|
Titel:
Schicksalhafte Begegnung Autor: SE Diese Geschichte
ist für Aryn, den Frostweber und
im Zeitalter des Silmarillions anzusiedeln
Es war einmal eine Kriegerin, die kämpfte mutig gegen Drachen, so wie es in
ihrem Stamm Sitte war.
An einem kalten Tag im Frühling ritt sie durch
ein einsames Gebirge. Sie war auf dem Heimweg von einer großen Schlacht. Viele
ihres Volkes waren getötet worden, ehe der große Feuerdrache besiegt werden
konnte.
Alleine und hungrig machte trieb sie ihr müdes Pferd voran, durch
den tiefen Schnee, der noch lag, obwohl die Blumen schon zu blühen beginnen
sollten. Doch diese Gegend war anders.
Ein Geräusch ließ sie
aufmerksam werden. Sie stieg vom Pferd und sah sich mit gezogenem Schwert um.
Es dauerte eine zeitlang, doch dann fand sie den Eingang zu einer Höhle, aus
der eigenartige Geräusche zu hören waren.
Mutig und neugierig ging sie
hinein, die Müdigkeit und den Hunger vergessend. Was sie zu sehen bekam
verschlug ihr den Atem.
In mitten einer Eishöhle lag ein Drache, der
silbern und rötlich schimmerte. Er schien tief zu schlafen. Denn sein schuppiger
Panzer hob und senkte sich langsam und gleichmäßig. Er schien zu träumen,
denn er gab eine art Surren und Summen von sich. Jenes Geräusch dass die
Kriegerin in die Höhle gelockt hatte.
Ihr Jagdtrieb hätte geweckt sein
müssen, denn niemals hätte sie einen Drachen leichter erlegen können. Doch
stattdessen stand sie da, wie eine zu Stein gewordene Statue. Ihre Augen
hatten nie etwas Schöneres erblickt. Das Schwert glitt ihr aus der Hand und
mit einem Klirren schepperte es zu Boden. Die Wände in der Höhle gaben das
Klirren wieder und wieder ab.
Der Drache öffnete langsam seine Augen und
genauso langsam drehte er seinen Kopf zu der Kriegerin die ihn immer noch
einfach nur anstarrte.
Sie starrte ihn an, und es war wie ein Stich in
ihrem Herzen. Niemals hatte sie derart blaue Augen gesehen. Die Augen des
Drachen schienen sie gefangen zu nehmen und sie hatte nur noch den Wunsch den
Drachen zu berühren.
"Was willst du?", fragte der Drache mit tiefer,
müder Stimme.
"Dich berühren!", antwortete die Kriegerin, ohne überhaupt
nachzudenken.
"Wenn du mich berührst wirst du zu Eis erstarren!",
entgegnete der Drache und die Traurigkeit der Welt schien in seiner Stimme zu
liegen.
Die Kriegerin trat einige Schritte näher, so dass sie mit ihrer
Hand den Panzer des Drachen erreichen konnte.
"Dann möge es sein. Ich
könnte nicht Leben ohne dich berührt zu haben!" "Tu es nicht! Niemals möchte
ich, dass du dich aufgibst ... erst recht nicht wegen mir! Ich kann es nicht
ertragen. So viele Jahre sehne ich mich nach dir, die du mich jede Nacht in
meinen Träumen besuchst. Jede Nacht endet der Traum, nachdem du mich berührt
hast und du zu Eis wirst. Nie werde ich den Ausdruck in deinen Augen vergessen,
so viel Trauer und Verzweiflung. Wie könnte ich es zulassen, dass es tatsächlich
passiert. NIEMALS!", brummte der Drache laut los und erhob sich etwas um sich
von der Kriegerin zu entfernen.
Doch er kam nicht weit, denn eiserne
Fesseln hielten ihn an seinem Platz fest und die Kriegerin sah die dicken
Eisenringe um seine Arme und Beine. Tief waren sie ins Fleisch geschnitten
und mit Blut verkrustet.
Tränen rannen aus den Augen der Kriegerin. Sie
kniete nieder und berührte das Eisen. "Sag wer hat dir das angetan?",
flüsterte sie und sah ihn dabei voller Mitgefühl an.
Der Drache senkte
den Kopf. "Ich war es selbst."
"Ich wollte dem Schicksal entgehen.
Seit ich den Traum das erste Mal hatte. Das erste Mal deine Verzweiflung sah,
als dein Antlitz meine Seele berührte. Ich ließ mich von Zwergen festketten um
meiner Sehnsucht, meinem Verlangen nach dir nicht nachgehen zu können. Geh
nun und komme niemals wieder!", sagte der Drache und versuchte die Fesseln zu
verstecken.
Die Kriegerin rutschte hinauf zum Kopf des Drachens um ihm
ganz nahe sein zu können. Nie hätte sie gedacht ihren Feind lieben zu können.
Nie hatte sie von einem Drachen gehört, der lieben könnte und so wunderschön
sein würde.
"Wie soll ich dich verlassen, da meine Seele in deine
blickte? Wie könnte ich dich verlassen, wo mein Herz eine tote Hülle wäre, würde
ich zurück in die Welt dort draußen gehen. Wieso glaubst du ich würde
sterben? Ist es je geschehen?"
Der Drache sah die Kriegerin eine
Zeitlang an, schüttelte dann sein Haupt. "Nie wagte es ein Sterblicher mich
zu berühren… nicht in all den Jahrtausenden da ich existiere!", erklärte er.
"Wie willst du es dann wissen? Lass es mich versuchen, denn es muss einen
Grund geben, warum sich mein ganzer Körper und mein Geist danach sehnt sich mit
dir zu vereinigen!", bat die Kriegerin und Tränen rannen ihre Wangen hinunter
und vermischten sich mit dem Drachenblut auf dem Boden.
Sie achteten
nicht auf den winzigen Faden Rauch der aufstieg.
"Ich werde dich von
deinen Fesseln befreien!", sagte die Kriegerin mit fester Stimme, stand auf und
nahm ihr Schwert. Sie zerteile die Eisenketten, ohne dass sich der Drache
bewegte.
“Du sollt frei sein wenn wir einander berühren!", sagte sie und
legte ihre Hand auf die Wange des Drachens, der wie gelähmt war und sich nicht
bewegen konnte. "Ich bin zwar unsterblich, mein Volk ist hier, seit Anbeginn
der Zeit, denn siehe ich bin eine Elda aber wir können im Kampf sterben oder an
gebrochenem Herzen. Ich bin Esteliel, und wenn ich in die Hallen der Seelen
gehen werde, dann habe ich die Erinnerung an eine Liebe die mich für alle Zeiten
umgibt", sagte sie und dem Drachen war es, als würde ihr ganzer Körper zu glühen
beginnen.
Er selbst spürte ein Prickeln in seinem ganzen Körper. Ihre
Blicke trafen sich, gefolgt von ihren Lippen, ein Kuss begann, der die Welt zum
Stillstand brachte.
Als sie sich trennten war ihnen, als sei nun endlich
alles gut und Frieden wohnte in ihren Herzen. Doch er währte nicht lange,
denn der Drache sah wie Esteliel sich veränderte. Eisig wurde ihr Antlitz und
starr ihr Körper, nur ihre Augen waren noch wach und er sah jene Verzweiflung,
die er niemals sehen wollte.
Dann spürte er wie das Prickeln in ihm
stieg und er betrachtete seinen Körper, er sah den Rauch und er sah das Feuer,
das ihn verschlang, ohne dass er Schmerzen verspürte.
Und noch ehe seine
Existenz endete wusste er warum seine Geliebte derart Verzweifelt war, denn er
war es der verging. Sie kniete noch immer unbeweglich, bis auf die Augen.
"Esteliel! Ich liebe dich. Es war das Schönste was mir je widerfahren ist!",
waren die letzten Worte ehe auch sein Kopf verschwand.
Noch ehe seine
Asche in alle Winde zerstreut wurde zerbarst mit lautem Knall die Eisskulptur
der Kriegerin, die in winzige Eissplitter verging und sich mit der Asche des
Drachens vermischte.
Niemand in der Welt hat jemals wieder etwas von den
beiden gehört oder gesehen und niemand wusste je was geschehen war, damals in
der Eishöhle des Gebirges hoch im Norden.
~~~~~
|
|
|