Titel: Wenn die Blätter fallen - 19/? - Eine neue Front
Autor: S.E.


"Ihr sollt die Steine sortieren, ihr Schwachköpfe!" schrie die Wache und ließ erneut seine Peitsche auf die Zwillinge hernieder.

Elladan beugte sich über Elrohir, der bereits am Boden lag. Die anderen Gefangenen lachten laut auf.
 
Aus dem Augenwinkel sah Elladan wie sich die Wachen unterhielten und der mit der Peitsche nickte.
Er trat erneut vor die Elbenbrüder und schlug noch einmal mit aller Wucht gegen Elladans Rücken, der sich nun ebenfalls nicht mehr auf den Beinen halten konnte.
 
"Nun da ihr zu blöd seid Steine zu sortieren, werden wir für euch eine andere Verwendung finden!" erklärte der Aufseher sarkastisch.
Vier Wachen schleppen die Zwillinge aus dem Steinbruch und karrten sie fort. Doch die beiden bekamen von all dem nichts mit, da sie längst das Bewusstsein verloren hatten.
 
..
 
Elladan kam wieder zu sich als er unsanft hoch gezerrt wurde. Sofort hielt er nach Elrohir Ausschau, fand ihn neben sich stehen.
"Alles in Ordnung?" flüsterte er seinem jüngeren Zwilling zu und Elrohir nickte unmerklich.
        
Die Zwillinge wurden in ein großes Gebäude gebracht. Sie konnten nicht erkennen in welcher Gegend sie waren. Es war jedenfalls keine Stadt, höchstens eine Ansammlung einzelner Häuser und Gebäuden.
 
Im Inneren kam ihnen sofort große Hitze entgegen und man konnte das Schlagen von Ambossen hören.
Die Elbenbrüder wurden zu einer riesigen Schmiede geführt und an einen großen Amboss gekettet.
 
Elladan fühlte sich müde und erschöpft, als er seinen Bruder ansah konnte er sehen, dass es auch ihm nicht besser ging. Doch nahm man keine Rücksicht, ganz im Gegenteil.
Ein Wärter kam zu den Elben und drückte ihnen einen zu bearbeitenden Schwertrohling in die Hand.
"Schmiedet es gut! Dann bekommt ihr etwas zu trinken, bei zwei Schwertern etwas zu Essen und nach jedem 3. Schwert bekommt ihr eine Pause." Mit seiner Peitsche schlug der Wärter einmal in die Luft und der Peitschenschlag ließ die Elben erzittern.
Diese Drohung fruchtete und sofort begannen die Zwillinge die Schwerter zu schmieden.
 
…..
 
 
Haldir trug Lothion bis in den Felsenpalast. Er hielt den rothaarigen Waldelb in seinen Armen und sprach den ganzen Weg zurück mit seinem Geliebten.
Schließlich brachte Haldir ihn in die Räume der Heiler und legte ihn auf ein vorbereitetes Bett.
Zwei Heiler waren zurückgeblieben um die Verwundeten zu versorgen.
 
Sofort kümmerte man sich um Lothion, der vorsichtig aus seiner Rüstung geschält wurde. Haldir wich dabei nicht von seiner Seite und versuchte dem Heiler zu helfen wo er nur konnte.
Der Oberst hatte sein Bewusstsein nicht wieder erlangt, stöhnte aber immer wieder auf.
Der Heiler brauchte lange um die tiefe Wunde in Lothions Bauch zu versorgen. Die Wunde am Bein war mit wenigen Stichen genäht.
 
Schließlich war der Heiler mit seinem Werk zufrieden und deckte Lothion mit einer leichten Decke zu, so dass die Verbände nicht mehr sichtbar waren. Haldir zog den Heiler vom Bett weg und sah ihn ernst an.
"Wird er überleben?" fragte der Galadhrim mit heiserer Stimme, die eisblauen Augen sahen verzweifelt hinüber zum Geliebten.
"Hauptmann, ich will ehrlich sein. Der Oberst wird alle Hilfe sämtlicher Valar benötigen um diese Verwundung zu überstehen. Ich weiß wie stark er ist, deshalb hab ich auch eine kleine Hoffnung. Die solltet auch Ihr haben. Aber rechnet trotzdem damit, dass Oberst Lothion noch diese Nacht Mandos Hallen erreichen wird.
Aber denkt dran: Die Hoffnung stirbt zuletzt! Ruft mich wenn Ihr meine Hilfe braucht!"
 
Mit diesen Worten ließ der Heiler die beiden Elben alleine zurück. Er hatte noch mehr Verwundete zu versorgen.
 
Haldir nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben Lothions Bett. Er nahm vorsichtig die Hand des Geliebten und streichelte ihn. Er tupfte die schweißnasse Stirn ab und sorgte dafür, dass immer genug frischer Kräuterduft in der Luft lag, der Lothion das Atmen erleichtern sollte.
 
In den frühen Morgenstunden wurde Lothion unruhiger, er begann sich zu bewegen und sich aufzubäumen. Haldir versuchte ihn ruhig zu halten, in dem er seinen Geliebten streichelte und ihm Worte der Liebe zuflüsterte.
"Lothion, du musst stark sein! Du hast mir versprochen, dass wir gemeinsam nach Valinor ziehen. Du darfst jetzt nicht alleine vorgehen! Was, wenn ich dich in Mandos Hallen nicht finde? Bitte bleib bei mir! Du bist doch der Starke! Du bist mein Oberst! Wer soll mir den Weg weisen? Komm zurück, ich weiß, dass du es vollbringst! Zeig ihnen, dass niemand Lothion besiegen kann. Beweis ihnen, dass unsere Liebe stärker ist, als der Tod! Du wirst ihn besiegen, hörst du!"
 
Von den fast geschrienen Worten Haldirs wurde der Heiler aufmerksam und betrat das Zimmer.
Sofort untersuchte er Lothion und sah mit besorgter Miene zu Haldir.
"Es tut mir Leid, aber es geht zu Ende. Er hat die Kraft nicht mehr, lasst ihn ziehen und in den Hallen Frieden finden!" erklärte der Heiler leise.
 
Doch Haldir schüttelte den Kopf.
"Nein, nein. Er wird mich nicht alleine zurücklassen! Er wird mich nicht alleine lassen, nie wieder!"
Der Galadhrim beugte sich über Lothion und küsste den kaum noch atmenden Gefährten.
"Bitte Lothion, bitte!", flehte Haldir und nahm Lothion in seine Arme. Er wiegte ihn wie ein kleines Kind.
 
"D….du b..ring..st mich ummm!"
 
Haldir hielt inne und legte Lothion zurück auf das Kissen. Der Oberst hatte seinen Augen geöffnet und sah den Hauptmann an.
"Niiie, weerdde iiich ..lleine fort…..gehn!" flüsterte Lothion und lächelte.
 
Haldir konnte es kaum glauben. Er sah den Heiler an, der bereits wieder begann den Patienten zu untersuchen.
Dann sah er wieder Lothion an.
"Du lebst, mein Lieber du lebst! Ich kann es kaum glauben!" Haldirs Tränen vermischten sich mit Lothions Schweiß, als er ihn küsste.
"Leebe! L..assss uns nnachh Val..nor..!"
 
Und Haldir war nur fähig zu nicken.
 
Im Türrahmen stand Thranduil und lächelte zu frieden. "Lasst uns nach Bruchtal reisen!"
 
.....
 
Zwei Wochen später waren alle Verwundeten soweit genesen, dass sie fähig waren, die anstrengende Reise über das Nebelgebirge zu überstehen.
 
Lothion und zwei weitere Elben wurden auf Pferde gesetzt und wurden von je einem weiteren Elben gehalten.
Haldir ließ es sich natürlich nicht nehmen hinter Lothion zu sitzen und seinen Geliebten persönlich nach Bruchtal zu geleiten.
 
König Thranduil ritt an der Spitze der kleinen Gruppe von Elben, die den längeren Weg über den Rothornpass wagte. Doch diese Passage war wesentlich einfacher zu überqueren, besonders, da sie noch immer Elben dabei hatten, die unmöglich Berge erklimmen konnten.
 
Vier Wochen später erreichten die den Bruinen und wurden bereits vor der Furt von der Wache empfangen. Die Elben aus Eryn wurden sofort ins Tal geführt.
Ein großes Empfangskomitee stand bereit um die überlebenden Krieger zu begrüßen.
 
Während Thranduil seine Königin in die Arme schloss trug Haldir Lothion in die Räume der Heiler.
Er merkte nicht einmal, dass sein Bruder ihm folgte.
Erst als der Hauptmann Lothion auf ein Bett gelegt hat und dem schlafenden Gefährten einen Kuss gab, spürte er die Hand auf seinem Rücken.
Haldir drehte sich um und lächelte erleichtert Orophin an.
"Bruder! Ist das schön euch zu sehen!"
 
Doch der Gesichtsausdruck Orophins ließ böses erahnen. Haldir sah seinen Bruder mit großen Augen an.
"Nicht Rúmil…bitte nicht!"
Doch Orophins Nicken ließ ihn auf die Knie gehen.
 
Niemals hätte der Galadhrim gedacht, dass einer seiner jüngeren Brüder zu Tode kommen würden. ER war doch der mit dem gefährlichen Auftrag, er war doch der ohne Überlebenschance.
 
Haldir ließ sich von seinem Bruder in sein Zimmer führen und er erzählte im alles, was vorgefallen war in der letzten Zeit, in der sie sich nicht gesehen hatten.
 
Als Orophin von der Entführung und möglichen Ermordung Niniels hörte saß der Hauptmann nur noch fassungslos da. Wie konnten Menschen selbst zu ihrer eigenen Rasse so brutal sein. Er fühlte mit Orophin und versuchte ihm Mut zuzusprechen, Mut den er eigentlich nicht mehr hatte.
So weinten sie gemeinsam, bis ein Heiler Haldir rief, denn Lothions war erwacht und verlangte nach ihm.
Selten ersehnte sich Haldir die Nähe seines Gefährten wie in dieser Zeit. Er wusste, das ihre Liebe diese schlimme Zeiten erträglicher machten.
 
……
 
 
Niniel wurde es gestattet eine Stunde am Tag aufzusehen. Die Sklavin Eirien half ihr dabei, denn ihre Muskeln waren geschwächt und der nun deutlich sichtbare Babybauch erschwerte ihr das Laufen.
 
Sie stellte sich wie jeden Tag hinter das Fenster und sah durch den dünnen Vorhang hinaus in die Straßen des 6. Ringes.
Sie war nun schon 5 Monate eingepfercht in diese vier Wände und obwohl Aragorn schon seit 2 Monaten von ihrer Schwangerschaft wusste kam er dennoch regelmäßig zu Besuch um noch einmal "sicherzugehen".
 
Sie litt unter der Gewalt des Königs und versuchte es so schmerzlos geschehen zu lassen wie nur möglich.
Sie hatte Angst um Orophins Sohn, er würde es spüren wenn seine Mutter litt, deshalb gab sie beweitwillig nach und erfüllte dem König jeden noch so abartigen Wunsch.
 
Wenn Niniel am Fenster stand und die Menschen beobachtete war sie wieder soweit aufzugeben und einfach zu sterben.
Sie wusste, dass es den Dúnedain möglich war ihren Tod selbst zu bestimmen. Doch sie sehnte sich so sehr nach Orophin und ihren Sohn, dass alleine dieser Gedanke ihr half stark zu bleiben und zu leben.
 
Sie flehte die Valar an, dass sie ihren Geliebten zu ihr führen würden. Dass Halbarad spürte, dass sie noch lebte. Er sollte kommen und sie retten.
Wie die Prinzen in den Büchern, die sie als Kind vorgelesen  bekommen hatte.
 
Doch die Prinzen kamen nicht. Stattdessen machte die neu aufgestellte Armee Aragorns sich auf den Weg nach Rohan.
 
Sie sah den Zug der Soldaten aus der Stadt ziehen, wie damals, vor einer Ewigkeit, als die Menschen gegen die Elben zogen.
Auch diesmal würde niemanden den König aufhalten, ganz im Gegenteil. Die Straßen waren gesäumt mit Frauen, Alten und Kindern, die ihren Männern aufmunternd zuriefen. Es wurde gesungen und getanzt und Niniel konnte nur den Kopf schütteln beim Anblick der geschmückten Straßen.
Wieder einmal würde man das, was sie liebte vernichten wollen.
 
Sie strich sich über ihren gewölbten Bauch. "Mein Sohn, es wird gut, vertrau mir. Dein Vater wird uns finden!" flüsterte Niniel und lächelte dabei.
 
Die Sklavin war damit beschäftigt das Bett frisch zu beziehen, der König war die ganze Nacht bei Niniel gelegen.
Immer wieder sah die junge Gondorianerin zu der Gefangenen. Sie konnte nicht verstehen, wie diese Frau das alles ertragen konnte.
Sie spürte, dass die schwangere Frau eine hochgestellte Frau sein musste. Doch sie hatte keine Ahnung wer es war, zumal sie so oft in einer, ihr völlig fremden, Sprache redete.
 
Noch immer wurde es ihr nicht gestattet mit der Gefangenen zu sprechen, so erledigte sie schweigend ihre Arbeit und schrieb nur hin und wieder ein paar Worte auf den Boden.
Eirien wusste von der Gefangenen nur zwei Namen oder Worte: Orophin und Niniel.
Sie hatte den Namen noch nie gehört und machte sich auch keine weiteren Gedanken darüber.
 
An diesem Tag hatte sie es eilig, denn sie war zum Haus des Sohnes ihres Herrn gerufen worden.
Der junge Herr Boromir, den sie so sehr verehrte.
Es tat ihr leid, die arme Gefangene heute nur so kurz zu besuchen, doch morgen war auch noch Zeit sich etwas um die Frau zu kümmern.
 
Niniel spürte wie sich die Sklavin eilte und immer wieder zu Tür starrte.
"Du hast noch etwas anders zu tun?" fragte die Dúnadan und Eirien sah nur zu Boden.
"Geh ruhig, es geht mir gut!" log Niniel, die sich nur mit Mühe auf den Beiden halten konnte.
 
Die Sklavin nickte und verbeugte sich, bevor sie das Zimmer verließ.
Die Wache sah grimmig zu Niniel. "Du darfst frei bleiben bis zum Abend!" stellte er barsch fest und knallte lustlos das Tablett mit Essen auf den kleinen Tisch neben dem Fenster.
 
Dann war Niniel alleine, sie legte sich in das frischbezogene Bett und weinte sich langsam in den Schlaf.
 
...............
 
Eirien hingegen rannte förmlich aus dem Haus und hinüber in das Haus Boromirs. Sie wurde sofort in die oberen Stockwerke geschickt. Im großen Salon hatte eine Dienerin ein Feuer im Kamin entfacht und am Fenster stand eine Gestalt.
Doch es war nicht der Hausherr. Die Person, die sie sah, hatte lange gewellte Haare, die zu einem Zopf geflochten waren. So konnte Eirien die spitzen Elbenohren sehen.
 
Sofort wollte sie den Raum verlassen, da sie glaubte falsch zu sein, dabei lief sie direkt Boromir in die Arme.
Er fing sie auf, hob sie hoch, hielt sie fest und küsste sie lange und leidenschaftlich.
"Da bist du ja! Ich warte schon den halben Tag auf dich."
 
Eirien erwiderte den Kuss und strich Boromir das Haar hinter die Ohren. "Verzeih mir mein Herr, ich musste noch zu dem Besuch des Königs. Doch nun steh ich Euch zur Verfügung, für den Rest des Tages!"
 
Boromir trug die junge Gondorianerin in den Raum zurück und stellte sie erst vor dem Kamin wieder auf ihre Beine.
Der Elb drehte sich um und nickte den Beiden zu. "Ich werde mich zurückziehen!", sagte er knapp und durchquerte lautlos den Raum.
 
Boromir nickte "Lord Glorfindel, darf ich Euch bitten die Schreiben für die Elben vorzubereiten? Heute Nachmittag kommt der Bote!"
Glorfindel nickte und zog sich zurück, er wollte noch einen Brief für Erestor beifügen. Sein Gemahl hat lange genug auf ein Lebenszeichen warten müssten.
 
Boromir zog die junge Frau hinunter auf die Felle, die vor dem Kamin lagen. Lang und innig küssten sie sich und der junge Truchsesserbe öffnete das schlichte Gewand der Sklavin.
"Wieso bleibst du nicht hier? Warum gehst du immer wieder zurück zu meinem Vater?" fragte Boromir, während er immer und immer wieder den Körper Eiriens küsste.
 
"Mein geliebter, schöner Prinz! Ich muss mich um die arme Frau kümmern. Der König verehrt und begehrt sie. Aber sie geht dort oben ein. Sie leidet unter der Einsamkeit, sie und das Kind, das sie erwartet!"
Boromir schüttelte den Kopf. Er fragte sich immer wieder warum Aragorn sich noch mehr Frauen hielt, wo er doch die schönste aller Frauen als seine Königin hatte.
Niemand kannte die Frau, die in seinem Vaterhaus lebte. Nicht einmal Denethor hatte sie je zu sehen bekommen. Sie wurde besser bewacht als Aragorn selbst.
Boromir dachte sich einfach, dass es wahrscheinlich eine weitere Elbin war, die ja eigentlich gar nicht mehr leben durften.
 
Doch an diesem Nachmittag wollten sich die beiden Liebenden keine Gedanken darüber machen was noch geschehen würde.
Sie lagen vor dem Kamin und liebten sich, zärtlich und voller Hingabe.
 
……..
 
A/N: etwa 3 Monate früher in Rohan
 
König Théoden stand auf den Zinnen des Klammwalls und sah hinunter in die Schlucht. Die Häuser vor der Mauer waren bereits so gut wie geräumt und die Bewohner hinter dem sicheren Wall untergebracht.
 
Seit der König der Rohirrim von Gandalf informiert wurde, dass Gondor seine Truppen gegen Rohan schickt, ließ Théoden mobil machen. Jeder Mann, der eine Waffe tragen konnte, wurde einberufen. Knaben, die kaum den Rockzipfel ihrer Mutter verlassen hatten, genauso wie alte Männer, die bereits zu viele Winter gesehen hatten.
Doch in einem waren sich alle einig. Sie wollten um jeden Preis ihre Freiheit verteidigen und niemals unter der Herrschaft Gondors leben, lieber sterben.
 
Die Frauen sorgten für Pfeile, bespannten Bögen und sollten die Verwundeten versorgen. Einige wenige weibliche Kämpfer, wie Éowyn, gab es allerdings auch in Rohan und sie schworen sich, genauso zu kämpfen wie ihre Männer.
 
Théoden hörte hinter sich Schritte und begann, ohne sich umzudrehen, zu sprechen.
"Sag mein Sohn, solltest du nicht bei deiner Einheit sein? Es ist noch nicht Zeit für die Nachtruhe!"
Seine Stimme klang ruhig und väterlich.
 
"Die Waldläufer bilden die Bauern und Handwerker in Windeseile aus Vater, aber sie brauchen ihre Zeit. Es sind einfache Menschen, die willig sind zu lernen, jedoch fehlt es ihnen an der Fertigkeit des Krieges. Sie trainieren Tag und Nacht, hab keine Sorgen, bis Gondor eintrifft, werden wir ein Gegner sein, der es Aragorn nicht leicht machen wird, einen Sieg davon zu tragen. Wir werden unsere Freiheit nicht einfach aufgeben!" sprach Théodred und der König drehte sich zu seinem Sohn um.
 
Stolz erhob er sein Haupt. "Deine Worte machen mich stolz, mein Sohn! Unser Volk ist ein starkes Volk, wir werden Gondor Schmerzen zufügen, die es so schnell nicht vergessen wird.
Nun komm, es gibt noch viel zu tun! Éowyn soll ruhen, gehe und löse sie bei der 3. Einheit ab!"
 
Théoden nickte seinem Vater zu und verbeugte sich. "Ja mein König!" Er machte sich auf den Weg hinunter in die versteckten Höhlen und hielt inne als sein Vater ihn noch einmal rief.
"Théodred, sprich endlich mit ihr! Euch bleibt nicht mehr viel Zeit!" Ein Lächeln huschte über Théodens Gesicht und sein Sohn sah ihn überrascht aber erleichtert an.
"Ja Vater!"
 
 
Théodred fand Éowyn in einer der hinteren Höhlen, die als Vorratslager diente. Soviel Nahrung wie möglich wurde herbei geschafft, damit man auch mehrere Wochen einer Belagerung standhalten konnte.
Die Schildmaid drehte sich um und sah den Prinzen kommen, ihr Antlitz erstrahlte, doch sie versuchte ihre Freude zu verbergen.
Der Pferdeprinz ging mit schnellen Schritten auf sie zu und auch er lächelte, was wiederum Éowyn überraschte.
 
Noch mehr überrascht war die junge Frau, als der Prinz sie in seine Arme nahm, sie hochhob, einmal um die eigene Achse drehte und sie wieder auf den Boden stellte. Noch ehe Éowyn Luft holen konnte, hatte sie bereits seine Lippen auf den ihren und ein inniger Kuss sprach mehr als tausend Worte.
 
Als sie sich endlich trennten begannen alle Menschen um sie herum zu grölen und zu jubeln. Erst jetzt bemerkten sie, dass die beiden gar nicht alleine in der Höhle waren, sondern zig Männer damit beschäftigt waren Lebensmittel zu stapeln.
Die beiden Liebenden lächelten einander an und Théodred wurde noch mutiger. Er kniete vor Éowyn und nahm ihre Hand.
 
"Holde Lady Éowyn, Schildmaid Rohans, wollt Ihr Euch mit mir, Théodred, Sohn Théodens, einfach nur verliebt, Euch mit mir vermählen und die Zeit, die uns noch bleibt, gemeinsam mit mir verbringen?"
Éowyns Lachen konnte man bis vor in der Eingangshöhle vernehmen und der König nickte zufrieden.
Die Schildmaid sah ihren Prinzen an und lächelte.
 
Völlig abweichend, von der üblichen Form der Antwort nickte die junge Frau und sagte: "Mein geliebter, hübscher Prinz! Nichts lieber würde ich tun, als mit dir den Rest unserer Tage zu verbringen!"
 
Es wurde noch mehr gegrölt und der König gestattete eine kleine Feier, die bis spät in die Nacht Rohan mit Freude bedachte.
 
….
 
Drei Monate später standen die Rohirrim bereit. Hoch auf den Zinnen der Hornburg und dem langen, hohen Klammwall standen sie und sahen die Armee Aragorns kommen.
Ein kalter Wind blies Théoden das graublonde Haar ins Gesicht.
 
"Und so beginnt es!"




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