Titel: Morgengrauen
Autor: puck
Challenge von Akasha.


Grummelnd tastete sich Éomer an der Wand entlang. Wieso war es hier nur so dunkel? Und wieso bewegte sich der Boden? Er war doch auf keinem Schiff!!

Das hier war die Citadelle des Königs in der Weißen Stadt Minas Tirith.

Der Boden hatte gefälligst ruhig dazuliegen. Erst recht, wenn der König der Mark darüber schritt.

Ratlos blieb er an einer Kreuzung stehen. Links war ein Korridor, geradeaus war ein Korridor, rechts war ein Korridor.

Die sich glichen wie ein Ei dem Anderen.

Wo waren bloß seine Gemächer?

Und wo waren die Diener? Hier musste doch irgendjemand sein, den er nach dem Weg fragen konnte!

Nicht, dass er sich verirrt hätte. Nein, nein, ein Pferdeherr kennt immer seinen Weg.

Nur dieser schwankende Boden machte ihm zu schaffen.

Hm, hier half nur logisches Ausschlussverfahren.

Ene, Mene, Miste….

Wieso hatte er drei Zeigefinger?

Hatte ihm der Zwerg etwa irgendwas in den Met gemischt? Oder die Hobbits ins Bier?

Hatte der Elb ihn deshalb gewarnt? Hatte er gewusst, dass der Zwerg nicht fair trank?

Éomer nahm sich vor, Legali …. Legalo … Legullu … dem Elb morgen zu danken.

Und wer hatte nun eigentlich gewonnen?

Hmm. Er stand. Also hatte er gewonnen!

War ja klar. Als ob drei Drei Käse Hochs einen Pferdeherrn untern Tisch trinken könnten!

Wieso stand er hier eigentlich an dieser Ecke herum?

Ach ja, seine Gemächer spielten Verstecken mit ihm.

Der Korridor links sah viel versprechend aus. Außerdem konnte er dann weiterhin die Wand als Stütze nutzen.

Schwungvoll umrundete er die Ecke.

Und stieß prompt mit jemanden zusammen.

„Kannst du nicht aufpassen, wo du hinläufst, du blinder Idiot! Weißt du überhaupt, mit wem du es zu tun hast?“

Der Andere lag am Boden und soweit Éomer sehen konnte, war das nicht mehr als ein Knabe.

Éomer wollte sein Schwert ziehen, um diesen unvorsichtigem  Bürschchen eine Lektion zu erteilen, aber das klemmte irgendwie.

Also stieß er ihm einfach seinen Fuß in die Rippen.

„He du, ich rede mit dir!“

Der Andere hatte sich einigermaßen aufgerappelt, als der Tritt ihn wieder zu Boden sandte.

„Ich bin der König der Mark“ rief Éomer, just als der Andere laut fragte: „Wer greift den Truchseß von Gondor an?“

Ups. Das da am Boden war sein Schwager in Spe. Er sollte ihm besser helfen. Denn das letze Mal, als er was von Eowyns Sachen kaputt gemacht hatte, konnte er zwei Wochen lang nicht mehr reiten. Was sehr lange ist für einen Zehnjährigen.

„Entschuldige, Schw…schww… Bruder. Hab dich im Dunkeln nicht erkannt.“

Mit einer Hand hielt sich Éomer an einer Säule fest, mit der anderen zog er Faramir auf die Füße.

Der Andere schwankte wie ein Seemann nach nem Faß Rum.

Éomer zog ihn näher zur Wand. „Was machst du hier im Gang? Du liegst doch im Bett.“ „Aragorn sagte, ich dürfte ein Glas Wein haben… hihi…. Ich hatte drei…..“

Faramir hielt sich nun an Éomer fest.

„Sag mal, bringst du mich auf mein Zimmer? Is gleich um die Ecke …hihi…. Ecke…“

Èomer sah auf den Anderen hinunter. Der war mittlerweile etwas abgerutscht und hielt sich nun an Éomers Gürtel fest. Gleich um die Ecke? Vielleicht konnte er bei seinem Bald Schwager auf der Couch schlafen. Seine Gemächer würde er heute wohl nicht mehr finden. „Sicher. Wir sind Brüder. Brüder helfen einander“ Er grinste Faramir an. Der grinste zurück.

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Ouh. Sein Kopf fühlte sich an, als würden zehn Mumakil darin Samba tanzen. Die Sonne blendete ihn. Grunzend vergrub er seinen Kopf in dem blonden Haarschopf neben ihm.

Neben ihm?

Oh, da war noch jemand mit ihm im Bett. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Hatte er gestern also doch bei dieser unterkühlten Elbenfrau landen können. Wie war ihr Name doch gleich? Glorfinwen?

Hm, hatte die nicht lange, blonde Locken gehabt? Die Harre unter seiner Nase waren kurz und eher rotblond.

Langsam und vorsichtig richtete Éomer sich auf. Einen Moment lang saß er still da, bis sein Magen sich wieder beruhigt hat.

Dann sah er zur Person neben sich.

Und sprang mit einem Satz aus dem Bett.

Was er sofort bereute.

Denn er war splitterfasernackt.

Er zog die Bettdecke an sich. Was keine gute Idee war.

Denn nun war die Person auf dem Bett vollkommen nackt. Und sehr wach.

Éomer starrte fassungslos auf seinen Schwager in Spe.

Der starrte genauso entgeistert zurück.

„Also du… also ich… also wir…. Oh großer Gott, Eowyn bringt mich um!“

Éomer ließ sich auf den Boden plumpsen und barg sein Gesicht in seinen Händen.

Das durfte doch nicht wahr sein! Von allen möglichen Leuten, ausgerechnet ER!

Wieso nicht dieser Elb, Legolas? Er hätte sogar eine Nacht mit dem Zwerg vorgezogen angesichts dessen, was Eowyn ihm antun würde, wenn sie davon erführe.

WENN sie davon erführe.

Langsam nahm er die Hände vom Gesicht. Faramir mussten wohl ähnliche Gedanken durch den Kopf gegangen sein.

Gleichzeitig sagten beide: „Es  ist nichts passiert!“

Sie sahen sich an. Und fingen an zu Grinsen.

„Es ging dir nicht so gut.“

„Ja, deswegen ging ich früher. Du trafst mich im Korridor.“

„Und brachte dich zu deinem Zimmer.“

„Um sicher zu gehen, dass es mir gut ging, hast du die Nacht auf dem Sofa verbracht.“

Sie grinsten noch breiter.

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Auf dem Weg zum Frühstück trafen sie auf Eowyn. „Éomer, Faramir, da seid ihr ja. Ich habe euch schon gesucht.“

Sie sah von Einem zum Anderen.

Beide wurden rot und fingen an zu stottern.

„Weißt du wir…“ „Ihm ging es nicht so gut….“

Skeptisch wölbte sie eine Augenbraue und setzte zum Sprechen an, als…

„Eowyn, ich glaube, dieser Hüfthalter gehört dir. Du musst ihn vergessen haben….“

Éomer und Faramir sahen von Eowyn zu Gandalf und zurück.

„Es ist nichts passiert!“ erklang es vierstimmig.

Legolas, der drei Türen weiter aus Sams Zimmer kam, schüttelte nur den Kopf.


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