Titel: Feuer und Schatten
Autor: Lomearni


Feuer – Schatten – überall.

Er fiel, unaufhaltsam.

Der Abgrund schien kein Ende zu nehmen, Wände glitten an ihm vorbei.

Verzweifelt versuchte er sich gegen das Wesen aus der alten Welt zu wehren, das immer wieder mit der Peitsche nach ihm schlug.

Flammen umzüngelten ihn, versengten sein Gewand.

Immer tiefer fiel er, immer schneller.

Doch der Balrog fiel mit ihm.

Seine Gedanken schweiften zu seinen Gefährten.

Würden sie es schaffen?

Hätten sie eine Chance?

Würde Aragorn die Angst besiegen und sie führen, jetzt, wo er nicht mehr an ihrer Seite war?

Er hoffte es. Mehr konnte er nicht tun.

Für ihn war es vorbei.

Der Kampf hatte ein Ende.

Nur noch diesen Balrog würde er mit sich nehmen.

Ein letzter Sieg, bevor ihn der Tod einholte.

Immer wieder schlug er mit Glamdring auf das Wesen der alten Welt ein, schlug tiefe Wunden in die schwarze, brennende Haut.

Die Umgebung veränderte sich, Kälte umschloss ihn.

Sie waren auf einem hohen Berg. Doch wie waren sie hier her gekommen?

Er wusste es nicht.

Doch was zählte war nur der Balrog vor ihm und sein Wille dieses Wesen der Dunkelheit zu besiegen.

Endlos schien ihr Kampf zu dauern, doch schließlich gelang ihm, was er selbst kaum noch für möglich gehalten hatte, der Balrog fiel, tödlich verletzt, zu Boden.

Erleichtert sank er ebenfalls zu Boden, ließ die Dunkelheit ihn übermannen.

Tod.

Dunkelheit.

Vergessen.

Doch plötzlich umgarnte ihn ein helles Licht, zog ihn zurück und er erwachte auf einer grünen Wiese.

Vor ihm stand Manwe, der höchste der Valar.

Ehrfürchtig verbeugte er sich, bedachte dieses hohe Wesen mit dem gebührenden Respekt.

„Noch ist es nicht Zeit für Euch, Gandalf der Weiße!“

Überrascht sah er zu Manwe auf.

Was sollte dies bedeuten?

Manwe lächelte sanft und fuhr unbeirrt fort.

„Eure Anwesenheit auf Mittelerde ist noch von Nöten!

Saruman hat sich, wie ihr wisst, der dunklen Seite verschrieben und ihr werdet seinen Platz einnehmen!

Seine Macht soll die Eure sein, seine Fähigkeiten werden die Euren!

Geht zurück, Gandalf der Weiße, geht zurück und nehmt euren Platz bei den Gefährten des Ringes wieder ein!“

Er wollte widersprechen, wollte diesen wunderschönen Ort nicht verlassen.
Nicht um wieder Schmerz, Tod und Dunkelheit erleben zu müssen!

Doch einem Valar widersprach man nicht und so blieb er stumm, während seine Umgebung abermals verschwamm und das helle Licht ihn auch von diesem Ort davonzog.

Bilder zogen an ihm vorbei.

Ents, die in den Krieg zogen,
Orthanc, Sarumans Turm, umgeben von Wassermassen,
Helms Klamm, belagert von tausenden von Uruk-Hais,
Nazgul, die auf riesigen Flugtieren um Minas Tirith flogen,
eine Heerschar auf dem Weg zum schwarzen Tor von Mordor.

Die Zukunft!

Manwe hatte ihm einen Blick in die Zukunft werfen lassen!

Oder war das eine seiner neuen Fähigkeiten, von denen der hohe Valar gesprochen hatte?

Es war nicht wichtig.

Er musste sich beeilen.

Seine Gefährten brauchten ihn.

Sauron war mächtig geworden und Mittelerde konnte der Dunkelheit nur entkommen, wenn Aragorn bereit war seine Bestimmung anzunehmen.

Nur er konnte Frodo die Möglichkeit geben den Ring zum Schicksalsberg zu bringen.

Doch würde er seine Bestimmung annehmen, wo seine Angst, wie Isildur zu versagen, so groß war?

Er hatte einen Teil der Zukunft gesehen, doch ein ebenso großer Teil blieb ihm noch verborgen.

Es wurde Zeit.

Das helle Licht verschwand so plötzlich, wie es gekommen war und er stand vor den Wäldern von Lothlórien.

Seine Kleidung war zerrissen und verschmutzt, doch aus seinem Inneren strahlte ein helles Licht, als wenn ein Stück des Lichtes, dass ihn von den Valar zurückgebracht hatte, in ihm geblieben war.

Suchend schaute er sich um und in diesem Moment trat Haldir, einer der Grenzwächter von Lothlórien aus dem Schatten der Bäume.

„Mae Govannen, Mithrandir! Lady Galadriel erwartet Euch bereits.

Sie hat eure Ankunft im Brunnen gesehen und bat mich euch sofort zu ihr zu bringen.

Einige Dinge sind geschehen, die eurer Anwesenheit bedürfen.

Ihr werdet erhalten, was für eure weitere Reise von Nöten ist.
Wenn ihr mir bitte folgen würdet.“

Er nickte zustimmend und folgte Haldir, der ihn auf schnellstem Wege nach Caras Galadhon, dem Wohnsitz von Lady Galadriel, der Herrin des Lichtes geleitete.


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