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Titel:
Alone Autor: Lady
of Gondor
Still
ist es geworden in den Hallen von Imladris und ich setze
meinen Weg durch die dunklen Gänge fort. Allein
ein paar Kerzen spenden sanftes Licht und zeichnen Schattenspiele
an die Wände. Meine Schritte sind langsam und anmutend,
so wie es einem Elbenfürst würdig ist. Sie
spiegeln jedoch nicht die Hast wieder, die in meinem
Inneren herrscht. Ich bin ruhelos und ohne ein festes
Ziel. Automatisch schlage ich den Weg in meine Privatgärten
ein. Dieser Ort verhalf mir schon in den schweren Zeiten
des Krieges zu klaren Gedanken und der nötigen
Ruhe. Vielleicht finde ich auch heute an diesem Platz
meinen inneren Frieden wieder.
Nachdenklich schreite ich über das gepflegte
Gras und habe nichts übrig für die Schönheit
der Blumen, die im Mondlicht verzaubert schimmern. Ebenso
bewundere ich in dieser Nacht nicht die Sterne, die
hell vom samtenen Nachthimmel strahlen. Denn sie sind
für mich mit dem Leben der Erstgeborenen zu vergleichen:
Unsterblich und wunderschön anzusehen. Und dieser
Schönheit bin ich überdrüssig. Was nützt
Unsterblichkeit, wenn man diese bis ans Ende der Welt
alleine verbringen muss und aus welchem Grund wird man
mit Schönheit beschenkt, wenn diese nicht von anderen
Wesen wahrgenommen wird? All diese Dinge sind wertlos
ohne Liebe.
Seufzend lasse ich mich auf einer Bank nieder, die
gut verborgen im Schatten einer Trauerweide steht. Die
Wurzeln dieses Baumes sind fast so alt wie Imladris
selbst und so ist dieser Ort voller Erinnerungen. Schöne
Erinnerungen, die heute nur schmerzend sind. Hier im
Schutz der Äste empfing meine Frau unseren Abendstern
Arwen. Damals war die Nacht ebenso sternenklar, der
Mond ebenso hell. Ein trauriges Lächeln umspielt
meine Lippen...oh wie sehr vermisse ich dich meine Frühlingsblume.
Du warst immer der Mittelpunkt meines Lebens und an
deiner Seite war meine Seele vollkommen. Wir hatten
uns gefunden und einander wieder verloren. Seit diesem
Tage strahlt die Sonne nicht mehr so hell wie früher
und erwärmt nur langsam mein Herz aus Eis.
Ich schließe meine Augen und denke über
mein Schicksal nach. Zwei Geschöpfen schenkte ich
in meinem Leben die reine, unverdorbene Liebe und beide
wurden mir genommen. Elros, meinen geliebten Bruder
hatte die Zeit wie ein Blatt im Wind mit sich genommen
und Celebrian die Hand des Bösen. Danach habe ich
nie wieder versucht, solch Gefühle zuzulassen.
Vielleicht war es meine Bestimmung, ohne Liebe und erfüllende
Geborgenheit durch mein weiteres Leben zu gehen.
In diesem Moment bezweifle ich meine Entscheidung,
dass letzte Schiff auf dem Weg in die unsterblichen
Lande ziehen lassen zu wollen. Vielleicht war meine
Aufgabe hier beendet und ich sollte endgültig Abschied
nehmen.
Dort wäre meine Seele nicht mehr entzwei, sondern
mit ihrem Gegenstück vereint. Aber welchen Preis
würde ich dafür zahlen müssen?
Meine Gedanken wandeln zu denen, die mir noch geblieben
sind. Sie alle haben ihr Glück unter Ardas Sternen
gefunden und nur ich selbst wandle alleine durch die
Zeit. Mein geliebter Abendstern hat ihren Platz hier
bei den Menschen eingenommen und genau wie mein Bruder,
die Bürde der Sterblichkeit auf sich genommen.
Eine strahlende Königin von Sternen gekrönt,
die Aragorn mit Weisheit und Liebe zur Seite stehen
wird, bis auch ihr Weg zu Ende ist. Nie habe ich ihre
Entscheidung verstanden, doch in diesem Moment tue ich
es. Sie hat gefunden, auf was andere meines Volkes für
die Ewigkeit warten. Ein Sprichwort der Menschen besagt,
dass man nur gelebt hat, wenn man auch wahre Liebe erfahren
hat und sei es nur für wenige Sekunden. Und ich
weiß, dass Arwen in dieser kurzen Zeitspanne,
die ihr noch bleibt, wirklich lebt. Sie wird nicht im
Schatten dämmern, sondern wie eine wunderschöne
Pflanze sein. Die Liebe lässt sie aufblühen
und der Tod nimmt sie mit sich, wie eine welkende Rose
im Winter. Trotzdem hat meine geliebte Arwen ihren Platz
gefunden und dafür bin ich dankbar, selbst wenn
ich sie nie in den unsterblichen Landen willkommen heißen
kann.
Auch meine Söhne haben sich dazu entschieden,
auf dieser Welt zu verweilen und den Menschen zur Seite
zu stehen. Sie haben sich, verbindet sie doch nicht
nur Blut, sondern auch eine tiefe Liebe zueinander.
Die beiden gehören zusammen, wie der Wind in den
Segeln eines Schiffes oder die Dornen an einer wunderschön
blühenden Rose. Trotzdem macht die Blutsbande diese
Liebe zu etwas Verbotenem. Doch wie kann ich unterbinden,
was ich selbst einst fühlte? Und so lasse ich sie
gewähren, denn für mich ist die Liebe das
höchste Gut und drängt auch Pflicht und Gebot
zurück. Viele sehen das nicht so, aber diese Tatsache
kümmert mich nicht, schließlich handelt es
sich hier um meine Söhne. Nie könnte ich ihnen
Schmerz zufügen oder gar ihre Herzen brechen. Und
genau das wäre der Fall, würde ich sie voneinander
trennen.
Und so brauchen mich also auch Elladan und Elrohir
nicht mehr hier, genau wie der schönste Stern auf
dieser Welt.
Ein leises, entferntes Lachen dringt an mein Gehör
und ich kenne den Besitzer dieser Gefühlsregung.
Lange Zeit war er mir ein treuer Freund und Berater,
dessen Meinung mir wichtig war. Oftmals glaubte ich,
mehr für ihn zu empfinden als nur Freundschaft.
Diese dunklen Augen, die beinahe so schwarz waren, wie
sein Haar. Sinnliche Lippen und ein begehrenswerter
Körper, der auch im Kampf nicht unerfahren war,
vermischt mit etwas Geheimnisvollem. Oh wie oft habe
ich nachts von Erestor geträumt und seine Gegenwart
bedeutete auch gleichzeitig ungestillte Sehnsucht. Doch
er sah stets einen Freund in mir und so erwählte
er mich nicht .
Nein....Erestor schloss den Bund mit meinem Berater
in Kriegsdingen, mit Glorfindel. Und obwohl sie sich
wie Tag und Nacht unterschieden, gehörten sie zusammen.
Trotzdem empfinde ich keine Eifersucht für den
blonden Noldo, sondern freue mich für die beiden.
Auch sie haben diese tiefen Gefühle verdient und
ich weiß, dass diese Liebe Mittelerde ebenso bereichern
wird, wie die meiner Söhne.
Glücklich. Alle um mich herum verspüren
dieses Gefühl. Nur ich sitze hier im Schutz einer
Trauerweide verborgen ohne jemanden an meiner Seite.
Einsam. So viele Geschöpfe, denen ich starke
Gefühle entgegen bringe, sind um mich herum und
trotzdem bin ich alleine.
Freude. Obwohl dieses Tal von vielen meines Volkes
verlassen, strahlt Imladris Frohsinn aus. Doch ich empfinde
in meinem Herzen nur Trauer.
Geborgenheit. Die Sicherheit, nie alleine in der
Kälte zu stehen und von starken Händen am
Ende des Abgrundes aufgefangen zu werden. Ich jedoch
stehe einsam und schutzlos dem Regen ausgeliefert.
Ein bitteres Lächeln umspielt meine Lippen und
ich werde mir darüber klar, dass man mich hier
nicht mehr braucht. Kriege sind geschlagen, Kämpfe
ausgefochten und nur noch selten wird ein Heiler meiner
Qualitäten benötigt. Das letzte gastliche
Haus wird in Vergessenheit geraten. Die Zeit der Elben
geht vorbei und mit ihr auch meine Zeit. Wo war nur
mein Platz in dieser friedvollen Welt, an diesem wunderbaren
Ort? Seufzend schüttle ich den Kopf. Mittelerde
gehörte nun den Menschen, denen ich mich einst
versagt hatte. Wie kann ich nun einen Platz in dieser
Welt der Sterblichen fordern?
In diesem Augenblick treffe ich meine Entscheidung.
Mein Weg in diesen Landen wird zu Ende gehen und ich
werde Mittelerde mit dem letzten Schiff verlassen. Dort,
in Valinor werde ich wiederbekommen, was ich einst verlor...mein
Glück und mein Seelenheil. Erscheinen mir hier
die Sterne nur durch einen Schleier, werden sie dort
heller leuchten als jemals zuvor. Auch der letzte Ringträger
wird dann Mittelerde verlassen haben. Aber längst
wird diese Welt nicht schutzlos ausgeliefert sein. Denn
Menschen waren zwar von sterblichem Blute, aber nicht
schwach. Das hatte mir der Mann bewiesen, an den ich
meinen Abendstern verloren hatte. Er wird gerecht regieren
und Frieden mit anderen Völkern schließen.
Mit diesen Gedanken erhebe ich mich und blicke nochmals
hinauf an den Sternenhimmel. Eine Sternschnuppe vollendet
ihren Weg in die Unendlichkeit und ich muss lächeln.
Auch ich werde meinen Weg vollenden, doch ich werde
nicht sterben, sondern in einem neuen Leben aufblühen.
Erst jetzt kann ich lächeln und fühle,
wie ein großer Stein von meinem Herzen genommen
wird, als ich zurück in meine Gemächer schreite.
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