißt Du wer ich bin Elladan?" Schließlich
sind die Worte ausgesprochen und ich spüre wie
etwas zerbricht, als er langsam den Kopf schüttelt.
Trotzdem will ich die Hoffnung noch nicht aufgeben und
hoffe, dass er sich nur verstellt. Eine weitere Frage
formt sich in meinen Gedanken und ich hole einen zierlichen
Ring aus Mithril aus meiner Tasche. Einst gehörte
er seiner Mutter und nie legte er diesen Ring ab. Ohne
den Blick von seinen Augen zu nehmen, zeige ich ihm
den Ring. "Gehört dieses Schmuckstück
Dir?" Ein verständnisloser Blick aus großen
Augen trifft mich, bevor er mit den Schultern zuckt
und ich weiß, dass meine Vorahnung nun schreckliche
Wahrheit ist. Der Sohn Elronds, mein Schützling,
hatte sein Gedächtnis verloren.
~~~~~~~~~~~~~~
POV Elladan
Schmerz.
Mein ganzes Sein scheint von einem Schmerz gefangen,
der selbst mein Herz erreicht. Geräusche sind um
mich herum und einem plötzlichen Impuls folgend,
will ich mich bewegen. Ein Stechen durchdringt meine
Schulter und schließlich überwinde ich mich
dazu, die Augen zu öffnen. Panisch erkenne ich
ein Gesicht nahe dem meinen, das von wundervollen, blauen
Augen gekrönt ist. Wärme ruht in ihnen und
sie sind ganz anders als die Augen des Menschen, war
dort doch nur Kälte zu erkennen. Doch ich kenne
dieses Gesicht nicht und verspüre unwillkürlich
Angst. Als er mich dann auch noch berührt, versuche
ich panisch zurückzuweichen.
Nur mit Mühe komme ich auf die Beine und verspüre
schon Sekunden später einen Schwindel, der mich
zusammensacken lässt. Starke Arme umfangen mich
und geben mir ein Gefühl von Sicherheit. Trotzdem
wehre ich mich dagegen und schütze schließlich
meinen Kopf mit den Händen. Mein Körper scheint
mir nicht mehr zu gehorchen und ich zucke zusammen,
als ich seine Stimme vernehme. Sie ist so sanft und
einfühlend... so als würden wir uns schon
ein Leben lang kennen. Doch habe ich dieses zeitlose
und schöne Gesicht noch nie gesehen.
Er spricht und ein Name kommt immer wieder über
seine Lippen, doch wer ist es? Eine weitere Berührung
von ihm, dem goldenen Elb. Nur ist sie diesmal bestimmender,
obwohl sie nichts an Sanftmut verloren hat. Ich sehe
in strahlend blaue Augen, die jedoch von den Schatten
der Angst verdunkelt sind. Unwillkürlich frage
ich mich, warum er Angst hat und weshalb sein Blick
so liebevoll, ja fast zärtlich ist. Und dann fragt
er mich, ob wir uns kennen.
Ich kann diese Frage nur verneinen goldener Elb,
obwohl ich Dich gerne kennen würde. Denn Deine
Art fasziniert mich, Deine Augen fesseln mich und Deine
Berührungen verführen mich zu dem Gefühl
der Sicherheit. Du jedoch wirkst müde und vor allem
aber traurig. Für einen kurzen Moment scheine ich
Hoffnung in Deinen Augen zu sehen, die sich jedoch ebenfalls
zerschlägt, als ich Deine nächste Frage mit
einem Schulterzucken beantworte. Nein...auch dieser
Ring ist nicht mein Eigen, auch wenn sich bei dessen
Anblick ein Gefühl in mir aufbaut, dass mich fast
schreien lässt.
Ich blicke ihn fragend an und bemerke, dass sich
das strahlende Blau von der Dunkelheit der Nacht abgewandt
hatte. Wieder höre ich seine sanfte Stimme, durchbrochen
von einer tiefen Traurigkeit. Er fragt mich nach meinem
Namen und wenigstens auf diese Frage will ich antworten.
Doch in diesem Moment erkenne ich, dass ich mich
nicht daran erinnern kann, wer ich bin und auch nicht,
wer ich war. Verzweifelt blicke ich mich um, versuche
in meinem Gedächtnis nach Hinweisen zu suchen,
die mir noch geblieben sind. Und schließlich senke
ich meinen Kopf, will dem schönen Fremden meine
Gefühle nicht zeigen.
Ich spüre seine langen Finger auf meiner Wange,
wie sie sanft die Haut liebkosen und blicke ihn schließlich
wieder an. In diesem Augenblick frage ich mich, ob uns
etwas verbindet, denn auch sein Blick spricht mit purer
Trauer. Meine Augen gleiten auf den Ring in seiner Hand
und ich frage mich, ob es ein Geschenk von ihm an mich
war. Verband uns etwas, ob nun Blut, eine tiefe Freundschaft
oder sogar die wahre Liebe? Und erneut muss ich mir
eingestehen, dass ich es nicht weiß.
Ein Name streichelt meine Gedanken, ein Name, mit
dem er mich angesprochen hat. Elladan. Immer und immer
wieder sage ich dieses Wort in meinen Gedanken auf,
doch er erweckt weder Empfindungen noch Erinnerungen.
Überall herrscht Dunkelheit und das einzige Licht
sind seine Augen, die mich immer noch traurig anblicken.
Ich will ihn fragen, ob er mich liebt, doch diese
Worte kommen nicht über meine Lippen.
Ich möchte ihn um meine Erinnerungen bitten,
weiß jedoch, dass dies nicht möglich ist.
Ich wünsche mir seinen Namen zu erfahren, erneut
seine sanfte Stimme hören, aber auch diesen Wunsch
äußere ich nicht.
Stumm sitze ich vor ihm und vergessen ist der Schmerz,
der meinen Körper quält. Verzweifelt versuche
ich immer noch nach einem Lichtschein zu greifen, um
mein Leben wieder zurück zu bekommen, verlaufe
mich aber immer wieder in der Finsternis. Ein salziger
Geschmack auf meinen Lippen lässt mich bemerken,
dass silberne Perlen meiner Verzweiflung den Weg in
die Freiheit gefunden haben.
Und dann spüre ich seine Arme, die mich behutsam
bergen und erneut auf dem weichen Moos betten. Seine
Stimme nimmt ein wenig der Kälte, die in mir herrscht,
doch dieses Mal ist sie nicht an mich gerichtet. Er
gibt den umstehenden Elben einige Befehle und wendet
sich dann erst mir zu. Sanft stehlen seine Fingerspitzen
meine Tränen und beinahe schreie ich meinen Kummer
darüber hinaus, nicht zu wissen, ob uns tiefe Liebe
verbindet oder es nur Fürsorge ist.
"Nicht doch Elladan. Wir werden eine Möglichkeit
finden, Deine Erinnerungen zurückzuholen. Dein
Vater ist der beste Heiler den ich kenne... er weiß
was zu tun ist. Wir brechen so schnell wie möglich
auf." Wieder war da dieser Name aus seinem Mund
und nun bin ich mir sicher, dass es mein Name ist. Und
er spricht von einem Heiler... meinem Vater, an den
ich mich jedoch auch nicht erinnern kann. Er scheint
meine nächste Frage zu ahnen und nennt mir seinen
Namen. Hegt er die Hoffnung, dass ich dadurch alleine
zu meinem Gedächtnis finde?
Glorfindel... goldener Elb. Ein ehrenhafter Name,
bei dessen Klang mein Herz schneller schlägt. Ist
es ein Zeichen? Ich weiß es nicht und so nicke
ich einfach nur.
Als die anderen zum Aufbruch bereit sind, hilft er
mir langsam auf die Beine. Mit Sorge in den Augen erkundigt
er sich nach Schmerzen, weiß jedoch schon Sekunden
später, dass mein ganzer Körper davon gequält
wird. Denn erneut sucht mich Schwindel heim und ich
sacke in seinen Armen zusammen. Eine Entschuldigung
will gerade meine Lippen verlassen, als Glorfindel mich
auf seine Arme nimmt. Mühelos, als wäre ich
eine Feder, hebt er mich in den Sattel und sitzt Sekunden
später hinter mir. Die Welt um mich herum verschwimmt
und ich lasse meinen Kopf kraftlos gegen seine Schulter
sinken. Schmerz durchflutet meinen Körper, der
nicht einmal von seiner Nähe gestillt werden kann.
Bist Du der, den ich liebe und dem ich mein Herz
geschenkt habe?
Warum sonst sollte er mich sonst so behandeln und
voller Sorge sein.
Oder bist Du von meinem Fleisch und Blute?
Auch einem Bruder traue ich so eine Fürsorge
zu, doch wären seine Berührungen dann so liebkosend
und beinahe zärtlich?
Aber vielleicht bist Du keines von beidem und hast
Dein Herz bisher nie vernommen.
Es würde die Sorge in seinen Augen erklären,
denn sie war von einem tiefen Gefühl begleitet.
An die Möglichkeit, dass uns nichts verbindet,
will ich gar nicht erst denken. Denn obwohl ich nicht
einmal mehr weiß, wer ich bin, fühle ich
mich bei ihm geborgen und sicher. Dieser Gedanke ist
das Letzte was mich beschäftigt, bevor ich die
gnädige Bewusstlosigkeit empfange.
~~~~~~~~~
POV Glorfindel
Verzweiflung scheint ihn immer weiter in den Schatten
zu ziehen und nun gibt es keinen Irrtum mehr. Mein Schützling
kannte weder mich, noch den Ring seiner Mutter, den
wir beim Platz des Überfalls gefunden hatten. Doch
das Schlimmste war, dass er nicht einmal sich selbst
kannte. Er wirkt auf mich wie ein verlorenes Menschenkind,
dem nie eine Zukunft gewährt wurde. Wie schlimm
musste das Wissen ohne Erinnerung zu sein, erst für
ihn sein? Aber noch hege ich Hoffnung, denn Elrond wird
bestimmt eine Möglichkeit finden. Wenn nicht er,
wer soll es sonst? Ich vertraue meinem langjährigen
Freund und ich achte ihn auch. Deshalb wird er von meinen
Lippen die Wahrheit erfahren, auch wenn mich seine unbändige
Wut trifft.
Ich halte ihn immer noch fest in meinen Armen und
bemerke voller Sorge, dass Elladan erneut das Bewusstsein
verloren hat. Sein Atem geht jetzt wieder nur ganz schwach
und ich bete zu den Valar, dass sie ihn mir nicht nehmen.
Denn sie würden auch mir ein Teil meines Lebens
nehmen...eines Lebens, das sie mir einst zurückgaben.
Doch warum? Ich hatte nicht gegen einen Balrog gekämpft
und war zurück in das Leben gekommen, um nun mit
ansehen zu müssen, wie der hellste Stern meines
Nachthimmels verglühte.
Seufzend treibe ich mein Pferd an und atmet tief
durch. Obwohl er unter Menschen war, kann ich immer
noch den Duft von Frühlingswiesen und Wald riechen,
der von ihm ausgeht. Es ist das erste Mal, dass ich
ihn so intensiv wahrnehme und sofort fühle ich
mich in einen schönen Traum versetzt... mit ihm
an meiner Seite. Die Realität sieht jedoch ganz
anders aus und was würde ich darum geben, seine
Schmerzen zu nehmen und ihm all die schönen und
weniger schönen Erinnerungen zurückzugeben.
Ein leises Stöhnen lässt mich aufhorchen
und Sekunden später spüre ich eine sachte
Bewegung in meinen Armen. Erleichtert lockere ich meinen
Griff etwas, denn wenn auch sein Körper mit den
Qualen des Schmerzes kämpft, so ist sein Geist
wieder zu mir zurückgekehrt.
Ich spüre, wie er sich versteift und dann wohl
erkennt, dass er in Sicherheit ist, denn sein Körper
entspannt sich wieder. Trotzdem entgeht mir nicht das
ständige Zucken, wenn mein Pferd seine Schritte
falsch gesetzt hat. Er hatte immer noch Schmerzen, aber
zumindest war er wieder bei Bewusstsein.
Ich vernehme seine leise und zerbrechliche Stimme,
wie das Spiel einer Harfe. "Wer bin ich Glorfindel...
erzähle mir von meinem Leben, wenn es in Deiner
Macht steht." Er spricht sehr zögernd, geprägt
von Unsicherheit und Angst. Ich lächle über
seine Bitte und hoffe, dass vielleicht damit seine Erinnerungen
zurückkommen. Also beginne ich zu erzähle
und bringe ihm nah, wer er ist. Unaufhaltsam lasse ich
Streiche seiner Jugend erwachen und auch die Zeit, die
er als Krieger verbracht hatte, lasse ich nicht aus.
Aber ich verschweige ihm, wer ich wirklich bin und verliere
auch kein Wort darüber, welch Verhältnis uns
bindet.
~~~~~~~~~
POV Elladan
Aufmerksam folge ich seinen Worten und verspüre
noch mehr Trauer, als zuvor. All die Erlebnisse, von
denen er spricht, sind aus meiner Erinnerung gelöscht
und vielleicht unwiederbringlich. Ein sehnsuchtsvolles
Lächeln streift meine Lippen, als seine Stimme
mir von der Herkunft des Ringes erzählt und nun
kann ich auch das Gefühl verstehen, dass ich bei
der Betrachtung des Schmuckstücks hatte. Ich spüre,
wie er sich hinter mir bewegt und Sekunden später
gleiten seine Fingerspitzen über meine Hand. Ohne
die Zügel loszulassen streift er mir den feinen
Mithrilring über meinen Finger und diesmal ist
seine Berührung wie ein Blitz, der im Gewitter
der verwirrten Gefühle durch meinen Körper
flammt.
Schnell ziehe ich meine Hand zurück und entgehe
damit dem Sturm, der langsam aber sicher in mir heraufzieht.
"Danke", flüstere ich und muss tief durchatmen
um den Schmerz zu unterdrücken, denn seine Stute
hat eine unebene Stelle passiert. Er muss es bemerkt
haben, denn er zügelt das Tier steigt ab. Seine
Augen mustern mich sorgenvoll und aufmerksam, während
nun auch die anderen angehalten hatten.
Mir ist es unangenehm und doch halte ich seinem Blick
stand. Diese Augen... auch wenn mir Glorfindel ein Rätsel
ist, weiß ich, dass ich diese Augen kenne und
mich in ihnen verloren hatte. Wieder und wieder stelle
ich mir die Frage, welchen Platz er in meinem Leben
einnimmt oder eingenommen hat.
Ein neuer Schmerz durchfährt mich und ich spüre,
wie mein Körper an Kraft verliert. Verzweifelt
versuche ich mich auf dem Pferderücken zu halten,
doch selbst dazu fehlt mir die Kraft. Bevor ich jedoch
abrutschen kann, umfangen mich erneut die starken Arme
des blonden Elben. Und erst jetzt bemerke ich, wie unterschiedlich
wir doch sind. Er ist um einiges größer als
ich und trägt das Licht der Sonne in seinem Haar,
während die Nacht das meine Haar geküsst hatte.
Das sehnsuchtsvolle Blau des Meeres funkelt in seinen
Augen und steht in einem Kontrast mit den meinen, die
dunkel wie Tiefen des Ozeans sind. Ich bin so in diesem
Vergleich gefangen, dass ich seine leise Frage nicht
vernehme.
Er bekommt von mir auch keine Antwort, sondern nur
eine neue Frage. Meine Stimme ist leiser als der Hauch
eines Windes, denn ich spüre, wie mich eine neue
Welle des Schmerzes überrollt. Sehnsuchtsvoll wünsche
ich mir die Gnade der Bewusstlosigkeit, denn mit jedem
Moment fällt mir das Atmen schwerer. Und doch kann
ich mich nicht darin sinken lassen, denn diese Frage
brennt mir auf dem Herzen. "Was verbindet uns Glorfindel?
Wer warst Du in meinem früheren Leben und wer bist
Du nun?" Endlich sind mir diese Worte über
die Lippen gekommen und für einen Augenblick glaube
ich, dass er die Luft erschrocken anhält. Ich frage
mich unwillkürlich, ob er ebenso Angst vor dieser
Frage hatte, wie ich.
Stille herrscht zwischen uns, die nur von den sanften
Geräuschen durchbrochen ist, die die Pferde auf
dem weichen Moos hinterlassen. Er zögert mit der
Antwort und ich versuche gegen die nahende Ohnmacht
zu kämpfen, zu wichtig ist mir dies.
~~~~~~~~~~~~
POV Glorfindel
Meine Gedanken rasen und ich suche nach einer Möglichkeit,
diese Frage abzuwenden. Trotzdem weiß ich, dass
ich ihm eine Antwort schuldig bin. Er zittert in meinen
Armen und ich spüre fast schon seinen Kampf gegen
Schmerz und Bewusstlosigkeit, sehe wie Elladan seine
Hände zu Fäusten ballt. Tief atme ich seinen
Geruch ein und lasse meine Hände durch die Flut
des nachtschwarzen Haares gleiten. Wie Seide fühlen
sie sich an und ich frage mich, wie es sich anfühlt,
wenn dieses seidige Gefühl langsam über meinen
Körper streicht.
Dieser Gedanke verführt mich zu einer Antwort,
aber ich bin mir nicht sicher, ob er meine leisen Worte
überhaupt noch versteht. "Du stehst unter
meiner Obhut, was Deine kriegerischen Fähigkeiten
angeht."
Er hatte die Luft angehalten und ich vernehme, wie
er sie fast enttäuscht ausstößt. Auf
was hat er gewartet? Im gleichen Moment weiß ich
selbst darauf eine Antwort, denn längst ist er
für mich nicht nur Schützling und guter Freund.
Tiefe Gefühle brennen in mir, die ich nie offenbart
habe und nun scheint er genau danach zu verlangen.
Ein weiteres Beben seines zierlichen und doch starken
Körpers erinnert mich daran, dass immer noch das
Gift in ihm wütet. Vielleicht wäre dieser
Moment der erste und letzte, in dem ich ihm von meinen
Gefühlen erzählen kann. Und ich will mir mein
Schweigen nicht ein ganzes, unsterbliches Leben vorwerfen
müssen.
Also nehme ich all meinen Mut zusammen und suche
mit meiner Hand die seine. Zärtlich lasse ich sie
dort ruhen und werde nicht fort gestoßen. "Ich
wäre gerne an Deiner Seite und in Deinem Herzen",
flüstere ich nahe an seinem Ohr und verfluche mich
im nächsten Moment für meine Torheit. Meine
Hoffnungen, dass er ebenso fühlen könnte schwinden
mit jeder Sekunde, in der seine Reaktion ausbleibt.
Über seine Lippen kommt kein Wort und erst als
ich sein Gesicht sanft dem meinen zuwende, bemerke ich
seine geschlossenen Augen.
Ein Seufzen entgleitet mir, weiß ich nicht,
ob er meine Worte noch vernommen hatte oder ob ihn in
diesem Augenblick schon die Bewusstlosigkeit verführt
hatte. Und entgegen meinem Ärgernis wünsche
ich mir, dass er sie noch gehört hatte und mit
diesem Wissen in den dunklen Schlaf gefallen ist. Angst
überkommt mich, dass seine Augen womöglich
nie wieder zu mir aufblicken werden und ich weiß,
dass nun die Zeit drängt. Deshalb gebe ich das
Zeichen für einen schnelleren Ritt, in der Hoffnung,
dass er bei dem Beben des Ritts von keinem Schmerz gequält
wird.
Es ist beinahe Nacht, als wir Imladris erreichen.
Elladan ist auf dem ganzen Ritt nicht wieder zu sich
gekommen und sein Körper war zunehmend kälter
geworden. Nur noch das schwache Heben und Senken seiner
Brust deuten auf das Leben hin, das noch in ihm flackert.
Schon von weitem sehe ich meinen Freund auf uns zueilen.
Die tiefe Sorge in Elronds Augen lässt mich meinen
Blick senken. Er tritt uns entgegen und als ich aufsehe,
bemerke ich die Enttäuschung in seinen Zügen.
Bevor er auch nur eine Frage stellen kann, lasse ich
mich von dem Pferderücken gleiten und hebe Elladan
ebenfalls herab. Ein leises Stöhnen von seinen
Lippen schwängert die Stille zwischen Elrond und
mir, der mit Entsetzen auf das leblose Bündel in
meinen Armen hinab blickt. Ich will ihn beruhigen, ihm
sagen, dass alles gut wird... doch ist er der Heiler,
nicht ich.
Vorsichtig legt Elrond seine Hand auf die Stirn seines
Sohnes und keucht qualvoll auf. "Schnell bring
ihn in die Häuser der Heilung. Sein Leben schwindet
mit jeder Sekunde." Ich nicke nur und eile wie
in Trance mit Elladan in meinen Armen auf die Gebäude
zu, in denen die Krankenflügel untergebracht sind.
Wie durch einen Nebel bekomme ich noch die Anweisungen
mit, die Elrond Figwit und Thalaron gibt.
Der Weg dorthin kommt mir wie eine Ewigkeit vor und
erst als ich den zierlichen Körper auf das weiche
Bett gelegt habe, dringt der Sinn von Elronds Worten
zu meinem Verstand durch. Ich bete zu den Valar, dass
sie dieses Kind des Nachthimmels beschützen mögen
und bemerke kaum, wie auch Elrond eintritt. An seiner
Seite ist ein hochgewachsener, braunhaariger Elb, der
wie ich weiß ebenfalls Heiler und ein guter Freund
der Zwillinge ist.
Ich werde von ihm aufgefordert, den Raum zu verlassen,
doch ich weigere mich. Dieses Unglück wäre
nie passiert, hätte ich ihn nicht gehen lassen
und so will ich seine Seite nun auch nicht verlassen.
Elrond ist es schließlich, der mir diese Geste
erlaubt. Und so stehe ich nun da... der tapfere Krieger,
der Balrogschlächter... zur Hilflosigkeit verurteilt.
Meine Hände sind gebunden und so begnüge ich
mich damit, den beiden Heilern nicht im Wege zu stehen.
"Was ist passiert?" Die Stimme meines Freundes
dringt nur langsam zu mir durch und ich muss Schlucken.
Nie hatte ich ihm die Wahrheit verschwiegen, also werde
ich auch jetzt nicht damit anfangen. Ich halte mich
kurz und erzähle Elrond, was er begehrt zu wissen...
berichte ihm, in welchen Zustand wir seinen Sohn fanden
und wie sich sein Zustand Stunde um Stunde verschlechtert
hatte. Er nickt nur und tauscht einen besorgten Blick
mit Thalaron aus. Mich vergisst er dabei ganz, oder
ist es die Wut über mich, die ihn so handeln lässt?
~~~~~~~
POV Elrond
Meine nach außen scheinende Ruhe täuscht,
denn in meinem Inneren beherrschen mich Angst und Zweifel.
Langsam streift mein Blick den Körper meines Sohnes
und nur behutsam öffne ich seine Tunika. Ich atme
scharf ein, als ich die entzündete Verletzung an
seiner Schulter sehe. Auch ohne Glorfindel hätte
ich gesehen, dass Orkgift den Körper meines Sohnes
schwächt und bald das Licht der Eldar verdunkeln
wird. Ebenso weiß ich auch, dass die Reaktion
meines Beraters ihm vielleicht das Leben gerettet hat.
Denn ohne das Athelas hätte mein Sohn den Ritt
in seine Heimat nicht überstanden.
Leise gebe ich Thalaron einige Anweisungen. Er eilt
nach draußen, um heißes Wasser zu holen,
während die Helferinnen dieser Häuser frische
Handtücher und Verbände hereinbringen. Ich
halte Merilin auf und bitte um einige Kräuter aus
meinen Gemächern. Auch die Elbin eilt sofort hinaus.
Leise bete ich zu den Valar und blicke Glorfindel an,
der wie ein Häufchen Elend auf einem Stuhl sitzt
und seinen Blick nicht von Elladan wendet. "Hilf
ihm bitte..." Seine Stimme ist leise und trägt
nichts mehr von dem Stolz in sich, der sonst seine ganze
Art beherrscht. Und ich nicke, habe ich doch nicht vor,
meinen Sohn in diesen Hallen den Valar zu überlassen.
Thalaron erregt meine Aufmerksamkeit, der mit einer
Schüssel heißem Wasser und kleinen Beuteln
voller Kräuter eintritt. Sofort gebe ich ihm die
Anweisungen, was er mit diesen Kräutern zu tun
hat und tauche ein weiches Tuch in das Wasser. Damit
säubere ich erneut die entzündete Verletzung
und schließe dann meine Augen.
Meine Konzentration ist nur noch auf Elladan gerichtet
und ich dringe sanft in seinen Verstand ein, rufe ihn
zurück in das Licht. Ich spüre die kraftlose
Umklammerung und lasse nicht zu, dass er fällt,
obwohl auch ich an meine Grenzen stoße. Doch noch
ist nichts zu spät, denn meine Stimme hat seine
Seele erreicht und hält sie in dem Lichtstrahl
der Hoffnung fest... vertreibt die dunklen Wolken des
tödlichen Gifts. Während er zu schwach dafür
ist, kann mein Körper gegen das Gift ankämpfen
und doch kann ich nicht leugnen, an Kraft zu verlieren.
Nur langsam ziehe ich mich zurück und muss mich
setzen. Mein Atem geht schwer und ich bin dankbar dafür,
dass Thalaron an meiner Seite ist. Er kümmert sich
auf ein schwaches Nicken von mir um die Schulterverletzung.
Sorgfältig bringt er eine Paste auf, die aus verschiedenen
Kräutern besteht und verbindet die Schulter vorsichtig.
Er ist es auch, der sich um die anderen sichtbaren Verletzungen
meines Sohnes kümmert.
~~~~~~~~~
POV Glorfindel
Voller Sorge betrachte ich den angestrengten Gesichtsausdruck
Elronds und flehe die Valar nochmals an. Die verstreichenden
Sekunden kommen mir vor wie eine Ewigkeit und selbst
als Elrond erschöpft in den Stuhl zurückfällt,
will sich noch keine Erleichterung einstellen. Ich sehne
mich danach, seine Haut zu berühren und den Ton
seines Atems zu vernehmen, doch dies war im Moment nur
Thalaron erlaubt. Wieder sitze ich machtlos und ohne
Einfluss daneben, kann nur die Götter anflehen.
Doch was würde passieren, wenn Elladan aufwachen
würde und sich nicht an seinen Vater, nicht an
Thalaron erinnern könnte. Dies habe ich Elrond
wohlweislich verschwiegen, denn es hätte seine
Konzentration nur gefährdet. Aber nun ist es an
der Zeit, ihm dieses Detail auch noch zu sagen und so
stehe ich mit weichen Beinen auf und setze mich zu ihm.
Er blickt mich an und hebt müde seine Hand.
"Sag nichts Glorfindel, ich weiß es bereits...
ich habe es gesehen... in seinen Gedanken." Traurig
blickt er seinen Sohn an und ich ahne, dass er mit der
Tatsache kämpft, keinen Platz mehr in den Erinnerungen
Elladans zu haben. "Es ist nicht Deine Schuld mein
Freund." Ich vernehme diese Worte und frage mich,
ob er mir damit meine Schuldgefühle nehmen will.
Doch in seinen Augen ist reine Aufrichtigkeit zu erkennen
und so bringe ich ein gequältes Lächeln zustande.
Thalaron hat inzwischen seine Tätigkeit beendet
und wendet sich Elrond zu. Ich erkenne Erschöpfung
auf seinen Zügen und schüttle meinen Kopf
über die Sturheit des Elbenherrschers. Natürlich
kann ich verstehen, dass er an der Seite seines Sohnes
bleiben will, aber es bringt wohl wenig, wenn auch er
noch zusammenbricht. "Elrond, Du hast für
Elladan alles getan, was Du konntest und hast dabei
selbst an Kraft verloren. Ruhe Dich ein wenig aus, ich
wache über ihn." Er blickt mich bei diesen
Worten verwundert an und erkennt, dass eine Weigerung
sinnlos ist. Langsam nickt er und gibt Thalaron noch
einige Anweisungen, bevor er sich von dem jungen Elben
in seine Gemächer bringen lässt.
Nun bin ich wieder alleine mit Elladan, dessen Körper
entspannt auf dem weichen Bett liegt. Sein Oberkörper
ist immer noch entblößt und die zarte Haut
ist beinahe ebenso blass, wie der Verband, der seine
Schulter ziert. Auf mich wirkt er so schutzlos und doch
weiß ich, dass in ihm die Kraft eines Kriegers
ruht. In ihm vereinigen sich zwei Geschöpfe...
der Krieger und der Heiler. Denn anders als sein Bruder
Elrohir wurde Elladan von seinem Vater in der Kunst
des Heilens unterrichtet.
Langsam trete ich an sein Bett und lasse meinen Blick
auf ihm ruhen. Selbst jetzt strahlt er noch eine Schönheit
aus, die mit dem Sternenhimmel konkurrieren kann. Ich
will mich zu ihm hinab beugen und dem Drang nachgeben,
seine Lippen zu kosten. Doch ich widerstehe dieser Versuchung
und ziehe stattdessen die leichte Decke etwas höher.
Ein leises Stöhnen entweicht seinen Lippen und
mir ist es, als habe er einen Alptraum. Feine Schweißtropfen
bilden sich auf seiner Stirn und wirre Worte verlassen
seinen Mund. Für einen Augenblick spiele ich mit
dem Gedanken ihn zu wecken, aber dieser Schlaf ist zu
kostbar für ihn. Und so begnüge ich mich damit,
Elladans Hand zu ergreifen und ihm beruhigend über
die Wangen zu streicheln.
Ich bin so in seinen Anblick vertieft, dass ich Thalaron
nicht bemerkt und auch nicht das Lächeln auf seinen
Zügen erkenne. Erst als er sich räuspert,
wende ich meine Aufmerksamkeit dem jungen Heiler zu.
Er sagt nichts und überprüft den Zustand seines
Freundes mit Sorgfalt. "Er wird den Kampf gewinnen...
zumindest über das Gift." Er lässt den
anderen Kampf unausgesprochen, aber ich weiß,
was er damit meint. "Besteht Hoffnung?" Ich
fürchte mich vor der Antwort auf meine Frage und
rechne schon damit, dass darauf nur Stille bleibt. Doch
bevor Thalaron den Raum verlässt, wendet er sich
noch einmal an mich. "Die besteht immer Glorfindel,
er hat sie auch nie aufgegeben." Mit diesen Worten
verlässt er den Raum und lässt mich verwirrt
zurück.
~~~~~~~~~~~~
POV Elladan
Tief in meinem Geiste höre ich eine sanfte,
mir vertraute Stimme. Ich verstehe die Worte nicht,
die sie flüstert, aber sie beruhigen mich und nehmen
mir einen Teil meines Schmerzes. Es ist, als ob mich
starke Arme in einem stürmischen Meer umfassen
und mich festhalten, nicht zulassen, dass die starke
Strömung mich mit sich nimmt oder die Wellen mich
begraben. Die Stimme scheint meinen Namen zu rufen und
drängt die Dunkelheit zurück. Eine Hand streckt
sich nach mir aus und ich versuche danach zu greifen.
Doch die Entfernung ist zu weit und ich taste ins Leere.
Für einen Moment glaube ich, dass die Stimme sich
entfernt hat, bevor sie deutlicher denn zuvor in meinen
Geist eindringt. Ich spüre sanfte Hände und
sehe in all der Dunkelheit wieder das Licht der Sterne,
deren Glanz mir einst Leben schenkte.
Bevor ich weiß, wie mir geschieht, werde ich
aus dem Strudel von Schmerz und Hoffnungslosigkeit gezogen.
Blaue Augen erscheinen in meinen Gedanken und mein Herz
schlägt in diesen Momenten schneller. Nun erreiche
ich die rettende Hand und klammere mich fest. Meine
Kraft schwindet und ich habe Angst, erneut in die Dunkelheit
zu sinken. Aber ich falle nicht, sondern fühle
mich geborgen und spüre auch neue Hoffnung in mir
aufkeimen. Nein... ich bin nicht allein und es scheint
mir, als ruhen die blauen Augen auf mir.
Mein Geist kommt langsam zur Ruhe und die Dunkelheit
zieht sich aus meiner Seele zurück, während
ich sanft in Licht gebettet werde. Nur leicht spüre
ich Berührungen, die sich mit Schmerzen vermischen,
aber bald schon wie ein stilles Rauschen des Waldes
werden. Und dann nimmt mich ein lindernder Schlaf in
seine wiegende Arme, stillt meinen Schmerz.
Ich weiß nicht, wieviel Zeit vergangen ist.
Durch meine geschlossenen Augen nehme ich ein Lichtspiel
wahr und fühle die Anwesenheit eines anderen. Eine
leise Stimme dringt an mein Gehör, die mich mit
Worten so süß wie Honig verwöhnt. Wohlklingend
streicheln sie meine Ohren und liebkosen gleichermaßen
meine Seele. Es sind Worte der Liebe, so lange unausgesprochen,
doch ebenso lange gefühlt. Ich kämpfe den
Drang nieder, meine Augen zu öffnen, will ich doch
den Zauber des Moments nicht zerstören.
Eine sanfte Berührung lässt mich fast zusammenzucken
und ich vernehme die Stimme nun ganz nah an meinem Ohr.
Gleichmäßiger Atem streichelt die empfindliche
Haut dort und mein Herz schlägt schneller. Fast
fürchte ich, dass mein Gegenüber dies hören
könnte. Behutsame Lippen liebkosen mein Ohr, während
eine Hand die meine fest umfangen hält.
Nun halte ich es nicht mehr aus. Langsam öffne
ich meine Augen und zucke fast schmerzvoll zusammen.
Das helle Sonnenlicht blendet mich und ich stöhne
leise auf. "Elladan?" Da ist wieder diese
sanfte Stimme und diesmal vernehme ich deutlich Sorge
darin. "Elladan... bist Du wach?" Ich versuche
tief durchzuatmen und meine Lippen formen ein leises
Ja. Stille herrscht nun zwischen uns und ich wage es
erneut, öffne meine Augen und blicke in dieses
wundervolle Blau eines Sommermorgens. Sorge und Angst
ziehen darüber hinweg wie Wolken, die die Sonne
verdunkeln.
Doch dann erscheint ein Lächeln auf seinem Antlitz,
das in mir das Bedürfnis weckt, von den Boten des
Lächelns - seinen vollen Lippen - zu kosten.
~~~~~~~~~~~~~
POV Glorfindel
Erleichterung lässt mein Herz befreiter schlagen,
als Elladan seine Augen öffnet. Für einen
Moment versinken Tag und Nacht ineinander. Es scheint,
als treffen sich in dieser Sekunde Sonne und Mond...
in Liebe verbunden, aber verbannt durch der Welten Lauf.
Ich erinnere mich an seinen Geschmack, den ich erst
vor wenigen Augenblicken kosten durfte. Nur dieser zarte
Kuss auf sein Ohr und ich schmecke immer noch das Aroma
von Honig und einer sternenklaren Nacht.
Zaghaft erwidert er mein Lächeln und ich streiche
ihm sanft eine Haarsträhne aus dem anmutigen Gesicht.
Alles in mir schreit danach, ihm von meinen Gefühlen
zu erzählen und noch einmal von dem Geschmack funkelnder
Sterne zu kosten. Doch ich will ihn nicht erschrecken.
"Wie fühlst Du Dich Elladan?" Er scheint
meine Frage nicht zu verstehen, ruhen seine Augen doch
immer noch auf den meinen, ertrinken darin und baden
im Rausch eines Sommermorgens.
Ein zweites Mal stelle ich diese Frage und reiße
ihn damit wohl aus dem Strudel seiner Betrachtung. Leise
und zart ist seine Stimme, so wie ich sie immer kannte
und wie ich nun zugeben muss auch immer liebte. Er versichert
mir, dass die Schmerzen nachgelassen haben und bittet
um ein Glas Wasser.
Diesen Wunsch erfülle ich ihm und führe
vorsichtig das Glas an seine Lippen.
Oh wie gerne wäre ich das kühle Wasser,
das Deine Lippen streichelt und Deinen Gaumen liebkost.
Elladan lächelt mich dankbar an und mein Blick
bleibt auf einem einzelnen Wassertropfen hängen,
der seinen Platz auf den zarten Lippen meines Schützlings
eingenommen hat. Nun kann ich der Versuchung nicht widerstehen
und beuge mich schließlich zu ihm hinab. Sanft
und so behutsam, als wäre er zerbrechlich, berühren
meine Lippen die seinen. Ich stehle den Wassertropfen
von der Köstlichkeit seines Mundes und obwohl es
nur ein Hauch einer Berührung war, breitet sich
eine Gänsehaut auf meinem Körper aus.
Deine Lippen, so unschuldig wie die erwachte Blüte
im Morgentau... so zart und voll, verführen zu
einem Kuss. Wie kann ich dieser Versuchung widerstehen?
Will ich es überhaupt oder bin ich Dir schon längst
verfallen?
Ein Augenblick, so kostbar wie der Hauch des Lebens
und doch nur so kurz wie der Flügelschlag eines
Schmetterlings. Wieder senken sich meine Lippen auf
die seinen. Ich verwöhne sie und quäle sie
zugleich mit dem Hauch vielerlei Küsse. Nun scheint
auch er aus dem süßen Schlaf der Verwirrung
erwacht zu sein und versucht das Geschenk meiner Lippen
einzufangen. Tag und Nacht treffen aufeinander in einem
zaghaften Tanz, der einerseits von Unsicherheit spricht,
aber andererseits auch soviel Gefühl zeigt.
Ich bin so versunken in den Augenblick, dass ich
nicht bemerke, wie die Tür leise aufgeht und jemand
hereintritt. Erst als sich Thalaron verhalten räuspert,
kehre ich zurück in die Wirklichkeit. Nur langsam
lasse ich von den köstlichen Lippen Elladans ab
und blicke den Eindringling mit einer Mischung aus Verlegenheit
und Verwirrung an. In diesem Moment verfluche ich mich
dafür, dass ich meinem Verlangen hier in den Hallen
der Heilung nachgegeben habe.
Doch anders als vermutet, ist in Thalarons Miene
weder Wut noch Verachtung zu sehen, sondern ehrliche
Freude. Ich will mich gerade bei Elladan entschuldigen,
als ich bemerke, dass seine Augen immer noch geschlossen
sind. Sein Gesicht ist entspannt und die schönen
Lippen umspielt ein sanftes Lächeln. Die sternenklare
Nacht zeigt sich von ihrer schönsten Seite und
ich würde viel darum geben, wenn Thalaron einfach
nie in den Raum getreten wäre.
Und als ich mich wieder an ihn wenden will, scheint
mein Wunsch in Erfüllung gegangen. Der junge Heiler
ist verschwunden, hat jedoch die Türe einen Spalt
offen gelassen. Für mich ist dies der Hinweis,
dass wir nicht ungestört bleiben werden und so
berühre ich Elladan sanft an der unverletzten Schulter.
~~~~~~~~~~~~
POV Elladan
Es ist wie ein Traum, seine Lippen auf den meinen
zu spüren und ich wünsche mir, nie daraus
zu erwachen. Er ist so sanft, als glaube er, ich sei
zerbrechlich. Diese Berührungen, gleich eines Schmetterlingsgesangs
leise und zart, lassen mich völlig Zeit und Raum
vergessen.
Oh mein goldener Elb. Benetze die Nacht mit dem ewigen
Sonnenlicht Deiner Gestalt. Doch habe keine Angst. Die
Dunkelheit wird Dich nicht fesseln, denn das Licht der
Sterne wird Dich führen.
Wieder und wieder streicheln seine Lippen über
die meinen und ich atme tief seinen Geruch nach Wald
und Männlichkeit ein. Für einen Moment glaube
ich auf einer Lichtung in seinen Armen zu ruhen, umfangen
von den Tönen der Natur und unseren Herzschlägen.
Leicht wie eine Sommerbrise kostet er von mir und lässt
mich gleichermaßen an seinem Geschmack teilhaben.
Doch selbst solch wundervolle Momente halten nicht
ewig an, denn sein Mund lässt von mir ab. Enttäuscht
lecke ich über meine Lippen, wo er deutliche Spuren
für meine Sinne zurückgelassen hat. Ich lasse
meine Augen geschlossen, um das Gefühl seiner Gabe
noch zu genießen, bevor ich die Berührung
an meiner Schulter spüre. Nur langsam lasse ich
die Wirklichkeit in meinen Geist und drohe beinahe erneut
durch einen einzigen Blick zu versinken. Soviel kann
ich in diesen wundervollen blauen Augen lesen und ich
glaube fast, direkt in seine Seele sehen zu können.
Mein schöner Elb. Obwohl ich meine Vergangenheit
nicht kenne, glaube ich, dass uns mehr verbindet, als
Du mir verraten hast. Wenn ich Dich ansehe, dann erkenne
ich in Dir nicht nur einen furchtlosen Krieger, sondern
auch ein großes Herz... eingesperrt in Einsamkeit.
Hast Du sie selbst erwählt oder wurde sie Dir auferlegt?
Meine Gedanken verebben, als die Türe aufgeht
und ein hochgewachsener, dunkelhaariger Elb in den Raum
tritt. Er strahlt Würde und Stolz aus, aber auf
eine andere Art als Glorfindel und plötzlich weiß
ich, wer an mein Bett tritt. Meine Gedanken überschlagen
sich und meinen Lippen entweicht ein einziges Wort.
"Adar." Die verschlossene Mine des Elben erhellt
sich und er ergreift meine Hand. Trotzdem ist seine
Stimme mehr die eines Heilers, als er zu mir spricht.
"Wie mir scheint, ist Deine Erinnerung zurückgekehrt
mein Sohn und mit ihr die Kraft der Eldar." Er
lächelt immer noch und ich frage mich, ob er wirklich
Recht hat. Aber warum kann ich mich dann nicht an eine
Vergangenheit mit Glorfindel erinnern?
Zögernd lächle ich nun auch und bemerke,
dass sich Glorfindels Gesichtsausdruck ändert.
Hoffnung keimt darin auf, aber auch Zweifel.
Hat sich die Angst in Dein Herz eingeschlichen, ich
könnte Dich hassen, wenn mich die Vergangenheit
wieder eingeholt hat?
"Glorfindel. Du wirkst müde. Ruhe ein wenig.
Thalaron wird bestimmt Deinen Platz einnehmen, solange
ich meinen Pflichten nachkommen muss." Bei diesen
Worten will ich schreien, denn Glorfindel soll an meiner
Seite bleiben und kein unbekannter Elb. Unsicher sehe
ich zu dem blonden Elb hinüber, der Elrond nachdenklich
mustert. Ich flehe zu den Valar, dass er diese Worte,
die gleichermaßen eines Befehles sind, ignoriert
und bei mir bleibt. Er will gerade aufstehen, als ein
weiterer Elb den Raum betritt. Für einen Moment
glaube ich, dass dieser Glorfindel zuzwinkert und Trauer
bevölkert mein Herz. Ich bemerke aber auch, dass
Elronds Lächeln langsam verschwindet, als ich den
jungen Elben genau mustere. Er weiß wohl ebenso,
dass ich ihn nicht kenne und trotzdem bleibt das Gefühl
der Vertrautheit beim Anblick des Heilers zurück.
~~~~~~~~~~~~~~~~
POV Elrond
Einen Moment zuviel glaubte ich wohl daran, dass
mein Sohn sein Gedächtnis zurück erlangt haben
könnte. Doch als er Thalaron nicht erkennt, versetzt
mir das einen Stich ins Herz. Der junge Elb war mit
den Zwillingen und Arwen aufgewachsen, nachdem man ihn
an den Grenzen meines Reiches fand. Gute Freunde waren
sie im Laufe der Zeit geworden, sowie zwei meiner besten
Schüler. Und nun muss ich mit ansehen, wie sich
auch der Blick Thalarons verändert. Doch der junge
Elb lässt sich nichts anmerken, sondern lächelt
Elladan freundlich an. Leise berichtet er mir von dem
Verlauf der Heilung und ich nicke zufrieden, lasse mir
es mir jedoch nicht nehmen, selbst nach seinen Verletzungen
zu schauen.
"Thalaron, Du wirst Elladan ein wenig Gesellschaft
leisten. Lord Glorfindel benötigt Ruhe." Anders
als vermutet, umspielt kein Lächeln seine Lippen,
wie sonst immer, wenn er in Elladans Nähe sein
durfte. Auch Glorfindels Mine ist nun gespannt, ja geradezu
flehend auf mich gerichtet.
"Vielleicht ist es besser, wenn Lord Glorfindel
bei ihm bleibt... für die Heilung seines Gedächtnisses."
Thalarons Stimme ist leise und für einen Augenblick
meine ich, Traurigkeit in ihr zu bemerken. Doch dieser
Moment verfliegt schnell und ich blicke die beiden abwechselnd
an. "Nun gut, aber wenn Du, Glorfindel, das Verlangen
nach Ruhe hast, dann wird Thalaron den Platz an Elladans
Seite einnehmen." Der Balrogtöter atmet erleichtert
auf und ich glaube dies auch von meinem Sohn zu vernehmen.
Meine Verwirrung wird noch größer, als
ich Thalarons Lächeln bemerke, mit denen er die
beiden mustert. Nun ja, diesem Phänomen würde
ich später auf den Grund gehen, denn erst einmal
erwartet mich ein wichtiges Schreiben an den König
Gondors.
Langsam beuge ich mich über meinen Sohn und
bete zu den Valar, dass sie ihm das Gedächtnis
zurückgeben. "Es wird alles wieder gut",
flüstere ich ihm hoffnungsvoll zu und widme mich
höchstpersönlich seinen Verwundungen. Zufrieden
bemerke ich, dass die Kopfverletzung nahezu verheilt
ist und auch die Pfeilwunde keinerlei Hinweise auf eine
weitere Entzündung ersichtlich macht. Mein Sohn
wird genesen... zumindest was die Verletzungen an der
Oberfläche angeht. Was ihm jedoch widerfahren ist,
dass scheint ebenso in den Nebel des Vergessens geraten
zu sein, wie seine gesamte Vergangenheit.
~~~~~~~~~~~~~~~
POV Glorfindel
Dankbar blicke ich Thalaron an, der mir erneut zuzwinkert.
Ich wundere mich über den jungen Heiler, war ich
mir doch bisher sicher, dass er selbst etwas für
den Sohn Elronds empfand. Aber in seinen Augen spiegelt
sich weder Eifersucht noch Wut und schließlich
hatte er dafür gesorgt, dass Elrond von meiner
zwingenden Anwesenheit in diesem Raum überzeugt
war.
Von eben diesem fange ich noch einen prüfenden
Blick ein, bevor er den kleinen Raum verlässt.
Auch Thalaron folgt ihm, verharrt aber für einen
Moment. "Entzündet die erloschenen Sterne
mit eurem Licht Lord Glorfindel." Mit diesen Worten
verlässt auch er das Zimmer und ich blicke ihm
verwirrt hinterher.
Ich spüre einen Blick auf mir ruhen und als
ich mich dem Bett zuwende, sehe ich direkt in die geheimnisvollen,
dunklen Augen von Elladan. Wie oft schon, hatte mich
sein Blick gefangen genommen und nicht nur einmal hatte
ich dadurch fast meine Konzentration in einem Trainingskampf
verloren. Auch jetzt drohe ich in seinen Augen zu versinken,
die für mich der Schönheit der Nacht entsprechen.
Oh ja Elladan, ich würde dem Licht des Tages
entsagen, um die Schönheit der Nacht in den Armen
zu halten.
Ich löse meinen Blick von seinen Augen und lasse
ihn über sein Gesicht gleiten, das noch deutliche
Spuren von Gewalt zeigt. Beinahe spüre ich seine
Lippen wieder unter den meinen... fühle die Sanftheit,
die sich mit den groben Kratzern dort vereinigt. "Wer
hat Dir das angetan Elladan?" Meine Stimme ist
leise und vorsichtig, weiß ich doch, dass er über
dieses Thema nicht gesprochen hat. Doch ich weiß
auch, dass diese Erinnerungen nicht im Nebel des Vergessens
verschwunden sind.
Und als ob er die Bitte nach Vertrauen mit meiner
Hand gleichsetzt, die er Sekunden später ergreift,
beginnt er zu erzählen. Schlechtes Gewissen breitet
sich in mir aus, als ich höre, dass die Menschen
davon sprachen, ihn im Stich gelassen vorgefunden zu
haben. Denn ist es nicht so? Habe ich ihn nicht einfach
gehen lassen, nachdem wir uns gestritten hatten?
Wenn Du wüsstest, mein wunderschöner Elb,
dass es nur meine Schuld ist, dass dies alles passiert
ist. Du würdest mich hassen und dieses Gefühl
würde jedes andere auslöschen... auch das
der Liebe.
Trotz dieser Gedanken bin ich erleichtert, als ich
aus seinen Worten erkenne, dass er nicht lange in der
"Obhut" dieser Menschen war. Umso bestürzter
nehme ich jedoch die Worte Elladans auf, dass diese
Menschen ihn für das Geschäft mit der Lust
in Gondor vorgesehen hatten. Für einen Moment schließe
ich meine Augen und versuche die Gedanken daran zu vertreiben,
was ohne unsere Rettung passiert wäre. Bilder eines
geschundenen Körpers erscheinen vor meinen Augen...
übersät mit den Marken der fleischlichen Lust
und willenlos, gebrochen von Menschenhand.
Eine einsame Träne liebkost die Haut meiner
Wange und meine Stimme ist nur ein Hauch, als ich ihn
um Verzeihung bitte. Beinahe zucke ich zurück,
als ich seine Lippen spüre, die das Zeugnis meiner
Scham stehlen. Zögernd öffne ich meine Augen
und blicke direkt in die seinen. "Es war nicht
Deine Schuld Glorfindel... ich habe die Grenzen ohne
Schutz verlassen und mich damit in Gefahr begeben."
Ich halte die Luft bei diesen Worten Elladans an, denn
sie waren ein eindeutiges Zeichen seiner Erinnerung.
Erstaunt blicke ich den jüngeren Elben an und sehe,
dass auch er dies erkannt hat.
~~~~~~~~~
POV Elladan
Bilder überfluten plötzlich meinen Geist,
als ich Glorfindels so verletzliche Seite erkenne. Ich
bemerke eindeutig Schuldgefühle in seinen Augen,
die mir zu einer verblassten Erinnerung helfen. Ich
sehe uns, wie wir einander feindlich gegenüber
stehen. Sekunden später sind da Worte, die in meinem
Geist verhallten.
Du hast mich zurecht gewiesen, weil ich die Hilfe
bei einem Verletzten verweigert hatte, der Dich beinahe
umgebracht hat. Aber weißt Du auch, dass mein
Herz ausgesetzt hatte, als der Pfeil Deines nur knapp
verfehlte? Wie also kann ich demjenigen helfen, der
mir beinahe meinen größten Wunsch genommen
hätte? Nein Glorfindel... Dein Dolch traf ihn zu
Recht, denn sonst wärest Du gefallen.
Erneut durchzucken mich Bilder und ich spüre
einen Stich in meinem Herzen. Die Angst, Dich zu verlieren
ist wieder greifbar.
Meine Hände waren es, die das Blut Deiner Wunde
stillten und in diesem Moment war ich kein Krieger mehr,
denn ich ließ den Schützen entkommen. Und
als dieser Tage später um Hilfe im letzten gastlichen
Haus ersuchte, war ich nicht bereit, ihm zu helfen.
Und obwohl er Dich beinahe getötet hätte,
war es Dein Wunsch, dass ich ihm helfen sollte.
Ich blicke auf, als die Bilder langsam verblassen
und schäme mich dafür, meine Gefühle
über die Tätigkeit eines Heilers gestellt
zu haben. Doch diese Scham ist vergessen, als ich die
einsame Träne auf seiner Wange sehe. Ich stehle
sie von der Sanftheit seiner Haut und schmecke das Zeugnis
seiner Schuld auf meiner Zunge. Meine Worte versuchen
ihn zu beruhigen und erst an seinem Blick erkenne ich,
dass ein Teil meiner Erinnerungen zurückgekehrt
ist.
Doch dies ist nun Nebensache, denn meine Gefühle
für ihn überwältigen mich. Schüchtern
beuge ich mich vor und vereine unsere Lippen in einem
Hauch von Berührung. Für einen Moment fürchte
ich, dass er dies gar nicht will, denn seine Haltung
ist beinahe verkrampft. Sekunden später bettet
er mich jedoch in seinen Armen. Stark umfangen sie mich
und ich wünsche mir in diesem Augenblick, dass
es für die Ewigkeit sein möge.
Er ist es, der diesen Kuss fordernder werden lässt
und vorsichtig mit seiner Zunge über meine Lippen
streichelt. Und ich gewähre ihm diesen einen Wunsch,
denn nichts wünsche ich mir sehnlichster. So umschlingen
sich unsere Zungen in einem Tanz aus tiefen Gefühlen.
Wie zu leiser Musik wiegen sie sich im Takt unserer
Herzen und ich nehme diesen Moment tief in meinem Inneren
auf. Er schmeckt gut... so süß wie Honig
und verführerisch wie die vom Sommer geschwängerten
Erdbeeren. Und trotzdem mischt sich dieses unverwechselbare
Aroma hinein, das nur ihm alleine eigen ist.
Zaghaft hebe ich meine Hand und streichle über
die ebenmäßige Wange des blonden Elbenkriegers.
Unter meinen Fingern spüre ich immer noch die feuchte
Spur der einsamen Träne, die mein Mund für
sich beansprucht hatte.
Habe ich Erfahrung in dieser Art der Liebe oder lag
ich nie bei einem Mann? Aber es ist mir gleich, vertraue
ich Dir doch und ahne, dass diese Gefühle Dir nicht
erst seit dem Tage meiner Rettung gehören.
Meine Lippen auf den seinen und mein Körper
in der Obhut seiner Arme. Wie oft hatte ich das schon
begehrt. Und plötzlich bin ich mir sicher, dass
uns verborgen Gefühle zueinander verbinden.
Oh Glorfindel, hast Du ebenso wie ich empfunden...
geliebt und trotzdem Abstand gewahrt?
Ein leises Stöhnen entweicht mir und wird von
seinen Lippen gestillt, als kräftige Hände
meinen Körper näher gegen den seinen pressen.
Ich spüre fast schon die Wärme von Glorfindels
Haut, obwohl Stofflagen zwischen uns sind. Es kommt
mir beinahe schon so vor, als hätte er Angst, mich
selbst hier zu verlieren.
~~~~~~~~~~~~~~~
POV Glorfindel
Obwohl er in meinen Armen liegt, glaube ich nicht,
was gerade passiert. Seine sanften Lippen haben sich
mit den meinen in einem Kuss voller Sehnsucht und Leidenschaft
verloren. Und ich halte ihn fest gegen meinen Körper
gepresst, aus Angst es könnte wirklich nur ein
Traum sein. Denn wie oft suchten mich diese Bilder des
Nachts heim oder nahmen mir die Konzentration bei einer
gemeinsamen Übungsstunde. Doch nun spüre ich
das schnelle Schlagen seines Herzens und kann der Versuchung
nicht widerstehen, über seinen nackten Oberkörper
zu streicheln. Seine Haut ist so glatt und zart, wie
ich es mir immer vorgestellt habe und selbst die kleineren
Wunden und Kratzer stören dieses Bild nicht. Er
ist perfekt und daran können selbst die Narben
von Folter und Gewalt nichts ändern.
Sanft drücke ich ihn zurück auf das weiche
Bett und lasse von seinen Lippen ab, um ihn zu betrachten.
Eine leichte Röte ziert seine Wangen, während
auch sein herrlicher Mund durch die Bezeugung unserer
Gefühle eine vollere Farbe trägt. Ich atme
tief ein und will seinen Geruch in mich aufnehmen. Frisch
wie der Wind, der durch eine blühende Frühlingswiese
streichelt und geheimnisvoll wie die Nacht, nach einem
erfrischenden Regenschauer. In diesem Moment öffnet
er die Augen, die nun fast schwarz schimmern. Sehnsucht
und Leidenschaft funkeln in ihnen wie die hellsten Sterne
am Nachthimmel, während sein Lächeln dem klaren
Schein des Mondes gleicht.
Du bist wahrlich ein Kind der Nacht, Elladan und
ich würde dem Leben entsagen, könnte ich zu
einem Stern an Deinem Himmelszelt werden.
"Du bist wunderschön", flüstere
ich in sein Ohr und lecke kurz über die empfindliche
Spitze. Wieder ertönt ein Laut der Lust von seinen
vollkommenen Lippen, für mich der schönste
Ton neben seinem Atem. Ich spüre das Zittern seines
Körpers, als sich meine Lippen langsam über
seine Haut bewegen. Ich muss einfach von der Zartheit
seiner Haut kosten und streichle mit meinem Mund jede
Stelle seines Halses. Die Stelle über seinem Puls
wird von mir besonders verwöhnt und ich kann dem
Drang nicht widerstehen, ihn als den meinen zu zeichnen.
Er erwidert meine Bemühungen, indem er mir mit
seinem Körper entgegen kommt und sich leicht aufbäumt.
In diesem Moment frage ich mich, ob er überhaupt
Erfahrungen mit seinesgleichen gesammelt hat, denn ich
will ihm keinen Schmerz bereiten.
Dieser Gedanke taucht vorerst in die Tiefen meiner
Seele ein, als ich seine Hand unter meiner Tunika spüre.
Zögernd streichelt sie über meine warme Haut
und hinterlässt eine Gänsehaut. Für einen
Moment glaube ich Unsicherheit in seinen Augen zu sehen.
Fürchtet er sich vor dem, was diese Berührungen
in ihm und in mir entfachen? Ich will ihm diese Furcht
nehmen und umfasse mit meiner Hand die seine, ziehe
sie zurück. Sofort ändert sich der Ausdruck
in seinen Augen und ich bemerke, wie er sich entschuldigen
will. Doch ich gebe Elladan keine Gelegenheit, Worte
der Verzeihung auszusprechen. Ganz zärtlich gleiten
meine Lippen über die Handinnenfläche des
dunkelhaarigen Elben, während meine noch freie
Hand die Verschlüsse meiner Tunika öffnet.
Dabei wende ich meinen Blick nicht von seinem Gesicht
ab, in dem sich nun so vieles spiegelt. Das Verlangen
nach einer einzigen Berührung lässt ihn schneller
atmen und ich lasse nun seine Hand sinken.
Beruhigend lächle ich ihn an und lasse meine
Tunika zu Boden gleiten. Seine Augen ruhen auf meinem
Oberkörper und ich weiß, dass sie in diesem
Moment über eine große Narbe über meinem
Bauchnabel liebkosen. Sie allein ist ein Überbleibsel
meines Kampfes mit dem Ungeheuer Morgoths... allein
neben meinen Erinnerungen. Sekunden später entdeckt
er die Stelle, an der mich der Pfeil getroffen hat.
Der Pfeil, der dies alles erst ausgelöst hat.
~~~~~~~~~~~~~~
POV Elladan
Verwirrt blicke ich Glorfindel an und frage mich,
ob ich etwas falsch gemacht habe oder ob er meine Liebkosungen
nicht will. Schon befällt mich die Angst, dass
meine Gefühle von ihm vielleicht nicht erwidert
werden könnten. Doch er haucht mir nur sanfte Küsse
auf die Handfläche und befreit sich von dem störenden
Stoff der Tunika. Ein Lächeln erscheint auf seinen
Lippen und ich sehe diese Geste als Aufforderung, meine
letzten Ängste zu vergessen.
Meine Augen gleiten über seine alabasterfarbene
Haut und entdecken Narben der Vergangenheit. Niemals
habe ich die Zeugen des Kampfes mit dem Balrog erblickt
und ich atme tief durch, als sich wieder ein Teil meiner
Erinnerung findet. Er ist nicht nur ein einfacher Krieger,
sondern Herr des goldenen Hauses, gestorben im Kampfe
gegen den Balrog und zurückgekehrt in unsere Welt...
zurückgekehrt in mein Leben, dass er seither beschützt.
Nicht weit über seinem schlagenden Herzen erkenne
ich zum ersten Mal die Wunde, die der Pfeil hinterließ
und ich seufze leise.
Zögernd strecke ich meine Hand aus und liebkose
diese Stelle mit meinen Fingern, verharre über
seinem Herzen und genieße das Gefühl. Unsere
Blicke treffen sich und in diesem Augenblick erkenne
ich, dass auch der stolze Balrogschlächter verletzt
ist.
War es die Einsamkeit, die Deine Seele verdunkelt
hat oder die ständige Sehnsucht, die Du in meiner
Nähe empfunden hast... der ständige Kampf
mit Ehre und Stolz?
Langsam entsage ich mich seinem Blick, beuge mich
etwas vor und tupfe zarte Küsse auf die Narben
der Zeit auf seinem sonst so makellosen Körper.
Während ich auf diese Art das Schlagen seines Herzens
zelebriere, spüre ich seine im Kampf erfahrenen
Hände über meinen Rücken streicheln.
Ich stöhne leise gegen seine weiche Haut und erforsche
seine Brust, umkreise schüchtern die erhobenen
Perlen.
Sein Atem wird schneller und Erregung vermischt sich
mit seinem ihm anhaftenden Geruch. Ich sehe dies als
Zeichen, nicht aufzuhören und werde etwas mutiger,
denn er gibt mir keinen Hinweis, dass er meine Liebkosungen
nicht ebenso begehrt, wie ich die seinen. Trotzdem halte
ich inne und betrachte seinen Körper.
Wie schön Du doch bist mein Krieger. Das unsterbliche
Kind des Tages hat Dich mit seiner Schönheit beschenkt,
während der Wind Dein Temperament geprägt
hat. Denn ähnlich wie er, bist auch Du aufbrausend,
sanft, streichelnd oder still. Der ewige Ozean beschenkte
Dich mit dem tiefgründigen Blau des Wassers, während
die Luft Deinen Bewegungen Flügel verlieh. Und
diese Schönheit darf ich berühren, kosten
und nicht zuletzt lieben.
Erneut beuge ich mich zu ihm hinab und vereine unsere
Lippen in einem zärtlichen Kuss. Auch die Gabe
des Feuers hat er geerbt, brennt in ihm doch eine unbändige
Flamme, die in diesem Augenblick ausbricht. Wie zwei
Ertrinkende klammern wir uns aneinander, nicht bereit
den anderen aus unseren Armen gehen zu lassen.
Die entblößte Haut unserer Oberkörper
trifft sich zu einer ersten Berührung, die wie
Blitze durch unseren Körper jagt. Es fühlt
sich beinahe so an, als wäre ich eine Blume, die
in der Hitze des Tages langsam welkt und von ihm errettet
wird.
Ich schließe die Augen und lasse meine Hände
sehen, spüre längst verblasste Narben auf
seinem Rücken. Und ich weiß, dass er solche
Zeichen des Kampfes auch bei mir entdecken wird. Der
Ringkrieg hatte bei jedem von uns Zeichen hinterlassen
und das nicht nur an der Seele. Ein Elb ist nicht unverwundbar,
auch wenn er oftmals als solches gilt. Tiefe Narben
verblassen nur, verheilen jedoch nie vollständig.
Ein leises Seufzen wird von seinen Lippen erstickt
und ich spüre seine Finger über meinen Rücken
streicheln, jede einzelne Narbe liebkosend. Plötzlich
durchfluten mich Bilder. Bilder der großen Schlacht
und ich zucke wie unter Schmerzen zusammen. Eine jede
durch ihn verwöhnte Narbe erzählt mir ihre
Geschichte und ich spüre fast schon die Qual, die
mir deren Verletzung beschert hat.
Als Glorfindel zärtlich über ein Mal an
meiner Schulter streichelt, sehe ich, wie ich dort von
einem Pfeil getroffen wurde.
Mit diesen Bildern kommen die Erinnerungen zurück,
die mich mit diesem Krieg verbinden. Ich war dort um
einen Krieg zu führen, der nicht der meines Volkes
war und wurde als Heiler benötigt. Ein weiterer
Teil fügt sich zusammen und erst jetzt bemerke
ich, dass Glorfindel den Kuss unterbrochen hat und mich
besorgt mustert.
~~~~~~~~~~~~~
POV Glorfindel
Seine Lippen auf meiner Haut, entfachen ein Feuer,
dessen Glut ich schon lange nicht mehr gespürt
habe. Die Berührungen sprechen von Zögern,
aber auch von Begehren und so lasse ich ihn gewähren.
Wieder treffen wir uns in einem Kuss, während unsere
Hände den jeweils anderen Körper liebkosen.
Ich weiß, welch Kund mein Rücken spricht
und bin umso überraschter, dass auch er Male der
Zeit auf seiner Haut trägt. Zärtlich gleiten
meine Fingerspitzen über die kaum noch spürbaren
Narben seines Rückens und der Rausch des Begehrens
lässt mich zu spät bemerken, wie er bei jeder
Berührung zusammenzuckt.
Sofort lasse ich von ihm ab und blicke Elladan besorgt
an. Er hat seine Augen geschlossen und seine Stirn in
Falten gelegt. Als ich sanft seine Wange streichle,
erbebt sein Körper erneut. "Verzeih, ich wollte
Dir nicht wehtun Elladan." Ich spreche die Wahrheit,
war dies doch nie meine Absicht.
Als sich jedoch seine Augen öffnen, erkenne
ich dort keinen körperlichen Schmerz, aber die
Qual der Seele. Er flüchtet sich in meine Arme
und bettet seinen Kopf an meiner Schulter. "Der
Krieg... die Ringvernichtung..." Mehr muss er nicht
sagen, erahne ich doch die Schmerzen seiner Seele, die
von der erneuten Erinnerung hervorgerufen wurden. Und
jetzt weiß ich auch, woher diese Narben stammen.
Sie sind zwar wenige an der Zahl, aber für die
einfühlsamen Finger eines Elben deutlich zu fühlen.
"Es ist vorbei mein Sternenkind und Dir passiert
nichts mehr. Vertrau mir." Diese Worte scheinen
ihn zu beruhigen, denn das Zittern lässt langsam
nach. Und als er zu mir aufblickt, kann ich direkt in
seine verletzbare Seele sehen. Verwirrung spiegelt sich
dort, die mit der wiederkehrenden Erinnerung zusammenhängt.
Stück für Stück setzt sich das Puzzle
zusammen und gibt ihm seine Vergangenheit zurück.
Es erfreut mich, doch versetzt es mich gleichzeitig
auch in Sorge, denn in seinem unsterblichen Leben hatte
Elladan Dinge erlebt, deren Erinnerung besser für
immer verloren gegangen wäre.
Sanft streicheln meine Finger über seine Haut,
zeichnen die Konturen seines schönen Antlitzes
nach und ich folge diesem Weg schließlich mit
meinen Lippen. Ein Lächeln erhellt meine Mine,
denn er kommt mir entgegen und will meine Lippen mit
den seinen fangen. Doch ich verweigere ihm diese Geste
und dränge ihn sanft zurück auf das Bett.
Nun liegt er vor mir und ich lasse meinen Blick abermals
über seinen Körper gleiten. Schönheit
vereint mit Stärke und Weisheit... ein wahrer Genuss
für meine Augen. Auch jetzt kann ich nicht glauben,
dass sich all meine Sehnsüchte erfüllen.
Wie sehr mich Dein Antlitz doch in Aufruhr versetzt
Elladan. Du bist wie die Wellen des Meeres, die einen
Körper sanft umspülen, liebkosen und ein angenehmes
Prickeln auf der Haut zurücklassen. Dieses Gefühl
löst schon ein Blick auf Deine Vollkommenheit aus
und ich erahne das lodernde Feuer nur, in das ich mich
ohne Bedenken hineinbegeben werde.
In seinen Augen erkenne ich eine stumme Bitte und
ich bin gerne bereit, diese zu erfüllen. Langsam
beuge ich mich über ihn und greife nach einer Schale
mit frischem Obst. Ich lächle ihn an und stehle
eine Erdbeere aus dem farbenfrohen Gefäß.
Damit gleite ich Sekunden später über seine
schön geschwungenen Lippen. Er begehrt diese Frucht
ebenso wie einen Kuss von mir und doch gewähre
ich ihm keines von beiden.
Ohne den Blick von ihm zu nehmen, wandert die süße
Frucht zwischen meine Lippen und ich genieße den
leisen Protest aus seinem Mund. In seinen Augen blitzt
es verführerisch auf und ihn ihm scheint der Krieger
wiederzuerwachen, der er einst war. Mit geschickten
Bewegungen setzt Elladan sich auf und schließlich
verschmilzt die Erdbeere in unserem Kuss.
~~~~~~~~~
POV Elladan
Wer könnte dieser Verführung widerstehen?
Ich kann es nicht und ich weiß auch, dass er sich
dessen bewusst ist. Mein Blick ruht auf Glorfindels
Lippen, deren Farbe sich mit dem reifen Rot der Erdbeere
mischt und ich lecke unbewusst über meine Lippen.
Nur einen Moment später stehle ich ihm einen Kuss
und nicht nur das, denn er teilt die süße
Frucht mit mir.
Ich bin zu abgelenkt von diesem Kuss, als das ich
seine Hände spüre, die langsam meine Seiten
herab gleiten. Erst als sich seine Lippen von den meinen
lösen, wird mir das bewusst. Er lässt mir
jedoch keinen Augenblick, um diese Berührungen
zu erwidern, sondern nimmt die Erforschung meines Oberkörpers
mit seinen Lippen auf. Wie eine Sommerbrise gleiten
sie über meine Haut, gefolgt von seidig goldenen
Haaren, die kitzelnd über meinen Körper tanzen.
Sanfte Bisse quälen meine empfindlichen Perlen,
bevor der süße Schmerz von liebevollen Küssen
gestillt wird. Ich lasse ihn gewähren, ist es doch
eher ein lustvoller Schmerz und stöhne unter dem
Atem auf, der meine Haut streichelt.
Glorfindels Zunge hinterlässt eine feuchte Spur
auf meiner Brust und taucht Sekunden später tänzelnd
in meinen Nabel ein. Ich erbebe und Blitze durchzucken
meinen Körper, als seine Bewegungen seine Absichten
zeigen. Er ist sanft und jede seiner Berührungen
zeigt mir, dass er erfahren ist in dieser Art der Liebe.
Und plötzlich erinnere ich mich wieder daran,
dass mich einst Legolas in die Wunder der körperlichen
Liebe mit einem Mann eingeweiht hat.
Dieses Wissen beruhigt mich und trotzdem zucke ich
kurz zusammen, als seine Finger an meinem Hosenbund
verharren. Doch er überwindet dieses letzte Hindernis
nicht, sondern haucht einen sanften Kuss auf die deutliche
Wölbung in meiner Hose. Seine Augen treffen auf
die meinen und ich erkenne dort deutlich eine Frage
und gleichermaßen auch das Versprechen, meine
Entscheidung zu respektieren.
Dies ist ein sehr großes Versprechen mein goldener
Elb, denn schon lange hast Du die Grenze überschritten,
von der eine Rückkehr noch möglich gewesen
wäre. Und trotzdem glaube ich an dieses unausgesprochene
Wort. Du würdest Dich selbst quälen, um meine
Seele nicht noch mehr zu verletzen. Doch ist diese Angst
nicht berechtigt, habe ich die Grenzen bereits an Deiner
Seite überschritten.
Ich lächle ihn an und strecke meine Hand aus,
um mit den seidigen Haaren zu spielen. "Du hast
mein Vertrauen Glorfindel und nie könnte eine Tat
von Dir dies zerstören." Beinahe glaube ich
Erleichterung in seinen Augen zu sehen und zur Verdeutlichung
meiner Worte schließe ich Sekunden später
meine Augen.
Zum ersten Mal in meinem langen Leben lasse ich mich
fallen, Glorfindel. Würde mir der Wille der Valar
das Augenlicht nehmen, so würde ich mich Deiner
Führung überlassen... selbst in den Feuern
des Schicksalsberges.
Ich halte meinen Atem an, als er schließlich
die Schnürung der leichten Hosen öffnet, die
ich in diesen Hallen trage. Er ist vorsichtig und es
kommt mir so vor, als ob seine Berührungen auch
jetzt noch ein Nein dulden... mich weder drängen
noch zwingen sollen.
~~~~~~~~~~~
POV Glorfindel
Ein Wort aus seinem Mund und ich hätte selbst
zu diesem Zeitpunkt noch von ihm abgelassen. Denn wenn
ich eines nicht will, so ist es ihn zu einer Handlung
zu drängen, die er gar nicht möchte. Andererseits
will ich auch seinen Zustand nicht ausnutzen, aber zu
meiner Erleichterung gibt er sich vertrauensvoll in
meine Hände.
Behutsam öffne ich die Bänder seiner Hose
und betrachte dabei sein Gesicht. Bei einem einzigen
Zeichen des Unmutes bin ich bereit, inne zu halten und
ihn gewähren zu lassen. Doch dies trifft nicht
zu und so tupfe ich sanfte Küsse auf die freigelegte
Haut. Er seufzt leise auf und schließlich habe
ich ein Einsehen mit ihm.
Liebevoll und sanft verwöhne ich das aufgerichtete
Geheimnis seiner Lust und entfache ein Feuer, dass nur
in der Einheit von Körper und Seele gestillt werden
kann. Ab jetzt gibt es kein Zurück mehr, weder
für ihn noch für mich. Ich schmecke ihn so
intensiv wie noch nie zuvor und fange die ersten schimmernden
Perlen mit meinen Lippen. Auch meiner Kehle entweicht
nun ein leises Stöhnen und es ist nicht nur mein
Herz, das voller Sehnsucht pocht.
Doch ich will ihn verwöhnen, nicht einfach an
mich reißen und so unterdrücke ich die aufkeimenden
Gefühle. Eine feine Gänsehaut umgibt seinen
Körper, als auch ich ihm ein Zugeständnis
meiner tiefen Liebe mache. Er keucht und öffnet
die Augen, die nun wie ein sternenloser und geheimnisvoller
Nachthimmel schimmern. Leidenschaft spricht aus ihnen
und unsere Blicke treffen sich.
Fasziniert halte ich seinen Blick gefangen und umfange
ihn mit einem innigen Kuss aus Sanftheit und Begehren.
Dieser Kuss entfacht ein Feuerwerk der Sinne in mir
und während er in mir versinkt, versinke ich in
seinen Augen.
So wundervoll als hätte Dir die Nacht selbst
den Hauch des Lebens eingehaucht. Und sie gab Dir zwei
Sterne auf den Weg, die in Deinem Herzen und Deiner
Seele glühen und sich in Deinen nachtfarbenen Augen
spiegeln sollten.
Meine Hände gleiten zärtlich über
seinen bebenden Bauch und verschränken sich mit
denen von Elladan. Es fühlt sich fast so an, als
ob er Halt in dieser Berührung sucht…Halt in einem
Meer aus Leidenschaft und Sehnsucht. Diese Stütze
bin ich ihm gerne, obwohl ich ebenso die verschlingenden
Wellen darstelle.
Trotzdem auch in mir ein Sturm tobt, lasse ich ihn
aus diesem Kuss entkommen und blicke hinab auf seinen
bebenden Körper. Feine Schweißtropfen liebkosen
seine helle Haut und erscheinen im Glanz der Kerze wie
Tränen des Mondes. Und ich bin der Dieb, der sie
langsam stiehlt. Träne für Träne koste
ich sie auf dem Weg zu seinen Lippen, die ich Sekunden
später für mich erobere.
~~~~~~~~~
POV Elladan
Gefangen in einem Strudel aus Gefühlen und Berührungen
bin ich nicht mehr fähig, einen klaren Gedanken
zu fassen. Erst als mich seine Lippen wieder freigeben,
schwindet auch der Nebel der Leidenschaft. Mein Atem
geht heftig und ich räkle mich jedem Kuss entgegen,
der ihm den Weg zu meinen Lippen ebnet.
Als dann seine Lippen auf die meinen treffen und
sich in einem Tanz der Sehnsucht umfangen, schmecke
ich mich selbst. Wieder umfangen sich unsere Lippen
und ich lasse meine Hände über seinen Rücken
gleiten, halte ihn dadurch fest an mich gedrückt.
Ich spüre sein Herz, das schnell pocht und sich
mit dem meinen vereint, um dann in einem Rhythmus zu
schlagen. Nein… jetzt will ich ihn nicht mehr loslassen
und doch begehrt er danach. Vorsichtig lässt er
mich zurück in die Kissen gleiten und streichelt
meinen Körper mit seinen Augen.
Oh Glorfindel… ich bin kurz davor, Dich anzuflehen.
Verwöhne mich nicht nur mit Blicken, sondern mit
Taten. So sanft wie die sommerliche Brise und so zart
wie der Tautropfen des Morgens. Aber bitte quäle
mich nicht weiter mit Blicken, die so vieles ausdrücken.
Es ist beinahe so, als könnte Glorfindel meine
Gedanken lesen, denn schon Sekunden später streicheln
seine Hände über meine Arme. Er kniet nun
vor mir und lächelt mich mit diesem berauschenden
Lächeln an, dem ich schon immer erlegen bin. Ich
kann mich erst von seinem Antlitz abwenden, als seine
Hände die meinen an seinen Körper führen.
Erneut spüre ich diese samtweiche Haut unter meinen
Fingern, die nur von ein paar Narben gezeichnet ist.
Er sieht mich an und in seinen Augen steht eindeutig
eine Bitte, der ich nachgehen will. Zart gleiten meine
Finger über seine Brust, umspielen für einen
kurzen Moment die sich meinen Berührungen entgegenreckenden
Perlen. Ein leises Stöhnen löst sich von seinen
Lippen und gibt mir das Gefühl, das Richtige zu
tun. Geprägt von der Unsicherheit des Moments,
erkunde ich seinen bloßen Oberkörper und
halte währenddessen seinen Blick gefangen.
Bitte verzeihe mir meine Unsicherheit, aber meine
Erinnerung hat auch das Wissen mit sich genommen, wann
ich zum letzten Mal ein Geschöpf auf diese Art
berührt habe. Ich weiß nicht, wie ich Dich
verwöhnen soll und wie weit ich gehen darf. Doch
weiß ich, dass ich mir diesen Augenblick lang
herbeigesehnt habe und ihn oftmals in meinen Träumen
sah.
„Schließe Deine Augen Elladan und fühle
einfach, denke nicht weiter darüber nach was falsch
und richtig ist. Dein Herz weiß es, also überlasse
ihm die Führung.“ Seine Stimme ist leise und so
sanft, dass ich den Worten nachkomme. Mit geschlossenen
Augen lasse ich meine Hände tiefer gleiten. Dieses
Gefühl ist unbeschreiblich, nehme ich seine tiefen
Atemzüge oder seine samtene Haut doch viel deutlicher
wahr.
~~~~~~~~~
POV Glorfindel
Als Elladan seine Augen schließt muss ich lächeln,
denn mein Ratschlag scheint seine Wirkung zu entfachen.
Die Unsicherheit in seiner ganzen Mimik macht nun Platz
für Entspanntheit und Genuss. Langsam streicheln
seine Hände über meinen bebenden Bauch und
ich weiß, er spürt diese Gefühlsregung.
Auch ich schließe nun meine Augen, öffne
sie aber Sekunden später, da ich seine Hände
an meinen Schultern spüre. Mit sanfter Bestimmtheit
drückt er mich in die Kissen und presst Sekunden
später seine samtenen Lippen auf meine Kehle.
Ein Stöhnen verlässt meine Lippen, erkundet
er doch langsam die empfindsame Haut meines Halses mit
den seinigen. Ich kann meinen Blick nicht von diesem
Bild abwenden. Sein dunkles Haar fällt wie ein
Schleier um ihn, so als würde es diesen Hauch von
Berührungen einfangen und vor neugierigen Augen
schützen. Seine Küsse lassen mich erbeben
und ich lächle erneut, denn er wird mutiger. Sanft
graben sich seine Zähne in meine Haut und ich biete
ihm meine Kehle dar, will von ihm als der seinige gezeichnet
werden. Er erfüllt mir diesen Wunsch nicht, sondern
lässt seine Lippen auf Wanderschaft gehen.
Wie ein Hauch Seide liebkosen sie meine Haut und
lassen mich erbeben. Ich muss mich zügeln, denn
sonst würden meine Hände seinen Weg bestimmen
und das will ich nicht riskieren.
Zögernd umspielt seine Zunge meine erhobenen
Perlen und nur Sekunden später streift sein Atem
darüber. Ich räkle mich diesen Berührungen
entgegen und genieße sie, als würde es das
erste und letzte Mal sein, dass mich ein Geschöpf
mit den Sinnen der Liebe berührt.
Mein Kind der Nacht, würdest Du mir jetzt Deine
Zärtlichkeiten entsagen, so würde ich diese
Qual annehmen. Es würde mein Herz brechen, aber
ich wäre mir sicher, Dir nichts abverlangt zu haben,
zu was Dein gequälter Geist noch nicht bereit ist.
Trotzdem hoffe ich, dass Du mir Deine Gunst weiterhin
gewährst, denn in Deinen Händen, Elladan,
bin ich nicht der stolze Balrogtöter, sondern wie
eine Welle des Meeres, die den Wind benötigt, um
zu existieren.
Seine Zunge wird zum Zeugnis seiner Sehnsüchte,
als sie langsam in die Höhle meines Nabels eintaucht
und dort ausdrückt, was sein Geist verlangt. Doch
verharrt Elladan dort nicht lange, denn seine Lippen
gleiten tiefer bis sie vom Bund meiner Beinlinge aufgehalten
werden. Wieder spüre ich für einen kurzen
Moment seine Unsicherheit, doch als ich aufsehe, sind
seine Augen immer noch geschlossen. Er hat sich nun
aufgerichtet und lässt seine Hände den Weg
nachempfinden, den zuvor seine Lippen gegangen sind.
Auch sie verharren an meinem Hosenbund und er öffnet
seine Augen. Sie wirken wie tiefe Seen in einer Vollmondnacht,
geheimnisvoll und anziehend.
~~~~~~~~~~~
POV Ellandan
Ich kann nicht genug bekommen von dem Gefühl,
seine samtene Haut unter meinen Lippen zu spüren.
Mir wird erneut bewusst, dass ich dies lange Zeit begehrte
und ich genieße jeden Augenblick. Sein Geruch
hüllt mich ein und benebelt meine Sinne, lässt
mich auf den Schwingen der Lust gleiten. Mutig geworden
durch dieses Gefühl, lasse ich ihn von meinem Begehren
wissen. Trotzdem ist es mir unangenehm, einen weiteren
Schritt zu gehen und so richte ich mich auf. Meinen
Händen lasse ich nun ebenfalls zuteil werden, was
meine Lippen unter sich gefühlt habe. Doch auch
sie vermögen nicht zu beenden, was ich angefangen
habe. Ich öffne meine Augen und treffe seinen Blick,
gehe in dem Blau seiner Augen unter, das nun so dunkel
ist wie die stürmische See.
In diesem Moment erwachen wieder Erinnerungen in
meinem Geist und ich erzitterte unter den Bildern, die
plötzlich vor meinen Augen auftauchen. Zwei nackte
Körper, die durch Liebe und Leidenschaft verbunden
sind und von der Erschöpfung in einem ruhigen Schlaf
gebettet. Und ich weiß, dass dies ein Traum ist,
der mich nächtelang heimsuchte und indem sich meine
Sehnsüchte spiegelten.
Eine dieser Sehnsüchte warst immer Du, mein
goldener Elb. Oftmals warst Du mir nahe und doch so
fern, beinahe unerreichbar. Deshalb verbarg ich diese
Sehnsucht tief in meinem Herzen und nahm die Qual meines
Herzens auf mich, warst Du in meiner Nähe. Und
nun scheint mein Wunsch in Erfüllung zu gehen und
ich ahne, dass auch Du verborgen hast, was Dich glücklich
gemacht hätte, aber gleichermaßen verletzen
konnte. Du gabst mir nicht nur Erinnerungen zurück,
sondern erfüllst in diesem Moment mein Herz mit
Freude. Trotzdem ist da auch Angst, schließlich
gibt es jetzt kein Zurück mehr.
Er scheint meine Unsicherheit zu spüren und
greift nach meiner Hand, die immer noch am Bund seiner
Beinlinge ruht. Besänftigend streichelt sein Daumen
über meinen Handrücken, während sein
Blick mit dem meinen verschmilzt. Sein Atem geht ebenso
schnell wie der meinige und plötzlich führt
er meine Hand langsam und behutsam weiter. Ohne seine
Augen von mir zu nehmen, öffnet er die Schnürung
seiner Hose und nimmt meine Hand zwischen der Hitze
seines Unterleibs und der Sicherheit seiner Hand gefangen.
Es ist kein ungenehmes Gefühl und er drängt
mich auch zu keiner weiteren Bewegung. Ruhelos verharrt
seine Hand über der meinen und ich weiß,
dass er mir auch die Chance geben würde, mich zurückzuziehen.
Doch genau das will ich nicht. Ein Seufzen verlässt
seine Lippen, als ich tiefer gleite und mich damit seiner
Hand entziehe. Gleichzeitig lächelt er dieses Lächeln,
das mich selbst Krieg und Leid um mich herum vergessen
ließe. Es ermuntert mich außerdem dazu,
noch mehr von diesem großartigen Gefühl zu
kosten, dass von meinen Berührungen entfacht wird.
Trotzdem taste ich mich langsam und schüchtern
voran. Langsam schiebe ich das weiche Leder über
seine Hüften und befreie Glorfindel von dem letzten
Stück Stoff, dass unsere Körper voneinander
trennt.
~~~~~~~~~~
POV Glorfindel
Zischend atme ich ein, als Elladan seine Zurückhaltung
vergisst und meinen Körper aus dem engen Gefängnis
weichen Leders befreit. Für einen Moment muss ich
meine Augen schließen, überwältigt mich
das Gefühl der kühlen Luft auf meiner heißen
Haut. Als ich sie dann jedoch wieder öffne, sind
seine Augen das erste was ich sehe. Elladan hat sich
über mich gebeugt und berührt meine Lippen
mit nur einem Hauch von Berührung, der mich erbeben
lässt. Ich will sie einfangen, doch er zieht sich
zurück und blickt nur auf mich hinab. Sekunden
später verlässt mich auch sein Blick und er
kostet zum ersten Mal von der Hitze meines Schoßes,
denn seine Fingerspitzen gleiten schüchtern über
das pochende Fleisch. Und ich halte meinen Atem an,
sehe ich doch die Unsicherheit in seinen Augen.
Verzeih mir mein Kind der Nacht, ich wollte Dich
nicht ängstigen oder die Unsicherheit zurück
in Deine Augen bringen. War ich zu schnell, dann verzeih
mir. Ich hatte kein Anrecht, Dich zu verunsichern und
ich will dies wieder rückgängig machen. Vertrauen
soll Dich prägen und das Wissen, dass Dir von meiner
Hand nie Schmerz oder Qual drohen wird.
Eine einsame Träne liebkost seine Wange und
fällt in einer sanften Berührung auf meine
erhobene Männlichkeit. Ein Stöhnen entweicht
meinen Lippen, hat sie doch die Macht, eine süße
Qual mit sich zu bringen, als sie langsam über
meine Haut gleitet.
„Ich habe Angst Glorfindel.“ Seine Stimme ist so
leise, wie das Geräusch eines Blattes, das den
waldigen Boden berührt und doch vernehme ich seine
Worte deutlich. Sie erschrecken mich und so richte ich
mich auf und ziehe Elladan in meine Arme. Sein Körper
zittert, doch weiß ich nicht, ob dies ein Ausdruck
der Angst oder des Begehrens ist. Nur einen Moment später,
weiß ich was dem dunkelhaarigen Elben in meinen
Armen Angst macht.
Nicht doch mein geliebter Elb, diese Angst brauchst
Du nicht zu haben. Meine Gefühle für Dich
sind nicht der Ausdruck von körperlichem Begehren,
sondern der Weg, den mein Herz gewählt hat. Und
sollte ich es an Dich verlieren, so bist Du auch der
einzige, dessen Umarmung mein Herz wärmt und nicht
zerbricht. Und ich werde auch nie etwas tun, dass Dir
Schaden zufügt oder Dir Leid zuteil werden lässt.
Sanft berühre ich seine Lippen mit den meinen
und gebe ihm ein Versprechen, dass sein Herz erkennen
wird. Währenddessen streichle ich sanft über
seine Wange und lasse ihn langsam zurück in die
Kissen gleiten. „Du sollst nichts fürchten, mein
schöner Elbenstern und schon gar nicht, wenn ich
an Deiner Seite bin.“
In einem Zeichen des Vertrauens schließt er
seine Augen und ich verspreche ihm im Geiste, dass diese
Nacht nur für ihn in Schönheit erstrahlen
soll. Zart gleiten meine Lippen über die seinen,
verharren jedoch nicht, sondern erforschen erneut seinen
zitternden Körper. Nun weiß ich auch, dass
dieses Zittern nicht aus Angst geboren ward, sondern
aus Leidenschaft. Und ich werde alles tun, dass er sich
weiterhin geborgen fühlen wird.
~~~~~~~~~~~~~
POV Elladan
Als ich ihn in seiner vollen Schönheit betrachte,
spüre ich plötzlich Angst in mir und ich bin
nicht fähig, diese zu unterdrücken. Was ist,
wenn ich etwas falsch mache? Oder wenn dies nur ein
Abenteuer für den schönen Elben ist?
Glorfindel mein goldener Elb… wir können den
Weg nicht zurückgehen, haben wir uns doch zu weit
vorgewagt und doch bereue ich es nicht. Aber ich verliere
mein Herz an Dich und habe Angst, dass es bricht. Verzeih,
denn ich tue Dir Unrecht und doch ist die Unsicherheit
da, dass dies nur ein Augenblick für Dich ist während
es für mich Liebe ist.
Er scheint meine Worte richtig zu deuten und in seiner
Umarmung fühle ich mich wieder geborgen. Verschwunden
ist die Angst, dass er nur mit mir spielt, spüre
ich in seinen Armen und durch seine Worte eine unglaubliche
Wärme. Diese Wärme kann nur von Liebe entfacht
werden und so lasse ich mich wieder fallen. Ich will
ihm dies sagen, doch versagt meine Stimme und so schließe
ich zum Zeichen meines Vertrauens die Augen.
Leise keuchend räkle ich mich seinen Liebkosungen
entgegen und hoffe, dass dies nicht wieder zur süßen
Qual wird. Sehnsüchte erwachen in meinem Inneren
und ich weiß, dass sie Boten meiner Erinnerung
sind, weiß wie oft ich diese Momente herbeigesehnt
habe. Und nun erscheint es mir wie ein Traum, doch ist
eine jede Berührung von ihm viel zu real, um wirklich
nur das Bild eines Traumes zu sein. Gleichermaßen
tauchen Bilder vor meinen geschlossenen Augen auf, die
mich in der Vergangenheit beinahe verzweifeln ließen.
Ahnst Du, dass ich Dich schon einmal so sah, wie
Valar Dich schuf Glorfindel? Oder warst Du so im Rausch
von Lust und Leidenschaft versunken, dass Du mich nicht
an der Tür bemerkt hast? Damals hast Du meinen
Bruder verführt und ich wünschte mir nichts
sehnlicher, als sei ich der Elb in Deinen Armen. Hast
Du in ihm wirklich Elrohir gesehen oder ihn Dein Lager
teilen lassen, weil er mir so ähnlich ist? Aus
verzweifelter Sehnsucht? Ich weiß es nicht, doch
litt ich damals unter diesem Bild, das sich in meine
Erinnerung eingebrannt hatte. Trotzdem mache ich Dir
jetzt keinen Vorwurf, schließlich spricht eine
jede Berührung von Liebe. Damals bei meinem Bruder
jedoch war es nur das körperliche Verlangen, dass
Dich leitete.
Ein leises Stöhnen entweicht mir, denn seine
Zunge umspielt meinen Nabel und taucht darin ein, während
sein goldenes Haar meine Haut liebkost. Meine Sinne
nehmen diese Berührungen um ein Vierfaches deutlicher
wahr und ich räkle mich ohne es zu wollen, diesem
Körperkontakt entgegen.
Doch er hält nicht lange inne, sondern erforscht
meinen Körper weiterhin mit Sanftheit und einer
Vorsicht, die ich ihm nicht zugetraut hätte.
~~~~~~
POV Glorfindel
Ich muss lächeln, als ich das Erschaudern seines
Körpers spüre. Trotzdem sind meine Berührungen
geprägt von dem Versprechen, ihm keinen Zwang aufzuerlegen
und danach will ich auch weiterhin handeln. Langsam
bedecke ich jeden Zentimeter seiner Haut mit Küssen
so zart wie die morgendliche Brise und so prickelnd
wie ein Sommerregen. Elladan stöhnt leise auf und
bestärkt mich in meinem Bestreben.
Nur Sekunden später hauche ich eine Reihe zarter
Küsse auf seine erhobene Männlichkeit und
lasse ihn so von meinen Sehnsüchten wissen. Seine
Hände verirren sich in mein Haar und für einen
Moment glaube ich, dass ich zu weit gegangen bin. Doch
dies ist eine Täuschung, halten mich seine Hände
nicht auf, sondern streicheln nur sanft durch mein Haar.
Diese Geste sehe ich als eine Ermunterung und so koste
ich erneut von ihm, verwöhne ihn mit meiner Zunge
und nehme seine zitternde Erregung in einem liebevollen
und zugleich erotischen Kuss gefangen.
Sein zierlicher und gleichermaßen starker Körper
räkelt sich meinen Liebkosungen entgegen und für
einen Moment lasse ich ihn entkommen. Wieder sind es
Küsse, die seinen Schoß verwöhnen und
als mein bloßer Atem über die erhitzte Haut
streift, stößt er einen Laut der Lust aus,
der auch mich erzittern lässt. Dieses Geräusch
ist mir auch gleichzeitig Ansporn, die süße
Qual Elladans wieder aufzunehmen.
Oh wie sehr begehre ich Dich Elladan und doch bist
Du der Einzige, der mich im Sturm der Leidenschaft Zurückhaltung
gelehrt hat und lehren wird. Dein Wesen ist für
mich wie eine Wiege, die mich beruhigend auf den Wellen
des Meeres schaukelt. Niemals möchte ich dieser
Ruhe mit einem Sturm begegnen. Und so halt ich Dich
fest, mit den Händen der Liebe und durchstehe die
Qualen einer süßen Sehnsucht.
Elladans Körper zittert und feine Perlen der
Anstrengung zeichnen seinen Körper. Sanft stehle
ich sie und zeichne damit Worte der Liebe auf seinen
Körper. Sie sind unsichtbar für den Betrachter,
aber ich weiß, dass sein Herz diese Botschaft
erkennt. Auch mein Körper kann sich den Emotionen
und dem Knistern nicht mehr erwehren und so lasse ich
langsam von Elladan ab.
Seine Augen öffnen sich und ein verwirrter Blick
trifft mich. „Glorfindel…nicht…“ Sein Griff in mein
Haar wird fester, doch ich löse ihn sanft. „Vertrau
mir, Kind der Nacht.“ Zärtlich hauche ich ihm einen
Kuss auf die Lippen, lasse ihn von dem Geschmack kosten,
der meine Sinne umgarnt hat. Doch auch dort verharre
ich nicht lange, sondern beuge mich über Elladan
und hole etwas aus der kleinen Schublade des Nachtisches
heraus. Dabei treffen sich unsere Körpermitten
und unser Seufzen vereint sich in einem Laut.
Ich muss lächeln, als ich auf Elladan hinabblicke.
Niemals war er schöner, als in diesem Moment. Seine
Wangen sind mit einem feinen Hauch von Rot geziert,
die Lippen leicht geöffnet und die nachtfarbenen
Augen geschlossen. Er ist nur gekleidet mit seinen schwarzen
Haaren, die in weichen Strähnen auf dem Kopfkissen
ruhen. Dieses Bild spricht von Verführung pur und
wäre ich ein Maler, so würde ich diesen Moment
für immer festhalten wollen.
„Vertraue mir Elladan und nimm das Geschenk an, mit
dem ich Dich zu Deinem Ursprung führen will…zu
den Sternen, von denen Du der Hellste bist.“ Meine Stimme
ist nur ein Hauch und doch erbebt sein Körper.
Ob er ahnt, dass ich dies Geschenk schon lange niemandem
mehr gab?
Ohne den Blick von ihm abzuwenden, lasse ich goldene
Flüssigkeit aus einer Phiole auf meine Hand tröpfeln.
Nur Sekunden später beuge ich mich zu Elladan hinab
und verwöhne seine Lippen mit einem Kuss, während
meine Hände seinen Körper hinab gleiten. Sie
sind von dem goldenen Öl geschmeidig und liebkosen
die weiche Haut Elladans.
Als ich mich dann erhebe, glänzt sein Oberkörper
in einem Goldton, was ein starker Kontrast zu seiner
hellen Haut und dem weißen Verband ist. Seine
Brust hebt und senkt sich schneller als Momente zuvor
und ich muss lächeln. Zart umgarne ich seine pulsierende
Erregung mit meiner Hand, umhülle sie mit einem
Mantel aus Gold und einer wärmenden Umarmung. Währenddessen
gleitet meine freie Hand an meinem Körper hinab,
um vorzubereiten, was als Vertrauensbeweis dienen soll.
~~~~~~~~~
POV Elladan
Beinahe hilflos halte ich meinen Atem an, als seine
Hand meine Männlichkeit umschließt und sie
mit einer herrlichen Wärme verwöhnt. Ich spüre
dasselbe Prickeln dort, wie auch auf meinem Oberkörper
und es lässt mich leise aufstöhnen. Meine
Augen sind fest geschlossen, will ich dieses Gefühl
doch genießen, während sich meine Finger
in die Bettlaken graben. Ich kann deutlich seinen Blick
auf meinem Körper spüren und alleine dies
ist berauschend. Zusammen mit den Berührungen betört
Glorfindel meine Sinne und nimmt sie mit auf eine Reise
in die Feuer der Leidenschaft.
Längst hat sich meine Angst in Vertrauen gewandelt,
weiß ich doch, dass er mich in diesen Feuern mit
seiner Umarmung schützt. Mein Körper zittert
unter dieser liebevollen Massage und ich höre,
dass auch sein Atem schneller geworden ist. Ich muss
lächeln und stelle mir vor, wie die Leidenschaft
seine Wangen gerötet hat und seine Zungenspitze
über die trockenen Lippen gleitet. Dieses Bild
lässt mich aufstöhnen und doch bringe ich
unter seinen Bemühungen nicht die Kraft auf, meine
Augen zu öffnen.
Also gebe ich mich blind und bedenkenlos in seine
Hände, mit der Sicherheit, dass er mein Vertrauen
nicht enttäuschen wird. Auch Glorfindel stöhnt
nun leise auf und für mich ist das eines der schönsten
Geräusche, die ich jemals vernehmen durfte. Doch
nur Sekunden später entlässt er mich aus dem
süßen Gefängnis seiner Hand. Ich will
protestieren und um seine Zuwendung bitten. Aber dazu
komme ich gar nicht, haucht Glorfindel einen einzelnen,
sanften Kuss auf meine Erregung und wiederholt dies
auf meinen Lippen.
Als ich jedoch seine Lippen für einen Kuss einfangen
will, legt sich sein Zeigefinger auf die meinigen. „Shhhhht,
mein schöner Elb.“ Und bevor ich weiß, wie
mir geschieht, legen sich Glorfindels Lippen auf die
meinen und verführen mich mit einem süßen
und gleichermaßen leidenschaftlichen Kuss. Doch
nicht nur seine Lippen verführen mich.
Ich keuche überrascht auf, als ich die beschützende
Enge um mich spüre und seine Wärme, die mich
willkommen heißt. Meine Sinne scheinen in diesem
Augenblick zu schwinden, als sich nicht nur unsere Lippen
vereinigen, sondern auch unsere Körper. Ich glaube
nicht, welch Geschenk er mir macht und so öffne
ich langsam meine Augen. Unsere Lippen trennen sich,
dafür vereinen sich unsere Blicke. Er verharrt
reglos und atmet zischend ein, bis sich der leichte
Schmerz und die Leidenschaft zu einem wahren Sturm der
Lust verbinden. Das alles sehe ich in Glorfindels blauen
Augen, die nun beinahe dunkel und bedrohlich wirken.
Er verwehrt mir jedoch einen Moment später die
Sicht auf diese ausdrucksvollen Augen, denn er schließt
sie. Und gleichzeitig entweicht ihm ein leises Stöhnen,
als er sich langsam bewegt.
Mein goldener Elb… weißt Du, wie wunderschön
Du in diesem Augenblick bist? So sinnlich wie ein Rosenblatt,
das auf zarter Haut entlang schwebt und zart wie ein
Tautropfen auf einer frisch erwachten Blüte. Diesen
Augenblick will ich in meiner Erinnerung festhalten
und dort mit den Farben der Liebe zeichnen, damit er
für die Ewigkeit erhalten bleibt. Niemals will
ich vergessen, welch Geschenk Du mir gemacht hast, weiß
ich doch um den Stolz des Balrogtöters.
Meine Gedanken werden davongetragen von den süßen
Lauten der Lust aus seinem Mund und dem Sturm, der mit
einer jeden Bewegung an den Fesseln des Hier und Jetzt
zerrt. Ich trinke von dem Anblick, der sich mir bietet
und koste von seinen verführerischen Lippen, als
er sich erneut zu mir hinabbeugt. In einem leidenschaftlichen
Tanz umgarnen sich unsere Zungen, während jeder
weitere Augenblick unsere Seelen zusammenführt.
Ich weiß, dass wir nicht nur eins im Körper
sind, sondern dass sich zwei ruhelose Seelen gefunden
haben. Getrennt durch die Geburt und verbunden durch
das Band der Liebe.
Glorfindels Bewegungen werden unkontrollierter und
auch ich habe mich längst in diesem Strudel der
Gefühle verloren. Kein Zurück mehr, doch das
will ich auch nicht. Behutsam liebkose ich seine zitternde
Männlichkeit und umhülle sie mit meiner Hand,
erhöre seinen Ruf um Zuwendung.
Längst ist die Stille durchbrochen von heftigen
Atemzügen und den Geräuschen der Liebe. Perlen
der Anstrengung glitzern auf unseren Körpern und
Glorfindels Blick ist wieder zu mir zurückgekehrt.
Er umfängt mich, hält mich und führt
mich zu den Kindern des Nachthimmels. Doch ist es zuerst
mein goldener Elb, der diesen magischen Ort erreicht
und unsere Liebe mit den Juwelen seiner Leidenschaft
besiegelt. Nur einen Atemzug später nimmt mich
die Erfüllung seines Begehrens gefangen und hebt
mich auf den höchsten Gipfel, der die Sterne berührt.
~~~~~~~~~
POV Glorfindel
Heftig atmend lasse ich mich vorsichtig auf ihn sinken,
immer darauf bedacht seine Wunden nicht noch mehr zu
strapazieren, als ich es schon getan habe. Seine Augen
sind geschlossen, während auch seine Brust sich
schnell hebt und senkt. Ein Lächeln liegt auf meinen
Lippen, als ich ihn mit völlig neuen Augen ansehe…mit
den Augen eines Liebenden. Ich hauche ihm einen Kuss
auf die leicht geöffneten Lippen und lasse ihn
langsam aus dem süßen Gefängnis meines
Körpers entgleiten. Sofort fühle ich die Leere,
die er in mir zurückgelassen hat und die nur von
der Wärme vertrieben wird, die er mir geschenkt
hatte.
Elladan seufzt leise auf, als ich ihn verlasse und
plötzlich schlingen sich zwei Arme um mich, ziehen
mich in eine liebevolle Umarmung. „Verlasse mich nicht
mein goldener Elb…noch nicht.“ Seine Stimme ist leise
und von der Anstrengung unserer Liebe gezeichnet. In
diesem Moment öffnen sich seine Augen und er blickt
mich voller Liebe an. Niemals zuvor habe ich einen solchen
Ausdruck in seinen Augen gesehen…niemals zuvor war dieses
Strahlen dort, dass die Schönheit der Kinder des
Nachthimmels ausmacht.
Langsam senke ich meine Lippen auf die seinigen und
versichere ihm so, dass ich ihn nicht alleine lassen
werden…nicht jetzt und auch nicht für die Ewigkeit.
Denn in seinen Armen habe ich gefunden, nach was sich
mein Herz schon immer gesehnt hat: Geborgenheit, Liebe
und die Sicherheit, in schwachen Momenten starke Arme
vorzufinden.
Als ich mich wieder von ihm löse, sehe ich Tränen
in seinen Augen schimmern. Silberne Diamanten, die seine
geröteten Wangen liebkosen und Elladan in diesem
Moment noch schöner wirken lassen.
Trotzdem erschrecke ich und ziehe seinen zitternden
Körper in meine Arme. „Shhht… alles wird gut Elladan.
Habe ich Dir…“ Ich kann meine Frage nicht stellen, legt
sich ein schlanker Finger auf meine Lippen und auf die
seinen ein scheues Lächeln.
Es sind nicht die Tränen von Schmerz und Leid…
nein Du weinst um den Augenblick, der nun nur noch eine
Erinnerung ist. Weinst um unsere Liebe, die bis zum
heutigen Tag unerwidert geblieben ist und doch sind
es Tränen des Glücks.
Sanft stehle ich diese kostbaren Perlen und halte
ihn einfach fest, genieße das Gefühl seiner
Nähe.
Wie oft habe ich mir diese Augenblicke herbeigesehnt,
doch obwohl wir uns immer nahe waren, warst Du mir so
fern wie die Sterne des Nachts. Verzweiflung trieb mich
dazu, Deinen Bruder zu begehren, ist er Dir doch so
ähnlich. Aber es war ein Fehler, denn obwohl ihr
euch gleicht, ist er doch ganz anders als Du es bist.
Nun bist Du es, der in meinen Armen liegt und Dich werde
ich nicht gehen lassen. Nur der Tod kann uns trennen,
doch selbst dieses Schicksal würde Dich mir nicht
auf Dauer nehmen.
Lächelnd bemerke ich, dass Elladan in meinen
Armen eingeschlafen ist. Und selbst jetzt wirkt er noch
glücklich und voller Frieden. Und ich spüre
eine einsame Träne über meine Wange gleiten,
als mir bewusst wird, dass ich ihm diesen Frieden gab.
Vorsichtig ziehe ich eine Decke über unsere
Körper und atme tief seinen Geruch ein…lasse mich
davon einhüllen und in einen ruhigen Schlaf geleiten.
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POV Thalaron
Leise betrete ich das Zimmer meines Freundes und
muss lächeln, als mein Blick auf das Bett fällt.
Ruhig atmend liegt dort Elladan in den Armen seines
Retters und lächelt selbst im Schlaf noch. All
die Schmerzen von Folter und Leid sind aus seinem anmutigen
Gesicht verschwunden, denn dort spiegelt sich Glück
und Liebe. Nur die feinen Kratzer erzählen noch
von dem, was der junge Elb durchgemacht hatte. Ich betrachte
die beiden für einen Moment… so unterschiedlich
und doch gehören sie zusammen, so wie Tag und Nacht
und letztendlich auch der hell strahlende Mond und das
sanfte Sternenlicht.
Vorsichtig stelle ich die Schale mit dem frischen
Obst sowie die Karaffe mit kühlem Wasser auf den
Tisch neben das Bett. Eigentlich hatte Elrond mich darum
gebeten, nach den Verbänden seines Sohnes zu sehen,
aber ich kann dieses Bild des Friedens nicht stören.
Gerade als ich mich jedoch zurückziehen will,
spüre ich einen Blick auf mir. Als ich mich wieder
umwende, blicke ich direkt in die strahlenden Augen
Elladans. „Thalaron…“ Seine Stimme ist leise und doch
vernehme ich das Wort deutlich. Tränen des Glücks
lösen sich aus meinen Augen, hat er sich doch wieder
an meinem Namen erinnert. Ein trauriges Lächeln
stiehlt sich auf seine Lippen. „Es tut mir leid mein
Freund…“ Ich schüttle den Kopf und unterbreche
ihn einfach. „Nichts muss Dir leid tun Elladan. Meine
Tränen sind nicht aus Leid entstanden, sondern
aus Freude…dass der Glanz der Sterne wieder in Deine
Augen zurückgekehrt ist. Ruhe noch ein wenig.“
Nein Elladan….es gibt nichts zu verzeihen, denn alleine
Glorfindel konnte das erloschene Licht der Sterne
mit seinem Licht erfüllen. Dein Herz gehörte
schon immer ihm, so wie das seine Dir gehörte und
dieses starke Band kann nur Schicksal trennen, nicht
aber ein anderes Herz.
Elladan blickt mich für einen Moment einfach
an, bevor seine Lippen „Hannon le“ formen und er seinen
Kopf wieder auf Glorfindels Schulter sinken lässt.
Ich nicke ihm noch einmal zu und verlasse dann den Raum.
Für ein paar Sekunden lehne ich mich an die
geschlossene Tür und atme tief durch. Alles was
ich mir je für Elladan gewünscht hatte, war
eine Liebe bis in die Ewigkeit und genau dies hatten
ihm die Valar geschenkt. Und ich würde ihm immer
ein treuer Freund sein, egal welches Schicksal die Zukunft
für uns bestimmt hat. Dieses Wissen lässt
mich schließlich lächeln.
Doch plötzlich höre ich Schritte und sehe
Elrond, der auf mich zukommt. Seine Augen mustern mich
fragend und gleichermaßen sorgenvoll. Ich schüttle
nur lächelnd den Kopf und löse mich von der
Tür.
„Ich glaube Elladan benötigt noch etwas Ruhe,
die Verbände haben bestimmt noch Zeit. Und seine
Erinnerung… nun ich denke ein liebender Geist hat die
Vergangenheit aus ihrem tiefen Versteck in Elladans
Seele gelockt.“
Der Herr über Bruchtal sieht mich aus weisen
Augen an und lächelt nun auch. „Auch die Hände
eines Krieger können heilen, Thalaron… selbst die
Dunkelheit einer verlorenen Seele.“ Ich nicke bei diesen
Worten nur, denn sie entsprechen der Wahrheit.
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