Titel: Geheimnis unter Brüdern
Autor: Princess of Ithilien



Boromir war unendlich erleichtert, als er in der Ferne schon die hohen Türme der weißen Stadt in dem rötlichen Licht der untergehenden Sonne erkennen konnte und spornte sein Pferd sogar noch weiter an. Obwohl er wusste, dass das Tier und seine Soldaten sicherlich schon sehr müde waren, da sie bereits vor dem Morgengrauen aufgebrochen waren und sie nun eigentlich lieber nochmals für die Nacht rasten sollten, zumal der Himmel auch leicht bewölkt schien und er sich einbildete in der Ferne ein schwaches Donnergrollen gehört zu haben.

Doch das war ihm egal, er wollte noch unbedingt heute Nacht zu Hause angekommen – um einen jeden Preis. Seine eigene Müdigkeit und Erschöpfung nahm er dabei jedoch kaum wahr, weil er plötzlich bei der Aussicht auf seine nun unmittelbar bevorstehende Rückkehr nach Minas Tirith wieder neue Kraft geschöpft hatte. Er konnte diese wenigen Stunden einfach nicht mehr abwarten, die vergangenen drei Monate waren mehr als genug gewesen. Doch würde er sein Geheimnis, warum er es so eilig hatte, niemals verraten:
Endlich würde er seinen kleinen Bruder – und auch seinen Liebhaber – wieder sehen…

Ein warmes und wohliges Gefühl, das seine ganze Haut prickeln ließ, breitete sich in seinem Körper schon allein bei dem Gedanken an Faramir aus und er lächelte. Oh, wie sehr er sich doch danach sehnte, endlich wieder seinen wunderschönen und sanften Bruder in den Armen zu halten und mit ihn die Zeit zu verbringen. Es war einfach schon zu lange gewesen. Er hatte ihn sogar schon vermisst, als er gewusst hatte, dass er zu diesem Feldzug nach Lossarnach würde aufbrechen müssen und die weiße Stadt noch gar nicht verlassen hatte. Er hatte sich damals so sehr gewünscht, dass er ihn hätte mitnehmen können, doch Denethor hätte leider ganz andere Pläne gehabt und es ihm nicht erlaubt. In solchen Momenten war es für ihn wirklich nicht immer sehr einfach seine wahren Gefühle für Faramir zu verbergen, denn ihr Vater war ohnehin schon misstrauisch genug.

Denn sie waren sich nämlich schon immer sehr nahe gestanden – sehr viel näher, als es für Brüder eigentlich üblich war und viel mehr als es Denethor lieb war. Doch nichts hatte Boromir und Faramir jemals entzweien können, sodass es irgendwann zwangsläufig dazu hatte kommen müssen, dass sie viel mehr als nur brüderliche Liebe teilten, obwohl sie für lange Zeit vielleicht tatsächlich auch nur Brüder gewesen waren. Aber seit fast zehn Jahren war das nun vollkommen anders und es war auch nicht immer leicht gewesen, denn ihnen beiden war deutlich bewusst gewesen, dass wenn sie diesen Schritt wirklich tun würden, ihre Leben nie mehr die gleichen sein würden und es dennoch angenommen, selbst wenn das bedeuten könnte, dass sie eines Tages noch einen sehr hohen Preis dafür würden bezahlen müssen.

Doch das war ihnen egal gewesen, dafür brauchten sie die Nähe des anderen einfach zu sehr und auch ihre gegenseitige Anziehung war viel zu stark gewesen, als dass es etwas dagegen hätten unternehmen können. Obwohl sie es zu Anfang natürlich dennoch versucht hatten ihre verbotenen Gefühle füreinander zu unterdrücken, doch das war vollkommen aussichtslos gewesen und schließlich hatten sie sich ihrem Schicksal gefügt. Sie wussten beide nur zu gut, dass es niemals mehr einen anderen Menschen geben würde, dem sie sich so würden hingeben können und keiner von beiden hatte diese Entscheidung jemals bereut, auch wenn sehr oft ebenso mit Kummer und Schmerz verbunden gewesen waren, wenn sie denn wollten, dass ihr Geheimnis auch geheim blieb.

Und das leider besonders oft für Faramir. Denn sie hatten sich damals geschworen, dass sie im Umgang miteinander immer sehr vorsichtig sein würden und ihre verbotene Liebe niemals gefährden wollten. Und um das zu gewährleisten, hätten sie ihre Beziehung zueinander in der Öffentlichkeit nach und nach scheinbar abgekühlter und auch distanzierter erscheinen lassen. Manchmal wirkten sie fast sogar wie Rivalen. Man sah sie bei Hofe nur noch selten zusammen auftreten und nur wenig miteinander sprechen und Boromir stand gegenüber ihrem Vater nicht mehr für seinen Bruder auf und setzte sich weniger für ihn ein. Nein, im Gegenteil manchmal stellte er Faramir sogar offensichtlich bei den Ratsversammlungen, in den Soldatenbunkern oder bei anderen feierlichen Anlässen bloß, indem er oft selbst absichtlich verletzende Worte zu ihm sagte. Er wusste auch nicht, was in solchen Momenten einfach über ihn kam, denn zumeist wäre das oft eigentlich gar nicht notwendig gewesen und dennoch konnte er einfach nicht anders.

Vielleicht war es eine Bestrafung für sich selbst, dass er diese Beziehung überhaupt zugelassen hatte und doch war es eigentlich immer sein kleiner Bruder, den er dann dafür strafte. Er hatte noch immer Schuldgefühle deswegen. Faramir war damals mit seinen zwanzig Jahren noch so unschuldig gewesen und er hätte es eigentlich besser wissen müssen, doch sein Geist als auch sein Fleisch waren zu schwach gewesen, um diesem verbotenen Verlangen zu widerstehen. Er hatte sich oft deswegen Vorwürfe gemacht und tat das auch heute noch immer gelegentlich. Besonders nach solchen Momenten, in denen er sich wieder selbst vergessen hatte und dann Faramirs verletzten Gesichtsausdruck zwar bemerkte, aber sich nichts anmerken lassen durfte, obwohl er ihn am liebsten in die Arme genommen und alles so gerne wieder zurückgenommen hätte.

Das war stets schier unerträglich für ihn und hinterher, wenn er dann endlich wieder alleine mit seinem Bruder war und ihn in seinen Armen hielt, versuchte er all seine schrecklichen Worte wieder gut zu machen, war ausgesprochen sanft und zärtlich mit ihm und versprach es nie wieder zu tun. Faramir würde ihm deswegen jedoch niemals Vorwürfe machen, selbst dann auch nicht, wenn er sein Versprechen wieder brechen würde, sondern ihn mit seinen leisen Worten und seinen liebevollen Berührungen beruhigen, während er ihm immer und immer wieder seine bedingungslose Liebe versicherte, auch wenn er Boromirs Verhalten dennoch nicht verstehen konnte.

Besonders zu Anfang hatte er damit ziemlich zu kämpfen gehabt und das hatte dann auch einmal zu einen wirklich ernsthaften Streit zwischen den beiden geführt, der fast alles zwischen ihnen zerstört hätte, weil Boromir im Verlauf dessen auch körperlich ziemlich grob zu seinem Bruder gewesen war, so blind war er in seiner grenzenlosen Wut – auf Faramir, auf ihre verbotene Liebe und insbesondere auf sich selbst – gewesen.

Aber als er dann wieder zu sich gekommen war und ihm bewusst geworden war, dass er seinen kleinen Bruder absichtlich so sehr verletzt hatte, hatte es ihm geradezu das Herz zerrissen und er hatte hemmungslos geweint. Wieso war er nur so schwach? Wie hatte er sich nur so gehen lassen können? Er liebte doch Faramir mehr als einen jeden anderen Menschen sonst auf der Welt und trotzdem fügte er ihm immer wieder den schlimmsten Schmerz zu. Warum tat er das nur?

Er wollte ihn doch nicht verlieren! Und vielleicht war auch gerade das die Erklärung, wenn auch keine Entschuldigung, für sein sonderbares und oft auch grausames Verhalten. Er konnte den Gedanken daran Faramir zu verlieren einfach nicht ertragen. Denn was wäre nur, wenn ihr Geheimnis eines Tages auffliegen würde? Sie würden beide bitterlich dafür büßen müssen, wobei Boromir vor allem um Faramir fürchtete, der in Denethors Gunst noch nie hoch gestanden hatte.

Was würde er dann nur tun? Er würde sicherlich mehr tun, als ihm Faramir einfach nur wegzunehmen, obwohl das allein schon schlimm genug war und er das niemals verkraften würde, wenn das jemals geschehen sollte. Er könnte ihn in die Verliese werfen und foltern lassen, er könnte ihn enterben und verbannen, er könnte ihn unter Anklage stellen und zum Tode verurteilen…

Und Boromir hatte keine Zweifel daran, dass Denethor Faramir allein die Schuld daran geben und vollkommen erbarmungslos bleiben würde, ohne dass er etwas dagegen würde unternehmen können. Diese Gedanken hatte er stets im Hinterkopf und er fürchtete sich immer davor, dass sie eines Tages vielleicht wahr werden könnten.

Aber mittlerweile hatte er sein Temperament schon ein wenig besser unter Kontrolle und auch Faramir hatte sich inzwischen schon daran gewöhnt und verzeihte ihm bedingungslos einen jeden seiner Fehltritte, obwohl das nicht bedeutete, dass sie deswegen weniger schmerzten. Sein Bruder war einfach ein viel zu guter und sanfter Mensch, wie hatte er jemals nur so einen wundervollen Liebhaber verdient gehabt?

Und Faramir war mehr als einfach nur wundervoll. Mit keinem anderen Menschen könnte er es sich jemals vorstellen, eine solche Erfüllung sowohl in Körper als auch Geist zu finden. Er liebte einfach alles an ihn.

Er liebte diese großen und klaren blauen Augen, die hell vor Liebe zu glänzen begannen, sobald sie ihn nur erblickten und auch wie sie sich im Rausch ihrer gemeinsamen Leidenschaft allmählich verklärten, wie sie ihn manchmal zögerlich anschauten, wenn er nicht so recht wusste, was Boromir nun wohl von ihm erwartete und wie sie vor Übermut strahlten, wenn er lachte.

Er liebte diese vollen und weichen Lippen, wenn sie sich auch sanft, manchmal aber auch leidenschaftlich auf die seinen legten und ihre Hitze sein Blut in Wallung brachte und seine Haut wohlig am ganzen Körper zu prickeln begann, wenn sich schließlich ihre Zungen berührten und er in die feuchte Hitze dieses süßen Mundes eintauchte. Von seinen Küssen konnte er ohnehin niemals genug bekommen – sie schon alleine waren mehr als nur eine Sünde wert.

Er liebte den sanften und tiefen Klang seiner Stimme, wenn sie diese zarten Worte der Liebe flüsterten und ihr schwacher warmer Hauch über seinen Körper strich und sein Herz schneller schlagen ließ. Kein Mensch konnte seinen Namen so schön und mit mehr Liebe sagen, ob nun in den Wellen der Ekstase oder einem anderen verschwiegenen Moment der Zweisamkeit. Niemals war sie laut oder aufdringlich, sondern immer ruhig und gefühlvoll. Und auch all die anderen Laute, die er von sich geben konnte, waren stets einfach nur bezaubernd. Dieses leise Stöhnen, diese wohligen Seufzer, die erstickten Schreie – sie hätten all die Engel im Himmel mit ihrer zarten Musik weinen lassen können.

Er liebte diese zarten und feinen Hände seines Bruders, die immer genau wussten, wie sie ihn berühren mussten und all seine geheimen und versteckten Lustpunkte kannten. Ihre Liebkosungen alleine waren schon oft genug, um ihn an den Rand des Wahnsinns zu treiben, denn sie waren in ihren Bewegungen wirklich schon sehr geschickt und manchmal ebenso neckisch. Sie auf seiner nackten Haut und über seinen gesamten Körper gleiten zu spüren, war wie süße Qual, aber dennoch würde er es auch gar nicht anders haben wollen. Und obwohl sie jetzt schon so lange Zeit zusammen waren, fanden ihre neugierigen und eifrigen Finger doch auch wieder immer wieder neue Stellen an ihm, die seinen Atem stocken und ein unglaubliches Feuer in ihm entfachen ließen.

Er liebte diesen schlanken und sehnigen Körper mit seiner weichen und glatten Haut, der sofort auf eine jede seiner Berührungen reagierte und sich seinen Armen vollkommen treiben ließ, ihn immer bereitwillig aufnahm und sich nur ihm allein versprochen hatte.
Ihn während ihres Liebesspieles zu beobachten, war ein Bild, wie es die Valar selbst gar nicht schöner hätten zeichnen können:

Das leichte Zittern seiner angespannten Muskeln. Diese kleinen rosigen und zarten Brustwaren, sie sich sogleich aufrichteten, wenn sie ihn spürten und förmlich darum bettelten geküsst zu werden. Diese schmalen Hüften, wie sie vor wilder Lust zuckten. Diese schlanken und kräftigen Beine, wenn sie in der Hitze der Leidenschaft seine Taille umschlangen, um ihn noch tiefer in sich aufnehmen zu können. Seine starken Arme, als sie seinen Nacken umklammerten, um dort Halt zu finden, wenn er sich selbst vollkommen verlor und es nur noch sie beide auf der Welt gab. Seine festen und doch nachgiebigen Pobacken, die sein Glied mit ihrer heißen Enge umgaben und sich krampfartig um ihn verschlossen, um ihm damit selbst das höchste aller Lustgefühle zu verschaffen. Sein hartes Glied mit der geröteten Spitze, auf der die ersten Lusttropfen glänzten und das vor Erregung heiß pochte, wenn er sachte mit seinen rauen Fingerspitzen darüber fuhr, bevor er schließlich erst ganz langsam damit begann auch ihm Erleichterung zu verschaffen, damit dieses unglaubliche Gefühl noch ein wenig länger andauerte.

Er liebte den glänzenden Schweißfilm auf seiner nackten Haut und den Duft davon, wenn er danach in seinen Armen lag und sich fest an ihn drückte, während die Hitze seines Körpers auf den seinen überging und ihn geradezu verzehrte.

Er liebte den Geschmack seines gesamten Körpers – nichts war jemals süßer gewesen und hatte ihn mehr in Versuchung geführt. Er hätte ihn selbst mit geschlossenen Augen wieder erkannt und für ihn war er unendlich kostbar.

Er liebte Faramirs stille und zurückhaltende Art und war unheimlich stolz darauf, dass er der einzige Mensch war, der solche Gefühlsregungen von wilder und ungezügelter Leidenschaft in ihm entfachen konnte. Nur ihm allein offenbarte sich Faramir vollkommen und er hatte sich geschworen dieses Vertrauen niemals zu verraten. Nur er allein kannte ihn wirklich – nur mit ihm allein teilte er seine Wünsche, seine Träume, seine Ängste und seine Gefühle.

Doch am meisten liebte er, dass Faramir ihn ebenso liebte wie er ihn. Seine Gefühle waren ebenso ehrlich und rein. Er konnte es in einem jeden seiner Blicke, seiner Berührungen und seiner Worte spüren. Und was war das größte Geschenk von allen…

Er erst hatte ihm ein wahres Zuhause und einem wirklichen Sinn in seinem Leben gegeben – eine Zuflucht aus seinem oft düsteren Alltag als oberster Feldhauptmann von Gondor, eine Welt, in der es nur sie beide gab…

Schon allein diese Gedanken beflügelten ihn weiter und seine Ungeduld wuchs, während er spürte, während er gleichzeitig aber auch ein Gefühl von freudiger Erregung in sich aufsteigen fühlte.

Zumal er wusste, dass Faramir sicherlich schon auf ihn warten würde, da er bereits schon vor mehreren Tagen einen Boten mit der Ankündigung seiner baldigen Rückkehr vorausgeschickt hatte. Doch Faramir würde nicht mehr bei den Ställen oder in der Zithadelle auf ihn warten, wie er es früher immer getan hatte, denn auch das duldete Boromir nun nicht mehr.

Er würde nach seiner Rückkehr nur kurz Denethor aufsuchen, wenn das noch möglich wäre, um ihn zu begrüßen und ihn anschließend bitten sich zurückziehen zu dürfen, bevor er schnell auf sein Zimmer ging, seine Taschen abstellte, sich in einen dunklen Mantel hüllte und heimlich durch einen Nebengang die Zitadelle verließ, um sich unerkannt zu einem kleinen Häuschen am äußeren Stadtrand im zweiten Ring, das Faramir und er vor einigen Jahren für sich selbst gekauft hatten, zu schleichen. Und dort würde dann sein kleiner Bruder auf ihn warten, um mit ihm ungestört eine Nacht voller Leidenschaft und Liebe zu verbringen und die Wirklichkeit für wenige Stunden hinter sich zu lassen, bevor sie sich im nächsten Morgengrauen wieder trennen und so gleichgültig wie möglich nebeneinander leben mussten, während sie noch von dieser Begegnung zehrten und sehnsüchtig auf die nächste warteten…

Dennoch hatte er nie größeres Glück oder Zufriedenheit gekannt, wenn er denn nur mit Faramir zusammen war, allen Widerständen und Schwierigkeiten zum Trotz. Niemals würde sich je etwas daran ändern. Nicht solange es in seiner Macht stand, das zu verhindern und Faramir zu beschützen.

Inzwischen war es nun zwar schon sehr dunkel geworden, aber die weiße Stadt war nur noch wenige Meilen entfernt und als er letztendlich durch die großen Stadttore kam, erneuerte er, wie er das immer tat, nochmals seinen alten Schwur:

Er würde dieses kostbare Geheimnis schützen, koste es, was es wolle…


~~~~~