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Titel: Stille
Sehnsucht Autor: Shiva
Kapitel
1
Langsam glitten die Hände des jungen Elben über das Gesicht des
Schlafenden. Dessen Atem ging ruhig und gleichmäßig. Wie ein Meer aus flüssigem
Gold breiteten sich die Haare des Schlummernden auf dem Kissen aus.
Versonnen nahm der stille Betrachter einige Strähnen in die Hand, ließ
sie um seinen Finger gleiten. Wie hübsch er doch war und doch, unnahbar.
Unerreichbar für ihn. Oft hatte er des Nachts wachgelegen, immerzu mit dem
Gedanken an den goldblonden Elben.
Die Tage schienen immer
unerträglicher zu werden, denn anders als des Nachts, konnte er ihn dann nicht
meiden. Ob es dem anderen aufgefallen war? Ob er etwas bemerkt hatte? Stets
versuchte er sich selbst nichts anmerken zu lassen, dem Unterricht zu folgen,
doch fiel es im schwerer, je mehr Tage hinzukamen.
Er erinnerte sich an
den gestrigen Tag. Zusammen mit seinem Bruder hatte er mit dem Bogen geübt,
unter der Aufsicht des Elben, der auf ihn eine magische Anziehung auszustrahlen
schien.
Nahezu automatisch wurde ein Bogen gespannt, der Pfeil jedoch
zitterte.
Der Grund seiner Unruhe kam jedoch schnell zu ihm, um ihm
dabei behilflich zu erneut in den Inneren Ring der Zielscheibe zu treffen.
Ein Lob aus dem Munde des Schönen. Mehr nicht?
Nein, es war mehr
gewesen. Diese Berührung an seinem Arm, so federleicht und sanft, dass sie kaum
zu bemerken wäre.
Nur eine kleine Berührung, die ihn hoffen ließ.
Und nun stand er dort, in der Nacht, getrieben von der Sehnsucht nach
dem schönen Krieger, verträumt über dessen goldblondes Haar streichend.
Unbemerkt von alledem erwachte der liegende Elb langsam.
Die
Sanftheit in den Berührungen beibehaltend, fuhr der jüngere die Konturen des
Gesichts nach.
Ein scheuer Blick zur Tür. Ob ihn jemand Hereingehen sah?
Könnte er es wagen, nur ganz leicht?
Langsam senkte sich ein Kopf
herunter. Nur ein Hauch schien es zu sein, als sich Lippen berührten. Doch es
würde nicht mehr werden, niemals. So richtete sich der jüngere wieder auf,
wollte zurück in sein Gemach gehen, um sich alleine der geheimen Sehnsucht
hinzugeben.
Eine Hand schloss sich fest um ein schlankes Handgelenk. Ein
erschrockener Blick traf den vermeintlich Schlummernden. Er war erwacht.
Kapitel 2
Fest umklammerte die Hand den Arm, des jüngeren.
Kein
Wort, durchbrach die Stille des Raumes, als erschrockene Augen in auf
undurchschaubare trafen.
Der Atem des Elben, noch immer ruhig und
gleichmäßig, nur der feste Griff und die klaren Augen Zeugen seiner Wachheit.
Ein Blick zur Tür, würde er ihn gehen lassen? Und wollte er überhaupt
entlassen werden aus dem Griff des Älteren?
Ein Kampf begann in seinem
Innern. Nun war er hier, und seine Sehnsüchte könnten gestillt werden, doch zu
welchem Preis?
Dort war der Blick des anderen, noch immer undeutbar auf
ihn gerichtet.
Minuten schienen wie Ewigkeiten zu vergehen, in denen der
Jüngere begann Entschuldigungen zu stammeln.
Längst hatte sich der kühle
Blick des Älteren gewandelt. Der Ärger in ihnen war verschwunden und auf dem
Gesicht erschien ein sanftes Lächeln.
Sachte löste sich eine Hand, und
strich dunkles Haar hinter spitze Ohren zurück, verblieb dort.
Verwirrt
sah der Junge auf, brach seine Entschuldigungen ab.
Verlangen mischte
Gefühle auf. Ein Teil in ihm mahnte ihn sich zu entfernen, einfach zu gehen. Ein
anderer Teil hielt ihn jedoch am Platz. Wie gebannt blieb er noch immer stehen,
als seine Hände bereits freigegeben waren, wartend auf das, was nun kommen
würde.
„Wenn du gehen willst, so tu es jetzt.“
Leise waren diese
Worte gesprochen worden, leise hallten sie in seinem Kopf. Jetzt gehen? Ja das
könnte er. Sein Verstand riet es ihm, doch war sein Körper anderer Meinung.
Ein unterdrücktes Seufzen, aufsteigende Röte dem erheitertes Lachen
folgte.
„Borach amin?“ (Ich weiß jetzt nicht ob es richtig ist, soll
heißen "Vertraust du mir?")
Kapitel 3
Ihm vertrauen? Könnte er es wagen? Sich einfach fallen lassen und
sich dem hingeben, was er sich erwünscht hatte, in den langen Nächten. Erlangen,
was ihm so lange verwehrt schien. Hier könnte sie sich erfüllen, die stille
Sehnsucht, die ihn schon so lang umfangen hielt,
Und doch blieben
Zweifel, ein fast untrügliches Gefühl, das er sich nicht auf dieses Spiel
einlassen sollte.
Ja, ein Spiel war es, dessen Regeln von dem älteren
bestimmt wurden. Ein Spiel, von dem er nicht zurücktreten könne, doch wollte er
es überhaupt?
Schüchtern sah er den Elben an, fast fragend.
Doch
verharrte dieser nur stumm, geduldig eine Antwort erwartend.
Noch einmal
betrachtete der Sohn des Herrn von Imladris den Elben, der vor ihm verweilte.
So schön erschien er ihm, mit seinem weichen Haar, das über seine
Schultern fiel, einem goldenen Wasserfall gleich. Schimmernd reflektierte das
Licht des Mondes auf marmorgleicher Haut.
Das Feuer der Sehnsucht
brannte nun stärker, und er wusste es würde ihn verbrennen.
Wie durch
einen Schleier hörte er die Frage des Goldblonden noch einmal.
Doch kein
Laut wollte sich seiner Kehle entrinnen. Schwach brachte er ein Nicken zustande.
Er sah nicht das Lächeln auf dem Gesicht des anderen, als dieser, begann
ihn zu umrunden, einem Löwen gleich, der seine Beute belauert.
Nicht
mehr als ein Hauch war die Berührung, die ihn zusammenzucken ließ.
„So
schreckhaft, nin bain?“
Langsam glitten die Finger über seine
Schlafrobe, lösten geschickt die zusammenhaltenden Bänder.
„Shh, lass
dich fallen. Vertrau mir.“
Leise waren diese Worte gesprochen, und
beruhigend. Sie verfehlten ihre Wirkung nicht.
Langsam schlossen sich
des Jüngeren Augen, als Glorfindel hinter ihn getreten war und sanft seine Brust
umfasste, ihn an sich ziehend.
Vertrauensvoll ließ er sich fallen, gab
sich seiner Sehnsucht hin, nicht den Triumph bemerkend, der aus den Augen des
Älteren hervor blitzte.
Ja, dachte dieser, der junge Elb ihn seinem Arm
würde mehr verlieren, als er zu geben bereit war, viel mehr. Doch standen sie
erst am Anfang. So begannen sanfte, liebkosende Berührungen, während ein
triumphierendes Grinsen sich auf dem Gesicht des Goldblonden abzeichnete.
Ja, noch standen sie am Anfang … noch.
Kapitel
4
Langsam tastend, kaum mehr mit einem Hauch berührend, setzen Hände
den Körper in Flammen. Es scheint, als stünde die Zeit still, in diesem Raum.
Ein Blick, hilfesuchend, umherschwirrend, doch letztlich an dem Fresko
hängen bleibend.
Ein Schauer bringt den Körper zum Zittern. War er denn
blind gewesen, es nie gesehen zu haben?
Das Schwert stolz erhoben steht
er da, das Haar scheint sich im Winde zu bewegen. Es ist nur ein Bild, doch
zieht ihn in seinen Bann. Ihm ist, als greiffen Flammen über, von jenem
finsteren Dämonen, hüllen den Körper noch mehr ein, halten ihn gefangen,
unentrinnbar. Und der Krieger scheint zu lachen, scheint Arges zu versprechen.
Verwirrend schüttelt er den Kopf, die Ahnung zu beseitigen, die ihm das
Bild zu zeigen scheint, die nun langsam klarer wird.
Nein, kein Zweifel
soll die Stimmung trüben, doch sanfte Hände vertreiben jegliche Gedanken. Süße
Küsse, vernebeln jede Wahrnehmung, die eben noch errettend schien.
Sachte Liebkosungen, die langsam fordernder werden, bahnen sich ihren
Weg hinab, kurz innehaltend, bevor sie das letzte Hindernis beseitigen, das den
Rest des Körpers verhüllt.
Erregtes Keuchen zeugt von wachsendem
Gefallen, ausgelöst durch die liebkosende Behandlung, sanft und doch mit festem
Griff.
Nochmals will Elladan sich zurückziehen, sich aus den Fesseln der
Sehnsucht zu befreien, als etwas sich in sein Geheimstes drängt, fordernd und
doch rücksichtsvoll, ihn baldigst Sterne erblicken lassen. Und langsam lässt der
junge Elb sich fallen, hinab in einen See der Gefühle. Denn weiß er, der Goldene
würde ihm nicht schaden. Oder glaubt er nur, die Wahrheit nicht erblicken
wollend?
Nein, er ist sich sicher, sein Herz, es drängt schon lange nach
ihm hin. Nun, in dieser schicksalhaften Stunde, ergibt er sich, wonach sein Herz
schon lang erbittet.
Kaum bleibt ihm genug Atem, jene Wörter
auszusprechen, die schließlich von seinen Lippen kommen, gesprochen in reiner
Liebe zu dem blonden Krieger.
„Le milin. Dein sei mein Herz und meine
Seele."
Kapitel 5
Eisige Stille erfüllt den Raum, selbst die Vögel, sonst singend
auf dem Fenstersims, verstummen. Elladan kann den Blick nicht deuten, der so
kühl und distanziert auf ihn geworfen wird. Erwartungsvoll schweift sein Blick,
doch alles was ertönt ist Schweigen. Kein Wort des Wohlwollens, kein Zeichen der
Gegenseitigkeit. Unerträglich geworden, versuchen Worte ihn zu verlassen,
doch stoppt ihn rüde Bewegung. „Schweig!“, Neutral gesagt, ohne Gunst ,
doch auch ohne Missfallen. Langsam nähert der Ältere sich. Doch sucht er
nicht mehr die Berührung, geht an dem Jüngeren vorbei, ihn unbeachtend.
Verständnislosigkeit ziert sein Gesicht, als er die weiche Kleidung spürt,
die weit geworfen nun an seiner Seite liegt. „Was?“, fragt er. „Du
solltest jetzt gehen.“ Verwirrung macht sich breit, weiß nichts anzufangen
mit der Aufforderung, die der Goldblonde nur allzu deutlich gab, will nichts
anzufangen wissen und verdrängt jegliche Gedanken an die unausweichliche
Wahrheit. „Gen Melin .“ Ein Hauchen nur, verzweifelter Versuch das
festzuhalten, was nicht existiert. Ein Lachen ist die Antwort, spöttisch
hervorgebracht von seinem Auserwählten. „Es war ein schönes Spiel, doch ist
es nun vorbei. Verlasse diesen Raum, bis ich zurückgekommen bin!“ Erschüttert
über diese Worte, die ihm die Erkenntnis brachten, nimmt er nur vage wahr, wie
sich die leisen Schritte entfernen, eine Tür geschlossen wird. Einzig die
Vögel, noch immer stumm am Fenster sitzend, blieben Zeugen, sahen, beobachteten
des jungen Elben Wandel. Er war gegangen, noch immer hallten die Worte in
seinem Kopf, zerstörten seine Hoffnungen, die er so lang gehegt hatte.
Langsam zur Tür hin taumelnd, ruft er leise den Namen des Blonden, hauchend,
wie ein Hilferuf, doch unerreichbar ist der gegangene nun. Kaltes Holz stoppt
den Weg, doch bietet es keine Stütze, und dann unaufhaltsam sinkt er hinab,
kauernd auf dem kalten Stein. Dunkelheit breitet sich aus in den Gedanken
und stechender Schmerz durchfährt das Herz des Liebenden, wie tausend scharfe
Splitter. Eine Träne bahnt sich hinab, als erste von noch vielen, die bald
folgen. Nichts gab es mehr, was ihn noch hielt, nichts, was ihn noch
erheitern konnte. Nun, da er das verlor, was er doch nie besessen, blieb er da,
in stiller Trauer, nicht mehr derselbe, gedemütigt, zerbrochen, nie mehr
liebend.
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