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Titel:
Die Vergangenheit holt Dich immer wieder ein - Kapitel 4/4 Autor: Wilarwen
4.
Kapitel - Seelenfrieden
Bedächtig und in kleinen Schritten löffelte er die
Schüssel leer. Es schmeckte ihm nicht, da er keinen Appetit hatte, aber er war
sich durchaus bewusst, dass sein Körper die Nahrung verlangte. Elrond
reichte ihm noch etwas des Stärkungstrankes. „Danke.“ sagte Legolas matt und
trank auch diesen in winzigen Schlucken leer. Er fühlte sich wahnsinnig
erschöpft. Elrond schien dieses zu bemerken und stützte ihn im Rücken etwas ab.
„Wie fühlst du dich nun, Legolas?“ fragte er mit einem fürsorglichen
Gesichtsausdruck. „Ich vermute, dass es gehen wird, aber ich fühle mich sehr
geschwächt und würde gerne ruhen.“ sagte der blonde Elb. Die ungesunde
Blässe in seinem Gesicht war noch nicht verschwunden. „Lege dich nur nieder
und schlummere. Es wird deinem Leibe eine Wohltat sein.“ Legolas ließ sich
zurück sinken, nachdem Elrond seine Kissen aufgeschüttelt hatte. „Mir
fröstelt es ein wenig und ich würde gerne eine Zudecke haben.“ „Natürlich,
sofort werde ich eilen und eine besorgen.“ Nicht lange danach legte Elrond
eine warme Decke über den Prinzen, der bereits eingeschlafen war. Besorgt fühlte
er dessen Gesicht und Wangen ab. „Das Fieber ist noch nicht vergangen, beten
wir dass es sich nicht wieder verschlimmert.“ sagte er leise zu Gimli, der
bisher nur wortlos dabei gestanden hatte, sein Essen hatte er nicht angerührt.
„Wird er es schaffen? Oder war diese Besserung nur eine Täuschung?“ fragte
der Zwerg und besah seinen Freund. „Das kann ich nicht sagen. Er fiebert
noch, aber lange nicht so hoch, wie zuvor. Dennoch, kehrt das Fieber wieder,
wird sein geschwächter Körper es möglicherweise nicht mehr besiegen können.“
Gimli senkte den Blick und hoffte, dass seine Gebete erhört worden waren.
Legolas schlief friedlich, so dass sich seine beiden Beschützer etwas
ausruhen konnten. Elrond entfernte sich, um ein wenig zu beten, während Gimli
nicht von Legolas Seite wich.
Nicht viel Zeit verging, als der Schlaf
des Kranken unruhiger wurde. Seine Lippen bewegten sich, die Augelider zuckten,
der Leib bäumte sich in unregelmäßigen Abständen auf, als würden ihn
schreckliche Träume plagen. „Legolas, du träumst nur…“ sagte Gimli leise und
hielt des Elben Hand. Aus Legolas Mund kamen Laute, die Gimli nicht
verstand, Worte der Heimatsprache des Prinzen. Doch auch wenn sie keinen Sinn
für den Zwerg ergaben, klangen sie traurig und voller Angst.
Erst als Legolas nach einiger Zeit
wieder friedlicher schlief, konnte sich Gimli wieder von ihm abwenden. Er sah
Elrond zwischen den Bäumen hervor kommen. Er hatte eine Schriftrolle in der Hand
und eilte auf Gimli zu. „Wir haben Botschaft aus dem Düsterwald. Frau
Galadriel hat sie geschickt. Sie konnte den König sehr rasch von seinen
Vaterpflichten überzeugen. Schon heute Nacht sind sie aufgebrochen und werden
sicherlich in den Abendstunden eintreffen.“ Gimli spürte, wie sich
Erleichterung in ihm breit machte. Sofort nahm er erneut Legolas Hand. „Du
wirst sehen, alles wird gut. Dein Vater wird kommen und dir verzeihen. Und du
wirst wieder gesund werden.“ Mit Tränen in den Augen legte der Zwerg den
Kopf auf des Elben Brust. Legolas regte sich leicht, Elrond spürte sofort,
dass er vernommen hatte, was sein Freund ihm mitgeteilt hatte. Aber Elrond
fühlte auch, dass Legolas nicht antworten mochte. „Gimli, nun lege dich
etwas zur Ruhe, du weißt nun, dass die Rettung naht.“ „Ja, du wirst Recht
haben, ich sollte etwas schlafen…“ Langsam schritt Gimli zu seinem Lager und
legte sich hin. Elrond blieb am Krankenbett sitzen. Sein Gesicht war
nachdenklich und voller Sorge. Er hatte Dinge im Herzen des Prinzen gespürt,
die der Zwerg nicht erfahren sollte. Vielleicht würde der König umsonst den
Weiten weg machen.
Es war Gimli, der einige Stunden später bemerkte,
dass etwas nicht stimmte. Legolas lag reglos unter seiner Decke. Seine
Wangen waren gerötet, die Hände heiß, als der Zwerg sie berührte. „Elrond?“
rief Gimli höchst aufgelöst. Der Heiler stürmte herbei und legte die Hand
auf Legolas Stirn. Sein Gesicht verdunkelte sich schlagartig. „Nein, das
darf nicht geschehen…..“ Elrond rüttelte leicht an Legolas Schultern.
„Legolas? Hörst du meine Worte?“ Aber der junge Elb reagierte nicht.
Nahezu leblos lag er da und rührte sich nicht. Gimli war zu erschrocken, um
ein Wort zu verlieren. Nur langsam konnte er seinen Blick von Legolas abwenden.
Er sah den Heiler an. Elrond warf ihm einen leidvollen Blick entgegen. Er
wusste, was nun zu tun war. „Gimli, bleib bei ihm….weiche nicht von seiner
Seite. Du solltest jetzt bei ihm sein….“ Mit diesen Worten schritt Elrond
rasch davon. Er wollte die beiden Freunde alleine lassen, auch wenn es ihn
schmerzte, Legolas nicht selber beistehen zu können. Verwirrt sah ihm Gimli
hinterher. Er hatte die Worte des Heilers nicht recht verstanden. Dann
lenkte er seine Aufmerksamkeit auf Legolas. Plötzlich spürte er in seinem
Herzen, was Elrond gemeint hatte. Legolas war bereit zu gehen… Zaghaft
ergriff er Legolas Hand. „Legolas….du darfst jetzt nicht fortgehen,
bitte…Legolas….ich brauche dich doch!“ Gimlis Worte waren verzweifelt, so
verzweifelt, wie er sich wünschte, dass er nicht hier war, am Bette seines
sterbenskranken Freundes. Sie hatten so viele Träume gehabt, so viele Abenteuer
bereits durch gestanden. Und nun sollte das alles nur noch eine Erinnerung sein?
Langsam schlug Legolas die Augen auf. Er sah Gimli mit einem
verschleierten Blick an. „Legolas…“ weiter kam Gimli nicht mehr. „Die
Zeit ist gekommen….ich liebe dich, mein kleiner Zwerg….“ sagte Legolas kaum
hörbar und mit gebrochener Stimme. Ein letztes Mal war das Leuchten in
Legolas Augen zu sehen, das Gimli in den letzten Tagen so vermisst hatte, ein
letztes Mal spiegelte sich die Nachtmittagssonne in dem tiefen Blau und ließ sie
wie Feuer funkeln. Doch dann erlosch die Flamme. Legolas schloss die Augen.
Jegliche Farbe verschwand aus dem zarten, wunderschönen Gesicht, die Hand
die Gimli immer noch festhielt, drückte kurz seine, bevor sie erlahmte. Ein
letztes Mal hob sich sein Brustkorb, bevor das Leben aus Legolas Leib entwich.
„Leb wohl mein großer Elbenfreund….“ sagte Gimli erschüttert, bevor er
vor dem Bett zusammensank.
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