Titel: Kleine Helden: Schokokuchen für Nazgûlbezwinger
Autor: Lady of Gondor



Ein fröhliches Lachen durchbrach die Stille des königlichen Gartens und Sekunden später stürmte ein blonder Wirbelwind aus dem mit Blätterranken bewachsenen Pavillon. Auch er selbst hatte Blätter im Haar und sein Gesicht war genauso wie seine Hände mit bunter Farbe beschmiert. Doch war sein Lachen nicht das einzige Geräusch an diesem Mittag, denn der Name des kleinen Wirbelwinds erreichte immer wieder sein Ohr. Das hielt Legolas jedoch nicht auf, der mit einem hellen Lachen immer weiter rannte.

Dicht hinter ihm tauchte nun ein hochgewachsener Elb auf, der die Verfolgung des Elblings aufgenommen hatte. Seine schwarze Tunika war von Farbspritzern und farbigen Handabdrücken verziert und es war dem blonden Elb deutlich anzusehen, dass er eigentlich schneller war, aber dem Jungen eine Chance geben wollte.

Plötzlich verlor Legolas jedoch seinen kleinen Plüschteddy. Natürlich unterbrach der Elbenjunge sofort seine Flucht und wollte gerade nach dem Teddy greifen, als ein Schatten auf ihn fiel. Sekunden später wurde er von starken, aber doch sanften Händen in die Höhe gehoben. "Nun mein kleiner Krieger...gebt ihr auf?" Ein Lachen begleitete diese Worte des älteren Elben, während Legolas wild herum strampelte. Schließlich erreichte er sein kleines Holzschwert und hielt es dem "Angreifer" vor die Nase. "Lass mich runter Du böser Nazgul oder....oder....mein Teddy Gil-Galadi wird sich fürchterlich rächen." Dabei blickte der kleine Elb so böse wie möglich und fuchtelte mit dem Holzschwert herum.

"Oh mit Eurem Teddy will ich mich natürlich nicht anlegen, hat man doch selbst im fernen Mordor von seinen Heldentaten gehört....ebenso wie von Eurem Schwert Elrondi." Nun konnte sich der hochgewachsene Elb nicht mehr beherrschen und prustete laut los. "Wenn Elrond und Gil-Galad jemals erfahren sollten, welch Spielgefährt sie für Dich sind mein kleiner Prinz, dann fühlen sie sich bestimmt geehrt." Lachend setzte er den jungen Elb wieder ab und hob auch den rosa-blauen Plüschteddy auf, um ihm Legolas in die Hand zu drücken.

"Aber jetzt sollten wir Dich erst einmal von der ganzen Farbe befreien und dann zum Mittagessen gehen, bevor Du noch vermisst wirst." Celondil lächelte den kleinen Wildfang an und nahm ihn wieder auf seine Arme. "Spielen wir später wieder Nazgul und Heldenelb?" Mit hoffnungsvollen Augen blickte Legolas den Berater seines Vaters an, der für einen Moment nachdachte. Er strich dem kleinen Prinz eine grüne Haarsträhne aus dem Gesicht und schmunzelte nur. "Wir sollten nachher erst mal das Schlachtfeld aufräumen, das die Farbballons und Deine Hände im Pavillon hinterlassen haben." Legolas nickte nur und zupfte sich die einzelnen Blätter aus seinen Haaren.

Das Mittagessen hatte schon längst angefangen, als Celondil und der kleine Legolas in den großen Saal traten. Das Säubern des kleinen Kriegers hatte mehr Zeit in Anspruch genommen, als Celondil gedacht hatte. Denn die Farbe war einfach nicht aus den Haaren von Legolas gegangen und so waren selbst jetzt noch einige Strähnen mit blauen, grünen oder auch roten Farbklecksen versehen. Doch es störte den kleinen Elben nicht im Geringsten...im Gegenteil, er kam sich so noch viel gefährlicher vor.

"Verzeih Thranduil, aber Dein Sohn musste sich erst einmal von den Kampfspuren befreien." Der König zog eine Augenbraue hoch, musterte seinen Berater und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. "Und dabei hast Du Dich scheinbar ganz vergessen mein Freund." Es war keine Frage, sondern mehr eine Feststellung und bevor Celondil etwas sagen konnte, stürmte Legolas mit seinem Teddy in der Hand auf Thranduil zu. "Ada Ada...ich hab den bösen Nazgul verwundet und hatte keine Angst." Aufgeregt zeigte er bei diesen Worten auf die Farbflecken von Celondils Robe. "Das sind ganz gefährliche Verletzungen und der böse Nazgul ist vor mir, Gil-Galadi und Elrondi geflohen....Ada bist Du stolz auf mich?" Voller Tatendrang kletterte der kleine Legolas auf den Schoß seines Adas und strahlte ihn einfach weiterhin an.

Thranduil blickte von Legolas zu Celondil und wieder zurück. Sein Gesicht wurde ernst und er strich Legolas durch das frisch gewaschene und noch feuchte Haar. "Du bist wahrlich ein kleiner Krieger, wenn Du nicht einmal vor einem so furchteinflössenden Nazgul Angst hast. Aber auch Krieger müssen etwas essen, damit sie groß und stark bleiben." Er zwinkerte Celondil bei diesen Worten zu und hob Legolas auf den Stuhl neben seinem.

Das Strahlen des Elblings erlosch jedoch, als er den Inhalt seines Tellers sah. Unsicher nahm er die Gabel und stocherte darin rum. Was so komisch aussah, konnte einfach nicht schmecken. Es roch noch nicht einmal gut, also war es eher etwas für Erwachsene oder eben Nazguls.

Viel interessanter waren da die kleinen Beeren, die als Garnierung auf dem Teller waren. Und in diesem Moment kam Legolas eine Idee. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen positionierte er die roten Beeren so auf seinem Mittagessen, dass bald ein Gesicht auf dem grünen Brei entstand. "Ada guck mal....so guckt Onkel Celeborn auch immer."

Das hatte seine Wirkung, denn Thranduil musste bei diesem Vergleich laut auflachen. Auch Celondil konnte es nicht unterdrücken und verschluckte sich fast schon an einer Beere. Der Berater stellte sich den Lord von Lorien gerade mit einem grünen Gesicht und roten Augen vor und war sich sicher, dass er bei dessen nächstem Besuch sicher erst einmal einen Hustenanfall bekommen würde.

Nachdem sich Thranduil wieder beruhigt hatte, schüttelte er schmunzelnd den Kopf. "Legolas....das ist zum Essen auf Deinem Teller, nicht zum Spielen." "Aber Ada....das sieht komisch aus....kann ich nicht ein Stück Schokokuchen und ein Eis haben?" Entschlossen schob Legolas den Teller von sich und blickte seinen Ada mit großen Kinderaugen an.

"Aber mein Sohn, Du willst doch mal ein großer und starker Krieger werden. Dafür ist Spinat gerade richtig...denn er ist gesund. Und zur Belohnung bekommst Du später dann auch noch ein Eis. Was sagst Du dazu?" Der kleine Elbling schüttelte auf diese Frage nur den Kopf. Er wollte diesen komischen Spinat nicht essen, sondern hatte Lust auf einen Schokokuchen. Außerdem war er sich fast sicher, dass die Helden aller Geschichten niemals Spinat gegessen haben. "Kann ich nicht nur das Eis haben Ada...weil ich heute so tapfer war? Außerdem mag Gil-Galadi auch keinen Spinat." Hoffnungsvoll blickte der kleine Legolas den König an, der jedoch den Kopf schüttelte. Für einen Moment lang dachte Thranduil nach, bis ihm eine Idee kam.

"Schau mal mein Kleiner....auch Glorfindel, der Balrogschlächter hat Spinat gegessen. Oder warum sollte er so stark gewesen sein, um einen Balrog zu töten und später so klug, um selbst Mandos zu überlisten? Das hatte er alles nur dem Spinat zu verdanken, den er als kleiner Elbling immer brav gegessen hat."

Während Thranduils Miene bei diesen Worten total ernst und gefasst war, verschluckte sich Celondil schon wieder. Aber das kam ihm gerade recht, erstickte das Husten doch den Lachanfall, denn er bei den Erzählungen seines Freundes beinahe bekommen hätte.

Legolas sah seinen Vater mit einem erstaunten Ausdruck an und schien für einen kurzen Moment zu überlegen. "Dann mochten weder der Balrog noch Mandos Spinat Ada?" "So ist es Legolas und das sagt doch einiges aus oder nicht?"

Der kleine Elb antwortete schon nicht mehr, sondern machte sich über seinen Spinat her. Schließlich wollte er doch mal ein so großer Krieger werden, wie es auch Glorfindel war.

Und trotzdem musste er feststellen, dass Spinat nicht wirklich seine Lieblingsspeise werden würde, denn es schmeckte ihm überhaupt nicht. Aber was tat man nicht alles, um groß und stark zu werden?

Natürlich freute sich der kleine Elb viel mehr über sein Eis und war schließlich der Meinung, dass es viel besser wäre, wenn Eis groß und stark machen würde. Denn dann konnte er den ganzen Tag davon naschen, ohne dass irgendjemand böse auf ihn werden konnte. Aber diesen Gedanken behielt er erst einmal lieber für sich.

Kaum war das Essen vorbei, stürmte der kleine Wirbelwind schon wieder aus dem Saal. Darum hörte er auch nicht mehr, wie Celondil seinen Freund wegen dieser kleinen Lüge tadelte. "Es war doch nur eine Notlüge Celondil, sonst hätte er nie seinen Spinat leer gegessen und außerdem wird er es vergessen haben, bis Glorfindel uns das nächste Mal beehren wird." Der Berater musste schmunzeln, kannte er Thranduil jetzt doch schon sehr sehr lange und trotzdem hatte er manchmal das Gefühl, dass in dem König noch ein kleines Kind ruhte. Er nickte Thranduil noch einmal zu und folgte dann dem kleinen, tapferen Krieger.

Kaum trat er jedoch in den Garten, wurde er von einem Angriff heimgesucht. Mit einem wilden Kriegsgeschrei stürmte Legolas auf ihn zu und schaffte es schließlich, den "bösen Nazgul" zu Boden zu werfen. "Gib auf Du böser....Du böser...na Du böser Ringgeist eben. Ich bin gefährlich, weil ich wie Glorfindel Spinat gegessen habe. Fürchte Dich lieber....." Der Rest des Satzes ging in ein lautes Lachen über, da Celondil ihn ohne Erbarmen kitzelte.

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Es vergingen einige Wochen und der kleine Legolas war froh, dass er in dieser Zeit nie wieder Spinat essen musste. Und auch an diesem Tag würde es diesen schrecklichen, grünen Brei nicht geben, denn schließlich waren hohe Gäste zu Besuch. Genau deshalb war Legolas so aufgeregt, denn auch Glorfindel hatte Elrond aus Bruchtal begleitet. Endlich würde der kleine Elbling den Balrogtöter mit eigenen Augen sehen und er hatte sich schon vorgenommen, den blonden Noldo nach allerlei Dingen zu fragen.

Doch noch waren sein Ada und die Gäste aus Imladris bei wichtigen Gesprächen und so vertrieb sich der blonde Wirbelwind die Zeit mit dem Malen eines Bildes für seinen Helden. Mit einer Beharrlichkeit und Begeisterung, die nur Kinder an den Tag legten, malte er mit den Fingerfarben einen Balrog, Glorfindel und einen großen Teller mit Spinat auf das Papier. Es dauerte eine Weile, doch dann war er zufrieden mit seinem Werk. Erfreut stellte der kleine Elb fest, dass die Zeit für das Mittagessen gekommen war.

Ganz aufgeregt, das Bild fest an sich gepresst, tapste er in die große Halle, wo sich schon alle zum Mittagessen eingefunden hatten. Er war etwas enttäuscht, als keiner sein Eintreffen bemerkte und so setzte er sich ganz brav auf den Stuhl neben seinen Ada. Auch Celondil hatte inzwischen Platz genommen und zupfte ein paar Grashalme aus dem blonden Haar des kleinen Prinzen.

Sekunden später erhob sich der König über Eryn Lasgalen, begrüßte die anwesenden Gäste und stellte ihnen seinen Sohn Legolas vor. Mit einem stolzen Lächeln strich er über die Haare des Elblings und nahm schließlich wieder Platz.

Da sah Legolas seine Chance gekommen, holte sein Bild unter dem Tisch vor und rutschte vom Stuhl. Mit einem schüchternen Lächeln tapste er zu Glorfindel, zupfte an dessen Tunika und hielt ihm das Bild hin. Er wusste gar nicht, was er sagen sollte, so verlegen war der kleine Krieger. Als ihm dann auch noch sein Teddy runterfiel, wurde er ganz rot. Doch Glorfindel lächelte ihn nur freundlich an, hob seinen Teddy auf und nahm das Bild entgegen.

"Dankeschön. Gil-Galadi geht mir oft verloren, auch Elrondi macht das öfters...." Mit großen Augen blickte er den blonden Noldo an, der mit hochgezogener Braue das Bild vor sich ansah. Ihn störte dabei auch nicht das Husten von Elrond, der sich bei Nennung seines Namens verschluckt hatte und sich wohl Gil-Galad als rosa-blauen Teddy vorstellte.

Glorfindel besah sich das Bild noch einmal genauer. Den Balrog konnte er ja gerade noch erkennen, aber er selbst war auf diesem Bild nur ein Strich mit einer Kugel und zwei riesigen Ohren daran. Was jedoch der grüne Teller sollte, das konnte sich der Elb nicht erklären. "Ein sehr hübsches Bild kleiner Prinz, aber sagt....was ist das Grüne auf diesem Teller?"

Bei diesen Worten sahen Celondil und Thranduil gleichzeitig auf und beteten zu den Valar. Währenddessen hatte Legolas seine Scheu verloren und lächelte seinen Held an. "Das ist Spinat. Den mögt ihr doch so und nur dadurch konnte der Balrog besiegt und Mandos umgestimmt werden." Ein ehrliches Strahlen lag bei diesen Worten auf dem Gesicht des kleinen Prinzen, während Thranduil darauf hoffte, dass Glorfindel nun nichts Falsches sagen würde.

Dieser schmunzelte erneut. "Wisst ihr kleiner Prinz....ich verrate euch nun ein Geheimnis. Aber ihr dürft es niemandem weitersagen." Er beugte sich zu dem kleinen Elb hinab und flüsterte: "Ich habe Spinat als Kind gehasst und lieber Schokokuchen gegessen. Und ich hasse Spinat auch jetzt noch, aber Dein Bild gefällt mir trotzdem." Er zwinkerte dem kleinen Elbling aufmunternd zu und lächelte in die Runde. Er sah gar nicht mehr, wie sich Tränen in den Äuglein von Legolas sammelten. "Dann werde ich gar nicht groß und stark?" Ganz traurig tapste er zu seinem Stuhl zurück, während Celondil und Thranduil Blicke austauschten. Sie hatten gehört, was der Balrogschlächter zu dem kleinen Prinzen gesagt hatte und dachten nun darüber nach, wie sie den Elbling wieder aufheitern konnten. Denn dieser saß mit einem traurigen Ausdruck am Tisch und hatte wohl gar keinen Hunger mehr. Ihm war scheinbar auch die Lust daran vergangen, den blonden Elben auszufragen, denn er verzog sich gleich nach dem Essen in sein Zimmer.

Es dauerte eine Weile und da klopfte es plötzlich an seiner Tür. Trotzdem starrte er weiterhin aus dem Fenster und bemerkte gar nicht, wie sein Ada eintrat. Erst als sich dieser räusperte, blickte Legolas auf. Er bekam ganz strahlende Augen, als er das riesige Stück Schokokuchen auf dem Teller sah, dass der König in seiner Hand hielt. "Das ist für Dich mein kleiner Krieger...damit Du auch groß wirst, denn stark bist Du ja schon und sehr sehr mutig." Mit diesen Worten stellte er den Teller vor seinen Sohn auf dem Tisch und umarmte den kleinen Elb liebevoll. "Vielleicht liegt es daran, dass ich Spinat als Kind geliebt habe...naja nachdem ich damit den Saal etwas farblich dekoriert habe. Und ich glaubte, Du magst es dann auch....aber wenn Dir Schokokuchen lieber ist, dann ist das natürlich gar nicht schlimm. Und wenn ein großer Held wie Glorfindel Schokokuchen mag, dann ist es für einen kleinen Helden ebenfalls nicht falsch."

Ein helles Strahlen erfüllte das Gesichtlein von Legolas und er umarmte seinen Vater ganz stürmisch, bevor er sich voller Freude dem großen Stück Schokokuchen widmete. Und trotzdem er schon ein mutiger Krieger war, benötigte der Kampf mit dem Schokokuchen seine Zeit. Kaum war der Teller leer, schien die Unternehmungsfreude des Jungen gewachsen, denn er wollte Glorfindel nun mit seinen Fragen bestürmen. Thranduil lächelte nur und erlaubte es ihm, wofür der König von Eryn Lasgalen einen Schokoschmatz auf die Wange bekam.

Und so verließen die beiden Elben Legolas Zimmer....der eine mit einem freudigen Lächeln und Schokolade um die Lippen, der andere mit einem Schokokussabdruck auf der Wange.


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