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Titel:
Die Vergangenheit holt Dich immer wieder ein - Kapitel 3/4 Autor: Wilarwen
3. Kapitel: Eine Besserung?
Legolas erwachte erst am frühen Morgen. Um ihn herum war es fast noch
dunkel und abgesehen von den üblichen Naturgeräuschen war es still und
friedlich. Er drehte vorsichtig den Kopf und sah Elrond und Gimli an seinem Bett
sitzen. Gimli schien zu schlafen, und auch Elrond war völlig reglos. Ein
unaufschiebbares Bedürfnis machte sich bemerkbar. Unter Anstrengung versuchte er
sich aufzurichten.
Nach einiger Zeit schaffte er es, sich auf den Rand
seines Lagers zu setzen. Er fühlte sich benommen und schwach, aber wohler, als
in den Stunden zuvor. Nur wage erinnerte er sich an die letzten beiden Tage. Er
war mit Gimli unterwegs gewesen, sein Körper hatte Kraftlosigkeit gezeigt,
danach wusste er kaum noch etwas. Einige bruchstückhafte Erinnerungen an
Gesichter und Stimmen, sonst nichts. Was war mit ihm geschehen? Sein Kopf
schmerzte ein wenig, aber es war erträglich. Nur die Mattheit in seinen Gliedern
war ihm völlig unbekannt. Wieder sah er zu seinen Beschützern. Warum saßen sie
dort und lagen nicht in ihren Betten? Warum wachten sie an seinem Lager?
Er bestrebte, sich auf seine Beine zu stellen, aber es war ihm beinahe
unmöglich. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen. Sollte er einen der
beiden wecken und um seinen Beistand bitten? Er verwarf diese Überlegung mit
einem Anflug von Scham und als seine Schritte ein wenig sicherer wurden, ging er
langsam zwischen die angrenzenden Bäume in eine etwas abgelegene, geschützte
Ecke.
Elrond erwachte kurz darauf und entdeckte das leere Bett. Es
dämmerte bereits, er stand auf, sah sich erstaunt um und spitzte die Ohren. Kein
Geräusch war auszumachen, bis auf den fröhlichen Gesang der Vögel in den frühen
Morgenstunden. „Gimli, erwache, dein Elbenfreund ist verschwunden.“ Gimli
öffnete beinahe sofort die Augen. „Verschwunden….“ Auch er erblickte die
verlassene Stätte. „Aber, wo kann er denn…er kann doch nicht alleine…oder doch?“
Elrond zog die Stirn in Falten. „Vielleicht hat mein Stärkungstrank doch eine
Wirkung gezeigt, aber dass er alleine aufsteht hätte ich nicht vermutet. Wir
müssen ihn suchen, sein Körper ist zu geschwächt, Legolas könnte zusammenbrechen
und sich verletzen.“
Gimli nickte und folgte ihm. „Legolas?“ rief Elrond
in den Wald hinein. „Bist du dort irgendwo?“ Gimli blieb unsicher stehen. „Wir
sollten ihn anständigerweise eine Weile alleine lassen, vermutlich hatte er ein
dringliches Geschäft zu erledigen und es wäre sehr indiskret von uns, ihn dabei
zu aufzuspüren.“ sagte er leise. Elrond blieb ebenfalls stehen. „Das mag sein,
aber doch ist die Gefahr zu groß, dass ihn jegliche Kräfte verlassen. Wir können
ihn nicht alleine lassen. Er hätte uns aufwecken müssen. Dieser junge Elb dachte
wahrscheinlich, dass er das alleine bewerkstelligen kann. Oder die Beschämung
war zu groß.“
Gimli war mit dieser Antwort nicht zufrieden, er wollte
Legolas ein wenig Ungestörtheit gewähren. „Herr Elrond, wenn wir zumindest
wenige Minuten warten könnten, vielleicht kommt er in absehbarer Zeit zurück.“
Elrond musste ein wenig lächeln. „Nun gut, dann werde ich dir diesen Wunsch
erfüllen und wir warten hier am Waldeingang. Aber sollte Legolas in den nächsten
Momenten nicht auftauchen, müssen wir ihn suchen.“ Elrond sah in den Wald
hinein, aber trotz seiner scharfen Augen konnte er nichts ausmachen. Gimli war
zufrieden, er war Legolas’ Freund und wenn es dessen Wunsch war, sich alleine in
den Wald zu begeben, würde er seine Gründe dafür haben. Legolas würde das schon
schaffen, Gimli setze sein vollstes Vertrauen in ihn.
Und er schien
Recht zu behalten, nach einigen Minuten tauchte im Morgennebel des Waldes eine
weißgekleidete Gestalt auf. Erlöst erkannte Gimli, dass es Legolas war. Elrond
eilte sogleich auf ihn zu. „Was hast du dir nur dabei gedacht? Du kannst doch
nicht ohne Geleit in den Wald verschwinden. Danke deinem Freund, dass wir dich
nicht in einer unangenehmen Lage aufgefunden haben.“ Elrond klang erzürnt,
atmete dann aber tief durch. Auf Legolas bleichem Gesicht war Scham zu erkennen
und er blickte zu seinen Füßen. „Es tut mir leid Legolas, ich wollte dich nicht
zurechtweisen, aber ich war in größter Sorge um dein Wohl.“
Elrond
bemerkte, dass Legolas sehr unsicher auf den Beinen wurde und legte den Arm um
seine Schultern, um ihn zu stützen. „Nun komm, du solltest dich vorerst wieder
zur Ruhe legen, ich denke, du hattest genug Bewegung. Und wenn du noch mal einen
Ausflug in den Wald planst, frage bitte nach Unterstützung. Du bist zu sehr
entkräftet. Ich kann dein Schamgefühl nachempfinden, aber dennoch darfst du dich
nicht alleine fort stehlen.“ Langsam führte er ihn aus dem Wald hinaus und half
ihm, sich nieder zu legen. „Möchtest du versuchen, etwas zu dir zu nehmen? Es
würde deinem Leib sehr gut tun.“ fragte er mit sanfter Stimme.
Legolas verspürte keinerlei Appetit,
aber dennoch nickte er. Er fühlte sich müde und erschöpft, vielleicht war sein
Alleingang doch etwas zu viel für ihn gewesen. „Ich werde jetzt etwas zum
Speisen herbringen lassen.“ Elrond verschwand. Gimli sah Legolas lächelnd an.
„Ich bin so froh, dass es dir besser geht. Aber jage uns bitte nicht noch einmal
so einen Schrecken ein.“ Legolas versuchte zurück zu lächeln, aber es gelang ihm
nicht. „Es tut mir leid. Ich wollte euch nicht unnötig wecken.“ sagte er leise.
„Unnötig? Das wäre keineswegs unnötig gewesen. Du hättest ohnmächtig werden
können, während wir seelenruhig schliefen.“
Legolas nickte verständig.
„Ich weiß, das war sehr dumm von mir. Aber….mir war es unangenehm euch deswegen
zu fragen und begleitet zu werden.“ „Ich kann das nachfühlen, aber mache es
bitte nicht erneut, ja?“ Legolas nickte. „Ich bin sehr müde.“ sagte er leise.
Gimli sah ihn an wie eine gewissenhafte Mutter. „Du solltest vorher etwas essen,
schon seit du hier bist, hast du alles wieder von dir gegeben. Und das ist auch
für einen Elb nicht gut.“ Der Elb seufzte. „Vermutlich werde ich es auch jetzt
wieder erbrechen. Mein Magen fühlt sich nicht behaglich an.“ „Trotzdem solltest
du es versuchen.“
Die Unterhaltung wurde durch das Erscheinen Elronds
und Celeborns unterbrochen. Zwei Elben brachten ein paar Speisen und entfernten
sich wieder. Celeborn trat an Legolas heran. „Ich bin sehr erfreut, dass du zu
genesen scheinst. Wir waren in heller Aufregung um dein Wohlbefinden. Meine
Gemahlin wird diese Botschaft, so hoffe ich, spätestens morgen empfangen. Unsere
Gebete sind erhört worden. Nun erhole dich von den Strapazen deiner Krankheit
und fühle dich hier geborgen.“ Nach diesen Worten nickte er Elrond zu und
entfernte sich wieder. Elrond trat mit einer Holzschale an Legolas Bett. „Ich
habe dir eine leicht bekömmliche Speise zubereiten lassen.“ Liebevoll half er
dem Kranken sich aufzusetzen und reichte ihm das Gefäß und einen Löffel. „Iss
langsam, so wird es dein Magen leichter annehmen.“ Legolas nickte und begann
langsam zu essen.
zum 4. Kapitel
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