Titel: Wenn die Blätter fallen - 16/? - Es geht voran
Autor: S.E.

Anmerkung:
Ich muss dabei an einen Refrain eines meiner Lieblingslieder denken:
I belive in miracles, they happend every day,
In your armes a dream comes true for me
In diesem Sinne
Viel Vergnügen beim nächsten Kapitel



"Was in Isildurs Namen geht hier vor?" fragte Aragorn und trat ins Zimmer des Elben.

Boromir folgte dem König und starrte mit Entsetzen auf seinen Vater, der mit einer Peitsche in der einen und einem Dolch in der anderen Hand dastand.
"Vater!" rief der Sohn des Truchsess fassungslos.
 
Denethor legte den Dolch und die Peitsche auf den Boden und griff nach einem Tuch um sich das Blut von den Armen zu wischen.
"Mein König! Ich habe den ungehorsamen Elben bestrafen müssen. Er wird es nie lernen! Er hat die Hand gegen mich erhoben!" erklärte er und grinste diabolisch. "Ich denke, es ist mir gelungen! Seht nur, er hat aufgehört sich zu wehren!"
"Was hast du mit ihm gemacht?" fragte Aragorn erbost.
"Ich habe nur überprüfen wollen, ob er Schmerzen empfindet. Schließlich sollte er seine Strafe ja auch spüren können. Er ist nicht wirklich verletzt!", erklärte Denethor völlig gelassen.
"Vater! Nicht verletzt? Sein ganzer Körper ist mit Stichwunden übersät. Er ist tot!"
 
Aragorn beugte sich über den blutüberströmten Elben. Er hatte die Augen offen und starrte ihn an. Der Blick ließ den König erschaudern.
"Schaff einen Heiler her, Boromir!", befahl Aragorn
 
Der junge Sohn des Truchsess' machte sich sofort auf den Weg. Aragorn stand auf und stellte sich vor Denethor. Er schüttelte den Kopf und stieß mit dem Fuß die Peitsche zur Seite.
"Denethor! Wir sind Freunde, schon seit deiner Kindheit! Warum musst du immer übertreiben? Ich hab dir den Elben zum Spielen gegeben, aber ich habe dich so oft gewarnt. Aber das hier setzt allem die Krone auf! Ich werde dir den Elben wegnehmen müssen, so leid es mir tut. Ich will nicht, dass er verreckt wie die anderen. Hat der Tod deiner Frau dich nichts gelehrt?" Aragorn schüttelte den Kopf.
"Aber mein König, er ist doch nicht tot! Er ist nur betäubt, die Spinne, das Gift! Es ist so schön! Er ist so schön. Bitte nehmt ihn mir nicht weg. Ich werde ihn auch in Ruhe lassen, bis er geheilt ist!", bettelte Denethor.
"Ja das wird auch geschehen, er wird geheilt werden, wenn er überlebt! Du hättest das Gift an einem der niederen Sklaven ausprobieren sollen. Schließlich haben wir jetzt genug Elbensklaven in der Stadt!", stellte Aragorn fest.
"Ich hab es an Elben getestet. Nur einer von vieren ist eingegangen. Alle anderen waren nach einer Woche wieder fähig ihre Arbeit zu verrichten!"
"Denethor, es ist mir gleich. Boromir bekommt den Elben. Er wird sein Eigentum und DU wirst ihn nicht mehr anfassen! Ist das klar?", wollte Aragorn wissen.
"Boromir? Dieser Nichtsnutz? Er hat nichts geleistet um dies zu verdienen. Glorfindel ist mein! Gebt ihn notfalls Faramir, bis er geheilt ist!"
"Boromir hat meinem Sohn das Leben gerettet! Er hat mehr verdient als einen halbtoten Sklaven, aber er wollte nicht mehr!" Aragorn grinste fies. "Aber wenn er so dämlich ist, bekommt er auch nur einen halbtoten Sklaven! DU lässt die Finger von beiden!"
 
Denethor konnte die Wut in Aragorns Augen sehen und wagte keinen Widerspruch. Es würde die Zeit kommen, da würde sein Spielzeug auch wieder seines sein.
"Wie Ihr wünscht, mein König!" sagte er nur und verbeugte sich tief vor seinem Herrscher.
 
Boromir kam mit Hildur, dem Heiler, dem er am meisten vertraute, herein. Dieser begann sofort mit der Untersuchung Glorfindels.
Aragorn sah dem Heiler kurze Zeit zu und wurde schließlich unruhig.
"Wie sieht es aus? Überlebt er? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit! Mein Sohn und die Königin warten auf mich!"
Der Heiler nickte dem König zu. "Herr, der Elb hat viel Blut verloren. Ich kann Euch nicht sagen ob er es überleben wird!"
"Dann tu dein Bestes, wenn dir dein Leben lieb ist!" Der scharfe Tonfall, ließ alle Anwesenden zusammenfahren. Dann rauschte Aragorn davon.
 
..
 
Glorfindel spürte den leichten Luftzug auf seiner Haut. Er konnte den Truchsess zwar nicht sehen, aber es war im klar, dass er sich über ihn gebeugt hatte.
"So Goldlöckchen. Du willst mir nicht antworten? Dann werde ich mal sehen wie empfindlich du bist, mit dem Gift in deinem Körper!"
 
Glorfindel konnte jeden einzelnen Stich spüren, das Brennen, den pochenden Schmerz. Doch es war ihm nicht möglich zu schreien. Wie gerne wäre er ihn Ohnmacht gefallen.
"So jetzt werde ich dich erst einmal ...." Denethor stoppte und Glorfindel konnte hören warum der Truchsess von ihm plötzlich abließ.
Menschen traten ein... Er erkannte die Stimmen. Der König und Boromir! Bekam er endlich seinen Frieden? ‚Lasst mich endlich sterben!' schrie es in ihm.
Er verfolgte das Gespräch nicht länger, sondern konzentrierte sich auf die Ohnmacht. Er spürte wie sie langsam näher rückte. Wie er schwächer wurde, Schwindel überkam ihn. Als ein fremder Mensch sich über ihn beugte um ihn zu untersuchen, war Glorfindel nicht einmal mehr in der Lage seine Augen zu bewegen.
Alles verschwamm und endlich kam die erlösende Dunkelheit. Er flehte Mandos an ihn zu sich zu nehmen.
 
..
 
Glorfindel spürte wie er erwachte. Die Dunkelheit entließ ihn und warf ihn zurück in die Realität, in die er nicht zurück wollte. Doch es gab kein Halten.
Er fühlte weiche Bettwäsche unter sich. Er bewegte seine Finger, er konnte sich wieder rühren. Noch bevor er die Augen öffnete bewegte er vorsichtig alle Gliedmaßen. Die Schmerzen in seinem Körper waren nur mehr ein dumpfes Pochen, das er fast ständig spürte, seit er bei den Menschen war.
 
"Lord Glorfindel?", hörte er die leise Stimme Boromirs.
Glorfindel öffnete die Augen und sah sich langsam um. Er war nicht mehr in seinem Zimmer. Dieses war ihm völlig fremd. Er war auch nicht in den Häusern der Heilung.
"Wo bin ich?" fragte er und seine Stimme war nur ein heiseres Flüstern.
"Ihr seid in meinem Haus Lord, seit zwei Wochen. Ich habe vom König ein eigenes Haus bekommen und..... Euch! Ihr seid jetzt in Sicherheit!"
Glorfindel sah den jungen Gondorianer an. "Mich?" fragte er.
"Nein, nicht was Ihr denkt. Ich darf Euch zwar nicht freilassen. Aber ich kann dafür sorgen, dass Euch nichts geschieht, bis Fürst Halbarad Euch befreit hat. Ihr habt Freunde, die alles tun werden um Euch zu retten!"
 
….
 
A/N: Zeitsprung von ca. 2 Jahren
 
Niniel hielt die Zügel ihres Pferdes und führte es durch die Schlucht. Neben ihr ritt wie immer Orophin, sein silberblondes Haar versteckte er in der Kapuze seines Umhangs.
 
Die Waldläuferkleidung tarnte sie gut, zwischen den hohen Felsen konnte man die Gruppe von hundert Waldläufern kaum ausmachen.
 
In den letzten zwei Jahren hatten sie erfolgreich etliche Elben und Menschen aus ihrer Sklaverei befreit.
Sie mussten sich für jede Befreiung Zeit lassen, da nach jeder erfolgreiche Aktion, die Suche nach ihnen verstärkt wurde.
 
Als sie eine der Galeeren befreiten und die beiden darauf befindlichen Elben in Sicherheit brachten, setzte Aragorn ein Kopfgeld auf sie aus. Es war schwer geworden, ungesehen nach Gondor zu gelangen, nach Minas Tirith wagten sie sich erst gar nicht hinein.
Nur als Besucher der Stadt, um ganz harmlos auf den Märkten einzukaufen, kamen sie hinter die Mauern und erhielten so einen kleinen Einblick auf ihre größte Herausforderung - die Befreiung von Elronds Kindern und Glorfindels.
 
Aber genau wie die Jagd, die auf sie verstärkt worden war, fanden sie auch neue Freunde. Einige Gondorianer boten ihre Hilfe an und nachdem Théodred sicher sein konnte, dass es keine Fallen waren, nahm er deren Hilfe dankbar an.
Neue Unterschlupfe wurden geschaffen und neue Kämpfer schlossen sich den Waldläufern an.
 
Seit der Befreiung Saelbeth wurden noch weitere zehn Elben gerettet, denen allen die sofortige Reise nach Valinor ermöglicht wurde.
Keiner der Elben wurden bei deren Befreiung getötet und die Verluste der Waldläufer hielten sich in Grenzen. Doch jeder tote Freund war einer zuviel und der Hass auf Gondor wuchs, nicht nur in den Herzen der Waldläufer, sondern ganz Rohan begann zu brodeln.
 
Nun waren die Waldläufer unterwegs nach Dol Amroth, um die zwei Elben zu befreien, die Fürst Imrahil sein eigen nannte.
Sie nahmen den geheimen Pfad ins Morthond Tal, der sie durch das Weiße Gebirge führte. Da dieser Pfad nur den Rohirrim bekannt war, konnten die Waldläufer den Weg unbeobachtet von unfreundlichen Augen durchschreiten.
 
Ein letztes Mal rasteten die Waldläufer, bevor sie die Berge verließen um den Süden zu erreichen.
Es wurde ein kleines Lager aufgeschlagen und die Menschen ruhten sich noch einmal aus und versuchten im Schlaf Kraft zu sammeln.
 
Éowyn hatte sich zu ihrem Vetter gelegt. Theodred war ihr der wichtigste Mensch, neben ihrem Bruder und als der Prinz wieder so weit war, mitreiten zu können, fühlte sich Éowyn dazu berufen ihren Vetter nicht aus dem Auge zu lassen.
Éomer hielt die erste Wache und gab seiner Schwester zum Abschied einen Kuss.
"Schlaft, in 3 Stunden ist es an euch Wache zu halten!" sagte Éomer zu den Beiden und verschwand.
 
Niniel lag mit ihrem Kopf auf Orophins Schoß und er strich ihr sanft über das Haar.
Die Dúnadan hielt die Augen geschlossen, aber sie schlief nicht.
"Es wird nicht leicht werden!" flüsterte sie und nahm seine Hand.
"Möchtest du zurück?" Jedes Mal stellte Orophin diese Frage, denn es wäre ihm lieber, sie würde in Helms Klamm bleiben. Aber jedes Mal schüttelte sie nur den Kopf.
"Ich werde erst zurückkehren, wenn alle Sklaven befreit sind, das weißt du genau! Aber wir sollten anschließend nach Bruchtal reisen. Wir waren über ein Jahr nicht mehr dort. Du möchtest doch sicher deine Brüder sehen, oder?"
 
Orophin küsste Niniel sanft auf das Haar. "Ich würde gerne mit dir bei Mondenschein im See schwimmen, da würden meine Brüder nur stören!"
Niniel lächelte. "Da hast du auch wieder Recht. Lass uns Figwit mitnehmen. Er hat Rúmil nun auch lange genug nicht gesehen. Meinst du die beiden sind mehr als nur Freunde?" fragte die Dúnadan.
"Sie sind mehr als Freunde, gute Freunde würde ich sagen. Mehr? Das glaube ich nicht. Rúmil ist viel zu versessen in seine Arbeit. Er hat keine Zeit sich zu verlieben. Ich glaube er hat nicht einmal gemerkt, was Figwit für ihn fühlt."
 
Langsam legte sich die Stille über das Lager und nur das Rauschen des Windes und die Schritte der Wachen waren zu hören.
 
..
 
Am Morgen machte sich die Einheit auf den Weg in den Süden. Sie ritten nur durch einsame Ebenen und dichte Wälder, mieden die Städte und es gelang ihnen ungesehen einen Tag später an die Stadtgrenze von Dol Amroth zu kommen.
 
Es war tiefe Nacht als die Waldläufer sich nahezu lautlos um die Burg Fürst Imrahils postierten.
Théodred gab wie immer die Befehle und das Zeichen für den Angriff.
 
Etliche Pfeile verließen ihre Bögen und trafen die Wachen auf den Burgmauern.
Zeitgleich wurden Haken mit Seilen daran auf die Zinnen der Mauer geschleudert. Die maskierten Männer kletterten hinauf, während die Bogenschützen sie vor Angriffen der Wachen schützten.
 
Langsam konnte man die Kampfgeräusche hören, die gedämpft nach außen traten. Es dauerte nicht lange, da wurde das schwere Eingangstor geöffnet und die draußen verbliebenen Waldläufer rannten in die Burg.
Auf den Zinnen nahmen einige Männer ihre Stellungen ein, um die Waldläufer vor eventuellen Angriffen zu warnen.
 
Während im Innenhof der Burg die Kämpfe fortgesetzt wurden rannte eine kleine Gruppe von Maskierten in den Hauptflügel der Burg.
Niniel führte die Männer an. Sie war bereits mehrmals zu Gast bei Fürst Imrahil gewesen und ein Informant hatte ihnen mitgeteilte, wo die Sklaven zu finden waren.
 
Die Wachen, die ihnen entgegenkamen, wurden ohne Vorwarnung niedergestreckt.
Hinter einer schweren Tür, befanden sich die Räume der Sklaven. Im letzen Raum waren die Elben und ihr Anblick trieb Niniel die Tränen in die Augen.
Sie konnte im Halbdunkel zwar kaum etwas erkennen, doch was sie sah, machte sie traurig und wütend.
 
Sie kauerten angekettet auf dem Boden, den Rücken an die Wand gelehnt. Die langen blonden Haare hingen in Strähnen herunter. Sie waren verdreckt und ihre Kleider obendrein verschlissen.
Die Beiden saßen eng nebeneinander und blickten auf, als Niniel mit den Männern eintrat.
 
Orophin ging sofort zu ihnen, zog seine Kapuze herunter und die Gesichter der beiden Elben erhellten sich.
"Orophin! Du bist gekommen!" stellte einer der Gefangenen fest.
"Sicher Arod, Thalind! Entschuldigt, dass wir so spät kommen. Aber nun ist alles vorbei!" sagte Orophin.
Figwit begann die Fesseln zu lösen. "Wir werden euch in Sicherheit bringen!"
 
Die beiden Elben trugen die Befreiten hinaus. Sie spürten ihr Gewicht kaum, denn Arod und Thalind waren bis auf die Knochen abgemagert.
Zügig liefen sie durch die Korridore der Burg. Wieder führte Niniel die Gruppe an und leitete sie hinaus zum großen Tor.  
 
Niniel hörte noch den Schrei Orophins und warf sich zu Boden. Sie spürte noch das Brennen an ihrer Schulter, als sie das Stöhnen hinter sich hörte. Arod fiel auf sie und aus dem Augenwinkel sah Niniel noch wie Figwit fiel.
Noch ehe sie reagierten konnte, wurde sie aufgehoben, genauso wie Figwit und Arod. Um sie herum waren mit einem Mal etliche Waldläufer und sicherten den Weg aus der Burg.
Mit dem Verlust von 2 Waldläufern erreichte die Gruppe ihren ersten Unterschlupf.
 
Ein Höhlensystem diente als Unterkunft. Zuerst wurden die Verwundeten versorgt und die total verwirrten Gefangenen informiert.
Figwit hatte zwei Pfeile abbekommen, die seinen Brustkorb durchbohrt hatten.
Der Heiler machte sich große Sorgen um den Elben. Er entfernte die Pfeile und versorgte die Wunden.
Figwit fiel sofort in einen tiefen Heilschlaf, doch er war dem Tode näher als dem Leben.
 
"Wir müssen ihn nach Bruchtal bringen, dort gibt es die besten Heiler!" stellte Orophin fest und Niniel stimmte zu. Sie mussten ihn schnell und unauffällig in den Norden bringen.
Nach einiger Diskussion war auch Threodred bereit, die Elben ziehen zu lassen. Begleitet wurden sie nur noch von 5 Dúnedain aus Arnor, die als Garde Niniels dienen sollten.
Die Elben wurden auf einen Wagen gelegt und Orophin zog eine Uniform der Dúnedain aus dem Norden an.
 
..
 
So reisten sie in den Norden, weitab von den offiziellen Wegen und doch so direkt wie möglich.
Niniel kümmerte sich so gut es ging um die Elben, während Orophin den Schutz übernahm.
Figwit kam einige Male zu sich, doch sein Zustand besserte sich nicht. Er war dem Tode immer näher als dem Leben.
 
Zwei Tagesritte vor Bruchtal kam ihnen eine Eskorte entgegen. Die Elben mussten erfahren haben, dass Verletzte unterwegs waren.
Rúmil führte die Einheit an und begrüßte die Waldläufer. Er umarmte Orophin glücklich.
"Es ist gut dich zu sehen Bruder!" strahlte er, doch Orophins Miene verfinsterte sich.
"Komm!" sagte dieser nur und führte seinen Bruder zum Wagen mit den Verletzten. Arod und Thalind begrüßten Rúmil nur mit einem Kopfnicken und verließen mit Niniel den Wagen.
 
Dann entdeckte der Galadhrim Figwit, der auf vielen Fellen weich gelagert wurde. Sofort kniete er sich neben den Gefährten.
"Figwit? Was ist geschehen?" Sanft strich er über das fahle Gesicht des Noldors.
Orophin stand hinter dem Wagen und räusperte sich kurz.
"Wir haben wohl Imrahils Wachen unterschätzt!" leise ergänzte er. "Ich habe sie unterschätzt!"
Rúmil sah ihn mit feuchten Augen an.
"Es tut mir Leid Bruder. Ich habe es nicht verhindern können! Aber er wird durchkommen, da bin ich mir sicher!"
Rúmil antwortete nicht, sondern beugte sich über den bewusstlosen Figwit. Er hatte die Augen geschlossen und atmete sehr flach.
Erneut strich Rúmil ihm sanft über die Wange. "Was machst du nur für Sachen. Du hast mir doch versprochen auf dich aufzupassen! Bleib bloß bei mir! Ich hab dir so viele Dinge nicht gesagt, die ich dir schon längst hätte sagen sollen! Figwit bitte… ich liebe dich doch, ich war nur zu feige es mir einzugestehen. Versprich, zu mir zurückzukommen!"
Rúmil wischte sich die Tränen aus den Augen und als er wieder klar sehen konnte, bemerkte er, dass Figwit die Augen geöffnet hatte.
Sofort begann der Galadhrim zu lächeln. "Da bist du ja!" hauchte er und sah, dass Figwit die Lippen bewegte. Er wollte etwas sagen.
 
Rúmil legte sein Ohr an Figwits Mund und lauschte. Er hörte das schwere Atmen seines Gefährten und die geflüsterten Worte, um genau zu sein zwei Worte. "Ich weiß!"
Dann hörten sie die Schreie von draußen.
"ANGRIFF!"
 
Obwohl sie relativ nah an Bruchtal waren, wurden sie von einer Einheit Gondors angegriffen. Die Rüstungen der fünf Arnor-Dúnedain schienen den Angreifern völlig egal zu sein. Sie schossen ihre Pfeile auf alles was sich bewegte und Rúmils Einheit verteidigte den Wagen und alles was dazu gehörte.
Orophin hatte sich schützend vor Niniel gestellt, der das gar nicht recht war. Sie wollte lieber mitkämpfen, doch ihr Elb ließ es nicht zu.
"Wenn dich auch nur einer erkennt ist alles aus! Bleib hinter mir!" Für einen kurzen Augenblick war Orophin abgelenkt und sah nicht das Schwert, das ihn zu durchbohren drohte.
Dafür sah es Rúmil und stürzte sich auf den Angreifer. Er landete genau vor der Schwertspitze, die ihn sofort durchbohrte.
 
Niniels Schrei war markerschütternd, gemeinsam mit Orophin fingen sie dessen Bruder auf.
Mehrere Pfeile trafen den Angreifer, der schon tot war, noch bevor er den Boden berührte.
"Rúmil…", hörte Orophin eine Stimme hinter sich.
 
Figwit war aus dem Wagen gekrochen und schwankte zu ihnen, ohne auf die Kämpfe zu achten, einfach zwischen den Männern hindurch wankte er zu der Gruppe, die am Boden saß.
"Rumil…." Wieder konnte man Figwit flüstern hören.
 
Mit letzter Kraft erreicht er den Galadhrim und brach zusammen. Orophin fing ihn auf, während Niniel Rúmil in ihren Armen hielt. Ihr Gesicht mit Blut und Tränen beschmiert, beobachtete sie die Szene zwischen den Elben.
Figwit nahm mit letzter Kraft Rúmils Hand, der wiederum kurz die Augen öffnete und als er Figwit sah lächelte er.
"Du sollst … doch…liegen..!" flüsterte Rúmil inmitten des Kampfgetümmels. Figwit sammelte all seine Kraft "Ich…liebe…dich….mil", dann brach Figwit bewusstlos zusammen.
 
"Rúmil?" hörte Niniel Orophin rufen, sie war so mit Figwit beschäftigt, dass sie den Elben in ihren Armen gar nicht beachtete hatte.
Sie ließ ihren Blick erst zu Orophin schweifen und als sie den entsetzten Blick ihres Geliebten sah betrachtete sie Rúmil, der blicklos in die Unendlichkeit starrte.
 
….
 
Haldir ließ sich völlig erledigt in die mit warmem Wasser gefüllte, Badewanne gleiten. Er schloss die Augen und sog den Duft des Badeöls ein.
Die Entspannung tat gut.
Zwei Wochen hatte er für den Weg zurück nach Eryn benötigt. Es wurde immer schwerer, die Elben nach Bruchtal zu führen. Die Gruppen wurden verkleinert und große Umwege mussten in Kauf genommen werden.
 
Es waren zwar fast alle Elbinnen nach Bruchtal gebracht worden, doch noch immer warteten Hunderte Elben darauf, nach Valinor reisen zu können.
Pläne wurden geschmiedet um alle entbehrlichen Elben auf einen Schlag aus dem Reich Thranduils zu bekommen. Aber es wurde mit hohen Verlusten gerechnet, zu denen der König noch nicht bereit war.
 
Fürst Imrahil hatte das Felsensystem, in dem sich der Palast befand, beinahe erreicht. Zwischen ihnen lagen nur mehr ein Wall und ein breiter Graben, der mit Spinnen gefüllt war. Jeder Versuch über den Graben eine Brücke zu bauen wurde von den Elben mit einem Pfeilhagel beantwortet.
Seit einem halben Jahr lauerten nun die beiden Heere und warten auf einen Fehler des anderen.
 
Fürst Imhahil hatte noch immer mehrere Tausend Männer, die einer Einheit von fünfhundert Elben gegenüberstand. Dies wusste der Feldherr nicht und so vermied er einen Durchbruchsversuch.
 
Inmitten dieser Wirrungen gab es eine kleine Gruppe Elben, die den Weg nach Buchtal freihielt, um so allen die Reise nach Valinor zu ermöglichen.
 
Haldir begann seine Zöpfe zu lösen und die Haare zu waschen. Seine trainierten Sinne spürten sofort, dass jemand das Zimmer betrat. Er konnte keine Schritte vernehmen, doch der Luftzug war deutlich spürbar.
Blitzschnell griff er nach seinem Dolch, den er immer in Reichweite liegen hatte.
Er drehte sich um und sah überrascht einen rothaarigen Elben, mit dem er nicht gerechnet hatte.
 
Haldir ließ den Dolch sinken. "Ich denke du bist am Wall, Oberst!" sagte er grinsend. "Solltest du nicht noch am Graben sein, Spinnen füttern?"
Lothion hob die Schulter. "Sie haben zurzeit keinen Hunger! Zuviel Menschenfleisch, wahrscheinlich haben sie sich die Mägen verdorben!"
 
Haldir zog ihn zu sich herunter und sie begrüßten sich mit einem leidenschaftlichen Kuss.
Als sie sich trennten waren beide außer Atem.
"Ich hab dich so vermisst!" hauchte Haldir.
"Ja, wirklich? Ich hatte das Gefühl, du konntest gar nicht schnell genug weg das letzte Mal!"
"Wie kommst du darauf?" Haldir sah Lothion misstrauisch an.
"Du hast unser Bett verlassen um zu baden und hast mich zurückgelassen mit meinem Verlangen nach dir!"
"Lothion! Ich hatte das Bett verlassen, nach dem du schon drei Mal dein Verlangen gestillt hattest!" Haldir zog empört eine Augenbraue hoch.
"Ich wollte dich noch einmal in mir spüren!" hauchte Lothion in Haldirs Ohr.
 
Ein Schauer überkam den Galadhrim und blitzschnell stand er auf und zog Lothion dicht zu sich heran, so dass die Rüstung gegen seinen nackten Körper gedrückt wurde.
"Das kann sofort nachgeholt werden, mein entzückender, verführerischer, wunderschöner, starker Oberst!"
Mit jedem Wort, das Haldir sprach öffnete er eine Schnalle der Rüstung und stieg gleichzeitig aus der Wanne.
 
Küssend fanden sie den Weg zur Schlafstätte und als sie das Bett erreichten trug Lothion nur noch die Untertunika und seine Leggins.
 
Haldir zog Lothion in Windeseile auch die letzten Kleidungsstücke aus und setzte ihn auf die Bettkante.
Mit einem verführerischen Augenaufschlag kniete sich Haldir hin und sah zu Lothion auf. "So sehr hab ich mir diesen Moment herbeigewünscht!" sagte er heiser.
Langsam und viel zu behutsam berührte er Lothions Männlichkeit, die bereits hoch aufgerichtet vor ihm war. Erst als die ersten Vorboten der Lust hervortraten begann der Galadhrim seine Berührungen zu intensivieren.
Lothion krallte seine Hände in die nassen Haaren Haldirs. Er spürte wie sein Gefährte ihn in seiner ganzen Länge aufnahm. Kurz bevor er sein Höhepunkt erreichte hielt Haldir jedoch inne und entließ Lothions Männlichkeit aus seinem feuchten Gefängnis.
Er stand auf und griff nach seiner Tasche.
"Siehst du, unser Öl! Es wird immer mein Glücksbringer sein, so werden wir alles überstehen, meine große Liebe!" sagte Haldir und lächelte, während er die Phiole öffnete.
Lothion krallte sich an dem Laken fest. Wie lange hatte er sich auf diesen Moment gefreut.
 
Langsam, wieder viel zu langsam, begann Haldir Lothion vorzubreiten und als er sich endlich in seinen Geliebten versenkte konnte er es selbst kaum mehr aushalten.
Haldir musste innehalten, um nicht sofort seinen Höhepunkt zu erreichen.
Sie küssten sich voller Leidenschaft und Begierde und Lothion schlang seine Beine um Haldirs Hüften.
Er hob sein Becken an und drängte sich seinem Gefährten entgegen. Schließlich begann Haldir einen langsamen Rhythmus, der sich steigerte. Gleichzeitig nahm er Lothions Männlichkeit in die Hand und massierte sie im gleichen Rhythmus. Es lauerte nicht lange, da erreichten sie gemeinsam ihren Höhepunkt und wurden so zu den Sternen getragen.
 
Atemlos brach Haldir über Lothion zusammen. "Nun zufrieden?" fragte er atemlos
Lothion grinste. "Fürs erste! Aber glaub nicht, ich lass mich diesmal mit drei Mal abspeisen. Ich habe vor, die…..", weiter konnte er nicht sprechen, da Haldir seinen Mund mit einem Kuss versiegelte.
 

 
In leichter Rüstung standen die Beiden am nächsten Morgen vor Thranduil, der ihnen eine Nacht gegönnt hatte.
"Ihr seid wirklich bereit diesen letzten Versuch zu starten? Es ist auch für mich kaum mehr zu ertragen. Die Königin weigert sich ohne Legolas nach Valinor zu gehen, aber ich konnte sie überreden hier im Palast zu bleiben."
"Mein König, wir werden nicht ohne den Prinzen zurückkehren", erklärte Lothion und Haldir nickte zustimmend.
"Jedoch werden wir ihn betäuben müssen. Haldir ist der beste Bogenschütze. Er wird ihn nicht ernsthaft verletzten!" Lothion war überzeugt von seinen Worten. Diesmal nickte Thranduil.
"Ich habe größtes Vertrauen in euch. Die Ablenkung ist organisiert. Bei Sonnenuntergang kann es losgehen."
 
Die Krieger verbeugten sich vor dem König und verließen den Thronsaal, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen.
 

 
 
Es war schon dunkel als die beiden Elben ihren Beobachtungsposten im Baum verließen.
Im Lager der Menschen war Ruhe eingekehrt, alles war zur Routine geworden. Die Wachen standen gelangweilt herum und viele der Männer saßen um die Feuer und spielten Würfelspiele.
 
Legolas war mit einem Eimer Wasser in das Zelt Fürst Imrahils unterwegs. Seine gebeugte Haltung zeigte, dass er längst gebrochen war. Er trug sein langes blondes Haar offen, doch schien er sehr gepflegt auszusehen. Das Haar war ordentlich gekämmt und er trug eine saubere ärmellose Tunika und eine Hose, Kleidung der Menschen.
Er war seinem Herrn ein guter Diener. Er tat was ihm befohlen wurde, widersetzte sich niemals und befriedigte seinen Herren auf alle Weise, die dieser nur wollte.
Legolas war alles gleichgültig. Er ließ alles über sich ergehen, solange er seine Blätter hatte, die er nun sogar selbst anpflanzen durfte.
 
Er stellte kurz den Eimer ab und rieb sich über die Arme. Selbst in der Dunkelheit konnte Lothion die roten Striemen sehen.
"Mûl, bring die Frau mit!" rief eine der Wachen vor dem Zelt. Legolas nickte und lief in das Zelt der Sklaven. Doch Melima kam ihm schon entgegen.
"Ist schon gut, ich komme!" Sie raffte ihren Rock etwas und lief mit dem Elbenprinz in das Zelt des Fürsten.
 
Fürst Imrahil lag in seiner Wanne und ließ sich von Legolas das Wasser nachgießen.
Der Fürst sah zu Melima.
 
"Seit wann bist du jetzt hier?" fragte er sie.
"Sieben Jahre, mein Herr!"
"Wie alt bist du?" Seine Stimme klang hart und unbarmherzig.
Melima wusste, dass es über kurz oder lang so weit sein würde. Es war ein Wunder, dass sie als einzige Sklavin überlebt hatte. Die neuen Frauen sollten erst in einem Monat eintreffen und sie war bereits am Ende ihrer Kräfte, obwohl nur die Offiziere sich an ihr vergehen durften.
 
"25 Jahre, mein Herr!" flüsterte sie, wohlwissend, dass sie zu alt war.
"Du bist die Beste, die ich je hatte! Keine Sorge, solang deine Wunden heilen und du so schön bist, werde ich dich nicht töten lassen."
Melima atmete erleichtert auf. Doch wie lange konnte sie das Leben durchhalten, wie lange wollte sie es? Sie sah zu Legolas, der sich neben die Wanne gestellt hat, die Hände auf dem Rücken gefaltet und in gebeugter Haltung.
Nein, sie wollte nicht aufgeben, bevor er frei war. Auch wenn er es nicht verstehen würde. Er musste hier raus und sollte es ihr Leben kosten. Denn sie wollte das Wesen frei sehen, das sie über alles liebte.
 
"Komm her und setz dich auf mich!" befahl der Fürst und riss Melima aus ihren Gedanken. Sie begann zu zittern, Sie hatte sich nicht vorbereitet, sie erkannte bereits in seiner Stimme, dass er sie hart nehmen wollte!"
"Ja Herr!"
 
Sie zog ihre Kleider aus und begab sich in die Wanne. Sie sah schon das steil aufgerichtete Glied des Fürsten und ließ sich langsam auf ihn sinken. Sie ließ ihn tief in ihre Weiblichkeit gleiten, in der Hoffnung, er würde sich damit zufrieden geben. Doch er war es nicht.
 
Er hob sie hoch und schlug Melima mit der flachen Hand. Ihre Lippe platzte auf, durch die Wucht des Schlages stürzte sie und stieß mit dem Kopf gegen den WannenrandImrahil stand auf, zwang Melima auf die Knie und stieß mit all seiner Kraft in ihre hintere Öffnung,
 
Ihr Schrei erstarb als der Fürst seine Hand auf ihren Mund drückte. Er wollte nie, dass sie schrieen, sie sollten sich winden in Schmerz und Agonie.
 
Legolas stand unbeteiligt dabei und sah dem Treiben zu. Man konnte nicht erkennen was er empfand, wahrscheinlich wusste er es selbst nicht. Er dachte nur an seine Blätter. So hörte er auch die Schreie aus dem Lager, doch auch das war ihm egal. Sein Herr würde ihn beschützen.
 
Aber Imrahil hörte die Schreie und ließ murrend von Melima ab, die im Wasser zusammenbrach.
Eine Wache trat ein.
 
"Herr, Spinnen! Spinnen hier im Lager. Wir müssen Euch in Sicherheit bringen!"
Imrahil stieg aus der Wanne und griff nach seiner Hose ohne sich abzutrocknen.
In dem Augenblick brach die Wache mit einem gurgelnden Laut einfach zusammen.
Als er lag, konnte man den weißgefiederten Pfeil in seinem Genick sehen.
 
Melima gelang es gerade noch aus der Wanne zu kriechen und sich dahinter zu verstecken, als zwei Elben eintraten.
Imrahil schrie nach seinen Wachen doch der Pfeil in seiner Brust warf ihn um.
Der blonde Elb legte einen weiteren Pfeil auf und zielte auf Legolas. Als das Geschoß den Bogen verließ stand Melima auf und schrie. "NEIN, NEIN!"
Der rothaarige Elb war blitzschnell bei Legolas und nahm ihn auf die Schulter. "Es wird alles gut Prinz!"
"Melima!" flüsterte Legolas noch, ehe er das Bewusstsein verlor.
 
Haldir und Lothion sahen einander an, dann blickten sie zu der nackten, blutenden Frau.
"Wollt Ihr uns folgen?"
Melima sah die Elben mit großen Augen an und nickte schließlich.
"Bitte lasst mich nicht zurück. Er wird wieder aufwachen!"
"Wer ist dieser Mann?" fragte Haldir.
"Es ist Imrahil!" stellte Lothion voller Abscheu fest.
"Wir werden ihn mitnehmen, von dem Schlag, werden sich die Menschen so schnell nicht erholen und wir können viele Elben raus bringen."
Haldir nickte und hob den leblosen Körper des Fürsten hoch.
Er sah zu dem blassen Mädchen, das sich ihr Gewand überzog.
"Könnt Ihr laufen?" fragte er sie und Melima nickte. "Ihr müsst euch um mich nicht sorgen. Sollte ich verletzt werden, lasst mich zurück. Legolas ist wichtiger!"
 
Sie schlichen sich durch den Eingang hinaus, ihre Elbenmäntel schützten sie vor Entdeckung.
Die Menschen waren zu sehr damit beschäftigt, die Spinnen aus dem Lager zu vertreiben.
Von dem Wall aus konnte man Kampfgeräusche hören. Den Menschen wurden einige Verluste beschert.
 
Die Elben konnten das Lager fast unbehelligt verlassen, nur die Grenzwachen entdeckten etwas, doch bevor sie realisierten was geschehen war, fielen sie, von Pfeilen getroffen, tot zu Boden.
Melima hielt eisern durch, obwohl die Elben ein mörderisches Tempo an den Tag legten. Erst kurz vor dem geheimen Zugang zum Elbenreich brach sie bewusstlos zusammen.
Haldir drehte sich um, als er ihre Schritte nicht mehr hörte. Er rannte zurück, hob sie mit einem Arm hoch und nahm sie auf seine andere Schulter.
So durchschritten sie das Tor von Thranduils Palast. Vor dem großen Tor standen der König und Sylmenya, die ihren Sohn weinend in Empfang nahm.
"Er lebt meine Königin!" sagte Lothion atemlos.
 
……………
 
Halbarad saß mit Aragorn vor dem Kamin und beobachtete wie Arwen mit ihrem Sohn spielte.
"Eldarion ist ein wahres Schmuckstück!" stellte der Fürst Arnors fest.
Aragorn nickte und grinste breit. "Ja, er ist mein ganzer Stolz, so hübsch wie seine Mutter und so stark wie sein Vater. Er wird ein mächtiger Herrscher über ganz Mittelerde!"
 
Halbarad sah zu Arwen und sie lächelte ihn an. Er bewunderte die starke Elbin, die so viel ertragen muss. Er gab ihr ein kurzes Zeichen und Arwen verstand. Sie nahm das Kind auf den Arm und verließ das Zimmer.
Nachdem die Männer allein waren goss Halbarad noch einmal Wein nach und stieß mit dem König an.
"Auf deinen Sohn!"
"Auf meinen Sohn!"
Sie tranken und Halbarad setzte den Krug ab.
 
"Was machst du mit den Zwillingen?" fragte Halbarad fast beiläufig.
"Sie sind weg! Ich habe Arwen erzählt, ich habe sie freigelassen, als Belohnung, für ihre zweite Schwangerschaft!"
"Arwen erwartet ein weiteres Kind?"
"Leider hat sie es verloren! Sie war noch nicht sehr weit und hat wohl etwas übertrieben!"
Halbarad wollte Aragorn am liebsten an die Kehle, er versuchte krampfhaft ruhig zu bleiben.
"Es tut mir Leid!" sagte er schließlich mit fester Stimme. "Wo sind sie denn nun wirklich?"
 
"Sie tun endlich etwas für ihren Lebensunterhalt. Sie arbeiten!"
"Arbeiten? Hast du sie in die Küche gesteckt?"
"Besser… sie sind im Steinbruch. Sie gingen mir richtig auf die Nerven. Irgendwie konnte ich ihre Visagen nicht mehr sehen, diese betretenen Mienen. Arwen durfte ihnen unseren Sohn zeigen und anschließend hab ich ihnen die Ringe an die Füße schmieden lassen. Sie sind nun verbunden, für alle Zeiten. Wenn einer stirbt, stirbt der andere. Wir haben ihnen erklärt, dass Arwen stirbt, sobald einer nicht mehr in der Lage ist zu arbeiten!"
 
Halbarad schluckte hart. Er stand auf und ging zum Fenster. Noch nie war seine Mordlust so groß wie in diesem Moment. Er bohrte seine Fingernägel tief in den Ballen seiner Hand. Der Schmerz lenkte ihn ab. ‚Nicht mehr lange', sagte er sich.
"Wenn du es für das Beste hältst!" war sein kurzer Kommentar.
"Halbarad was ist los? Etwas stimmt nicht mit dir! Du bist wie ein Bruder für mich. Ich kenne dich! Ist etwas mit Niniel?"
 
‚Was los ist? Bastard! Du bist los! Du bist der schlimmste Abschaum den es auf Arda gibt. Du bist das Letzte, ich hasse dich und ich werde dich mit meinen eigenen Händen töten. Dreckskerl!' Seine Gedanken überschlugen sich, doch es gelang ihm ruhig zu bleiben.
"Niniel? Nein, sie ist glücklich in Rohan. Sie hat in Lady Éowyn eine Freundin gefunden."
"Sie will noch immer nicht einen Mann nehmen? Steht sie auf Frauen?" Aragorn lächelte, um die Situation etwas zu lockern, er wusste dass er vorsichtig im Bezug auf Halbarads Schwester sein musste.
"Sie ist noch so jung Aragorn, lass sie einfach ihre jungen Jahre ausleben!"
 

 
So schnell es möglich war, ohne dass es wie eine Flucht wirkte, verabschiedete sich Halbarad vom König und besuchte Boromir. Er verbrachte viel Zeit mit dem Sohn des Stadthalters, und Glorfindel, der nun nicht mehr misshandelt wurde, jedoch noch immer gefangen war.
 
Er traf Boromir und Glorfindel auf der Dachterrasse seines Hauses im 6. Ring. Das Haus war außerhalb der Sichtweite Denethors und so fühlte sich Boromir einigermaßen unbeobachtet und sicher.
Er und Halbarad umarmten sich als gute Freunde, und der Sohn des Truchsess führte den Fürsten zu Glorfindel, der an der Brüstung stand und hinaus auf die weite Ebene des Tals des Anduin blickte.
"Lord Glorfindel?" sprach Halbarad ihn an und der blonde Elb drehte sich um.
Sein Haar war zu Kriegerzöpfe geflochten, die graue Tunika ließ erahnen welch großer Elbenfürst er war. Seine Narben auf der Haut waren verheilt, doch man konnte in seinen Augen noch die Narben seiner Seele erkennen.
"Fürst Halbarad! Schön Euch wieder einmal zu sehen! Gibt es Neuigkeiten?" fragte Glorfindel und verbeugte sich leicht zum Gruße.
Der Dúnadan lächelte.
"Zufällig habe ich hier einen Brief für Euch. Ich weiß, normalerweise ist Mithrandir dafür zuständig, doch er sitzt in Rohan fest. Ich werde noch einen Tag hier sein. Ihr könnt mir die Antwort mitgeben!" sagte Halbarad und zog Boromir von der Terrasse. Der junge Gondorianer konnte erahnen, von wem der Brief war.
 
Glorfindel setzte sich auf die Steinbank am Rand des Daches. Mit zitternden Händen öffnete er den versiegelten Brief. Er kannte das Siegel und er konnte bereits den Duft des Schreibers wahrnehmen, so sehr sehnte er sich nach ihm.
 
Mein geliebter Glorfindel,
ich sitze hier an meinem Schreibtisch und mir fehlen dir Worte, dir meine Gefühle auszudrücken. Normalerweise bist es doch eher du, dem die Worte fehlen.
Als ich die Nachricht vom Menschenfürsten erhalten habe, dass du aus den Fängen dieses Bastards befreit wurdest, sah ich das erste Mal einen Silberstreif am Horizont. Wird es uns möglich sein, einander in den Armen zu liegen?
Oh, hervenn nin, du bist mein Leben, mein Herz, meine Seele. Bitte gib nicht auf. Du warst seither tapferer als alle anderen Wesen Mittelerdes, bleib bei mir. Denn ich spüre es, wenn du an mich denkst. Du siehst, genauso wie ich, zum Lichte Earendils und wünschst mir schöne Träume. Die habe ich dann, meleth nin. Ich träume von unserem kleinen Wasserfall, der nur uns gehört, dort lieben wir uns, wie damals, bevor du losziehen musstest. Ich habe dir ewige Liebe geschworen und sie wird eine Ewigkeit bestehen, ganz gleich was noch geschehen wird. Ich liebe dich Glorfindel, es wird alles vorbereitet. Es ist bald soweit, vertraue mir.
 
Ich liebe dich.
 
Erestor
 
Als er die letzte Kante des Briefes entfaltete fiel etwas zu Boden. Glorfindel hob es auf und betrachtete das Andenken seines Gemahls.
Eine lange, leicht gelockte, pechschwarze Haarsträhne lag in seiner Hand. Der Balrogtöter roch daran und schmiegte sie an seine Wange. Er rutschte von der Bank und blieb weinen auf dem Boden sitzen.
"Für dich ertrage ich alles, hervenn nin!"



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