Titel: Was sagt Dein Herz?
Autor: Leonel



Du spürst Deine Müdigkeit und Dein Verzagen!
Deine Beine sind schwer und Du wünschst Dir eine ganze Woche lang zu schlafen.
Doch dies wird Dir jetzt nicht vergönnt sein und Du hebst Deinen Blick um sie jetzt anzuschauen!

Die weiße Stadt Minas Tirith!
Obwohl sie doch erhebliche Schäden erlitten hat, so liegt sie groß und erhaben vor Dir! Sie ist die Stadt der Könige!
Du kennst sie nur zu genau! Wie viele Jahre hast Du unter der Herrschaft Ecthelions gedient? Es ist zu lange her und Du weißt nicht mehr wie lange Du hier wirklich verweiltest!
Dann starb Ecthelion und kurz darauf verstarb Finduilas und mit ihr starb auch ein Teil Denethors!
Dies war dann der Zeitpunkt für Dich, um Gondor zu verlassen.

Aber dies ist jetzt ein anderes Gondor und in Deinem Herzen weißt Du es!
Ein neues Zeitalter wird anbrechen! Ein Zeitalter der Hoffnung und die Krone Gondors wird Dein Haupt zieren.
Es ist Deine Bestimmung und Dein Geburtsrecht, denn auch Du bist ein Sohn Gondors!
Nur Du kannst die gebrochene Linie der Könige weiterführen! Oder Du entscheidest Dich weiterhin für das Exil!
Ist es wirklich das, was Du wolltest? Denn tief in Deinem Inneren zweifelst Du an Dir und Deinen Kräften, es sind Deine Zweifel ob das Volk zu Dir aufblicken wird! Zweifel, ob Du es führen kannst!

Aber in Dir sind noch weitere Zweifel und Ängste!
Du versuchst sie zu verdrängen, aber die Vergangenheit wird Dich einholen. Erinnerungen werden Dich einholen. Es sind schmerzliche, aber auch schöne Erinnerungen!
Schon jetzt pocht Dein Herz in der Brust wie wild und Deine Schritte werden immer zögerlicher!

Du wurdest gerufen! Du wurdest in die Häuser der Heilung gerufen, um die Kranken zu heilen, für die es keine Hoffnung mehr gibt.
Die Hände des Königs, sind die Hände eines Heilers! Und so wird der rechtmäßige König erkannt!

Aber es ist auch nicht das, was Dich so beunruhigt, das weißt Du! Nicht wahr?
Dort oben, in dem sechsten Zirkel dieser Stadt liegen die Häuser der Heilung und dort wirst Du gleich den Bruder Boromirs sehen.
Den Bruder des großen Kriegers, tapferen Kämpfers und edlen Mannes, der sein Leben für das der Hobbits gab. Und der Gondor wieder ins Licht führen wollte!

Du erinnerst Dich noch ganz genau daran, als ihr euch das erste Mal gesehen habt!
Er betrachtete versonnen die Bruchstücke Narsils und er hatte Dich noch nicht bemerkt.
Aber nach nur ein paar Herzschlägen hatte er Dich gesehen und ihr habt euch beide einen Moment lang angestarrt.
Funkelnde grüne Augen starrten Dich an und Du fühltest diesen Blick bis in den letzten Winkel Deiner Seele!
Dieser Blick zog Dich aus und Du warst nicht imstande diesen Blick dieser faszinierenden Augen zu brechen.
Er war es, der ihn brach und Du fühltest Deine Enttäuschung, als er ging.
Aber Du sahst, dass sein Körper von einem Schauer schon fast geschüttelt wurde.
In diesem Moment habt ihr beide gewusst, dass mit euch etwas passiert war. Aber ihr wart euch nicht sicher, was es war!

In Elronds Rat habt ihr euch wiedergesehen und eure Worte sagten etwas anderes als eure Herzen.
Die Gefühle der Herzen kann man nicht betrügen, sie lassen sich nicht betrügen und ihr habt es beide gewusst!

Als die Reise der Gefährten begann, hast Du noch nicht gewusst, ob es je beginnen würde!
Aber immer wieder ertapptest Du Dich dabei, wie Du ihn manchmal verstohlen gemustert hattest.
Deine Blicke glitten über sein stolzes und edles Gesicht und strichen über seinen Körper.

Du fragtest Dich so häufig, wie er wohl ohne Kleidung aussehen würde, wie seine Haut sich anfühlen würde und wie seine Küsse schmecken würden.
Es waren immer nur die zufälligen Berührungen, die Schauer durch Deinen Körper rieseln ließen. Aber Du warst dankbar für diese leichten Berührungen, denn sie waren alles was er Dir anfangs gab und Du zehrtest davon.
Schon jetzt sehntest Du Dich nach seinen Umarmungen und dem Geschmack seines Kusses!

Erst später hatte er Dir unter leidenschaftlichen Küssen gestanden, dass es keine Zufälle waren, dass er ebenso nach Dir gehungert hatte und sich ebenso sehr gewünscht hatte Dich in den Armen zu halten, Dich zu küssen und zu streicheln und um letztendlich in Dir zu versinken!

Alles fing an, als Du Dich in Schutze der Dunkelheit von der Gruppe entferntest um einen naheliegenden Bach aufzusuchen.
Es war Dir ein Bedürfnis Deinen Körper von dem Schmutz und Staub der letzten Tage zu reinigen.
Erst als Du schon in dem Bach warst, wurdest Du seiner gewahr!

Er war Dir lautlos gefolgt und stand stumm am Ufer um Dich zu betrachten.
Du konntest im Mondlicht seine Augen glitzern sehen und Du hast das Verlangen in ihnen gesehen.
Später wurde aus diesem Verlangen Liebe, so wie es bei Dir seit dem ersten Moment des Sehens Liebe gewesen war!
Du hieltest in der Bewegung inne und warst wie erstarrt, dann konntest Du sehen, dass er sich ebenfalls auszog um dann zu Dir zu kommen. Seine Bewegungen waren fließend und anmutig und du hast wie gebannt auf seinen herrlichen Körper gestarrt.

Er nahm Dich ohne Worte in seine Arme und legte seinen Mund auf den Deinen und Du hast diesen Kuss leidenschaftlich erwidert.
Deine Arme umschlungen ihn wie selbstverständlich und Deine Hände glitten forschend und hungrig über seinen Körper.
Weißt Du noch wie weich seine wunderbaren Lippen waren und wie herrlich seine Küsse schmeckten?
Sein Körper war sehr muskulös, aber seine Haut, sie war so weich. Sein langes, blondes Haar war seidig und schimmerte im Mondlicht. Deine Finger wurde es nicht müde immer wieder durch dieses Haar zu streichen.

Seine kräftigen, schwieligen Hände konnten so zärtlich sein, sie verwöhnten Deinen Körper an all den Stellen, wo Du empfindlich bist.

Sobald ihr eine Gelegenheit gesehen habt, habt ihr euch von der Gruppe entfernt um euch zu lieben.
Es war immer ein gegenseitiges und leidenschaftliches Nehmen und Geben.
Du hast es geliebt, wenn er Dich in seinen starken Armen hatte und sein raues bärtiges Kinn auf Deiner Haut fühltest.
Seine Küsse waren sanft und sie konnten doch so fordernd sein, seine Hände strichen leicht wie ein Hauch über Deinen Körper und Du hast Dich vor Wohlbehagen in seinen Armen gewunden.
Du hast in seinem Mund gestöhnt, wenn seine Hand Dein Geschlecht sanft nahm um es gekonnt zu massieren.


Nie konntest Du es erwarten, dass er Dich endlich nahm, manchmal hast Du ihn darum angefleht!
Es war so schön und unbeschreiblich für Dich, wenn er tief in Dir war.
Oftmals hast Du Deine Beine um seine Hüften geschlungen, damit Du ihn so tief wie möglich in Deinem Körper fühlen konntest.
Er konnte Dich so sanft nehmen, aber Du liebtest es auch wenn er tief und heftig zustieß!

Es war ein fast animalisches Gefühl, so von diesem Mann genommen zu werden und Du hast es mit all Deinen Sinnen genossen! War es nicht so?

Manchmal sah er Dir ins Gesicht dabei und oftmals glaubtest Du in leichtes spöttisches Funkeln in seinen Augen tanzen zu sehen.
Seine schwere Atmung und sein Stöhnen erfüllte Dein Herz mit Stolz und Freude, denn Du warst es, der ihm dies entlockte. Du warst es, der diese Gefühle in ihm hervorrief! Nur Du allein!

Aber Du hast Dich nie getraut ihn so heftig zu nehmen, wie er Dich! Zuviel Angst steckte in Dir diesen wundervollen und geliebten Mann zu verletzen.

Manchmal hast Du Dir gewünscht, diese Reise würde nie zuende gehen, da Du genau wusstest: am Ziel der Dinge würden eure Wege sich trennen! Ein jeder von euch hat eine andere Bestimmung, die ihr auch erfüllen müsstet!

Doch dann erfüllte sich die Bestimmung Deines Geliebten!
Er starb in Deinen Armen und seine letzten Blicke und Gedanken galten Dir! Nur Dir allein!

Er nannte Dich: `mein Bruder`, `mein König`!
Doch wie viel lieber hättest Du das Wort `mein Geliebter` von ihm gehört? Denn dieser Mann war Dein Geliebter!
Du schämtest Dich Deiner Tränen für ihn nicht und küsstest ihn ein letztes Mal zum Abschied die Stirn.

War es wirklich nur die Stirn? Oder war da nicht auch dieser flüchtige Hauch eines Kusses, der seine Lippen berührte?
Der Elb und der Zwerg standen in Deinem Rücken und Du hast gewusst, dass es keiner sehen würde. Dies wird immer Dein Geheimnis sein!

Jetzt bist Du im sechsten Zirkel und die Häuser der Heilung sind nicht mehr weit! Keiner muss Dir den Weg dorthin weisen, da Du ihn nie vergessen hast!
Du hüllst Dich tiefer in Deinen grauen Umhang und Du bist froh, dass Dich keiner erkennen kann!

Es gibt eine Erinnerung an Boromir, die Dein liebendes Herz aufschreien lässt und schon jetzt zweifelst Du daran, dass zu tun, was von Dir verlangt wird!

Eng umschlungen lagt ihr im Gras und nur die Sichel des Mondes und wenige Sterne waren Zeugen eures Liebesspiels gewesen.
Ihr habt beide auf der Seite gelegen und eure Arme und Beine waren ineinander verschlungen. Und ihr habt die körperliche Nähe des anderen förmlich gebraucht, ihr habt das Herz des anderen in seiner Brust gespürt!!
Euer Atem war noch etwas heftig und immer wieder habt ihr Küsse ausgetauscht. Hungrige, verzehrende und verzweifelte Küsse!
Als ihr beide dann ruhiger wart, begann er zu sprechen und erzählte Dir sein Geheimnis, dass er seit vielen Jahren in seinem Herzen verschlossen mit sich trug!
Boromir erzählte Dir von seinem Bruder! Von Faramir!
In seiner Stimme war die Liebe zu ihm förmlich zu hören und seine Augen drückten eine Liebe aus, die Du von Deinem Geliebten nie für möglich gehalten hattest.
Erst jetzt wurde Dir voller Schmerz bewusst, dass in seinen Augen nur Leidenschaft und Verlangen zu lesen gewesen war, wenn er Dich angeschaut hatte! Es war von Dir nur ein Wunsch gewesen, in seinen Augen Liebe für Dich zu entdecken!
Innerlich bist Du erstarrt, als Du seinen Worten gelauscht hast, doch Du hast es ihn nicht spüren lassen!
Aber Dein Herz spürte den Stachel der Eifersucht!

Er erzählte Dir von seinem geliebten kleinen Bruder und in seiner Stimme war eine Wärme die Dich erstaunt hatte!
Wie konnte ein solcher Mann, tapfer und stark im Kampfe und ebenfalls auch zärtlich und hingebungsvoll in der Liebe zu solch tiefsinnigen Worten und Gefühlen zu seinem Bruder fähig sein?

Er gestand Dir seine aufrichtige und tiefe Liebe zu ihm! Und er gestand Dir, dass er ihm schon seit vielen Jahren nicht nur Bruder und Freund gewesen war, sondern auch sein Geliebter war!
Er erzählte Dir von dem ersten Mal mit ihm und Dein Herz schmerzte bei diesen Worten, denn in diesen Augenblicken, hast Du gewusst, dass er nicht Dich liebte!
Sondern einzig und allein gehörte sein Herz seinem Bruder!


Jetzt hast Du die Schwelle der Tür zu den Häusern der Heilung überschritten und eine Person winkt Dir, ihr zu folgen!

Und dann ist es soweit!
Du betrittst das Zimmer, in dem der Bruder Deines Geliebten liegt.
Deine Gefühle sind zerrissen, zwischen Liebe, Eifersucht, Mitleid und dem Bedürfnis dem Bruder Boromirs zu helfen.
Denn er ist auch ein Teil Boromirs! Dieser Mann führt das gleiche Blut in seinen Venen, wie er!

Als Du näher an das Bett kommst, stockt Dir förmlich der Atem!
Er ist ihm so ähnlich! Dies sind Deine ersten Gedanken, als Du Dich zögernd dem Bett näherst!
Du kannst sofort spüren, dass Faramir die Schwelle zur immerwährenden Dunkelheit fast erreicht hat und Du weißt, dass er gar nicht mehr zurück will!


Langsam lässt Du Dich auf dem Stuhl am Bett nieder und betrachtest diesen Mann!
Seine Ähnlichkeit mit Boromir ist wirklich unverkennbar. Auch wenn das Gesicht Faramirs etwas feiner geschnitten ist und von hohem Blute zeugt.

Du weißt, was jetzt von Dir erwartet wird! Nicht wahr?
Du sollst ihn zurück aus der Dunkelheit rufen. Aber willst Du das wirklich tun?
Du machst es Dir bewusst, dass dieser Mann Deinen Stachel der Eifersucht hervorgerufen hat!

Es wäre so einfach für Dich, jetzt aufzusehen und den anwesenden Personen zu erklären, dass dieser Mann den Pfad des Todes bereits betreten hat und es zu spät für ihn wäre!

Und alle der anwesenden Personen würden es Dir bedingungslos glauben. Keiner würde an Deine Worte zweifeln! Sie würden Dir Glauben schenken, denn sie vertrauen Dir! Du weißt es nur zu genau!
Es wäre so einfach…..!

Noch einige Augenblicke siehst Du auf Faramir hinab und Deine Gedanken machen sich selbstständig!
Vor Deinem inneren Auge siehst Du die Brüder, wie sie sich lieben und Du fragst Dich in diesem Moment wie Faramir sich anfühlen würde!
Sind seine Lippen ebenso weich wie die seines Bruders? Schmecken seine Küsse ebenso süß?
Wie fühlt sich seine Haut an und was wäre es für ein Gefühl ihn zu besitzen?

Du lauscht angestrengt in Dich hinein, fragst Dein Herz verzweifelt nach Rat!
Doch es bleibt zuerst nur stumm! Du bleibst mit Deiner Entscheidung allein! Dein Verstand muss nun entscheiden und Du weißt, dass Dir die Zeit davon läuft….! Du musst eine Entscheidung treffen!

Du willst gerade aufschauen und sagen, dass Du ihn nicht mehr zurück rufen kannst, als es Dir schlagartig bewusst wird! Dein Herz sagt es Dir und Du beugst Dich diesem Gefühl!

Es ist wie ein dunkler Vorhang, der sich hebt und jetzt weißt Du es!
Dieser Mann war für Boromir etwas ganz besonders und er hatte ihn mit all seinen Sinnen geliebt!
Bist Du es Boromir nicht schuldig, ihn schon aus diesem Grunde zurück zu rufen?
Sind Deine Gefühle nicht nur egoistisch und selbstsüchtig?

Du zögerst noch einen Moment, aber dann beginnst Du ihn zu rufen.
Es verlangt viel Kraft von Dir ihn zu erreichen und wieder spürst Du Deine Müdigkeit!
Deine Kraft droht zu schwinden!
Immer wieder packen Dich die Zweifel, ob Du das Richtige machst, aber Deine Liebe zu Boromir lässt Dich nicht verzagen und Deine Seele taucht tief hinab in das Dunkel, um Faramir ins Licht zu rufen.
Du spürst fast körperlich, dass Faramir Dir nicht folgen will, aber Deine Worte zu ihm zwingen ihn zurück ins Licht!
Es dauert unendlich lange, aber dann ist es getan!

Nur wenige Augenblicke später öffnet Faramir seine Augen und sie blicken Dich klar und voller Liebe an.
Seine Worte zu Dir nimmst Du nur im Unterbewusstsein wahr und Du drückst ihm ein letztes Mal die Hand um dann aufzustehen und dieses Zimmer zu verlassen.

An der Tür drehst Du Dich mit einem befreienden Lächeln im Gesicht um, damit Du Faramir noch einmal sehen kannst! Denn jetzt weißt Du, dass Du das Richtige getan hast!

Auch er schaut in Deine Richtung und als Du in diese wunderbaren blauen Augen blickst, weißt auch Du, dass Deine Liebe zu den Männern des Hauses Hurin fortgesetzt wird!
Denn Boromir war nicht der erste und er würde nicht der letzte sein….!


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