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Titel:
Unsterblich (Kap. 6 - 10 und Epilog) Autor: S.E.
Kapitel 6
- Vernunft
„Glorfindel, das kann nicht dein ernst sein!“ Elrond sah seinen Berater und
Freund ernst an. „Es gibt doch nichts, was dich hier hält!“
Glorfindel sah seinen Lord mit versteinerter Miene an. Er musste nicht
mehr überzeug werden. Er wusste was er zutun hat. Seine Entscheidung war lägst
gefallen.
„Mein Lord, ich werde bleiben. Es wird den Zwillingen nicht
schaden, wenn ihnen jemand auf die Finger schaut.“ „Glorfindel meine Söhne
sind erwachsen. Wenn es mir möglich ist, sie schweren Herzens zurückzulassen,
dann sicher auch dir. Sag mir die Wahrheit, dieses eine, letzte Mal. Ist es
wegen dem König?“
Glorfindel atmete tief durch. Warum konnte der Lord
nicht einfach alles auf sich beruhen lassen? Warum musste er immer wieder damit
beginnen?
„Nein, auch wenn er in Düsterwald bleibt. Thranduil hat damit
nichts zu tun. Ich werde Eryn Lasgalen nicht wieder betreten.“ Glorfindels
Stimme war fest und doch hörte Elrond einen gewissen Trotz heraus. „Ich rede
nicht von Thranduil. Ich rede von diesem Menschenkönig, von dem Herrscher der
Pferdeherren und versuche mir nicht weiß zu machen, dass er dir gleichgültig
ist. Du hast ihn fast zwei Jahre nicht gesehen und doch denkst du an ihn, jeden
Tag!“ Elrond legte väterlich die Hand auf Glorfindels Schulter. „Rede mit
ihm! Wenn dir etwas an deinen Gefühlen liegt, musst du sie dir auch eingestehen.
Denk daran, er ist ein Mensch! Ihr habt nicht die Ewigkeit euch zu entscheiden.
Ich lasse dich in diesem Zustand nicht gerne zurück. Aber ich muss fort, die
Sehnsucht nach Celebrian ist unerträglich geworden und ich muss dem Ruf meines
Herzens folgen!“ Elrond lächelte Glorfindel ermutigend an und ritt los.
Als der durch das Tor ritt, drehte er sich noch einmal um. Völlig
unelbisch und vor allem völlig untypisch für Elrond rief er dem Vanya zu:
„Glorfindel, scher dich nicht darum was andere sagen, lebe deine Gefühle!“
Und zurück blieb ein sehr nachdenklicher Krieger, der alleine im großen
Hof des letzten gastlichen Hauses stand.
.....
„König? ....
Éomer hörst du mir überhaupt zu?“
Éomer sah von seinem Schreibtisch auf
und betrachtete seine Schwester. „Wieso sollte ich eine Luftveränderung
brauchen? Wir haben sehr gute Luft hier in Rohan!“ entgegnete er gereizt.
„Du bis kaum noch zu ertragen, seit ich aus Gondor zurück bin hast du keine
5 Sätze mit mir gesprochen und Gamling sagte mir, dass du auch mit allen anderen
nur sprichst, wenn es sich nicht vermeiden lässt. DU VERGRÄBST DICH!“
„Ich vergrabe mich nicht, ich habe einiges an Staatsgeschäften zu
erledigen, meinst du der Aufbau der Westfolt erledigt sich von selbst?“
„Nein lieber Bruder, aber ohne dich sicherlich! Geh...geh zu ihm!“ Éowyn
hielt das Kinn ihres Bruders fest, so dass er gezwungen war sie anzusehen.
„Ich werde Aragorn besuchen, versprochen. Ich kann dich ja zurück
begleiten!“ versuchte sich Éomer herauszureden.
„DU sollst nach
BRUCHTAL! Die Elben verlassen Mittelerde! Willst du ihn nicht wenigstens Lebwohl
sagen? Dein Herz hat er doch schon. Bitte Éomer geh zu ihm, bevor es zu spät
ist!“
„Ich brauche einen Thronfolger!“ stellte der König verbittert
fest. „Warum? Die Linie der Könige wird nicht ausgelöscht, nur weil ein
König keine Kinder hat. Siehe Théoden, er hatte Théodred, und was hat es ihm
genützt? Beide sind tot und doch besteht das Königshaus weiter.“
„Ich
werde niemals von dir Verlangen dein Kind auf meinen Thron zu setzten, wenn ich
irgendwann gehen werde!“ Éomer klang verbittert. „Lieber Bruder, meinst du
nicht, dass mein Sohn das gerne für dich tun wird? Wenn er in die Rolle des
Königs hineinwachsen kann, wird ihm das auch nicht so schwer fallen, wie dir!
Elfwine wird eine guter König und so würde die Verbindung mit Gondor noch
stärker!“ Die Fürstin Ithiliens strahlte ihren Bruder an und ihm blieb
nichts anderes übrig als ebenfalls zu lächeln. „Du siehst viel besser aus
wenn du lachst. Zeig nicht immer nur diese Falten zwischen deinen Augen, sie
machen dich alt!“ Éowyn begann zu kichern als der König seiner Schwester auf den
Hintern haute.
„Du bist frech, aber eine ausgezeichnete Diplomatin!“
Glorfindel hielt eine Trainingstunde mit Elladan auf dem Übungsplatz ab. Obwohl
Frieden herrschte, seit der eine Ring vernichtet wurde, stoppten die Elben ihr
Training nicht. Denn die Übungen dienten nicht alleine der Verteidigung,
gegen den Feind, sondern reinigte auch die Seele. Und Glorfindel hatte das
Gefühl sehr viel säubern zu müssen. Doch so sehr er sich Mühe gab, er bekam das
Gesicht des Menschenkönig nicht mehr aus seinem Kopf.
Die Wache vom
großen Tor kam zu den beiden Kämpfern geeilt und verbeugte sich tief vor dem
Fürst von Bruchtal und seinem Lehrmeister. „Lord Glorfindel, vor dem Tor
steht ein Mensch und bittet euch zu sehen. Ich soll euch das geben!“ Die
Wache übergab ihm eine Blüte. Glorfindel betrachtete sie in seiner offenen Hand
und war sprachlos. „Was ist das?“ fragte Elladan, der solch Blüte noch nicht
gesehen hatte. Glorfindel spürte wie sein Herz anfing zu rasen. Er schluckte
trocken, auf einmal schien alle Feuchtigkeit aus seinem Mund verschwunden zu
sein. Er räusperte sich. „Es ist eine weiße Orchidee. Sie blühen nicht
bei uns, nur tief im Süden, wo der Winter niemals Einzug hält.“
Die
Wache beobachtete neugierig den Seneschall und die Blüte in der Hand, da fiel
ihm sein Auftrag wieder ein. „Mein Lord? Darf ich den Menschen
hereinlassen?“ „Wer ist es?“ wollte Elladan wissen, er konnte seine
Neugierde kaum bremsen. Glorfindel schwieg, deshalb antwortete die Wache.
„Es ist einer vom Pferdevolk, wie ein Krieger gekleidet, jedoch ohne
Begleitung. Er hat mir seinen Namen nicht genannt.“ „Führ ihn in den
Ratssaal, ich werde ihn dort empfangen!“
Die Wache verbeugte sich und
verschwand. „Wir werden wohl später weitermachen?!“ Elladans Frage war eher
eine Feststellung, die Glorfindel nur mit einem Nicken beantwortete.
„Erzählst du mir wer es ist?“ wollte Elladan wissen. Glorfindel sah den
Sohn Elronds in die grauen Augen und behielt seine Maske der Gleichgültigkeit
auf, die er schon seit Jahren trug. „Er ist mein Fluch oder meine
Erfüllung!“ Mit diesen Worten ließ er Elladan stehen und ging ins Haus.
Zielsicher ging Glorfindel am Ratssaal vorbei und ging die Treppen
hinauf in seine Gemächer. Als er die Tür aufmachen wollte bemerkte er, dass
er noch immer die Blüte in der Hand hielt. Er wollte sich eigentlich
umziehen, raus aus seiner verschwitzten Trainingskleidung. Doch eine innere
Unruhe trieb ihn wieder die Treppe hinunter und vor den Ratssaal. Der Vanya
öffnete die Türe und er sah IHN.
Éomer hatte ihm den Rücken zugewandt,
doch er erkannte sofort die stolze Gestalt des Königs von Rohan. Der
Herrscher hatte Glorfindel noch nicht entdeckt, zu leise war dieser eingetreten.
Erst als der Lord zu reden begann drehte sich Éomer um. „König Éomer,
willkommen in Bruchtal. Was kann ich für euch tun?“ Glorfindel tat sich schwer
seine förmliche Fassade aufrecht zu erhalten, denn jeder Blinde konnte das
Leuchten in seinen Augen sehen.
Èomer trat an Glorfindel heran und
verbeugte sich förmlich. Auch seine Augen strahlten, wie zwei Sterne, die
alleine versuchten, die Nacht zu erhellen. „Lord Glorfindel.....Glorfindel.
Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Ich war dumm, nur ein dummer Junge, der
nicht nachgedacht hat. Bitte gibt mir die Chance dich von meiner Liebe zu
überzeugen. Er übergab dem Elben ein Behältnis in dem die Pflanze war, dessen
Blüte Glorfindel noch immer in der Hand hielt. „Sie soll ein Zeichen meiner
Liebe sein. Sie ist weiß, weiß wie die Unschuld und die Reinheit. Denn ich würde
gerne einen Neuanfang beginnen … mit dir!“
Mit diesen Worten verbeugte
sich der König noch einmal vor Glorfindel und lächelte ihn an, als er wieder
aufrecht stand. „Ich bin Éomer und möchte dich gerne kennen lernen und
lieben, bis zum Ende meiner Tage!“
Glorfindel sah ihn mit großen Augen
an.
Kapitel 7 -
In der Ratshalle
Glorfindel stand da und wusste nicht was er sagen sollte, nein er wusste nicht
wie er sich ausdrücken sollte. Sein Gehirn war wie leergefegt und es gelang ihm
keinen Satz zu bilden der einen Sinn ergeben hätte. Er hielt sich einfach
nur an der Pflanze fest, aus Angst er könnte umfallen.
Der Anblick
Éomers verschlug ihm den Atem. Denn er sah den einfachen Menschen vor sich,
nicht den König eines Menschenvolks und dieser Anblick ließ sein Herz schneller
schlagen. Der Vanya wagte sich einen Schritt vor, zu mehr war er jedoch
immer noch nicht in der Lage. Éomer schien verstanden zu haben, denn er kam
dem Elben entgegen.
„Éomer!“ war das Erste, was Glorfindel sagen konnte
und dieses eine Wort war mit so viel Freude, Sehnsucht und Liebe gesprochen,
dass kein Weiteres mehr nötig war.
Sie standen plötzlich ganz dicht
beisammen, niemand konnte mehr sagen, wer von beiden sich schneller bewegt
hatte. Doch ihre Lippen berührten sich und ein Kuss, der nicht enden wollte,
begann.
Schließlich trenne sich Éomer atemlos von Glorfindel und nahm
ihm die Pflanze ab. „Wir sollten sie nicht zerdrücken. Sie ist ein Zeichen
meiner Liebe!“ sagte Éomer leise, fast zärtlich. Behutsam stellte er die
Pflanze auf einen Stuhl der neben ihm stand und noch bevor Glorfindel etwas
entgegnen konnte, waren seine Lippen erneut mit einem Kuss versiegelt.
Éomer schob Glorfindel immer weiter in den Ratsaal hinein, bis sie fast
die großeTafel erreicht hatten.
Die Beiden bemerkten nicht, wie Elladan
die Tür schloss und dafür sorgte, dass niemand in den Raum gelangen konnte.
„Éomer, wir sollten....meine Gemächer...!“ brachte Glorfindel mühsam
hervor, während sie sich gegenseitig die Hemden öffneten. Èomer nippte am
Hals des Elben. „Hmmmm!“ antwortete er und öffnete einen weiteren Knopf von
Glorfindels Tunika.
Sie hatten den großen Ratstisch erreicht und mit
einer fließenden Bewegung setzte Glorfindel Éomer auf den Tisch. Der Vanya
nestelte an den Knöpfen des Hemdes des Königs, doch seine Hände waren derart
zittrig das er die Geduld verlor und mir einer einzigen Bewegung das Hemd
aufriss. Mit lautem Geklimper flogen alle Knöpfe zu Boden, doch die beiden
Männer ließen sich davon nicht stören. Éomer gab lediglich ein leises Brummen
von sich.
Mit nackten Oberkörpern drängte Glorfindel den König hinunter
auf die Tischplatte und beugte sich über ihn. Die Erregungen in ihren Hosen
rieben aneinander und ihr Liebesspiel wurde stürmischer.
Die Papiere,
Federn und Tintenfässer wurden mit wenigen Handbewegungen vom Tisch gefegt und
die Beiden krochen immer weiter in die Mitte der großen Tafel. Glorfindel
öffnete die Beinkleider des Königs und sein Zepter sprang hinaus. Neugierig
kostete er von dem, was Éomer zu bieten hatte.
„Ich ... würde
gerne..aber ...“ Der König stoppte Glorfindels Satz, noch ehe er seinen Wunsch
aussprechen konnte. Éomer zog mit einem Schwung seine Hose aus und zog ein
Fläschchen aus der Tasche. „Sandelholz!“ sagte er nur und küsste den Elben,
der nun eindeutig zu viel Kleidung trug.
Der Vanya sorgte sofort für
Gleichstand. Er bereitete seinen König und sich ausgiebig vor, so dass der ganze
Raum von dem Duft des Sandelholzes durchströmt wurde. Éomer dauerte die
Vorbereitung, mit der sich Glorfindel so unendlich Zeit ließ, zulange und er
begann sich dem Elben entgegen zudrängen. „Tu was, sonst werde ich es tun!“
brummte er, die Augenbrauen zusammengezogen und Glorfindel tat um was er gebeten
wurde.
Vor der Tür stand noch immer ein Elbenfürst und schickte alle
weg, die es wagten, der Türe zu nahe zu kommen. Ein lächeln lag auf seinen
Lippen.
Vier Tage war nun der König aus Rohan
in Bruchtal zu Besuch. Doch gesehen hatte ihn von den Elben nur wenige. Denn
Éomer und Glorfindel kamen so gut wie nicht aus den Gemächern des Lords. Sie
hatten schließlich viel nachzuholen. Selbst ihre Mahlzeiten nahmen sie auf dem
Zimmer ein. Es verlangte ihnen nicht nach der Gesellschaft anderer.
Es
war morgens, ein Diener brachte das Frühstück und stellt es wie gewöhnlich vor
Glorfindels Türe und klopfte.
Diesmal war Glorfindel an der Reihe das
Tablett hereinzubringen. Er schlang sich ein Laken um die Hüften und öffnete
die Türe. Der Diener war noch nicht fort gegangen und so sah er zu Boden und
entschuldigte sich. „Herr, es ist eine Nachricht aus Rohan eingetroffen.“
Glorfindel suchte das Tablett ab. „WO?“ fragte er nur harsch, er war müde
und hungrig. Die Nacht war anstrengend gewesen. „Hier!“ Der Diener übergab
ein Pergament, das mit dem königlichen Siegel Rohans versehen war. „Ich soll es
dem König persönlich übergeben!“ Doch ein Blick des Vanyas genügte und der
Diener verschwand, nachdem er sich verbeugt hatte.
Glorfindel schloss
die Tür, stellte das Tablett auf den Tisch und ging zum Bett um das Schreiben
Éomer zu übergeben. Der König setzte sich auf und nahm das Schreiben
entgegen. „Warum lassen sie mich nicht einmal eine Woche in Ruhe?“
beschwerte er sich und brach das Siegel.
Glorfindel setze sich auf die
Bettkante und begann Trauben von der Rispe zu zupfen uns sie Éomer und sich
abwechselnd in den Mund zu stecken.
Der König überflog das Schreiben und
ließ es auf das Bett fallen. Ein Stoßseufzer war sein einziger Kommentar.
„Was ist?“ fragte Glorfindel neugierig und angelte nach einer Erdbeere.
„Ich muss zurück. Es gibt Ärger mit dem Bergvolk!“ sagte Éomer
enttäuscht. „Wann?“ Glorfindel wusste zwar schon die Antwort, aber er hoffte
sich zu irren. „Sofort!“ Der König nahm seinem Liebhaber die Erdbeere aus
der Hand und steckte sie sich, während er aufstand, in den Mund. „Sofort? Du
kannst nicht einmal das Frühstück abwarten?“ Enttäuschung lang in Glorfindels
Worten. „Ja, mein Herz. Ich müsste schon längst in Rohan sein und es liegt
ein sehr anstrengender Ritt liegt vor mir!“ Glorfindel lächelte.
„So?...Anstrengender als letzte Nacht?“ fragte er mit einer sehr erotischen
Stimme und beugte sich zu Éomer, um ihm einen Kuss abzuverlangen.
„Glorfindel! Ich muss weg!“ Éomer klang ungeduldig „Die eine Stunde.
Darauf kann es ja wohl nicht ankommen!“ stellte Glorfindel fest.
Schweren Herzens trennte sich der König von dem Vanya und begann seine
Kleider einzusammeln. Dann kam ihm eine Idee. „Glorfindel, mein Herz,
bitte komm mit...komm mit mir nach Rohan“ seine Augen begannen zu leuchten.
„Jetzt?“ „Ja natürlich jetzt, jetzt und für immer!“ Glorfindel sah
ihn mit großen Augen an. „Jetzt und für immer? Muss es alles so schnell
gehen? Ich kann hier nicht alles liegen und stehen lassen! Ich habe hier eine
Aufgabe zu erfüllen! Warum bleibst du nicht?“ Glorfindel ärgerte sich selbst
über dieser Dummen frage.
Éomers Enttäuschung war ihm ins Gesicht
geschrieben. „Ich bin König! Ich habe es mir nicht ausgesucht, aber ich
werde mein Volk führen, so gut es mir möglich ist! Ich werde niemals meine
Interessen über die meines Volkes stellen.“
Der König zog sich seinen
einfachen Waffenrock über und trat an die Tür. Er drehte sich noch einmal um
sah in das verwirrte Gesicht des Elben. „Kommst du mit mir?“ bat Éomer ein
letztes Mal. „Ich kann nicht!“ flüstere Glorfindel und sah zu, wie der Mann,
den er mehr liebte als sein Leben, aus seinen Gemächern trat.
Kapitel 8 -
Bad
Elladan stand im Türrahmen und beobachtete Glorfindel, der zum wiederholten Mal
seine diversen Öle und Seifen in ein Regal sortierte, wieder ausräumte und von
vorne begann. Das tat er solange, bis eines der Fläschchen zu Boden fiel und
den blonden Elben aus seinen Gedanken riss.
Sofort breitete sich der
Duft von Rosen im Raum aus und Elladan schüttelte den Kopf. „Du solltest
deine Habe einpacken und endlich verschwinden!“, sagte der Fürst von Bruchtal
und verschränkte die Arme. „Es gibt für dich hier nichts mehr, das dich an
Bruchtal bindet! Geh nach Rohan!“ Elladans Stimme war bestimmend und doch
liebevoll, wie die seines Vaters immer war.
Glorfindel bückte sich und
hob die Scherben auf. Ohne zum Freund aufzusehen antwortete er: „Die Grenzen
müssen gesichert sein, es gibt noch genügend Feinde, die uns bedrohen könnten.
Die Krieger brauchen einen Führer. Jemand muss die Wachen einteilen, die
Ausbildung übernehmen. Ich kann euch nicht…..!“ „Doch du kannst! Glorfindel,
Elrohir hat diese Aufgabe übernommen, solange du nicht da warst. Er wird es auch
künftig tun. Du bist außerdem nicht aus der Welt. Rohan ist ein paar Tagesritte
von Bruchtal entfernt. Es ist nicht Valinor! Geh, geh zu deinem König. Er hat
nicht die Ewigkeit Zeit!“ unterbrach Elladan den Vanya
Glorfindel sah zu
der weißen Orchidee die am Fenster, neben dem großen Bett stand. Sie blühte so
wunderbar und doch wollte sie keine neue Knospe bekommen. „Er ist schon
fort!“ stellte er leise fest.
Elladan schüttelte den Kopf. „Er ist
gestern geritten. Wenn du dich beeilst, wirst du ihn noch einholen!“
……
Éomer ritt drei Tage lang ohne eine Pause, bis schließlich sein Pferd
Ruhe benötigte. Er ließ das Tier grasen während er selbst an einem kleinen Bach
seinen Durst stillte. Seinen leeren Magen füllte er mit Elbenbrot, das man ihm
in Bruchtal mitgab.
Schließlich legte sich der König unter einen Baum
und ruhte ebenfalls etwas aus. Seine Gedanken führten ihn zu dem, den er so
liebte, doch der ihn erneut vor den Kopf gestoßen hatte. Éomer fragte sich immer
wieder warum Glorfindel ihn nicht begleiten wollte und warum er sich so wehrte
ihm nach Rohan zu folgen. Dann schwenkten seine Gedanken um. War er, Éomer,
zu anmaßend? Konnte er von Glorfindel verlangen seine Heimat, seine Freunde und
sein Volk zu verlassen? Das Ganze nur um König zu sein? Er wollte niemals ein
Herrscher werden und nun gab er endgültig alles für seine Position auf.
„Es ist deine Pflicht, dein Volk zu führen! Es ist deine Aufgabe es zu
schützen und eigene Bedürfnisse haben hinten anzustehen“ schrie sein Gewissen.
Es dauerte nicht lange, da viel Éomer in einen tiefen traumlosen Schlaf, der
ihm neue Kraft für den Rest der Reise schenken sollte.
Mitten in der
Nacht, als der Mond schon hoch am Himmel war, stand des Königs Pferd neben
seinem Herrn und schien darauf zu warten, dass er aus seinem Schlaf erwachte.
Es sah kurz auf, als ihm eine Hand entgegengestreckt wurde. Ein Fremder
trat an den Hengst heran und strich über seine Blesse.
Der Fremde
betrachtete den schlafenden König und lächelte.
Éomer musste gespürt
haben, dass er beobachtet wurde, denn er öffnete die Augen. Sofort stand er mit
gezogenem Schwert da, doch er konnte niemanden sehen. Er schüttelte den
Kopf, steckte sein Schwert weg und strich über das Fell seines Hengstes.
„Ich muss wohl geträumt haben!“ sagte er zu dem Tier und schüttelte den
Kopf. „Lass uns schnell nach Hause kommen!“
Einige Tage später wurde der König
schon weit vor den Stadttoren Edoras erwartet. Gamling persönlich geleitete
Éomer zurück zur Goldenen Halle, in der er schon erwartet wurde.
„Bruderherz! Du hast dir aber Zeit gelassen!“ Éowyn rannte ihrem Bruder
entgegen und fiel ihm um den Hals. Ehe er sich versah, hatte sie ihm den Helm
abgenommen und ein dicken Kuss auf die Wange gedrückt. „Komm! Du solltest
erst einmal ausruhen!“ sie versuchte den König in seine Gemächer zu zerren, doch
Éomer befreite sich aus ihrem Griff. „Wo sind die Gefangenen?“ Er sah sich
suchend nach Gamling um der sich jedoch schon zurückgezogen hatte. „Das
Bergvolk wartet bis morgen, keine Sorge. Du solltest dich ausruhen. Nimm ein
Bad! Du siehst furchtbar aus, man könnte meinen du seihst ein Waldläufer…so
schmutzig und verschwitzt. So wirst du keine diplomatische Mission erfolgreich
führen können.“ Éomer achtete gar nicht auf das Strahlen in den Augen seiner
Schwester, sondern ließ sich einfach bereitwillig mitziehen.
Éowyn zog
ihn bis vor das Badezimmer und stieß ihn regelrecht hinein. „So, nun viel
Spaß!“ sagte sie lächelnd und Éomer ging kopfschüttelnd durch die Türe.
„Vergiss nicht hinter den Ohren zu waschen!“ rief Éowyn ihm noch nach,
während der König die Türe schloss.
Der Raum war mit vielen Kerzen
beleuchtet. Die große Badewanne war gefüllt mit heißem Wasser, das konnte Éomer
daran erkennen, das der Dampf aufstieg und er kaum etwas erkennen konnte.
Er begann seine leichte Rüstung auszuziehen, als er im Augenwinkel einen
Schatten wahrnahm. Sofort nahm er sein Schwert, das er auf einen Stuhl
gelegt hatte.
Sein Blick fiel auf eine Pflanze, die neben der Wanne auf
einem Hocker stand. Weiß und wunderschön war sie.
Éomer ließ sein
Schwert achtlos zu Boden fallen. „Glorfindel!“ hauchte er. Seine Stimme
zitterte und nur langsam wagte er sich näher an die Badewanne, die im Dunst des
heißen Badewassers lag. „Éomer, König! Schön dass du auch endlich ankommst!
Ich habe ja schon gar nicht mehr mit dir gerechnet. Sieh meine Haut wird schon
ganz schrumpelig!“
Der König glaubte seinen Augen nicht zu trauen. In
der Badewanne lag ein sehr nackter, blonder Elb, der einen Schwamm in der Hand
hielt und ihn anlächelte.
„Glorfindel!“ Éomer hatte das Gefühl in einem
Traum zu sein.
„So ist mein Name, Éomer!“ antwortete der Elb amüsiert
„Glorfindel, wo kommst du her? Ich bin abgereist…Du bist in Bruchtal
geblieben! Du kannst doch nicht schneller sein als ein Rohirrim?“ Éomers
Verwirrung ließ ihn vergessen, dass er dabei war sich auszuziehen. Er starrte
einfach immer nur auf den Elben in seiner Badewanne.
„Ich habe ein
gutes, treues Pferd. Aber ich benötigte 3 Tage um dich einzuholen. Nun bin ich
hier…und du dort.. mit viel zu viel an! Möchtest du mir nicht Gesellschaft
leisten? Du siehst nicht gerade taufrisch aus!“ stellte Glorfindel fest und
lächelte. Sein einziger Wunsch war es, den Menschenkönig in den Armen zu halten
und zu verführen, jetzt auf der Stelle!
„Du bist zu mir gekommen! Du
bist in Rohan! Du bist mir gefolgt? Du willst mich besuchen? Du hast….“
Glorfindel schüttelte den Kopf und unterbrach Éomers Monolog.
„Ich bin
nicht zu Besuch! Ich werde bei dir bleiben, solange du mich haben willst!“
erklärte Glorfindel und lächelte. Seine Stimme war derart überzeugend, das Éomer
sich nicht einmal Gedanken über die Bedeutung machte, sondern einfach in die
Wanne sprang, den Elben zu sich hinzog und derart leidenschaftlich küsste, das
ihnen bald die Luft weg blieb.
Es dauerte eine Ewigkeit, bis die Beiden
die nasse Lederrüstung und die restliche Kleidung von Éomers Körper geschält
hatten. Doch als dies endlich geschafft war, lagen sich die beiden Männer in den
Armen und versuchten so viel wie möglich vom jeweils anderen zu spüren.
Ihre Lust stieg ins unermessliche und sie liebten sich voller
Leidenschaft und Verlagen, bis sie schließlich erschöpft und erfüllt beieinander
lagen. Glorfindel hatte sich an Éomers Brust gelehnt und spielte mit dem blonden
Haar des Königs.
Éomer strich mit den Fingerkuppen über Gorfindels Brust
und hielt die Augen geschlossen. Selten hatte er sich so wohl gefühlt. Er atmete
tief ein und der Duft des Badewassers stieg ihm das erste Mal bewusst in die
Nase.
Sandelholz
Der Duft weckte Erinnerungen, Erinnerungen an
seine wohlbehütete Kindheit. Thengel! Er musste lächeln bei dem Gedanken an
seinen Großvater und er sprach seine Empfindungen laut aus. „Das Sandelholz
erinnert mich an…“ er stoppte und räusperte sich. Er sollte lieber seine
Gedanken in diesem Fall für sich behalten, beschloss er. Es würde Glorfindel
sicher nicht gefallen, mit seinem Ahn verglichen zu werden. Obwohl er als Elb
sicher tausende von Jahren älter war als alle seine Vorfahren. „Was ist mit
dem Sandelholz?“ wollte Glorfindel wissen. „Ach nichts..es erinnert mich an
dich…das ist alles mein Herz!“
Kapitel 9 -
Sanftestes Wesen Mittelerdes
Glorfindel zog gelangweilt durch Edoras. Die Bewohner zeigten ihre
Ehrerbietungen und Respekt für den Elben. Längst hatten die Menschen Rohans den
Gefährten ihres Königs ins Herz geschlossen, war er doch bis hin zur Westfolt
bekannt, als das sanfteste Wesen Mittelerdes.
Denn nie hörte man ein
böses Wort aus dem schönen Munde, oder sah man gar, dass er seine Hand erhob, um
Schmerz zuzufügen. Nein der blonde Elb aus dem Norden wurde geliebt, für seine
ruhige und sanfte Art.
Glorfindel stand mit Rat und Tat dem König als
Truchsess zur Seite. Doch viel zu oft war der König in Staatsangelegenheiten
alleine unterwegs. Denn solange er abwesend war, sollte Glorfindel über das Volk
schützend seine Hand legen. Nun war es so, dass in den ersten Jahren nach
dem Krieg, kaum etwas zu schützen gab, da der Feind sich noch immer, geschlagen,
die Wunden leckte und der Westen im Frieden lag.
Nach dem Glorfindel
alle Ecken Edoras abgeschritten hatte kehrte er nach Meduseld zurück. Er saß
alleine an der großen Tafel und aß zu Abend. Doch es wollte ihm nicht recht
schmecken. ‚Das sanfte Wesen hat keinen Hunger!’ sagte er zu sich und sprang
wütend auf. Wussten sie nicht, dass ER der Balrog-Schlächter war, dass er
schon in größeren Schlachten gekämpft hatte, als sich die Bewohner Rohans
überhaupt vorstellen konnte? Er hatte vor Morgoth gestanden und vor Sauron. Er
ein sanftes Wesen? Wie lange sollte er diese Beleidigung noch ertragen?
Abrupt stand er auf und verließ die Tafel. Er achtete nicht auf den
Kelch der umgefallen war, auch nicht auf die Diener und Berater, die um ihn
herum standen und ihm überrascht nachsahen. Er wollte seine Ruhe.
Ziellos und alleine ging er durch die Gänge der Goldenen Halle, bis er
schließlich die Treppen hinunter in die Kellergewölbe fand. „WEIN! Das ist
jetzt genau das, was ich brauche! VIEL WEIN!“ sagte er laut und suchte die Räume
ab. Schließlich fand er, nach was er suchte: Den Weinkeller.
Glorfindel suchte sich 3 verschiedene Flaschen heraus und wollte sich
auf den Rückweg machen, als ihn eine Tür neugierig machte. Sie war mit
vielen Schnitzereien verziert, die alle möglichen Schlachtszenen darstellte. Der
Vanya versuchte die Türe zu öffnen, doch sie war verschlossen.
Nun er
war der Truchsess und hatte deshalb die Schlüssel zu allen Räumen, die
verschlossen waren. Er zog den Bund hervor und versuchte einen Schlüssel nach
dem anderen. Doch keiner wollte passen. Resigniert hob Glorfindel die
Schultern und wollte weiter gehen als er Schritte vernahm.
Es waren
leise Schritte, kein Mensch hätte sie gehört, doch er war ein Elb. Seine Augen
verengten sich und Wut stieg in ihm auf. Konnte man ihn nicht einmal eine halbe
Stunde alleine lassen?
Doch als er sah wer um die Ecke gebogen kam,
begannen seinen Augen zu Leuchten. „Éomer!“ flüsterte Glorfindel und der
König lächelte. „Mein lieber Truchsess… Ich suche dich schon überall! Kann
es sein, dass du das hier suchst?“ Mit diesen Worten holte Éomer einen
Schlüssel hervor. Glorfindel war sprachlos.
Als Éomer die Türe
aufschloss und mit einer Fackel den Raum erhellte konnte der Vanya erstrecht
nichts mehr sagen. Er war einfach nur beeindruckt über die Ausstattung des
Raumes, der scheinbar nur einem Ziel diente…
„Nun mein geliebter Elb!
Zeig mir, dass du ganz und gar nicht das sanfteste Wesens Mittelerdes bist.
Hier gibt es wahrlich genug Spielzeug!“
Und Glorfindels Augen
begannen noch mehr zu leuchten.
Kapitel 10 -
Hochzeitsvorbereitungen
Edoras war herausgeputzt wie selten, denn der König lud zur Hochzeit. Etliche
Monate hatte es gedauert, bis König Éomer und Glorfindel einig waren, wann und
wie die Feier von statten gehen sollte. Einig waren sie sich darüber, dass sie
keine Freunde großer, ausschweifender Feste waren.
Da jedoch Éomer
Verpflichtungen als König zu erfüllen hatte, gingen sie den Kompromiss ein, nur
die Personen einzuladen, die die höfische Etikette verlangte.
Nun saßen
die beiden gemeinsam im Arbeitszimmer des Königs und diskutierten die Gästeliste
und den letzten Ablaufplan durch.
„Ist das dein Ernst?“, fragte
Glorfindel und schob sich eine Weintraube in den Mund. „Du kannst doch nicht
ernsthaft vorhaben einen Tanzabend zu geben! Du hasst das doch selbst!“
Èomer sah seinen Elben an und seufzte. „Es steht aber im Protokoll und
Éowyn hat das ganze festliche Brimborium schon vorbereiten lassen. Sie hat sogar
Musiker aus Minas Tirith heran zitiert.
„Warum sitzen wir hier überhaupt
noch zusammen wenn deine Schwester schon alles organisiert hat?“, fragte
Glorfindel sichtlich erbost und wünschte sich insgeheim dieser ganze Alptraum
möge bald enden. Der König legte seine Feder beiseite. Am liebsten hätte er
seinen künftigen Gemahl für diese Äußerung gerügt, doch er wusste wie
aufgerieben sein Vanya bereits war und schluckte seinen eigenen Ärger hinunter.
Er lächelte sein Gegenüber an und nahm dessen Hand.
„Du willst doch
nicht ernsthaft, dass meine Schwester die Goldene Halle in einen Ballsaal
verwandelt? Sie hat sogar nach Stoffen gefragt um die Wände abzuhängen! Stell
dir das mal vor!“ Sein herzerfrischendes Lachen bliesen Glorfindels trübe
Gedanken weg. Der Elb verdrehte seine Augen und lächelte zurück. „Womöglich
noch in zartem Rose!“
Beide mussten lachen und Éomer zog seinen
Truchsess über den Tisch hinweg zu sich heran. Sie küssten sich
leidenschaftlich und Glorfindel kletterte katzenhaft über den Arbeitstisch, ohne
dass sich ihre Lippen trennten. Der Vanya setzte sich auf den Schoß des
Königs und konnte, trotz der dicken Lederhose, die der König zu tragen pflegte,
dessen Erregung spüren. „Du scheinst mir etwas abgelenkt mein König!“,
hauchte Glorfindel und genoss es, die Hände Éomers auf seinem Rücken zu spüren.
„Die Frage lautet wer hier wen ablenkt!“, sagte Èomer und öffnete den
Verschluss Glorfindels Tunika. „Ja genau!“, stelle der Elb fest und beide
waren sich einig, dass die Organisation der Hochzeit warten konnte.
...
Die Halle lag im Dunkel der Nacht. Nur die Glut der Feuerkörbe gab etwas
Licht. Auf der Treppe zum Thron saß eine Gestalt, ein Mensch hätte ihn sicher
nicht gesehen, doch an dem großen Tor gegenüber stand kein Mensch.
Er
trat langsam auf die Stufen zu und setzte sich neben die Gestalt. „Du
solltest schlafen!“, stellte der dunkelhaarige Elb fest. „Ich bin nicht müde
und will nachdenken, lass mich bitte alleine, Elrond!“, bat der Blonde.
„Bekommst du schon wieder kalte Füße Glorfindel? Denkst du, du hast nicht
die richtige Wahl getroffen? Dich an einen Sterblichen zu binden ist eine
schwerwiegende Entscheidung! Du gibst damit dein unsterbliches Leben in
Mittelerde auf. Du opferst dein Leben ein zweites Mal für jemanden, den du
liebst!“, sagte Elrond und betrachtete den Saal, der bereits für die Hochzeit
geschmückt war.
Glorfindel schüttelte den Kopf. „Nein, bestimmt nicht.
Nichts gebe ich lieber als meine sterbliche Seele für den, den ich liebe.“ Er
spielte an dem Ring an seinem Finger. Dem Ring, den er von Èomer erhalten hatte
als sie beschlossen, den Bund einzugehen. Seine Gedanken schweiften zurück
an den Ort, an dem sie waren bevor Elrond ihn störte.
Éomer
Erst als der Bruchtalfürst ihn erneut
ansprach reagierte Glorfindel und sah Elrond fragend an. Er hatte beim ersten
Mal nicht einmal bemerkt, dass er angesprochen wurde. „Ich habe dich
gefragt, was dich dazu veranlasst in der Nacht vor deiner Hochzeit alleine in
Meduseld zu sitzen und nicht einmal die Schönheit des Saales wahrzunehmen!“
Und in der Tat war die Goldene Halle herausgeputzt wie selten. Alles war
in Weiß und Gold gehalten. Banner aller Völker Mittelerdes waren hoch oben
am Giebel entlang aufgehängt. An den Wänden waren die Banner Rohans und des
Hauses der Goldenen Blume Gondolins, immer im Wechsel aufgestellt. Der Wind
spielte mit den zarten Stoffen, aus denen die Banner und Flaggen gefertigt
wurden.
Die Tische waren mit weißen Orchideen geschmückt, die auch rund
um den Thron und dem Platz des Truchsess angebracht waren. Der Raum war gefüllt
von ihrem Duft.
„Ich weiß nicht ob ich der Richtige bin, für Éomer.
Er hat jemand verdient, der sich für ihn opfert, jemand der ihm alles gibt,
jemanden seines Volkes, jemand der mit ihm alt werden kann, so wie es Menschen
nun mal tun. Wird er mich überhaupt lieben können wenn er immer älter wird
und ich…ich immer so bleibe wie ich bin. Menschen entwickeln sich weiter, wir
nicht. Wird er mich lieben wenn seine Haut faltig wird und sein
wunderschönes blondes Haar zu stolzem Grau? Werde ich ihm nicht einfach lästig
wie ein hübsches Anhängsel? Wenn er mich verstößt werde ich nicht bei ihm
sein können wenn er eines Tages seinen letzten Atemzug macht, wie soll ich so
weiter existieren?“, sprudelte es aus Glorfindel heraus und all seine
Verwirrungen und Zweifel machten sich Platz in zwei Tränen die seine stolzen
blauen Augen verließen.
„Ich werde dich lieben bis in alle Ewigkeiten.
Ich werde meine Liebe zu dir in die Hallen meiner Vorväter nehmen und ich möchte
nicht sterben ohne dich an meiner Seite zu wissen, mein schöner stolzer
Elbenfürst!“
Überrascht drehte sich Glorfindel um. Elrond stand auf und
lächelte Éomer zufrieden zu, der neben der Tür zu seinen Gemächern stand,
bekleidet nur mit einer locker verschlossenen Hose. „Ich werde zu den Zelten
gehen und nach meinen Söhnen sehen, die haben sicherlich einigen Unfug im Sinn,
den es gilt in die richtigen Bahnen zu lenken!“, erklärte Elrond und verließ
zügig die Halle durch das Haupttor, sich bewusst, dass die Zurückgebliebenen ihm
nicht zugehört hatten.
Éomer ging auf Glorfindel zu, der bereits
aufgestanden war. Nun standen sich die beiden Männer gegenüber und man
konnte förmlich die Liebe spüren, die von den beiden ausging.
Der König
von Rohan wischte die beiden Tränen von Glorfindels Wange. „Ich liebe dich
Glorfindel, Fürst des Hauses der goldenen Blume von Gondolin, Balrogschlächter,
Heerführer in unzählige Schlachten. Aber noch viel mehr liebe ich dich, mein
Gefährte, derjenige, der mich zum Lachen bringt, dem es gelingt mein Herz zu
erweichen nur mit seinen Gesängen, der mir zeigt wie schön ein Sonnenaufgang
sein kann, der mir zeigt was es heißt ein Mann zu sein, der mich in meine
Schranken weisen kann, demjenigen, dem ich mein Herz in die Hände gegeben hab.“
Éomers Augen strahlen soviel Liebe und Zuversicht aus, dass man kaum glauben
mochte er sei einer der größten Kriegsfürsten Mittelerdes.
Und ihm
gegenüber stand ein stolzer Elb, dessen langes blondes Haar in der leichten
Sommerbrise wehte. Dessen Augen die Ewigkeit zu beherbergen schienen und die
doch nur von Liebe sprachen.
„Èomer, Liebster, du solltest jemanden
nehmen, der dir nicht ständig widerspricht und ein gewissenhafter Untertan
ist!“, sagte Glorfindel mit leiser Stimme. „Nein, mein Herz, ich habe genug
Untertanen. Ich brauche ein Gefährten, einen Geliebten, einen der mir Rat gibt,
der mir zeigt, dass ich nicht unfehlbar bin. Ich brauch nur DICH!“
Und
es schien, dass es auf einmal heller wurde in der dunklen Halle von Meduseld,
während sich ihre Lippen zu einem alles verbindenden Kuss trafen und ihre Seelen
verschmolzen, obwohl das Fest noch gar nicht begonnen hatte.
Epilog
Éomer lag in seinem Bett. Sein Kopf lag gebettet auf vielen Kissen. Eine Gold
durchwobene Decke hüllte seinen Körper ein. Die Augen des Königs waren
geschlossen, er schlief. Neben ihm lag Glorfindel, er beobachtete jede noch
so kleine Bewegung seines Gemahls.
Wie gut er den Köper des Liebsten
kannte. 63 Jahre war ihnen vergönnt miteinander leben zu dürfen und nur wenige
Zeit waren sie davon getrennt gewesen. Der König und sein Truchsess waren
ein unzertrennliches Paar, das stets versuchte soviel Zeit miteinander zu
verbringen, wie es die Staatgeschäfte eben zuließen. Als Éomer vor zehn
Jahren dann die Regierung des Landes an seinen Neffen Elfwine übergab, genossen
die beiden jede gemeinsame Minute.
Glorfindel war sich bewusst, dass ihn
Éomer bald verlassen würde. Lange hatten sie sich darauf vorbereitet und doch
war es unsagbar schmerzhaft und sein Herz drohte zu bersten.
Es kamen
ihm Erinnerungen in den Sinn, Erinnerung an ein erfülltes Leben, das nicht immer
einfach war. Leidenschaftliche Auseinandersetzungen hatte es gegeben und noch
mehr noch leidenschaftlichere Versöhnungen.
Er erinnerte sich noch gut
an einen der schönsten Tage seines unsterblichen Lebens, als er den Bund mit
seinem König aus Rohan einging. Die Zeremonie, die nach den Bräuchen Éomers
Vorväter abgehalten wurde. Glorfindel konnte noch immer das Flattern in
seinem Bauch spüren, als er seinem stolzen König gegenüberstand. In seiner
glänzenden Rüstung strahlte er die Würde seiner Vorväter aus.
Doch auch
Glorfindel musste sich nicht verstecken. In seiner goldenen Rüstung war er nicht
minder erhaben. Die Zeichen seines Hauses und die Symbole Rohans vereint,
ergaben eine perfekte Symbiose und beide Banner wehten von diesem Tage an über
den Häusern Edoras.
Drei Tage lang wurde in ganz Rohan gefeiert und als
Glorfindel an das Fest dachte musste er lächeln. Wie sehr hatten beide doch
versucht sich von ihrem Fest davonzustehlen. Doch immer wieder kam eine wichtige
Persönlichkeit und vereitelte die Flucht. Eins jedoch gelang ihnen: Sie
mussten nicht tanzen, denn viel zu sehr wurden sie in Gespräche verwickelt.
Hin und wieder konnten sich die beiden wenigstens verliebte Blicke
zuwerfen, denn mal ließ sie eigentlich nie alleine.
Éowyn hatte
irgendwann ein Einsehen mit dem Brautpaar und es gelang ihr, mit Hilfe Faramirs
und König Elessars die beiden zu entführen.
Éomers Schwester hatte
einiges vorbereitet.
Glorfindel und sein Gemahl wurden hinaus in die
Grassteppen Rohans geführt. Dort, in der Einsamkeit der Ebene, stand ein großes
Zelt. Überrascht sahen sich die beiden Frischvermählten an. Doch ohne eine
Erklärung abzugeben schob Éowyn die beiden in das Zelt und verschwand sofort mit
den Wachen, die seither das Lager beschützten.
Die Fürstin war der
Meinung, dass die zwei Männer alt genug seien um auf sich selbst aufzupassen,
außerdem herrschte Frieden.
Das Brautpaar sah sich in dem Zelt um.
Der ideale Ort um die Hochzeitsnacht zu verbringen. Ein großes Lager war
hergerichtet, mit unzähligen Fellen bedeckt. In der Mitte des Zeltes,
prasselte ein kleines Feuer, dessen kaum merklicher Rauch durch eine Öffnung an
der Zeltspitze abzog.
Auf einem niedrigen Tisch, in Griffweite des
Lagers, waren unzählige Speisen aufgebahrt. Von gebratenem Fleisch bis zu
den kleinen süßen Erdbeeren von den Südhängen Gondors, gab es genauso, wie die
verschiedensten Weinsorten und klares Wasser.
Auf einem
Beistelltischchen stand ein Korb, gefüllt mir unzähligen Blütenblättern und
einigen Phiolen mit betörend duftenden Ölen.
„Wir werden wohl mehr als
diese Nacht benötigen um all die guten Dinge auszuprobieren!“, sagte Glorfindel
und lächelte noch etwas mehr, als er die leuchtenden Augen Éomers sah.
„Was wollen wir ausprobieren?“, hörte Glorfindel die leise Stimme
seines Gemahls und riss ihn aus den Erinnerungen.
Liebevoll
streichelt er über das graue Haar seines Gemahls. „Wir sollten noch einmal
diese Ölmischung ausprobieren, die von unserer Hochzeitsnacht in Rohan.
Erinnerst du dich?“, fragte Glorfindel und küsste Éomer auf die Stirn.
Éomer lächelte. „Sicher erinnere ich mich. Der Geruch von Sandelholz,
Orangenöl und Vanille hängt mir immer noch in der Nase. Warum haben wir das
nicht öfters gemischt?“, fragte der alte König und hustete. Das Atmen fiel
im schwer und das Lachen strengte ihn sehr an.
„Ssshhh...Liebster. Ganz
ruhig! Ich werde es besorgen und du bleibst so lange hier!“, sagte Glorfindel
und stand auf. Doch Éomer hielt ihn fest, sodass Glorfindel sich neben
seinen König auf das Bett zurücksetzte.
„Bitte geh nicht! Halt mich!“,
hauchte Éomer und Glorfindel legte seine Hand auf Éomers Wange. „Ich werde dich
niemals verlassen! Ich bleibe bei dir für immer!“ Éomer schüttelte den Kopf.
„Nein! Du weißt, dass du mich nicht begleiten kannst zu meinen Vorvätern!“,
sagte der König mit zitternder Stimme. „Ich werde dich nicht verlassen. Du
weißt es. Ich gehe, wenn du gehst. Wenn Eru uns gnädig ist wird er mich zu dir
führen!“, erklärte Glorfindel mit fester Stimme.
„So wird es nicht
laufen, Glorfindel. Das weißt du, das wussten wir von Anfang an!“, streng sah
Éomer den Vanya an. Trotzig wie ein kleines Kind verzog Glorfindel sein
Gesicht. „ICH kann nicht ohne dich sein. Ich will es nicht!“, flüsterte
Glorfindel und obwohl er sich geschworen hatte stark zu sein, rannen Tränen über
sein ebenmäßiges Gesicht.
„Glorfindel... Liebster... dir ist ein
unsterbliches Leben geschenkt! Nutze es... Solange ich weiß, dass du lebst, wird
auch unsere Liebe leben... Solange du mich in deinem Herzen trägst wird auch ein
Stück von mir unsterblich!.....Bitte .... versprich... es... mir...“, flehte
Éomer mit seiner letzen Kraft.
Die Tränen des Elben rannen nun
unaufhörlich und tropften auf den Arm des Königs, der sich versuchte
aufzubäumen. Doch die Kraft war aus ihm gewichen.
Glorfindel nahm seinen
Geliebten in die Arme und küsste ihn zärtlich. „Wenn es denn dein Wunsch
ist.....aber...!“, doch Éomer unterbrach ihn. „Es ist mein letzter
Wunsch..... mein stolzer Krieger...Ich...liebe.......dich...................!“
Éomer sah das letzte Mal in das wunderschöne Gesicht seines Gemahl.
„Ich werde dich ewig lieben mein stolzer Pferdeherr!“, hauchte Glorfindel
und Eomer nahm den Anblick des Vanyas und dessen Worte mit in das Haus seiner
Vorväter, wo er bereits erwartet wurde.
....
Eine Woche nach den
Trauerfeierlichkeiten verließ Glorfindel von Gondolin zum letzten Mal
Mittelerde. An den Grauen Anfurten wartete bereits ein Schiff, das ihn nach
Valinor brachte.
Dort lebte er mit all seinen Freunden glücklich und
zufrieden, konnte sich Jahrtausende später wieder verlieben. Aber sein König
blieb in seinem Herzen für alle Zeiten.
Das konnte jeder sehen, der ihn
gut kannte. Denn von Zeit zu Zeit sah man Glorfindel, wenn er mit seinen weißen
Orchideen sprach, die er so liebevoll pflegte. „Unsterblich ist unsere
Liebe, genauso wie du es mir gesagt hast, mein Pferdeherr!“
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